4 #V Mr 12 ^ J» , * * Ij^V*^ ^ .%§ *i k£t "*^ -# » <1 % ^^^M HiJL £ ibrarjj of % Maaeraft COMPARATIVE ZOOLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. jFounDeli 65 prftate sulmcrfjjtfon, fn 1861. DR. L. de KONINCK'S LIBRARY. No. /?2. . Sitzimgskrichte dcr kaiserlkhcn Mademie der Wisseiisrliafleit. Mathematiseh-naturwissenscliaftliche Classe. Ffi lifter IttiiMl — m*^Bm* — Wien, 1850. Aug der kaiserlich-koniglichen Hof- und Staats-Druckere In Commission beiW.Braumiiller, Buchhiindler des k. k. Ilofes und der k. Akadcmio der Wissenschaften. Sitzimgsberichte tier isiathematiscIi-naturwissenschaftlicIienCIasse der kaiserlichen Akademie tlerWisseiiscIiaften. Fii-nfter Band. Jahrgang 1850. Heft 6—10. (Juni — December.) ArWien, 1850. A,,s der kaiserlich-koniglichen Hof- und Staats-Druckerei. In Commission bei W. Braumiiller, Buchhandler des k.k. Hofes und der k. Akademie der Wissenschafien. I I ii h a 1 1. Sitzung vora 6. Juni 1850. Seite Se. Exc. der Hr. Prasident zeigt der Classe an, dass nunmehr der prov. General - Secretar Prof. Schrotter sein Amt ange- treten habe, und dankt dem Reg.-R. von Ettingshausen fur seine bisherige Geschjiftsleitung 3 Giidel , G. Consul zu Beirut, iibersendet ein (weiblicb.es) Exemplar von Hyrax syriacus — Minislerium des Cultus und offentlichen Unterrichtes iibersendet die meteorologischen Beobachtungen des Prof. Gallo in Triest 4 Unger, Brief iibcr die Flora von Sotzka — Rochleder und Ulasiwetz, Abbandlung fiber die Wurzel der Chio- cocca racemosa , 6 Brendl, meteorologiscbe Beobachtungen im Moriate Mai .... 15 Kollar , Bericht iiber ein von Herrn Brittinger in Steyr eingesen- detes Insect (Blatta germanica) — „ 5ber Monas prodigiosa Ehrb 16 „ Abhandlungen des naturwissenscbaftlicbenVereins in Hamburg 18 Weriheim, Wilhelm , Hauptresultate seiner neuesten Untersuchungen iiber die allgemeincn Gesetze des Gloichgewichtes und der Bewegung der fliissigen Korper 1!> Ettingshausen, zur Nachweisung der Eixstenz der Wurzeln alge- braischer Gleichungen 31 „ Beitrag zur Integration irrationaler Differential-Pormeln . 34 &itzung vom 13. Juni 1850. ioios-Verein dankt fiir die ihm bewilligte Unterstiitzung .... 37 Kreil, Vortrag iiber das Inductions - Inclinatorium an der Prager Sternwarte u. iiber ein selbstregistrirendes Metalltbermometer — Schalus, Vortrag iiber die Krystallformen des Weinsteius und des essigsauren Kupferoxyd-Kalkes CaO, CuO, C4 H3 03, 8HO 42 Pierre, Debar eine Methode, die Spannkraft der Diimpfe in der Luft direct zu messen 46 Haidinger , Antrag, naturwissenscbaftliche Expeditionen betreffend 75 Bone, Antrag auf Begriissung der British Association 76 Sitzung vom 20. Juni 1850. Abgabe der Fossilien aus Lesina und Santorino an die k. geolo- gische Reichsanstalt und das k. Hof-Mineralien - Cabinet . — Rochleder und. Hlasiwetx, Notiz iiber ein Stearopten aus Cassia-Oel 77 Ansuchen der nied. osterr. Ijandwirthschaftsgesellschaft um Be- theilung mit den akademischen Druckschriften 80 Ministerium fiir Landescultur iibersendet den Bericht des k. Berg- gerichtes zu Schemnitz iiber magnetische Declinations-Be- obachtungen ....... 81 Ettingshausen, Bericht iiber Spitzer's Abhandlungen ..... 82 „ Aufsuchung der reellen und imaginaren Wurzeln einer Zah- lengleichung hiiheren Grades — „ Gesetze in den hiiheren Zahlengleichungen mit einer oder mehreren Unbekannten .... — „ Skizzen aus dem Gebiete der hiiheren Gleichungen ... — Kollar, Ueber Weinbeschiidigung durch einen kleinen Nachtfalter Tortrix Roserana 89 Haidinger , Ueber Dr. Constantin v. Ettinghausen's Synopsis der fossilen Flora von Radoboj ........ . . . 61 Seite Si tzung vom 4. Juli 1850. Vaisse, Methode, die geographlschc Liinge avif der See zu bestimmen 95 Briihl, kleine BeitrKge zur Anatomie der Haussaugethiirc .... — Ausschuss der Landwirthschaftsgesellschai't iibersendet die neuen Gesellschaftsstatuten — Rochleder, liber das Caffe'in 96 Boue, fiber sein Werk: „La Turquie d'Europe" lot A. V. Ettingshausen, iiber einige Eigenschaflen der Fl&chen, welche zur Construction der imaginaren Wurzoln der Gleichungen dienen 119 Sitzung vom 11. Juli 1850. ■ Academic de Medecine zu Paris, Tauschantrag 127 Kunssek , Bericht iiber die bisherige Wirksamkeit der meteorologi- schen Commission . . . .* — Sehrotter, Bericht der wegen Untersuchung der inliindischen Koh- len niedergesetzten Commission 135 Haidinger : Mittheilungen, a) Auszug aus einem Berichte des Dr. Const, v. Ettingshau- sen an die k. k. geol. Reich san Malt, iiber seine neucn For- schungen 136 b) Mittheilung eines Briefes von R. Gbppert in Breslau iiber dieVersteinerungen der Steinkohlenformation in den Schie- ferbriichen aus der Gegend von Troppau 137 c) Ueber Arnstein's Beobachtungen iiber die Eisperiode des Winters 1849— 1850 in Pesth 138 d) Ueber das von Herrn Patera in Przibram mit giinstigem Er- folge ausgefiihrte Vcrfahren, das Silberchlorid aus den Er- zen mit einer concentrirten Kochsalzlbsung unter Anwen- dung eines massigen Druckes zu gewinnen 139 e) Ueber zwei Schiidel von Ursus speliius 140 Briicke, iiber die Abhandlung „Beobachtungen iiber die Gesetze der Pulsfrequenz und Kijrperwarme in den normalen Kustiinden, so wie unter dem Einflusse bestimmter Ursachen" von Ru- dolph Lichtenfels und Rudolph Frbhlich 141 Heckel, iiber das Wirbelsiiulen-Ende der Ganoiden und Teleostiern . 143 KHz ii nit vom 18. Juli 1850. Weisse, metcorologische und magnetische Beobachtungen von Kra- kau, im Monat Juni 1850 I*8 Kusche, Ansuchen, das im Besitze der Akademie beflndliche Kilo- gramm copiren zu diirfen Vnger, Schreiben , in welchem derselbe seine Prioritiit in Bezug au£ die Flora von Radoboj und Solzka gegen Dr. Const. v. Ettingshausen geltend macht — Koller, Bericht iiber Bohm's Abhandlung „Beobachtungen von Son- nenflecken, und Bestimmung der Kotations-Elemente der Sonne" 150 Briicke, Bericht iiber Molin's Abhandlung „Studi anatomieo - mor- phologic! sugli stomachi degli uccelli" 153 Doppter, einige Mittheilungen und Bemerkungen, seine Theorie des farbigen Lichtes der Doppelsterne betreffend 154 Rochleder , Bericht iiber mehrere in seinem Laboratorium vorge- nommene Arbeiten : a) Sehwarz, Robert, „iiber die Producte der trockenen De- stination mit Kalk" 159 b) Hlasiwetz, Heinrich, ,, iiber einige Verbindungen der Ra- dical a ih «"" 171 c) Willigk, Erwin, „iiber die Wurzel der Cephaelis Ipeca- cuanha" 190 Seitc Ilaidinger, a) iiber das erste Quartalheft des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt 198 b) iiber einen Bericht des Dr. Constantin v. Ettingshau- sen, enthaltend die Resultate seiner Studien fiber die fossile Flora von Parsehlug 200 c) Eisverhallnisse der Donau, beobaehtet in Pesth im Winter 18*a/5|1, von Prof. Dr. Arenstein 201 Kollar, fiber die Cerr-Eichen-Blattwespe Tenthredo (Emphytus) Cerris 206 Schabus , fiber die Krystallformen der Zimmtsaure , der Hyppur- siiure und des hyppursauren Kalkes — Sitzung vom 3. October 1850. Martin, Neue Behandlung des Starkekleisters fur Photographie auf Glas 227 Fuchs, Ansuehen, seine „Geschichtliche Oarstellung des ungarischen Hiittenwesens etc." betreffend 228 Boue, Ueber die ewigen Gesetze der Natur, besonders in der Mi- neralogie, Geologie und Paliiontologie — Schmidt , Ueber einen neuen Fundort der Proteen ....... — Spiizer, Ueber die Aufliisung transcendenter Gleichungen mit Einer oder mehreren Unbekannten 232 Briicke, Untersuchungen fiber die subjectiven Farben 232 Sitzung vom 10. October 1850. Kenngott, Beitrage zur Bestimmung einiger Mineralien 234 Fuchs, Ueber einigenoch wenigbekannte metallurgischeErscheinungen 270 Godel, Sammlung von Fischabdrficken aus dein Lycusthale . . . 279 Sitzung vom 17. October 1850. Briicke, Beitrage zur vergleichenden Anatomic und Physiologie des Gefiissysteins 279 Hyrtl, Ueber Mormyrus Kaschive 280 Kollar, Ueber lebende Termiten aus Schonbrunn 280 Pierre, Bemerkungen fiber zweekmassige Construction von Beise- barometern 281 Sitzung vom 31. October 1850. Cubich, Fische aus den Quarnerischen Inseln 289 v. Etlinyshausen, Const., Vervvahrung gegen Pr. Unger, dessen literarisches Eigenthum an Bearbeitung der fossilen Flora von Badoboj nicbt beeintrachtigt su haben Briicke, Ueber seine und des Dr. Semmelweiss Versuehe an Thieren, die Entstehung der Puerperaliieber betreffend . . 391 Fitzinger, Ueber den Proteus anguinus — Hyrtl, Bemerkung fiber den Proteus anguinus 303 v. Hauer , Ueber Barrande's Versuch einer Classification der Trilobiten 304 Langer, Ueber eine Binnen-Muskel des Cephalopoden-Auges . . 324 Skuhersky, die orthographische Parallelperspective 32fi Zippe, Uebersicht der Krystallgestalten des rhomboedriscben Kalk- Haloids 3 43 Sitzung vom 7. November 1850. Ministerium ffir Landescultur ermiiglicht dem Dr. Fuchs die Be- niitzung der entsprechcnden Acten zur Vollendung seiner Geschicbte des ungarischen Hiittenwesens .34 7 Groll , Lichtbilder auf Glas . — Natterer, Gasverdichtungs-Versuclie 351 Heckcl , Ueber die Wirbelsaule fossiier Ganoiden ....... 358 Kollar , Ueber Titanethes albus 368 Scheffer , Verzeichniss der in der Wiener Gegend vorkominenden Hymenopteren — Seitc Schabusy Ueber die Krystallformen des zweifach ehromsauren und des pikrinsalpetersauren Kalis 369 Sitzung vom 14. November 1850. Ministerium des Aeussern iibersendet den Bericht des k. k. Ge- schaftstrSgers H. Sonnleithner zu Rio - Janeiro iiber das Schicksal des Hrn. Virg. v. Helmreichen ...... 394 v. Steinheil, Beschreibung einer von ihm neu construirten Brficken- wage 398 Unger, Schreiben an das Curatorium des standischen Joanneums in Gratz und Antwort desselben 402 „ Iconographia plantarum fossilium hucusque ineditarum . . 406 „ Fossile Flora von Radoboj und Parsehlug ....... Hone, Ueber die jetzige Paliiontologie und die Mittel diese Wis- senschalt zu heben Bruche, Ueber die Mechanik des Blutumlaufes bei den SchildkrSten 415 Molin, Sulle tonache museolari del tubo intestinale del pesce de- nominato Tinea chrisiiis • • **" Sitzung vom 28. November 1850. Fritseh, Resultate dreijahriger Beobachtungen iiber die jahrliche Vertheilung der Papilioniden *26 Unger, Die Gattung Glyptostrobus in der Tertiar-Formation . . 434 Molin, Sulla callosita faringea dei ciprini 436 Schr olter , Versuche zur Bestimrmmg der Aequivalente des Phos- phors und einiger anderer in dieselbe Gruppe gehiirigen Grundstoffe • • *** JIaidinger, Mittheilung eines an ihn gerichteten Schreibens des Sir David Brewster iiber die Natur der Polarisationsbuschel 442 Sitzung vom 5. December 1850. Rochleder, Vorlaufige Notiz iiber die Elektrolyse organischer Basen 447 Millitzer, Vergleiehung der drei zu Regnault's Psychrometer von Fastre in Paris verfertigten Thermometer 4 48 Fuehs, Einige Bemerkungen fiber die Ijagerungsverhaltnisse der Venetianer Alpen 453 Schmidt, Beitrag zur Hohlenkunde des Karst 464 Sitzung vom 12. December 1850. Ministerium fur Handel iibersendet den Bericht der von der tur- kischen Regierung nach Aegypten gesendeten Commission iiber das dortige Quarantaine-Wesen und das Gutachten der Commission zur Erforschung fiber die Brauchbarkeit der mineralischen in Bohmen vorfindigen Kohlengattungen zur Locomotivheitzung etc 479 Berzelius, Medaille auf denselben, in Silber, von der Akademie zu Stockholm eingesendet Schrbiter, Ueber das Verhiiltniss der cbemischen Anziehung zur Warme Wedl, Ueber die traubenformigen Gallengangsdrfisen 481 lunger, Ueber das capillare Blutgefass der Cephalopoden . . . 488 Weiss, Physiologisch-chemischer Bericht fiber die Bestimmung der gesammten Blutmenge und Hirer Vertheilung in thierischen Organismen 492 Seidl, Allgemeine Uebersicht der nieteorologischen Beobachtungen zu Ilodenbacli in Bohmen im Jahre 1849. Zusammenstellung der meteorologischen Beobachtungen vom Jahre 1829—1849. Seite MHzung vom 14. November 1850. Ministerium des Aeusscrn fibersendet den Bericlit des k. k. Ge- schaftstragers H. Sonnleithner zu Rio - Janeiro fiber das Schicksal des Hrn. Virg. v. Helmreichen ...... 394 v. Steinheil, Beschreibung einer von ihm neu construirten Brficken- wage 398 Unger, Schreiben an das Curatorium des standischen Joanneuma in Gratz und Antwort desselben 403 „ Iconographia plantarum fossilium hucusque ineditarum . . 400 „ Fossile Flora von Radoboj und Parschlug — lioue , Ueber die jetzige Palaontologie und die Mittel diese Wis- senschaft zu heben — - Briicke, Ueber die Mechanik des Blutumlaufes bei den Schildkrijten 415 Molin, Sulle tonache muscolari del tubo intestinale del pesce de- nominate Tinea chrisitis 410 Nitzung vom 28. November 1850. Fritsch, Resultate dreijahriger Beobaehtungen fiber die jahrliche Vertheilung der Papilioniden 426 Unger, Die Gattung Glyptostrobus in der Tertiar-Formation . . 434 Molin, Sulla callosita faringea dei ciprini 430 Schr Biter , Versuche zur Bestimmung der Aequivalente des Phos- phors und einiger anderer in dieselbe Gruppe gehBrigen Grundstoffe 441 llaidinger, Mittheilung eines an ihn gerichteten Schreibens des Sir David Brewster fiber die Natur der Polarisationsbfischel 442 Sitzung vom 5. December 1850. Rochleder, Vorliiunge Notiz fiber die Elekfrolyse organischer Basen 447 Militzer, Vergleichung der drei zu Regnault's Psychrometer von Fastre in Paris verfertigten Thermometer 448 Ruths, Einige Bemerkungen fiber die Lagerungsverhiiltnisse der Venetianer Alpen 452 Schmidt, Beitrag zur Hohlenkunde des Karst 404 Mitzung vom 12. December 1850. Ministerium ffir Handel fibersendet den Bericht der von der tur- kischen Regierung nach Aegypten gesendeten Commission fiber das dortige Quaranlaine-Wesen und das Gutachten der Commission zur Erforschung fiber die Brauchbarkeit der mineralischen in Bohmen vorfindigen Kohlengattungen zur Locomotivheitzung etc 479 Berselius, Medaille auf denselben, in Silber, von der Akademie zu Stockholm eingesendet — Schrotter, Ueber das Verhjiltniss der chemischen Anziehung zur Wiirme — Wedl, Ueber die traubenformigen Gallengangsdrusen 481 . Langer, Ueber das capillare Blutgefass der Cephalopoden . . . 488 Weiss, Physiologisch-chemischer Bericht fiber die Bestimmung der gesainmten Blutmenge und ihrer Vertheilung in thierischen Organismen 492 Seidl, Allgemeine Uebersicht der meteorologischen Beobaehtungen zu Bodenbach in Bohmen im Jahre 1849. Zusammenstellung der meteorologischen Beobaehtungen vom Jahre 1829 — 1849. Aiiliang. Schrotter, Bericht an die kais. Akademie der Wissenschaften fiber eine mit deren Unterstfitzung nach England und Frankreich unternommene wissenschaftliche Reise. S,-ik- HaidhwW, a) fiber das erste QoarUlbeft des .lalnbucl.es der*. k. • geologischen Reichsanstalt b) fiber einen Bericht des Dr. Constants v. Ettingshau- sen, enthaltend die Resultate seiner Studien fiber die fossile Flora von Parschlug 200 c) Eisverhaltnisse der Donau, beobachtet in Pesth im Winter 18*%0 , von Prof. D. Arenstein 201 Kollar fiber die Cerr-Eichen-Blattwespe Tenthredo(Ernphytus)Ccrris 206 Schabus , fiber die Krystallformen der Zimmtsaure , der Hyppur- saure und des hyppursauren Kalkes ^"^^NetS^a^^ Fucks, Ansuchen, seine „Geschichtliche Darstellung des ungarischen Hiittenwesens etc." betreffend Boue, Ueber die ewigen Geset/.e der Natur, besonders in der Ml- neralogie, Geologie und Palaontologie . ....... Schmidl, Ueber einen neuen Fundort der Proteen . . — Spitzer, Ueber die Auflosung transcendenter Gleichungen mit Emer oder mehreren Unbekannten . . ° Brucke, Untersuchungen fiber die subjectiven Farben AAA SitsBtinS vom 10. October 1850. KcnnaoU, Beitrage zur Bestimmung einiger M.nera hen ... . . 33* F«CJ,Uebereinigenochwenigbekanntemetallurg.ScheEr.sche)nungen 270 Klnngott, Beitrage zur Bestimmung einiger Minerahen Fucks, Ueber emigenochwenigbekanntemctallurg.scheEr Giidel, Sammlung too Fischabdrficken aus dem Lycusthale . . . 27J Sitzung vom 17. October 1850. Brucke, Beitrage zur vergleichenden Anatomie und Phys.ologie des Gefass-Systems Hj/rtf, Ueber Mormyrus Kaschive . . . . Kollar, Ueber lebende Termiten aus Schonbrunn ....... 280 Pierre, Bemerkungen fiber aweckmiissige Construction von Eeise- ^ barometern Sitzung vom 31. October 1850. C*6ioft, Fiscbe aus den Quarner.schen Inseln . . . . . . ^ . • ,, FAtingshausen, Const., Venvahrung gegen Pr linger, dessen literarischcs Eigenthum an Bearbeitung der fossilen Flora von lladoboi nicht beeintriichtigt zu haben •••••'•'• Brucke, Ueber seine und des Dr. Se m m e Iw ei s s Vers cb „ Thieren, die Entstehung der Puerperalfieber betieflend . . AJl fitninger, Ueber den Proteus anguinus tfyWt' Bemerkung fiber den Proteus angu.nus . . . . . . • • • > v Bauer, Ueber Barrande's Versuch emer Classification der ^ Trilobiten ,'',"'.*„ q?i fcanaer, Ueber einen Binnen-Muskel des Cephalopoden-Auges . . 32* Skukersky, die orthographische Parallelperspectivc . . . ■>- Zippe, Uebersicht der Krystallgestalten des rhomboednschen Kalk- ^ Haloids ....•••-*' Sitamnff vom 7. November 1850. Wnr.h« m« Ministerium fur LandesculU.r ermiiglicht dem Dr Fnch «• BenfiUung der entsprechenden Acten zur Vollendung seiner Geschicbte des ungarischen Hiittenwesens »*? OoJZ, Lichtbilder auf Glas ' * * batterer, Gasverdichtungs-Versuche Hecfeci, Ueber die Wirbelsaule fossiler Ganoiden 358 Kollar. Ueber Titanethes albus • • ♦ * • Scheffer, Verzeichniss der in der Wiener Gegend vorkommenden Hvmenopteren ' Schabus, Ueber die Krystallformen des zweifach chromsauren and des pikrinsalpetersauren Kali's • Sitzungsbericlite iler mallieiHalisch-iiaiurwissenscliafUiclieii Classe. ' " Jahrgang 1850. 1. Heft (Juni), on Sitzonffsbcrichtc der mathcmatisch - naturwissenschaftlichen Classe. Sitzung vom 6. Juni 1850. >3e. Excellenz der Herr Vice - President machte die Mitthei- lung-, dass Herr Professor Schrotter, in Folge der in der Gesammt-Sitzung vom 29. Mai d. J. auf ihn gefallenen Wahl, heute als provisorischer Secretar der Classe und zugleich als General-Secretar seinen Platz eingenommen habe. Die Ueber- gabe der Geschiifte durch den abgetrctenen General-Secretar Herrn Regierungsrath A. von Ettingshaus en , an seinen Nachfolger habe von der dazu bestellten Commission — die aus den Herren Wolf, B e r g m a n n und Redtenbacher bestand— Statt gefunden. Der Herr Vice-Prasident dankte ferner dem Herrn A. von Ettingshaus en im Namen der Classe fur den Eifer und die rastlose Thatigkeit, vvomit er die Geschiifte derselben bisher gefiihrt habe. Herr Regierungsrath A. von Ettingshausen driickte nun seinerseits der Classe fiir das ihm geschenkte Zutrauen seinen Dank aus, und versicherte, dass nur seine andervveitigen amtlichen Verhaltnisse und wissenschaftlichen Beschaftigungen ihn haben bewegen konnen, seine Stelle als General-Secretar und Secretar der Classe niederzulegen, dass er aber nicht er- mangeln werde, nach Moglichkeit der Akademie seine wissen- schaftliche Thatigkeit zu widmen. Der k. k. General-Consul God el, zu Beirut zeigt in einem Schreiben vom 1. Mai d. J. an, dass er auch ein weibliches Exemplar der Hyrax syriacus , und zwar im trachtigen Za~ stande erfaalten und der Akademie iiberscndet babe. Die Kiste mit dem in Weingeist aufbewahrten Thiere war auch bereits angelanfft und warde Herrn Professor Hyrtl ausgefolgt. Das k. k. Miuisteriura des Cultus und Unterrichtes fiber- sendet dd. 11. Mai, Z. "Vice die dcmselben vorgelegten me- teorologischen Beobachlungen des Professors der Nautik in Triest, Hrn. Dr. Vine. Gallo. Dieselben vvurden der meteorolo- gischen Commission zugewiesen. Das w. M., Herr Prof. Dr. Franz Unger fiberreichte fiir die Denkschriflen cine Abhandlung fiber die Flora Sotz- kiana , mit nachfolgendem Einbegleitungsschrciben an den General - Secretar. „Die Arbeit, welche ich so eben beendet babe, betrifft eine ziemlich umfangsrelche Untersuchung einer Local-Flora der Vor- welt die ihrer Eigenthttmlichkeit und Reichhaltigkeit wegen die Aul'merksamkeit des Palaontologcn im tiohen Grade verdient. Erlauben Sic, dass ich mich fiber diescn Gegensland etwas niiher ausspreche und in Kiirze die wichtigsten Ergebnisse beriihre, die eine Folge dieser Untersucbungen waren. Man kann annehmen, dass die Mannigfaltigkeit und der Reichthum der verschiedenen Floren, welche nach und nach in den einzelnen Perioden der Erdbildung auf einander folglen, ge^en die jiingere Zeit im Zunehmcn begriffen waren. Der grosse Wendepunct in dem Character der Vegetation, ungeach- tet eine stetige Veredlung der Formen nicht zu verkennen ist, trat in der Kreidezeit ein, und obwohl wegen der damaligen o-eographischen Beschaffenheit der Erdobcrflache ein grosser Reichthum in der Production von Pflanzenmassen kaum moglich war, so erhielt dieselbe doch gcrade zu dieser Zeit ein Ge- prage, welches sie bis auf die letzte der geologischen Perioden, ja selbst bis auf unsere Zeit erhalten hat. Auf diese Periode folgte die alteste Tertiar- oder Eocen- Periode. Mit ihr ge- wann das Festland unstreitig mehr Ausdehnung, und obgleich noch auf einzelne Inseln und Inselgruppen beschrankt, konnte doch in eben dem Masse auch die Vegetation einen grosseren Umi'ang erhalten. Aber nicht b!os die Masse, sondern auch die Mannigfaltigkeit der Ausbildung des pflauzlichcn Typus ist es, dem wir hier zuerst im vollen, reichen Masse begegnen. Was wir bisher aus England, Frankreich und Italien, wo diese Formation vegelabilische Einschliisse darbot, erhalteii ha- ben, ist immerhin sehr sparsam gewesen. Das Pariser und Londoner Becken, die Schichten des Monte Bolca u. a. geben kaum einige Dutzend Pflanzen, theils in Friichten und Samen, theils in Blattresten. Bei weitem reichhaltigrer hat sich diese Formation, in der siidlichen Steiermark, wo sie erst vor kurzem enldeckt wurde, gezeigt. Ich kann sagen, eine einzige Loea- litat, namlich Sotzka , eine halbe Meile nordlieh von Cilly, hat e|ne solche Menge von Pflanzen, in Blattern, Friichten, Samen >'• s. vv. geliefert, dass sie die Zahl sammtlicher bisher aus die- ser Formation bekannteu Pflanzenarten nocb weit fibersteifft. o In dem beifolgenden Portfeuille sind sechsthalbhundert einzelne Pflanzentheile aus dieser interessanten Fundgrube abgebildet, die ZU 121 gut von einander zu unterscheidendea Arten und diese vvieder zu 42 verscliiedenen Pflanzenfamilien gehoren, und daber ein hinlangliches Zeugniss von der lleicbbaltigkeit der Flora jener Zeit ablegen, wovon man bisher keine Ahnong hatte. Aber unser Erstaunen wird noch urn so mehr gesteigert, sobald wir einen Blick auf die Einzelheiten dieser Flora selbst lenken. Wenn uns die sparsamen Ueberbleibsel der dieotyle- donen Pflanzen aus der Kreidezeit wie unerklarte Rathsel er- scheinen, wenn wir anderseits in der Vegetation der jiingeren Tertiarzeit eine offenbare Hinneigung der Pflanzenwelt zu der dermaligen Vegetation von Nordamerika und Hochmexiko wahr- tiehmen, so stehen die Pflanzen, welche ich hier zu erklaren, d. i. auf ihre verwandten Typen zuriickzufiibren suchte, seltsam genug, wie vermittelnde Weltbiirger da, und tragen unverkenn- bar den Charakter der ihre Arme weithin verbreitenden ocea- nischen Flora an sich, — eine Thatsache, welche fur die Ge- schichte der Vegetation unseres Erdballs von der grossten Bedeu- tung ist, und die Quelle der wichtigsten Folgerungen werden kann. Ich beschranke mich hier nur darauf hinzuweisen, dass ich es an Fleiss nicht fehlen liess , diese Flora, die ich die fossile Flora von Sotzka nennen will, in einem ihrem Interesse wiir- digen Kleide auszustatten. 6 DerText, welcherin einen allgemeinenraisonirenden und einen speciellen,beschreibenden zerfallt, ist bereits geschrieben und kann in wenigenWochen derAkademiezumDruckefertig vorgelegt werden. Schliesslich muss ich noch Herrn A. v. Morlot bier ciffent- lich meinen Dank ausdriicken, da durch dessen Vermittlung eben das reichhaltige Material, das dieser Arbeit zum Grunde liegt, zu Stand e gebracht wurde. Das Ansuchen des Hrn. Prof, wurde einstimmig genehmigt. Das \v. M., Herr Professor Friedrich Rochleder in Prag, iibersandte nachstehende von ihm und Dr. Hlasiwetz gemachte Untersucbung: „Ueber dieWurzel AerChio- cocca race mo s a." Die Wurzei dieser in dieFamilie derRubiaceen gehorigen Pflanze wurde von Francois, Pelletier und Caventou untersucht. Es wurde von ihnen eine eigenthiimliche Substanz darinnen ent- deckt, das Caincin, auch Caincubitter oder Ca'incasiiure genannt, welche Substanz von Li ebig analysirt wurde, der dafiir die Forme! Cs Hn Ok aufstellte. Bran des fand in dieser Wurzei einen Stoff von basischer Natur, welcbon er Chiococcin nannte, welchen v. Santen fur identisch mit Emolin erklart. Wir haben die Untersucbung dieser Wurzei wieder aufgc- nommen, um die in ihr enthaltenen Stoffe genauer kennen zu lernen, ihren Zusammenbang untereinander und ilire Beziehungen zu den Stoffen festzustellen, welche in andern Pflanzen derselben natiirlichen Familie vorkoramen. Diese Arbeit schliesst sich an jene fiber Coffea arabica an, womit der Fine von uns seit liingerer Zeit beschiiftigct ist. Die Caincawurzel entbiilt in ihrem Holze wenig losliche Stoffe, die grosste Menge derselben ist in der Rinde der Wurzei enthalten. Durch Stossen der bei 100° C. getrockneten Wurzei lost sich die Rinde von dem Holze ab, und kann ziemlich genau von den Holztheilen getrennt werden. In der Rinde ist ein Stoif enthalten, der im Holze nur in iiusserst geringer Menge vorkommt, der dem wasserigen Auszuge der Rinde die Eigensehafl crtheilt, durch Eisenoxyd-Salze gruti gefiirbt zu werden. Diese Materie. ist die Kaflfegerbsaure. Wird die Wurzelrinde mit Weingeist ausgekocht und die filtrirte Fliissigkeit mit weingeistiger Bleizucker-Lbsung vermischt, so entsteht ein gelber Niederschlag, dessen gelbe Farbe von einem Gehalt an kaffegerbsaurem Bleioxyd herriihrt, er enthalt nebstbei ca'incasaures Bleioxyd und Bleisalze unorganischer Siiuren, nament- lich Pbosphorsaure. Die Fliissigkeit, die von diesem Niederschlage abfiltrirt wird, gibt mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyd einen sehr blassgelben Niederschlag, der grosstentheils aus ca'incasaurem Bleioxyd besteht, mit kleinen Mengen von kaffegerbsaurem Blei- oxyd verunreinigt. So leicht es auf diese Art gelingt, die grosste Menge der Caincasaure von der meisten Kaffegerbsaure zu trennen, so schwer fallt es , die letzten Spuren Caincasaure aus der Kaffe- gerbsiiure zu entfernen, und reine Kaffegerbsaure oder ein reines kaffegerbsaures Salz zu erhalten. Durch Zerlegen des ersten, oben erwahnten Niederschlages mit Schwefelwasserstoff und partielles Ausfallen der hiedurch erhaltenen Fliissigkeit mit Bleizuckerlosung und oftere Wieder- holung dieses Verfahrens gelang es , eine von Caincasaure voll- kommen reine Bleiverbindung der Kaffegerbsaure darzustellen, welchebei der Analyse 40,83 pCt. Kohlenstoff, 4,11 Wasserstoff und 25,66 Bleioxyd gab. Daraus berechnet sich fiir die mit dem Bleioxyd verbundene Substanz folgende Zusammensetzung : 28 Aequivalente Kohlenstoff 17 „ Wasserstoff 15 „ Sauerstoff 39,5? 100,00 — 100,00 Die Forinel fts H^ On = Cn Hs 07 + C« H8 On , HO. Die aus diesem Salze abgeschiedene Siiure besitzt alle Eigen- schaften der Siiiire in den Kaffebohnen , sie fiirbt Eisenoxydsalze dunkelgriin, gibt mit Bleioxyd gelbe Verbindungen, wird mit Ammoniak der Luft ausgesetzt griin, die griine Losung wird bei Zusatz von Essigsaure braun und wird dann durch Bleizucker blau gefallt. Mit Kali der Luft ausgesetzt wird sie braun. Mit einem Worte. sie ist identisch mil der Kaffegerbsaure. 8 Die Caincasaure wird erhalten, wenn der oben erwahnte zweite, blassgelbe Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die Flussigkeit vom Schwefelblei abfiltrirt und etwas eingedampft, hierauf durch einige Zeit sich selbst uberlassen wird. Es bildet sich ein flockiger Niederschlag, der unter dem Mikroskope als ein Haufwerk vierseitiger Prismen erscheint. Eine weitere Menge von Caincasaure erhalt man, wenn der erste gelbe Niederschlag, wel- chen Bleizuckerlosung in dem weingeistigen Dekoct der Wurzel- rinde hervorbringt , mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die vom Schwefelblei abfiltrirte Flussigkeit nach Austreiben des uberschiis- sigen Schwefelwasserstoffes mit einer Bleizucker-Losung gefiillt, von dem Niederschlage die Flussigkeit abfiltrirt und mit dreibasisch essigsaurem BIcioxyd ausgefallt wird. Der Niederschlag wird mit Schwefehvasserstoff zerlegt, und die vom Schwefelblei abfiltrirte Flussigkeit durch Verdampfen im Wasserbade concentrirt und sich selbst uberlassen. Nach einiger Zeit krystallisirt die Caincasaure heraus. Man sammclt die aus den beidenNiederschlagen gewonnene Saure auf einem Filter, lasst die Mutterlauge abtropfen, wascht mit wenig kaltem Wasser die Masse aus, presst sie zuletzt zwischen ofters erneulem Lo'schpapier aus und lost sie in der kleinsten Menge siedenden Wassers, dem eine kleine Menge Weingeist jai- geselzt wurde. Die filtrirte Losung setzt nach dem Erkalten die Caincasaure ab, deren Menge sich beim Stehen noch etwas ver- mehrt. Durch vier oder fiinfmaliges Umkrystallisiren erhalt man sie vollkommen rein, Sie stellt eine rein weisse , seidengliinzende, aus feinen , ver- filzten Nadeln bestehende, geruchlosc Masse dar, die beim Erhitzen unter Verbreitung cines Weihrauch ahnlichen Geruches sich zer- setzt, und keine Spur Asche zurucklasst. Sie lost sich in Wasser und Weingeist auf, und glbt mit Eisenoxydsalzen keine Fitrbung ; mit Bleisalzen rein weisse Niederschlage, Alkalien bewirken keine Veranderung in der Losung. Verdunnte Schwefelsaure, Salzsaure und Salpetersaure bewirken in der wasserigen Losung beim Erwiir- men augenblicklich eine Zersetzung, es scheidet sich eine unlos- liche Materie in gallertartigen Flocken aus, wahrend ein anderer Stoff in Losung bleibt. Die Saure verschwindet vollkommen. Die reine bei 100° C. getrocknete Saure gab folgende Resultate bei der Analyse : I. 0,3690 Substanz gaben 0,7903 KohlensSure und 0,252G Wasser II. 0,2809 „ „ o!5082 III. 0,2494 „ „ o,5335 IV. 0,2980 „ „ 0)C357 V. 0,2144 „ 0i4570 0,1965 0,1780 0,2111 0,1489 Diess gibt auf 100 Thcile berechnct folgende Znsammensctzunn- ii. III. IV. 16 Aeq. Kohlenstoff = 1200,0- 58,18- 58,40- 58.08- 58,34- 58,18- 58 13 13 Aeq. Wasserstoff 7,93- 7,87— 7.72 7,60- 7,77- = 162,5— 7,8 7 Aeq Sauerstoff = 700,0- 33,04- 34.00- 34,15- 33,73- 33,95- 34. 1 5 2062,5— 100,00— 100,00-100,00— ioo.oo^TooT^TooToo Diese Formel unterscheidet sich von jener, welche Liebig aufgestellt hat, um ein Aequivalent Wasser. Cu Ha 08 = Ci6 Hi5 07 + HO. Die unter I und II aufgefiihrten Analysen waren mit Ca'inca- siiure von einer Bereitung angestellt, die Saure zu den Analysen III und IV war von einer andern Portion Wurzel bereitet, die Analyse V war mit einer Saure angestellt, die aus einer dritten Portion Wurzel bereitet wurde. *) In dem weingeistigen Auszuge derWurzelrinde ist eine gewisse Menge von Kalk enthalten, die durch Bleisalze erzeugten Meder- schliige sind daher kalkhaltig, u„d ihr Kalkgehalt geht bei der Zersetzung durch Schwefelwasserstoff in die Fliissigkeit fiber. Wird eine solche kalkhaltige Losung im Wasserbade zur Syrups- dicke verdunstet und mit einer grossen Menge wasserfreiem Wein- geist vermischt, so fallt eine weisse flockige Materie nieder, welche einsauresKalksalzderCamcasaureist, es wurde auf dem Filter mit Alkohol ausgewaschen, zwischen Loschpapier geprcsst und bei 100° C. getrocknet. )AIIe Verbremmngen w„rden In der Art ausgefiihrt , dass die Substans mit chromsaurem Bleioxyd warm gemischt in die Rohre gebracht und e.ne lange Schichte grobkSrniges Kupferoxyd vorgelegt wurde. Von dem warmen Mischen ruhrt der geri„ffe Wa«er.toff-Gehalt in der Aaalyse her. 10 Die Zusammcnsetzung ist folgcnde: I. 0,329 Sulistanz geben 0,607 Kohlensaure. 11.0 1725 „ « °>319 Kohlensaure und 0,118 Wasser. III. 0 3865 „ » 0,0535 schwefelsauren Kalk. IV. 0,3235 „ » 0..043 „ Diess entspricht folgender Formel: bevcchnet gefunden I. II. 160 Aeq. Kohlenstoff = 12000,0- 145 Aeq. Wasserstoff = 1812,5- 85 Aeq. Sauerstoff = 8500,0- 4 Aeq. Kalk = 1400,0- 50,61—50,31- 7,64— 35,85— 50,43 7,60 36,50 i.90- 5,69— 5,47 23712,5-100,00- . . . -100,00 Die Formel 10(ftf, Hn 07) + kCaO+ Maq. liisst sich betrachten als zusammengesetzt aus = C,« Hn Oi CaO + 3 [Ca 0 + 3 (Cu Hu Or) + 5a?]. Die Losung der reinen Caincas'aure in Alkohol gibt mit einer alkoholischen Bkizuckerlosung eine geringe Menge eines weissen Niederschlages, der bei 100° C. getrocknet folgende Zusammen- setzung zeigte: I. 0,3264 Substanz gaben 0,4184 Kolilensaure u. 0.1309 Wasser II. 0,3250 „ „ 0,1310 Bleioxyd. Diess gibt auf 100 Theile berechnet: berechnel gefunden 16 Aeq. Kohlenstoff = 1200,0- 34,71— 34,95 13 Aeq. Wasserstoff = 162,5— 4,70— 4,45 7 Aeq. Sauerstoff = 700,0— 20,25— 20,30 1 Aeq. Bleioxyd = 1394,5— 40,34— 40,30 3457,(^401^00^100,00" Mit dreibasisch-essigsaurem Bleioxyd erhalt man aus einer Caincasiiure-Losung einen reichlichen weissen, schleimigen, schwer auszuwaschenden Niederschlag von folgender Zusammensetzung : I. 0,5805 Substanz gaben 0,5675 Kohlensaure II. 0,425 „ „ 0,2185 Bleioxyd. 11 Diess cntspricht folgender Formel : bereehnet gefunden 48 Aeq. Kohlenstoff = 3600,0— 26,67—26,60 42 Aeq. Wasserstoff = 525,0— 3,89— 24 Aeq. Sauerstoff = 2400,0— 17,78— 5 Aeq. Bleioxyd = 6972,5— 51,66—51,40 1 3497,5^—100,00 — Die Analyse des ersten Bleisalzes gibt etwas weniger Wasser- stoff und kommt der Formel Cu H^ O? zunjichst. Diese Formel lasst sich aber weder mit den Analysen der reinen Saure noch mit den Zersetzungsproducten der Saure in Einklang bringen. Wird Ca'incasaure in concentrirter Kalilauge gelost, einige Stiicke von Kali der Losung zugesetzt und die Mischung in einer Silberschale erhitzt, so schiiumt die Masse stark auf, wird unter Gasentwicklung gelb und man erhalt eine gelbbraunliche Masse, die, wenn das Erhitzen niclit zu weit gegangen ist, nach dem Auflosen in Wasser auf Zusatz von Essigsiiure unter Kohlensaure- Entwicklung eine gallertartige Substanz fallen lasst. Diese Gal- lerte erhalt man viel leichter und in grossererMenge durch Behand- lung der wiisserigen Losung von Ca'incasaure mit verdiinnten Siiuren. Die klare Fliissigkeit wird beim Erwarmen triib, wenn sie con- centrirt war schleimig, und lasst auf Zusatz von Wasser eineflockige Masse fallen, die leicht in Weingeist liislich, in Wasser unlos- lich ist, die wir mit dem Namen Chiococcasaure bezeiehnen wollen. Um diese Saure rein zu erhalten, wird sie in siedendem Wein- geist gelost, woraus sie sich, wenn er hinreichend wasserhaltig war, beim Erkalten grosstentheils ausscheidet. Die ffclblich jre- farbte Mutterlauge ist von der ausgeschiedenen Saure wie von einem Schwamm eingesaugt. Die Masse hat viel Aehnlichkeit mit transparenter Seife. Man presst zwischen feinen Leinen die Fliis- sigkeit ab, lost wieder in Weingeist und wiederholt diess Verfahren so lange, bis die weingeistige Losung vollkommen i'arblos erscheint. Eine solche Losung wird durch Wasser in Form von Kieselsaurc- Gallerte geiiillt, Bleizncker- Losung bringt in derselben einen Niederschlag von weisser Farbe hervor , der mit Weingeist gewa- schen und bei 100°C. getrocknct folgende Zusammensetzung gab: 12 I. 0,429 Substanz gab en 0,070 Kohlensaure und 0,205 Wasser II. 0,114 „ „ 0,043 Bleioxytl. Diess gibt auf 100 Theile berechnet folgende Zahlen: berechnet gefunden 192 Aeq. Kohlenstoff — 42,92— 42,90 144 Aeq. Wasserstoff — 5,30— 5,30 48 Aeq. Sauerstoff — 14,31— 14,03 9 Aeq. Bleioxyd — 37,41— 37,71 100,00—100,00 Gn Hm 048 , 9 PbO^U[Cn Jh 0s] + 9 PbO. Die Gallerte selbst gab folgende Resultate bei der Analyse: I. 0,4800 der Chiococcasaure mit Salzsaure aus der Cainca- saure dargestellt und bei 120° C. getrocknet gaben 1,236? CO, und 0,3872 Aq. II. 0,3135 der Substanz von einer zweiten Bereitung, bei 100° C. getrocknet gaben 0,8021 COz. III. 0,5335 derselben Substanz gaben 0,41 57 Aq. IV. 0,2019 Chiococcasaure gaben bei 100° C. getrocknet 0,5165CO3 und 0,15954?. Diess gibt auf 100 Theile berechnet: berechnet ^efunden i. n. u. hi. iv. 48 Aequiv. Kohlenstoff =3600,0— 70.07— 70,18— 69,78— 69,77 35 Aequiv. Wasserstoff = 437,5— 8,52— 8,05- 8,65— 8,78 11 Aequiv. Sauerstoff =1100,0— 21,41— 20,87— 21,57— 21.45 5137,5—100,00—100,00—100,00—100,0(1 Cm HM On = 4 . (Cu i/9 08) - HO. Aus reiner Ca'incasiiure dargestellte Gallerte im Vacuo ge- trocknet gab: 0,4013 Substanz 1,0065 Kohlensaure und 0,319 Wasser. Diess entspricht der Formel : 12 Aeq. Kohlenstoff = 900,0— 08,57— 08,40 9 Aeq. Wasserstoff = 112,5— 8,57— 8,83 3 Aeq. Sauerstoff = 300,0— 22,80— 22,77 1312,5 — 100,00—100,00 13 Die Siiure lm Vacuo getrocknet ist weiss, bei 100° C. ge- trocknet bekommt sie einen Stich ins Gelbgraue. Die Chioeoccasaure ist im frisch gefallten Zustande eine der Kieselgallerte ahnliche Substanz , sie trocknet zu einer durchschei- nenden hornartigen Masse ein , die sich leicht zu Pulver zerreiben liisst. Beim Erhitzen wird sie schwarz , es sublimiren glanzende Krystalle, die dem Gewichte nach sehr wenig betragen, und dann destillirt ein dickfliissiges Oel von starkem Weihrauch- und Petro- leum-Gcruche fiber. Das Destillat rcagirt sauer. Die Chiococca- siiure enthalt die Elemente von Terpenthinbl oder einem damit isomeren Korper und Ameisensaure. C12 Ha Os = Cio Ha + Cz H Oi. Zieht man die Forme] der Chioeoccasaure von der Formal der Ca'incasiiure ab, so bleibt die Formel eines Kohlenhydrates fiber. &t H. o7 - ciZ m Q* = a h, o4. Um uns zu fiberzeugen, ob CtHk Ok als Essigsiiure oder sonst in einer abnlieben Form in der CaTncasaure enthalten sei, wurde folgender Versuch angestellt. Reine krystallisirte Ca'incasaure wurde mit verdunnter Schwc- f elsiiure in einem Destillirgefasse erhitzt. Es entvvickelt sich biebei vveder Kohlensaure noch ein brennbares Gas. Die Flussigkeit wurde mehrere Stunden lang im Wasserbade erhitzt , von der Gallei'te abfiltrirt und mit Barytwasser versetzt. Der Niederschlag wurde von der Flfissigkeit getrennt und der geloste fiberschfissige Baryt entfernt, durch Einleiten von Kohlensaure, Erhitzen der Flussigkeit und Abfillriren von dem kohlensauren Baryt. Die Flussigkeit wurde im Wasserbade eingedampft , der Buckstand in Weingeist gelost, von einigen Flocken abfiltrirt und abermals im Wasserbade zur Trockne gebracht. Es bleibt ein sfisslich fad schmeckender Buckstand von schwachgelblicher Farbe, der beim Erhitzen den eigenthiimlichen Geruch des gebrannten Zuckers gibt und durch sein Verbal ten zu Kupfervitriol-Losung und Kali sich als Traubenzucker zu erkennen gab. Die Ca'incasaure ist demnach eine gepaarte Verbindung von Chioeoccasaure und einem Kohlenhydrat , welches Letztere durch Einvvirkung von Sauren in Traubenzucker fibergefiibrt und von der 14 Chiococcasaure getrennt wird. Daher kommt es auch , dass die Ca'incasaure mit Kalihydrat im Ueberschuss erwiirmt den Geruch nach Metaceton von sich gibt, was bei der Chiococcasaure nicht mehr der Fall ist. Diese Art der Zusammensetzung stellt die Ca'incasaure neben das Salicin , Phlorrhyzin und Amygdalin , welehe ebenfalls gepaarte Verbindungen sind, die ein Kohlenhydrat (indifferentes) en tb alt en. Die Chiococcasaure stent zur Ca'incasaure in demselben Ver- hiiHnisse, wie die Gallussaure zur Gerbsiiure. Ca'incasaure =C,, Chiococcasaure : ^16 "\i "l ■cltHa o3 Ci H, Ok Gerbsiiure = Clg Hs 012 Gallussiiure =Cj4 Jfj Og C4 #* o4 Wenn wir die Formeln der Siiuren neben einander setzen, die in verschiedenen Pflanzen derFamilie derRubiaceen vorkommen so stellt sich eine interessante Aualogie in ihrer Constitution heraus. Chinasaure ) (Cz Hz Oz CuHwOio J \C,zl:hOs Diese Gruppirung erkliirt die Erscheinungen bei der trocknen Destination, welehe Wo hi er untersuchl; hat. Die Gruppe Cz Hz Oz zerfallt in Cz Oz, welches als Kohlenoxyd entweicht, wjihrend der Wasserstoff theils zu noch unzersetzter Chinasaure tritt und diese in Benzoesaure und salicylige Siiure umwandelt; Cu Ha Oio + Hz — Gag = Cu He On , theils zu dem aus der Gruppe Cm H8 0% entstandenen Chinon tritt und dieses in Hydrochinon verwandelt. Caflegerhsiiure ) (Cz Hz Oz C* Ht O, ) (Gz He 05 Die Gruppe C% Hz Oz geht durch Oxydation in Cz H Os tiber und es entsteht die Viridinsaure , sie kann auch von der Gruppe dz Hs Oi getrennt werden , wobei diese Letztere in Ciz H Or, iibergeht. Cateehusaure) [Cz H Oi Cm HO, ) = \Ci% He Oi Durch die trockene Destination entsteht das Brenzeatechin Cit He Ok oder C6 H Oz. 15 Ca'ineasaureC (Ci H^ Oa cu Hn o7 j "" \Cu n»o3 Durch schmelzendes Alkali oder verdiinnte Siiuren in der Warme wird die Chiococcasaure Cn H3 Os von der Gruppe 2 . (Ca Hz Oi) getrennt, und Letztere inTraubenzucker vervvandelt oder zerstort. Auf diese Art betrachtet,besteht ein inniger Zusam- menhang zwischen diesen Stoffen, so wie zwischen der Ca'inca- saure und Kaffegerbsaure, die in einer und derselben Pflanze neben einander vorkommen. Die Kaffegerbsaure enthalt die Gruppe Cz Hz Oz, die Ca'incasaure die Gruppe 2 . (C3 Hz Oz)- Die Kaffegerbsaure enthalt eine zweite Gruppe &z He Osj die Ca'incasaure die Gruppe Ci2 H8 Os = dz Ha 05 + ZAq — 05. Unter Aufnahme von Wasser und Abscheidung von Sauer- stoff geht die Kaffegerbsaure in dieser Pflanze in die Ca'inca- saure iiber. Es bleibt noch der brechenerregende Stoff der Ca'inca- wurzel zu untersuchen , womit wir so eben beschaftigt sind. Herr Brendl in Starkenbach ubersandte seine im Monate Mai angestellten meteorologischen Beobachtungen, vvelche der meteorologischen Commission zugewiesen wurden. Das w. M., Herr Custos Kollar, erstattete nachstehende Berichte: a) Ueber ein von Herrn Christian Brittinger, Apo- theker in Steyr, an die kais. Akademie derWissen- schaften gesendetes Insect. „Herr Apotheker Chr. Brittinger in Steyr sendet, wie aus dem nachfolgenden Schreiben hervorgeht , an die k. Akademie der Wissenschaften mehrere Individuen von einem Insect, welches sich in einigen Dorfern von Oesterreich ob der Enns als ein sehr liistiges Ungeziefer in den Hausern zeigt, bei den Landleuten unter dem Namen „Russen" bekannt ist und durch Teichgraber aus Bohmen eingeschleppt sein soil. — Herr 16 Brittinger erkennt in diesem Insecte ganz richtig die Malta Germanica Fabr. ; es ist eine Art der unter dem Namen ,Ka- kerlaken oder Ktichenschaben" bekannten Geradfliigler (Orthop- tera) und gehort allerdings gleich der bei uns haufig vorkom- menden Blatta orientalis Lin. zu der Zahl jener Thiere, welchc den Menschen in alle Klimaten begleiten, sich sowohl von ver- schiedenen vegetabilischen als auch animalischen Stoffen nahren und bei allzugrosser Vermehrung, an Nahrungsmitteln, Waaren und Stoffen aus Leder bedeutenden SMiaden anrichten konnen'. Sie kommen nicht allein in einem grossen Theile von Europa selbst im hohen Norden in Russland, dann auch in Kleinasien' an der Nordkiiste von Afrika vor, sondern begleiten auch die Schiffe nach den Tropenlandern, wie der schwedische Naturfor- scher Dr. Sundowahl1) berichtet. Nach den Beobachtungen des letztgenannten Naturforschers ist ein kleiner Kafer, der Symbius blattarum, ihr naturlicher Feind, der seine Verwand- lung in den Leibern dieser Kakerlaken durchmacht und sie todtet In der Nahe von Wien ist die Blatta Germanica noch nicht heobachtet worden, wohl aber in Schlesien und in Boh- men im Budweiser und Prachimer Kreise, wo sich die Landbe- wohner auf keine andere Weise von dem lastigen Insecte be- freien konnten, als dass sie im Winter Thiiren und Fenster durch liingere Zeit geoffnet Iiessen. Eine sehr umstandliche Naturgeschichte dieser Blatta liefert der russische Naturforscher Hummel in seinen Essais cntomol. Nr. 1." b) „Bericht uber das Vorkommen einer Kaker- laken - Art im Traunkreise in Oberosterr eich." Vor ganz kurzer Zeit kam ein Landmann in meine Apo- theke uud verlangte ein Mittel zur Vertilgung der sogenannten Schwabenkiifer; und gab vor, dass in seiner Gegend die meisten Bauernhauser, seit nicht langer Zeit, von einer Gattung Kafer, welche dort unter dem Namen „Russen" bekannt sind , sehr geplagt seien. Ich stellte nun an ihn die Frage, wie denn diese sogenann- ten Russen in ihre Gegend gekommen seien, und er berichtete mir 1). Jsis. v. J. 1831. 17 Folgcndcs dariiber: Sie seien durch Teichgraber aus Bohmen nach Oberosterreich gebracbt worden, und selbe wieder durch russischeUnterlhanen, welche als Taglohner zum Stocke-Ausreitern von dortigen Glashiitten-Besitzern verwendet warden, nach Boh- men gekommen, daher sie den Namen 3,Russen" erhalten hatten. Ubschon mir letstere Augabe nicht wahrscheinlich vorkam, so war ich doch sehr neugierig, diese neuen Gaste naher kennen zu lernen. Ich gab nun diesem Landraanne, von gana gesundem Hausverstande, zwei kleine Scliachtelchen wit der Bitte, mir ehestens mehrere dieser Kafer lebend zu bringen ; ich wiirde dann sehen, was es fur Tbierchen sind, und ihm dann vielieicht eher zur Vertreibung derselben, einen Rath ertheiien konnen. In aciit Tagen kam richtig der gute Mann, und brachte mir diese Thierchen lebend, ich habe dieselben beobachtet und nach Moglichkeit zu erortem gesucht. Es zeigte sich sogleich , dass diese Gaste der Gattung Blatta der Hemipteren (Vlonata und Rlujngola Tab.) angehoren und zwar, nach der mir wenig Hilfs- quellen zu Gebothe stehenden Insecten-Abtheilung diirfte es Blatta Germanica sein, die Diagnose ware folgende: „Blatta livida, corpore flavescentc, thorace lineis duabus parallelis nigris." Es folgen nebenbei in einem Schachtelchen von dieser nun ein Mannchen und drei Weibchen, zur gefalligen Ansicht; wovon ein Weibchen noch ein Eier-Behaltniss (Hiilse) im Leibe hat, welches diese so Iange aus dem Leibe hervorstehend herum zu traeen scheint, bis durch die Luft die aussere Schale etwas getrocknet und erhartet wird ; wo sie es dann fallen lasst. Auch folgt besonders ein derlei Eier-Behaltniss, in welchem, wenn man dieses in zwei gleiche Halften theilen wiirde, man in Jeder Halfte achtzehn Zellen fiinde, in denen achtzehn weisslich- langliche Eier, ahnlich denen der Ameisen, enthalten sind. Im Leibe der Mutter bildet sich also ein Eierkastchen, in welchem sich ihre sechs und dreissig Kinder nach und nach zu entwickeln anfangen! Der gemeine Kakerlak (Blatta orientalis) hat deren nur acht Eier in jeder Halfte, also zusammen sechszehn. Wie sehr sich diese Thiere vermehren, ist diesen Landleuten nur zu bekannt, sie halten sich vorzuglich in den holzernen Zimmerdeckboden auf, Slteb, d. mathem. naturw. CI. Jahrg. 1850, II. Bd. I. Heft. 2 18 und wo sie sich einmal eingenistet haben , sollen sie selbst die ge- wohnlichen Kakerlaken vertreiben? Sie werden iibrigens eine wahre Pla^e der Bewohner, und man furchtet den Besuch dieser Gaste sehr. Verbreitet sind sie schon in mehreren Pfarreien z. B. in Pfarr- kirchen, Nussbach, Kemathen bei Hall und Sirming, audi bei Gschwent, und Pfarr Konrad bei Gmunden, nach Aussage obigen Landmannes. Wahrscheinlich diirfte es indessen sein, dass diese Kakerlaken sich wie mehrere andere Arten, als : Blatta lapponica , Blatta maculala, Blatta perspicillata , Blatta sylveslris, etc., unter der Rinde in Baumen und Wurzelstbcken der Wiilder aufhalten und durch das Ausreitern der Stocke, in denen sie sich aufgehalten haben, in die Klcider der Arbeiter gekommen sind ; welche sie in die Wohnungen gebracht haben, wo sie sich eingenistet, und ein- geburgcrt haben, und so durch die bohmischen Teichgraber, in unsere Gegend gebracht worden sind! Custos Kollar iibergab hieraut einige ihm bei seiner Durch- reise durch Berlin vom Herrn Professor Ehrenberg fur die kaiserl. Akademie der Wissenschaften mitgetheilte, blutroth ge- fleckte Brotstiicke, mit der Bemerkung, dass diese rothe Farbung von der durch Ehrenberg im September des Jahres 1848 in Berlin entdeckten Monas prodigiosa Ehrb. herruhre, eincs Infu- sions-Thierchens, dasnur %000 — y8000 einer LinieimDurchmesser betrage und somit 46 bis 884 Billionen dieser Thiere auf einem Kubik-Zoll Brot beisammen wohnen. Dieses Thierchen sei auch, wie Herr Ehrenberg in einer sehr gelehrten Mittheilung an die Berliner Akademie gezeigt, Ursache an dem seit alten Zeiten be- ruhmten Prodigium des Blutes oder dem Blute im Brote. Aus dem Monatsberichte der konigl. preuss. Akademie der Wissenschaften vom September und Oktober sei zu entnehmen, dass Ehrenberg diese Erscheinung bis zum Jahre 332 vor Christi Geburt verfolgte und dass irrige Ansichten daruber hiiufig Anlass zum Aberglauben und zu grausamen Verfolgungen, Misshandlungen und Menschen- opfern gegeben haben. 19 Das correspondirende Mitglied Ilea- Dr. Wilhelm Wert- „Ueber die Hauptre- heim hielt nachfolgenden Vortrag sultate seiner Unt ersuchungen der allgemeinen Gesetze des Gleichgewichtes und der Bewegung der testen und flussigen Korper". Ich bitte die Akademie um die Erlaubniss, ihr die Haupt- resultate der Uutersuchungen vorlegen zu diirfen, die ich in den letzten Jahren angestellt habe, und die, wenn sie auch noch kein luckenfreies Ganzes bilden, doch schon einen Gesammtiiberblick gestatten. Diese Arbeiten, die ich zuvorderst bios in der Ab- sicht angestellt batte. die Richtigkeit einiger allgemein ange- nojnmenen Gesetze des Gleichgewichtes fester elastischer Kor- per zu erproben, haben nach und nach eine solche Ausdehnun"- gewonnen, dass sie jetsit die allgemeinen Gesetze des Gleichge- wichtes and der Bewegung der festen sowohl als der flussigen Korper umfassen und modificiren. Bekauntlich hat das Bestreben, Chladni's Klangfiguren auf analytischem Wege zuerklaren, zu der neueren mathematischen Theorie der Elasticitat den Anstoss gegeben, die von FrI, Sophie G e r in a i n und von IV a v i e r begrun- det, durch Lame u. Clapeyron's, Poisson's Cauchy's Duh am el's und Blanchet's Arbeiten zu ihren gegenwarti- gen Ausbildungsgraden gediehen ist; durch dieselben sind die Gesetze der Elasticitat auf die Gesetze der Molekularkrafte zu- riickgefiihrt, und somit ist die Erforschung der letzteren ange- bahnt worden, Es war daher unumganglieh nothig zu untersuchen, ob die aus der Theorie sich ergebenden Gesetze auch wirklich mit der Erfahrung (ibereinstimmen, denn diese Untersuchung war bisher nur in wenigen Fallen und immer nur mit dem offenbaren Be- streben unternominen worden, die gewiinschten "tibereinstimmen- den Resultate zu linden. Zu diesem Behufe musste vor Allem die von der vorausgegangenen mechanisehen Behandlung, von der chemischen Zusammensetzung und von der Temperatur des Korpers abhangige Constante, die in alle betreffenden Formeln emgeht. , der Elasticitatscoeffieient namlich, initlelst einer von eben diesen Formeln unabhangigen Metbode bestimmt werden; ich bediente mich daher ausschliesslich der linearen Ausdeh- «»Wgj und die mittelst derselben erlangten Werthe der Elastic!- 2 * 20 tatscoefficientcn, die in meinen KUern Abhandlungen enthalten sind, weichen, wie ich bald bemerkte, in vielen Fallen von den- jenigen bedeutend ab, die man mittelst Methoden und mit An- wendung der aus der Theorie abgeleiteten Formeln erhalt. Am auffallendsten stellte sich diese Niehtubereinstimmung bei Ge- legenheit der vor Kurzem von Regnault angestellten Ver- suche tiber die Zusammdriickbarkeit der Fliissigkeiten heraus. Er bestimmte dabei die kubische Zusammdriickbarkeit der dazu verwendeten gliisernen und metallencn Piezometer, berecbnete dann in jedem Falle mittelst der von Lame entwickelten For- meln den Elastieitatscoefficientcn der betreffenden Substanz, und fand bestandig grossere Werthe als die- von mir fiir dieselben Substanzen mittelst der diiecten Ausdehnung bestimmten. Die Differenzen uberstiegen um ein Bedeutendes die Fehlergranzen der b eider artigen Beobaehtungsmethoden, und konnten daher nur der Theorie zugeschrieben werden, wodurch ich roich veran- lasst sah, dieselbe einer vollstandigen Priifung zu imterwerfen. Das einfachste und dem Experimente am leichtesten zugang- iche unter den theoretisch aufgestellten Gesetzenist wohl Po is- s o n's bekanntes Gesetz tier Volumsveranderungen fester ela- stischer Korper, das also lautet: Wenn man einen Cylinder oder ein Prisma seiner Lange nach ausdehnt oder zusammen- driickt, so nimmt sein Voiumen im crsten Falle zu, im zwei- ten Falle ab, und in beiden Fallen ist die proportionale Volums- veranderung gleich der Halfte der proportionalen Liingenande- rung. Dieses Gesetz hatte durch ein von Cagniard - Latour angestelltes Experiment eine scheinbareBestatigung erhalten, aber bei naherer Priifung iiberzeugt man sich leicht, dass die von ihm angewandte Methode ihrer Natur nach kein genaues Re- sultat geben konnte. Cagniard -Latour mass die an sich schon sehr kleine Volumsanderung, welche ein dunner Metalldraht bei seiner Ver- langerung erleidet , mittelst der noch kleineren Aenderung des Niveau einer in einer engen Rohre enthaltenen Fliissigkeit , in welche der Draht eingetaucht ist ; dazu kommt noch, dass man beim Ansdehnen des Drahtes eine Fliissigkeitsschichte mitnimmt, und dass das Verhaltniss des Querschnittes der Rohre zu dem des Drahtes nicht mit hinlanglicher Genauigkeit bestimmt worden 21 war; alle diese Fehlerqueilen machen Cagniard - L atour's Experiment zu einem ganz unzureichenden. Ich verfuhr nun auf folgende Art: ich bediente mich langer und dicker vierseitiger Prismen aus Kautschuk, die ich beliebig und gleichmassig verlangern , und deren Querdurchmesser bei jeder Verlangerung ich mittelst des Dickenzirkels mit hinlang- licher Genauigkeit messen konnte. Dabei ergab sich sogleich, dass die Volumsveranderung das Poisson'scho Gesetz nicht be- folgt, indem die lineare Verkiirzung der Seite des Querschnit- tes, die wir b nennen wollen, viel besser mit dem dritten als mit dem vierten Theile der betreffenden Langenausdehnung iiber- einstimmt, wie es doch dem Gesetze gemass sein sollte. Ich will hier sogleich bemerken, dass auch diese Gleichung 6 = - nur innerhalb gewisser CJranzen vvahr ist; sobald die Langenaus- dehnung sehr bedeutend wird, so weichen die Volumsveranderun- gen des Iiautschuk von obigem Gesetze auf gleiche Weise ab wie die Volumina der Gase unter starkem Drucke das Mariott'sche Gesetz zu befolgen aufhoren; ich werde spiiter Gelegenheit ha- ben, auf diescn sehr wesentlichen Punct zuriickzukommen. Nach dieser vorliiafigcn Untersuchung bediente ich mich einer weniger directen aberviel genauerea von Eegnault angege- benen Methods aur Bestimmung des Verhaltnisses zwischen der Langenausdehnung und der entsprechenden Volumsvergrosserung. Diese Methode besteht in der Amvendung eines langen hohlen Cylinders, der an einem Ende verschlossen ist und an dem an- dern Ende mit einer offenen glasernen Capillar - Rohre in Ver- bindung steht. Nachdem man* die Dicke der Wandung des Cy- linders und seinen innern Querschnitt so wie den der Capil- lar-Rohre mit gehoriger Genauigkeit bestimmt hat , fullt man ihn mit Wasser so, dass dasselbe bis zu einer gevvissen Hohe in die Rohre reicht; sodann belastet man den vertical hangen- den Cylinder an seinem untern Ende mit Gevvichten und misst mittelst zweier Cathetometer sowohl die Langenausdehnung, die er erleidet, als auch die Senkung der Fliissigkeitssaule in der Glasrohre ; man erzielt auf diese Art , da der Durchmesser des Cylinders gegen den der Rohre sehr bedeutend ist, eine Messung der Volumsanderung, die noch viel genauer ist als die 22 Messungder Verliingerung. Ichhabe diese Versuche an 3 Messing- und an 5 Glascylindern von verschiedener Wanddicke und von verschiedenem innern Durchmesser mit stufenweise steigenden Be- lastungen angestellt und immer dasselbe Resultat erhalten wie Lei den Kautschuk-Prismen. Die Experimente geben uns somit iiber- einstimmend folgendes Gesetz: Die Volumsvergrosserung und die lineare Verkiirzung der Transversal- Dimensionen sind einander und dem dritten Theile der longitudinalen Verliingerung gleich. Poisson's Gesetz ist somit ungiltig, und da es ein unmit- telbares Resultat der Theorie ist, so fallt dieselbe mit ihm, und der ganze Calcul miisste eigentlich von Neuem begonnen werden, und zwar mit veriinderton Grundhypothesen, da die Feh- lerquelle nur in diesen liegen kann. Gliicklicher Weise hat nun Cauchy in dem ersten Theile seiner Untersuchungen das Problem auf cine allgemeinere und von der Molekulartheorie unabhiingige Art betiandell. Er betrachtet die festen Korper nicht als Aggre- gate von Molekulen sondern als continuirliche Masscn, und ge- langt dabei zur Einluhrung zweier Constanten k und K, die man fiiglich als den linearen und den kubischen Elasticitats-Coefficien- ten bezeichnen konnte. Sollen nun Cauchy's Formeln mit denen Poisson's und Navier's tibereinstimmen, so muss man k — 2K setzen ; sollen sie hiiigegen das von uns gefundene Gesetz der Volumsauderung geben, so ist man genothigt: k—K zu setzen. Substituirl man nun diese letztere Gleiehiing in die allgemeinen Formeln, so gelangt man zu neuen von den Naviers'schen ver- sehiedenen Differenzialglcichungen des Gleichgewiehtes und der Bevvegung fester elastischer Korper, Man sieht auf wie einfache Art ich dureli die Combination des Calculs mit dem Experimente zu diesen Gleichungen gelangt bin ; indessen beruben sie doch immer auf der hypolhetischen Voraus- setzung Cauchy's, dass die Hauptspannungen nicht bios den li- nearen Ausdehnungen sondern auch den Volumsanderungen pro- portional seien; sie durften daher nur dann als wabr angenommen werden, wenn sie auch in alien iibrigen Consequenzen mit der Erfahrung ubereinstimmten, und diese Verification gab Veran- lassung zu einer Reihe von Untersuchungen, die ich, um die Zeit der gelehrten Versammlung nicht zu schr in Anspruch zu nehmen, nur rasch durchgehen will. 83 Das erste Priifungsmittel boten mir die schon erwahnten Versuche Regnault's iiber die kubischeZusammdruckbarkeit der Substanz der Piezometer; fiihrt man niimlich die Rechnungen nach den neuen Formeln aus sowohl fur sphiirische Piezometer als fur cylindrische mit ebenen oder mit halbkugelformigen Enden, und nimmt man darauf Riieksicht, dass die kubische Zusammdriick- barkeit der linearen gleich ist, so erhalt man fiir die Elasticitats- coefficienten VVerthe, welche mit den durch direete Verlangerung erfundenen auf dasgenauesteiibereinstimmen; in diesemPunctewar somit der Zwiespalt zwischen der Theorie und dem Experimente durch die blosse Aenderung in den Formeln sogleich beseitigt. Einen zweiten Vcrgleichungspunct findet man in den Tor- sionswinkeln und in der Anzahl der drehenden Schwingungen cy- lindrischer und rechteckiger Stiibe: der numerische Coefficient dieser Functionen des Elaslicitatscoefficienlen erleidet gleichfalls eine Veranderung, und auch hier war die Mangelhaftigkeit der iilteren Formeln schon seit langerer Zeit bemerkt worden, Schon Biot machte darauf aufmerksam, dass er bei der Berechnung von Coulomb's bekannten Torsionsversuchen, sowohl fiir Eisen als fiir Kupfer einen zu kleinen Elasticitiitscoefficienten fand, die- selbe Bemerkung machte Navier in Beziehung auf Dul can's Resultate, und wenn man die von Beran, von Savart, von Giulio, und die in neuester Zeit von Kupffer, mit grosser Precision angestellten Drehversuche durchgeht , so findet man, dass von ihnen Allen dasselbe gilt. Was die tonerzeugenden drehenden Schwingungen betrifft, so sollte sich ihre Schwin- gungszahl nach den alten Formeln zu jener des longitudinalen Tones verhalten wie 1 zu 1. 58,- Savart fand jedoch das Ver- haltniss wie 1 zu 1. 66. Allediese constanten Differenzen zwischen der Theorie und der Erfahrung verschwinden durch die Anwen- dung unserer Formeln so vollkommen, dass nur sehr kleine, in- nerhalb der Fehlergriinzen liegende Abweichungen iibrig bleiben, und man sieht, dass die iilteren Formeln einen urn Vie zu klei- nen Werthdes Elasticitiitscoefficienten gebenmussten, eineGrosse, die durchaus nicht zu vernachliissigen ist, da sie z. B. bei dem Eisen 2500 Pfd. pr. Quadratmillimeter betragt. Ebenso gaben meine Versu- che fiir das Verhaltniss der longitudinalen zu den drehenden Schwin- gungen den mit der Rechnung iibereinstimmenden Werth: 1.63. 24 Wenden wir uns nun zu den Schwingungen runder elasti- scher Scheiben als drittem Vergleichungspunete, so finden wir, dass die Experimente imd Messnngen, am vollkommen entschei- dend zu sein5 einen bis jetzt kaum erreichbaren Grad der Ge- nauigkeit besitzen miissten. Poissonhat namlich fur die ein- fachsten Fiille, in welehen bios ein Knotenkreis oder mehrere concentrische Kreise entstehen, dieDurchmesscr derselben und die cntsprechenden Schwingnagszahlen durch Gleichungen ausge- driickt, die nur approximativ aufgeliist vverden konnen. Ich be- rechnete nun die Werthe dieser Grossen nach beiden Hypothesen und durfte, am hinlangliche Genauigkeit zu erzielen, nur die die 14*8 iibersteigenden Potenzen der VariaMen vernaehlassigen. Die experimentalen Bestimraungen. der Tone und Durohraesser warden an mehreren Scheiben von Eisen, Messing und Glas angestellt; nun liegen die durch den Calcul in beiden Fallen gegebenen Werthe einander allerdings so nahe und von dem Resultate des Experi- mentes haufig so fern , dass es sehr schwierig wird, ein Urtheil zu fallen : indessen stimmen doch namentlich die Tonverhaltnisse besser mit unseren Zahlen als rait jenen, die man nach Pois- son's Theorie erhiilt Zugleich ist es mir gelungen nachzuweisen, dass die Tone und Knotenlinien einer an einigen Puncten ihres Randes befestig- ten Scheibe den Uebergang bilden von den Tonen und Kreisen einer am ganzen Rande freien zu den Tonen und Kreisen eiaer am ganzen Rande befestigten Scheibe, Kirchhoff hat sich vor Kurzem gleichialls mit diesem Ge- genstande beschaftiget, und nach beiden Hypothesen niclitblos die concentrischen Kreise sondern auch jene Figuren und ihre ent- sprechenden Tone berechnet, welche aus Kreisen und Durch- messern bestehen. Seine Resultate verglich Kirchhoff, was die Tone betrifft, mit Chladni's Experimented und was die Fi- guren betrifft, mit St r e Ike's genauen Messungen. Diese letz- teren stimmen mit den aus meinerBvpothese berechneten Werthen besser iiberein als mit jenen, die sich aus Poisson's Hypothese ergeben ; bei den Tonen findet scheinbar das Gegentheil Statt ; jedocfa ist, wie Kir chhoff selbst bemerkt, die IVichtiibereinstim- mung zwischen der Theorie und der Erfahrung hier uberhaupt so gross, dass die Differenzen, die aus der Verschiedenheit der 25 Hypothesen entstehen, gegen sie verschwinden ; dazu kommt noch, dass Chladni die Tone nicht nach ihren Schwingungszahlen, sondern annahernd nach ihrein inusikalischen Werthe bestimmte, imd somst nicht die fur unsere Fragc erforderlicke Genauigkeit erzielen konnte. Wir kommen nun zu dem, vvie ich glaube, wichtigsten Theile dieser Untersuchungen , namlich zu den Folgerungen, die sich aus der Integration der veranderten Differenzialgleichungen der Bewegung ergeben. Poisson undCauchy haben bewie- sen, dass eine auf einern engen llaume umschriebene Erschiitterung mi Allgemeinen in unbegranzten homogenen festen Korpern zwei « ellen hervorbringen muss : eine Transversalwelle, in welcher die ochwingungsrichtung auf der Portpflanzungsrichtung senkrecht stent und eine Longitudinalwelle, in welcher diese beiden Richtun- gen zusammenfallen ; setzt man die Geschvvindigkeit der ersteren = 1 3 so soil die der letzteren = j/3 sein, und man hat bisher an- genommen, dass die longitudinale Welle allein eine tonerzeugende, eine sogenannte Schaliwelle ware. Ferner ist die Geschvvindig- keit der Longitudinalweile selbst eine verschiedene , je nachdem sie sich in einem Stabe, dessen Lange gegen seine Querdimensio- nen sehr bedeutend ist oder in einer unbegranzten Masse fort- pflanzt; das Verhiiltniss der Geschwindigkeiten in diesen beiden Fallen sollte wie 1 zu \/^- sein. Nach unseren Formeln werden diese Verlniltnisse viel ein- facher : die Geschwindigkeit der Transversalwelle ist zu der der Longitudinalweile wie 1 zu 2 und die Geschwindigkeit der linea- ren Longitudinalweile zu der der kugelformigen wie 1 : 1/1 Es wurde sich nun darum handeln, mittelst eines Experi- mentes zwischen den beiden Theorien zu entscheiden.Der directe Versuch konnte nur an der Erde selbst angestellt werden : man miisste an einem bestitnmten Orte eine sehr heftige Erschutte- rung kiinstlich hervorbringen und iu verschiedenen Distanzen von diesem Erschuticrungsmittelpuncte den Durchgang der Wellen beobachten, urn zu bestimmen, ob wirklich zwei Wellen entstehen und mit welcher absoluten Geschwindigkeit jede der- selben fortschreitet, 26 die kiiiistlieh kauin erzeugt wer- Solche Erschutterimgeiij den konnten, bietet uns die Natur in den Erdbeben von selbst dar, und wirklich sind alle Beobachter heftiger Erdstosse darin einig, dass man stets deutlich zwei Bewegungen bemerkt, die mebr oder minder rasch aufeinander folgen und von welchen die eine, die horizon tal e , von miissigen Oscillationen beglei- tet ist , wiihrend die andere, die verticale, viel heftiger wirkt und Erderhebungen und Spaltungen her,vorbringt ; nach dem Ietz- ten Berichte der englischen Naturforschergcsellscbaft ist diese letztere Bewegung sogar auf offenem Meere sehr fiihlbar , ein Phanomen, dessen Erkliirung sicli avis unsern Untersuchungen fiber die Schwingungsgesetze der Fliissigkeiten von selbst erge- ben wird. Man begreift auch leicht, dass, wenn die Explosionen oder Erdstosse, deren jeder zwei Wellen erzeugt, etwas rasch aufeinander folgen, dann hiiufig eine vorausgehende Transversal- von einer nachfolgenden Longitudinalwelle eingeholt werden kann, und dass auf diese Art concentrische Krcise entstehen, in wel- chen durch das Zusammentreffen zweier Wellen selbst in grossen Entfernungen vom Erschiitterungsmittelpuncte viel grossere Ver- wiistungen angerichtet werden konnen, als eine einzelne Welle selbst in seiner Nahe hervorzubringen im Slande wiire, wie esauch wirklich die Erfahrung zeigt. Wenden wir uns nun, ohne die- sen mehr hypothetischen Theil weiter zu verfolgen, zu den po- sitiven Thatsachen , darch die ich die Richtigkeit der oben auf- gestellten Gesetze wenigstens bochst wahrscbeinlich gemacht zu haben glaube. Es ist mir gelungen, Wassersaulen in Orgclrohrcn mittelst eines Wasserstromes auf dieselbe Art in longitudinalc Sehwin- gungen zu versetzen, wie man Luftsaulen gewiihnlich mittelst eines Luftstroms zum Tonen bringt. Die Gesetze dieser Schwin- gungen sind in beiden Fallen dieselben ; man konnte daher bei gehoriger Beriicksichtigung der anzubringenden Correction die lineare Geschwindigkeit der Iongitudinalen Welle direct aus dem Experimente ableiten; und ich fand im Mittel aus sehr vielen Versuchen diese Geschwindigkeit bei der Temperatur von 15 Cen- tesimalgraden = 1173.m4 in der Secunde, wahrend Colladon und Sturm im Genfersee die Schallgeschwindigkeit von 1435" gefunden hatten. Diese so ungemein bedeutende Differenz blieb 27 mir lange unerklarlich, bis mir endlich beifiel, die theoretisch bestimmte Relation zwischen der Geschwindigkeit der linearen und der kugelformigen Schallfortpflanzung in festen Korpern auch auf die Fliissigkeiten auszudehnen. Multiplicirt man nam- lich die gefundene lineare Geschwindigkeit mit ]/'i-, sofindetman den numerischen Werth von 1437*", der mit dem" Resultate des von Co Had on und Sturm angestellten Experimentes aufs ge- naueste iibereinslimmt. So frappant nun auch diese Uebereinstim- mungist, konnte sie doch, so lange diese Thatsache isolirt dasteht, ememZufalle oder einem Beobachtungsfehler zugeschrieben werden. Es war daher nothig, das Experiment an andern Fliissigkei- ten zu wiederholen, nur konnte dann die Fortpflanzungsgeschwin- digkeit bei kugelformiger Ausbreitung natiirlich nicht direct be- stimmt werden. Ich bediente mich daher der Zusammendriickbar- keit der Fliissigkeiten ; wenn namlich das von uns aufgestellte Ge- setz fur alle Fliissigkeiten giltig ist, so muss man, um die wahre Zusammendriickbarkeit einer Fliissigkeit zu linden, in die be- kannte Formel Laplac e's nicht die lineare Geschwindigkeit sub- stituiren^die uns unser Experiment giht, sondern dieselbe vorher mit \/~ mutipliciren, und dann substituiren. Wiihrend ich auf diese Art dieCompressibilitiit einer gewissen Anzahl von Fliissig- keiten aus ihrer linearen Schallgeschwindigkeit berechnete, be- stimmte Grass i dieselbe direct mit Regnault's Piezometer; und obwohl die beiden Versuchsreihen ganz unabhiingig von einan- der und mittelst so sehr verschiedener Methoden angestellt worden waren, so stimmten die numerischen Resullate dcrselben doch viel genauer mit einander iiberein, als man es hatte erwarten konnen. Somit gilt unser Gesetz fur alle Fliissigkeiten, und dicselben ver- halten sich in Bezug auf die Schallschwingungen nicht wie dieGase sondern wie die festen Korper. Das Princip der Gleichheit des Druckes nach alien Richtungen, welches der Hydrostatik zur Grundlage dient, ist somit, wie Poissonschon vermuthete, in der Hydrodynamik nicht mehr anwendbar , sobald es sich um rasche Variationen handelt. Diese letztere Thatsache hoffte ich mittelst eines Experimen- tes bestatigen zu konnen, das aber bisher leider nur ein nega- tives Resultat gegeben hat. Bekanntlicb. hat Biot die Entde- 25 kung gemacht, dass ein geradlinig polarisirter Lichtstrahl, der durch einen GlasstreifeR hindurchgeht, depolarisirt wird, sobald man den Glasstreifen in longitudinal© Schwingungen versetzt ; bei naherer Untersuchnng fand ich. dass die Depolarisation ihr Maxi- mum erreicht, vvenn die Schwingungsebene mit der Polarisations- ebene einen Winkel von 45° bildet, dass sie von da an nach beiden Seitcn hin abnimmt und ganzlich verschwindet, wenn der Winkel == 0 oder == 90° wird. Das Glas wird somit durch die Schwin- gungen und durch die sie begleitenden abwechselnden Ausdehnun- gen und Zusammendriickungen zum doppeltbrechenden Mittel, und nach allem Vorhergeheuden konnte man vermuthen , dass dasselbe auchbei den Flussigkeiten Statt finden wiirde. Ich brachte daher in den Wandungen des Wasserbehalters und der Orgelrohre vier correspondirende und durch kleine parallele Glasplatten ver- schlossene Oeffnungen in der Art an, dass ein Lichtstrahl senk- reeht auf die Axe der Rohre durchgehen konnte. Dieser Licht- strahl wird vor seinem Eintritte mittelst eines Nichol'schen Pris- ma's, dessen Hauptschnitt mit der Axe der Rohre einen Winkel von 45° bildet, polarisirt, geht dann perpendicular durch die longitudinale schwingende Fliissigkeitssaule hindurch, und wird bei seinem Austritte aus den Wasserbehalter mittelst eines dop- pelt brechenden Prismas analysirt. Das Experiment ist al- so dem Biot'schen ganz analog, und doch habe ich nie erne Spur von Deplorisation entdecken konnen 5 vielleicht ist das Phano- men so schwach, dass es nuf bei Anwendung einer Fliissigkeits- saule von grossem Durchmesser bemerkbar wiirde. Wie dem auch sei, so viel steht fest, dass das oben aufge- stellte Verhaltniss zwischen den Geschwindigkeiten derlinearenund kugelformigen Schallfortpflanzung in den Flussigkeiten wirklich Statt findet. Die experimentale Bewahrheitung des andern Gesetzes, wel- ches das Verhaltniss zwischen den Geschwindigkeiten der Longi- tudinal- und der Transversalwelle in unbegranzten Massen aus- druckt, konnte, wie wir schon bemerkt haben, nur durch genauc Beobachtungen der Erdbeben bewerkstelligt werden. Es ist kaum z,u bezweifeln, dass die beiden Wellen auch in den Flussigkeiten entstehen; die Fiihlbarkeit des verticalen Stosses auf offener See so wie der Nachhall und die scheinbaren Echo, die C ollado n im 29 Genfersee beobachtet hat, deuten darauf hin, unci ich hoffe, dass es mir nicht unmoglich sein vvird, directe Beobachtungen fiber diesen interessanten Punct in einem der grossen Seen Oesterreichs an- zustellen. Dass aber in elastischen Staben wirklich zwei Wellen von dem gesuchten Geschwindigkeitsverhaltnisse sich erzeugen, das lasst sich durch die Entstehnng eines schon oftbeobachteten, bisher aber unerklarten Tones beweisen. Versetzt man namlich einen elastischen Stab von was. immer fur einer Form und Materie mit- tclst einer gewissen Art des Streichens in heftige longitudinale Schwingungen, so hortman nicht bios den longitudinaienGrundton sondern stossweise auch seine tiefere Octave. Beriicksichtigt man nun alle Umstande, von welchen die Er- zeugung dieses tiefen Tones begleitet ist : die heftige Fortschleu- derung des aufgestreuten Sandes, die Versetzung der Knotenlinien, die vergrosserte Entfernung derselben von einander, die Erschiitte- rung, die man selbst in derMitte des Stabes, an der Stelledes lon- gitudinalen Schwingungsknotens verspiirt , die Leichtigkeit , mit welcher Glasstabe auf diese Art zerbrochen werden u. s. w., so bleibt kein Zweifel, dass es wirklich eine transversale Bewegung ist, die diesen tiefen Ton erzeugt. Uebrigens liess ich nach Du ba- rn el's Methode die Schwingungen von dem Stabe selbst auf einen mit Russ uberzogenen Glasstreifen zeichnen, und konnte so alle Combinationen der longitudinalen mit der transversalen Bewegung studiren. Savart, der sich schon mit diesem Tone beschaft.igte, suchte ihn mittelst. derselben begleitenden Bewegung (mouvement comomitant) zu erklaren, welcher er auch das Entstehen der Kno- tenlinien bei dem gewohnlichen Longitudinaltone zuschreibt; nur sollen im letztern Falle transversale Halbschwingungen, im ersteren ganze Schwingungen stattfinden. Aber diese Erklarungsart ist selbst dann ungenfigend, wenn man die ganz hypothetischen Halb- schwingungen als reell annimmt. Nach Savart's Theorie konnte der tiefe Ton nur bei jenen Staben entstehen, welche im gewohnlichen Falle abwechselnde Knotenlinie zeigen, der Ton musste, wie schon S u b u k bemerkt hat, nicht urn eine sondern um zwei Octaven tiefer sein als der Longitudinalton \ es ist ferner kaum zu begreifen, auf welche Art die Veretaikung der Langenschwingungen eine Transform 30 mation der transvertalen Halbschwingungen in gauze Schwin- gungen bewirken sollte; dazu kommt noch, dass ich die tiefe Octave nicht bios in festen Korpern sondern auch in den Fliis- sigkeiten beobachtet babe, bei welchen von derartigen trans- versalen Ausbeugungen nicht die Rede sein kann. Alle diese Schwierigkeiten verschwinden durch die Auffin- dung des richtigen Verhaltnisses zwischen den Geschwindigkei- ten dei' Longitudinal- und der Transversalwelle ; der Transver- salton muss um eine Octave tiefer sein als der Longitudinale, • weil die entsprechende Welle sowobl in festen Korpern als in Fliissigkeiten mit der halben Geschwindigkeit fortschreitet, der aufgestreute Sand muss von der Oberflache des Stabes im Augen- blicke des Durchganges der Welle perpendicular fortgeschleudert werden, der die Mitte des Stabes haltende Finger muss einen Stoss verspuren, da sich dort wohl ein longitudinaler aber kein transversaler Schwingungsknoteu befindet; endlieh miissen sich die aufeinander folgenden transversalen Wellen durch ihre- Durch- kreuzung in stehende Wellen verwandeln und so die Knotenlinien erzeugen, die man wirklich beobachtet. Somit beweist das Experiment, das in Staben jenes Ver- haltnisses wirklich Statt findet, welches man fur unbegranzte Massen bios analytisch nachweisen konnte. Fassen wir nun alles Gesagte zusammen, so sehen wir, dass alle Consequenzen, die sich aus den veranderten Formeln erge- ben, wenn sie nur dem Experimente zugiinglich waren, durch dasselbe auch wirklich ihre Bestatigung erhalten haben, wjihrend die altere Hypothese auch nicht durch eine einzige positive That- sache gerechtfertigt ist. Stehen somit unsere Gleichungen fest, so konnen wir uns derselben auch bedienen, um die Hypothesen zu priifen, welche man der Molekulartheorie zu Grunde legt. Sollen namlich die Formeln, welche sich aus dieser letzteren ergeben, mit denjenigen ubereinstimmen, welche man erhalt, wenn man die Korper als continuirliche Massen betrachtet, so muss man gewisse Bedingungsgleichungen annehmen, und com- binirt man diese mit der durch das Experiment gegebenen Glei* chung k — K, so gelangt man zu dem aunallenden Resultate, dass die Molekularkraft der 14. Poteiiz der Entfernung verkehrt proportional sein musse* Dabei gerath man aber, wie Clausius 31 sehr richtig bemerkt hat, auf einen Widerspruch, indem dann der aussere Druck audi zu einer Function der Molekularkraft wttrdc; somit schien es, als musste man die bisher angenomme- nen Grundhypothesen verwerfen und neue aufstellen. Nun haben schon meine Anfangs erwahnten Versuche am Kautschuk ge- zeigt, dass das Gesetz der Volumsanderung, welches wir in dem Calciil eingefiihrt baben, nur so lange giltig ist als die Liingen- iinderungen eine gewisse Granze nicht iiberschreiten ; so wie dieselben so bedeutend werden, dass man ihre Quadrate nicht mehr vernachlassigeu kann, so horen selbst die angefuhrten Ge- setze der Transversal-Contraction und der Volumsanderung iden- tisch zu sein auf. Man vvird daher vor Allem suchen miissen, das allgemeine Gesetz der Volumsiinderungenj welches das uns- rige als specieller Fall enthalten muss, aufzufinden und behufs der Erforschung der Molekularkrafte in dem Calcul einzufuhren. Sollte es mir geliugen, auf diesem Wege ein neues Resultat zu erhalten, so werde ich mich beehren, dasselbe der Akademie vorzulegen. Das wirkliche Mitglied Hcrr Regierungsrath A. v. Et tings- hausen uberreichte nachstehende zwei Noten, deren Hauptinhalt er in einem freien Vortrage erorterte. a) Das Studium des dritten Gauss'schen Beweises'der Zer- legbarkeit ganzer algebraischer Functionen in reelle E'actoren (Comment. Soc. R. Sc. Gotting. rec. T. HI, p. 135) hat mich auf eine Einkleidung desselben gefuhrt, welche eines Platzes in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie nicht unwurdio- sein diirfte. Es sei x die irgend einer Function zu Grunde liegende Va- riable. Man setze re1 wo t stattder imaginaren Einheit /~T steht, e die Grundzahl der naturlichen Logarithmen bedeutet, und r, f reelle Grossen sind , deren erstere jeden positiven Werth haben kann , Ietztere aber zwischen die Grenzen 0 und n (unter n die Lange des Kreisumfanges fiir den Durchmesser 1 verstanden) eingeschlos- 32 Gen ist. Die vorhandene Function wlrd sich stets auf eine ahn- liche Form bringen lassen , so dass wenn f (x~) tliese Function vorstcllt, f(re^) = Re^ gesetzt werden kann, wobei it und ip a^s reelle Functionen der von einander unabhiingig gedachten Grossen r und tp erschcinen. Bezeichnet f (x) den Differential quo tienten ■ V so er- gibt sich, wenn man die obige Gleichung ein Mai nach r, das andere Mai nach 55 differenzirt, ire' f(re<*), f (re{?) Hieraus folgt 8fl .„ -5— + iR oder, wegen iz = — 1 , a4|)«'* 8rj -(If * «{*)•• 8j< 8? • r1 8K 8/ + iR hj, 9 Sit .„ Sip „8t|/ . 8K mithin, weil die reellen Theile beiderseits des Gleichheitszeichens fur sich, und eben so die imaginaren fur sich iibereinstimmen tnussen : Zr ~ rR hf ' 8 ? ^ H Br' Nehmen wir nun an , die vorliegende Function f (a;) sei von der Art, dass in dem Ausdrucke fur R die Grosse cp bloss unter den Zeichen sin und cos auftritt. Diess findet Statt, wenn f(x) eine ganze rationale Function von x ist, d. h. die Form A0xK + Aix"-* + A2x~-*+ . . . A„_ix + An hat, wobei n eine positive ganze Zahl bedeutet und die Coeffi- cienten Aa, At , Aa , . . . . A„_i , A„ von a? unabhangig sind. In solchem Falle erha.lt der Differ en tialquotient |^ sowolil fiir to = 0 als auch fiir m = %n einen und denselben Wertb, vvoraus folgt, dass das auf die so eben genannten Werthe von y als Gren- ssen bezogene Integral 8aip / 8r 3^ 3y? 33 if (lessen unbestimmter Ausdruck ■£■ ist, verschwindet, mithin auch fur jeden Werth der positiven Grosse h 8r = 0 sein muss. Betrachten wir jetzt dasselbe Doppelintegral bei venvechsel- ter Ordnung der Integrationen. Aus dem obigen Ausdrucke fiir •||- erhellet, dass derselbe fur r = 0, sobald —■ fur diese Sub- stitution nicht unendlich vvird, und R von 0 verscbieden bleibt, sicher verschwindet. Bezeichnen wir nun durch H den Werth, welchen 8fl 8r fiir r = h annimmt, so ergibt sich fr£k>'*?->f'»^ L'asst sich h so wahlen, dass H, wahrend die Grosse o alle Werthe von 0 bis 2 n durchlauft, stets positiv bleibt, so ist das Integral f eine von 0 verschiedene Grosse, folglich besteht zwischen den beiden Integralcn und 8r8( ein Unterschied. Der Theorie der Doppclintegrale gemass kann diess nur eintreten, wenn der Differentialquotient 8'

x" + -4-1 ^c""1 + ^a xn~'i + . . . + A„_t x + An Sitzb. d. mathem. natorw. 01. Jahrg. 1850. II. Bd. I. Heft. 3 34 x^reif, so ergibt sich nach Umsetzung tier Expanential- grossen in die entsprechenden Kreisfunctionen R* = (A0 r" cos ny + Ai r""1 cos (n-1) y + ... + A„_, rew y)' + (A„ r" sin nf + A, r-1 «« (n-1) y + ... + A„_, r «*i y) = 40r3" + 2A0 A4 r2"-1 cos (2n~-l)y + - + A„3 also 8B 8 r + (2W_1) A„ A, W8-8 cos (2n—l) y + 1st A positiv, was immer vorausgesetzt wcrden kann, so Iasst sich offenbar r=A so gross wiihlen, dass das crste Glied dieses Ausdruckes die Summe der numerischen Werthe aller folgcnden Glieder nach Lostrennung der von y abhangenden Factoren uber- trifft, mithin um so mehr, wenn genannte Factoren zuriick, und die gehorigen Zeichen hergestellt werden, R^ positiv ausfallt. Dasselbe gilt daher auch Mr Jg {£ - .-jr H*£~H, bei jedem Werthe von y. „Beitrag zur Integration irrationaler Differen- tial form el n. Bei derDurchsicht desAufsatzes des Hrn. Zmurko in unsern Sitzungsberichten (Jahrgang 1849, Juni und Juli, S. 40 u. fF.), hat sich mir die Bemerkung dargeboten, dass die dort nam- haft gemachtcn Vortheile in der Behandlung der Differential- formel sin «T cos f 3

— a)m. Nach verrichteter Operation kommt Va + bm* an die Stelle von t. II. Mittelst der Substitution a + bxn^ x" f erhalt man P m+l jj fxm (a + bxn) * 3x = q— />+»-* ('SHI} ~S T-1 y v J na J \ a ) %t. Es sei n = 2, q-=2 und m + p+l = — 2 **(*• — by-* 8 *, wobei * = Va + bx* st. Die Integration geht also hier durch blosse Entwicklung von (f— by-' von Statten, sobald g einen positiven ganzen Worth hat. III. Sctzt man so folgt ZVa.t S.r V a+ ft/= Va + xt, b + fi b-t* ' it ~ *^a ' (6_"<»ji Hiedurch wird und Va + bx" = ~^ ■ Va. J'xm{a + bx') 3 %x = 2" wobei m+p+i 7> (6 + fy+i (b—f)-m-"~2dt, a + b.v" — V a ist. 3<> IV. Setzt man so wird daher \Za + bx2 = t — xYb, rr , K-r = =5 — r und V a + 0 or => t*+a yV (« + b ar8) 8 3x = a-*""-1 ft s J*~*-\t— a)m(f + «T1 2' wobei f = 1/a + #«* + a.V?> ist. V. Setzt man Va—bx* = (fa + JJV'fe) <, so erhiilt man 1 — 1% i/a Jk£ mithin 1 ■ 2P+3 « -r-a^ft"^ /r+1 O-^C1 +*T,-p-S 8*; wobei rVi V a — a: V 5 ist. Erscheinen die Exponenten der zweigliedrigen Ausdriicke unter dem Integralaeichen positiv , so lassen sich die Integrals nach blosser Entwicklung dieser I'otenzen und deren Productes darstellen. Insbesondere gibt die Formel in IV fur die Annahmen p = — 1 und p — + 1 '• x™%x _ 1 ft — a)™ dt J Va - 6** "" 2™ Y0^~' J t" • 37 fx"Va + bxzlx = — — 1= r ~ay {t~ — «)»(^ + a)- Zt, wobt t—\/a + bxz + xVb ist. Eben so foist aus der Formel in III, wen man ziurlcich das Zeichen von m iindert: 8,-c _ 1 (6 — <3)--' 8* J *"' 1/a+fta;3 " 2"'-' 1-V J <"' s Va + bx* .8-r = 1 H& + <3) (6 — <8)"—8 8< wobei, wie oben, ist. < = V'a + 6 a;2 — V a Sitzung vom 13. Juni 1850. Von dem Vorstande des naturhistorischeu Vereines Lotos in Prag, ist ein Dankschreiben fur die demsi'lben von der Akadeinie zugevvendete Unterstutzung von 100 il. C. M. ein- gegangen. Das w. M. der Director der k. k. Sternvvarte in Prag, Herr Carl Kreil, hielt folgenden Vortrag: Ueber das aufder Prager S tern war te aufgestellte Induct ions-Inclinatorium und iiber ein auto gra phe s Thermometer aus Zinkstangen. Das an der Prager Sternwarte im Verlaufe des vergangenen Winters aufgestellte und seit zwei Monaten in Thatigkeit be- findliche Inductions - Inclinatorium zur Messung der Variationen der magnctischen Inclination, dessen Bescbreibung und Gebraucb in Nr. 70 73 der von mir ffcirebenen Instruction zur Ausffihrung magnetischer Beobachtungen (Entwurf eines mcteorol. Be obachtungs- Sy s te m s fur die oster- 38 reiohische Mo n archie IV. A b s c h n i 1 1) enthalten ist , gab Veraiilassung zur Wahrnehmung einiger Umstande , deren Kennt- niss den Beobachtern , vvelche mit der Einrichtung eines ahii- lichen Apparates zu thun haben, von Nulzen sein kann. Den Warme - Coeffieienten suchte man dadurch zu bestim- men, dass man die beiden weichen Eisenstiibe in bohle Messing- cylinder einschloss, die durch eine horizontale Rohre in Ver- bindung wares, und abwechselnd mit heissem und kaltem Was- ser gefiillt wurden. Die ersten derartigen Temperatur - Aende- rungen brachten wohl bedeutende Aenderangen in der Anzie- hungskraft der Stabe hervor, allein bald zeigten sich dieselben gegen Warmeanderung so unempfindlieh, dass kein entschiede- ner Werth des Warme -Coeffieienten angegeben werden konnte. Dagegen bemerkte man, auch nachdem das abwecbselnde Er- warmen und Abkiihlen der Eisenstabe aufgehort hatte, eine fort- wahrende Zunahme der ablenkenden Kraft, ungeachtet die Stabe wahrend und nach der versuchten Bestimmung des Warme- Coefficienten ihre verticale Richtung nie geandert batten, welche Zunahme durch 14 Tage anhielt ; und als die Stabe nach die- ser Zeit, da ihre ablenkende Kraft bereits nahezu constant ge- worden war, aus Veraiilassung einer nothigcn Abandoning am Apparate aus den Hiilsen geuonunen, jedoch stets ihre ver- ticale Richtung bewahrend, auf einige Stunden entfernt worden waren, ausserten sie, vvieder an ihren friiheren Platz gebracht, aufs Neue eine starke Zunahme der Ablenkungskraft , welche durch 16 Tage anhielt, so dass man erst nach Verlauf dieser Zeit die regclmiissigcn Aufzeichnungen der Inclinations -Aende- rungen beniiUen konnte. Der Ablenkungswinkel wurde zuerst nach dem in der oben- erwahnten Instruction angetleuteten Verfahren, namlich durch einen untergelegten Krcis, dann auch noch durch eine Hilfs- scala bestiinmt, welche dem Spiegel der abgeleokten Nadel so gegeniiber stand, dass in dem iiber der llauptscala angebrachten Fernrohre der Scalentheil S.. derselben erschien, wahrend man ohne den weichen Eisenstaben, also ohne Ablenkung, den Scalen- theil S, der llauptscala beobaehtete. Ist dann S der spiegelnde Punct, so Warden die Entfernungen SS„ SS.. S S., gemessen, und durch Auflosung des Dreieckes der Ablenkungswinkel berechuet. 39 Der Inductions - Coefficient wurde durch einen Magnet von 11 Par. Zoll Lange, 16 Linien Breite und 3 Linien Dicke be- stimmt , welcher in einer Entfernung von 6'/3 Fuss iiber der Nadel angebracht. eine Verstellung derselben um 41-5 Scalen- theile oder 2-9 Miuuten bewirkte. Ich theile ferncr die Beschreibnng eines authograpben Thermometers aus Zinkstangen mit, welches nach seiner Angabe ausgefuhrt wurde , und nachstens aufgestellt werden wird. Fig. 1 stcllt ein Hebelsystem von drei Zinkstangen dar; in A ist die erste Stange an einem Kloben KL befestigct, und triigt an ihrcm entgegengesetzten Ende in m das Messingsiiick mn, das sich um die am Kloben MN befestigte Achse k drehen kann, und mit zwei genau ausgedrehten Lochern m und n zwei Zapfen umfasst, von denen der eine an der ersten Zinkstange Am, der andere an der andern Zinkstange m'n angebracht ist. Die erste Zinkstange ist 1 Fuss lang, 1 Zoll breit und 2 Linien dick; die zweite Zinkstange ist eben so breit und dick wie die erste, und um y2 Zoll liinger. Sic greift mit dem Zapfen m! wieder in ein genau ausgedrehtes Loch des Messingstiickes m'n' ein, das sich um die am Kloben KL festffcmachte Achse k' drehen kann. In n' greift die dritte Zinkstange m"n' ein, welche um 2 Zoll liin- ger aber eben so breit und dick ist, als die erste, und die in m" das dritte Messingstiick m"n" tragt, dessen Bewegung um die fixe Achse k" geschieht. Es ist am entgegengesctxten Ende bei n' mit dem Dralite in Verbindung, der sich um die Bolle B schlingt und den Zeichnungshebe] in Bewegung setzt. Die Achsen- und Zapl'enlocher an den Mcssingstiicken sind so angebracht, dass n/r= 3mk, n'fe'== 3m'k', n"k" = 3m"k" Die Messingstucke stehen zwischen den Zinkstangen und den Kloben, die /Aveite und dritte Stange muss jede ihren eigenen Kloben haben. 40 ,3 Figur 1. $—£■■, £>'/»'! rfjc D — -»']WV ^ \ °fl 0 it 1 .. ojn. ,0 5 t =U- J? •* i If •' Masstab fur Fig. 1 . Figur 3. nil G QZ Der Zeichnungshebel ist aus Fig. 2 ersichtlich. Sein Ruhe- punct in Z? ist so angebracht, dass ^7) = 4.2 CD ; in E ist der Bleistift in einer Hiilse eingesteckt, die ausserlich ein Schrau- bengewinde hat, wie bei den anderen Authographen. Der Kloben BH, der die Rolle tragt, so wie jene, die die Zinkstangen tra- 41 gen (KL, MN) , sind 2 Puss , 3 Zoll von der Mauer entfernt. Fist ein Gewicht, das den Faden CBc stets gespannt halt. Da das Zink sich fur 80° R. um 00033 seines Voluraens ausdehnt, so ist die Ausdehnung der ersten Zinkstange fiir 1 ° R. = 0-'"006, daher die Rewegung von n fur 1° R 0 .018 die zweite Stange nm! ist = 1*04 Fuss, ihre Ausdehnung fiir lo R. ist daher 0-0062 Bewegung von m' fiir 1°R 0-0242 Bewegung von n' do. 0-0726 Stange rim" = 1.16, daher Ausdehnung fiir 1° R. ... 00070 Bewegung von m" fiir 1°R , 0-0796 Bewegung von n" do. . 0-2388 Bewegung des Bleistiftes = (0-2388) (4,2) = 103 Linien. DasEnde der Messingstange n" muss einekJeineRolle tragen, auf welche der Draht aufgewunden werden kann, bis er die ge- horige Lange hat. Es kann an diesem Ende auch ein Zeiger an- gebracht werden, der auf einen Gradbogen spielt, und darauf die Temperatur angibt. Die Zapfen sollen nicht von Stahl oder Eisen sein. Das Thermometer ist mit einem Mantel zu bedecken, der ein freischwebendes und hervorragendes Dach hat, damit die erwarmte Luft entweichen konne. Er ist an den Kloben durch Hiikchen zu befestigen. Der hier beschriebene Apparat ist als erster Versuch in etwas grosserer Dimension ausgefiibrt als vielleicht nothig ist. Hoffent- lich wird er sich mit kleineren Zinkstangen , deren Anzahl auch vielleicht noch vermehrt werden kann, viel compendioser anfertigen lassen, und kann dann durch eine feuchte Umhiillung auch zu Psy- chrometer-Beobachtungen dienen. Professor Sch rotter benutzte diese Gelegenbeit, wieder- holt auf die photographischen , sclbstregistrirenden Instrumente von Brooke aufmerksam zu machen, welche er in England 42 in Thatigkeit zu sehen Gclegenheit hatte, und bemerkte, dass er dieselben fur die vollkommensten halte, die man jetzt kennt, so dass sie an keinem wohleingerichteten meteorologischen Ob- servatorium fehlen diirfen. Herr Jacob Schabus hielt nachstehenden Vortrag, den er durch Zeichnungen erlauterte. „U eber dieKrystallformen des zweifach wein- sauren Kalis KO, HO, Cg Hk Ow und des essigsauren Kupferoxyd-Kalkes CaO, CuO, ZCJhO*, 8//0." i.. Das zweifach weinsaurc Kali. Dieses unter dem Namen Weinstein allgemein bekannte Salz krystallisirt im orthotypen Systeme. Es wurde diese Verbin- dung zwar schon von Brooke krystallographisch unter- sucht (Annals of Philosophy 7, 161); allein er konnte einpaar dcr wichtigeren Winkel wegen der unvollkomraenen Ausbildung der Krystalle nur sehr oberflachlich bestimmen; auch scheint er eine daran vorkommende Gestalt nicht beobachtet zu haben, denn er erwalint derselben in der angefuhrten Abhandlung nicht. Ich habe daher , da ich von Herrn Prof. Dr. Red tenb a cher sehr schone Krystalle erhielt, dicMessung nochmals vorgenonimen. Die von mir gemessenen Winkel weichen von denen Brookes mehr weniger ab, stimmen jedoch mit denen durch Rechnung gefundenen sehr nahe uberein , vvesshalb ich mir erlauhe, die Resultate dieser meiner Untorsuchung der k. Akademie vorzu- legen. — Wiihreud die gewohnlichen Krystalle des Weinsteines hochstens halbdurchsichtig sind, zeiehnen sich die, welche mir zu den Mcssungen dicntcn, durch vollkoinvnene Durchsichtigkeit, Farblosigkeit und schonen Glasglanz aus. — Ihre Harte liegt zwi- schen der des Steinsalzes und Kalkspathes und betriigt etwas mehr als 25. — Die Dichtc fand ich gleich 1943. — Der Geschmack ist sehwach siisslich zusammenziehend. Die BeschafFenhcit der Krystalldiichcn ist versehieden. Wahrend namlich die Flachen des Orthotypes p (Fig. 2 bis 11 ) 43 und die der Prismen M und to immer glatt, dabei aber, be- sonders die der beiden erstern Gestalten , meistens etvvas ge- kriimmt sind, sind die Flachen J°, welche die scharfen Axenkanten des vertikalen Prismas M abstumpfen, immer horizontal gestreift, was auch meistens bei denen der horizontalen Prismen u und v der Fall ist; das verticale Prisma N jedoch scheint fast durch- gehends raulie Bcgranznngsflachen zu haben, da letztere mei- stens fast glanzlos sind und ich nur Eine Fiiche so glanzend fand, dass die Neigung derselben zu denen des Prismas M be- stimmt vverden konnte. — Die Krystalle sind in mebreren Rich- tungen theilbar , und zwar : senkrecht auf die Kanten des ver- ticalen Prismas M, also parallel zu den als Krystallgestalt nie beobachteten Flachen P — oo, ausgezeichnet; parallel zu den Flachen des horizontalen Prismas w, ebenfalls sehr vollkommen ; parallel zu P, welche Theilungsrichtung jedoch schwer zu er- halten und meistens durch muschligeu Bruch unterbrochen ist, uuvollkommen. Der Bruch ist muschlig. FigUr i. Was nun die Formen der Krystalle betrifft, so sind diesel- ben ziemlich mannisrfaltis Oft Figur 2. bestehen sie namlich aus dem in Fig. 1 besonders dargestellten, als Grundgestalt angenommenen Orthotype p, dem verticalen Pris- ma M und den die scharfen Kan- ten dieses letzteren abstumpfen- den Flachen P, wie Fig. 2 zeigt, Figur 3. in welchem Falle meistens an den scharfen Axen- kanten des Ortho- types die horizon- talen Prismen u,v und w erscheinen, wo durch die Indi- viduen ungefahr die Form Fig. 3 erluilten. 44 Es gehort jedoch zu denSeltenheiten, dass die Krystalle diese regelmassige Ausbildung besitzen, sie zeigen im Gegentheile ein sehr grosses Bestreben, Formen zu bilden , an denen gewohnlich vier Flachen des Orthotypes — und zwar an dem Hauptpuncte (der obern Spitze) die abwechselnden und an dem Nebenpuncte (der untern Spitze) die zu den ersteren geneigten — vergrossert erscheinen , wodurch dann die andern entweder kleiner werden oder theilweise auch ganz verschwinden. Die hiiufigsten Falle dieses Vorkommens sind in Fig. 4 und 5 dargestellt. Fig. 4, a zeigt ein Individ uum in perspeetivischer Ansicht, an welchem am Hauptpuncte die Flachen p der einen Halfte des Orthotypes, und zwar die der positiven (rechlen) vergrossert er- scheinen und zugleich die damit verbundenen des verlicalen Pris- mas M sich mehr Figur 4, a. Figur 4, b. ausgedehnt haben, wie besonders aus der horizontalen Projection dessel- ben (Fig. 4, b) er- sichtlich ist; aus- serdem befinden sich an dem Haupt- puncte noch die zwei andern Fla- chen ,p des Orthotypes und diebeiden horizontalen Prismen u und v; auch sind an diesemlndividuum die zur Axe parallelen Prismen JfundiV nebst der Gestalt P vorhanden. An dem Nebenpuncte, an welchem die Krystalle gewohnlich aufsitzen, Fj r 5 , B also selten ausgebildet erscheinen, haben sich hier alle Flachen in der Spitze vereinigt. In Fig. 5 sind dieselbcn Kry- stallgestalten enthalten , nur ist an dem Hauptpuncte die eine Flache der negativen (linken) Halfte des Ortho- types ganz verschwunden , so wie auch die Flachen der beiden horizon- talen Prismen auf dieser Seite ganz 45 fehlen und auf der andern die von u wegblieb, wie ans der horizontalen Projection (Fig. 5, ft) zu ersehen ist. Am Neben- puncte kommen, ausser dem verticalen Prisma N, sammtliche Ge- stalten vor , die sich in Fig. 4 finden , und es sind dort die zu den am Hauptpuncte geneigten Flachen des Orthotypes vergros- sert. — - Fig. 5, c stellt die horizontale Projection des Neben- punctes vor. Figur 5 , b. Figur 5 , c. In manchen Fallen Figur (i. verschwinden, wenn sich 4 Fliichen des Orthotypes vergrossern, nicht nur die 4 andern Flachen desselben, sondern auch die der horizontalen Prismen u und v des verticalen Prismas N und der Gestalt P ganzlich, wesshalb nur noch die positive (rechte) Halfte des Orthotypes mit dem verticalen Pris- ma M in Verbindung bleibt, wie Fig. 6 zeigt. Oft endlich erscheinen nur die von 4 ungleichseitigen Dreiecken ein- geschlossenen,tetraederahnlichenHalf- ten des Orthotypes, wie Fig. 7 eine darstellt. Sonderbar ist der Umstand, dass bei dieser hemiedrischen Ausbildung bald die positive(rechle), bald die nega- tive (linke) Halfte des Orthotypes vor- herrschend erscheint. Herr Sections- rath II a id inger land namlich bei der Figur 9 , 5. 46 Utttefswihung dieses SalaesimvorigenJahre, die er mir mitzntheilen die Gflte hatte, melir als 50 Individuen, an welchen die negative (linke) Halfte vorherrschend war. Die gewohnlichsten von ihm beobachteten Individuen stellen Fig. 8 und 9 vor. Erstere besteht aus dem vertical en Prisma M und der negativen (linken) Halfte tp des Or- thotypes, wahrend in Fig. 9 ausser- dem nocb die an- dere Halfte p, dann ein horizontals Prisma x, das an den stumpfenAxen- kanten des Ortho- types mit parallelen Combinationskanten erscheint, und die die scharfen Kanten des Prismas M abstumpfenden Flachen P, vor- kommen. •— Fig. 9, b zeigt die horizontale Projection dieses Individuums. Die Krystalle , welche ich unter- suchte , und wovon wohl wenigstens 60 Individuen so schon ausgebildet waren, dass ich ihre Formen genau erkennen konnte? waren siimmtliche mit der rechten Halfte vorherrschend , was auch bei 150 Individuen vom gewohnlichen im Handel vorkom- menden Weinsleine der Fall war. Mit dieser Eigenthiimlichkeit der Ausbildung scheint auch noch das Vorkommen gewisser Gestalten im innigsten Zusam- menhange zu stehen. Denn wahrend an keinem von mir un- tersuchten Individuum, deren Zahl wohl 200 ubersteigt und die alle die positive (rechte) Halfte des Orthotypes vorherrschend haben, die Flachen des horizontalen Prismas x sich fanden, hingegen an jedem wenigstens eine, moistens bcide an der schar- fen Axenkante gelegenen Prismen u und v ausgebildet waren, so haben die von Haidinger beobachteten negativ (links) aus- gebildeten Krystalle meistens die Flachen des horizontalen Pris- mas x und fast nie die von u und v gezeigt. 47 angegebene Form st in Fig. 10 dar- Die von Brooke gestellt und bedarf, da die Flachen mil den an den fruheren Pigur 10. Combinationen vorkommenden Buchstaben bczeichnet sind , keiner weiteren Aus- einandersetzung. IVoch muss ich erwiihnen, dass es, da die Krystalle die eben angefiihrte ver- schiedenartige Ausbildung 7,eigen, oft sehr schwierig ist, die richtige Stellung der- selben an linden; dass jedoch bei der Orientirung die Flachen P, welche meistens vorkommen und immer horizontal restreift sind, sehr gute Dienste leisten und man sich, bei gehoriger Beriicksichtigung die- ses Umstandes, bald zurecht findet. Was nun die einzelnen an den Combinationen vorkommen- den Gestalten betrifft, so werden die krystallographischen Zei- chen derselben die folgenden sein. (Siehe Fig. 2 bis iucl. 11.) Die 4 Flachen p bilden 11 4 4 4 4 4 4 4 2 a: w v v. M N P » ' 2 P ~ 8 Pr Pr Pr+ n s(Pr + ri) P+oo (P+ °°y Pr + oo. Die Axenverhiiltnisse seien b : c das fur die Gestalt p b' :c' d c a i a a!1 a" a a? : b" : b''' :blv :by : 6VI cIV cv cVI n 55 55 55 55 11 11 11 11 11 11 11 55 55 11 11 11 11 11 11 11 11 11 u V N M w X X , P , P i P > W , V , u , p M, in denselben Zonen. Einzelne der oben angefiihrten Gestalten lassen sich unmit- telbar, obne weitere Messung oder Rechnung bios aus der Lage ihrer Combinationskanten bestimmen; andere konnen auf sehr einfache VVeisc mit Hilfe der Zonengleichung gefunden werden; bei noch andern endlich wird es nothwendig werden, die durch Messung erhaltenen Resultate zu Rathe zu ziehen. Bestimmung der Axen des verticalen Prismas 31 und der horizontalen Prismen x und w. Nimmt man. die zwei zusammengehorigen Halften p und ,p des Orthotypes als Grundgestalt an, so wird, da die Flachen des horizontalen Prismas x an den stumpfcn , die von w aber an den scharfen Axenkanten der Grundgestalt mit parallelen Combinationskanten erscheinen , = 6 = a, und ferner wird, da die Combinationskanten, welche das Prisma M mit der Grundgestalt hervorbringt, horizontal sind blv =ft werden. durch Die Axenverhaltnisse dieser Gestalten werden also blv bv 6VI cIV =oo : 1-3565 : 09652 fur M r»V . W X q- = 1 : 1-3565 : oo cyI = 1 : oo : 0-9652 avisgedriickt erscheinen. 49 Bestimmung derAxcn des horizontal n Prismas v. Da die Flachen des horizontalen Prismas v mit denen des Orlhotypes p und des verticaien Prismas M in einer Zone lie- gen, so kann das Axenverhaltniss desselben mit Hilfe der Zonen- gleichung ab'c" + a'b" 1 1 + 1 a"b> e a"br' n/,"e' + a'b c gefnnden werden. Bezeichneu namlieh a , b , c die Axen der Grundgestalt p, a' , V , c' die des horizontalen Prismas v und a" , b" , c" die des verticalen Prismas M, so erhall; man , wenn man be- riieksichtigt , dass a' = x. ist . also c' ~ -oo ? a" - -oo ■> »" = = — -b in d c" - ■ C 1 a b e 1 x b a l + — ■ oo 1 ffl = - l a X .r = 2a = a". x b <: od er Auch das Axenverhaltniss einer der Gestalten u und JV kann mit Hilfe diesor Gleichung gefunden werden. Diese Bestim- mung kann man jedoch erst dann vornehmen, wenn das Axenver- Siiy.b. 4. matfaem, naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bri. [. Heft. 4 50 hallniss der Grund- gestalt und dass ei- ner der beiden eben genannten Prismen durch die durch Messung crbaltenen Winkelausgcmitlelt wurde. Die durch Mes- sung bcstimmten Winkel abcr siiid folgende (Fig. 11 , a und b): Figiir 11 Figur 11, b. NeiaruDK von M zu M= 109° 8' ou"c . IUI in IJU n 11 M r> M'= 70» 52' ii 11 M n P = 125° 26' 11 11 M n N = 160o 30' ii 11 N 55 P= 144° 56' ii 11 M ii p = 141° 49' ii 11 V r> p = 76° 22' ii 11 w ii w'= 107" 14' ii 11 V n w = 160° 33' Il- 11 u 55 v = 169" 44' l's 11 p )5 u = 155° 40' aus welchen bercchnet wurden: Neigung von V zu /,= 145°50' w „ P= 126" 23' 70° 8' IV' = 109o 52' 55 55 55 55 55 N „ N- N «'= 68° 20' «' = 48° 40' Beziiglich der Messungen muss ioh bemerken, dass selbst unter diesen schiinen Krystallen nur wenige in der Art ausgebil- det waren , dass sie vollkommen verliissliche Resullate gaben. Es rfihrt die geringe Scharfe der Kanten theils von der Kriim- mung der Fliichen der Grundgestalt p und des verticalen Pris- A 51 mas M, theils von der mehr weniger starken horizontalen Strei- fiing her, welche an der Gestalt P immer, an den Prismen u und v meistens sich findet. Die Flachen des horizontal, Prismas w und die des verticalen N babe ich nur an Einem Krystalle von soicher Grosse und solchem Glance gefunden , dass 'ich genaue Messungen vornehmen konnte, vvesshalb es mir auch nicht m6g- lich war, ttber die Different der von ihnen gebildeten Kanten- winkel Beobachtungen anaustellen. Die iibrigen Kanten zeigten bei den wenigen vollkommen ausgebildeten Krvstallen Abweichun- gen von hiichstens 5 Minuten , und es warden ans mehreren Messungen die Mittelwerthe bestimmt. Bestimmung der Axen der G rund g e s tal t. Um nun aus den angefuhr- ten Winkeln das Axenverhaltniss der Grundgestalt zu linden, falJe man aus dem Mittelpuncte M der Basis BCBC (Fig. 12) auf BC die Senkrechte MD. Setzt man den Winkel, vvelchen die Seite BC mit der kiirzern Diagonale CC bildet, also Winkel MCB = MCD = m , die halbe grossere Diagonale MB = b, k] ein ere Linie so vvird MC = c, 6 = cos m d sin m wcrden. 1st ferner AD XD' (Fig. 13) der durch die Axe und das Loth OD' eeleirte Schnitt, so wird, wenn man die Neigung der Linie AD zur Axe = « und die halbe Axe itX-a setzt. 52 (I — a . tang a werden, wodarch die ©bigen Gleichungen in die b = u n (1 a , tang a cos m a . tang a iiliei-o-ehen, durch deren ZnsammenstelliiDg die Proportion a : : b : c = 1 erhalten wild. In dieser Proportion ist I tang a _ tang a cox m ' sin. m — Neigung von M zu M— 54° 24' n nd wesshalb also oder i : b : c = 1 tan# 38° 11 _ !);$!« vvird , nnd vvodurcli das Axenverhallniss der Greadgestalt ge- geben is!. B (i s t i m in n n g d e r Ax e n d e s !i o r i /, o n I a I e n P r i s m a s n. 1st ABXB' (Fig. 14) eine sfinkrecht auf P'sor 14- die Kanten dieses Prismas gelegte Kbenc,] so wird die halbe Axe A¥= «', „ „ Diagonale BM— />' = A and der Winkel AB'M<= m == 65*40' sein, vvetin namlich m den Neigungswinkel der Prismaflache zur grosseren Diagonale an- aeigt. Aus der Gleichnng a = t> • tang m - b ■ tuny 05° W 53 vvird, vvenii man f'iir b den obeii gefundeneit Worth substituirl «' = !35G5x2 2113 oder a' =2-9996 also sehr nahe a = 3 werden, vvoraus die Gleichung a : b' : c — 3 : 1*3565 : oo folgt. Bestimmung d e s Axenverhaltnisses d e s verticalen P r i s m a s TV. Setzt man in die oben angefuhrte Zonengleichung — welehe zur Bestimmung der kiirzern Diagonale dieses Prismas beniitzt werden kann, weil die Flachen N, u und p in einer Zone liegen — in der vvieder die Axen der Grundgestalt />, a , b' , c aber die des horizon talon Prismas u and die des verticalen N anzeigcn sollen, die Wertbe a = 3 a , b' = 6, C =oo, so wird a b . ode a = oo , b" = — b und 3 «/i ! I ; C oo + oo S a 6 s r oo •Z" = 2 <■ 54 werden , also ist das Axenverhiiltniss von N durch die Pro- portion a'" : b'" : <:'" = oo : 13565 : 2x09652 gegcben. Fiir die Axenverhaltnisse sammtlicher vorkommendeu Ge- stagen gelten also die folgenden Gleichungen, und zwar: a : b a' :b' a" : b" a'" : b'" a,v : bw a1 :V «VI : V1 : c = 1 : 13565 : 09652 :c = 3 : 13565 : oo :c" = 2 : 13565 :' oo : c"' =oo: 1-3565 : 2x09652 :c,v =oo: 1-3565 : 0-9652 :cv =1 : 13565 : oo : cVI =1 : oo : 09652 fur j) „ u » ^ Die bei der allgemeinen Entwioklung aufgestellten Coeffi- cienten werden daher, da 2" =2 fiir v, 2"'-s = 3 und fiir 2"' = 4, «== I fiir u und m = 2 fiir JV ist, die Werthe: n = 1, w' = 2, s = f und m = 2 erhalten, wodurch F p durch das krystallograpbische Zeichen -5- P "pV w? v u M N P ausgedriickt ersel ii n ii ii ii ii » ii ii n ii Pr Pr + l iPr + 2 P + oo (P + oo)2 Pr + oo eint. 55 Besti minting der Winkcl tier Hauptschnitte der Gru n dg est alt und ihrer Axenkan'ten. Figur 15. Zur vollkommenen Kenntniss der Grundgestalt wird es noch erforderlieh sein , die Axenkanten derselben zu be- stimmen , zu welchem Behufe die Win- kel ihrer Hauptschnitte berechnet wer- den musseii. 1st ACXC' (Fig. 15) der idurch die stumpfen Axenkanten gelegte Haupt- schnitt, so wird, da die halbe Axe A M = a = 1 und „ „ kl.Diag. MC—c n rait r der Ncigungswinkel, welchen die stumpfe Axen- 0-9652 ist, wen kante mit der Axe bildet, bezeicb.net wird, tang r c a 09652 also r = 43° 59; Figur .16. ist ferner ABXB (Fig. 16) der in die seharfen Axenkanten ge- legte Hauptschnitt, so wird, wenn man den Neigungswinkcl, den die soharfe Axenkante mit der Axe bildet, mit n bezeichnet tang n _= 1-3565 a wcrden, oder n = 53" 36', weil namlich wieder die halbe Axe A JH » « = 1 und die halbe grossere Diag. BI=J= I 3565 ist. 56 Die Winkel der drei Hauptschnitte des Orlhotypes sind also : Neigung der stumpfen Axenkanten = 87° 58' „ scharfen - = 107° 12 = 109° 8' und „ „ Seitenkanten „ Denkt man sich nun ein spharisches Dreieck, welchem die Kantenwinkel , die von den durch die , scharfen und stumpfen Axenkanten gelegten Ebenen und einer Orthotypflache gebildct werden, zukommen, so wird fur dasselbe, wenn A, B und C die Winkel und «, |3 und 7 die diesen gegeniiberliegendcn Sei- ten sind, a = r = 53° 36', 0 = n = 43° 59' und C = 90° 0' sein. Setzt man diese Werthe in die beiden Formeln cotg A = cotg a. sin (3 und cotg B = cotg ft sin a so erhalt man aus ersterer log cogt A = log cotg 53° 36' + log sin 43° 59', log cotg 53° 36' = 0-86762— 1 + log sin 43° 59' — 0841 64— 1 log cotg ,4=0-70926— \ = cotg 62« 53' A — 62° 53' = x und aus letzterer log cotg B = log cotg 43° 59' + log sin 53° 36' , log cotg 43° 59' = 00 1542 + log sin 53° 36' = 090574— 1 log cotg JB = 0-92116— 1 '= log cotg 50° 10 5 , also S = 50" 105'=i/. Nun aber ist, wenn man die stumpfe Axenkante mit B, die scharfe mit A und die Seitenkante mit S bezeichnet A — %y , B = 2.r, und S=180° — Kaute -£- V also win! und A = 100° 21', B = \ 25" 46' S=103°38' werden. Die krystallographische Beschreibung dieses Salaes ist daher die folgende : 1. Nach Mohs. Grundgestalt. Orthotyp. P=125<>46'; 100" 21' ; 103° 38' a : b : c = 1 : V 18402 : V09316 Einfache Gestalten. •dp)? Pr(x); Pr(w) — 605 -t Pr + 1 («) 5 i Pr + 2 (u) ; P + oo {M ) 5 (P + oo)3(iV); (Pr + oo(P). Character der Combinationen. Hemiprismatisch mit geneig- ten Flachen. Gevvohnliehe Combinationen. 2.— 3. 4. 5. 6. 7. ■ 8. 2 P ~2~ P T" p ~2" P "a- p ~2~ P p ~2~~ P+oo .f+oo p eg1 — . P + oo . Pr + oo p — —■ r- . Pr ■ P + oo . Pr + oo £• • Pr + 1 • \Pr + 2 • P+ oo . Pr + oo £- . Pr.Pr+l • f-Pr+2 • P + oo-Pr+oo L . pr + 1 . iPr + 2 • P + oo ■ ("P+ oofPr + oo ~~~T' ^•^ + 1-^ + 2- P+oo(P+oo)3Pr + oo. 2*. Nach H a i d i n g e r. Grundgestalt. Orthotyp. 0= 125° 46' ; 100° 21' ; 103° 38' fit : b : t = l : V 1-8402 : 1 0 1)316. 58 Gewohnliche C ombinationen 1. 0 fh t. 0 n -T-, «0 3. 0 0 ~2~~ ' 2~ 5 ooO , ooO 4. 0 0 2 ' 2 9 D , ooO , 5> 2 ' " * 2 ' >z> 2D , 3D , ooO , ooD 6. -^- , — -^ , O , 2D , 3D , ooO , oo# 7. -^ , — -| , 2D , 3D , ooO , oo02 , D 8- -^-, §- , D, 2D, 3D, ooO , oo02 , ooD. 3 . Nach Naumann (Rhombisches System). a:5:c = l : 18565 : 09652 Gewo tinliche C 1. P ~2~ ooP a. P ~ IT ' OoP 3. p ~2~ " p 2~ 4. P P 2 ' s 5. P p ^__ ' 2 ' 6. P P — IT 7. p P 2~ " 8, p 2 P ~ 2 00P • 00P00 * ' .Poo • 00P . oojPoo 2Poo • 3Poo • eoP.ooPoo Poo 2Poo 3Poo 00 P oop£o 2Poo 3Px> • 00P ooP2 ooPoo Pop • 2Poo • 3Poo . ocP . ooP2 • ooP J 59 II. IMe IJoppelverbindung; von essigsanrem Kupferoxyde unci essigsaurem Kalk. Die Krystalle dicser Verbindung, vvelche in Red ten bach er's Laboratorrum dargesteM wm-den, haben cine lasurblaue Farbe und einen Iicht-himmelblaoen Strich. — Ihre Harte bstrSgt 2-0 und ihre Dichte 1-4206. Dieselbe wurde so wie bei der vorher- gehenden Verbindung, in Naplita bei 23-5° C. bestimmt und die Dichte des Wassers bei dieser Temperatur =1 gesetzt. — Ihr Brach 1st mehr weniger uneben, auch sincl sie ansgezeichnet leicht Figur 17. thcilbar, parallel zu den Krystallflii- chenMund IV (Fig. 18 und 19). Es gehort diese Verbindung zu den vve- nigen, die im pyramidalen Systcme krystallisiren. Die Grundform ist die in (Fig. 17) besonders dargestellte gleiehkantige vierseitige Pyramide. Die gevvolmlichen Formen bestehen aus den beiden vierscitigen in dia- gonalerStellung befindlichen Prismen M und N dieses Systemes, und den auf diese beiden senkrechten Fla- cn noch hau- chen o, wie Fig. 18 zeigt. Ausserdem erschein Figur 18. Fig. 19 fig an den Kanten, welche von M und o gebildet werden die Flachen eider gleichkantigen 4- seitigen Pyramide p, wodurch die Krystalle die Form Fig. 19 erhalten. Diese Figur besteht also aus den foigenden Gestalten: Die 2 Flachen o bilden P - « 8 » v „ P * * » M „ P + oo 60 Was die Messungen betrifft , so muss ich bemerken , dass an den meisten Individuen sovvohl die Piachen des Prismas M, als auch die von N mehr weniger gekriimmt waren , was audi von den Piachen o gilt. Der Glanz war fast an keiner Kry- stallflache so stark, dass das Fadenkreuz vollstandig reflectirt wurde. Die Winkel der Prismen habe ich jedoch mit Hilfe der Theilungsflachen, welche das Fadenkreuz vollkommen reflectirten, bestimmt, und es betrugen die Differenzan nicht mehr als funf Minuten. Schwerer zu bestimmen war die Neigung der Pyrami- denflachen zu denen der Prismen, da die ersteren ebenfalls nur schwachen Glanz besitzen, und in vielen Fallen nur als sebr schmale Streifen erscheinen. Nur an zwei Individuen waren sie derart ausgebildet, dass ich die Neigung zu den Piachen o und p bestimmen konnte , wobei die grosste Different die Grosse von 7 Minuten erreicbte. Die Neigungswinkel der einzelnen Piachen sind der Mes- sung zu Folge (Fig. 18 und 19): Neigung von o zu M oder N= 90" 0' M „ M = 90" 0' = 90° 0' = 135o 0' = 124° 25' 11 ii n 11 ii N ii N 11 ii N ii M 11 ii 0 ii V n n 0 ii M = 145° 35' Zur Berechnung der Axen der Grund- gestalt denke man sich von der obern Spitze der gleichkantigen vierseitigen Py- ramide auf die Basen der gleichschenk- ligen Dreiecke Senkrechte gefiillt, und durch zwei solche an gegeniiberliegen- den Flacben sich befindende Lothe eine Ebene ADXD' (Fig. 20) gelegt. Nimmt man nun die Seite der horizontalen Pro- jection der Pyramide als Einbeit an, so wird Fig. 20. und .41 = 01 wenn man namlich die Axe AX = a setzt. 1st <3 der Neigungswinkel der Senkrechten sur Axe . so wird and also oder werden. /3 = Kante — 90" = 34" 25' V a = cotg 34° 25 a= V 2- 1303 Fig. 21. Die Neigung der Axenkanten zm- Axe wird , da in dem dnrch dieselbcn gelegten Hauptschnitte ABXB (Fig. 21) 11 = BM V% ist, aus der Forniel tang a Vl a y 2 a erhalten, wenn namlich « der Xeignugswinkel ist. Setzt man fur a den Werlli, so wird also /'{/ ^r — — — 62 es wird also daher log tang -i- =, /05f co,„ p _ ^ a> log cos fi= 091643— 1 — %f a =—0-16422 log tang— = 0-75221—1 = log tang 29° 285' —-— 29o 88-5' und £ = 58° 57' werden. Den Winkel der Axenkante erhalt man aus dcr Gleichung cos A = l + a2 welche, wenn man fur a den Werth substituirt, in die cos A = —0-31946 iibergeht und wodurch A = 108° 38' wird. Die krystallographischenAng-aben fiber dieses Salz sind also: 1. Nach Mohs. Grundgestalt. Gleichkantige vierseitige Pyramide P=108°38'; 111" 10' a = V/2:1303T Character der Combinationen. Pyramidal. Gewohnliche Combinationen. 1. P— oo.P+oo. [JP + oo] 2. P-oo.P.P+oo. [JP + oo]. 2. IVach Haidinger. Grundgestalt. Pyramide. P=108°38'; 111° 10' a = V/271303. Gewohnliche Combinationen. 1. 0, ooP, ooP' 2. (>,/», ooP, ooP1. 63 3. Nach Na um a nn. (Tetragonales System.) a = 10319 Gewohnliche Corabinationen. 1. OP.ooP.aoPac 2. OP. P. ooP.ooPao. Zum Schlusse muss ich noch bemerken, dass ich die Zeich- nungen nach der von Haidinger beschriebenen Methode <) ausfuhre, und nur dort, wo das Axenverhaltniss es unumgjing- lich nothvvendig macht, davon abweiche. Herr Dr. Victor Pierre zeigte ein nach seiner Idee ausgefiihrtes Instrument zur Bestimmung der in der Luft ent- haltenen Wassermenge vor, und entwickelte die Theorie des- selben in folgendem Vortrage: „Ueber eine Methode die S pan nkr aft der Dampf e in der Luft direct zu messen." §. 1. Unter alien meteorologischen Instrumenten lassen die zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgrades der Luft dienenden ohne Zweifel das meiste zu w'unschen iibrig, indem die Ver- lasslichkeit der mit denselben gemachten Beobachtungen, fast mochtc man sagen unverhaltnissmiissig weit hinter jenen zuriick- stent, vvelche man durch Barometer und Thermometer erreichen kann. Aus diesem Grunde sind die Hygrometer von jeher Ge- genstand der Untersuchungen und Bemiihungen der ausgezeich- netsten Meteorologen und Physikcr gewesen, ohne dass aus den- selben mehr hervorgegangen wiire als die Ueberzeugung von der Unsicherheit der meisten bis jetzt angevvandten Methoden, den Feuchtigkeitsgrad zu bcstimmen. Nachdem man sich bald von der Unbrauchbarkeit aller derjenigen Apparate, welche diese Grosse unmittelbar angeben sollten, iiberzeugt hatte, schlug man den wissenschaftlichen Weg ein, man suchte namlich die den Fcuchtigkeitsgrad bedingenden Elemente zu bestimmen. §. 2. Unter den zu diesem Ziele fiihrenden Methoden haben die indirecten der Beobachtung des Thaupunctes und der *) Handbuch der bestimmenden Mineralogie von Wilhelm Haidinger, Wien 1845, pag. 61 und Poggd. Ann. (JL, 507). 64 Nasskalte die schnellste Verbreitung und haufigste Anwendung gefunden, indem der directe Weg die absolute Dampfmenge in einem bestimmtcn Luffvolum durch die Gewichtszunabme absorbirender Substanzen (Chlorcalcium u. dgl.) zu bestimmen, einerseits zu langwierig erscheint, eine genaue Wagung erfordert, und iiberdiess nur ein mittleres Resultat ergeben kann. Gleichwohl bat dieses Verfahren, von den obigen Uebelstanden abgesehen, den Vorzu"- der grossten Precision vor alien ifbrigcuMethoden voraus. §. 3. Die Fehlerquellen an den sogenannten Condensations- Hygrometern hat bereits Regnault (Hygrometrische Studien Poffdff. Ann. Bd. LXV) so grundlich beleuchtet, dass eine aber- malige Erorterung des Gegenslandes ribcrfliissig erscheint, und die Verweisung auf R egn au 1 Vs Abbandlung geniigendiirfte. Es hat derselbe in dieser ein Instrument bescbrieben , bei welchem zwar die Hauptfehlerquellen beseiligt werden, und aueh die Beob- achtung an Scharfe ungeinein gewinnl ; trotz alledem bleibt ein Uebelstand unvermeidlich , auf den iibrigens sehon der Erfinder selbst hingewiesen hat, mimlieh der, dass man beim Gebrauehe ehies jeden Condensaiionshygrometers Tal'cln der Spannkrafis- maxima des Dampfes in der Luft benolhigen wiirde, indessen man auf solehe nur fur den leeren Raum gelfendeTafeln angewiesen ist. Nun stimmen einerseits die von verschiedenen Physikern ent- worfenen Tal'eln dieser Art so vvenig iiberein, dass man bei An- wendun"* verschiedener Spauiikraftsiabellen auf dieselben Beobach- tunjrsdalen, Resultate erhallen kann, die urn 5 bis 8 Percent des Feuchtigkeilsgrades differiren, andererseits bleibt der Zweifel noch immer unbehoben , oh das Dalton'sche (iesetz fiir ein Gemcnge von Luft unil Wasserdampf voile Giilligkeit behalte. ') Regnault hat nun in letzterer Hinsichl Versuche angestellt, aus denen hervorzugehen scbeint, dass die Spaunuug des YYas- serdampfes in der Luft vvirklich elvvas kleiner sei als bei ') Kegnaultsagt I.e. Bei hygrornetrisehen Beobachtungcn bedarf es der Kennt- niss der Spannkraft des Dampfes nicht im leeren Baume, sondern in der Luft unter dem Drucke der Atmosphare. Nach Annahme der P h y s i- ker sind diese Spannkriilte durchaus dieselben wie im Vacuo. Vergebens habe ieh in den Annalen der Wissenschaft gesucht, auf welche Versuche diese Einerleiheitbegriindet sei, und ichglanbe nicht, dass man mittelst der in den Lehrbiichern besehriebenen Apparate hinreiehend genaue Versuche an- stellenkonne, um hinsieht.lich dieses Gegenslandes jeden Zweifel z.u heben. 05 gleieher Tempcratur im Vacuo. Da indessen die Diflcrenzen im Ganzen nur klein sind, so gesteht R. selbst die Moglichkeit eines constanten Fehlers im Verfahren zu, dessen Ursache er jedoch nicht aufzufinden vermag *). (Nach Versuchen, deren Resultate ich im verflossenen Jahre mittheilen zu kiinnen die Ehre hatte, scheint jedoch far mittlere Temperaturen sich in der That keine Abweichung voni Dalton'schen Gesetze zu ergeben; fur hohere Temperaturen wurdenabcr die Beobachtungen so unsi- chcr, dass sich daraus keine bestimmten Schliissc ziehen lassen.} §. 4. Regnault wendet sich nun zu der zweiten Art der gebrauchlichen Hygrometer, namlich zum Psychrometer ; die Resultate dieser verdienstvollen Untersuchungen , welche den Meteorologen hinlanglichbekannt sein werden, haben ergeben, dass derGebrauch des Instrumentes an viel mehr Riicksichten gebunden sei , als man bisher anzunehmen pflegte, und da man tiberdiess bei demselben einer Tafel der Spannkraftsmaxima bedarf , gesellt sich zu der in den sogenannten Constanten der Psychromeferfor- mel gclegencn noch eine ahnliche und aus derselben Quelle flies- sende Unsicherheit wie bei den Condensationshygrometem. Dasselbe lasst sich von einem im J. 1841 von Majoc- c h i bekannt gemachten Apparate sagen , den er Spannungs- hygromelcr (igrometro a tensione) nennt, indem man an dem- selben untersucht, um wie viel die wirkliche Spannkraft des Dampfes vermehrt werden muss, damit derselbe das Maximum der Spannung fiir die herrschende Tempcratur annehme. Ab- gesehen davon, dass man auch bei diesem Instrumente auf die Spannkraftstafeln fiir den Iccren Raum angewiesen ist, muss (lurch das in der abgesperrten Luft verdampfende Wasser der- selben Warme entzogen und ihre Temperalur verringert, so- mit auch das Maximum der Spannkraft zu klein erhalten wer- ') Eine solche kiinnte jedoch in der von R. unberiieksichtiglen Eigenschaft des Glases liegen, sich nach einer vorangegangenen Erhit/,ung nicht so- gloich auf sein voriges Volumen /.usammen 2u7.ieb.en, wenn die friihere Temperatur wiederkehrt ; eine Eigenschaft, die beim Thermometer durch Verriickung des Nullpunctes sliirend wirkt, und bei Ilegnauit's Versuchen um so mehr von Einfluss sein konnte, als der Appai-at vor der Messung der Spannkriil'te der Dainpl'e erhitzt, dann auf 0° abgekiihlt, und wieder allmiihlig erwiirmt wurde. Dadurch aber war das Volum nicht constant dasselbe bei Anwendung der trockenen und der mit Wasserdampf gesiit- tigten Luft. Sitz.b. d. mathem. naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. I. Hft. 5 ■ f»6 den. Auch geht die Dampfbildung in einem gesehlossenen rait Luft erfiillten Raume so langsam vor sich, dass, will man der Sattigang der Luft rait Wasserdampf gewiss sein, man geraume Zeit wird zuwarten miissen. Indessen kann die Temperatur sich namhaft iindern , was wieder von Einfluss auf die Maximal- spannung des Dampfes ist , und somit die Unsicherheit des Apparates so ziemlich ausser Zweifel stellt. (Aus diesem Grunde hat auch Poggendorff dasselbe Princip , fur welches er die Prioritat der Erfindung beansprucht , verlassen , indem er nicht glaubt , dass dasselbe Vorziige vor den bisherigen habe.) §. 5. Es blieb demnach immerhin wiinschenswerth, ein Mittel 7Ai besitzen, durch welches man dieSpannkraft desWas- ser dampfes inder Luft ohne die Giltigkeit des Dal- ton'schen Gesetzes voraussetzen zu miissen, direct zu mes- sen im Stande ist, und der Verfasser erlaubt sich, auf ein neues hygrometrisches Verfahren hinzuweisen, welches er bereits im J. 1845 angegeben hat, ohne dass es ihm bisher moglich war, den dazu erforderlichen Apparat in entsprechender Weise, und wie er es wiinschte, ausgefuhrt zu erhalten. Man wird namlich ohne Schwierigkeit zugeben , dass die Spannkraft eines Gemenges vonLuft und Wasserdampf cine Summe ist von der Spannkraft der trockenen Luft, und jener, welche der Wasserdampf wirklich hat, gleichgiltig ob diese dieselbe ist, welche ihm zukame, wenn er denRaum allein ausfiillte , oder nicht. Bringt man nun in eine abgesperrte, feuchte Luftmasse eine absorbirentle Substanz,somuss die Spannkraft der Luftnachvollendeter Absorp- tion abgenomraen haben und zwar umden Betrag der Spannkraft des Dampfes. Bei der wirklichen Ausfijhrung eines solchen Vcrsuches stosst man auf mancherlei nicht unerhebliche Schwierigkeiten; na- mentlichhaltes schwer, die abgesperrte, feuchte Luft ohne Volums- anderung, und ohne dass der Feuchtigkeitsgrad schon vor der eigentlichen Messung eine Verrainderung erfahrt, mit der absor- birenden Substanz in Contact zu bringen. In wieferne es mog- lich war diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wird aus der na- heren Beschreibung des Instrumentes zu entnehraen sein. §. 6. Die beiliegende Tafel enthalt eine nur skizzenhaft gehaltene Zeichnung desselbcn und seiner Theile ; die Verhiilt- 67 nissc der Dimensionen sind nur beilauflg beriicksichtigt. Fig. I. A ist ein weites cylindrisches Gefiiss von Messing mit doppelten, einc Luftscliicht zwischen sich einschliessenden Wanden , dessen Hohe mehr als das doppelte seines Durchmessers betragt. In demselben befindet sich der untere Theil des Heberbarometers Hff, welches rait Millimeteriheilung und Mikrometerschraube ver- sclien ist, ferner ein sehr empfindliches Thermometer, dessen lang- cylindrischer Quecksilberbehalter ungefahr die Mitte von A ein- nimmt, und dessen Rbhre bei GG hervorragt. Nach unten ist das Gefass A, welches wir zukiinftig den Luftbe halter nen- nen wollen, rait einem breiteu, genau geebncten Rande CC ver- sehen, der auf den gleichfalls eben gcschliffenen oberen Rand DD des Absorptionsapparates B luftdicht aufsitzt. Der Absorptions- apparat selbst ruht auf einem Dreifusse mit Stellschrauben, und ein an der Hiilse des Barometers angebrachtes, in der ZeichnunT nicht sichtbares Loth, lasst die verticale Stellung des Barome- ters erkennen. Durch den Boden von B geht ein Zapfen luftdicht hindurch, und kann von Aussen mittelst des Griffes F so um seine Axe gedreht werden, dass dadurch eine Communication zwischen der abgesperrten Luft und der absorbirenden Subslanz liergestcllt wird. Fig. 2, 3 u. 4, in denen die iibereinstimmenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet sind, lassen das De- tail der inneren Einrichtung erkennen, AA' AA' Fig. 2, ist der Durchschnitt des Luftbehalters , dessen iiussere Wandung LL von der inncrenL'L' durch eine mehrere Linieu dicke Luftscliicht ge- trennt ist, welche jedoch mit der inneren Luft nirgends communici- ren kann, und nur den Z week hat, als schlechter Warmeleiter, die durch die Niihe des Beobachters veranlassteTemperaturs-Aende- rung (in Folge der Warmestrahlung und Mittheilung) moglichst zu beseitigen. ././ist der untere Theil des Heberbarometers, das mit dem Thermometer KK in den auf AA luftdicht aufgepassten Ansatz MM ebenfalls luftdicht eingekittet ist. Der untere ebene Rand A' A' erscheint auf dem oberen Band BB des in Fig. 3 und 4 abge- sondert gefteiehneten Absorptionsapparates aufgesetzt. Der Letz- tere ist in zwei durch eine breite Scheidewand gctrennte Kam- mern CC abgelbeilt. Durch die Scheidewand der Kammern geht die durch den Griff // von Aussen drehbare Achse GG luftdicht hindurch und tragt an ihrein oberen Ende ein Qucrstiick FF, 5 * 68 (lurch welches die belden in Charnieren bcweglicheii Deckel DD der Kammern niedergedriickt werden, wa'hrend von unten in den Kammern angebrachte Federn EE entgegendriickeu und die De- ckel zu offnen streben. Stent nun FF senkrecht gegen die Rich- tung der Scheidewand (Fig. 2 u. 4), so sind die Kammern voll- standia: srescblossen und von der feuchten Luft des Luftbeluil- ters abgesperrt, drcht man aber mittelst des Griffes It das Quer- stiick FF in die Richtung der Scheidewand, so offnen sich die Deckel mittelst ihrer Federn und die feuchte Luft ist in Com- munication mit der absorbirenden Suhstanz gesetzt. Damit das Niederdrlicken der Deckel leicbter und vollstandiger erfolge, sind auf denselben gegen den Rand hin gekrummte schiefe Ebenen aa- gebracht, auf denen die Enden des Querstuckes FF gleiten, me diess am besten aus den lcicht verstiindlichen Fig. 3 u. 4 zu ent~ nelmien ist. §. 7. Wir wollen nun der Reihe nach alio Umstande dureh- gehen, welche bei der beschriebenen Einrichtung des Instrumen- tes von Einfluss auf die Genauigkeit der Beobachtungen sein konnen. Die Besorgniss, dass, da die Deckel die Absorptionskam- mern nicht hermetisch schliessen, eine Absorptionswirkungschon eintreten konne, bevor noch die Luft vollig ahgesperrt, oder die Messung der Spannkraft der feuchten Luft geschehen ist , er- weist sich in der Erfahrung als ganzlich unbegriindet, denn das Barometer andert seinen Stand in der feuchten Luft des Behiilters nicht, wenn die Deckel gcschlossen sind, sinkt selbst dann nur ausserst langsam, wenn durch theilweises Drehen des Griffes H, die Deckel ein wenig geoffnet werden. Erst bei vol- ler Oeffnung der Kammern beginnt jedesraal ein rasches Fallen . des Quecksilbers. Weitcr kann man die Frage aufwerfen, ob die Luft durcb die getroffene Anordnung des Absorptionsapparates auchvoll- stiindig und hinreichend schnell getrocknet werde: ir< ersterer Hinsicht glaube ich, diirfte nicht leicht ein begrundeter Zvveifel erhoben werden konnen, der letztere Uinstand hinge- gen ist von grosser Bedeutung fur die praktische Brauchbarkeit des Instrumentes, nicht nur daruin, weil einerseits bei langsamer Absorption in der Temperatur der abgesperrten Lufl : bedeutende 69 Aendcrungen eintretcn konnen, die jedenfalls liistigc und nicbt ganz sichere Correetionen erfordern, sondern audi andererseits wiirde die Beobachtung selbst langwierig und unsicher, weil man den Zeitpunct nicht bestimmen kann , in welchem die Absorp- tion vollendet ist. Wiewohl bei der mangelhaften Ausfiihrung des Instrumentes, welcbcs durch einen leicht zu vermeidenden Feh- ler *) nicht hinreichend luftdicht war , Versuche an demselben keine vollkoramen entscheidenden Resultate geben konnten, so geht doch selbst aus diesen , so wie auch aus anderen vorher unternommeneu Versuchen hervor, dass die Einvvirkung von scharf getrocknetem (nicht geschmolzenem) Chlorcalcium besonders an- fiinglich ungemein rasch erfolgt, und die Senkuug des Queck- silbers in den ersten zwei Minuten in der Folge keine sehr raerk- bare Aenderung erleidet. §. 8. Ein nicht zu venneidender Uebelstand ist der, dass der Absorptionsraum trockne Luft von der Spannung der At- mosphiirc enthalt, wiihrend die (trockne) Luft des Luftbehiilters eine (um die Spannkraft der ibr beigemengten Wasserdampfe) geringere Spannkraft besitzt, sich also mit jener ins Gleichge- vvicht setzeud , nach geschebener Absorption der Ditmpfe eine andere Spannkraft zeigen muss, als wenn der ganze Raum nur feuchte Luft enthalten hatte. Ist niimlich der Barometerstand B, und e die Spannkraft der Diimpfe in der Luft , so ist in der feuchten Luft: B — b + e ; die Grosse b wird aber vom In- strumente nicht gegeben, sondern, wenn man mit v das Volum tro- ckener Luft im Absorptionsraume, mit V jenes der feuchten im Luftbehalter bezeichnet, die Grosse: B' Bv + bV V+v vvoraus sich die Spannkraft des Dampfes e = JB_6ra(B-B) (l + £) ergibt. J) Es war niimlich die Fassung , welehB das Barometer und Thermometer trug, auf den Deckel des rml'tbehiiltersmiUelst in diesen hineinragender Schrauben bel'estigt worden , durch welche, wie man sich direct iiber- zeugte, der I/ttftnrtritl ermbglicht war. TO Wenn man nun, was immer moglich , und sogar in ande- rer Beziehung noch von Vortheil ist, Fhinreichend gross gegen v macht, wird -^ ein fuglich zu vernachlassigender Bruch. Wenn man daher bei geraumigem Luftbehalter dafiir sorgt, dass die Kammern des Absorptionsapparates nicht zu tief, und iiberdiess mit Chlorcalcium (oder irgend einer andern scbnell absorbiren- den Substanz) moglichst vollgcfiillt sind, so ist die erwahnte Bedingung in vollig zureichender Weise erfullt. Die an und fur sich kleineVolumsanderung, durch das Steigen des unteren Queck- silberniveau im Barometer veranlasst, braucht bei eincm nur eini- germassen geriiumigen Luftbehalter nicht welter ber'ucksich- tigt zu werden, auch wird eine grossere Luftmasse von den iius- seren Temperaturs-Aenderungen wenigcr schnell afficirt werden als eine kleinere, Um aber den Einfluss jener Aenderungen, welche nament- lich durch die Warmestrahlung und Mittheilung von Seite des Be- obachters bedingt werden, moglichst zu vermindern, wurde eben die doppelte Wand des Luftbehalters gewahlt, und selbst das Absorptionsgefass von Aussen mit einer ahnlichen Hiille (in der Zeichnung weggelassen) umgeben. Diese Vorrichtung erwies sich in der That sehr wirksam, und selbst die Beriihrung der aus- seren Wand des Luftbehalters mit der Hand iibte erst nach ge- raumer Zeit einen Einfluss auf das Thermometer ; hatte es aber einmal einen hoheren Stand angenommen, so behielt cs ihn durch liingere Zeit constant bei und sank dann sehr langsam r). Noch bleibt zu untersuchen, ob nicht bei der Absorption des Wasserdampfes eine bedeutendero Tcmperaturs - Aenderung eintritt, was sogar vonvorne herein cinige Wahrscheinlichkeit fur sich hat. Bei Anwendung von Chlorcalcium in der beschriebe- nen Weise ergaben sich kcine so entschiedenen Resultatc, dass man auf eine Temperaturs-Aenderung durch die Absorptionsvvir- kung einen sicheren Schluss ziehen konnte. Es ergaben sich *) Folgende Zahlon kiinnen zur Beurtheilung ties Einflusses der Nahe des Beobachters dienen: Zeit innere TheHe aussere Theile Zeit 9h2o' 21»38 21?50 1.5' 11.15' 21.38 21.70 1.38' 11.45' 21.56 21.95 2.47' innere Theile iiussero TheUc 22?13 22°10 22.19 22.15 22.19 22.20 71 zwar jedesmal nach dem Oeffnen des Chlorcaleium - Apparatus Temperaturs-Erhohungen, die indessen sehr klein waren , zwi- schen 0°07 und Ool3 R schwankten und sich immer Iangere Zeit constant erhielten, nachdem die Absorption vollendet war. Wenn aber , vvie es (lurch die Erfahrung gerechtfertigt scheint, die Temperaturs- Aenderungen der eingeschlossenen Luft wahrend der ganzen Dauer des Versuehes nicbt sehr bedeutend sind, und nur langsam erfolgen — kann man annehmen, dass die Temperatur an alien Stellen dieselbe sei, und dann hat die desshalb an der gefuudenen Dampfspannung anzubringende Cor- rection keine Schwierigkeiten, um so vveniger, wenn man sich eine Tafel entwirft, durch welch e die kleine Rechnung erspart wird. §. 9. In der Form, wie das Instrument im vorigen beschrie- ben wurde, bietet noch das Barometer eine kleine Schwie- rigkeit dar. Der Luftbehalter ist namlich aus Metall verfertigt, indem gliiserne Wiinde vielleicht durch ihre hygroskopischen Eigcnschaften den Feuchtigkeitsgrad der Luft andern, bevor die- selbe noch abgesperrt ist, wovon man sich durch ein dem be- schriebcnen ahnliches Verfahren iiberzeugen konnte. Dadurch entbehrt man aber des Vortheiles, das untere Niveau des Queck- silbers beobachten zu kiinnen, was indessen nicht unumganglicli noting ist. Ich glaubte ein Heberbarometer einem Gefassbarome- ter vorziehen zu sollen, weil bei jenem die Menge der fiber dem Quecksilber befindlichen Luft , deren Feuchtigkeitsgrad ein an- derer ist als jener der Luft im Luftbehalter, viel kleiner und ihr storender Einfluss somit verschwindend ist. An dem wirklich ausgefiihrten Instrumente wurde von dem Mechaniker die Scale in halbe Millimeter getheilt, und dieselben fiir ganze gezahlt ; diese Einrichtung ist zu verwerfen, weil es bekannt ist, dass selbst bei vollkommen gleichen Durchmessern die Niveauanderungen in beiden Schenkeln eines Heberbaro- meters selten gleich gross sind. Es ist leicht sich (la von zu iiberzeugen, dass in vielen Fallen eine Ungleichheit der Tem- peratur beider Schenkel die Ursache dieser Erscheinung ist, wiewohl auch die verschiedenen Capillaritatsverhaltnisse dasihrige dazu beitragen. Man wird also jedenfalls fehlen , wenn man bloss an einem Schenkel abliest, und die Ilohenandcrung ver- 72 doppelt ; cs sclieiut mir jcdoch als konne man durcli ein cin- faches Vcrfahren die directe Bcobachtung des unteren Niveau umgehen, welches, da es iiberhaupt auf jedes Barometer an- gewendet werden kiinntc, hiet* nicht iibergangen warden soli. Ziihlt man namlich die Quecksilberhohen von ein em Nullpuncte, der tiefer liegt als der tiefste Stand, den das Niveau im offe- nen Scheukel iiberhaupt annehmcu kann, und is t /i die Hohe des unteren, H die des oberen Niveau, beifle auf 0° reducirt , so hat man den Barometerstand: b = H — h wabrend c = H + h cine constante Grosse sein muss, vorausgesetzt, dass der Dureh- mcsser der Glasrohren als unveriinderlich betracbtet werden kann; daraus ergibt sich : b = 211 — c. Man darf daher nur die auf 0° reducirte Ablesung am obe- ren Niveau verdoppeln und davon die Grosse c , subtrahiren, urn den auf 0° reducirten Barometerstand zu erlialten; c selbst aber wird man im Mittel aus hinreichend vielen Bcobacbtungen nach der Glcichung c = H + h oder aber durch Verglei- chungen des Ileberbarometers mit «inem Normalbarometer nach der Formel c = 2 H — b linden konnen. *) Dadurch aber, dass wean man an einem bestimmtcn Ilebcr- barometer die Grosse c fort und fort aus den Ablesungcn an beiden Schenkeln berechnet, man zuweilen Resultate erhalt, die von den iibrigen um Grosscn differiren, welche die Fehler- gritnzen der Ablesung iiberstcigen , wird der Beweis geliefert, dass die Temperatur der Quecksilbersaule cntweder nicht durch- aus gleichformig oder nicht die von dem am Instrumente ange- brachten Thermometer angegebene sei. Da in dem gegebenen Palle eine Ablesung beider Niveaus, selbst wenn man das Barometer behufs der Bestimmung von c aus dem Instrumeute herausnehmen wiirde , immer schwer aus- 1) Bei dor angenommenen Lage des Nullpunctcs der Scale wird die ganz.e Rctrachtung einfacher; das Verfahren findet jedoch mit einer geringeti Aenderung auch Anwendung, wenn bei einem Heberbarometer der Nutl- punct der Scale in ihrer Mitte liegt, wo die Summe der Ablesungen den Barometerstand gibt. 73 fuhrbar sein wircl, diirfte eine Vergleichung mit einem anderen Instruments den Werthvon c ergeben. Da nun aber Aft = 2 A/f Wen 11 man unter A // die Different zweier zuvor auf 0' rediicii'ter Ablesungen am oberen Niveau verstebt, kann man, in soferne es sich bloss um Spannkraftsiinderungen handelt, diese Grosse c audi entbebren, jedoch wird es gut sein, dieselbe zu bestimmen, vveil sodann das Instrument zugleich als Barometer und Hygrometer fungirt. §. 10. Es liesse sich zwar das Barometer auch ganz ent- bebren, wenn man seitwiirts eine zweischenkliche mit Queck- silber abgesperrte Glasrohre zur Messung der Spannkrafts- iinderung der abgesperrten Luft anbriichte. Dann hat man aber vor und nacb der Messung dieser Grosse das Barometer zu beob- achten, um nothigcnfalis eine Correction wegen Aenderung des Baromcterstaudcs anbringen zu konnen, was nicht nur umstand- licher ist, sondern auch zu grosseren Fehlern Veranlassung ge- ben kann. Da man einmal das Barometer beobachten muss , so scheint es all er dings am einfachsten, dasselbe mit dem Instru- mente zu verbinden. Wiirde man ferner an dem Luftbehalter Hahne in geeig- neter Weise anbringen, so konnte man denselbcn mit jedem be- liebigem Gase fullen, und so den Feuchtigkeitsgrad desselben bestimmen, was bekanntermassen bei den bisher angewandten Hygrometern grosse Schwierigkeiten hat. Was nun die Ausfiihrung von Beobachtungen an dem ange- gebenen Instrumente betrifl't , so unterliegen dicselben keinen Schwierigkeiten, und die Ableitung der Spannkraft des Dam- pfes aus den Beobachtungsdaten ist so einfach, dass wohl Jeder- mann, der nur einigermassen mit metcorologischcn Instrumentcn vertraut ist, sich des Apparates leicht wird bedicnen konnen. Sollte sich die Temperatur wiihrend der Dauer des Versuches um dt geandert haben , so ist die gefundene Dampfspannung um den Betrag aB'dt zu vergrossern, wo a der bekannte Iludber gischc Coefficient ist, dt aber und somit die ganze Correction positiv oder negativ sein kann. §. 11. Wenn nun auch die maugelliafte Ausfiihrung des Instrumentes sichere Mcssungen und somit eine Vergleichung mit anderen Hygrometern noch nicht gestattete, so war es denn 74 •loch moglich, eiuige Beobachtungen anzustellcn , die iiber die Zweckmassigkeit der getroffenen Einrichtung und die Ausfiihr- barkeit der Methodc entscheiden lassen , und wenn nicht der eiwas hohe Preis des Instrumentes seiner Anwendung im Wege gteht, so scheint es, dass nach einigen Verbesserungen, die man etwa noch anbring.n konnte , dasselbe der Beachtung der Physiker erapfohlen werden diirfte. Eine Bemerkung glaubt der Verfasser nicht untcrdriicken zu sollen; es ist namlich die, dass aus Versuchen mit dem In- strumentc iibereinstimmend mit jenen , welcbe vorlaufig an einem andern Apparate angestellt warden, um die Anwendbarkeit der Metbode im Allgemeinen zu constatiren, mit Bestiindigkeit her- vorging, dass, wenn Wasser in einem verscblossenen Raume ver- dampft, vviihrend gleiehzeitig in demselbcn hygroskopische Sub- stanzen sich befinden, das Maximum der Spannkraft so weit hin- ter dem bei derselben Tcmperatur zu erwartenden zur'uckbleibl, dass die Moglichkeit eines Beobachtungsfehlers ganz unvvahr- scheinlich wird, und man nicht zweifeln kann, dass diese Different von dem Verhaltnisse zwiscben der Menge des neugebildeten und des absorbirten Dampfes abbangig ist. Wiewobl bei der lang- samen Verdampfung in verscblossenen, Luft enthaltenden Raumen sich ein solches Resultat gcwissermassen voraussehcn liess, so ist es doch nicht uninteressant, die Erscheinung direct zu consta- tiren, um so mehr alsdieselbe mit der bekannten Thatsache im Zu- sammenhange stehen diirfte, dass Diimpfe, die sich aus verdiinnter Schwefelsiiure, verschiedenen Salzlosungen u. dgl. entwickeln, im- mer ein geringeres Spannkraftsmaximum zeigen als Diimpfe von reinem Wasser unter gleichen Umstiinden. Zum Schlusse erlaubt sich der Verfasser noch darauf hinzu- deuten, dass derselbe leitcnde Gedanke, der seinem Apparate zu Grunde liegt, auch in einer anderen Weise sich realisiren liesse, wobei man die Temperatur wahrend der ganzen Versucbsdauer constant erhalt, und die Absorption des Wasserdampfes sclmell vol! end et wird. Da jedoch der zu diesem Ziele fiihrende Apparat noch nicht denjenigen Grad der Einfachheit besitzt, der denselbeti praktisch brauchbar niachen w'tirde, so muss er diesen Gegenstand weiteren Untersuchungen vorbehalten , soweit derea Ausfuhrung unter den gegenwiirtigen Verhaltnissen in seiner Macht stehen wird. 75 Das w. M. Herr Sectionsrath Wilhelm Haidinger stellte nachfolgenden Antrag: Ich bitte die hochverehrte roathematisch-naturwissenschaft- liche Classe der kais. Akademie der Wissenschaften um die Erlaubniss den Antrag zu stellen, dieselbe moge eine Com- mission zur Besprechung der Frage ernennen, ob und unter welchcn Verhaltnissen es wiinschenswerth ware, dass die Aka- demie naturwissenschaftliche Expeditionen in entfernte, fremde, in vieler Beziehung uubekannte Lander entsende. Wahrend ich selbst in der Bichtung meiner Studien mebr auf die Untersuchung der Kronlander unseres eigenen Kaiser- reiches, namentlich in Bczng auf das Unorganische, angewiesen bin, und daher vielleicht nieht einmal selbst ein entsprechendes Mitglied einer solclicn Commission wiire, tliirfte es vielleicht unbescheiden, odcr selbst an mass end erscheinen, dass ich es hier wage, fiir einen Gegenstand das Wort zu nehmen, der in seinem Anfange schon nicht oline bedeutende Anstrengung ins Werk gesetzt werden kann, fur den Verfolg aber von ungebeu- rem Einflusse sein muss. Indessen ist gerade die Untersuchung der goologiscbeu Beschaffenheit des Kaiserreicbes eine solche, welche es mit sich bringt, dass man auch fiir andere For- schungen erst recht empfiinglich wird, dass man insbesondere durch den Ausschluss des Fremden recht eigentlich zu dem Wunschc gedriingt wird, dass sich doch Jemand dieses zum Gegenstand seiner Aufgabe wiihle. Es ist unsere Pflicht, und wir erfiillcn sie, die reichen Gaben unseres schonen grosscn Valerian des durch das an- gestrcngteste Studium naher kennen zu lerncn, dazu ist die geologische Beichsanstalt gegriindet. Aber wir fi'ihlen, dass wir auch auf der herrlichcn Erdc mit an der Spitze der Bewe- gung stehen, fur geistigen und materiellen Fortschritt. In dieser Beziehung sollen auch wir Antheil nehmen an der wissenschaft- lichen Forschung in Landern ausserhalb denen , welche wir die iinsern nennen, die noch nicht, wenig oder ungeniigend bekannt sind. Eigentliche Entdeckungsreisen , oder Beisen zu genauen Untersuchungen der Naturproducte fremder Lander , nament- lich solcher, aus denen wir Producte zur Befriedigung unserer Bediirfnisse bezieben, liegen uns gewiss sehr nahe, und die 76 Bewohncr dcs Kaiserreichcs werdcn namentlich von ciner kais. Akademic der Wissenschafton Ansichten iiber die Zweckmassig- keit oder Nothwendigkeit gowiss nicht nur erwarten, sondern audi mit Beifall uml Wohlwollen aufnehmen , was immer zur Ausbreitung unserer Unternehmungen und zur Erhohung der Stellung b.eitragen kann , die wir unter den Volkern des Erd- balles einnehmen. Das gleiche Gefiihl war es, welches vor nicht langer Zeit in dem Vorschlage einer Weltumseglung fiii- nautische Zwecke gich darbot. Aber es diirfte unabluingig von einer solchen wohl an der Zeit sein, dass die Akademic, vorziiglich die mathematisch- naturwissenschaftliche Classe, die speciellen Aufgaben , welche uns Oesterreichern bei einem solchen Unternelimen, oder einer Anzahl dcrselben vorliige, genauer zu erortern. Ich wage es daher den Antrag zu stellen: Die mathematisch - naturwissen- schaftliche Classe der kais. Akademie der Wissenschafton moge eine Commission zu dem Zwecke ernennen, um zu erwagen, ob, unter welchen Verhiiltnissen und nach wclchen Landern es wiin- schenswerth ware, dass wissenschaftliche insbesondere natur- wissenschaftliche Expeditionen unternommen vviirden. Dieser Antrag wurde von der Classe angenommen, und die Herren Haidinger, Partsch, Hyrtl, Kollar, Fenzl, F itzinger, Heckel, Boue und Die sing zu Mitgliedern der Commission bestimmt. Ueber Antrag des w. M. Herrn Dr. Boue, wurde Herr Professor Hyrtl, der im Begrifte steht nach England zu reisen, ersucht, im Namen der Akademie die in diesem Jahre zu Edin- burgh sich versammelnde British Association zu begriissen. Die durch Herrn Dr. Botteri von der Insel Lesiua einge- sendeten Petrefactcn und geognostischen Stiicke werden der k. k. geologischcn Reichsanstalt, die von Santorino durch das k. k. Consulat in Syra eingelangten hingegen dem k. k. Hof-Mincra- lien-Cabinete ubergeben. 77 Sitzung vom 20. Juni 1850. Das w. M. Herr Professor Fried, r'terschickt nachfolffende Abhnndlunff : Rochlcder in Prag Ueber ein Stearopton aus Cassiafil. Die Substanz, deren Untersuchung den Gegenstand dervorlie- gendenNotiz ausmacht, bestand aus durchsichtigen, theils farblosen, theils gelbgefSrbten krystallinischen Stiicken von ziemlieh bedeuten- der Grosse, die mit einem gelbbraunen, stark nach Zimmt riechen- den Gel uberzogcn waren. Zur Reinigung wurden die Stiicke in der kleinstcn erfor- derlichen Menge wasserfreicn Weingeistes in der Warme gelost. Nacb dem Erkaltenerstarrtdie Fliissigkeit zu einergelben, blatteri- gen Krystallmasse, die zwischen Loschpapier gepresst wird. Die gelbe Mutterlauge zieht sich in das Loschpapier, die Krystalle bleiben zjuriick , werden abermals aus wasserfreiem Alkobol um- krystallisirt und gepresst, und dieses Verfahren sieben bis acli Mai wiederbolt. Die Substanz ist dann farblos, geruchlos, in Blattern von starkem Glanze krystallisirt, spriide leichtzu pulvern, knirseht. zwischen den Zahnen , ist leicht schmelzliar, farbt sieli beim Erhitzen, aber bald nach dem Schmelzen gel]). Im gescliniol- zenen Zustande stellt sie ein tarbloscs das Licht stark brechendes Oel dar. In einer klcinen Retorte erhitzt, zieht sie sich an den Wanden hinauf und destillirt fiber, ohne noch zu sieden. Das Destillat ist ein gelbes Oel, was bald zu einer festcn Masse von blitttriger Structur erstarrt, von gelber Farbe, die von einer theilweisen Zersetzung hcrriihrt. In Schwefelsaure lost sich dieser Korper mit satlgelber Farbe auf und wird durch Wasser daraus gefallt. Die Substanz geschmolzen, nach dem Erstarren gepulverl und im Vacuo getrocknet gab mit chromsaurem Bleioxyd und vorge- legtem Kupferoxyd verbrannt, folgende Zusammensetzung : I, 0,2081 Substanz gaben 0,575 COz und 0,1285 Aq. II. 0,2400 „ „ 0,060 COz „ 0.147 Aq. m4 0,2196 „ „ 0,(5059 rOs „ 0,1352 Aq. 78 Diess entspricht folgender Formel: 28 Aequiv. Kolilenstoff = 2100,0 — 15 „ „ Wasserstoff = 187,5 — 5 „ ,, Sauerstoff = 500,0 - berechnet gefuilden I. II. ill. 75,33 - 75,35 - - 75,00 — 75,2% 6,72 — 6,86- - 6,80 — 6,83 17,95 — 17,79 - - 18.20 — 17,93 2787,5 — 100,00 — 100,00 — 100,00 — 100,00 Die Formel C38 //is 0B Iiisst sich betrachten *) als die eines Hydrates = 2(C14 #? 0») + ffO-C^ H, 02 ist ein Korper, der sich in seiner Zusammensetzung von dem Bittermandelol nur durch einen Mehrgehalt von einem Aequivalente Wasserstoff unler- scheidet. Wirddas Stearopten, welches wir in Be ziehung auf seine Zusammensetzung Benzhydrol nennen wollen, mit Kalilauge in einem Gefiisse gekocht, welches mit einem Apparate zur Ver- dichhmg der fliichtigen Producte verbunden ist, so erhalt man ein triibes Wasser and Tropfen eines schweren, im Wasser untcrsinkenden Oels, von lichtgelber Farbe und angenehmen Ge- ruch nach einer Emulsion von siissen Mandeln. Um die Einwir- kun"- voHkommen zu machen, wurde das Des'tillat von Neuem mit Kalilauge vermischt und destillirt. Das fliichtige olartige Product wurde iiber Chlorcalcium getroknet, fur sich rectificirt und wie die obige Verbindung analysirt: I. 0,248 Substanz gaben 0,6335 COt und 0,135 Aq. II. 0,306 „ „ 0,781 CO, „ 0,175 Aq. Diess entspricht auf 100 Theile berechnet folgender Zusam- mens etzung : 42 Aequivalente Kolilenstoff — 3150,0 — 22 'n Wasserstoff — 275,0 — 11 „ Sauerstoff — ' 1.100,0 — lercclinct gcfun len I. II. 69,61 — 69,66 — 69,60 6,08 — 6,05 — 6,32 24,31 — 24,29 — 24,08 4525,0 — 100,00 — 100,00 — 100,00 Die Formel CmHuO^ lasst sich zerlegen in 2 (Cuff, OsJfO) + CuH, 02 , MO. i) CssHn05 lasst sich betrachten als C14JJ, 0„ ')tr/802, das letztcre GUed ware der Alkohol der Benzoesiiure, deren Aldehyd das Bitterman- delol ist, die Zersetzungsproducte rechtfertigen aber diese Annahme nichf 79 Es crklart s"ch die Entstehung dieses Korpers aus dem Benz- hydrol leicht und einfach. Zwei Aequivalente C^H, 02 verlieren jedes ein Aequivalent Wasserstoff und nehmen ein Aequivalent Sauerstoff an dessen Stelle auf, der abgeschiedene Wasserstoff nimmt Sauerstoff auf, das gebildete Wasser bleibt mit dem Kor- per CnHsOs in Verbindung. Zwei Aequivalente des Kiirpers U^HmOs, HO treten mit einem Aequivalente ChHtOz + HO zusammen, und geben die obige Verbindung. Die Gruppe CnHeOs, HO steht zum Benzhydrol in einem ahnlichen Verlniltnisse wie die Benzoesaure zum Bitterman- deliil. Wenn wir sie mit dem Namen Hydrobenzoesaure oder Benzhydrolsaure bezeichnen, um anzudeuten, dass sie sich nur durch einen Mehrgehalt von einem Aequivalente Wasserstoff von der Benzoesaure unterscheidet, so miisste das oben beschriebene olartige Product benzhydrolsaures Benzhydrol genannl; warden, die Verbindung wiirde in gewisser Hinsicht im Analogon des benzoesauren Bittermandelols sein. Bei der Einwirkung des Kali und der Luft auf das Benz- hydrol entsteht neben diesem Producte nur noch eine kleine Menge eines braunen klebenden Harzes, welches bei der Kali- lauge zuriickbleibt. Mit Salpetersaure iibergossen, farbt sich das Benzhydrol sogleich gelh, auch wenn die Saure verdunnt ist, es schmilzt zu einem Oele, welches auf der Salpetersaure schwimmt. Wendet man eine concentrate Siiure an und erwarmt, so entsteht eine energische Reaction, es entwickelt sich eine grosse Menge r other salpctriger Diimpfe und man muss das Gefass schnell vom Feuer entfernen, wenn der Inhalt nicht herausgeschlcudert werden soil. Wenn die bleftige Einwirkung voriiber ist, dampft man die Fliissigkeit in einer flachen Schale bei gelindem Feuer soweit ein, dass der Riickstand nach dem Erkalten erstarrt. Er wird p heissem Wasser gelost , die siedend heisse gelbe Lo- sung von einigen Harzflocken abfiltrirt und erkalten gelassen. Es scheidet sich eine zahlreiche Menge von kleinen gelblichen Krystallen aus , die auf einem Filter gesammelt, mit kaltem Wasser gewaschen und aus siedendem Wasser umkrystallisirt werden. Nach mehrmaligem Umkrystallisiren ist die Siiure rein, farbios und besitzt nahezu alle Eigensehafien der Beozogsalpeter- 80 saure. Sie fallt Eisenoxydsalze wie die Nitrobenzoesaure. schmilzt unter Wasser, wenn dieses zur Losung nicht hinreicht iilartig. Mit Zink und Salzsiiure wird die heisse Losung der Saure vor- iibergehend kupferroth gefarbt, wie die Nitrospirolsaure , mit Kalilauge nimmt sie eine dunkelorangenrothe Farbe an und iai-bt grosse Mengen Wasser stark gelb. Beim Erhitzen mit Natron- kalk entweicbt Ammoniak. 0,343 der Saure gaben 0,5705 COz und 0,122 Aq. Die Saure war bei 100° C getrocknet. Diess entspricht der Zusaminensetzung des Hydrates der Nitrobenzoesaure, mehr einem Aequivalente von Wasser, wie folgcnde Berechnung zeigt: bcr. gefd. 14 Acquiv. Kohlenstoft' — 1050,0 — 45,40 — 45,48 7 „ Wasserstoff — 87,5 — 3,78 — 3,95 10 „ Sauerstoff —1000,0— . . — . . 1 „ Sticks! off — 175,0 — • . — 2312,5 odcr CuHiQnN « C±iHtO$, NQt + 2BO Die Formel der bei 100° Cgetroekneten Nitrobenzoesiiure ist = CiJ * }Oi + HO + aq INOA CuHsOnNOs + no. Die geringe Menge Substanz, welche ich der Giite des Herrn Apothekers Dittrich bier verdanke, nach dessen Mitlheilung sic aus China nach Holland in den Handel gebracbt wird , vcrhinderte eine weitere Untersuchung dieser Saure so wie anderer Zerset- zuno-sproducte , deren Studium von Interesse sein diirfte. Das Ansuchen des Ausschusses der k. k. Landwirtlischafts- gesellschaft um Betheilung mit den akademischcn Druckschriften Post-Nr. 2 3 4 5 6 7 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Benennung des Objectes Von Obbbstr. do. do. do. Petristr. do. Stefanschtr do. do. do. Scharf do. do. do. do. do. do. do. do. do. Nr. Friedenfelder do. do. Obbbstr. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. 13 13 13 13 7 7 3 3 7 7 6 6 9 9 12 12 7 7 14 . 14 . 14 . 14 . 8 . 8 . 5 . 5 . 1 . 1 7 . 7 10 10 13 13 8 do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. , 2 i , 2 , , 3 , , 5 , , 2 , , 1 ■ k i} ^ ■ „ 8 . ,H . , 4 n 3 „ 3 n 3 „ * * 3 i. * » 5 „ § „ 8 „ 9 ■ 13 .14 3 3 . 4 . 4 . 6 . 3 . 2 . Obbbstr.LiegenfelderSehurf Nr.5zu 6 . Allerheiligst. Peld do. do. do. do. do. do. do. do. do. do. Josefstr. Hauptfeld do. do. Anhangfeld do. N. Dreikonigstr. do. do. do. do. Unverzagtstr. do. do. do. do. do. Anhangfeld do. Claudiusstr. Feld do. Nicol. Tolentini do. Maria de Victori do. do. do. do. A. Anton de Paduastr. do. 4 . 4 . 4 , 5 4 , 5 , 6 , 9 , 9 ,10 ,14 , 1 Zeit der Angabe Jahr 1732 1791 1842 1845 1767 1793 1790 1799 1790 1799 1790 1843 1791 1843 1791 1843 1791 1843 1791 1795 1845 1795 1845 1792 1792 1795 1795 1808 1808 1808 1806 1793 1794 1794 1801 1801 1801 1801 1844 1801 1801 1801 Angegcbcne Richtung St. Gr. Name des Verschieners 21 0,0 Mathias Zipszer 21 5,6r. Andreas Prybilla 21 1,9 Ferdinand Tonhauzer 21 l,7r. Paul Balass 1 13,lr. Prean 1 14,2r. Josef Zill 15 5,6r. Andreas Prybilla 15 4,7r. Johann v. Ilanstadt 3 5,6r. Andreas Prybilla 3 5,5 Johann v. Hanstadt 15 ll,2r. Andreas Prybilla 15 10,2r. Paxil Balass 8 13,lr. Andreas Prybilla 8 11, 9r. Paul Balass 23 l,lr. Andreas Prybilla 22 12,lr. Paul Balass 9 13,lr. Andreas Prybilla 9 11,6 Paul Balass 8 3,7r. Andreas Prybilla 17 l,3r. Mohling 16 13,7 Paul Balass 21 7,2r. Mohling 21 4,2r. Paul Balass 5 10,5 Mohling 9 l,2r. Mohling 23 13, 2r. Mohling 17 l,3r. Mohling 1 14,0 Gbllner 3 0,0 Giillner 8 10,0 Giillner 15 0,0 Sgargeth 15 10, 2r. Josef Zill 3 0,0 Carl Grausz 21 0,0 Carl Grausz 14 12, 6r. Johann Prybilla 15 0,5 Johann Prybilla 21 0,8r. Johann Prybilla 3 3,5 Johann Prybilla 3 1,0 Paul Balass 9 9,1 Johann Prybilla 24 2,7r. Johann Prybilla 6 3,8r. Johann Prybilla Anmerkung west. Ahweich. 15,7°r. „ 13,2°r. « 16° » 13'4° 15,7°r. 13,4° 15,7° ■ W „ 15^»r. » 13'*° „ 13-4° « 13,4" 13,2° 81 wurde von der Classe in Betreff ihrer Sitzungsberichte und jener von ihr herausgegebeneu selbststandigen Werke, vvelche fur die k. k. Landwirthschaftsgesellschaft als niitzlich erscheinen, genehmigt. Das k. k. Ministerium fur Bergbau und Landeskultur iiber- sendet ddo. 5. Juni, Zahl 849, nachstehenden Bericht des k. k. niederungarischen Berggerichts zu Schemnitz. Die angeschlossene Tabelle stellt mehrere in der Natur vor- handene Schurflinien dar, deren bei der urspriinglichen Feld- granzen-Schurfung angegebene Lange, mit jener bei der Lehens- aufnahme erhobenen, ubereinstimmen , daher auch in der Richtung genaue Stundenangaben voraussetzen. Die meisten dieser Schurflinien erscheinen zwar auf denen in neuerer Zeit ausgefertigten Schurfkarten jfingerer, an die alteren sich ansch!iessendenFelder,dienen aber desswegen zu keiner Com- bination. Hinsichtlich derperiodisch stattgefundenen Abweichungen, weil nach der vormaligen Gepflogenheit nie die in der Natnr vor- findigen eine derlei Ausschusslinie markirenden Schurfsteine mit demselben Compass, mit welchem die jungere Einschurfung zu beWerkstelligen war, und wodurch die zur Zeit herrschende Rich- tung erhebbar geworden ware , aufgenommen, sondern die Linie nach der ursprunglich angegebenen Stunde auf das Verschienungs- blatt iibertragen, und von soldier aus die Einschfirfung bewerk- stelliget worden 1st Daher kam es auch , dass der letzte in der alten Linie stehende Schurfstein entweder in das alte Feld ausser demselben fiel, und daher bald eine Uebergreifung der Felder, bald eine Ueberschaar zwischen denselben bildete. Sollte ubrigens nach dem ersten Punct der zugekommenen Instruction eine neuerliche Stunden- Abnahme der angegebenen Linieu fiir zweckdienlich erachtet werden , so wfirde diess desswegen keine neuerliche Aufnahme bedingen, weil die einzelnen Blatter der Lehensaufnahme vorhanden sind, nach welchen, auf den bekannten Standpunct gebracht und orientirt, die Richtung der ersteren mittelst des Compasses leicht abgenommen werden kann. Sitzb. d. mathem. naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. I. lift. 82 Das w. M. Hen- Regierungsrath A, von Ettingshausen erstattete nachstehenden Bericht: „Bericht iiber drei Abhandlungen des Herrn S. Spitzer zur Theorie nuraerischer Gl eichu nge n." Herr Simon Spitzer, gegenwartig Assistent der Lehtfacher der Elemental*- und hoheren Mathematik am k. k. polytechnischen Institute, hai bei der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften drei von ibm verfasste, bereits gedruckte Abhandlungen fiber die Auflosung und Eigenschaften numeriscber Gleiclmngen, mit dem Ansuchen um Beurtheilung, eingereieht. Der Herr Verfasser war so gefiillig, mir Exemplare dieser Ab- handlungen gleich nach deren Abdrucke zu verehren. Eine vor- laafige nur fliichtige Ansicht des Inhaltes derselben geniigte schon, die giinstige Meinung zu bestarken, die ich von dem Talente mei- nes Zuhorers bei den ehemaligen Vortragen iiber hohere Physik an der Universitiit erlangt batte ; mit Vergniigen erbot ich mich daber in der Sitzung vom 6. Juni zur Bericbterstattung iiber diese Arbeit , und habe nun die Ebre, der ubernommenen Verpllichtung nachzukommen. Die Abhandlungen fuhren die Titel : I. Aufsuchung der reellen und imaginaren Wurzeln einer Zah- lengleichung hoheren Grades. II. Gesetze in den hoheren Zahlengleichungen mit einer oder mehrercn Unbekannten. III. Skizzen aus dem Gebiete der hoheren Gleichungen. Siimmtliche Aufsatze wurden der Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften milgetheilt (der erste am 3. August 1849, der zweite am 5. October 1849, der drittc am 26. April 1850) und von unserem geehrten Mitgliede Hrn. Sectionsrathe W. H a i d i n g e r in die Sammlung naturwissenschaftlicher Abhandlungen aufgenom- men, welche dersclbe durch Subscription herausgibt. Die beiden ersten Aufsatze befinden sich,jeder mit einem Vorworte von Herrn Dr. Leopold Carl Schulz v. Strassnitzki, Professor der Mathematik am k. k. polytechnischen Institute , eingeleitet, in der zweiten Abtheilung des dritten Bandes dieser Sammlung; der letzte Aufsatz erbffnet die dritte Abtheilung des vierten Bandes1). *) Ks durfte nicht uberfliissig sein bemerklich zu machen, dass die Versamm- lung der Freuade der JNatunvissenschal'ten sicli In keine Bcgutaehtung des 83 Die drei Abhandlungen Widen eine zusammenliangende Arbeit; sie stellen die Entwickelungszustande einer fortgesetzten Bestre- bung dar, welche bereits zu beachtenswerthen Ergebnisseu o-efflhrt hat, und vielleicht noch nicht als abgeschlossen anzusehen ist. Die von dem Verfasser gewonnenen Resultate betreffen folgende Puncte: 1. Die Ausdehnung des sogenannten Horner'schen Ver- fahrens der niiherungsweisen Auflosung numerischer Gleichungen, welches bis jetzt bloss zur Darstelhtng reeller Wurzeln ange- wendet war, avich auf die Berechnung imaginarer Wurzeln von Gleiclmngen jeden Grades mit einer Unbekannten und mit reellen oder imaginaren Coefficienten, welche Wurzeln man darnach mit beliebiger Scbarfe erhallen kann, sobald man fur jede verlangte imaginjire Wurzel einen ersten hinreichend angenjiherten Werth kennt. 2. Die Erweiterung desselben Verfahrens, welches bis jefzt bloss fiir Gleiclmngen mit einer Unbekannten brauchbar schien, auf die Auflosung hoherer numerischer Gleichungen mit mehreren Unbekannten und zwar zur Berechnung sowohl der reellen als auch der imaginaren Wurzeln. 3. Eine geometrische Construction und Deutung der ima^ niiren Wurzeln der Gleichungen, woraus, neben verschiedenen L teressanten Siitzen, auch fiir die Ausmittelung der ersten rVahe- rungswerthe der reellen und der imaginaren Wurzeln sich eine namliafte Hilfe gewinnen lasst, sofern dadurch Mittel gegeben sind, die Orte , wo selbe zu suchen sind, zu entdecken. 4. Eine Erweiterung der Theorie der grossten und kleinsten Werthe der Functionen, indem nicht wie bisher bloss die reellen, sondern auch die imaginaren Werthe der Veranderlichen, welche Werthes der vor dieselbe gebrachteri Mittheilungen einlSsst, tad ebehso von beite des Herausgebers der naturwissensehaftlichen Abhandlungen, seiner ausdriicklichen Erklarnng zufolge (Band II. Vorbericht , S, XII) der Inhalt der Anftatze durch keine redactorische Arbeit beriihrt wird sondern der Verfasser fur alle Thatsaehen und Ansiehten einsteht! H.edurch wird der Anstand beseitigt, den sonst die kaiserliehe Akademie daran nehmen miisste, sieh mit der Beurtheilung einer Arbeit zu hefassen, die bemts vor das Forum einer gelehrten Gesellschaft gebraeht worden war. Das genannte Sammelwerk hat ubrigens fiir die Akademie darum ein besonderes Interesse , weil dieselbe sieh bewogen fand, aueh in die Reihe Jeer zu treten , welehe die Herausgabe desselben wirksam unterstiit/.en. Anmerkmig des Berichter Matters, a * 84 die abgeleitete Function anf Null bringen,inBetracht gezogen wer- den, und eine geometrische Construction den Sinn des Maximums oder Miniinums in diesem Falle ersichtlich macht. 5. Die Augabe der Bedingung,unter welcher Gleichungen mit mehreren Unbekanuten entweder nicht wesentlich von einander verschieden sind, oder einander widersprechen. Die Gesciiichte der Bemiihungen, welche seit mehreren Jahr- hunderten die grossten Mathematiker der Auflosung der Glei- chungen zugewendet haben, zeigt wie langsam nur man auf einem an sich ebenen Felde vorzudringen vermochte. Wenn man erwiigt, wie einfach das Verfahren ist, mittelst dessen wir nun im Star.de sind, die Wurzeln numerischer Gleichungen mit jedem erwiinsch- liche'n Grade der Genauigkeit anzugeben, muss man sich aller- dings wundern, dass selbes so lange verborgen bleiben konnte. Die Methode, nach welcher die Berechnung weiterer Naherungs- werthe der Wurzeln aus ersten Naherungswerthen derselben auf dem kiirzesten, praktisch-brauchbarsten Wege vor sich geht, ver- dankt man dem vor zehn Jahren verstorbenen englischen Mathe- matiker Horner. Man kann diese Methode als eine Vervoll- kommnung des von Bud an eingeschlagenenVerfahrens betrachten, und praktische Rechner werden selbe gewiss der Methode Fou- rier's vorziehen,dieder Horner'schen gewissermassenzur Seite steht, und deren Einzelheiten , sofern dieselben wirklich vor- theilh'aft sind, sich in letztgenannter von selbst darbieten. Die Ausziehung der Wurzeln kann nun nicht fernerhin fur eine bei wci- tem einfachere Operation gelten als die Bestimmung irgend einer reellen Wurzel einer numerischen Gleichung desselben Grades. Erstere Operation hat vor letzterer kaum etvvas voraus, und diese kann mit eben dem Rechte auf den Rang einer Fundamental- Operation Anspruch machen. Um die Verbreitung der Horner'- schen Methode hat sich Hr.Professor Schulz v. Strassnitzki durch seine vor acht Jahren herausgegebene vortreffliche Schrift Neue Methode zur Auffindung der reellen Wurzeln numeri- scher Gleichungen und zur Ausziehung der dritten und der ho- heren Wurzeln aus bestimmten Zahlen, Wien 1842" ein grosses Verdienst erworben. In diesem Buche1), welches alle Vortheile i) Ob selbeTwohl, und mit ihm die Horner'sche Methode nach GebUhr bekannt worden isU Nach einigen gana neuen Producten im Geb.ete der 85 des Verfahrens in das vollste Licht setzt und der Eigenthiim- lichkeit der Bearbeitung zu Folge mehr als eine blosse Com- pilation ist, wird das Verfahren jedoch nur auf die Berechnung der reellen Wurzeln der Gleichungen, wofiir es urspriinglich bestimmt war, beschriinkt, obgleich dem Verfasser, wie aus der V&rrede erhellet, die Aufforderung nicht entgangen ist, die Horner'sche Methode auf die Berechnung imaginarer Wurzeln zu unternehmen. Hieriiber sagt nun Herr Prof, von Strass- nitzki in seinem Vorworte zur ersten Abhandlung des Herrn Spitzer: „Mehrere Versuche in dieser Beziehung blieben „fruchtlos, bis Herr Spitzer, mein Freund und ehemaliger ,,Schiiler, ganz muthvoll die Berechnungsart der reellen Wurzeln „auf die der imaginaren iibertrug, und durch einen einfachen „Kunstgriffi bei der Division der imaginaren Coefficienten sich half. „Ihm zunachst verdankt man die Berechnung der imaginaren „Wurzeln, sobald man sich nur einigermassen in der Nahe der- „selben befindet. " Ich habe, urn die Leistung Spitz er's fest- zustellen, diesen Worten bloss die Bemerkuug hinzuzufiigen, dass zwar schon Legendre die Newton'sche Anniiherungs- methode auf die Berechnung imaginarer Wurzeln numerischer Gleichungen ausgedehnt hat (Theorie des nombres, 3. Edit. T. I. p. 173), jedoch diese Vorgangsweise, wie jeder Bechner bald einsehen wird, in Bezug auf Oekonomie des Calculs und entscheidende Sicherheit in Betreff der erreichten Naherung, den Vergleich mit der von Hrn. Spit zer gewiesenen nicht aus- halten kann. Legendre selbst hat seinen Andeutungen kein einziges numerisches Beispiel zur Erlauterung beigefiigt. Ob es leicht oder schwer war, den noch ubrigen und nun von Spitzer gethanen Schritt zu machen, kann vvohl nicht in Prage kommen. Es geniigt zu sagen, dass Horner selbst diese Ausdehnung seiner IVlethode, welch e nicht die unbedeutendste Frucht derselben ist, unbeachtet liess 4). Auflosung numerischer Gleichungen zu schliessen , sollte man diess fast bezweifeln. Die Schrift des Herrn Prof. v. Strassnilzki verdient mit Recht in den HSinden jedes Mathematikers zu sein. Anmerluing des Eerichterstatlers. 1) Die Wichtigkeit der imaginiiren Grossenform tritt tiiglich mehr hervor. Schon die erste Binfiihrung der wahren Deutung derselben durch Gauss war mehr als ein bloss geistreicher Einfall, sie hal in der hoheren Arith- 86 Die niiherungsweise Aufiosung mehrcrer Gleichungen mit tier entsprcchenden Anzahl unbekannter Grossen, ohne vorher die Elimination der Unbekannten vorzunehmen, so dass nur mehr eine iibrig bleibt, ist meines Wissens bisher noch nicht ver- sucht worden. Die Mathematiker kennen, was das sagen will, vorerst zu eliminiren. Der Rath, mit dieser miihsamen Opera- tion zu beginnen , urn sodann eine Gleichung hoheren Grades anzugreifen, lauft fast darauf hinaus, die ganze Rechnung zu unterlassen. Merr Spitzer zeigt, wie auch hier ein der An- wendung der Horner'schen Methode zur Berechnung der imagi-^ naren Wurzeln analoge Vorgang zum Ziele fuhrt. Ich bemcrke nur noch, dass der Verfasser es nirgends bloss bei der Angabe der Vorschrift bewenden liess , sondern die Brauchbarkeit der- selben stets an passend gewahlten Beispielen erprobte, die je- dem Mathematiker, der den Gegenstand in den Abhandlungen selbst nachzusehen sich die Miihe nimmt, willkommen sein werden. Die Art pnc| Weise, wie Herr Spitzer bei der Zustande- bringung der ersten Nitherungswerthe der imaginiiren Wurzeln vorgeht, hiingt mit der geometrischen Darstellung zusammen, welche von ihm zur Versinnlichung des Ganges der auf Null zu reducirenden Function bei verschiedenen Werthen der Variablen zu Hilfe genommcn wurde. 1st f (m) = 0 die aufzulosende Gleichung, wobei f (u) eine ganze rationale Function der Variablen u vorstellt, und wird u == x + y v/~l gesetzt, wobei x und y reelle Grossen bedeuten, so geht f («) in einen Ausdruck von der Form f (x, y) + ty (x, y) V—l iiber, worin f (x, y), ty (x, y) ganze rationale, also, bloss reeller Werthe feihige Functionen der Grossen x und y bedeuten. Soil nun fur irgend eine Annahme besonderer Werthe dieser Grossen die Function f (u) sich auf Null reduciren , so miissen bei eben diesen Werthen von x und y die Function

(x, ?/) = 0 kann, wenn man sich x und y als reehtwinklige Coordinates in einer Ebene denkt, als die Gleichung einer auf dieser Ebene verzeichneten Curve betrach- tet werden, welche im Sinne der Axe der y angesehen aus so vielen Aesten zusanimengesetzt erscheint , als fiir ein bestimm- tes x verschiedene reelle y sich ergeben. Ertheilt man nun der Variablen x eine Reihe einander nahe lies-ender Werthe, so kann man durch Auflosung der Gleichung ^ {x, y) = 0 eben so viele diesen entsprechende auf einander folgende Puncte jedes Astes der Curve, wenigstens niiherungsweise, bestimmen. Wird nun in jedem dieser Puncte eine Coordinate z senkrecht auf die vorgedachte Ebene errichtet, deren Grosse der Gleichung s = f (<»> y) entspricht, so ergibt sich fiir jeden Ast der auf der Ebene xy verzeichneten Curve eine Curve im Raume, welche im Allge- meinen von doppelter Kriimmung sein wird und diesen Ast zur Projection hat, und jeder Punct, worin die Curve im Raume die Ebene xy schneidet oder selbe beriihrt, zeigt wenigstens ein _Paar zusammengehoriger Werthe von x und y an , welche die Bestandtheile einer Wurzel u = x + y ^/~~y der Gleichung f(u) = 0 sind. Auf das Vorhandensein eines Durchschnitts- punctes lasst sich nun stets mit Sicherheit schliessen, sobald die Werthe von s, welche zweien Paaren der zu einerlei Curvenaste gehorenden Werthe der Grossen x, y entsprechen, mit entge- gengesetzten Zeichen versehen sind, wodurch man zur Kennt- niss des Ortes einer imaginiiren Wurzel der vorgelegten Glei- chung f (ii) = 0 gelangt. Die Function $ {x , y) enthalt, wenn /"(w) reell ist, nothwendig die Variable y als Factor; es bildet sonach die Axe der x selbst einen Zweig der Curven auf der Ebene x,y, und ist die Projection einer auf der Ebene xz liegenden mithin ebe- nen Curve. Diese, welche Herr Spitzer die Hauptcurve nennt, muss, wenn die vorhandene Gleichung f (u) = 0 reeller Wurzeln fahig ist, die Axe der x, allgemein gesprochen. in eben so vielen Puncten treffen ; sie fuhrt also zur Kenntniss der reellen Wurzeln, wahrand die ubrigen Curven im Raume, fur welche der Verfasser die Benennung conjugirte Curven ge- 88 braucht, zur Kenntniss der imaginaren Wurzeln der Gleichung f (w) = 0 verhelfen. An diese Untersuchungen knfipft der Verfasser die interes- sante und folgenreiche Prage nach den Puncten, sowohl der Hauptcurve als der conjugirten Curven, wo die Ordinate z ein Maximum oder Minimum wird. Die Beantvvortung dieser Frage wurde sehon in der zweiten Abhandlung begonnen, ist aber erst in der dritten in gehoriger Vollstandigkeit erlediget. Der Verfasser zeigt, dass von erwahnten Puncten des Maximums oder Minimum* wenigstens zwei Paare conjugirter Curvenzwcige auslaufen , und dass wo bloss zwei solebe Paare vorhanden sind, die Aeste derselben im Sinne der s nach entgegengesetzten Seiten gekehrt erscheinen und ihre derEbene xy, parallel en Beriihrungs- linien am gemeinschaftlichen Puncte auf einander senkrecht stehen. Mit dem so eben besprochenen Gegenstande steht die Deutung der Maximum- und Minimumwerthe einer Function be- ziiglich der imaginaren Werthe der Variablen, welche den Differen- tialquotienten der Function auf Null bringen, im Zusammenhange. Die Betrachtung der oben erwahnten singularen Puncte der conjugirten Curven lasst eine Verallgemeinerung zu , so dass sie auch auf jedes System zweier Gleichungen von der Form 2 = ? Oj V) , $ Oj20 =*" ° wobei die Functionen f {x , y) und ty ioc,y) nicht aus der Ent- wickelung einer Function von der Form f (x + y -/ — l) hervor- gegano-en sind, anwendbar ist. Hierin findet der Verfasser durch eine sinnreiche Schlussweise ein Mitt el iiber die Verschieden- heit, Identitat oder den Widerspruch der durch die Gleichungen f(x,y) = 0, (x,y) = 0 ausgedriickten Relationen zu entscheiden. Urn zu untersuchen, ob das System dieser Gleichungen zusammen bestehen kann oder nicht, hat man bloss den Ausdruck dtp dip d 1 3 1 5> 55 gefnnden 4,98 2,50 5,07 — 2,53 — 5,91 — 44,91 — 41,58 — 41,40 Wasserstoff — - Stickstoff — Chlor — Platin — 100,00^"" C,H,WatPt = C,H5N,CIH + PtCl*. Wird dieses Salz mit Kalilauge oder Kalkmilch gemengt in einem Dcstillir-Apparate erhitzt, so entweicht mit etwas Wasser- dampfen das Methylamin. Es kann in Wasser gcleitet oder 104 in Salzsiiure, oder Schwefelsaure haltendem Wasser aufgefan- o-eu werden. Es besitzt tiuischendc Aehnlichkeit mit Ammoniak. Das Methylamin, welches im Caffein und Theobromin enl- halten 1st, bringt diese Stoffe in Beziehung zu dem Gaultheria-Oel, welches Salecylsaure mit dem Oxyd dcs Methyls verbunden ent- lialt, wahrcnd in den genannten Basen (lessen Amid sich befindet." Das w. M. Hr. Dr. B one iiberreicht sein Werk „La Turquio d'Europe etc. etc. Paris 1840, und einen der k. Akademie iiberreichten geograpsisch- , geognostisch- und ethonographi- seben Atlas der europiiiscben Tiirkei, bestchend aus 13 Karten", und begleitet dieselbe mit folgenden Bemerkungen : „Ich iiberreiche der k. Akademie der Wissenschaften ein Exem- plar meines Werkes liber die europaische Tiirkei (La Turquie d'Europe ou Observations sur la Geographic, la Geologic, VHis- toire naturclle, laStatistique, lesMoeurs, les Coutumes, VArcheo- logie, V Agriculture, I 'Industrie , le Commerce, les Gouvernem.ens divers, le Clerge, VHistoire etVetat politique dc cet empire. Paris 1840 4 Bande in 8. mit einer Karte) sammt einem eigenen tiirki- scben Atlas zur bessern Verstiindigung des Werkes, der aus folgen- den dreizehn Karten besteht, namentlich eine geographische Karte, eine geognostisch-colorirte Karte, eine geologische Detail-Karte der tertiiiren und Alluvial-Formationen , eine Karte, die wahr- scbeinliche Ausbreitung des Meeres in der Miocen-Zeit dar- stellend, cine andere mit dem Meere zu 3000 Fuss Hohe in tier Miocen-Zeit theoretisch angenommen, die zwei geographisch- gcognostischen Detail-Karten von .Serbien, Albanien, Macedonien und des westlichen Theilcs Ober-Moesiens von Hrn. Viquesnel (Mem. Soc. ge'ol. de Fr. 18H2. B. 5. Th. 1, 1840. N. F. B. 1. Th. 2), die Detail-Karte Montenegro's des Hrn. Obersten von Karaczay; eine Manuscript- Detail- Skizze der centralen Tiirkei, vorziiglich wegen der ostlichen und nordlichen Umgcbung Montenegro's, die in der eben genannten Karte etwas fehlerhal't ist, so wie audi fur den bis jetzt nirgends recht gezeichneteu ostlichen Theil Ober-Moesiens sammt dem Laufe der zwei Isker in Bulgarien; die nach diesen verschiedenen Karten verbesserte Wieland'scbe Karte der Tiirkei vom Jahre 1849, eine ethno- 105 graphische Karte dor Tiirkei (sichc Berghaus physikalischen Atlas) , endlich eine Karte mit dem fahrbaren und unfahrbaren Strassennetze und eine mit den moglichen Eisenbahn-Traces. Hr. Viquesnel wird noch eine dritte Detail-Karte liefern, die Thracien und den ganzen Rhodopus so wie den Sstlichen Theil Ober-Moesiens begreifen wird. Er hat namentlich den ganzen Sommer des Jahres 1847 der Aufnahme dieser Gegenden ge- widmet, und wird diese Karte wie die zwei andern durch meincn Reisebericht beleuchten. Zum richtigen Gebrauche sollten Ortsnamen immer der Ortho- graphic jeder Landesprache t'olgen , so hat Wieland unrecht Rashan und Shalesh anstatt Rajan und Jalesch geschriehen , da kein Serbe ilin verstehen wiirde. Uebersetzung der Namen kleiner Ortschaften von einer Sprache in die andere fiihrt aber zur Absurditiit. Ausser den Schreibfehlcrn in der Wielandischen Karte wie Trin anstatt Trn, Nissa anstatt Nischa, Piristina anstatt Pris- tina u. s. w. , muss ich noch den Fehler mancher Geographen, Gebirgskessel ohne sichtbarenWasserabfluss natur- widrig darzustellen, riigen. Eines der bekanntesten Beispiele der Art ist der See Namens Lac de Joux in der Schweiz , des- sen unterirdische Abfltisse die Orbe bei Vallorbe bildet. Alle ahnliche Gebirgskessel haben aber nicht immer einen so wohl bekannten Abfluss, so dass Geographen in ihrer Unkenntniss der karstartigen Gebirge das Wasser jener Vertiefungen in den Karten durch Fliisse ableiten zu glauben miissen, die doch nur in ihrer Phantasie vorhanden sind. Es ist ein Seitenstiick zu den Irrthumern , durch unnatiirliche Straffirungen den Durch- bruch der Fliisse durch hohes Gebirge mittelst Spalten zu verneinen oder Fliisse in ganz flachem Lande nie sehen zu wollen. Auf der Griinze von Macedonien und Mittel-Albanien gibt es einen ahnliehen Gebirgskessel, namentlich der von Resna mit dem See von Prespa. Der Auslluss dieses letzteren liegt unter dem Kreide- kalk-Gebirge ostlich des Ochrida-Sees , und der Hauptausfluss ist eigentlich beim Kloster Sveti-Naun, wo ein grosser Strom aus der Erde plbtzlich tritt. In alien Karten und selbst in der letz- ten Wielandischen liisst man aber das Wasser des Sees von Prespa durch einen Fluss sudlich im Devol-Fluss sich ausleeren. Nun die- 106 ses ist ein sehr grober Fehler, da zwischen jenem Flusse und jenem See eine hohe Kalkkette Hegt, xind die steile Wand dieser letzteren nur wahrend des Ilegens einen Bach besitzt. Bei dieser Gelegenheit will ichnicht zu bemerken unterlassen, dass die meisten durch unterirdische Quellen gespeisten Seen nicht nur durch sehr klares blaues oder griinliches Wasser, sondern die •n-ossern wenigstens auch durch plo tzliche nur kurze Zeit dauernde Niveau-Veranderungen ausgezeichnet sind, wie der Genfer See, der Ochrida-See, der Seulari-See und andere Gebirgs-Seen. Im Scutari-See bildet gegen Montenegro der Ausgang der Quellen im See sogenannte A ug e n. Ware man vielleicht berechtigt, die Ursaclie dieser schonen Wasserfiirbung in dem besondern Ursprunge dieser Seen vorzijo-lich zu suchen? Man konnte sich wohl denken, dass Wasser sich reinigen miissen , die durch so lange Caniile laufen, und iu so vielen Hohlen theilweise stationiren miissen. Darum linden wir auch in den jetzt schon ausgetrockneten oder verlassenen Caniilen jencr Art so viel f einen Schlamm und Unrath. Mbchte vielleicht auch die Natur des kalkigen Karst-Gebirges einen Antheil an ienen ei"'enthumlichen Wiissern haben, da man oft leicht das trink- bare Wasser der Kalkgebirge von den an dem durch den Gaumen unterscheidet. In den sogenannten S e i c h e s hat man, nach den Untersuchungen der Genfer Plrysiker Saussure, Vaucher u.s.w., nur Wirkungen der Luftdruck-Veranderungen durch Luftziige verschiedener Tempera- tur sehen wollen, his Herr Valle e im Jahre 1842 diese Niveau- Anomalien des Wassci-standes mit dem unregelrniissigen Zu- ilusse von unterirdischen Quellen in Verbindung setzte. Diese letzte einfache Erkliirung wird durch ahnliche Bewegungen und ahnliches Ueberiliessen des Wassers in den sogenannten naturlichen Kalkbrunnen oder Schlunden unterstiitzt. Der Regen oder perio- dische Ausleerung von unterirdischen Wasserbehaltern sind die Ursache. Doch in dem Falle der Genfer Seiches, so wie jener im Boden- und Ziircher See, im Plattensee, im Ladoga-See, im Ontario und andern grossen amerikanischen Seen scheint das wiederholte Ueberfliessen in kurzen Zeitraumen eher mit der Luftdruck-Theorie als mit der letztern vereinhar zu sein. — Im Gegentheil, was im kleinern Maasstabe in Brunnen stattfindet, kann sich wohl in kleinen Wasserbehaltern oder Seen mit Abfluss auch bewahren. 107 Obgleich Gas-Entwicklungen selbst mit Geriiusch und Wasser-Be- wegung in Seen vorkommen, wie ich es selbst im Genfer-See erlebte, so scheint es doch, dass manchmal eine solche Menge von Gas aus dcr Erde unter dcm Wasser aufsteige, um die iiiiiglichkeit eiuer momentanen Erhohung des Niveau eines ziemlich grossen Sees zu bewerkstelligen. Merkwiirdig bleibt es immer, dass solche Phanomene nur in einer so kleinen Anzahl von Seen bis jetzt beobachtet wurden. Moge die relative Grosse der Wasserfiache und ihre Lage gegen die Gebirge und das flache Land vielleicht die wichtigsten Bedingungen der Erschei- nung sein oder wurde diese letztere in kleinern Seen wegen ihrer Kleinheit iibersehen. Nach dieser kleinen Abschweifung moge man mir einige Bcmerkungen iiber mein turkisches Elaborat erlauben, Bomerkungen , die ich der kaiserl. Akademie , als Mitglied, cigentlich schuldig bin, um den Andern moglichst niitzen zu konnen. Ware ich gesonnen es vvieder zu drucken, so wurde ich es gewiss nicht in dieser etwas zu breiten Form thun. Eine ausfuhr- liche Schilderung der europiiischen Tiirkei fiir damalige Zeiteu war mein Zvveck, weil ich dieses als wiinschenswerth fur eiu Land hielt, das in dem Veriinderungs-Processe begriffen war, damit man in der Polge das Alte von dem Neuen leicht unter- scheiden konne. Jetzt wurde ich mich auf mein Reise-Journal beschriinken, das meistens noch ungedruckt blieb ; obgleich die orientalischen Sitten und Meinungen, die Art des Reisens, so wie die ungeheueren vervielfaltigtenVervviistungen dieses Landes einer Beisebeschreibung vielen Reiz nehmen und meistens nur Schilde- rungen uber die Natur, die Plastik des Terrains und die Ethno- graphie erlauben. Auf diese Weise wurden die fiir mich Gutgesinnten nicht, mehr ironisch bemerken konnen, dass ich manchmal von Gegen- den oder Sachen spreche, die ich nicht gesehen habe. Meinem Plane gemiiss musste ich so handeln, ausserdem habe ich es in meinem Werke geniigsam angedeutet und meine Quellen, wenn sie anzugeben waren, gehorig angezeigt. Die Herausgabe des eigentlichen Reise-Journals fand bis jetzt vorzuglich nicht Statt, um meinem Freunde und Reisegefahrten 108 Urn. Viquesncl die gehorigc Zeit zu gonnen, einigc Tlicile davon sclbst bekannt zu machen, da er mit mir nur theilvvcisc zwei Rei- sen machte, aber auch einige Gegenden ohne mich besuchtc. Hiitte ich dieses formlich in meinem Werke ausgesprochen, so ware Herrn von Schaffafik's unverdiente Riige ausgeblicben. fS. Vorrede in Dr. Muller's Albanien u. s. w. 1844.) Dieselbe'Ursache veranlasste mich auch, meinem Werke keine besserc geographische Karte beizufiigen, da von Herrn Viquesnel gute detaillirte zu erwarten waren, und mein Litho- graph aus Eigendiinkel einmal anstatt meiner gezeichneten Karte, eine ihm nur zur Aushilfe fur Ortsnamen beigegebene, reducirt hatte. Urn dieses Uebel zu heben, hiitte ich ein Jahr liinger in Paris bleiben miissen, was ich damals nicht konnte. Meiner Untersuchung wurde vorziiglich vorgeworfen, ohne hinlangliche wissenschaftliche Mittel unternommen worden zu sein. °Ich hiitte die Geographie durch astronomische Beobach- tnngen berichtigen, gcscliickte Naturhistoriker oder wenigstens Sammlcr, so wie einen Zeichner mitnehmen sollcn. Ware mein Vermogen diesen Auslagen nicht angemessen gewesen, so hatte ich eine oder die andere Rcgierung angehen sollen, indcm ich die Wichtigkeit solcher Reise auseinandersetzte. Alle diese pia desideria waren mir wohl bekannt, aber die- jenigen kennen den Orient und seine Lage nicht, die solches von mir, vorziiglich damals nach dem Tractate zn Adrianopel, begchrcn. Darum hat auch bis jetzt noch keine Regierung eine wissenschaftliche Reise officiell und often in jenem Lande un- ternehmen lassen, nur immer verstohlen wurde dariiber berich- tet. Wiire ich in die Hiinde der Diplomatic gefallen, so hiitte ich nichts durchgesetzt, selbst wenn die Pforte mir dazu bc- hilflich hiitte werden wollen. Anstatt der Spielball der Intri- guen zu werden, musste ich auf eigene Faust und ohne unnut- zen Liirm mein Ziel nur theilwcise zu erreiehen trachten. Darum mussten aber auch meine Beobachtungsmittel be- schriinkt bleiben. Wurde ich jetzt die Reise antrcten, wo man to Constantinopcl an geographisch-geognostische Aufnahmen schon denkt, und Hr. Homraaire de Hell ohne Erlaubniss ganz ungenirt den Bosphorus nivelliren konnte, so wiire meine Aus- beute eine ganz andere geworden. 100 Nur raeine Liebe zur Wissenscliaft und der Wunsch, die physikalische Geographie uud JVaturgeschichte des ostlichen Eu- ropa's mit derjenigen Klein-Asiens zu verbinden, gaben mir den Muth, alle die Widerwiirtigkeiten zu ertragen, die mehr oder weniger das Loos von jedem mit dem Orient sich beschaftigen- den Gelehrten noch jetzt bleiben. Jenes Land, und merkwiirdigcr- weise der curopaische mehr als der asiatische Theil, ist gerade wie eine schone Blume, deren Duft Einen ergotzen soil, die man aber ohne sich zu stechen nicht beriihren darf. Hat der reisende Europiier , was auch sein Geschaft sei, einiges Gerafith , so wird er unwillkiirlich bald an dem Schick- sale der Orientalen Theil nehmen, da die unterjochten Christen keine Gelegenheit versaumcn, ihre Demiithigung durch Mitthei- lungen an Christen zu lindern zu suchen. So vielseitige Lei- denschaften sind aber da im Spiele, dass sclbst als mein Werk gedruckt war, ein Bekannter mir alle Leser absprechen wollte, nur weil etwas nicht in seinen Kram passte. Dem Unglucks- propheten zuwider habe ich doch die schwere Waare an den Mann gebracht und die Wahrheit gesagt, wenigstens fur die- jenigen, die lieber nicht blind sein wollen. Was waren ihre Instrumente? wird man mich fragen. Geographisclie Ortsbestimmungen griindlich zu veranstalten, konnte ich in keinem Falle hoffen , da die tfirkischen Beamten fiber Instrumente fur solche Zwecke und selbst fiber Barometer schon halb und halb aufgckliirt sind, darum auch hier und da das Bergsteigen selbst oft schon verhindert wurde. Uns traf dieser Fall nur einmal und gerade zu Toli-Mo- nastir, am Sitze des hochsten Wfirdentragers der curopaischen Tfirkei, wo man solches kaum erwartet hatte. Das mehrmalige Durchkreuzen eines Gebirges kommt den Tfirken so verdiichtig vor , dass ich dieses im Balkan nur durch Hinterlist bewerk- stelligen konnte. Ich musste mich auf gute U h r e n , gute Compasse, sowohl geologische als solche um nur Winkel oder Rich- tungen zu beobachten und auf Barometer beschranken. Das erste Jahr hatte ich einen thermometrischen Hypsometer und zwei Engelfieldische Barometer, deren Thermometer nicht ganz gleiche Werthe gaben, was ich berucksichtigen und durch Si(«b. d. maUiem. uaturw. CI. Jahrg. 1850.11. Bd. II. Heft. 8 110 Vergleicliung so viel als moglich corrigiren musstc. Auf der an- dern Seite Hieb der Gebrauch des Wiener tliermometrischcn. Hypsomcter nur ein beschrankter wegen den gewohnlichen be- kannten ■Schwierigkeitcn auf Reisen. Die zvvei folgenden Wire aber hatle ich drei bci Eckardt in Wien vortrefflich verfertigte Barometer, von. denen einer in Belgrad zur gleichzeitigen Beob- aclitung zuriickblieb. Barometer auf Packpferde zu laden ist wegen dem unvermeidlichen zufitlligen Umdrehen der Last nie rathsam. Darum mnssten sie getragen werdeu, und konnten als Flinten niit oder obne falselie Kolben den Lenten nieht auffallen, da damals das Waffentragen noch nicht , wie jetzt, verpont war. Selbst die Beobachtungen durften nie ganz offentlich und oft nur versteckt gemacht werden. Meinc Hohenmessungen wurden fast alle nach der Station Belgrad berecbnet , so dass ein Irrthum in der absoluten Holie dieser Stadt meine anderu Bestimmungen natiirlichcr Weise iin- dern mi'isste. Einige fur die siidwestlicbe Tiirkei babe ich spatcr nach Beobachtungen am adriatischen Mecre bei Alessio berecbnet. Da genaue barometrische Hohenmessungen nur auf vielen Beobachtungen beruhen kiiiineii, so muss man meine nur als . sehr grobe Ausmittelungen annehmcn, die doch besser als nichts Bind, denn meistens konnte ich fur meine Beobachtungen die guustigsten Zeiten nicht wahlen und sie nicht wiederholen oder hochstens in meinen Nachtlagern des Abends und des Morgens beobachten. Die Ausnahme treffen nur solche Punkte, wo ich gezwungen mehrmals passirte oder stationirte , aber dieser Wcgeknoten waren nur wenige, denn mir war doppelt daran gelegen, so viel als moglich nirgends zweimal durchzukommen , erstens um rnehr von dem Lande zu sehen, und zweitens weil eigentlich gerade in dem hau- figen Durchreisen und dem Stationiren in manchen Gegenden des Orients die wahre Gefahr fiir den Europaer enlsteht. Fur Bergspitzen hatte ich einen sehr portativen eiscrnen Drcifuss , der in einen hohlen Stock sich fiigte und alien Arg- wolin vermied. In andern Localitaten brauchtc ich Baume, um meinen Barometer aufzuhangen. Auf Quellcn, Brunnen und Luft- Temperatur wandte ich einige Sorgfalt an , doch meine Resultate waren nut den, jctzigen verbesserten Thcrmometern zuverlassiger ausgefalleu. Hcrr Viqucsncl, tier zehn Jalirc spater und mit viel we- niger Plackerei reiste, hat theilweise mcine Hohcn- und Tcm- peratur-Bestimmungen bestatigt, theilvveise berichtigt , wie es sich nur efwarten liess. Fur Mine r a 1 i e n und M i n e r a 1 - VV a s s e r hatte ieh einige kleiue Instruments, wie Areometer u. s. w. , so wie auch eine Anzahl Reagcntien , da nach dem niedrigen Stande der tiirki- schen Glaswaaren und Transportmittel icli nicht hoffen konnte, Proben von Wiissern bis nach Wien in gutem Zustande bringen zu konncn. Was Naturgeschichte und vorziiglich Botanik und die ihr verschwisterte Entomologie anbetrifft, so konnte ich leider nur sehr wenig leisten, weil jedes dieser Father seinen Mann auf einer solchen Reise braucht, und ich nur das erste Jahr so glticklich war, solclie als Rcisegefahrten zu zahlcn. Dureh Fr ie d- richsthal's Ausbeute hat Grisebach seine Flora Ritmeliae (1844 bis 1846) vervollstandigen konnen, und eine kleine Anzahl Pilanzen und Insecten iibergab icli dem Pariser Museum mit meinen tttrkischen Gebirgsarten. Was die Bestimmung der E n tfe r n u ng de r Oer ter anbetrifft, so habcn wir, Viquesnel und ich, uns gegenseiti"- so viel als moglich controllirt. Man muss aber nie vergessen, dass ungleieh gcgebene Werthe in dieser Hinsicht keineswe«-s in der Tiirkei , wie bei uns, die Glaubvviirdigkeit dieser oder jcner Aus- sage beruhrt. Im civilisirten Europa bewegt man sich nur auf mehr oder Weniger gebahnten Strassen, im Orient, wo man nur zu Pferde reist und wo so vieles Land brach liegt, kanti man nicht nur von einem Orte zum andern oft auf vielerlci Weffen kommen, sondern selbst kleine durch sehr verschiedene Ursa- chen oder Launen veranlasste Abstecher werden von der Post- verwaltung gar nicht in Rechnung gebracht. Dann besliinmen Ge- birgskamino und der Lauf der Fliisse nicht immer wie bei uns die einzige Richtung der Wege, Ausnahmen sind nur die hoch- sten Gebirge oder die grossten Fliisse, die ihre Allmaeht in die- ser Hinsicht zu alien Zeiten bewahrt haben. Ausser diesen Fallen muss man sich ein Land denken , in dem der Manffel an tentrahsation, dieimmerwiihrendeii administrativcnVcranderiingen und die Laune kleiner Herrscher .Strassen -Ziigc und Bri'icken 8 * 112 mehrmals hie und da geandert haben, so dass UeberbleibseJ eiiies alten Communications- Systems in dem neuern die sonderbarsten Anomalien hervorbringen kann. In den Stationirungs-Oertern haben wir uns aber mehr in den kleinen als in den grossen weit umsehen konnen, vveil in den erstern meistens Christen predominiren, indem in den letztern mohammedanische Sitten, wenn nicht in den ganzen S tad- ten , doch in ganzen Vierteln herrschen , so dass das Herum- spazieren fur einen Europiier nicht nur manchmal gefahrlich ist, sondern auch zu nichts fiihrt, da man nur Mauern fast ohne Fen- ster sieht, und in keinen Hof hineintreten darf. Sind die al- ten Monumente selten, so gibt es der Auskratzerei sum Hohne, noch genug Inschriften, die theilweise in Privateigenthum ein- gemauert, oder nur ubertiincht sind, um diese gehorig zu sam- meln mochte selbst ein Perman des Sultans noch jetzt nicht hin- reichen. — Archeologen und Philologen sind die in der Tiirkei ausgesetzten Gelehrtcn, wie mir es mehrere Reisende in letz- teren Zeiten noch bestatigt haben. Nach diesem politischen Civilisations - Stadium kann man sich denken, wie schwierig es ist, genaue topographische und statistische Notizen zu sammeln und wie behutsam man sein muss, nicht nur in seinen Fragen, sondern auch in der Annahme der Wahrheit der Antworten, da Hinterlist zu oft der einzige Lohn des vermeinten Spions bei Christen so wie bei Mohamme- danern bleibt. Ein anderer Umstand beschrankt noch mehr die erwunsch- ten Beobachtungen , namlich die schrecklichen V o r u r t h e i 1 e der meisten Orientalen, Dummheiten , fur welche sie zu oft bereit waren, lieber ihr Leben als ihren Glauben zu opfern. Was waren da nicht z. B. fiir schone anthropologische Beobach- tungen mit einer so gemischten Bevblkerung wie in der Tiirkei zu machen, wo nicht nur die sieben Racen der Slaven, Griechen, Albaneser,Wallachen, Tiirken, Juden und Zigeuner zusammen le- ben, sondern wo man noch Araber, Kurden, Syriaken, Armenier, Lesghiers, Circassen und Afrikaner trifft. Wie oft habe ich an die Wichtigkeit gedacht, Schadel da zu sammeln, aber selbst auf der blossen Erde liegend, hatte ich mich nicht getraut sie mit- zunohmen, weil ich nicht mehr sicher gewesen ware, orientalische 113 Begleiter zu finden. Sie aber aus den Friedho'fen auszuscharren. was ein Leichtes ware, da sie ihre Todten nicht tief begraben, hatte uns vielleieht das Leben kosten konnen. Selbst in den Kriegen oder Scharmiitzeln wiirde die eine Partei die Knochen ihrer Feinde nicht urn alio Welt einem Liebhaber preisgeben. Das Adet und Gottesfurcht sind dagegen. Das Abzeichnen der Orientalen, wenn leichter, ist auch nicht immer rathsam, wegen dem Vorurtheil des bosen Auges oder Gott weiss, welcher Albernheit. Gerade die besten Modelle als Urtypen halten am meisten an Ietztere. Die Geschwindigkeit der PhotographiemochtedieseSchwierigkeitehererhohenalsvermeiden. Fiir die Albanesen war mir dieses vorziiglich zuvvider, da die anthropologische Vergleichung der verschiedenen albanesischen Stamme mit den romischen, durch Triumphbogen, Miinzen u. s. w. wohlbekannten Figuren zu hochst interessanten historischen Auf- schliissen ftihrcn konnte. Ein bedeutenderTheil der Albanesen, vorziiglich die Bewohner der Gebirge Albaniens so wie ein Theil der Wallachen. sind hochst wahrscheinlich Urvolker der Tiirkei, die nicht nur durch Romer und spatere Volkerwanderungen wenig veriindert wnrden, aber selbst moglichst viel beigetragen haben, das romische Volk oder wenigstens seine Armee zu bilden. Ob nun dieses VerhSUniss nur in der Zeit der Kaiser oder selbst schon seit dem Anfange Roms der Fall war, das bleibt noch auszumitteln. 1st der Ursprung Roms eine histbrische Wahrheit, so konnte man wohl glauben, dass unter dem zusammengelaufenen Gesindel auch Albanesen so wie Slaven waren, ein Umstand, den viele slavische Schriftsteller dadurch bestatigt finden, dass in ihrer Sprache die Romer nicht von Romulus sondern von Remus ihren IVflm en bekamen. Wenn wir Albanesen und Wallachen als Urvolker in der Tiirkei annehmen, und bci ihnen noch vieles Romisches finden, wie die verschiedenen Trachten der Krieger und Bauern, verschie- dene hiiusliche Gerathschaften, wie Handmuhlen, Amphoren,T6pfe, selbst noch gewisse Waffen u. s. w., so ware es vielleieht mog- I'ch, durch anthropologische Vergleichung auszumitteln, zu wel- cnen Zeiten des romischen Reiches die Rbmer mehr Aehnlichkeit nut den Wallachen odor mit den Albanesen zeigten. 114 Kein Zwcifel bleibt es , dass die Urform dor Wallachen vielmehr durch slavisclie Blutmischung verwischt erscheint, so dass man unter Wallachen die Mischlinge von den Urtypen mei- stens leicht unterscbeiden kann, oder selbst von einera Dorfe anm andern zwei verschiedene Bacen zu sehen glaubt, obgleich sie beide diese,Ibe Sprache haben. Austatt des schlanken hohen Wacbsthums, des ovalen Kopfcs, des elegant Gelenkigcn des Ur- Wallacben und Albanesen bemerkt man cinen kleinern, vorzuglich dkkcrn Leib, einen breitern, fast viereckigen Kopf, mit den mehr vorstehenden Backenknochen der Asiatcn, ein starkeres Knochen- Gebiiude, so wie auch iiberhaupt mehr plumpcs Wescn. Ausser- dem hat die wallachische Sprache manehes Slavisches; das cyril- liscbe Alphabet und den griechischen Glauben gaben ihnen slavi- sclie Missionare. Da die albanesischen Gebirge mehr verschlosscn und abseils der grossen Heerslrassen lagen , so konnten sich die Albanesen viel reiner als die Ureinwohner in der Wallachei, und selbst als in Siebenbtirgen und dem Banate erhalten, und nur in jenen nord- lichen Niederungcn, wo sie unter serbischer Herrschaft einige Zeit waren, vvurden durch gemischte Heirathen ihr Ur-Charakter und ihrc Formen etwas slavisirt, indem ihre Ausbreitung nach Griechcnlaiid sic andern Einfl'usscn aussetzte. Darum bemerkt man auch in ilirer Sprache viel mehr Ur- wortcr als in der wailachischeii. Wenn mancbe Hauptworter sich in dem Lateiniscben vvicderfinden , so ist cs nicht so all- gemeiu als im Wallachischen. In der albanesischen Sprache deuten Zcitworter und vorzuglich gewisse Arten der Bejahung und Veriicinung auf asialischcu Ursprung oder anf jene alien europiiischen Sprachen , von denen nur nocb Bruchstiicke vor- handen sind , wie die baskiscbe und gallische. Auf letztere Volker deutet audi anf eine auffallende Wcise der von diesen Volkern gebrauchte Dudelsack , mit dem sie dieselben Musik- stiicke noch spielen. 3Mic haben die Albanesea das slavisclie Alphabet gebraucbt, sondern das griechische oiler Jateinische. Zur Vergleichung der Wallachen und Albanesen ware es sebr vvunscbenswerth, Sammlungen der Volkssagen , der Gesiinge und Dichtungen zu ve'ranstalten und kritisch zu bcleuchten. Dass diese zwei Vol- 115 ker sich jetzt unterscheiden , kann man Ieicht bemerken, wenn man die wallachischen Kolonion im Pindus mit den sie umge- benden Albanesen Vergleicht. Eine andere schwierige antropologische sowie pbilologiscbe Aufgabe in der Tiirkei ware die Untersuchung des Verschwin- dens der Bulgaren als Volk und als fremde Sprache. Diese asiatischen Krieger sind ganzlich slavish*, die Zabl der Slaven gegen ihre muss zu unverhaltnissmassig gross gewcsen sein Ob nocb etvvas von ihrer Spracbc oder ihren Gcbrauchen iibrig geblieben ist, weiss man noch nicht. Eine besondere Sorgfalt babe ich darauf verwendet , aus- zumitteln, in wie vveit vvohl bekannle und bescbriebene slavische oder griechische Gebrauche , Ceremonien und Vorurtheile nocb jetzt in der Tiirkei zu find en sind , oder wie sie sieh jetzt gestalten. Endlich machte meine Reise mir den Mangel eines jniten deutsch- oder franzosisch-s er bische n Wort erbu chs sehr fiihlbar. Ich unternahm darnm eines, das ich auf wenig- stens 21,000 Worter brachte , das ich bier der kais. Akade- mie vorlege. So viel als moglicb fiigte ich jeder Wurzel ihre etymologischen Haupt-Ableitungen bei, ungefiihr wie Hr. Urban Jarnik in seinem Werke vora Jahre 1832 liber die slovenische Mundart. Dann gab ich mir einige Miihe, als Appendix die sla- vischen naturhistorischen Ausdriicke zu sammeln. Diese Arbeit hatte sich vielleicht zur Oeffentlichkeit geeignet, ware diese Liicke nicht endlich im Jahre 1848 (lurch das franzosisch - ser- bische Lexicon des Urn. I s a i 1 o v it ch zu Belgrad und jetzt vorziig- lich durch das deutsch-serbische des Herrn V u k S t e p h a n o v i t c h Karadschitch ausgefullt. Dcm letztern Verl'asser musste an Reinigung und Verbesserung der slavischen Sprache, nach griind- lichcn philologischen Kenntnissen der urslavischen Ausdriicke vorziiglich gelegen sein, indem ich nur den bescheidenen Zvvcek hatte, den Reisenden in Stand zn selzen, mit jedem Menschen sich verstiindigen zu konncu, und darum manche rein slavi- schen Worter durch die jetzt mchr gcbrauchlichen tiirkischen oder griechischen ersetzen musste. Ein anderes niitzliches Unternehmen ware die Ausarbeitung eines gemeinschaftlichen WSrterbuchs der tiirkischen, slavischen, 116 griechischen , albanesischen und wallaehischen Sprache , fur welche sich in Wien fast, alle nothigen Kriifte wolil linden wiir- den. Einen ahnlichen Versuch, sowie eine sehr unvollstandige Sammlung von den gewohnlichsten Redensarten in jenen fiinf Sprachen hatte ich angefangen , aber iiber mein Wissen gefun- den. Ich \ese sie doch auch hier als Bevveis vor. Was mir aber vorziiglich auffiel , war die geringe Kenntniss des Albanesischen in Europa. Ueber alle wenig ausgebrei- teten Sprachen Europas, namentlich die finnischen, galischen und baskischen Dialekte hat man erschopfende Werke und Worter- biicher, nur die albanesische wurde bis jetzt so stiefmiitterlich behandelt. Man besitzt iiber sie kein eigentliches Lexicon und nur unvollstandige Grammatiken, so dass eine grvtndliche Arbeit iiber diese Sprache fur die historisch - philologische Section unserer Akademie gewiss eine lohnende und nutzliche Preisfrage und ihre Liisung wegen der Nachbarschaft Albaniens eine leichte und nicht sehr kostspielige sein kiinnte. Seit dem Erscbeinen meiner Beschreibung der europiiischen Tiirkei sind nur sieben Werke bekannt gevvorden , die Bezug darauf haben. Erstlich die schatzbare Rcise nach Rumelien und nach Brussa im Jahre 1839 von dem vvohlbekannten Botaniker A. Grisebach (1841, 2 Bd. in 8.). Obgleich dieses Work etwas spiitcr als meines erschien, hat der Verfasser meines nicht gekannt, oder bcniitzen konnen; hiitte ich das Gliick gehabt, mit ihm bei seiner Durchreise in Wien bekannt zu werden , so hiitte ich ihm wahrscheinlich die Mittel verschafft, noch viel mchr Neues zu berichten. Das zweite Werk ist das von Dr. Jos. Mil Her, Alba- nien, Rumelien und die osterr eic h isch - m onto n e- grische Granze, Prag 1S44 in 8. mit einer Karte von Alba- nien. Der tiirkische Theil umfasst aber nur Nord-Albanien und Toli-Monastir, den Sitz des Rumeli-Valessi; da aber gerade die - ser Theil der Tiirkei der am wcnigsten bekannte war, so sind alle die statislischen Angabcn iiber das Land, die Stiidte, die Dorfer und ihre Bevolkerung hochst wichtig. Was die Angabe iiber die Zahl der Einwohner anbetrifft, da nur die tiirkischen Beamten meistens seine Gewiihrsmanner sind, miichte man leicht darin hie und da eine Uebertreibung 117 sparen. Doch seine eigenen SchStzungen nahern sich sehr den unsrigen, so z. B. waren im Jahre 1831 in Scutari 32,000 See- len gewesen, wo ich im Jahre 1838 nur 22—25000 zu finden glaubte. In Struga zahlt er 1300 Einwohner und ich 1500, in Ochri zahlt er 8000 und ich 9000, in Prisren zahlt er 24000 und ich nur 20000 u. s. w. Die Schatzung macht man mei- stens nach der Zahl der Hauser, der Angabe der Geistlichen oder der Steuereinnehmer. Die Einzelheiten, die mir in jenem Werke am meisten auf- gefallen sind , wiiren folgende : Der verehrte Verfasser versetzt irrthumhch das Kloster Sveti-Naun auf die S. W. Seite des Ochri- Sees (S. 68), indem ich es doch auf der siidostlichen fand. Er beschreibt zu Jakova iiber einen Bach sechs Briicken, deren eine mit 16 Lampen des Nachts beleuchtet wird (S. 78), was, wenn wahr, ein Unicum im Innern der Tiirkei ware, und' deren Zweck man nicht recht verstehen wiirde. Ich sah da ausser- halb der Stadt nur eine sehr schlechte Briicke und durchwa- tete den Bach zu Pferde. Wahrscheinlich wird dieselbe unredliche Quelle ihn veran- lasst hahen, die alte hochgebogene Briicke aufdem Drin beiHan Keuprisi (im Albanesischen nach ihm Hani - Urs genannt) als ein Werk des Aslanpacha (des Lowens-Pascha) aus Jakova an- zusehen. (S. 80.) Auch fiber sein reiches Puka-Dorf auf dem Myrtiden-Gebirge (S. 81) bleiben mir bedeutende Zwei- fel, nach der Erbarmlichkeit, die ich da sah, und gegen die schone Porn, der alten, einstockigen Wohnung des Pascha von Novibazar (S. 77) protestire ich formlich. Auch die angenom- mene Teufelsgestalt der Albanesen (S. 24) scheint von der VerwechslunggewisserStammemitdemganzenVolkeherzuriihren. Das dritte Werk ist Dr. O. S end tn er's Re is e nach Dal- mahen und Bosnien im Jahre 1847 (Ausland 1849, S 85) Dieser Botaniker betrat die Tiirkei von Spalato aus, und be- nutzte so schlecht meine Anweisungen, dass er schon im April diese kalte Gebirgsgegend besuchte, und darin zu Puss, wie in Deutschland wandern zu konnen glaubte. IVachdem er einen Tag »n Koth miihsam sich bewegt hatte, ohne weiter zu kommen, mnsste er sich noch gliicklich schatzen, Miethpferde ausser der Poststrasse zu linden. 118 Seine Beise von Dalmaticn fiber Kupris nach Travnik, Vranduk und Toszla nnd von da wieder zuriick iiber Serajevo, Sutinska und Voinitza nach Travnik ware in einer spatern Jah- reszeit viel interessanter fur die Botanik ausgefallen. Er wollte nach dem siidlichen Bosnien aufbrechen, als durch seine Unvor- sichti»keit seine* Beise ein tragisches Ende nahm; er wurde vorsiitzlich verwundet und reiste wiederhergestellt zu Hause, was vielleicht ein grosses Gliick war, denn in jenen siidlichen Gegenden hatte es ihm, ohne Sprache und Sittenkenntniss noch schlechter gchen kiinnen. Ueberhaupt kann man nicht genug junge , mit dem Oriente unbckannte Beisende vor dem Irrthume warnen, dass jene Lander schon jetzt wie das iibrige Europa zu bereisen witrcn ; das heisst, dass man die Turkei von alien Seiten sicher und bequem betreten und seiner Wissbegierde auf europaische Art die Ziigel scbiessen lassen kann. Wer angcnehme und niitz- liche Beisen da machen will , muss sich noch immer in die Vor- sichtsmassregeln schicken, die ich auseinander gesetzt habe. Von den vier ubrigen Werken beschriinken sich zwei auf Mon- tenegro, namentlich E b e l's Beise im Jahre 1840 und Bi as o 1 e tto's botanische Excursion im Jahre 1841. Gardner Wilkinson gab im Jahre 1848 eine Beise nach Dalmatien, Montenegro und Mo- star in der Herzegowina zu London heraus. Endlich im Jahre 1846 hat Here Johann Gavrilo vi i sch zu Belgrad den ersten Versuch cines slavischen geographisch- stati- stischen Lexicons in alphabetischer Orduung wenigsftens far Serbien gemacht. Obgleich die Ausweise hoc!) zu durftig sind, so lernt man doch dadurch alle jetzt bestehenden Ortschaften und Dorfer Serbiens sovvie ihren richtigen Namen und ihre wenig gemischte Bevolkerung kennen. In dein intcrcssanten Artikel iiber ganz Serbien wird die ganze Bevolkerung auf 849,286 Seelen geschatzt. In einer zwciten Auflage ware aber die Ausciuandersetzung der genauen Lage jedes Ortes zuwiinschen. Audi das Verhaltniss der Urproduction , der Waldcr und Pelder, des Beichthums oder der Armuth jeder Gemeinde, derCommunicationsmittel «. s. w. wiiren aus den Nach weisungen d er scrbischen Begierung nachzuholen. 119 Das w. M. Hi-. Regierungsrath v. E tti n g s ha u s e n ubergibt liierauf folgende Note and erortert deren Inhalt in freiem Vortrage. „Ueber cinige Eigenschaftcn d er Flachen, vveiche zur Construction iler imaginiiren Wurzeln der Glei- chungen dienen." Bei der Durehlesung der Abhandlungen des Herrn Assistenten Spitzer, iiber welcbe ich in der Sitzung vom 20. Juni Bericbt crstaltete, bot sich mir die Bemerkung dar, dass die von ibm an den hochsten and tiefstcn Pimcten der Curven, dcreu er sich zur Construction der Wurzeln der Gleichungcn bedient, wahrgenommenen Verzweigungen ihre anschaulichste Erklarung finden, sobald man die Beschaffenheit der Flachen in das An go fasst, deren Ordinaten den Bestandtheilen der Gleichungsfunction fur iinaginiire Substitutionen entsprechen. Die Eigenschaften dieser Flachen scheinen wenig gekannt zu sein; ich weiss bios cine Schrift anzufiihren, worin etwas dariiber angedeutet isl, namlich die Gauss'sche Abhandlung vom Jahrc 1799 : Demon- is ratio nova theorematis omn em function em a'gebraicam rationa- lem integrum unius variabilis in factores rcales primi vel sccundi gradus rcsolvi posse. Man kann wohl sagen, dass der grosse Meister schon in dieser seiner erstcii Druckschrift dem dainaligen Stande der Wissenschaft urn mchr als fiinfzig Jahre vorausgeeilt war, denn sie enlhiilt anch bereits die Kcime der geliiuterten Ansicht der Natar der imaginaren Grossen, welcbe zum Verstiindnisse der Sprache, „die fur uns dichtet und denkl." so wesentlich beigetragen hat. — So vicl zur Einleitung und Rechtfertigung der nachstehemlen Mittheilung, die ich der geehr- ten Classe vorzutragen mir erlaabe. Setzt man statt der veriinderlichcn Grosse u in einer Function /'(") den Ausdruck x + y V—1 , worin x und y reelle Werihe haben, so liisst sich die Function stcts auf die Form ? (x , y) + ip (x , y) . yCTj bringea, wobei die Functiouen f(x, y) , £ (x , p) b!os reeller Werthc fahig sind. Zur Abkurzung sei f O > y) = s s ^ O , y) = w, so dass fur u — x + y Y—i p(u) — s. ! u> Y'~-i isl. 120 Wird diese Gleichung einmal nacli x , das andcrc Mai iiach y differenzirt, so erffibt sich, wegen . =1, ■ — =*y_i, otl'enbar ' a ' a dx by 3 s bw 8^ + 8a; V~ 1 8/Jm) "8m 8m y l by by Y dabcr ist identiscli 8 s 3iw , . tb * by b y \bx und dem gemiiss 8s 8w> 8# ~ ~~ Tx ' bw 8 s b~y ~~ bx ' Hieraus folgt 8as 8aw 8as 8 y"~ bxby = ~" bx* 8aH> 8as bzw bxz dx by — 8^ unci weiter: 83s 33s 83s 83s 8 oj 3 j/3 8x3 ' by3 bxzby 83 w b3w 83s bxs Sa-S?,3 3 X* 3 y 33 w 83 w> 33s 8xa8?/ 8j/3 u. s. f. 8 x8 Die Reihe der Differentialquotienten irgend einer Ordnung bietet sonach bios zweierlei numerische VVertbe dar, welcbe den boiden ersten Gliedern derselben angeboron. Bezeiebnen wit- dem gemiiss die Differentialquotienten 8 s 8 s 3as 8as 83s 83s 8* ' by ' bxz ' bxby ' 8.r3 ' 8*a8«' beziebunirsweise mit O Jh , ft > 7h 5 (h 5 Th , It i • ■ ■ so ist der Taylor'schen Formel zu Folge (soferne dieselbe Anwen- dung findet), wenn As und Aw die Zunahmen der Grossen z und w vorstellen, welcbe sich bei tier Vernicbrung von x und y um die endlichen Diflercuzen Ax und A// ergeben : 121 As ^p1Ax+qiAy + -(jpi,Axi+2q.iAxAy — p2Ay") + O (PaAx* + 3 q,Ax%Ay — 3p,AxAyz — p3Ays) + etc. Aw = — ^Ax + PjAj/ — -(^Aa?s — 2/>2A»Ay — ^A/) — gTgC^Aa:3 — 3p3Ao:2Aj/ — 3y8AxA/ + p3Ay3) — etc. Diese Ausdriicke gestatten ihrer besonderen Form wegen erne bedeutende Vereinfachung. Um zu derselben zu gelangen, betrachten wir das allgemeine Glied des Ausdruckes fur As. Es ist das Product des nach dem Stellenzeiger n dieses Gliedes gebildeten Bruches--— - mit dem Polynom P„ Ax" + (») qn Ax^Ay — (;) pn Ax^Ay* — (;) qa Ax^Ay" +...., worin die Symbole G) , (»), ("3), .... die Binomialcoefficienten bedeuten. Setaen wir bier Ax = As.cosp, Ay —- As . sinp. , so geht das genannte Polynom in pnAsn [casp." — (J) cosp"-2 sin p? + J + qnA sn [(*0 cos p."-* sin p. — (f) cos p."-3 sin p? + ] , d. i. in (/»„ cos n p. + qn sin n p.) A s" iiber. Setzen wir nun noch pn = rn cos se„ , qn = rn sin a„ , so nimmt der so eben erhaltene Ausdruck die Gestalt r„ A s" cos (n p. — a„) an. Somit wird As — r, As cos (>-«,) + ~ r2 As3 cos(2^-aa) + ^3 ^ As3 C0S (3M-as) + •••• + 2 31 wr„ A 8" COS («/*-«„) + . . . , Eben so findet man Atv = — rt As sin (>-«,) — ~ r2 As2 sin (2/A-aa) — 373r3As3sm(3/x-«3)— ....__!_,.„ As" ««(»^ «„)—.,„ 122 Nach diescn Vorbereitungen scieii jetzt x und y die Werthe der rechtwinkligen Coordinaten eines Punctes in einer die Axen dieser Coordinaten enthaltenden fixen Ebene. Denkcn wir uns in dicsem Pnncte, senkrecht gcgen die Ebene eine dritte Coordinirte aufgestellt, deren Lange wir einmal = s, das andere Mai = w nehnibn, so bestiminen die Enden dieser Senkrechten, bei veriinderlieher Lage des Punctes auf der Grundebene, SBWei Fliichen, welehen die Gleicbungen 2 == f (x j y) und w = ip (x, y~) gehoren. Die Linie , oder das System von Linien, in welehen die Ebene xy von der erslen Fiiiche durchschnitlen wird, ent- spricht der Gleichung

0 die Durcbschnittslinien der zweiten Fiiiche mit der Ebene xy an. Jeder Punct auf dieser Ebene, in welchem ein Ast des ersten Liniensystems rait einem Aste des zweiten zusammentrifft, wo also die Griissen s und to gleich- zcitig verschwinden, ist der geometrische Ort einer Wurzel der Gleichung f(u) = 0; seine Coordinaten bieten die Bestandtheile des Ausdruckes x + y V~^\ der genannten Wurzel dar. Die Gesammtheit aller solcheu Durchschnittspuncte der beiden Linien- systemc repriisentirt also den Inbegriff der Wurzeln der vorge- lcglen Gleichung. Fih- y = 0 wird f(u) ~ f(x}, dalier wenn f(u) an sich bc- tracblet cine reelle Function ist, namticli eine solche, die bei reellen Werthen der Variablcn stets reelle Werthe annimmt, wird, welehen Worth auch x baben mag, stets w — 0 ; bieraus erhellet, dass bei vorgedachter Bescliaffenheit von f(u) die Axe der x selbst eine der Dnrchschnittslinieu der zweiten Fiiiche mit der Ebene xy, folglicn ein Bestandtheil des zweiten Linien- systems ist. Die Abscissen der Durchschnittspuncte der Curve f(x, ?/) = 0 mit der Axe des x sind es niimlich, welcbe im vor- liegenden Falle den reellen Wurzeln der Gleichung f(u) = Q entsprcchcu; feblen die einen, so sind auch die anderen nicht vorhanden. Gehen wir auf der fixen Ebene von dem Puncte, (lessen Coor- dinaten x. y sind, zu cinem andern Pnncte fiber, welchem die Coordinaten x + &x, y + Ay entsprechen, so ist die Griisse, ■ 123 wclchc vvir obcn As genannt haben, die Lange der aus dem ersten Puncte zum zweiteu gefiihrtcu Geraden, und \x gibt den Winkel an, den diese Gerade mit der Ricbiung der positiven x bildet. Die Differenzen As und Aw sind die dem Fortsehritte von dem ersten Puncte zuni zweiten entsprecbenden Aenderungen der Ordiuaten beider Flachcn beziiglicb der Orte , welche die vorgeuannten Puncte auf der Ebene xy zu Projectionen baben. Fiir cine Folge einander unendlicb uaber soldier Puncte bei einerlei VVerthe von [x zeigt sich, obiger Formcl gemiiss, 8s 37 = »", cos (>—-«,), 8s 8"* 8s T3 = rz cos (2 p. — a.,) , = — r{ sin (pL- — a,) , 8aw 8s* rzsin (2 [J. — a2) , . rentialquotienten — ^ verschwinden. 1st fiir den Ausgangspunct Betrachten wir jetzt die Richtungen, nacb welchen der Fortscliritt auf der Ebene xy zu gescbebcn bat, daniit die DiH'e- its, ds ds der Wertb der Grosse i\ von 0 verscbieden, so kann -=- nur daun gleicb Null wcrden , wenn cOs(p — a,) = 0 ausfallt, mithin, so fern wir den Winkel p stets in einerlei Sinn zahlen , jedoch dabei Wcrtbo, welche sich von den bereits vorhandenen um 2 n oder um ein Vielfaches von 2rc untcrseheiden, da sic kein ncues Res u! tat geben, weglassen, nur fiir /-«• = t> + «i uud y. = -^--r'«i. Diese beiden Wcrthe gehoren, so wie iiberhaupt zwei VVerthe von jm, welche n zum Unterschiede haben, einer und derselben Geraden an, und beaiehen sich lediglich auf den Gcgensatz der beiden Richtungen des in selber moglichen Fortschrittes. Damit dw -g verschwinde, muss sin (p. — a J =0 sem, woraus /x=at oder auch [x = 7z + «, folgt. Die Gerade, welche durch diese zwei VVerthe von p. angezcigt wird, steht also auf derjenigen, die sich bcziiglich der ersten Fliiche crgab, senkrecht. Erscheint fiir die stattfindenden VVerthe von x und y die Grosse r, = 0, was nur scin kann, wenn gleichzeitig pt und t/t versehwiuden, so haben die Beriihrungsebenen der beiden Flit— chen an den Puncten, deren geineinschaftliche Projection anf die Ebene xy den erwahnten Coordinaten entspricht, eine zur Ebene xy parallele Lage. Jede dieser Beriihrungsebenen schnei- 124 det aber die Flache, der sie angehort an der Ber'uhrungsstelle. Es sei, um diess zu zeigen, erstlich fur die vorhandenen Werthe von x und y die Grosse r2 von Null verschieden, so beginnen die Ausdriicke fur As und Aw mit dem Gliede, worin A*3 als Factor erscheint, und es andern dieseDifferenzen riicksichlich der klein- sten Werthe von As, wahrend p. von 0 bis 2^ wachsend genom- men wird, bei jenen Richtungen von A s, fur welche das mit Asa versehene Glied verschvvindet, ihre Zeichen. Die entspre- chenden Werthe von p. sind fur die erste Flache diejenigen, fiir welche cos (2 ^ — a2) = 0 ausfallt, also 4 + ~2 ' 4 + 2 ' T + "a ' T + "2 und fiir die zweite Flache diejenigen, fur welche sin(Z(x — a2) wird, namlich ft «2 2 ' » + 7* , 3ir 2 ' 2 ' ' ' 2 ' 2 r 2 Die durch diese Werthe angezeigten Richtungen wechseln unter einander in regelmiissiger Folge ab, und es bildet jede zu der einen Flache gehorende init den beiden benachbartcn, die zu der anderen Flache gehoren, einerlei Winkel vora Betrage | d. i. 45°. Jede Flache wird demnach von ihrer Beriihrungsebene in zwei Curven geschnitten, deren Tangenten an der Beriihrungsstelle auf einander senkrecht stehen, und zwischen welchen der La«-e nach die Tangenten der ahnlichen Durchschnittslinien an der andern Flache die Mitte halten. 1st aber auch noch ra = 0, jedoch r, von Null verschieden, so ergibt sich der Zeichenwechsel von Az, wenn p. einen der Werthe 3k + T? 5n- 1T + IT + t 9tt a, (i + 3 ' 3 ' T 3 ' nnd der Zeichenwechsel von A w, wenn fx einen der Werthe 5n- lire a, 6 + 3 2re 3 1 3 ' n + 4re 3 3 +3 a8 re a4 ~f' 3 + T' T~"r¥' "■■pT' 3 TT' erhalt. Hier finden also an jeder Flache drei Durchschnilte dcrselben mit der Beriihrungsebene und zvvar, unmittelbar am Beruhrungspuncte betrachtet, nach Richtungen statt, deren jede zwei nachsten mit einander einen Winkel von 60° bilden und deren Halbirungslagen den Richtungen entsprcchen, nach welchen 125 die auf ahnliche Weise angeordoeten Durchschnitte der andern Flache rait ihrer Beruhrungsebene erfolgen. Hiernach erliellet von selbst, was stattfindet , vvenn bei den gevvahlten Werthen von x und y noch weitere der rait r bezeichneten Grossen ver- schwinden sollten. Die Mittellagen zwischen den Richtungen der Durchschnitts- linien jeder unserer Flachen und ihrer Beruhrungsebene an den so eben betrachteten singularen Puncten sind zugleich diejenigcn, nach welchen hin die Puncte liegen, worin sich die Flache am meisten von der Beruhrungsebene entfernt, d. h. sich am stark- stenkriimmt. Diese Richtungen entsprechen dem Werthe von p., fiir welche, beziiglich der kleinsten Werthe von As, die Differenzen As, Aw mit den grossten numerischen Werthen auftreten. Ge- dachte Werthe von /x ergeben sich, vvenn ra die erste nieht ver- schwindende unter den Grossen rt, r„ rs, . . . 1st , fiir die erste Flache, d. i. jene welcher As angehort, aus der Bedimruuff cos(w,,u. — a„) = — 1, oder vvasdasselbe heisstaus der Bediiiffun"- sm W — «n) = 0, und fur die andere Flache aus derBedingung cos {nix— a„) = 0. Die Grosse der Kriimmung ist an beiden Flachen und nach jeder der so eben genannten Richtungen die- selbe, und an einer Flache fiir sich genommen wechselt der Sinn der Kriimmung um den Beriihrungspunct herum unabliissig. Die Kriimmungen lassen sich, sobald audi r3= 0 ist, nicht mchr mit jenen des Kreises vergleichen, well der Krtimmungshalbmesser jedes Normalschnittes der Flache an einem solchen singularen Orte unendlich gross erseheint. Aus dem Gesagten erhellet zugleich, dass die Flachen, von denen hier die Rede ist, keine eigentlichen Maxima und Minima tier Ordinaten z und iv zulassen, sondcrn bloss Puncte, an de- nen die Beruhrungsebene jener der xy parallel liegt. Ein sol- dier Punct an der einen Flache hat stets einen von gleicher Be- schaffenheit an der zweiten Flache zum Begleiter , und beide befinden sich in derselben Senkrechten auf die Ebene xy. Am Beruhrungspuncte biegen sich die Flachen rundherum nach ver- schiedenen Seiten von der Beruhrungsebene ab. Dass im Falle, wo rz nicht Null ist, an einer Stelle, beziiglich welcher die par- tiellen Difterentialquotienlen p-, ~ verschwinden , die Flache, ax ay ' SlUb. (I. math, naturw. CI. Jahrg. 1850. II. R.I. II. Heft. 9 126 welche z zur Ordinate hat, fur diese Ordinate kein eigentliches Maximum oder Minimum darbietet, erhellet der bekannten Theorie gemass unmittelbar aus dem Umstande, dass die Differential- auotienten — - and -r-a mit entgegengesetzten Zeichen behaftet ^ dxz ay sind. Derselbe Grand gilt auch rlicksichtlich der Flache, welcher w als Ordinate angehort. Die Halbmesser der beiden Hauptkriim- muncen jeder Flache haben in diesem Falle entgegengesetzte Zei- chen und ihr genieinschaftlicher numerischer Werth ist, in der ' 1 1 oben gebrauchten Bezcichnung gesprochen, = — = —===. Die vorhergehenden Resultate gelten insbesondere fur jcden Durchkreuzungspunct der Durchschnittslinien beider Flachen mit der Ebene xy. Geht daselbst bios ein Ast der einen Liniengruppe durch einen Ast der andern, so ist an der Durchkreuzungsstelle r, von Null verschieden; die Durchkreuzung selbst erfolgt unter einem rechten Winkel. Gehen aber mehrere Aeste der einen Li- nieno-ruppe durch den genannten Punct, so ist fur denselben r( _ 0 , die Ebene xy ist zugleich eine Beriihrungsebene beider Flachen, und es gehen durch diesen Punct auch eben so viele Aeste der aus der andern Flache entspringenden Liniengruppe; die Zweige beider Arten von Aesten folgen rings urn den Punct in stetem Wechsel und unter gleiehen Winkeln auf einander. Diese Eigenschaft der Durchschnittslinien der hier hetrachteten Flachen, wenigstens so weit sich selbe auf algebraische Functionen hezie- hen hat schon Gauss im §. 23 der oben angefiihrten Dissertation erwahnt. Die obigen Bctrachtungen diirften audi zur Wiirdigung des S. 24, womit jene lehrreiche Abhandlung schliesst, dienlich be- funden werden. Denkt man sich in alien Puncten einer Durchschnittslinie der einen Flache mit der Ebene xy auf diese Ebene Perpendikel auf- "•ostellt, so bezeichnen dieselben an der anderen Flache eine Curve von der Art derjenigen, welche Herr Spitzer „conjugirte Curven, •renannt hat. Die riicksichtlich der Ebene xy hiichsten oder tief- sten Puncte der conjugirten Curven, oder allgcmeiner gesprochen die Puncte, an dencn die Tangente mit der Ebene xy parallel lieo-t sind stels solche Puncte, an welchen auch zugleich die tangirende Ebene der entsprechenden Flache mit der Ebene xy parallel ist, und die lelztcre Ebene hcriihrt die andere Flache an 127 dem zugehBrigen Puncte. Denn lassen wir beispielswcise die Flache, welcher w als Ordinate angehort, die von der Ebene xy geschnittene sein, so ist an alien Puncten der Durchschnittslinie i»= 0, mithin auch -~ = 0. Nun soil auch ~ = 0 sein; diess us as 7 kann nur an solchen Puncten stattfinden , fiir welche r == 0 er- scheint , denn nur unter dieser Bedin'Sweise der Barometer, Psycbrometer und Bcgenmesser zu sorgen, die fertig gewordenen zu priifen und den Beobach- tern zuzumitteln; 2. mit der Erledigung der einzelnen Zuschriften und An- erbietungen zu Beobachtungen sich zu befasscn, und 3. bei der Vertheilung der Instrumente sich Gevvissheit zu verschaffen, dass sic nur in die Hande von Miinnern lcoinmen, die geeignet sind, die Beobachtungen mit wissenschaftlichcr Scharfe und Gcvvissenhaftigkeit auszufiihren. Es wurde beschlossen, dicjenigen Beobachter, die eigene Instrumente besitzen, einzuladen, dieselben mit den Nornial- Instrumcnten in Wien zu vergleichen, und alle Beobachter, mit denen die Akademie in Verbindung tritt, sowohl mit dem von Herrn Krcil verfasstenEntvvurfe als auch mit Tabellen, inwclchc die Beobachtungen einzutragen sind, zu betheilen und zu ersu- chen, sich genau an den Enlwurf zu halten. 5) 55 55 55 5) 55 55 131 Nach den Bcschlussen der Commission wurden bisher mit iustrumenten betlieilt: die Telegraphenstationen zu Wien, sowohl im Nord- als im Sudbahnhofe, „ Briinn, Olmiitz, Oderberg, Gloggnitz, Miirzzuschlag, Gratz, Cilli, Laibach, „ Adelsberg, „ Triest, und **' „ Prcssburg ; dann die Herren Allgener zu Kessen in Tyrol, Ellenberger zu Meran „ „ N e e b zu Botzen in Tyrol , Frohlich zu Baden in jViederosterreicb, Die k. k. Salinen-Verwaltung zu Aussee in Steiermark, Petruzzi zu Laibach in Krain, Hack el zu B. Leippa in Bohmen, Schier zu Prossnitz in Mahren, Bohrer zu Stanislau in Galizien, Reissenberger in Hcrmannstadt , der sich verpflichtcte, die allfilllige Aenderung seines Wohnorts der kais. Akademie so- gleich anzuzeigen, damit diese dann entscheide, ob die ihm zuge- schickten Inslrumente dem Hermannstadter Vereine fiir Natur- vvissenschaften verbleiben sollen, und er mit neuen betheilt werde oder nicht. Durch Bescbluss der geehrten Classe vom 11. April 1849 wurden auch dem Professor Rolum bus in Linz zwei Partien mc- teorologischer Instrumente zur Verfiigung gestellt, und zvvar fiir die unter seiner Leitung zu organisirenden Stationen zu Linz und Kirch sell lag. In der Sitzung vom 19. April 1849 bcwil- ligte die Classe dem Herrn Prettner zu Klagenfurt zwei Stiick Barometer zum Gebrauche bei seinen meteorologischen Beobach- tungen, die er auch bereits erhalten hat. 132 Zu Beobachtungen mit cigenen Instrumenten babel) sich er- botcn: Herr Stern warte-Director Weisse in Krakau, „ Prof. Areustein zu Pesth, die nautisehe Schule zu Triest, Herr Herrschafts-Physikus Pluskal zu Lomnitz in Mahren, „ Wundarzt Br end I zu Starkenbach in Bohmen, „ S c b w e i t z e r, zu Alt-Sandez in Galizicn, „ Schenzl zu Admont in Steyerniark, „ K o t i n g e r zu Salzburg. Auch der bestitndige Ausschuss der k. k. Landwirthschafts- gesellschaft in Wien hat in einem Schreiben vom 4. Jiinuer 1. J. seine Mitwirkung bei dem metooroIogischenUnternehmenangeboten. Herr Dr. Gintl iibernahm es, die Aufstellung der meteoro- logiscben Instrumente in den einzelnen telegraphischen Bureaux zu iibernehmen und fur die geregelte Fortfiihrung der Beobach- tungen zu sorgen, wofiir ihm die geehrte Classe in der Sitzung am 11. Jiinner 1849 einen Dank votirte. Herr Sectionsrath v. Steinh eil zeigte in der Commissions- sitzung vom 3. Juni I. J. an, dass die auf dem Monte Spacato des Karst und zu S. Pietro auf der Punta di Salvore in Istrien gelegenen zvvei Gebaude, welche friiher zu optischen Telegraphen gedient habcn, wie er glaube, von Seite des hohen Ministeriums fur Handel etc. der Akademie unentgeltlich zur Disposition gestellt werden konncn, wcnn diesclbe sie zu magnetischen und andern meteorologischen Beobachtungen benutzen wolle. Dieser erfreu- liche Antrag wurde dankend zur Kenntniss genommen mit dem Vorbehaltc, seinerzeit dafiir die geeigneten Schritte zu thun. Mehreren Hcrren hat man Instrumente nicht zuerkannt, entvveder weil an demselben Orte eine Telegraphenstation er- richtet wird, wie z. B. in Agram, oder weil in der Niihe ihres Wohnorts bereits eine Beobacbtungsstation vorkommt, oder auch, weil die Anstalt, an der sie wirken, hinreichende Mittel besitzt. sich Instrumente auzuschafiFen, wie diess an den kais. Lehr- anstalten wirklich der Fall ist. Von den eingeschickten Aufsiitzen meteorologischen lnbalts hat die Commission folgeiule zur Aufnahme in die Sitzungs- berichte fiir wiirdig befunden: 1 oo 1. Eine Uebersicht aller bis nun theils trigonometrisch theils barometrisch bestimmten Hohenpuncte in Siebenbiirgen von Hrn. Reissenberger ; 2. Ein Schreiben des Herrn Directors Kreil in Betreflf des meteorologischen Unternehmens ; 3. Meteorologische Beobachtungen ties Jahres 1849 zu Krakau von Herrn Director Weisse; 4. Bcitriige zur Construction selbstregistrirender meteoro- logischer Apparate von Dr. C. J el i nek. Meteorologische Beobachtungen sind bereits von mehrereu Beobachtungsorten eingelaufen, als : von der Telegr.-Station Adelsberg vom Juni bis Ende des J. 1849, w „ n „ Bruno fur April 1850, j) „ » » Pressburg fiir Janner, Febr., Miirz 1850, n » » n Olmiitz fur Janner, Februar, Miirz 1850, von Herrn Dr. Rohrer in Stanislau fur Nov. und Dec. 1849, von Herrn Brendl fur Miirz und April, Mai, Juni 1850, „ „ Kotinger aus Salzburg: Resultate der meteorologi- schen Beobachtungen seit dem Jahre 1842, „ „ Weisse in Krakau fiir Janner, Februar, Miirz, April und Mai 1850 ; dann Uebersichten der meteorologischen Beobachtungen vom Jahre 1849 aus Prag von Dr. Jelin ek, aus Bodenbach von Herrn Seidel, aus Triest von Herrn Gallo. Die Commission beschloss diese Beobachtungen einstweilen aufzubewahren. Herr Director Kreil sprach in einem Schreiben riicksicht- hch der Apparate fiir magnetische Beobachtungen die Meinung aus, dass die Akademie zuerst Instrumente zu den Variations- Beobachtungen anschaft'en und vertheilen solle^ da sie leichter zu behandeln sind, und aus den von den Beobachtern einge- sandten Ergebnissen entnommen werden kann, ob sie Ver- trauen verdienen, und ob nicht vielleicht irgend ein bei der Auf- stellung und Behandlung derselben eingeschlichener Fehler nach- theiligen Einfluss geiibt hat, was bei den absoluten Bestimmun- gen nicht leicht moglich ist. — Die Commission war mit die- ser Ansicht vollkommen einvcrstanden , und stellte hierauf an Herrn Kreil das Ersuchen, bei dem von ihm empfohleneu 134 Kiinstler Herrn Nicolas zu Senftenberg in Bohmen einen Apparat zu magnetischen Variationsbeobachtungen und einen Taschenchronometer zu bestellen. Der erstere Apparat ist bereits der kais. Akademie zugestellt worden, und auch der Chronometer befindet sich bereits in den Hiindcn des Herrn Directors Kreil, der es iibernommen hat, seinen Gang zu priifen. In der Commissions- Sitzung am 6. October 1849 vvurdc Herr Professor Schrotter ermachtigt, bei Per rot in Paris Regnault's Vorrichtung zur chemischen Untersucbung der atmospharischen Luft und bei Fast re ein Psychrometer nach Angabe desselben Gelehrten zu bestellen; das erstere Instru- ment ist bereits angekommen. Herr Kap ell er in Wien, dem die Verfertigung der meteo- rologischen Instrumente anvertraut wurde, hat bis jetzt der kais. Akademie geliefert: 30 Stuck Stations-Barometer nach seiner neuen Construction zu 42 fl. pr. Stuck, dann 30 Stuck Psychrometer mit 30 Stuck dazu gehoriger Blechkiisten a 18 fl., dann 5 Reisebarometer unci 1 Gefassbarometer, ausserdem 2 Stiick Reisepsychrometer, 2 Stiick Psychrometer neucster Form und 5 Stiick kleine Thermometer Von Herrn Starke erhielt die Commission : ein Ombrometer, zwei Stamp fer'sche IVivellir-Instrumente, und zvvar ein gros- seres und ein kleineres zum Gebrauch auf Reisen eingerichtet und einen Dent'schen Prisma-Apparat, (Dipleidoscop) mit dem Prof. Haekel in Bohm. Leippa betheilt wurde. Die Commission hat fur diese angefithrten Instrumente die Summe von 2971 fl. verausgabt ; da nun der fur die meteorologischen Zwecke iiber- lassene Functionsgehalt des Herrn Vice-Prasidenten vom 1. Mai 1848 bis Ende Mi 1850 nach Abzug der Stempelgebiihren 5401 fl. 10 kr. C. M. betragt, so bleibt noch die betrachtliche Summe von 2430 fl. 10 kr. C. M. zur wciteren Forderuna- des meteorologischen Unternehmens. Am 7. Janner 1. J. befasste sich die Commission mit der Prii- funff der vom Herrn Ingenieur L atze 1 aussearbeiteten drei Plane zu einern meteorologischen Observatorium und fand sie wohl sehr lobensvverth ausgefiihrt , beschloss jedoch der grossen Kostcn we- gen hierauf nicht weiter eiiizugehen , sondero bei der geebrten 135 Classe darauf anzutragen, dass die Akademie sich an das hohe Unterrichts-Ministerium mit dem Ansuchen wcnde, im There- sianum - Garten ein einfaches Observatorium fur magnetische Be- obachtungen, aus Holz erbauen zu lassen, dann fiir das me- tcorologiscbe Centralobservatorium in Wien einen Director, der zugleich mit der Lehrkanzel der Meteorologie betraut werden solite, mit dem Gehalte von 2000 fl. und freier Wohnung im Thcresianum, die dann einstweilen auch fur die iibrigen me- teorologischen Beobachtungen eingerichtet werden kann, und nebst ibm einen Adjuncten mit dem Gehalte von 800 fl. und freier Wohnung, zvvei Assistenten jeder mit dem Gehalte von 400 fl. und 60 fl. Quartiergeld, dann einen Diener mit 350 fl. Gehalt zu bewilligen. Da sich die geehrte Classe mit der Ansicht der Commis- sion einverstanden erkliirte, so richtete die Akademie durch das hohe Curatorium ein in dem oben angegebenen Sinne abgefass- tes Gesuch an das hohe Ministerium des Unterrichtes , auf wel- ches aber bis jetzt keine Erledigung erfolgte. Die Commission fuhlt sich daher gedrungen, der geehrten Classe die festeUeber- zcugung uochmals auszusprechen, dass das ganze meteorologi- scheUnternehmen solange illusorisch bleibtund den beabsichtigten Erfolg ganz und gar nicht haben kann, ja dass die Bem'uhungen so vieler eifrigen Beobachter und die grossen Geldopfer, die der Herr Classen-Priisident in Beriicksichtigung des grossartigen Zweckes gebracht hat, durchaus fruchtlos bleiben, bis in Wien ein Central-Observatorium mit dem in Antrag gebrachten Per- sonale ins Leben getreten ist; da Beobachtungen aus denen keine Schliisse gezogen werden, einem todten Capitale glei- chen, das Niemanden niitzt, und dass nicht einmal der Worth derselben, bevor sie zusammengestellt worden , richtig beur- theilt werden kann. Das w. M. Prof. Sch rotter zeigt der Classe im Namen der zur Untersuchung der fossilen Brennmaterialien Oesterreichs niedergesetzten Commission an, dass nunmehr der Bail des Kessel- hauses begonnen habe, da durch die Vermittlung des Herrn Priisidenteu-Stellvertreters ein sehr passeudes Locale fiir das- 136 selbc, und zwar in der kais. Porzellan-Fabrik in der Rossau aus- gemittelt wurde. Die eingetretene Verzogerung dieses Baues hat ihren Grund darin , dass die Commission anfangs der An- sicht war, der Errichtung des Kesselhauses im polytechnischen Institute, als dem hiezu geeignetsten Platze, werden keine Hin- dernisse entgegen stehen. Bei der hieruber gepflogenen Verhand- lung und vveiteren Erhebungen stellte es sich jedoch heraus, dass sowohl der Localverhaltnisse als anderer Umstiinde wegen Inconvenienzen damit verbunden vviiren, welche die dadurch er- zielten Vortheile uberwiegen wiirden. Man sah sich daher geno- thigt eine andere Localitat zu ermitteln und erst als diese gefunden war, konnte der Plan sammt den speciellen Kosteniiber- schlagen entworfen und zum Baue selbst geschritten werden. Da nun alle diese Hindernisse beseitigt sind, so kann die ge- ehrte Classe mit Sicherheit darauf rechnen, dass bis halben October das Haus vollendet sein und dann sogleich die eigent- liche Arbeit beginnen werde. Das w. M., Hr. Sectionsrath W. Hai dinger, machte fol- gende Mittheilungen, die er in die Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe aufgenommen zu sehen wiinscht : a) Auszug aus dem Berichte des Herrn Dr. v. Ettings- hausen aus Neuhaus vom 20. Juni 1850 an die Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt : „Ich traf in Neuhaus bedeutcnde Vorarbeiten, welche von dem Arheiter der geologischen Reichsanstalt J. Selitsch sehr zweck- miissig vorgenommen warden, und die vollstandigere Gewinnung der Fossilien wesentlich dadurch beforderten, dass die bearbeitetenGe- steinsmassen grosstentheils noch nicht gespalten, sondern nur zu diesem Zwecke der Sonne und Feucbtigkeit ausgesetzt warcn. Hiedurch wurde ich in die Lage versetzt, auf eine Menge subtiler und interessanter Pllanzenfragmcnte, die dem ungeiibteren Auge eines blossen Sammlers immer entgangen waren, meine Aufmerk- samkcit zu richlen. Von den zablreicben auf diese Weise zu Tage gefordcrten Fossilrcsten sind folgende l>esonders erwiibnungswerth : Brucbstiicke. einer Inflorcscenz von Myrsine, einer in tropi- schen Vegetationsgebieten iiberhaupt vorkominenden Gattung, die 137 in Neuholland nicht wenig vertreten ist; Friichte und Blatter von Dodonaca, einer besonders in Neuholland hau% vorkommenden Gattung aus der Familie der Sapindaccen ; Phyllotlien ciner Acacia, diese ist besonders interessant, da phyllodientragende Acacien am hiiuflgsten in Neuholland und am Cap vorkommen. Diese Acacia steht der neuhollandischen A. auriculata sehr nahe. Von der grossten Wichtigkeit aber ist die Entdeckung eines unscheinbaren aber sehr bezeichnenden Fragmentes eines Farn- wedels, ohne Zweifel der Gattung Davallia angehorig. Dieses ist das erste Farnkraut , welches sich unter mehreren Tausenden von Pilanzenabdriicken dieser Localitiit findet. Die auffallende Armuth an Farnkrautern ist dem neuhollandischen Vegetationsgebiete allein eigenthiimlich. Davallia ist eine der wenigen Neuholland bezeich- nenden Farngattungen. Ich beehre mich diese neue und interessante Art mit dem Na- men des hochgeschatzten Herrn Directors der geologischen Reichs- anstalt zu schmiicken. Ausserdem fanden sich viele neue und schone Fossilien aus den Familien der Laurincae , Proteaceac , Sapotaceae, Sapin- daceae , Pittosporeae , Rhamncac , Diosmeae , Rhizophoreae, Myrtaceae, Papilionaceac. b) Brief an Herrn W. Haidinger von Herrn R. Goppert in Breslau : Herr Dr. M. H 6 r n e s erwahnt in seinem Reiseberichte (Sit- zungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1850, S. 171) einer Excursion in die schlesischen Schieferbriiche bei Troppau, in welchen Pflanzenreste der Steinkohlen- Formation und Goniatiten angetroffen wurden , wodurch man nun wie bei uns in Schlesien in den Stand gesetzt werden durfte, zu sicheren Schliissen iiber das Alter jener Schieferformation zu gelangen, und zvvar um so mehr als diese Beobachtung fur Oesterr.-Schlesien nicht isolirt dasteht, indem dergleichen audi schon in derselben Forma- tion aber in einer andern Gegend bei Unter-Paulsdorf hart an der preussisch-schlesischen Granze des Leobschiitzer Kreises gefunden wurden. Man hoffte dort Kohlen zu entdecken, worin man sich jedoch tiiuschte. Auf der Halde sah ich den weit verbreiteten Catamites transitionis, und eine Clymenia von hier, die ich fur CI. 138 undulataMiinst. halte (sie wird in der Sammlung der Ober-Berg hauptmannschaft in Berlin aufbewahrt), bekam ich vom Herrn Apo- theker Johann Spatzier in Jagerndorf, in dessen Gesellschaft ich bereits im Jahre 1844 dicsen interessanten Punct besuchte. Somit wiirde es siclt immer mehr bestatigen, was Hr. Girard (Bronn u. Leonh. N. Jahrbiicher 1849, S. 450) behauptet, dass man die Kalk- steine des Ueberganggebirges , welche Goniatiten und Clymenien cnthielten, nicht als ein sporadisches Gestein, sondern als eine be- stimmte, und durch ganz Europa verbreitete Schicht zu betrachten hatte, die ausser in Preussisch-, nun auch in Oesterreichisch-Schle- sien, in Thuringen zu Buckenberg, Ilsenberg und Zellerfeld, am Harze, zu Mildenfcls im Erzgebirge, zu Langenhalthausen im Sauer- lande, in England in Cornwallis, sowie zu Prades in den ostlichen und zu Bareges in den westlicb.cn Pyreniien bereits nachgewiesen sei_ — Auf Hrn. Apoiheker Johann Spatzier erlaube ich mir Sie aufmerksam zu maehen, indem er eben so unterrichtet ist, als sich bereft zeigt wissenschaftliche Forschungen anzustellen und zu un- terstiitzen. c) Eben auch gestern erst erhielt ich von Sr. Hochw. Herrn Professor Dr. P. Joseph A r e n s t e i n eine Mittheilung uber die Eis- verhaltnisse der Donau , beobachtet in Pest im Winter 1849— 50 mit vier Tafeln (II— V) welche ganz in der Art der friihern Mit- theilungen (Berichte 1849, II. Bd. pag. 331) den Zustand der Eisbildung und Zerstorung darstellen. An die Bier der hochverehrten Classe fur die Sitzungsberichte uberreichten Mittheilungen schliesst der Hr. Prof. Ar en stein den Wunsch: „Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften moge „eine beliebige Anzahl des ersten und des gegenwartigen Berichtes „dem k. k. Ministerio des Handels und der oft'cntlichen Arbeiten „einschicken mit der Bitte dieselben an die an den Flussen expo- „nirten Ingenieure vcrtheilen zu lassen und zu diessfalligen Beo- „bachtungen aufzumuntern. Die Ordnung der Beobachtungen wiirde Hr. Prof. Arenstein selbst gerne ubernehmen." Die uberaus grosse Wichtigkeit, welche die Kenntniss des Zu- standes der sich bildenden, und der Zerstorung anheim fallenden Eisdecke in Bezug auf die Bewahrung vor manchen grossen Nach- theilen hat, und die nicht ohne ein langjahrigcs sorgsames Studium 139 derselbcnmoglichist, legt mir die Verbindlichkeit auf, den Wunsch des Urn. Prof. Arenstein in der Gestalt ernes A n t r a g e s der hochverehrten Classe zur freundlichen Beriicksichtigung vorzulegen. d) Ich darf diese letzte Sitzung der hochverehrten mathem.- naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften nicht voriibergehen lassen , ohne wenigstens einige Worte iiber eine neue Methode des Ausziehens von Metallgehalt aus den Erzen derselben mitzutheilen, welche Herr Adolph Patera, der hoch- verehrten Classe bereits durch seine chemischen Arbeiten iiber das Uran vortheilbaft bekannt, gegenwiirtig Assistent fur Hiitten- kunde an der k. k. Montanistischen Lehranstalt inPrzibram, kiirz- lich angewendet hat. Man hat friiher das Silber gevvonnen, indem man die ganze Masse Gestein schmolz. Das Schvverere sondert sich von dem Leichtern, und wird nach und nach durch vielartige aufeinan- derfolgende Processe rein dargestellt. Ein anderes Princip gilt fiir die Amalgamation. Ein bereits flussiges geschmolzenes Metall nimmt das in metallischem Zustand befindliche, oder zu bringende Silber auf, und wird dann wieder durch Absatz aus der schlam- migen Triibe gewonnen. In der neuesten Zeit hat man mit Erfolg in Savoyen, im Mannsfeldischen, in Freiberg, kiirzlich in Tajovva in Ungarn, das Silber erst mit Chlor verbunden und dann in Chlor- natrium aufgelost, wobei das Metall in der klaren von dem Bo- densatze abgezogenen Losung bleibt. Die Vorgiinge bei den Veriinderungen in den Gebirgsgestei- nen, namentlich in den Pseudomorphosen, hatten es liingst noth- wendig gemacht, vorauszusetzen, dass ein Strom von Gebirgs- feuchtigkeit Neues hinzubringe, fruher Dagewesenes fortnehme. Die Theorie der Dolomitbildung, zu deren Erliiuterung die hoch- verehrte Classe selbst einen Beitrag zullanden des Herrn v.Mor- lot bewilligte^ beruht auf dem gleichen Grunde. Man konnte urn einen Schritt weiter gehen, und den Versuch zu einem prakti- schen Zwecke anstellen. Diess ist es, was Herr Patera durch- fiihrte. Uebereinstimmend mit einer Besprechung, die wir zu- sammen vor seiner letzten Abreise nach Przibran hatten, uahm er eine Bealische Presse, wie sie in den Apotheken zur Herstellung von Exh-acten angewendet werden. *Er ftillte sie mit blendigen, 140 lVa Loth Silber im Centner haltenden Erzen , die vorhcr mit Salz gerostet, und dadurch vollstiiiidig zu dem Zwecke aufge- schlossen vvaren. Er fullte das Druckrohr mit kochendheisser Kochsalzlbsung, die sich aber freilich bei den ersten Versuchen bis zur Volleridung des Processes bis zu 30° abkiihlte. Nun tropfte unten chlorsilberhaltige Salzlosung heraus. Als die Tropfen in Wasser gebracht keinenNiederschlag mehr gaben, wurde derVor- gang als vollendet betrachtet. DieEntsilberung ging so weit, dass der Riickstand nur mehr Vs Loth Silber im Centner enthielt. Man begreift, dass die nun folgenden Arbeiten, Versuche im Grossen, Versuche mit vielen andern Erzvorkommen , Ver- suche mit den Erzen verschiedener Metalle je nach ihrer Natur Abiinderungen in den Auflosungsmitteln, die Anwendung der Me- thode zur Gevvinnung auch anderer Stoffe, endlich Einrichtungen, um im Grossen auf dem neuen Wege in staatswirthschaftlicher Beziehung giinstige Resultate zu erlangen, vielerlei Arbeit und Zeit in Anspruch nehmen werden. Der Wcg ist zur allgemeinen Beniitzung eroffnet. Es ist diess gewiss ein schones Resultat eigentlich geologischer Speculation , und gibt auf der andern vSeite einen buchstablich genommenen „glanzenden" Bevveis fur die Richtigkeit derselben. e) Die Ausgrabungen derKnochenhohlen haben zu alien Zeiten das hohe Iuteresse der Naturforscher und des grossen Pu- blikums iiberhaupt erregt. Ich kann es inir nicht versagen, auch heute noch der hochverehrten Classe einen gigantischen Schadel des Ursus spelaeus vorzuzeigen, den Se. Durchlaucht Furst Hugo zu Salm in der Slouper Kalksteinbiible bei Blansko in Mahren ausgraben liess, und der k. k. geologischen Reichsanstalt verehrte, die ihm auch einen umstandlichen Bericht iiber den Fund, von Herrn Wondr ac z ek verfasst, verdankt. Ich selbst wurde aus dieser Veranlassung durch ein ungemein freundliches Schreiben von dem kenntnissreichen Freunde der Wissenschaft erfreut. Die Abmessungen des Schiidels, verglichen mit einem, der bei einem Besuche der Hermaneczer Hohle bei Neusohl in mei- ner Gegenwart im Jahre 1840 gefunden wurde, sind folgende in Wiener Zoll. 141 Llinge. Breite. Holie. Sloup .... 1!) HVa 9 Hermanccz . . 17 9 7 Den Schadel eines noch grosseren Individuuins bewahrt llerr Fiirst zu Salm in Raitz , dor 23 Zoll Lange auf 11 Zoll Breite misst, Ueberhaupt fan den sich outer zahllosen Rumpf- und Extrcmitatenknochen 6 ganze nnd 8 zerbrochene Schadel verschiedencr Grosse aber durcbaus gleicher Besehaffenbeit, die alle dem Ursus spelaeus anzugehoren schiencn , zwei kleine Schadel, vielleicht von Hyaena spclaca; und kleinere Rumpf- und Extremitiitenknochen, etvva von Viverra, Mustela u. dgl. Man traf auch ein gauzes Skelet, welches einem ganz von der Erde bedeckten, und ungestort vervvesten Thiere angehort haben muss. In dem in einem obern Theile der Hoblen ange- legten im Ganzen 7 Fuss tiefen Schurfschacbt, durcbsank man ncbst eincr festen Stalagmitendecke eine Abvvecbslung von Schichten von Lehm, Sand, Gerolle und Knochenfragmenten, der unterste Theil war jedoch leer an Knochen und enthielt nur Grauwackengerolle. Das w. M. Hr. Prof. Brucke erstattet Bericht iiber eine der kais. Akadcmie vorgelegte Abhandlung der Herren R. L i c h- t e n f e 1 s und R. Frohlich „iiber die Gesetze des Ganges der Pulsfrcqucnz und der Korperwarme in den normalen Zu- stiinden und unter dem Einflusse bestimniter Ursacben". Die vorliegende Arbeit ist, wegen ibres durch schr miibcvolle und mit grosser Aufopferung geffihrten Untersuchungen gowonne- ncn Inhaltes, zum Drucke in die Denkschriftcn empfohlen. Aus der grosser! Menge von Originalbeobachtungen, welche darin vcrzeieh- net sind, lassen sich folgende Schliisse Ziehen: 1. Es gibt (aglich wiederkehrende analoge Veriinderungen in der Pulsfrequenz eben so wie in. der Korperwarme •, dieselben sind aber bei den verschiedenen Individuen je nach ihrer Lebensweise verschiedcn, da die auffallendsten Veriinderungen durch die Ein- nahme der Nahrnngsmittel hcrvorgebracbt werden. 2. Die Curven der taglichen Variation des Pulses und der Korperwarme zeigen deutliche Analogien, aber wenn man sich beide Sit/,. ,1, matliein.-natiirw. CI. Jahrsf. IS50. II. Bd. II. Hft. 10 U2 e-ezeichnet denkt. so fallen ihrc Maxima nicht zusammen sondern die Maxima der Temper atur fallen etwa eine Stuude spiiter als die des Pulses. 3. Amylumhaltige Nahrungsmittel bring'en eine Starke und nachhaltigc Steigerung tier Pulsfrequenz hervor, Proteinkorper eine fferingere aber fruher eihtretende. 4. Alkoholische Oetr&nke bringen zuniichst eine Vermiudc- fang der Pulsfrequenz, welche selbstbei beginnendcr Narkose noch bestchen kann, hervor; erst spiiter tritt eine bedeutende Steige- 5. KalTee, als soleher, afficirt den Puis in den Nachmittags- stunden nur wenig, steigert aber die Temperatur bedeutend und fiir Iangcre Zeit. 6. Auch Opium, zu 2—3 Gran genommen , wirkt nicht sehr bedeutend auf die Pulsfrequenz. 7. Hascbich, zu 3 Gran genommen, wirkte erst nach zwei Stunden, steigerte abcrdann diePulsfrequenz bedeutend; ebenso die Temperatur, welche in der vierten Stunde ihr Maximum erreichte. 8. Kampi'er, zu 2 Gran genommen, steigerte Puis und Kor- perwarme nur fiir kurze Zeit. 9. Aetherdampfc steigern die Temperatur bedeutend, aber ihr Maximum tritt erst lange Zeit nach der Narkose ein, nachdem der Puis bereits wieder zum normalen Gange zuriickgekebrl ist. 10. Die durch Muskelbcwegung liervorgerufene Steigerung der Pulsfrequenz hiingt dem Grade nachwesentlich von der Geschwin- digkeit der ausgefiihrtcn Bewegungen ab, und kann bis 70 Puls- schliige in der Minute betragen. Die durch rasche, kurze Zeit (10—90 Sccunden) fortgesetzte Bewegungen hervorgerufene Stei- gerung nimmlnach dem Anfliorcn der Bewegung nicht mehr zu, die Frequenz sinkt und fallt bis unto den normalen Stand, dann stcigt sie wieder um denselben zu uberschreiten , und erst nach dieser zweiten Oscillation , etwa nach 5 — 6 Minuten fiillt der Puis wieder in scinen gewobnlichen Gang. Miissige aber ausdauernde und bis zur Ermiidang fortgesetzte Bewegung steigert die Pulsfrequenz andauernd, und das Sinken derselben erfolgt erst nach mehreren Stunden. 143 lien* Custos .T. H e c k e 1 liest hierauf die folgende Ab- handlung: „Ueber das Wirbelsiiulen-Ende bei Ganoi- den und Teleostie rn." Vor einiger Zeit hatte ich die Ehre, der verelirten Classe eiuige Mittbeilungen zu machen, sowobl iiber die fossilen Reste einer unserer ausgezeichnetsten Ganoidenfamilien, der Pycrodon- ten, als auch iiber die eigenthihnliche Sclnvanzbildung derselben mil Hinweisung auf den Bau dieses Organes bei jetzt lebenden Fiscben. Seitdem sah ich durch wiederbolte Forschungen, die ich nach und nach, so weit es anging , iiber alles mir zu Ge- botc stehende Material der reichen ichthyologischen Sammlung des k. k. Hof-Naturaliencabinets ausgcdebut hatte, an dem Kno- chengeriiste des Fischscliwanzes immer interessantere Erschei- nungcn auftauchen, woriiber bisher die Annalen der Wisscnschaft gcschwiegen. Die Ergebnisse dieser Forschungen, die ich hier nur ira Allgemeinen mittheilen will, und die ein Organ betreffen, welches bei Fischen das vorziiglich, ja einzig locomotorische ist, daher eine weit hohere Bedeutung besitzt, als in den iibrigen Classeii der Wirbelthicre, diirften, wie ich mir schmeicble, nicht bios als eine befriedigte Neugierde anzusehen sein. Der Schwanz ist zwar nur das Ende der Wirbelsaule , allein das Ei des Columbus lag darin, dass dieses Ende zugleich das Ende des Ossificationsprocesses oder so zu sagen der Krystallisation der urspriinglichcn Riickensaite war, und dass eben diese Ossi- fication nicht bei alien Fischfamilipn in gleichem Masse noch auf gleiche Weise , wie man denken sollte , vollendet wurde. Eine Thatsache, die von vielfachcr holier Wichtigkeit ist, in dem sie erstens einen tieferen Blick in den Vorgang der Wirbel- bildung selbst gewiihrt, da bei einem Vergleiche des Unvollen- deten mit dem Vollkommcnen das Wie der bildenden Kraft sich am leichtesten verriith, und mancher Korper, der bei seiner Voll- endung den allgemeinen Habitus eiues andcrn triigt , auf eine ganz verschiedene Weise entstandcn sein kann. Z we it ens. Da es so viel als erwiesen ist, dass die Wirbel- saule derFische von ihrem ersten Entstehen in den vorweltlichen Schopfungsperioden bis zur tertiiiren Zeit ahnliche Phasen all- mahlig durchlief, wie man sie heute bei Fischen mit vollstiindig ossificirter Wirbelsaule wahrend ihrcr cmbryonischcn Entwick- 10 * in lung in kurzester Zeit gewahr wiril, so ist audi nach Massgabc der Vollcndung oder Vollkommenheit der Wirbelsaule nicht nur das jugendliche Alter jetzt lcbender Fische bis zur vollen Aus- bildung ihres Korperbaues bestimmbar, sonde™ man vvird audi die relative Z"eit , zu welcher die verschiedenen nun fossilcn Reste ausgestorbener GaMungcn gelcbt haben miisscn, darnach angeben konnen. Die Ausdchnung der von Agassiz heterocerk benanntcn Schwanzflosse beruht auf dcmsclben Prinzipc, nur d'ur('eu vvir das Ansitzen sammllichcr Flossenstrablen (ohne den Stutzenstrahlen) unter der Wirbelsaule nicht zu dem wescnt- licben Charakter derselben erbeben, denn dicse Eigenscbaft bc- sitzen, genau beseben, beinabe alio Fiscbe, ihre Schwanzflosse mag einc nicbt symmctrische oder eine symmctrische Gestalt haben. Drittens diirftc bei einer neuen systematischcnEintheiliuig der Ganoiden und Teleostier kiinftig sowohl die Entwicklungs- weise der Wirbelsaule selbst als die Hauptmomentc im Ausbaue ihres Endtheiles wesentlicbe Elemente liefcrn. Icb erlaube mir einer verehrten Classe fiir jetzt nur einige dahin beziigliche Thatsachen anzufiihren, und behalte mir eine ausfiihrliche Ab- handlung liber diesen Gcgenstand fiir mcine nachsten Beitriige zur Kennlniss der fossilen Fische Oesterreichs vor. Es gibt unter den sogenannten Knochenganoidcn Fisdie, deren Wirbelsaule bisher als aus vollstandigen Wirbelkorpern bestehend betrachtet wird, die aber in der That nur cine un- geglieilerte Riickensaite besitzen , welche oben und unten von einer Ileihe verknoehertcr Scbilder, jenen epidermalen des Storr'uckens iihnlicb, bedeckt ist. Dicse Schilder, die ich Halb- wirbcl nennc , umfassten die Chorda von Periode zu Periodc immer mehr,, so dass sic in der tcrtiaren Zcit, wo diese Fiscbe ihre grosste Vollkommenheit und zngleich das Ende ihres Da- seins errcicht hatten , ganz von ihnen umgeben wurde, oline dcsshalb zu wirklichen gediegenen Wirbelkorpern zu verschmel- zen. Einrohrige zwischen festansitzenden Wirbelbogen ein- gckeilte Dornfortsiitze zeichnen ferner diese Art von Wirbeln aus, welehe , nach einer vorausgegangenen langen wirbellosen Zeit, zuerst in der Trias entstanden und alien Pijcrodontcn eigen sind. 145 Die wcnigcn jetzt lefaenden Nachkommen der in «ler Jura anfgetauchten mit vollstandigen Wirbeln versehencn Knochen- Ganoiden, unser Lepidosteus, Polijpterus , und wahrscheinlich audi die Amia, welcbe lelztere ich leider keine Gelegenheit zu untersuchcn batte, besitzen noch ganz unvollkommene End- wirbel , hinter welchen ein Theil der Ruckensaite sicb vfillig unverknochert erhielt. Zugleicb weisen diese Endwirbel auf eine ganz andere Entstehungsweise bin, als jene bei den Wir- beln gcwohnliclicr Teleostier, denn ihre steben gcbliebenen An- fangc der hiutcrsten Schwanzwirbel oder die ersten Ossifica- tionsstellen dcrselben zeigen sicb nicbt wie bei jenen oben und nnten an der Basis schon friilier eutstandener Dornfortsiitze, sondern an den Seiten der Chorda, bevor noch eine Ausbil- dung von Dornfortsatzen und Wirbelbiigen erfolgt ist ; sie ver- dicken sicb vorwitrts und dringen keilformig gegcn die Acbse der Chorda ein. Ja es liat das Anseben, als oh die Knochcn- Ganoidcn , bei dem Umslande, dass sicb an Individucn , obne Unterscbied der Grosse, bedeutend melir oder weniger zuweilen auch ganz vollkommen entwiekelte Endwirbel finden , durch ihr gauzes Leben lang immer neue Wirbel ansetzten, wodurch das Ende der Wirbelsiiulc, namlieh die noch nackte Ruckensaite all- mahlig , wenn auch nie vollsiandig in ossificate Wirbolkorper aufgehen diirfte. Einer Bestiitigung dieser Ansicht niiisseu wir freilich nocli in der Entwicklungsgeschiehte eines Lepidosteus oder Polyptcrus entgegen sehen. Ein andercr Theil der Fischc , oder vielmebr der jetzt le- benden Teleostier, deren Ursprung man falschlich in die Kreidc- periode versetzt , wiihrcnd er ganz sicber schon friilier in der Jiu-a stattfand , besitzt ebenfalls eine unvollendete Wirbelsiiule. Em nicbt unbedeutcnder Endtheil der Ruckensaite bleibt fur das ganze Leben der Fische biudurch obne Wirbelbildung, und verbirgt sich miter einem dachformigen Gcriiste ganz eigenlhiim- licher Knochen , welche auf die vorletzten Wirbelknochen gc- stiitzt und ruckwarts iiber diesclhen hinausragend, dem Anscheine nach als blosse obcre Dornfortsiitze oder Strahlcntrager mit den ... ° fereiten zu einem vertakalen Facher vcreinioten untcrn Doni- lortsalzen sich vcrbindcn. Sowohl bier als bei den vorbin ge- nannten Knochcn-Ganoiden lauft der Ruekenmarkcanal, sobald 146 die Wirbelbildung im Schvvanze aufhort, iiber die ungegliederte Chordascheide hin, und beide werden von einer festen Knorpel- masse in der Gestalt eines langen Kegels gemeinscbaftlich um- biillt. Es ist eine fernere Eigenheit dieser hier gemeinten Te- leostkr, deren Schvvanzflosscnstrahlen zugleich, mit Ausnahme der obern Stutzenstrahlen, durchgelicnds unter der Wirbelsiiule ansitzen , dass ibr jedesmaliger Endwirbel gleich den voran- gehenden Wirbeln biconcav ist. Die Wirbeltrager vereinigen sich paarweise utul Widen durcb ihre eigene Vcrliingerung einen doppelten Dornfortsatz. Bei einem Theile der hierher "•ehorigen Pische , deren Vorfahren bereits mit der Jura auf- tauchten , sind die Wirbelbogen in Gruben der Wirbclkorper eingekeilt, wie an Thryssops, Tharsis, Leptolepis, Chirocen- trites, Elops , Butirinus , Salmo, Coregonus, Saurus, Sudis Raf., Esox, Umbra. Cei dem andern Theile, dessen Dasein erst spater in der Kreide beginnt , sind die Wirbelbogen and selbst die Dacbknocben mit den Wirbelkorpern untrennbar ver- waebsen : Clupeiden, Cypriniden, Cobitis. Bei der grossen Masse der noch iibrigen Teleostier ist das Wirbelsiiulen-Ende wei* mehr ausgebildel, die Riickensaite ist bis an ibr ausserstes Ende ossificirt oder zu Wirbelkorpern krystal- lisirt, deren lelztcr dabcr aueh nur eine nacb vorwarts gerich- tete, das Ende der Chorda euthaltende Triehterboblung besitzt. Allcin bei der grosscrn Anzabl dieser Griithenfisclie, deren Ur- ahnen bereits mit der zweiten Abtheilung der vorhin bezeichneten Dachschwiinze in der Kreide auftauchten, verlangcrt sich noch der Riickenmarkcanal a lie in fainter den letzten Wirbelbogen in einer zweischaligen oder rohrenformigen Knochenschcide bis zwischen die Strahlengabeln liincin. Es sind die Perciden , Scor- pamiden, Scicenidm, Chromiden, Spariden, Sqamipennen, Teulhics , Labyrinthiformen , Scombriden , Poecilien , Chara- cincn, Mormyrinen, Siluroiden nebst noch andern. Die kleinere Anzahl begann ihr Dasein abermals uin eine Hauptperiode spater, mit dem tcrtiarcn Leben und bier erst endigte das lliickenmark zugleich mit der Chorda in dem letzten Wirbclkorper selbst oder doeh wenigstens in dessen untrennbarem Portsatze. Labriden, Gadidcn, Blenniiden, Gobiiden, Pediculoten, Pleuronectiden, Lopholranchier, Plectoynathcn und anderc. 147 Man ersicht aus dieser ganzen Umwandlttng tier Wirbelsiiule von der nackten Riickensaite an bis zum vollendetcn Endwirbel, zu dcren Vollfiihrung ein unergrund barer Zeitraum von Jahrtau- senden erforderlicb war, dass dieselbe anfangs bei Entstehung der Halbwirbel in der Trias, und der ganze n Wirb elk or- per in der Jura, wahrend einer damals grosseren Formcinbeit der Fische , derbere Fortschritte gemacht hatte, als von da aus, wo die Formen zwar vollkommener aber vielgestaltigcr wurden, und daher keiner so bedcutenden Veriiuderung mehr fahig waren. Letzteres gilt besonders ihrera Entstehen in der tertiaren Periode; es bietet daher aucb bier die zuletzt ange- fiihrte Veriinderung des Wirbelsaulen-Endes einen minder sehar- fen Abschnitt, der weniger geeignet ist, grosse Gruppen mit der nothigen Precision zu umfassen. Allein die bei dem ersten Auftauehen der Teleostier in der Jura sich darstellcnden, auf eine weit scharfere Stufe der Entwicklung begriindetenMcrkmale, wie das Vorhandensein eines unvollendeten wirbellosen Wirbel- siiuIen-Eudes, das als walirer Markstcin ein Stadium begrenzt, bei welchem eine bedeutende Anzahl von Telcostiern seit jenen Zeiten bis beute noch stehen geblieben ist, scbeinen mir wicb- tig genug, um alle an dieser Eigenheit theilnebmenden Gratbcn- fische zu einer grossen Gruppc zu vereinigen , die sich auch in mancher anderen Hinsicht ais eine natiirliche Ordnung dar- stellt, und filr welche ich , zum Unterschiede einer iihiilichcn bei den Knochen-Ganoiden Statt findenden Erscheinung, den Namen Dachsch wiinz c, Steguri, vorscblage. Es zerfallen also in Beziehung auf die Ossification der Wirbelsiiule und ihres Endes vorerst die Agassiz'schen Ganoiden , wie sie Miiller aufgeStellt, indrei Hauptabtheilungen, niiinlicb in wirbellose, halbwirblige und ganz wirblige, die alle drei darin iibcr- einkommen , dass ibre Wirbelsiiule in eine nackte knorp- lige, Chorda und Riickenmark enthaltende Hulse endiget. Die Teleostier zerfallen in zwei Hauptabtheilungen, m Dachschwiinze und Wirbelschwanze, die vvieder darin iiberein- stimmen^ dass das Ende der Riickensaite durch Knochen um- biiilt ist. Ich erlaube mir nur noch zu bemerken, dass bei einer ge- naueren Vergleichung das Wirbelsaulen-Ende, vermoge dessen aus 148 alteren Schopfungspefioden herrukremiem Bauc grSssere Grup- pen ausgcschiedcn werden konutcn, audi in gewissen Gattungen iihm-erer Zeiten als e nt s cheid e ndes Kennzeichen aofzutreten vermag, was bcsonders Lei fossilcn Resteu voile Beriicksichti- o-ung verdieat! Es kameii in dieser Beziehung ira Verlaufe meiner angestellten Uutersuchungen manche Irrthi'imer zu Tage, von vvelchen ich nur cinige hier anfiihreu will : Im Gegensatze der bereits erwiihnten bisher fur Ganoiden gehaltenen Gattun- gen ThryssopS, Tharsis und Leptolepis stclltcn sich die unter den Teleostiern cingcreiliten Gattungen Notaeus und Cyclurus als walire Ganoiden heraus. Labrus Valenciennesii ist durch- aus kein Labroid ; Serranus occipitalis ist ein Pagrus oder Pagellus ; Gobius macrurus ist kein Gobiid und mit Callip- tcrix specioms nur zu nalie verwandt. Notaeus Agussizii Minister gchort nicht in die Agassiz'sche Gattung Notaeus, sondern Pygaeus. Sitzung vom 18. Juli 1850. Das c. M. Hr. Director Weiss c in Krakau iibersendet seine im Monate Juni gemaclvten meteorologischen und magne- tischen Beobach tungen , welche der meteorologischen Commis- sion Sbergeben werden. Herr J. Kusche, Mechaniker inWien, ersucbt um die Erlaub- niss, das im Bcsitze der Akademie befindliclie Stein heil'sche Kilogramm copiren zu diirfen. DerGebrauch desGewichtes wird unter den nothigenVorsichts- massregeln gestattet, und der provisorische Gcncral-Secretar mit der Ueberwachung der Verglcichuug betraut. Der prov. General-Secretar liest fo'gendes von dem w. M. Professor Ungcr eingelaufene Sebreiben: ,,Aus dem Abendblatte der Wiener Zeitunff vom 10. Juli 1. J. erfahro ich zu keincm geringen Erstaunen, dass Herr Sections- Bath Hai dinger der kais. Akademie cine Synopsis der fos- no silen Flora Radoboj's von Const, v. Ettin gsh ausen vorgclegt liabc, in welcher nebst Aufzahlung von 198 Pilanzenarten auchall- gemeine Resultate enthalten sind , wie z. B. eine Vergleichung jener fossilen Flora mit den gegenwiirtig vorhandenen Floren- gebieten und eine Angabe, die wortlich solautet: „Diese Flora eehort ihrem allgemeinen Charakter nach der Miocenperiode an, in welcber sicb bereits die wichtigsten Vegetationsgebiete der Jetztwelt vorgebildet zu linden sebcinen, so dass ihre weitere Sonderung erst in der Jetztwelt auftritt." Da sowohl die Detail- Untersuchungen iiber die fossilen Pllanzenarten von Radoboj, die ich in verscbiedenen Schriften theils veroffentlicht , theils MB Mauuscripte Freunden der Wissenscbaft mitgetheilt habe, auf mebr als zehnjiihrige Untersucbungen gegriindet mein Werk sind,^ — da ich iiberdiess die erst in letzterer Zeit miihsam gewon- nenen Resultate ganz so wie sic oben ausgedriickt sind verscbiedenen MSnnem vom Facbeund Dilettanten, ja selbst Hrn. Const, v. Etti ngsbause n offen und obne Furcht moglicben Missbraucbes mitgetheilt habe, — so erklare ich vor der hocbl. kais. Akademie jene durch Hcrrn Sections - Rath Haidin- ger iibergebene Arbeit des Herrn Const, v. E tti ngshaus en, fur eine Verletzung meincs 1 it erar is eh en Eigen- tbums, und verwahre mich gegen alle diessfalls von der kais. Akademie moglicher Weisc erfolgten Deschliisse. Zur Unterstiitzung des oben Angefiihrten erlaube ich mir nur darauf hinzuweisen : I. Dass, wenn audi nicht sammtlichcs, docb das wichtigsle und umfangreichste Material fur eine kiinftige Darstellung der Flora von Radoboj von mir zusammengebracht und in eiuer Sf- fentlichen Sammlung am Joanneo zu Gratz aufgcstcllt wurde und zwar zu einer Zeit, wo man noch rait mitleidigem Acbselzuckcn auf meine Bemiiliungen herabsah. II. Dass ich es war, der einen Theil dieser Sammlung bereits in einem auf eigene Kosten herausgegebenen kostspieli- gen Werke ausfuhrlicb bcscbrieb , den anderen aber in meinen generibus plantarmn fossilium der Form dieses Wcrkes entsprc- clieud nur in kurzen Dignosen bekannt macbte. III. Dass ich endlich eine vollstandige Bearbeitung dieser Flora von bunderten sorfffaltiff ausffefiihrter Abbildungen beglei- 150 tet bereits theilweisc zura Drueke bearbeitet, so wie eine synoptische Uebersicht derselben, in vvelcher mehr als 200 Ar- ten aufgeziihlt sind, der Flora von Sotzka zur Vergleichung beigegeben babe. Nach allem dem dfirfte es wohl keinem Zweifel utiterliegen, aus welchen Quellen Hr. Const, v. Ettin gs haus e n fur seine Synopsis der fossilen Flora von Radoboj Inhalt und Form schopfte. Eine Nachweisung etwaiger Febler, worauf derselbe so viel Ge- wieht zu Iegen scheint, dass er vergass , woher die Kenntniss jener Flora iiberhaupt stammt, kann nur dann moglich und wiin- schensvverth sein, wenn mein Irrtbum einmal umstandlich aus- gesprochen und zur Thatsache geworden ist, was allein (lurch die Verofl'entlichung meiner Detail - Untersuchungen geschehen kann. Uebrigens sage ich Herrn Sections- Rath fiir den Antbcil, den er zu meiner Aufldarung hiebei iibernommen hat , meinen verbindlicbsten Dank. Das w. M. Herr Sectionsrath Marian K oiler, erstattet nach- stebendcn Bericht iiber die vom Professor Dr. Bohm in Innsbruck der kaiserl. Akademie der Wissenschaften iiberreicbte Ahbandlung : „B e o b a c h t u n g e n v o n S o n n e n f 1 e c k e n und Bestiinmung der R o t a t i o n s - Ele mente der Sonne". Die lobliche kais. Akademie der Wissenschaften hat mich beauftragt, fiber die von Dr. Bohm, Professor der Mathema- thik an der Universitiit in Innsbruck, vorgelegte Abliandlung un- ter dem Titel: Beobachtungen von Sonnenflecken und Bcstimmung der Rotations - Elcmcnte d e r Sonne — Bericht zu erstatten, welchem Auftrage ich hiemit nachzukommen die Ehrc habe. Der llauptzvveck der von Bohm unternommenen Arbeit war, die Rotations-Elemente der Sonne, niimlich : die Neigung des Sonnen-Aequators gegen die Ekliptik, die Lange dcs aufstei- "■enden Knotens dieses Aequators und die tropischc Umdrehungs- zeit der Sonne mit Hilfe der schiirferen Methoden zu bestimmeu, wie sie der neueren Astronomie sowohl beziiglieh der Beobach- tungen als audi der Berechuung derselben zu Gebote steheu. 151 „Wenn man", sagt er in seinem Vorworte, „die geringen Hilfs- mittel und die geringe Sorgfalt erwiigt, mit dencn die Astronomen Scheiner, Cassini, de la Hire etc. die Bestimmung der Rotations-Eleroente gepflogen, so kann man mit Sielierheit an- nehmen, dass die von ihnen gewonnenen Iiesultate noch be- dcutende Verbesserungen zulassen. Es lasst sich ferner auch nicht leicht absehen, dass eine Discussion dieser Bestimmungen zu Besultaten fuhren werde, deren Verlasslichkeit zu der grossen Miibe einer solchen Untersuchung auch nur einigermassen in einem lohnenden Verhaltnisse stiinde, und so schien es mir in jeder Be- ziehung angezeigt , den Gegenstand ganz von Neuem anzugreifen." Der Verfasscr verkannte iibrigens bei seiner Arbeit die Schwie- rigkeit nicht, welche die grosse Veriinderlichkeit der Sonnenfle- cken verursacht, und wie sie insbesondere auf die Genauigkeit, die man den Bcobachtungen und den daraus gezogenen Besultaten zu geben wiinscht, storend einwirkt; er blieb jedoch bei seinemVor- satze in der festen Ucberzeugung, dass es in der Wissenscliaft nicht darauf ankommt, mit einer Beihe vollkommen harmonischer Bcobachtungen zu flguriren, sondcrn dass jedes Besultat einen Werthhabe, harmonirend oder nicht, aberder Wahrheit getreu — da man Wahrheit zu erfahren sucht. Die vorliegenden Bcobachtungen machte Dr. Bohm wahrend des Zeitraumes vom 2. Mai 1833 bis 26. Juli 1836 am Aequato- riale der hiesigen Universitats-Sternwarte. Er bestimmte die Ilec- tascensions- und Declinations-Differenz zwischen dem Mittelpuncte der Sonne und dem beobachteten Fleckcn, und daraus mit Hilfe der bekannten Rectascension und Declination der Sonne die geocen- trische Position des Fleckens. Seine Bcobachtungen umfassen 88 Sonncnfleckcn mit !49 Beobachtungsmitteln. Bekanntlich werden zur Bestimmung der Neigung des Son- nen-Aequators gegen die Ekliptik und der Lange des aufsteigenden Knotens wenigstens drei zu verschiedenen Zeiten an demselben Flecken gemachte Beobachtumcen erfordert: desshalb wiihlte der Verfasser unter den 88 Sonnenllecken nurjene, die an drei oder mehreren Tagen beobachtet wurden. Es waren 13. Indem er zur Berechnung der obgenannten Rotations-Elemente sich der auf die analytische Geometrie gegriindeten Melhode bediente, entwi- ckelte er auf eine sehr zweckmiissi<>o Weise 62 Bcdingungsglei- 152 chungcn, und gelangte mittelst dcrselben nach tier Methode der kleinstcn Quadrate zu folgcndcn BesuUaten: Neigung des Sonnen-Aequators gegen die Ekliplik . . 6°56'G mit dem wahrscheinlichen Fcliler von 0'087 undLilnge des aufsteigemlenKnotensdesSonncn-Acquat,. 76°40'9 mit dem wahrscheinlichen Fehler von 2°24'9 Die Discussion der Bcobachtungen zur Btldung der 62 Bedin- gungsgleichungen hat auch Dr. Bolira zum Picsultale gefiihrt, dass von den 13 Flecken , von denen er mehrtiigige Beobachtun- gen erhielt, and die er zur Entwickhmg diescr Gleichungen be- nutzte , auch nichl ein einziger zur Annahmc einer e i g e n e n D e w e g u n g d e r Sonnen flecken b e r e c h t i g e. Anf cine ahnliche sehr sinnrciche Weiso bentttzte der Ver- fasscr die an dcnsclben Sonnenflecken gemachten Beobachtungen zur Bestimmung der Rotations-Zcit der Sonne. Er land Hire- tropische Umdrchungszeit 25-821 Tage, mit cinem wahrscheinlichen Felilcr von 0-024 Tagen. Die von Lalande und Delambre gemachten Bestiinmun- iren ffcben im Mittel : Neigung des Sonnen-Aequators 7o 19' Aufsteigende Knoten des Sonnen-Aequators .... 78" 50' Tropische Rotations-Zeit der Sonne 25" 021 Von den interessantesten Sonnenflecken hat der Verfasser auch Abbildungen beigefiigt. An diese Berechnungen kniipft Dr. Bohm die Bestimmung der heliographischen Lage der von ihm beobachtcten Sonnenfle- cken mit einem Verzeichnisse dcrselben sammt eincr kleinen Karte. Die Entwerfung eines solchen Verzeichnisscs wurde bis- her nicht versucht; die Kenntniss und Anschauung der Ver- theilung der Sonnenflecken auf der Sonnenoberfl'ache ist an und fiir sich wichtig, und kann vielleicht auch mit zur Entriithsehing dieser interessanten Erscheinung beitragen. Es ist zwar, wio dec Verfasser bemerkt, die Anzahl der in dieseni Katalogc cnthal- tenen Sonnenflecken an sich zu gering, urn die Gesetze der 153 Vertheilung derselben auf der Sotmenoberflacfae, besondors was ihre heliocentrische Lange betrifft, mit Siciterheit un'uet. Das vv. M. Herr Prof. E. Briicke erstattet Bericht fiber die von Ilerrn Dr. Fr. R. Molin aus Zara, Assistent am Wiener k. k. physiologischen Institute, eingereichte Abliandlung „Studi anatb- mico morphologici sugli stomachi degli ucceUV Herr Molin bat Untersuchungen fiber die anatomischen Ver- naltnisse und die Structur des Magens der Vogel an Represent an ten verschiedener Abtheilungen, dem Falken, dem Huhn, der Taube, dem Sperling, der Nachtigall , dem Papagei, der Gans, dem Peli- kan, dem Robrhuhn und dem Strauss angestellt und von den betref- ienden Tbeilen genauere und richtigerc Bcschreibungen und Abbil- dungen gegeben als wir bisher besassen. Die Abliandlung zerlallt zwei nati'u-licbe Abtheilungen, deren eine den Driisenmagen, die andere den Muskelmagen bescbreibt. Der Driisenmagen ist bei den verschiedenen Vjjgeln nach analogem Typus gebaut, und die charakte- nstisehen Driisen desselbcn bestehen aus einer grossen Anzahl von CyUndern, welche radial urn eine Ho hie gestellt sind, in welche sie sammtlich einmiinden, und aus welcher der gemeinsame Ausfiih- rungsgang hervorgeht. In der zvveiten Abtheilung ist namentlieh die genaue mikros- kopische Analyse der dicken Hornschicbte interessant, welche bei den kornerfressenden Vogeln die Innenflache ties Muskehnagens iiberzieht. Diese Schicht besteht im wesentlichen aus einer Menge von Hornfiiden, welche einzeln oder zu Gruppen vereinigt aus Sehlauchcn, welche s-ich in der Matrix befinden, hervorwachsen, und deren Zwischenriiume durch eine aus sehr kleinen Zcllen beste- hende Snbstanz ansgefiillt sind, so dass man sich das Gauze unter der Form einer Biirste vorstellen kann, deren Borsten durch eine feste Zwischensubstanz mit einander verklebt sind. Es ist klar, dass eine solche Vorrichtung sich viel weniger leicht abreibt und abniitzt, als ein gewohnliches nach Art der Epidermis gesehichte- tes Horngebilde. Ausserdem ist in diesem Theile ein reiches Detail iiber die anatomischen und histologischen Verschiedenheiten der untersuchten Vogelmagen enthalten. Dass die Beobachtungen selbst mit grosser Gewissenhaftigkeit und Ausdauer angestellt sind, kann ich um so eher bezeugen, als die ganze Arbeit unter meinen Augen entstanden ist, und ich glaube dieselbe einer verehrten Classe zura Drucke in die Denkschriften empfehlen zu konnen. Das W. M. llr. Professor Doppler legt bierauf die folgenden Mittheilungen und Bemcrkungen iibcr eine Theorie des i'arbigen Lichtes der Doppelstcrne vor : Seine Theorie des Einflusses der Bewegung auf die Hohc der Tone in akustischer, und auf das farbige Licht der Gestirne in optischer Beziehung hat, wio diess vcrmuthlicli der Mehrzahl der verehrlichen Mitglieder unserer Classe bercits bekannt sein diirfte, seit ihrcr ersten Bestiitigung durch Herrn Dr. Ballot im Juni 1845 mittelst directer Versuche auf der Eisenbahn zwiscben Ut- recht und Maarsen in neuerer Zcit sich einer mehrfachen directen und indirectcn Priifung und Erhartung in England, Frankreich und Italien zn erfreuen gehabt, deren Resultate mich zu nachfolgenden Mittheilungen und Bcmerkungen veranlassen. M. Scott Buss el, einer der vielen ausgezeichneten Phy- siker Englands, hat nach Mittheilungen, die ich Herrn Moigno's Repertoire d'optique moderne, Paris 1850 entnehme, unliingst auf den Eiscnbahnen Englands akustische Versuche in dieser Bezie- lmng angestellt und Resultate gewonnen, welche, stiinden sie selbst Iheilweise jenen des Hrn. Ballot an Genanigkeit nach, dennoch 155 der ausserordentlichen Geschwindigkeit der Locomotivbewegung wegen, bei der sie angestellt wurden, die hochste Beachtung ver- dienen und als in einem hohen Grade entscheidend angesehen wet* den miissen. Nach Hrn. Scott Russel's eigener Angabe war diese Geschwindigkeit zwischen 50 und 80 engl. Meilen in der Stunde. — Der Erfolg der angestellten Versuche war aber auch dieser Geschwindigkeit entsprechend, namlich ein ganz und gar anzweifelhafter, und mit meiner Theorie vollkoramen iibercin- stimmender. Ueberali und stets wurde der kommende Ton bedeutend ho- lier, der gehende bedeutend niedriger vernommen als der bei still- stehender Tonquelle oder stationarem Beobachter. Zugleich macht Hr. Scott Russel auf den auffallenden und leicht zu beobachtenden Tonunterschied aufmerksam, wo ein Beobachter den directen und den von einer Wand, etvva der Fa- cade eines Tunnels, reflectirtenTon zugleich vernimmt. M. Sco tt Buss el hat diese seine Beobachtungen, welche sich auf Tone von sehr vcrschiedener Hohe bezogen zu haben scheinen, ohne mei- ner darauf beziiglichen Leistungen auch nur im Vorbeigehen zu er- wiilmen, der britischen Association mitgetheilt, und eine Erklarung beigefiigt, welche fast meiner Abhandlung entnommen ist. Der Ver- fasser des Repertoire (Toptique nennt diess : „une triste ignorance ou une injustice impardonnableP Ich, meinestheils, erlaube mir Moss in Erinnerung zu bringen, dass meine diesen Gegenstand betreffende Abhandlung bereits schon ira Jahre 1842 im Drucke erschien, dass das in demselben akustische Theorem, wie bekaunt, bereits schon vor mchr als fiinf Jahren durch Dr. Ba Ho t dan- kenswerthc Versuche constatirt, und dass seit cben dieser Zeit meme Theorie ein Gegensland vielseitiger Discussionen in Zeit- schnften geworden ist, und zwar nicht bios in Dcutschland und Itahen, sondettn auch in Belgien und Frankreich. Diess zur Wahrung meiner Prioritatsrechte! Eine weitere Bestiitigung auf anderem und zwar rein expe- nmentellem Wege ist meiner Theorie in neuester Zeit in Frank- reich durch den eben so ausgezeichneten Physiker wie glucklichen Experimentator Herrn Hypolite Fizeau in Paris zu Thcil ge- worden. Hr. Fizeau hat gleichsam durch Umkehrung des Prin- C1PS, auf vvclchemSavarts gezahntes Radchen beruht, cinen Ap- 156 parat construct, miltelst welchem or Bosullate gcwonnen habcn soli welche meine Theorie vollkommen beslatigcn. In akuslischer BeziehuDg diirfte nunmehr meine Theorie wohl so ziemlich aus- scr Zweifel geateHt aszuselien sein, nicht in gleiehem Grade aber auch in optischcr. - Mit dem Lichte lasst sich nun ehunal, sei- ner un"-emcin grossen Fortpflan/AUigsgeschwindigkeit unil dor aus- serordentliehen Klcinbeit dec Wellenlangen wegen, wenigstens in der hicr in Ilcde stehenden Bezichung nicht unmittelbar expcii- mentiren, da Geschwindigkeitcn wie sic bier in Betracht kom- men, auf Erden sich fiiglich nicht erzeugen lassen, nnd wir sehen uns demnach nur auf die Bewegungcn der leuchtemlen Himmels- kdrpcr selber angewiesen , mit dcnen wir zwar gleichfalls keine Vcrsuclie anstellen, wohl aber sie unter versehiedenen tins bc- kannten UmsUindcn bcobachten kijnncn. Ieh babe eine bedeutende Anzahl solcber, von anderen m ganfc andern Zwecken gcmaeh- ten Beobachtungen, welche ganz fiir die Anwendbarkeit meiner Theorie auf gewisse Ersclieinungen des Licbtes sprcchcn, zusam- niengcstellt und bekannt gemacht, und bei dieser Gclegenheit wiederholt den Wunsch ausgesprochen, dass auch andere sich bei dieser wissenschafllichen Angelegenheit belheiligen mochten, da nach der Nairn1 der Saehe nur dure!, vereinte Krafte hierin ctwas Bedeutendes erzielt wcrden kiinne. — Meine diessfallsigen Wiinsche blieben audi nicht uneriulll;. — Kerr Sestini, Astro- nom am Collegio Romano zu Bom bat, wie cr selber ausdriick- licb Sftgrt aus Veranlassung meiner kleinen Sehrift fiber das far- bio-c Lieht der Doppelsterne etc., welche ihm zugekon.mcn war, sich unter theilvveiser Mithilfe des Hern. Igiuv/.io Cugnoni und seines Collegen Antonio Gross, welchen letztercn er jcdoch bald durch den Tod verlor, sich der mehrjahrigen gewiss nicht un- bcdeutenden Muhe unterzogen, eine sorgfaltige Durchmusterung des gestirnten Himmels und eine genaue Bestimmnng der Farbe des Lichtes der einzelnen Fixsterne vorzunehmen. Er legt nunmehr die Besultate seiner verdienstlichcn Beob- achtungen In zwei Mcmoiren ') dem astronomiscl.cn Publicum vor, .) i. Memoria sopra i color! dello gtelle del caialogo di Rally, osservatl dal p. Benedetto Sestini, Roma 1845. 2. Memoria seconda inlorno ai color! delle stelle del catalogd di Daily, osservati dal l». Benedetto Sestini, Roma 1847. 157 und es gewiihrt jmir keine geringe Genugthuung, das Ergebniss seiner sorgfaltigen Forschungen als mit meiner Theorie im schonsten Einklang stehend erklaren zu konnen. Es konnen diese Resultate in nachfolgende Puncte zusam- mengefasst werden: 1. Die Farbe des Lichtes der Fixsterne, vvelche keine Dop- pel- oder mehrfache Sterne sind, ist gana gegen die bisherige Meinung der Astronomen, die gemeinhin nur den letzteren far- biges Licht Zuerkannten, nicht bei alien die weisse und eben so wenig die gelbe, sondern es finden sich unter diesen Sterne in gar nicht unbetrachtlicher Menge von oranger, rother, griiner, blauer und violetter Farbe mit alien moglichen Nuancirungen vor. Die Sterne von gelblichem Lichte mit theilweise schwacher far- biger Nuancirung machen beilaufig die Halfte von alien aus; solche von weissem Lichte betragen ungefahr y und jene von oranger Farbe etwas fiber y5 — so also, dass fur die ubrigen Farben nur etwa ein schwaches 7m von alien tibrig bleibt. 2. Ganz gegen alles Vermuth en finden sich ferner diese farbigen Sterne durchaus nicht fiber das ganze sichtbare Him- melsgewolbe gleichformig und nochviel weniger beziiglich derein- zelnen Farben in gleichem Verhiiltnisse vertheilt vor, sondern es hat in dieser Beziehung ein auffallender hochst beachtenswerther Unterschied statt. Eine genaue von Herrn Sestini selber an- gestellte Vergleichung zeigt namlich: a) dass die weissen Sterne am haufigsten in der nordlichen Himmelshalfte und zwar beilaufig zwischen 60 — 90° nordlicher Breite sich vorfinden , die sudlichen Gegenden dagegen daran sehr arm sind; — &) dass die bei weitem meisten Sterne mit farbigem Lichte innerhalb einer Zone liegen, welche beilaufig von 30° nordlicher bis zu 30° siidlicher Breite reicht. Hier muss berichtigend hinzugeffigt werden, dass man sich durch eine Einsicht in den beigefiigten Catalog leicht davon uber- zeugt, dass dieser Gurtel nichts weniger als mit dem Him- tnels-Aequator parallel lauft. c) dass ferner auf der nordlichen Halfte dieser Zone ver- hiiltnissmassig die meisten blauen und violetten, in der sfidlichen hingegen die meisten orangen und rothen Sterne sich vorfinden. Sitzb. d. loathem.-naturw. CI. Jalirg. 1850, II. Bd. II. Hit, 11 158 d) dass es weiter von alien Partien des gestirnten Himmels keine gibt, an vvelcher im Vergleiche zu den daselbst befindlichen anderen Sternen so viele blaue und violette Sterne vorkommen, als jene, wo sich das Sternb\ld des Herkules befindet. Nun aber ist es bekannt, dass nach Hers ch els und Argelanders Untersuchun- "•en unser Planetensystem mit der Sonne als seinem Centralkor- per aus der siidlichen gegen die nordliche Hemisphare und zwar ungefa.hr in der Richtung vom Flusse Eridaraus gegen das Stem- bild des Herkules hin sich bewegt ; es erscheint demnach nur als eine nothwendige Consequenz meiner aufgestellten Theorie, dass die siidliche Himmelshalfte verhaltnissmassig mehr orange und rothe, die nordliche dagegen mehr blaue und violette Sterne zah- len mttsse, so wie insbesondere in der Gegend wo sich beilaufig Herkules befindet, von alien die meisten blaucn und violetten vor- kommen miissen. Aus gleichem Grunde muss auch die siidliche Himmelshalfte bedeutend iirmer an Sternen geringerer Grosse sich zeigen als die nordliche. Ich habe in meinen fruheren Abhandlun- gen des letz.ter.en Umstandes ausdrttcklich, des vorhergehenden we- nigstens andeutungsvveise erwiihnt, und die Beobachtung hat meine, wie es mir schon damals schien, gegrundete Vermuthung nicht zu Schanden werden lassen. 3. Das farbige Licht der einfachen oder der als solche gel- tenden Fixsterne ist gleich jenem der Doppel- und mehrfachen Sterne hochst wahrscheinlich einer Aenderung unterworfen , die jedoch von viel liingerer Dauer ist als jene bei den meisten Doppelsternen. Fiir diese Ansicht sprechen, wenn auch nur wenige, doeh gut constatirte Beobachtungen. Nebst der bereits bekannten auffallenden Farbveranderung des Sirius fiihrt Herr Sestini neuerlichst noch den Stern b in den Zwillingen an, welcher Stern im Almagest als roth bezeichnet wird, wiihrend ihn doch heut zu Tage Jedermann zu den entschieden weissen rechnet. 4. Endlich hat Herr Sestini durch seine Beobachtungen verbunden mit einer sorgfaltigen Vergleichung friiherer darauf beziiglichen Angaben, die Anzahl der bereits bekannten an Farbe veranderlichen Doppelsterne noch urn mehrere vermehrt, wie diess aus seinem Memoire von 1845, pag. 11, und aus jenem von 1847, i*ag. 10, zu ersehen ist. 159 Diess sind nun jene Mittheilungen und Bemerkungen, deren offentliche Besprechung ich mir und der in Rede stehenden wissenschaftlichen Angeleg enheit schuldig m sein glaubte. — Das w. M. Herr Professor Rochlederaus Prag berichtet fiber die in seinemLaboratorium vorgenommenen Arbeilen, und tiber- reicht die nachstehenden drei hierauf bezfiglichen Abhandlungen, deren Inhalt er mittheilt : a) „Ueber die Producte der trockenen Destina- tion des Zuckers mit Kalk," von R. Schwan, Fremy war der erste,welcher sich mit der Untersuchung der Producte beschaftigte welcher sich bei der Destination von 1 Theil Zucker oder Starke mit 8 Theilen wasserfreien Kalk bilden.— Er gibtan, dass das flfissige Destillat aus einem in Wasser loslichen und einem in Wasser unioslichen Theile bestehe.— Den in Wasser loslichen Theil {'and er bei der Analyse der Formel Ce H O ent- sprechend zusammengesetzt, und erklart ihn fiir identisch mit Aceton.— Der in Wasser unlosliche Theil besteht nach seinen Untersuchungen der Hauptmasse nach aus einem bei 84°C kochen- dem aus C6 Hb 0 zusammengesetzten Korper, der von ihm den NamenMetacetonerhielt.-— DieserKorperwarehiernachprocentisch gleich zusammengesetzt mit dem Mesityloxyd nach Kane. Ausser diesen Producten bilden sich nach Fremy bei diesem Zerset- zungsprocess nur unbcdeutende Mengen von benennbaren Gasen. — Gottlieb beschaftigte sich mit diesem Korper ebenfalls, er fand: dass statt 8 Theilen Kalk zwcckmassiger 3 Theile auf 1 Theil Zucker angewendet werden, und dass man auf diese Art sich leicht einige Loth reines Metaceton darstellen konne. — Bei der Oxyda- tion dieses Korpers mit Chromsiiure erhielt er : Ameisensaure Essigsiiure und Metacetonsiiure. — Bei der im hiesigen Labora- torium von Dr. Hlasiwetz ausgefiihrten Untersuchung, fiber das Aceton und einige damit verwandte Korper, stellte es sich heraus, dass das sogenannte Metaceton eine complicirtere Zusammensetzun"- haben musse, als man nach den oben citirten Arbeiten anzunehmen geneigt war. Ich habe desshalb grossere Mengen von Zucker sowohl wit 8 Theilen als audi mit 3 Theilen Kalk der Destination unterwor- 160 fen, um die dabei auftretenden Producte ausfiihrlicher untersuchen zu konnen.— Das hiebei unler Entwicklung brennbarer Gase iiber- gehende fliissige Product wurde mitWasser vermengt der Destina- tion unterworfen.— Es blieb dabei eine verhiiltnissmassig geringe Menge von harzartigen Korpern zuriick, wahrend mit dem Was- ser ein schwach gelb gefarbtes, eigenthiimlich riechendes Oel iiber- destillirte, was zu wiederholtenmalen mit Wasser geschiittelt wurde, in dem sich ein Theil desselben Idste, wodurch die Angabe von Fremy bcstatiget wird. — Der in Wasser unlosliche Theil erwies sich bei naherer Untersuchung ebenfalls als ein Gemenge verschie- dener Substanzen; deren Trennung mit Schwierigkeiten verkniipft 1st — Es zeigte sich, dass er mit kalter wiisseriger Kalilosung geschiittelt, an Menge abnahm, wahrend das Kali sich dunkel- braunroth farbte. Wurde diess Waschen mit Kalilauge ofters wie- derholt und das Oel zuletzt mit Wasser gewaschen , um etwas auf- genommenes Kali daraus zu entfernen , so erhielt man eine leicht bewen-liche Fliissigkeit von viel angcnehmerem iitherischen Geruche als das urspriingliche Product, welches nun mit verdiinnter Kali- lauge geschiittelt werden konnte, ohne eine weitere bemerkbare Veriinderung zu erleiden. — Diese mit Kali gereinigte Substanz dem Sauerstoffe der Luft ausgesetzt, bekam von Neuem die Fahig- keit, eine damit zusammengebrachteKalilosung dunkel zu farben. — Auch dieses mit Kalilosung gereinigte fliichtige Product ist keine einfache Verbindung sondern ein Gemenge mehrerer, deren Tren- nuna; von einander durch fractionirte Destination versucht wurde. Zu diesem Zwecke destillirte ich das mit wasseriger Kalilosung gereinigte Oel , welches schon t'ruher von dem in Wasser loslichen Antheil befreit war, aus einem in siedenden Wasser beiindlichen Gefasse so lange, als bei der Temperatur des kochenden Wassers etwas uberdestillirte. — Der Iliickstand von dieser Destination wurde im Oelbade auf eine Temperatur von 120° C erwarmt und das iibergehende Destillat fiir sich aufgesammelt. Indem die zwischen 120 — 160° C, so wie auch die zwischen 160— 200° C und endlich die zwischen 200— 250" C iibergehende Fliissigkeitsmenge getrennt aufgefangen worden , erhielt man einen bei dieser Temperatur nicht mehr fliichtigen Riickstand, der zur Vermeidung einer Zersetzung bei einer so hohen Tem- peratur, mit einer grosseren Menge von Wasser gemengt , von 161 Neuem eiuer Destination unterworfen wurde. — Diese ftir sich aufgefangenen Portionen stellen Gemenge dar von Fliissigkeiten, deren Siedepunkte einander am nachsten liegen. Durch eine fractionirte Destination jeder dieser einzelnen Portionen ftir sich gelang es, eine Anzahl von Verbindungen isolirt darzustellen, deren Zusaramensetzung, wie sich durch die Analyse ergab, sie als Glieder einer Reihe erscheinen lasst, die sich durch zwei Kohlenstoff- und zwei Wasserstoff - Aequivalente von einander unterscheiden , um welche jedes Glied mehr enthalt als das nachst niedrigere. — Die empirischen Formeln dieser Korper, so wie sie aus den Resultaten der Analysen sich berech- nen, sind : c„ Hu os c» Hm o3 ^20 Hi1 o3 ^28 H25 os Mit der Zunahme des Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalts dieser Verbindungen steigt auch der Siedepunkt derselben, so zwar, dass der Korper CI4 Hn 03 der leichtfluchtigste ist, wiihrend die iibrigen in den schwerer fluchtigen Portionen der fractionirten Destination enthalten sind. — Es fehlen in der angedeuteten Reihe die Glieder, welche den Formeln ^16 His 03 Czi H2i 03 CM HZi Os entsprechen. Ich lasse es dahin gestellt sein , ob unter den Producten der Destination des Zuckers mit Kalk diese Glieder iiberhaupt fehlen, oder ob es rnir bloss nicht gegliickt ist, dieselben bei der fractionirten Destination zu isoliren. — Alle diese Sub- stanzen kommen mit einander darin uberein, dass sie indifferent sind und durch Behandlung mit concentrirter wasseriger Kali- lauge beim Sieden in ganz ahnlicher Weise sich zerlegen. Wird ein Gemenge von diesen verschiedenen Korpern mit oxydirenden Substanzen behandelt, so erhalt man ein Destillat 162 in dem sicli fette Sauren befinilen. — Wenn man zu dieser Oxydation die fliichtigsten Antheilc nicht verwendet_, so bildet sich keinc Spur von Ameisensaure. Zu gleicher Zeit ist in dem Destillate neben den fetttiYi Sauren noch ein indifferenter ather- artiger Korper enthalten, auf den ich spater noch einmal zu- r'uckkomme. — Werden die verschiedenen Korper dieser Reihe, derenZusammensetzung durch die allgemeineFormel Cn Hn — 30s sich ausdriicken lasst , mit concentrirter Kalilauge in einem Apparate zum Kochen erhitzt, der in der Art construirt ist, dass der verfliichtigte Antheil stets wieder in das Destillirgefiiss zuriickfliessen muss, so erleiden sie eine Veriinderung; es ent- steht eine gewisse Menge von Harzen, die sich theils mit dun- kelbrauner Farbe in den alkalischen Fliissigkeiten losen, theils als schwarze Masse aus derselben abscheiden, wahrend auf der donkelgefarbten Kalilosung ein fliichtiger leicht beweglicher Kor- per schwimmt , der , wenn die Einwirkung der Lauge vollendet ist, von dieser abdestillirt ein leicht bewegliches angenehm rie- chendes Fluidum darstellte, welches die narkotisirende Wirkung des Aethers und Chloroforms beim Einathmen in hobem Grade besitzt. — Auf die Zusammensetzung dieses Korpers, der sich bei der Behandlung mit Kalilauge in der Wiirme bildet, gleich- gultig ob man die fluchtigeren oder die minder fliichtigeren Glieder der Reihe Cn Hn — 3 03 dieser Behandlung unter- zieht, komme ich spater zuriick. — Werden die Verbindungen dieser gedachten Reihe mit oxydirenden Substanzen behandelt, z. B. Chlorsaure, Salpetersiiure , nachdem sie der Behandlung mit Kali unterworfen worden, oder mit andern Worten: wird der von der Kalilauge abdestillirte fliichtige Korper in einem De- stillationsgefiisse oxydirt, so erhalt man keine fetten Sauren mehr, mit Ausnahme von kaum nachweisbaren Mengen von Metaceton- saure, sondern Oxalsiiure und ein fluchtiges Oel, welches iden- tisch ist mit demjenigen , welches sich neben einer gewissen Menge fetter Sauren bei der Oxydation der Glieder der Reihe Cn Hn — 3 0s vor ihrer Behandlung mit kochender Kalilauge ge- bildet hat. — Durch die Behandlung mit kochender Kalilauge ist demnach aus dem sogenannten Metaceton die Quelle hinweg- genommen worden, aus welcher bei der Oxydation desselbeft die fetten Sauren gebildet vvurden. 163 o3 = Ci9 H9 0 + C* Hz Oz o3 = Cn H9 0 + C, H, 02 o3 = Cu Ho 0 + C6 H6 0, o* = Cu H9 0 + Cs Is Oz oa = 613 H9 0 + ^io "io "a 0„ ~ Cia Ha 0 + C'la Hiz °3 o3 = C12 ^9 0 + C^H^O, Oa = C12 //9 0 + ^16 ^16 Oa Betrachten vvir die Zusamraensetzung der ganzeu Reihe dieser Substanzen, deren allgemeine Formel On Hn — 303 ist, so lassen sich dieselben in zwei Formeln zerlegen , wie folgendes Schema zeigt. * C H * C If * C Tf *^24 "ai C26 #2! * c-28 //25 Betrachtet man diese Korper auf diese Art, so stellen sie sich als eine Reihe von Verbindungen dar , analog den zusam- mengesetzten Aetherarten. Sie sind Verbindungen eines dem Aethyl- oder Methyl-Oxyd in seiner Natur ahnlichen Korpers, verbunden mit einem Aldehyd einer fetten Saure. — Durch diese Anschauungsweise erklart sich ganz einfach das Auftreten von fetten Sauren bei der Oxydation dieser Korper (indem die Aldehyde durch Aufnahme von einem Aequivalente Sauerstoff in die entsprechende Saure Uberzugehen vermog-en). Es erklart sich hieraus die Erscheinung von harzartigen Producten bei der Behandlung mit kochender Kalilauge, vvobei diese Aldehyde sich verharzen, wahrend der Korper Cia Hg 0 analog dem Aethyl- oder Methyl-Oxyd in dem Momente, wo er durch eine starkere Basis (Kali) aus seiner Verbindung ausgeschieden wird, ein Aequivalent Wasser aufnimmt und in den entsprechenden Alkohol iibergeht. — Es ergibt sich aus dieser Anschauungsweise fer- ner , dass diese Verbindungen der Aldehyde mit dem Korper C12 H9 0 bei der Oxydation ausser den fetten Sauren ein in- differentes Product liefern miissen , identisch mit demjenigen, welches entsteht, wenn der durch Behandlung mit Alkalien ge- bildete Korper Ci9 Ht0 Oz an und fur sich mit oxydirenden Substanzen behandelt wird. — Es erklart sich ferner aus der *) Die mit einem * bezcichneten Verbindungen sind im isolirten Zustande dargestcllt worden. lfii hier angenommenen Constitution dieser Verbindungen das Ver- halten derselben gegen concentrirte Schwefelsaure und wasser- freie Phosphorsaure , durch deren Einwirkung die Aldehyde zerstort und durch Entziehung von Wasserstoff und Sauerstoff in dem Verhaltniss wie im Wasser, in letzter Instanz die Ver- bindung C12 Hs gebildet wird. Ich lasse nunmehr die analytischen Daten folgen, aus denen, wie mir scheint, ungezwungen diese Schliisse sich ziehen lassen. ■ — EswurdebereitsimEingange erwiihnt, dass das bei Entwicklung brennbarer Gase aus Zucker und Kalk gewonnene Destillat bei der Rectification eine kleine Menge harzartiger Producte zu- riickliess. — Diese wurden fur sich mit Kalkmilch geschiittelt, von dem fiberschiissigen Kalkhydrat abfiltrirt , eingedampft und der Ruckstand mit verdiinnter Schwefelsaure der Destination unterworfen. — Die iiberdestillirende Flussigkeit wurde mit Barytwasser gesattigt und im Wasserbade eingedampft. — Der syrupsdicke Ruckstand wurde mit Alkohol vermischt, und das dadurch niedergeschlagene Salz bei 100 ° C zur Analyse ver- wendet. Die Analyse gab folgende Resultate : 0-2120 Grm. Substanz gaben 0-1470 Grm. Kohlens. u. 0-0520 G. Wasser 0-340 „ ,, „ 0-321 „ schwefelsauren Baryt- Diess entspricht in 100 Theilen: berechnet Aeq. C — 120 — „ H - 17 - „ O - 104 - „ BaO — 3830 - 20 17 13 5 19-22 2-72 16-69 61-37 6240 10000 10000 C»H„0K +5BaO = Z(Ci0Hs O 2 BaO) + BaO, HO. Cin H 0& ist die Zusammensetzung der wasserfreien Meta- ceton -Essigsiiure. Es wurde oben erwahnt, dass das Product der Destination von Zucker und Kalk nach seiner Rectification zuerst mit Wasser geschiittelt wurde, um es von Aceton zu befreien, und dass dasselbe mit kalter wasseriger Kalilauge zusammeugebracht unterVerminderung des Volumens die Kalilbsung^dunkelrothbraun 165 fiirbte, wodurch sich die Gegenwart einer dem Aldehyd iihnlich verhaltende Verbindung erkennen Iiess. — Dieser scharfe und unangenehm riechende Korper , welcher durch die Behandlung mit Kali hinweggenommen wird, zerlegt sich hierbei in 3 ver- schiedene Producte. — Um sie kennen zu lernen wurde die braungefarbte Kalilosung mit Schwefelsiiure versetzt und der Destination unterworfen. — Es schied sich dabei eine nicht unbedeutende Menge eines braunen Harzes aus, welches in der Kalilauge gelost, dieser eine braunrothe Farbe ertheilt. — Das schwach sauer reagirende Destillat wurde mit Barytwasser ver- setzt und destillirt. Das Destillat enthielt ein Oel von pfeffer- miinzartigem Geruch, welches theils in Wasser gelost war, theils auf der Oberflache der Fliissigkeit schwamm. — Es wurde durch Siittigen der Fliissigkeit mit CaCl aus seiner Losung in Wasser ab- geschieden, mit einer Pipette von der Chlorcalciumlosungabgezogen und iiber geschmolzenem Chlorcalcium entwassert. Das so getrocknete Oel zeigte bei der Analyse folgende Zu- sammensetzuns:: 0-2235 Substanz gaben 0-5005 Grm. Kohlens. und 0-2445 Grm. Wasser. Diess gibt in 100 Theilen : berechnct gefunden 6 Aeq. C — 36 — ^HM — 61^07 7 „ H- 7 — 11-86 — 1210 2 „ 0—16 — 2713 — 26-83 59 10000 10000 In diesem Korper sind der Kohlenstoff und Wasserstoff in dem- selben Verhaltniss, wie im Glycerin enthalten. — Audi musste der der Metacetonsaure entsprechende Aether den Kohlenstoff und Was- serstoff in demselben Verhaltniss wie 6 : 7 enthalten. — Stellen wir fur den Korper die Formel Ce H7 0% auf, so lasst er sich als das Hydrat des Acetonyloxyd's betrachten, denn C&H 02 = CeHeO + HO. Die barythaltige Fliissigkeit, von der dieses Oel abdestillirt ward, wurde mit Schwefelsaure versetzt und einer neuen Destina- tion unterworfen. Es destillirte eine schwachsaure Fliissigkeit ab, welche eine so unbedeutende Menge von fetten Sauren erhielt, dass es unmoglich war, ihre Zusammensetzung durch weitere Versuche 166 zu bestimmen. — Es ergibt sich aus alien diesen Versuchen, dass bei den Producten der Destination des Zuckers mit Kalk ein oder mehrere aldehydartige Korper entstehen , die bei Behandlung mit Kalilauge unter dem Einflusse der Luft sich in harzartige Producte zerlegen, die mit dem Kali verbunden bleiben ; withrend zugleich kleine Mengen von Sauren gebildet werden , die sich ebenfalls mit dem Kali vereinigen. — Als ein Nebenproduct dieses Umsetzungspro- cesses entsteht ein indifferenter Korper, namlich: das Oel von pfeffermiinzartigemGeruch, dessen Zusammensetzung eben erwiihnt wurde. — Bei dem Schutteln der Producte der Destination von Zucker und Kalk mit Wasser lost sich in diesem ein Theil des- selben auf. — Fremy gab an, dass das Wasser hierbei Aceton aufnahm, was ich zu bestatigen Gelegenheit gefunden habe. — Nach der Behandlung des rohen Metacetons mit Wasser und wasse- riger Kalilauge und abermaligem Waschen mit Wasser bleibt ein Gemenge von verschiedenen Substanzen , welche Alle, wie schon oben erwiihnt wurde, sich als Glieder einer Reihe betrachten las- sen , deren allgemeine Formel durch Cn Hn — 3 Os ausgedriickt werden kann. — Urn sie isolirt zu erhalten , wurde das Gemenge der fractionirten Destination unterworfen , un d dabei die Vorsicht gebraucht, dass die Temperatur nur immer so hoch stieg, dass die im Gefasse enthaltene Fliissigkeit ins Kochen gerieth. — Die Destination selbst odervielmehr das Abdunstenlassen der mit Chlor- calcium getrockneten Gemenge geschah in einer glasernen im Oel- bade eingesetzten Retorte. — Die Temperatur des Oelbades wurde an einem und demselben eingesenkten Thermometer beobachtet. — Die Analyse dieser durch die fractionirte Destination getrenn- ten Substanzen gab folgende Zahlen: Bei 70°C abgedunstet: I. 0-234 Grm. Substanzgaben 0-6020 Grm. KohlensaureundO'200 Wasser. II. 0-326 „ „ „ 0-842 „ „ „ 0-2810 „ Diess gibt in 100 Theilen: bereclmet gefunden 14 Aeq. C — 84 — 70-58 - 11 „ H — 11 - 9-24 - 3 „ O — 24 — 2018 - - 7017 — - 9-48 — - 20-35 — 70-42 9-57 2001 119 10000 10000 10000 167 Bei 95° C abgedunstet: I. 0128 Grm.Subst.gaben 0-3470 Grm. Kohlens. und 01195 Grm. Wasser. II. 0 1460 „ „ „ 0-3945 yi n „ 0-1345 „ In 100 Theilen: berechnet gefunden I. II. 18 Aeq. C — 108 — 73-46 - 73-82 — 73-63 15 „ H — 15 - 10-20 — 1031 — 10-20 3 „ 0 — 24 — 16-34 — 15-87 — 1617 147 10000 Bei 150°Cabffedunstet: 10000 10000 I. 0-3970 Grm. Subst. gaben 0-8100 Grm. Kohlens. und 0-2701 Grm. Wasser. II. 0 2185 0-5965 0-2005 In 100 Theilen : berechnet 20 Aeq. C — 120 — 74-53 17 „ H— 17 — 10 55 0 24 — 14-92 — 15-53 ii. 74-42 1019 1539 161 10000 —10000 —10000 Bei 200° C abgedunstet: I. 0-1840 Grm. Subst. gaben 0-5230 Grm. Kohlens. undO-1830 Grm. Wasser II. 01940 „ „ In 100 Theilen: 0-5530 „ 0-202 berechnet 28 Aeq. — C — 168 — 7ril — 25 „ — H — 25 — 11-52 — 3 „ 0—24 1107 217 10000 10000 Das Gemenge dieser Verbindungen gibt, wie schon Gottlieb beobachtet hat, bei der Oxydation mit Chromsaure: Ameisensaure, Essigsaure , Metacetonsiiure, — mit einem Wort eine Reihe von fetten Sauren. — Neben diesen fetten Sauren erhielt ich ein nicht sanres fluchtiges Oel, welches abgenommen und fiber Chlorcalcium getrocknet wurde. — Die Analyse desselben gab folgende Resultate: 01 885 Grm. Subst. gaben 0-5295 Grm. Kohlens. und 0-1780 Grm. Wasser. 168 Diess entspricht in 100 Theilen: berechnet 40 Aeq. C — 240 — ^67 - 33 „ H - 33 — 10-54 5 0 — 40 — 1279 geftmden 10-48 12-92 t>>.A H a. 313 10000 10000 06 lasst sich betrachten, als 4 (C10 #s O) + HO Wird das Gemenge von Verbindungen aus der Formel CnHn-3 03mit concentrirter Kalilauge in einem Apparate bis warn Kochen derselben erhitzt, in vvelchem die verdichteten Fliissigkei- ten fortwahrend in das Gefass zuriickfliessen mussen, und diese Behandlung so lange fortgcsetzt, als das Kali noch eine Einwirkung zeigt, und wird das auf der dunkel-braunschwarz gefarbten , mit Harzflocken vermischten Kalilosung obenaufschwimmende, fliich- tige Product abdestillirt, so erhalt man ein leicht bewegliches, farbloses Product, welches eingeathmet die Wirkungen des Aethers und Chloroforms in hohem Grade erzeugt, und fiber Chlorcalcium getrocknet und analysirt folgende Zusammensetzung gab: 0-2685 Grm. Subst. gaben 0-7090 Grm. Kohlens. und 0-2565 Grm. Wasser. Diess gibt in 100 Theilen: berechnet gefimden 60 Aeq. C — 360 — 7?14 — ~7!?oi 51 „ H — 51 — 10 22 — 10-61 11 „ O — 88 — 17-64 — 17-38 ~~ 499 10(H)0 10000 C H 0„ lasst sich betrachten als 10 (Ca H\ O) + MO. Dieselbe Verbindung bei einer zweiten Bereitung erhalten tuhrt zu folgender Formel und procentischen Zusammensetzung: 0-098 Grm. Substanz gaben 0-0890 Grm. Wasser und 0-2640 Kohlensaure. berechnet gefunden 6 Aeq. c — 36 — iS^ — 73^6 5 „ H — 5 — 10-20 — 1008 1 „ O — 8 — 16-34 — 16-46 49 10000 10000 Die Entstehung eines Kiirpers von der Zusammensetzung dt Hia Oi erklart sich leicht; wenn man annimmt, dass die der allgemeinen Formel Cn Hn — 30s entsprechenden Verbindungen 169 aus einem dem Aethyl- oder Methyloxyd entsprechenden Korper Cla Hg O mehr dem Aldehyd einer fetten Saure zusammengesetzt sind. — Indem die Aldehyde der fetten Sauren unter Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft durch das Alkali in Harze vervvandelt werden, nimmt die Verbindung &, H9 0 Wasser auf und bildet damit die Verbindung C12 H90 + nHO.— Diese Verbindung wurde fur sich der Oxydation unterworfen. — Miissig concentrirte Salpe- tersiiure damit erwarmt gibt eine nicht unbedeutende Menge von Oxalsaure und einen fliichtigen Korper, der nach alien seinen Eigenschaften mit dem iibereinstimmte, welcber weiter oben unter der Formel 4 (C13 Hg 0) + HO besprochen worden war. Die Analyse von dem Korper, welcher durch geschmolzenes Cliloricalcium getrocknet war , gab folgende Resultate: 0-1070 Grra.Subst. g-aben 0-4820 Grm.Kohlens. und 01600 Grm. Wasser. Diess gibt in 100 Theilen: berechnet gp fun den 10 Acq. C — 60 — 78^ — 78/6S 8 a H- 8 — 10-52 — 10-59 1 „ 0 - 8 — 10-54 - 10-73 76 10000 10000 Die Entstehung der Verbindung Clo Hg O aus der Verbin- dung Ciz Hia On erklart sich einfach durch das Austreten von der Gruppe C2 Hz 0 , denn C12 Hi0 Oz C10 Hs O Cz Hz O. Werden die zwei Aequivalente Wasserstoff in Cz H% O oxydirt und durch Sauerstoff ersetzt, so entsteht ein Aequivalent wasser- freie Oxalsaure. Wird die Verbindung C12 Hi0 Oz mit concentrirter Schwefel- siiure oder mit wasserfreier Phosphorsaure behandelt, so wird ihr Sauerstoff und Wasserstoff in der Form von HO entzogen. — Wird eine hinreichende Menge von diesen wasserentziehenden Mitteln in Anwendung gebracht, so kann auf diese Art ein O freies Product erhalten werden. — Dieser Korper enthiilt auf 6 Aequivalente von Kohlenstoff 4 Aequivalente von Wasserstoff. Er stellte ein wasserklares nach denProductender trockenen Destination der Steinkohlen riechen- des, unverandert destillirbares Oel dar, das bei der Analyse fol- gende Zusammensetzung zeigte: 0-1415 Grm. Subst. gaben 04660 Grm. Kohlens. und 0- 1310 Grm. Wasser 170 Diess entspricht in 100 Theilen: berechnet gefundefl 12 Aeq. C — 72 — 9n . „ bei der Schwefelbestimmung 0-914 schwefelsaurem JLSaryt. In 100 Theilen: berech.net CM — 180 - 45-91 — 45-54 — 4574 //26__ 26 _ 6-63- 7-13- 700 TV, — 42— 10-73— 10-00— — S„ —144— 30-73 --_ 3723 - — 392 — lOtToO^- 100-59 — - entsprechend folgender Formel: a (ft m ®) ■ ft m ns3 + 2 (ft w» ■ OySa Audiisung von Chlorcalcium einca UrystalHnisChefi Korper abscheldet , tat fair Chlorcalcium gehnlten wurde. 175 das ist, die sulfocarbaminsaure Schwcfel- und die SchweiVlcyan-Ver- bindung von C\ Ile , dem Acetonyl. Die Gegeawart von Schwefel- cyan ist leicht nachzuweisen : Aetzkali lost die Krystalle aufund gibt beim Kochen don Geruch nach Mesityloxyd, und spater nach Ammomak; sattigt man die Losung vor oder nach dem Kochen mit etwas Salzsaure und setet Eisenchlorid hinzu, so entsteht sogleich eine starke Schwefelcyanreaction. < Es ist die Verbindung unter denselben Bedingungen entslanden wie das, von Quad r a t untersuchte Schwefelcyanbenzoyl ') und es wirel der hierbei statt findende Vorgang auf folgend'e Weise zu erkiaren sein: Die Verbindung besteht nach der gegebcnen Pormel aus 2Gruppen, dereneine, 2 (am 8) mit Sulfocarbaminsaure ver- bunden ist, ungefahr wie sich Schwefelammooium mit derselben verbindet. Es zerlegen sich, um sie zu bilden, 2 Aequiv Acelon und 4 Aequiv. Schwefelwasserstoff so, dass 4 Aequiv. Wasser ent stehen, 2 Aequiv. Schwefel aufgenommen, „„d 2 ausgeschieden werden, die sich in der schwefelammoniumhaltigen MutterWe auliosen, nach der Glcichunff: ° Cia Hn Oi + bH8=Ci2 Hl2 S» + kJIO + 28. Es enthallen ferner 2 Aequiv. Sulfocarbaminsaure die Ele- meute von tHS unA 2(Cy H8,). Die 4 Sauerstoff-Aequivalente des Acetous C„HU 0t, vereinigen sich mil dem Wassersloff des Schwefelwassersloffes zu Wasser; der Schwefel des Schwefel. wasserstoffes wird ausgeschieden, und lost sich glcichfalls in der Mutterlauge, wiihrend die 2 iibriggebliebenen Schwefelcyan-Aequi- ») Nach der nunmehrlsen Kenntniss dor Sulfocarbaminsaure wird die Entste- MS,I!S Schwefelcyanbcnzoyls auch in der Art gedacht werden mu!n dass 1 Aeqmv. BittermandeKil und , Aequiv. Suifocarbaminsaure ibren Sa, ^ s off und Wasserstoff zu Wasser vereinigen, wiihrend 1 Aequiv. Wa .toff au dem B.ttermandeKH , und 1 Aequiv. Schwefel aus der SuKoearba mmsaure s.ch zu Schwefelwasserstoff vereinigen ; dieser vcrbinde "c.^.V term,t e.nemTheii unveranderten Ammoniak ,n Schwefelammonium, deJen I ntstehung be, d.eser Gelegenheit sieb leieht naehweisen liisst. Der Res, er Element* des Bittennandeiols C14 B& (Benzoyi) vereinigt sieb rait dem durch Veriust von 3 Wasserstoff und 1 Selnvefel-Aequivalent aus der Snlfo. carbammsaure enistandenen Schwefelevan zu Sehwefelcyanbenzoyl , wie nachstehende Gleichung zeigt: ci * 'h o„ ■+■ a, mrsa = ct ,{ //5 + c.^ns., + 2ijo+ us. 12 * 176 valente sich mit clem seines Sauerstoffs beranbten Aceton zn der zweiten Gruppe vereinigen^niimlich: Der von tier Mutterlauge aufgenommene Schwefel wird bei Zusatz von Salzsaure ausgeschieden. Die Verblndung &.&•%«, «eren nahere Zusammen- setzung so eben erortert wurde, vereinigt sich mit Schwefel plat.n und Schwefelquecksilber zu Doppelsalzen, die ihre Zusammen- setung m bestatigen vermogen. Platinverbindung. Kalte alkoholische Losungen von Platinchorid und der krystallisirten Verbindung erzeugen be.m Zusammenbringen einen Niederschlag, der in Alkohol etwas los- lich ist und durch Zusatz von ein wemg Wasser vermehrt wird. _ Es dauert langere Zeit, bevor alles ausgctallt ist und me^tens erscheineu die spSter herausfallenden Parthien etwas l.chter ge- flrbt Im Ganzen ist der Niederschlag briiunlich gelb, durchaus unkrystallinisch, selbst jener der aus kochendem Alkohol s.ch wieder ausscheidet. Er lasst sich bei 100° trocknen, neeht be.m Erhitzen anfangs brenzlich, dann nach Schwefelwasserstoff und schwefliger Saure , und verglimmt endlich zu reinem Platm. Mit Schwefelcyankalium gemischt und erhitzt, entsteht kein Senfol, n fcaifi firm Subst. g-aben 0-364 KoMensaure unci 0130 Wasser v „ bei der Sliekstoffbestimmung 0-101 met. Platin Platinbestimraung 0-0G7 » m 0-2015 0-1780 In 100 Theilen : bereclmet gefunden _ 22-97 — 22-84 __ 331- 3-32 __ 535— 5 48 Sn _240 - 3078- - Pt, — 180 — 26 — 42 2950— 37-59 — 3704 783-6 - 10000 - wonaoh ihm die Formel zukbmmt : 177 Die Quecksilber -Verb indung, die leicht durch Fiil- lung einer ka 1 tweingeistigen Losung der Kry stall e mit einer eben solchen Losung von Quecksilbersublimat erhalten wird, stellt cin anfangs vollig weisses, naeb dem Trocknen etwas gelb- liches Pulver dar, das in Weingeist schwer , im Wasser gar nicht loslich ist. Es gibt mit Eisenchlorid iibergossen , besonders beira Er- warmen , eine Schwefelcyanreaction, mit Schvvefclcyankalien eben so vvenig Senfol wie das vorige Salz. Es enthalt nebst Sebwefelquecksilber noch bedeutende Mengen von Quecksilberchloriir, und schwarzt sieh beim Behandeln mit Kali. Bei 100° C. getrocknet und analysirt ergaben: 0-7675 Grm. Subst. 0-083 Grm. Kohlensaure und 0-032 G. Wasser 0-454 „ „ bei der Schwefelbestimmung 0-327 „ Schwefels. J3aryt 0-7125 „ „ zur Bestimmung des Quecksilbers und Chlor's mit vollig chlorfreiem Aetzkalk gegliiht 05462 met. Quecksilber und 0-2835 Chlorsilber. In 100 Theilen: berechnet gefundcn £-30 ~ - 180 — 303 — 2-94 Mn» - - 26 — 0-43 — 0-46 iV3 - - 42 — 0-70 — — Sie - _ 576 _ 9-70 — 9-87 Hgis - - 4500 — 75-84 — 7665 Cin - - 609 — 10-30 — 9-83 5933 — 10000 Sonach mus fur dasselbe die Formel gegeben werden : (C3„ Hu, N3 Sa ) + (%!HgS . ISHffCI) Die Verbindung 2 (C6 //„ S) . Cz Hz ZVS8 + 2 (Cf, H, . Cy S3) zerfallt, wie schon einmal erwiihnt , beim Kochen mit Aetzkali in Mesityloxyd, wahrend Ammoniak entvveicht ; erhitzt man die Krystalle bis zu ihrem Schmelzpunct, sodestilliren zweierleiFliis- sigkeiten ab, die sich in 2 Schichten sondern, gerade wie wenn man Aceton , Schwefelkohlenstoff und Ammoniak, aus denen sie entstanden sind, mischt. Die untere ist lichtgelb, und man un- tcrscheidct durch den Geruch ganz Icicht Aceton und Schwefel- 178 kohlcustoH' in ihr; die oboreistdunkelroth, und entluilt viol Schvve- felammonium. Past gleichzeitig mit der Zerlegung in diese Be- standtheile sublimiren feine glanzcude weisse Nadeln am Ile- tortenhalsc an, die geruclilos , von intensiv bitterem Geschmack, und gleich loslich in Wasser, Weingeist und Aether sind. Leider sind sie von den gefiirbten Fliissigkeiten so durch- zogen , dass bei ihrer kleinen Menge die Reindarstellung fur die Analyse fast unmiiglich wird. Sie mogen ein ahnlicher, aus Koblenstoff, Wasserstoff und Stickstoff besteheuder Ktirper sein, wie jener, dem Benzoyl- azotid zunachst stehende, den Quadrat bei der trokenen Destil = lation des Schwefelcyanbenzoyls crhielt. A c c t o n y 1 a m i d und S c h w e f e 1 c y a n a c e t o n y I. Wcnn man dieKrystalle des sulfocarbaminsauren Schwefelacetonyls + Schwe- felcyanacetonyls mit Alkobol kocht, so entwickelt sich Ammouiak und Kohlensaure, und weiterhin zersetzt sich die Losung, indem sie immer dunkler bis brauaroth wird, unler Bildung von Schwe- felaminonium. Dabei sammelt sich bcim Stehen am Boden des Gefasses eine geringe Menge einer neuen krystallinischen Verbindung die von der farbendeh Mutterlauge schvver zu befreien ist, und durch oft wicderholtes Umkrystallisiren gereinigl; wcrdcn muss. Die Substanz erscheint dann weiss ; sie enthalt Schwefelcyan, und gibt unter der Luftpumpe getrocknet bei der Analyse : 0*1765 Grm. gaben 0-333 Kohlensaure und 0-143 Wasser. 0- 175 5, bei der Stickstoffbestimmung 0-207 met. Platin In 100 Theilen : herechnet geftmdtm C„6 - - 216 — 51-67 — 51-45 Hu - - 36 — 8-61 — 900 m - _ 7() __ 16-74 — 16-84 s« - - 96 - 22-98 — •i 418 — 10000 weleher Zusammcnsetzung die Formel ■" 2 (Ce Hf, . NIh) + 3 (Ct H, . Cy Si) entspricht, wonach aus der friihcr sulfocarbaminsauren Scluvcfel- verbindung eine Amidvcrbindung entstanden ist, vereinigt mit der- selben Schwefelcyan verbindung, wie in dem urspriinglichen Salz. 179 Schon Berze litis hat jener Aiisicht iiber die Constitution ties Acetons widersprochen, der zufolge es von Einigen als der dem Mesityloxyd zukommende Alkohol betrachtet wurde; auch die besprochenen Verbindungen sind geeignet, diese Ansicht zu wi- derlegen, und die Behauptung zu uiitcrstiitzen, dass das Aceton das Bioxyd des Acetonyls C^H^ ist, welches Radical mit einem Aequivalent Schwefel, Schvvefelcyan , Amid u. s. w. verbunden werden kann. Die Verbindung mit einem Sauerstoff-Aequivalent ist im iso- lirten Zustande nicht bekannt; in Verbindung mit Wasser babe ich sie in einem spater zu beschreibcnden Product angenomineu, welches durch Destination von mesitiloxydschwefejsaurem Kalk mit Schwefelkalium und Entschwefeln des Destillats mit Kali und Quecksilberoxyd erhalteu wurde. Um zu sehen, ob vielleicht im statu nascenti eine Schwe- felverbindung des Acetons entsteht, wurde essigsaures Bleioxyd, Natronkalk und Schwefelkalium trocken destillirt. Die dabei auf- tretenden Producte sind jedoch nur Schwefelwasserstoff und eine acetonhaltige, wasserige Fliissigkeit ; im Piiickstand findet sich Sclnvefelblei. — Liquor Bcguini und Aceton bilden nach lan- gerem Stehen, withrend sich in der ersten Zeit etwas Schwefel krystallinisch abscheidet, eine dicke, dunkelpurpurrothe Fliissigkeit, die den stechendcnGcruch des Schwefelammoniums nach und nach ganz verlicrt, einen schwachen Acetongeruch aber beibehalt. Mesityloxyd. Ce lh O. S c h we 1 wass erstoff - Schwefelac etony 1. Um das Mesityloxyd in eine Schwefclvcrbiiidung iiberzufiihren, wurde Anfangs nach Kane die Chlorverbindung desselben mittelst fiinf- fach Chlorphosphor darzustellen versucht, um diese dann weiter mit Schwefelkalium zerlegen zu konnen. Es ist aber die Menge des auf diese Weise erhaltenen Chlormesityl's, selbst wenn man mehrere Loth reines Aceton an- wendete, so gering gewesen, tlass es nicht hinreichte, weitere Versucbe damit anzustellen. Auch scheint Kane diesen Uebelstand selbst gefiihlt zu haben, da seine Angaben iiber das Chlor-, Jod- und Schwefel- mesityl diirftig genug sind. 180 Viel leichter gelingt ilic Barstellung sclnvefelhaltiger Pro- ducte wenn man mesityloxydsehwcfelsauren Kalk mit einfach oiler fiinffach Schwefelkalium trffcken deslillirt. Schon beim Zusammen- reiben beider Substanzen tritt, wahrend sicb die Masse etwas envarmt ein heftier Knoblauchgcruch auf, der sich bei dcr wei- teren Destination aufs unangenehmste verbreitet. Die ei"-entliche Reaction beginnt bei 120 — 130° C, untl braucht, ist sie einmal im Gange, durch weiteres Erhitzen gar nicht unterstiitzt zu werden. Bei der Anvvendiing von einfach Schwefelkalium ist das De- stillat anfangs wasserklar, die spater kominende Portion ist et- was triibe, lost sich aber in der erstcn noch klar auf. Es ist nicht schwer zu bcmcrken, dass, selbst so lange die Fliissigkeit noch klar bleibt, schon eine zweite specifisch schwerere iiber- geht, and sich mit der ersten mischt; diess scheint von einem ver- anderlichen Gehalt an Schwefelvvasserstoff herzuriihren, der sich wahrend der ganzen Operation in Menge entwickelt. Weiterhin geht Wasser mit uber, welches viel von der Vcrbindung auflost, wesshalb bei Zeiten die Vorlage gewechselt werden muss. Tragt man in ein so erhaltenes gemischles Product Chlor- calcium ein, so wird dieses in Menge aufgelost, bis zuletzt ein Chlorcalcium nicht mehr auflosender Rest zunickbleibt, der ab- "•ezo^en und fur sich rcctificirt werden kann. Aus der dickli- chen Chlorcalcium -Masse destillirt dann im Wasserbade ein farbloscs nach Zvvicbeln riechendes Oeli'iber, das mit blatter Flamme brennt. Seine Zusammensetzung ist: I. 0-3010 Grm. Subst. gaben 0-5175 Kohlensaure und 0-32;S5 Wasser. II. 0-400 „ „ ,, °-683 " » °'430 " 9.3747 0-291 schwefelsauren Baryt. In 100 Theilen: bcreclinet gefunden i. ii. Cis — 108- 46-75 — 46-72 - - 46-60 H„ — 27 — 11-64 -- 1194 - - 111)3 Os - 64 — 27-76 — 26-78 - ~ •■> Sz — 32 — 13-85 - 14-56 - 5) 231-100,00-10000 181 und cntspricht der Pormel 3(C\He)+S+HS+8aq. Jenes Oel, welches vom Chlorcalciuni nicht mehr aufge- nommen wird, 1st sehr wahrsclieinlieh sauerstofffrei. Ich schiit- telte es, urn den iibersclmssigen Sehwefehvasserstoff zu entfer- nen mit einer verdiinnten Kalkmilch, und hiebel mag es sich et- was zersetat haben. Die Analyse ergab C: 4503 — H: 10-67 — £ : 4145 und einen Rest von 2-85% Sauerstoff. Ich halte dafur, dass ihm die Formcl: CGH&S+HS zukomrot, welche in 100 Theilen ver- langt : C : 481 — H : 93 — S : 42-6. Die Analyseu zweier Oele von anderen Bereitungen, abgenom- men, so lange das Destillat noch einerlei war, danuinitkohlensaurem Natron zur Entfcrnung des freien SchwefelwasserstofFesgewaschen und ttber Clorcalcium getrocknct, was auch einen kleinen Theil da- von aufnahm, i'uhrtenzu ahnlichen Formeln, die sichnur durch einen Mehr- oder Mindergehalt von Schwefclwasscrstoff unterscbeiden. A 0-275 Grm. Subst. gaben 0-395 Kohlensaurc und 0-208 Grm. Wasser 0-241 „ „ „ 0-367 „ „ 0-199 „ 0-234 ,, „ „ 0-84G schwefelsauren Baryt 8 In 100 Theilen : A B berechnet gefunden berechnet gei'unden ce — 30 — isMsT— "3^17 C,4 - 144 — ^wilT '— 41-53 Us — 8 — 8-09 — 8-99 #31 - 31 — 8-83 — 9-17 8, — 48 — 52-18 - Su — 170 - 50-15 — 49-59 92 — 100»00 351 — 100-00 — 100-29 = C,,&dS + 2 H8 = 3 (C6 tf6S- 2H.S) + (C6H(,S-.//£) Wendet man zur Dai-stellung dieser schwefelhiiltigen Ocle, die sich alle durch einen hochst widerlichen, penetranten Knob- lauchgeruch auszeichnen, fiinffach Schwefelkalium an, sotrittausser dem im Anfange crschcinenden ungefarbten, sehr beweglichen Oel, bei gesteigerter Hitze auch eiu gelbes, mit viel Wasser iibergehen- des Oel auf, welches in der Vorloge zu Boden sinkt. Das farblose Del , welches gesondertwerden muss, bevor das Wasser erscheint, Bat ziemlich dieselbe Zusammensetzung, wie das cben angefiihrte Del B. Es gaben namlich 0,1853 Subslanz 0,2805 Kohlcnsaure »nd 0,1435 Wasser. 182 Demnach in 100 Theilen: C : 41-28 und H: 8-60. Dasschwere,gelbe Ocl von mehr zwiebelartigem Geruch wurde benfitzt, urn eine Verbihdung mil Platinchlorid zu erzeugon, die entsteht, wennman die weingeistigen Auflosungenbeider Substanzen mischt, von dem sogleich enstehenden dunkelrothen, fast ganz aus Schwefelplatin bestehenden Niederschlage abfiltrit, dann die Fliis- sigkeit mit ein wenig Wasser bis zur anfangenden Triibung ver- setzt, und durch Erwarmcn im Wasserbade die Bildung einer licht- gelben, amorpben Vcrbindung unterstiitzt, welehe nach dem Aus- waschen mit Alkohol bei 100° getrocknet werden kann. 0.268 Grm. dieser Vcrbindung gaben 0-140 Kohlensaure und 0-0i5 Wasser 01 205 0-157 0-163 schwcfelsauren Baryt 0-087 met. Platm. In 100 Theilen: bereclinet gefunden Ceo — 360 — 14-45 — 14-24 jiraso — 50 — 200 — 1-96 Ptllt — 1379-8 — 55-41 — 5541 S26 416 — 16-50 - 16-55 C78 - 284 — 11-64 — 11-84 2489-8 _ 10000 — 10000 Die Zusammensetzung gibt die Formel : 2 (CtHsCl). 3 (P*CZ) + 8 (CaHrS-PtS) + 7 PtS2. Ilier erscheint durch die Befaandlung mit Plalincblorid in der Warmc bereits der Wasserstoffgehalt durch Salzsaurebilduug redu- cirt und diese Formel liesse auf die Moglichkeit der Bildung einer Schwcfelcyanverbindung aus der Gruppe Ce Hs CI mit Schwefelcyan- kalium schliessen; allein der Versuch lehrt nichts der Art; es geht beim Erhitzen des Platindoppelsalzes mit SchwefelcyankaliumBlau- saure fort, und es destilliren einige Tropfen einer Flussigkeit von hiichst widerlicbem Geruch, der an das ursprttnglichc Oel erinnert. Die vorhin beschriebenen Oele lassen sich entschwefeln, wenn man sie mit Aetzkali und Quecksilberoxyd langere Zeit schtittelt. Es verschwindet dann der penelrante KnoMauchgcruch bis auf eine geringe Spur, die aber bei dem einzigen Versuchc, den ich anstellen konnte, doch nochvon cinem kleinen Schwefclgehalte her- riihrte, wie die Analyse bewies. 183 Es war dazu jenes Oel verwendet wordeii, fur welches ich die Formel 3 (C6//6) + S + H8 + 8 aq. berechnet habe. Von dem Ge- misch von Kali und Quecksilberoxyd abdestillirt liatte es noch die Eigenschaft, Chlorcalcium aufzulosen, und wurde daher auch davon im Wasserbade abo-ezosren. 0-459 Gnu. Substanz gaben 0-459 Kohlensaure und 0-283 Wasser 0-2195 » ,, „ 0-042 schwefelsauren Baryt In 100 Theilen: berechnet gefimden ^48 — 288 — 46-82 — 46-23 //71 — 71 — 11 54 — 11 61 0,o — 240 — 39-04 — 39-54 S — 16 — 2-60 — 2-62 615 100-00 10000 23 HO. - Uc„utO)\ l.(C,H,8)j Nach der Menge Wasser, mil, welcber vcrbunden dieses Oel vom Chlorcalcium abdestillirt , scheint es , dass die Verbindung CeIItO, das eigentliche Acetonyloxyd, ohne einen grossen Was- sergehalt gar nicht beslehen kann. So wie nun durch Destination von mesityloxydschwefelsau- rem Kalk mit Schwefelkalium Schwefelverbindunjren der erwahnten Art entstehen, so wird es ohne Zweifel auch gelingen, die entspre- chenden Phosphor-, Cyan-, Amidverbindungen u. dgl. bei Anwen- dung von Phosphorcalciura, Cyankalium u. s. w. zu erzeugen, und so die Reihe dieser Verbindungen vollstandig zu machen. — Eine Schwefelcyanverbindung bildet sich wie ich glaube auch auf diese Weise, denn mesityloxydschwefelsaurer Kalk und Schwefelcyan- kalium geben ein Destillat von scharfem,stechenden vonSenfolaber ganz verschiedenen Geruch, das sich in Ammoniak milchig auf- lost, und beim Verdunsten dieser Losung Krystalle hinterlasst. Ich bin auf die weitere Untersuchuas; dieser Verbiuduno-en nicht eingegangen, weil ich schon bei den Schwefelverbindungen meine Anfangs ausgesprocheneu Voraussetzungen nicht gerecht- t'ertigt sah. 184 Metaceton Ce/7a0, Das nach Gottlieb bcreitete Metaceton liefert mit Schwefel- kohlenstoff und Ammoniak keine dem Aceton analoge Verbindung. DieKrystalle, die gleichwohl entstehen, sind nichts anderes als sul- focarbaminsaxires Schwefelammonium. Schwefelkalium oderSchwcfelcyankalium bewirken keine Zer- setzung, die eine Schwefel-oder Schvvcfelcyanverbindung zur Folge hiitte. Der graugriine Niederschlag, der aus wcingeistigen Losun- gen des Metacetons und Quecksilberchlorids entsteht, liefert beim Erhitzen mit Schwefelcyankalium eben so wenig die gesuchte Ver- bindung. Uebrigens bin ich bei der Bereitung des Metacetons zum Be- hufe dieser Versuche axif die eigenthvimliche Natur dieses interes- santen Korpers, und iiberhaupt auf die bei der Destination von Kalk undZucker entstehenden Producte aufraerksam gevvorden, und es hat sich im Verlaufe einiger Versuche herausgestellt, dass der dabei stattfindende Process sehr verscbieden von dem bisher allgemein angenommenen ist. Die dahin einschlagigen Versuche bilden den Gegenstand einer andern in Kiirze erscbeinenden ausfiibrlichen Arbeit , die im hiesigen Laboratorium von Herrn Schwa rz zu Ende gcfuhrt wird, und der ich hier nicht vorgrei- fen will. Kohlenhydratc Ga //io Oio. Die mit Zucker unci Starkmehl angcstelllen Versuche vvaren gleichfalls evfolglos. Sie bestandcn in der Destination derselben mit Schwefel, Schwefclcalcium, Schwefelkalium, Aetzkalk und Schwefel. Hierbeifand stets eine starke Schwefelwasserstoff-Entwicklung statt, wahrend auf der andern Seite eine metacetonartig-brcnzliche Flussig- keit und brennbareGase fortgingen. Constante Scbwefelverbindun- gen entstehen auf diese Weise durchaus nicht. — Nach alien dicsen Erfahrungen wird es keiner Entschuldigung bediirfen, wenn ich davon abstand, auch noch die Milchsaure ahnlichen Behandlungen zu unterziehen; ich konnte im Vorhinein sicher sein, dass das Lactyl am allerwenigsten Beziehungen unterliegen wiirde, nach denen ich schon bei Radicalen fruchtlos gesucht hatte, bei welchen viel mehr Wahrscheinlichkeitsgrunde fur einen Erfolg sprachen. — 185 Das Rcsultat aller dieser Versuche ist also in Bezug auf die Frage, ob sich bei der Substitution des Sauerstoffes der verschie- ilenen aus Ca Us bestehenden Kohlenwasserstoffe durch Schwefel oder Schwefelcyan Verbindungen bilden, die mit denen des Allyls identiseh sind, durchaus verneinend. Die statt der en erbaltenen Verbindungen sind vielmehr: I. Die sulfocarbaminsaure Schwefel- und Schvvefelcyanverbin- dnng des Acetonyl's - 2 (C. He S) . (Ca m N «,) + 2 (Ce //« . Cy SJ. II. Das Acetonylamid mehr Scbwefelcyanacetonyl = 2 (C6 H6 ■ 2VJT0 + 3 (C6 H, Cy Sz). III. Die den ersteren Verbindungen entsprechenden Platin- und Quecksilber-Doppelsalze = (CsoHztN3S9) + 3PtSzn.(CsoH2eN3SJ +27 HffS+ ISFfgCI. IV. Ein- und zweifach Schvvefelacetonyl-Schwefelwasserstoflf = 3 (CeH<>) + S+HS + 8aq CsH6S + HS (?) C\HrS+2 HS 3 (C6 H* S . 2 HS) + (C, Ht S . HS) V. Das Acetonyloxyd (wasserhaltig) verunreinigt mitSchvve- felacetonyl. = 7(C6/7oO) (CeHeS) + 2'Aa^ VI. Endlich die Chlor- und Schwefelmesityl-Doppelverbin- dung mit Chlor- und Schwefelplatin. = 2 (C6 H, CI) . 3 (PlCl) + 8(C6 // S . PtS) +• ? i%&. Nunmehr blieb nur noch die Frage au beantworten ubrig, ob niclit umgckehrt das Allyl cinen Zusammenhang seiner Saner- stoffverbindungen mit jenen der isomeren Kohlenwasserstoffe aufzuweisen habe: Das Allyloxyd, ein Korper, dessen Reindar- stellung eine schnelle Oxydation so sehr hindert, konnte mog- licher Weise das wasserfreie Aldebyd der Metacetonsaure sein, und es war von Interesse, zu erfahren, ob diese Oxydation bis zur Metacetonsaure von selbst fortschreite. Ich habe in dieser Hinsicht gefunden, dass die am constantesten zu erhalten mog- 186 liche Sauerstoflfverbindung All Oz ist, ilass diese aber sich nieht weitcr verandert, wcnn gleich undersells die Mctacctonsaure ureter die Oxydationsprbducte des Allyls zu ziihlcn ist. Kocht man durch mehrere Stundcn Scnfol mit einer con- centrirtcn Natronlauge in einem Apparatc, wo sich die Dampfe fortwiihrend wieder vcrdichten miissen, so nimmt zuletzt der Rest des Oeles, der ungefiihr ein Drittel von dem urspriinglich angewandten betragt, einen ganz andern, milderen Geruch an, der besonders hervortritt, wenn man das noch in der Fliissig- keit befindlicbe Ammoniak neutralisirt hat. Durch Behandlung mit einer warmen Losung von Bleioxydkali, im Fallc es noch cine Spur Schwefel enthielte, mehrmaliges Waschen mit verdiinnter Schwefelsaure und Wasser, und durch Rectification fur sich ist esrein darzustellen, erscheint wasserklar und von einem Geruche, der sicli nicbt bezeichnender vergleichen lasst, als mit dem marinirter Fische. Die riickstandige Lauge enthalt Spuren von Metacetonsaure, Schwefelnatrium und kohlensaurem Natron ; aus dem Cyan entsteht Ammoniak, welches fortgeht und in Salz- siiure aufgefangen werden kann i). Von im Wesentlichen ganz denselben Resultaten ist audi der Versuch begleitet, den Wertheim zur Darsteilung seines Allyloxyds vorgeschlagen hat. Senfol und Natronkalk reagiren heftig aufeinander: das Gemenge erhitzt sich bedeutend, und destillirt man, nachdem die Einwirkung einige Zeit gedauert hat, ab, so erha.lt man ein farbloses Destillat, dem noch ein starker Amrnoniakgeruch an- haiifi-t, und welches von Wasser einem kleinen, von verdiinnter Schwefelsaure einem grossernThcile nach aufgenommen wird, wah- rend der Rest als etwas gelblich gefarbtcs Oel obenauf schwimmt. Dieses Oel ist, nachdem man es rectificirt hat, schon sei- nen physikalischen Eigenschaften nach dem beim crsten Ver- suche erhaltenen tauschend iihnlich. (Die Darsteilung desselben gelingt iibrigens gerade so gut in einem Kolben oder einer Retorte, als in einer knieformig *) Das aus dem gebildeten Salmiak dargestellte Platinsalz wurde zur Vor- sicht lintersucht: 01H Gramm Substanz gaben 0,064 Gramm met. Platin = 44-4 pCt. Der berechnele Platiagehalt des Platinsalmiaks ist in 100 Theilea = 44-3. ^ 187 gebogcnen GlasrOhre. In hermetisch gcschlossenen Rohren zu destilliren ist sogar bei Iter Masse von Ammuniak, das sich entwickelt und unter einem bohcn Druck condensiren muss, sehr gefahrlich. Es ist mil- geschehen, dass beim Oeffnen einer solchen Rohre dieselbe durch eine Explosion, die gliicklicher Weise ziemlich schadlos ablicf, zertriimmert , und der Inhalt weit umhergeschleudert wurde). — In dem riickstandigen Natron- kalk finden sicb ganz dieselbcn Salze, wie friiher in der Lauo-e. Die Zusammensetzung dieser Oele ist folgende: A Durch Kochen des Senfols mit Natronlauge erhalten : 0-2723 Gramm Substanz gabcn 0-617 Granim Kohlensaure und 0-210 Gramm Wasscr. B. Durch Behandlung des Senfols mit Natronkalk : 0-2935 Gramm Substanz gaben 0-0(515 Kohlensaure und 0-239 Waster. In 100 Theilen : berechnet — 216 — 61-53 - — 31 — 8-82 — _ 104 — 29-65 — jefunden A B 61-79 — 61-49 8-56 — 9-04 29-65 — 29-47 351 — 100 00 — lOtFoo — lOO^OO" Diess entspricht der Formel 6 (Ce Jlr Oi) f HO Wertheim erhielt von seinen Produeten ZahJen , denen ungefahr die Formel Cf H( O ,| zukommt, die also gcwissermas- sen einen Uebergang zu dieser Verbindung inaehen, die sich Iange Zeit unverandert erhalt, wahrend jene einer l'ortschrei- tenden Sauerstoflfzunahnie untcrlag. So wie seinen Oelen kommt auch der Verbindung C H O die liigenschait zu, in einer concentrirten wemgeistigen Losun«- von salpetersaurem Siiberoxyd Krystalle eincs Doppelsalzes zu erzeugen, das alle Eigenscbaften des salpetersauren Silberoxyd- Allyloxyds hat. (Zu meinem Bedauern verungliickte die kleine Menge, die ich zur Bestimmuiig des Atomgewichtes vorbereitet hatte, und ich kann daher seine Identitat durch Zahlen nicht beweisen.) Ich habe erwahnt, dass das Destillat, welches man bei der Operation mit Natronkalk erhalt, an verdiinnte Schvvefelsaure 188 einen Theil abgibt, und dass nur der kleincre Rest die beschrie- bene Vcrbindung C6 Hi 0% darstellt. Die geringen Quantitaten, in denen ich diese Substanzcn stets erhielt, erlaubten mir keine weit- liiufigen Versuche; am leiehtestcn und belehrendsten erschien mir noch die Darstellung einer Plalinverbindung, um aus deren Atom- gewicht und sonstigen Eigenschaften einige Sehliisse zu ziehen. Um sie zu erhalten wurde das rohe Destillationsproduct zuerst unter der Luftpumpe iiber Schwefelsiiure seines Ammoniaks be- raubt, der Rest mit sebr verdiinnter Schwefelsiiure vermischt, und das ausgeschiedene Oel abdestillirt. Die schvvefelsaure Flussigkeit lief durch ein nasses Filter ganz klar ab, und gab beim Vermischen mit Platincblorid einen gelben, etwas flokigen Niederschlag. Dieser wurde nach demAus- waschen vom Filter genommen, und bei 100° getroeknet. Ohne sich zu zersetzen, blaht er sich bei dieser Temperatur auf, und schmilzt theilweise; zerreibt man ihn in diesem Zustande, so lasst er sich vollkommen austrocknen ; beim Verbrennen schwarzt er sich, und hinterlasst das met. Platin schwammig, ganz silberweiss. 0,099 Grm. Subst. gab en 0,0333 Grm. met. Platin = 33,63%. Diese Eigenschaften zeichnen das von Will analysirte Platin- salz des Thiosinnamins aus; der berechnete Procentgehalt dessel- ben ist allerdings 30,62, allein Will bcmerkt ausdrucklich, dass, wenn man die Losung des Thiosinnamins nicht zuvor mit salz- saurem Gas siittigt, man stets einen viel holier en Platingehalt erbiilt, der nach seinen Bestimmungen bis zu 43 pCt. gehen kann, wahrscheinlich in Folge einer Zersetzung. Dass sich bei der erorterten Operation etwas Senfol-Ammo- niak bildet ist, bei der Menge des sich erzeugenden Ammoniaks nicht eben befremdend. Die vorstehenden Versuche sind mit Senfol aus zwei verschie- denen Bezugsquellen angestellt worden ; beide (Sorten Oel ent- sprachen vollig den Anforderungen, denen ein gutes, frisches Senfol gcniigen muss. Vordem aber habe ich langere Zeit mit eincm Senfol gear- beitet, mit welchem ich zu ganz eigenthiimlichen llesultaten ge- langte. Es war von einer sehr soliden hiesigen Drogueriehandlung 189 bezogen, und von Jobst in Stuttgart dargestellt. Im Vergleich mit den andern Oelen hatte es einen etwas schwacheren Geruch und eine dunklere Farbe; offenbar schien es alter als die beiden andern; dass es unverfalscht gewesen sei, ward mir aufs bestimm- teste versichert, auch giaube ich das bei dem bekannten Re- nommee beider Handlungshauser annehmen zu diirfen. Thiosinna- min lieferte es mit Leichtigkeit. Endlich ware es der sonder- barste Zui'all, wenu man im Palle einer Verfalschung zu einem Korper gegriffen hatte, dessen Zusammensetzung so leicht in Verbindung zu bringen ist mit jener des Senfols. Ich erhielt, urn kurz zu sein, beim Kochen dieses Oels mit Natronlauge, Salbeyol; das von der Lauge abgezogene rectifi- cirte Oel hatte vollig den Geruch und die Eigenschaften reinen Salbeyols. Mit Salpetersaure gab es wahrnehmbare Menken von Kampher, und bei der Analyse des fiber Ca CI getrockneten Oels wurden erhalten aus: 0-301 Gramm Subst. 0-890 Gramm Kohlen- saure und 0-317 Gramm Wasser. DiessbetragtinlOOTheilenC: 80-63 — H: 1170— O : 7-67 Das Salbeyol besteht nach Rochleder aus: C|2 jfiTio — O - 80,00 11,11 8,89 100,00 Die Moglichkeit seiner Entstehung aus Senfol ware nach folgender Gleichung gegeben: 10 (CaHrCi/S) + 12 Na O = 4 (Cu Hl0 O) + 2 (iV« O . Cs H5 OJ + 10 Na Cy S\. Dass die demzufolge gleichzeitig entstehende Metacetonsaure in der riickstandigen Lauge nicht nachzuweisen ist, bewiese nichts dagegen, da sie bei dem Ueberscbusse von Natron sehr leicht bis zu Ameisensaure zei-fallen kann, die sich auch in ziemlicher Menge darin findet. Alle iibrigen Erscheinungen sind dieselben wie bei den friihern Versuclien. — Es gelingt nicht, aus Salbeyol durch Behandeln mit PC/5 eine passende Chlorverbindung zu erzeugen, die sich weiter durch Zersetzung mit einem Schwefelmetalle oder Schvvefelcyankalium in eine Schwefel- oder Schwefelcyau-Verbindung iiberfiihren liesse auch findet sich unter den Oxydationsproducten des Salbeyols, die Sitib. d. mathem, - naturw. CI, Jabrg. 1850. II. Bd. II, Heft. 13 190 man durch Salpetersiiure oder Natronkalk crhiilt, keine Fettsiiure oder Metacetonsaure, wesshalb ich vorlaufig auf dieses einzelne Resultat noch keinen Wfcrth legen kann. Ob es moglich sei, dass sich Senfol rait der Zeit in einer Weise zersetzt, die die Bildung von Salbeyol moglich macht, werde ich vielleicht erfalireu, wenn ich eine Portion Senfol, die ich in einem o-eraumigen Kolben unter Sauerstoffgas durch ein Jahr oder lander aufzubewahren gedenke, zu diesemEnde wieder untersuche. Die vorliegende Arbeit ist in dem Laboratorium des Herrn Professors Rochleder, und untersttizt durch dessen freundlichen Rath, ausgefuhrt worden. c) „Ueber die Wurzel der C e p h a e 1 i s Ipecacuanha" von Ervvin Willigk : DicWurzel der Cephaelis Ipecacuanha wurde von Pel I e tier untersuchf, er fand in der Rinde dieser Wurzel: Fett, atherisches Oel Wachs , Gummi , Starke , Emetin , Gallussaure und Holz- substanz ; in dem holzigen Kern einen eigenthiimlichen Extrac- tivstoff, und die eben genannten Korper rait Ausnahme des Wachses. Ich habe mich mit der Wurzel dieser in die Familie der Rubiaceen, Abtheilung der Caffegewachse gehorigen Pflanze beschaftigt, um die Natur der darin enthaltenen Stoffc genauer zu ermitteln. Ich fand, wie schon Pelletier angegeben hat, kleine Mengen von Fett und Spuren eines ekelhaft riechenden iitheri- schen Oehles , Gummi, Stiirke, Pektin, Emetin, Holzfaser und eine eigenthumliche Siiure, die von Pelletier irrthumlich fur Gallussaure gehalten wurde. Die Resultate dieser Untersuchung sind in den folgenden Zeilen niedergelegt. Starke und Pektin. Wenn man die zerstossene Wurzel mit Wasser auskocht, erhalt man eine briiunlich gefiirbte gelatinose Flussigkeit von ekelhaftem Geruch, die durch grobe Leinwand durchgeseiht wurde. Die auf diesc Weise von der Holzfaser getrenntc Flussigkeit wurde mit viel Wasser verdiinnt und durch Papier filtrirt; hiebei 191 Meibt anf dem Filter ein schleimiger schwierig auszuwaschender, grau gefarbter Riickstand, der zu einer schwarzbraunen harten brockligen Masse eintrocknet ; diese mit Wasser gekocht , gibt eineschwach gelb gefiirbte Fliissigkeit, in der sich ein Gebalt an Starke mit Leichtigkeit nachweisen lasst ; wird aber das Ausko- chen mit Wasser vorgenommen , dem etwas Ammoniak zugesetzt ist, so erhiilt man eine dunkelgefarbte Fliissigkeit, die auf Zusatz von verdiinnter Chlorwasserstoff-Saure gallertartige Flocken fal- len lasst, die alle Eigenschaften der Pektinsiiure besitzen. Gummi und phosphorsaure Salze. In der abfiltrirten Fliissigkeit ist ausser Emetin und einigen Salzen eine nicht unbedeutende Quantitat von Gummi enthalten. Wird die Fliissigkeit mit einer wasserigen Losung von Blei- zucker vermischt, so entsteht ein Niederschlag von braunlicher Farbe , der sich bei naherer Untersucluing grosstentheils aus phosphorsaurem Bleioxyd bestehend zeigte; die von diesem Nie- derschlage abfiltrirte Fliissigkeit gibt mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde von neuem einen Niederschlag, der mit Wasser ausge- waschen und mit Schwefelwasserstoff unter Wasser zersetzt wurde. Die vom Schwefelblei abfiltrirte Fliissigkeit wurde auf die Halfte eingedampft und mit Alkohol von 98 pCt. im Ueberschuss versetzt; es fiel eine weisse Substanz zu Boden, die abfiltrirt, ausgewascben und bei 100» C. getrocknet wurde. Sie war im Wasser leicht loslich, gab, mit verdiinnter Chlor- wasserstoff-Saure gekocht, Traubenzucker, und hinterliess nach dem Verbrennen einen feuerfesten Riickstand, der 1,14 pCt. betrug. Die Analyse gab : 44,45 pCt. Kohlenstoff und 6,31 pCt. Wasser- stoff, was der Formel : Cn Hi0 Ot0 entspricht, welche die Zu- sammensetzung des Gummi reprasentirt. In der vom Gummi abfiltrirten alkoholischen Fliissigkeit ist die eigenthiimliehe Siiure der Ipecacuanha enthalten. Die von der Fallung mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde abfiltrirte Fliissigkeit lasst, mit starkem Alkohol vermischt, ein Gummi-Bleisalz von weisser Farbe fallen, das mit Schwefelwas- serstoff zersetzt, vom Schwefelblei abfiltrirt und eingedampft, die griisste Menge Gummi liefert. In den letzten Multerlaugen ist das Emetin enthalten. 13 192 Ipecacuanha -Sitiire. Um diese Saure, welclie von Pel le tier wegen Hirer Reac- tion «auf Eisenoxydsalze fur Gallussaure gehalten wurde , rein darzustellen, wurde die gepulverte Wurzel mit Alkohol von 0,840 aosgekochtj die abfiltrirte Fliissigkeit mit dreibasisch essigsau- rem Bleioxyde ausgefallt, der Niederschlag mit Alkohol von 0,830 ausgewaschen und in verdiinnter Essigsaure gelost. Das phos- phorsaure Bleioxyd bleibt bei dieser Verfabningsweise zuriick. Die essigsaure Losung wurde mit dreibasisch essigsaurem Blei- oxyde versetzt und der Niederschlag auf einem Filter gesammelt. Die von dem Niederschlage abfiltrirte Fliissigkeit wurde mit etwas Ammoniak versetzt, wodurch von Neuem eine Fallung ent- stand; beide Niederschlage wurden fiir sich nacli dem Auswaschen mit Alkohol von 98 pCt. mit Aether angcriihrt, durch Schwefel- wasserstoff zersetzt und vom Schwefelblei abfiltrirt. Der erste Niederschlag gab bei diescm Verfahren eine hell- f>elbe Fliissigkeit, die im Wasserbade in einem Strome von tro- ekener Kolilensaure eingedampft wurde, bis der Aether verlluch- tiffit war. Der Riickstand wurde mit Wasser vermischt , filtrirt, um ausgeschiedencs Fett zu entfernen , und hierauf mit Thier- kohle digerirt; die von der Kohle abfiltrirte Fliissigkeit von roth- lichbrauner Farbe wurde im Wasserbade in einem Strome von trockener Kohlensiiure zur Trockene eingedampft. Der Ruck- stand , bei 100° C. getrocknet, wurde zur Analyse verwendet ; er stellt das Hydrat der Ipecacuanha-S'&ure dar. Die Resultate der Analyse sind unter Nr. I aufgefiihrt. Der zweite Niederschlag wurde wie der erste behandelt; die Analyse der aus diesem gewonnenen, bei 100° C. getrockneten Saure ist unter Nr. II angegebeu. Die so dargestellte Saure der Ipecacuanha ist eine amorpho rothlichbraune Masse von stark bitterem Geschmack; sie ist stark hygroskopisch, wesshalb die Beslimmung ihres Wasserstoffgehal- tes mit Schwierigkeiten verbunden ist ; sie lost sich in Aether, leichter in Alkohol und Wasser. Die verdiinnte wasserige Losung gibt mit Bleizucker keine Fallung, mit dreibasisch essigsaurem Hleioxyde entsteht ein weisser ins Braune ziehender Niederschlag. der mil Leichtigkeit Sauerstoff aus der Luft anzieht und dahci 193 dunkler gefiirbt wird ; ebenso wird derselbe durch Wasserverlust dunkler, auch wenn das Trocknen bei Ausscbluss des Sauerstoffes der Lufl vor sich geht. Eine Auflosung von Eisenoxydsalzen (Eisenchlorid) wird von cincr Losung der reinen Saure audi bei grosser Verdiiunung griin gefiirbt, bei Zusatz von Ammoniak entsteht eine violette Fiir- bung, bei Ueberscbuss desselben eine tint ens chwarze Fliissiffkeit, aus der sich ein scbwarzbraun gefarbter Niederscblag absetzt. Silber- und Queeksilber-Salze werden durch die Saure reducirb Kupferoxydsalze geben in der Saure keinen Niederscblag, bei Zusatz von Ammoniak entsteht jedoch eine schmutzig grunbraune Fallung. Wird eine Auflosung der reinen Saure mit Alkalien versetzt der Einwirkung der Luft dargcboten, so tritt sehr bald eine dun- kel schwarzbraune Farbung unter Absorbtion von Sauerstoff ein-, diese Neigung, Sauerstoff aufzunebmcn, kommt, wiewohl in gerin- gerem Grade, der reinen Saure sowohl als ihren Salzen zu. Beim Erhilzen schmilzt die Saure, blaht sich auf, gibt einen durchdringenden Geruch nach Ameisensiiure und hinterlasst eine blasige Kohlc, die nur scbwierig verbrennt. In concentrirter Schwefelsaure lost sie sich mit braunrother Farbe; durch Zusatz von Wasser wird ein Zersetzungsproduct der Saure in graucn Flocken abgescbieden. Von Salpetersaure wird sie mit dunkel rothgelber Farbe ge- liist; bei gelinder Erwarmung tritt eine lebhafte Gasentvvicklung ein, wahrend die Auflosung sich c;elb farbt. Die Saure wurde bei eincr Tempcratur von 100" C. getrock- net der Analyse unterworfen. 1. 0,311 Substanz gaben 0,643 Kohlensaure und 0,1744 Was- ser. Die Saure binterliess unwagbare Mengen einer grauen llockigen Aschc. II. 0,2911 Substanz gaben 0,5935 Kohlensaure. HI. 0,259 Substanz gaben 0,150 Wasser. Diese Siiure binterliess folgendc Menge von Asche : 0,1762 Substanz gaben 0,0015 Asche = 0,85 pCt. 194 Diess entspricht, auf 100 Theile berechnet, folgender Zu- sammensetzung : berechnet gefunden i. n7^ 14 Aeq. Kohlenstoff = 1050,0= 56,37 - 56,36 — 56,11 Wasserstoff = 112,5= 6,04— 6,23— 6,22 Sauerstoff = 700,0= 37,59 - 37,41 - 37,66 9 7 Atomgew. 1862,5 = 100,00 Die Formel C14 Ih O stellt das Hydrat der Saure dar gleich C H 0 + HO, wie sich aus der Analyse desfolgendenBleisalzes ergibt, welches nach Abzug des Bleioxydes die Formel Cn Hs, Oe gibt. Dieses Bleisalz wurde auf folgende Weise dargestellt: Die Wurzel wurde im Extractions-Apparate mit Alkoliol von 98 pCt. befeuchtet und mit Aether ausgezogen, der filtrirte Aether auf den fiinften Theil eingedampft, nnd die riickstiindige Fliissig- keit liingere Zeit mit Wasser gekocht, wobei sich cine fette Sub- stanz ausschied; von dieser abfillrirt wurde die Fliissigkeit mit Alkohol von 98 pCt. gemischt, und mit alkoholisclier Bleizucker- 16 sung gefallt. Der Niederschlag wurde mit Alkohol von 98 pCt. ausgewa- schen und bei 100° C. getrocknet. 0,2815 Grm.Substanagaben 0,3356 Kohlensaure und 0,0784 Wasser, 0,1394 „ „ „ 0, 064Bleioxyd. Diess gibt nach Abzug des Bleioxydes far die Substanz : berechnet gefunden 14 Aeq. Kohlenstoff = 1050,0 - 'eO^OO — Uolo 8 „ Wasserstoff - 100,0 - 5,71 - 5,72 6 „ Sauerstoff^ 600,0 - 34,29 - 34,18 Atomgew. = 1750,0 - 100,00 — 100,00 Ich gehe jetzt m der Beschreibung einiger Bleiverbindungen iiber, die nach verschiedenen Verfahrungsweisen aus verschiedencu Quantitaten Wurzel dargestellt wurden. Ein neutrales Bleisalz wurde auf folgende Weise erhalten : Die Wurzel wurde mit Alkohol von 0,850 in der Warme dige- rirt, die abfiltrirte Flussigkeit mit alkoholisclier Bleizuckerlosung ausgefallt, vom Niederschlage abfiltrirt und mit viel Wasser gemischt, hierauf mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde gefallt, der Nieder- 195 schlag mit kaltem Wasser ausgewaschen und bei 100° Cgetrocknet. Er war von brauner Farbe. Die Analyse gab folgende Resultate : 0,4065Grm.SubstanzgabenO, 478 Kohlcnsaureund 0,1 255 Wasser, 0,3505 „ „ „ 0,1495 Bleioxyd. JlieSS glDt : bcreclinet gefunden 14 Aeq. Kohlenstoff = 1050,0 —^32^24 — ~3!^07 9 „ Wasserstoff = 112,5 — 3,45 — 3,43 7 „ Sauerstoff = 700,0 — 21,50 — 21,85 1 ,, Bleioxyd = 1394,5 — 42,81 — 42,65 Atomgew. = 3257,0 — 100,00 — 100,00 Cn H9 07 + PbO = C14 H9 06 + PbO + Aq. Ein saures Bleisalz, welches 5 Aequivalente Bleioxyd auf 6 Aequivalente Siiure enthalt, erhielt man auf folgende Weise: Die Wurzel wurde mitAlkohol von 0,830 kalt ausgezogen, die abiiltrirte Fliissigkeit mit alkoholischer Bleizuckerlosung gefallt, und der Niederschlag mit Alkohol ausgewaschen ; hierauf in ver- diinnter Essigsiiure kalt gelost, vom Riickstand abiiltrirt und mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde gefallt. Der entstandene Niederschlag wurde in Wasser zertheilt, mit Schwefelwasserstoff zersetzt , die Fliissigkeit vom Schwefelblei abiiltrirt, abermals mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde gefallt der Niederschlag mit Wasser ausgewaschen und bei 100o C. ge- trocknet, Er war fein zcrrieben hell briiunlichgelb gefarbt. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung : 0,266 Grm. Substanz gaben 0,342 Kohlensaure und 0,92 Wasser, 0,233 „ „ „ 0,0905 Bleioxyd. Diess entspricht in 100 Theilen folgender Zusammensetzung: borechnet gefiinden 6300,0 — 35,15 — 35,08 650,0 — 3,63 — 3,84 4000,0 — 22,31 — 22,26 6972,5 — 38,91 — 38,84 84 Aeq. Kohlenstoff = 52 ,, Wasserstoff = 40 „ Sauerstoff = 5 „ Bleioxyd = Atomgew. =17922,5 — 100,00 — 100,00 O40 + 5 PbO = 6 (Cik Hs 0B) + 5 PbO + 4 Aq. Ich lasse bier noch die Darstellungsweise und Analyse zweier basiscber Bleisalze folgen. Das erste wurde erhalten , indem man C8i Wit 1*96 die Wurzel mit Alkohol von 0,830 kalt auszog, den Alkohol filtrirte und mit weingeistiger Bleizuckerlosung ausfallte. Die vom Niederschfage abfiltrirte Fliissigkeit wurde mit drei- basisch cssigsaurem Bleioxyde gefalU, der Niederschlag mit Al- kohol auso-ewasclien, in verdiinnter Essigsaure kalt gelost, vom Riickstandc abfiltrirt, wobei phosphorsaures Bleioxyd auf dem Filler blieb, und mil Alkohol von 98 pCt. geffllt, bei 100° C. ge- trocknet. Das Salz war braun. Die Analyse desselben gab folgende Zahlen. 0,390 Grm. Substanz gaben 0,383 Grm. Kohlensaure und 0,0995 Grm. Wasser, 0,3764 „ „ „ 0,2016 Grm. Bleioxyd. Diess gibt in 100 Theilen : berechnet gefunden 28 Aeq. Kohlenstoff = 2100,0 —^26^94 — ^26/79 17 „ Wasserstoff = 212,5 — 2,72 — 2,83 13 „ Sauerstoff = 1300,0 — 16,68 - 16,82 * n Bleioxyd = 4183,5 — 53,66 — ^3^56 Atomgew. = 7796,0 100,00 — 100,00 Aq. — Cu #„ 013 + 3 PbO = 2 (Cik // Oo) + 3 PbO 2 (Cik H, 06, PbO) + PbO, HO. Das zweite wurde auf dieselbe Art bereitet und gab in der Analyse folgende Zusammensetzung: 0,387 Grm. Substanz gaben 0,4285 Grm. Kohlensaure und 0,116 Grm. Wasser, 0,290 „ „ „ 0,3205 Grm. Kohlensaure und 0,085 Grm. Wasser. Das Salz hinterliess 46,83 pCt. Bleioxyd. berechnet gefunden 84 Aeq. Kohlenstoff = 6300,0— 30,10—30,19— 30,14 54 „ Wasserstoff = 675,0 — 3,22 — 3,33 — 3,26 42 „ Sauerstoff = 4200,0 — 20,06 - 19,65 — 19,77 7 „ Bleioxyd = 9761,5 — 46,62 — 46,83 — 46,83 Atomgew. = 20936,5 - 100,00—100,00 — 100,00 Cs4 H„ 043 + 7WO=6 ("C14 Hs 0«) + 7 PbO + ii Aq. 19; Als die Losung der reinen Saure, zur Controlle avis einer anderen Wurzelmenge dargestellt, mit dreibasisch essigsaurem Bleioxyde gefiillt, und der Niederschlag bei 100° C getrocknet analysirt wurde , erhielt man folgende Zablen : 0,4743 Grin. Substauz gaben 0,5781 Grm. Kohlensaure und 0,153 Grm. Wasser, 0,4129 „ „ „ 0,1695 Grm. Bleioxyd. Diess gibt nach Abzug des Bleioxydes fur die Substanz : berechnot gefundcn 14 Aeq. Kohlenstoff = 1050,0 ~i 56,8? —^56^36 9 „ Wasserstoff = 112,5— 6,04— 6,07 7 „ Sauerstoff = 700,0 — 37,59 — 37,57 Atomgevv. = 1862,5 — 100,00 — 100,00 Die hier beschriebenen Verbindungen entsprechen hiemit folgenden Formeln : Ipecacuanhasaur e-Wy&r£?uJ^Oi Ipecacuanha-Sawe (wasserfrei) . = C14 Hs Os Es bleibt von den in der Wurzel von Cephaelis Ipecacuanha vorkommenden Stoffen der mit dem Namen Einetin bezeichnetc brechenerregende Stoff zu untersuchen. Mit dieser Arbeit bin ich seit langerer Zeit beschaftigt , und hoffe in kurzem die Resultate der Untersuchung mittheilen zu konnen. Schliesslich bemerke ich, dass ich vorliegende Arbeit in dem Laboratorium des Professors Rochleder unter seiner giiti- gen Leitung ausgefuhrt habe. Das w. M. Herr Sectionsrath II a i d i n g e r, machte folgende Mittheilungen : a) „Ichfreue mich der hochverehrten math.-naturwissenschaft- lichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenscbaften heute noch in der letzten diessjahrigen Sitzung das erste Vierteljahrheft einerneuenperiodischen Publication iiberreichenzu konnen. Gestern erst sind die Exemplare durch die k. k. Hof- und Staats-Druckerei vollendet worden. Sie hat den Titel: „Jahrbu ch der k. k. geo- logischen Reichsanstalt". Ueber den Zweck glaube ich mich auf das Programm berufen zu konnen, welches hier ebenfalls friiher in vielen Abdriicken vertheilt worden ist. Aus dem Inhalte habe ich auch bereits die Ehre gehabt der hochverehrten Classe einen Aufsatzzuubei-reichen: Die Aufgabe des Sommers 1850 far die k. k. geologische Reichsanstalt besteht in der geologischen Durchfor- schung des Landes. Die iibrigen Mittheilungen durften wohl nicht nur ein deutliches Bildvondem Standpuncte des Institutes selbst ge- ben, sondern auch als einBeispielgelten, in welcher Weise es gelang den Grundsatzen des Programms zu entsprechen. Das erste Heft des Jahrbuches boginnt naturlich mit dem Allerunterthiinigsten Griindungsvortrage des k. k. Herrn Ministers fiir Landescultur und Hergwesen, Ferdinand Edlen Herrn v. Thinnfeld, und der 199 Allerhochsten Entschliessung Seiner Majestat unseres glorreich regierenden Kaisers, hierauf folgen die Besetzungen der Dienstesstellen , der oben erwahnte Plan des Angriffs fiir diesen Sommer, so wie die Orientirung unserer gegenwartigen Kenntnisse in dem Gebiete desselben. Ferner mancherlei einzelne dem Zwecke entsprechende Mittheilungen. Aus dem Vorberichte hebe ich nur hervor, dass daselbst, nebst unzweideutigen Beweisen des regen Antheils an dem wahren Fortschritte durch unser hohes Kaiserhaus, eine grosse Anzahl, 720 Namen von Behorden, Instituten, Gesell- schaften u. s. w. verzeichnet sind , an welche dieses erste Heft so- wohl, als die nachfolgenden unentgeltlieh vertheilt werden. Nament- lich befinden sich darunter die k. k. montanistischen, administrativen und Lehensbehbrden ; ferner sind auch die Unterrichtsanstalten be- dacht, von den hohern beginnend, einsebliesslich der Obergymnasien. Wo noch so vieles in dor Organisation begriffen ist, kann man nicht erwarten, dass das Verzeichniss iiberall das Genaueste enthalte oder zureichend sei. Es werden daher spaterhin nach Massgabe noch manche Nachtriige geliefert werden. Jedcnfalls lasst sich von dieser reicblichen Vertheilung ein giinstiger Erfolg hoffen, es ist diess ein Zweck, gegenwartig erreicht, der schon in den ersten Besprechun- gen mit dem verewigten Fiirsten v. Lobkowicz in Aussicht ge- stellt war. Was damals in aller Beziehung ein Anfang genannt werden koiuite, hat sich nun auf Wegen entwickelt, die man nicht voraussehen konnte. Wenn ich aber die Arbeiten an dem k. k. montanistischen Museo betrachte, und die Herausgabe der von mir besorgtcn naturwissenschaftlichen Abhandlungen undBerichte, und dann in der neuesten Zeit die Griindung der k. k. geologischen Reichsanstalt, so erscheint in der Geschichte der Entwickelung da- zwischen die kraftigc Hilfe, welche die kaiserl. Akademie der Wis- senschaften selbst den geologischen Forschungen auf die Antrage vonmeinem hochverehrten Freunde und Collegen Partsch und mir zuwandte ; die Reisen der Herren v. Hauer, Homes, Czjzek, die Bewilligungen fiir die Herren Barrande, v. Mo riot, Patera und fur mich selbst , fur die Vereine in Innsbruck und Gratz. Ist auch seit der Griindung der k. k. geologischen Reichsanstalt die directe Theilnahme nicht mehr so Iebhaft gevvesen, so soil mich diess doch nicht hinder u, so oft sich Gelegenbeit fiudet meinen Dank fiir vollendete Thatsachen mit aufrichtigem Gemiithe darzubringen. 200 Miige dieses erste Heft des Jahrbuchs in dem Fortschritt unserer Arbeiten eiu Zeichen desselben sein. Aber auch des Titelblattes muss ich bier gedenken. Nicht oft genug kann man „des Kaisers boben Wahlspr ueh" wiederholen , „das Wort des grossen „Oesterreich, die wahre Grundlage des Bestebens der menschlicheii „Gesellschaft.,' b) Herr Dr. Constantin v.Ettingshausen sandte ahnlich der Synopsis der fossilen Flora von Radoboj an die k. k. geologische Reichsanstalt nun auch die Synopsis der fossilen Flora von Parschlug, welcbe ich bier vorzuzeigen die Ehre babe. Er fiigte ferner folgende allgemeine llesultate iiber den Character der fossilen Flora von Parschlug bei, zu dem Zvvecke, damit ich selbe der hochverehrten mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften mittheilen moge. Die fossile Flora von Parschlug characterisirt sich als miocen durch die Vertretung der wichtigsten Vegetationsgebiete der Jetzlwelt. Sie sind : 1. Das tropisch-amerikanische Vegetationsgebiet durch die Gattungen: Chrysophytlum, Bumclia, Achras, Passi- flora, Psidium, Myrtus, Machaerium, Acacia. 2. Das indischeVegetationsgebiet reprasentirt durch die Gattungen : Laurus, Pterospcrmum, Photinia, Bulbergia, Sophora. 3. Das tropisch-afrikanische Vegetationsgebiet durch die Gattungen: Bauhinia und Catha. 4. Das australische Vegetationsgebiet durch die Gat- tungen: Callitris , Banksia , Dryandra , Achras, Mimusops, Carf/illia, Eucalyptus, Kennedy a, Physolobium. 5. Das siid-afrikanische Vegetationsgebiet durch die Gattungen: Cunonia un.l Sideroxylon. 6. Das chinesisch- jap anesische Vegetationsge- biet durch Styrax , Evonymus , Celaslrus, Gleditschia. 7. Das nord-amerikanische Vegetationsgebiet durch: Taxodium, Myrica, Planera, Ulmus, Cellis, Liquidam- bar , Fraxinus , Andromeda , Rhododendron , Ilex , Prinos, Paliurus. Cea?iolhus, Rhus. 201 8. Das mittelland isch e Vegetatio nsgebiet (lurch: Querents, Acer, Ziziphus, Rhamnus, Pistacia. Die fossile Flora von Parschlug unterscheidet sicli von der fossilen Flora von Radoboj : 1. Durch die Representation zweier neuer Vegetationsgebiete — des chinesich-japanesischen, und des mittellandischen Vegeta- tionsgebietes. 2. 1st das neuhollandische Vegetationsgebiet in der fossilen Flora von Parschlug verhaltnissmassig starker vertreteu als in der fossilen Flora von Radoboj ; 3. treten die tropischen Vegetationsgebiete in der fossilen Flora von Parschlug in den Hintergrund. Viele tropische, fur die fossile Flora von Radoboj, bezeichnende Pflanzen-Familien, wie die Moreen, Artocarpeen, Nyctagineen, Apocynaceen, Ver- benaceen, Cordiaceen, Bignoniaceen , Anonaceen, Ternstroemi- aceen, Meliaceen, Cedrelaceen, Malpighiaceen , Conaraceen, Combretaceen , Melastomaceen fehlen hier ganzlich. Hiogegen sind die tropischen Vegetationsgebiete in der fossilen Flora von Parschlug durch besondere Familien, wie Passifloreen, Cela- strineen, Myrtaceen, vertreten. 4. Von den aussertropischen Vegetationsgebieten sind die Familien Balsamiftuae und Celtideen, dann viele Gattungen, wie Taxodium, Fraxinus, Andromeda, Evonymus, Prinos, Pa- Hums, Pistacia. der fossilen Flora von Parschlug eigen. c) „Eisverhaltnisse derDonau, beobachtet in Pest im Winter 1849—1850" von Prof. Dr. Ar enst ein. Taf. II bis V: Die nachfolgenden Zeilen mit den vier Tafeln enthalten die Resultate der BeobachtUngen der Eisverhaltnisse der Doniiu in Pest im Winter 1849/50. — Es ist diess der dritte Winter seitdem die Eisverhaltnisse beobachtet werden. Die Einrichtung derTafel II ist ganzdieselbe wie in den bei- den fruheren Jahrgangen (siehe Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Decemberheft 1849) bis auf die kleine Modification, dass in Tafel II die Eismenge, vvemi, und so 2<>nge das Eis im Gauge war, durch abgebrochene", sobald es sich 202 aber stellte, und so lange der Eisstoss stand, durch ganze rothe Linien angegeben 1st. — Diese Tafel enthalt ausser der Zeit der Beobachtung 1. die Eismenge in Zehnteln der Breite der Donau, welche am Beobachtungsort 185° betriigt. 2. Die Eisdicke in Wiener Zollen wo knitter schwimmendes oder sogenanntes Treibeis vorhanden ist. 3. Den Wasserstand in Wiener Fuss. 4. Die Eisgeschwindigkeit in W. Fuss-Secunden. Endlich 5. die Temperatur der Luft zwischen 6 und 7 Uhr Morgens. Die Eismenge. Den 27. November Nachmittag war noch keine Spur von Eis zu sehen, und urn 10 Uhr Abends wareri schon 0*9 der Breite und um Mitternacht die ganze Breite der Donau be- deckt. — Mit geringer Aenderung blieb die Eismenge dieselbe bis zum 11. December, wo sich das Eis Abends ober der Kettenbriicke stellte. — Bemerkenswerthist, dass dieser Eisstoss bei steigendem Wasser stehen blieb. — Mehrere Tage anhaltendes Thauwetter, und in Folge dessen abermaliges Steigen des Wassers , haben die Eisdecke den 18. December gehoben. — Die erste Bewegung fand mit Leichtigkeit statt, weil die Donau von der Kettenbriicke bis zur Insel Csepel (siehe Tafel IV) giinzlich eisfrei war. Dort angc- langt stockte es bald, und konnte audi nicht durch den grosscn rechten Arm, dessen Eingang viele seichte Stellen hat, abziehen, sondern drangte sich sammtlich durch den kleincn linken Arm; daher auch die Geschvvindigkeit des Eises trotz des obcren starken Windes, und des steigenden Wassers nur 2'2 W. F. war. Das zweite Eis kam, was Menge anbelangt, sehr regelmassig, und stellte sich den 4. Janner. Die Tafel HI gibt das Bild der Eis- decke.— Die auffallend r eg elmiissige winkelrechte Form ober der Kettenbriicke bildete sich erst durch die nachst- folgenden Tage, indem das in der Linie aa' (Taf. Ill) unter der Eisdecke hcrvorstromende Wasser die etwa hervorstehenden Spitzen und Tafeln solange abstiess, bis sich die gerade Linie aa bildete, die sich bis zum 13. Febr. unverandert erhielt, wahrend sich die Eisdecke unter der Kettenbriicke bedeutend anderte, und am 25. Janner die Form hatte, welche in Tafel IV sichtbar ist. — Man kann hier die interessante Bemerkung machen, dass der Rand der Eisdecke, ob sich diese nun wie gewohnlich aus 203 Treibeis bildet , oder durcli Aufwartsfrieren (wie es hier ge- schehen) entstcht, immcr die schon ofters erwahnte parabolische Form annimmt, nur mit dein Untcrsehiede, dass die Oeffiuwg der Parabel im crsteu Falle nach unten, im zweiten nach oben siebt. Aus den blauen Streifen a b c und a' b' c u. s. vv. liisst sich er- kennen, wie sich die Eisdeeke tiiglich urn mehr oder weniger Klafter — je nach der Kiilte und der vora Windo begiinstigten oder niclit begiinstigten Spiilnng — gleiclisam aut'warts schob. — Be- merkenswerth is! auch, dass sich der obereRand der Eisdeeke gar nicht, der untere aber vora 25, Janner an nicht mehr anderte oder verschob — bis aum Weggchen des Eises. Den ll.Februar Mittags setzte sich das Eis unter der Briicke in Bewegung durcli das steigende Wasser gehoben, aber die mehr als doppclte Breite der Donau unter Pest, die sich gleich wieder in awei Arme theilt, deren Breitensumme viel kleiner ist als jene obere, und die Flachheit der Ufer verhunden mit dem festen Pun etc, welchen die Insel Csepcl dem Eisstoss bietet, sind die Ursaehen, dass sich die Eisdeeke an der oberen Spitze jener Insel (Taf. IV) immer am schwersten hebt. Und so war es audi diesmal. Das ganze Eis, welches zwischen den beiden Stadten und der Ketten- briicke stand, schob sich unter- und aufeinander, und bildete eine machtige Eisbarrikade von der Form a b c Tafel V, wclche dort am hochsten aufgethiirmt war, wo der Stromstrich liegt. Der Anbliek dieser Eismassen hiitte sehr piltorcsk genannt werden konnen, wenn er nicht mit dem Gcdankcn einer naben Ucbcrschwemmungsgefahr so enge verbunden gewesen ware. Die UeberschwemiDung ware auch schwerlieh ausgebliebcn , wenn die Kettenbruckcnpfeiler den obern Eisstoss nicht zuriickgehalten batten, wodureli jene Barrikade nicht iiber ihre ersle Grosse hinaussteigen konnte. — Nichtsdestoweniger mag sie sehr viel beigetragen ha- ben zu dem plotzlicbcn und rasehen Stcigen des Wassers, welches binnen 48 Stunden (vom 11. bis 13.) bci 7 Fuss betrug. — Die Sicherhcit dieses Schlusses wiirde dadurch das Meiste gewinueii^ wenn die gleichzeitigen Wassersttiude der niiher gelcgenen oberen Orte bekannt waren. Den 13. Febr. ging auch der obere Eisstoss ganzlich weg. — Lcider schob sich jene besagle Barrikade nur inn einige Meilen abvviirts, so dass das Iliiekstauvvasser alle am Ufer gelegeneu Ort- 204 sehaftcn bis unmittelbar untcr Pest tiberschwemmte. Der Wasscr- stand, den ich — auf die Vergleichung mehrjahriger Wasserstande in Wien, Pressburg und Pest fiir letzteres voranssagte, traf in jenen Orlschaften ein. Den 17. Febr; war die ganze BreitederDonau noch mitEisbe«« deckt, and doch war dieses den folgenden Tag fastganz verschwunden. iiine seltene Erscheinung war das dritte Eis , welches in einzelnen kleinen Stiicken, oder in sehr diinnen Tafeln von 2 bis 3 Quadrat-Klaftern den 17., 18. und 19. Marz voriiber zog. Eisdicke. Die in diese Rubrik eingclragenen Zablen bc- ziehen sieh nur auf schwimmendes oder sogenanntes Treibeis. Verdeicht man die Zahlen des 11. und 18. December, so fiiidet man, dass die Starke des Eises wahrend die Decke stand, bedeu- tend zugenommen hat. Die Zablen, die auf and zwischen den rothcn Linien stehen, beziehen sich auf die Starke des Eises, wah- rend es stand. — Gegen Endo des Winters bin ich auf die Idee ge- kommen, die zurMessung derDicke nothwendigenLiicher in das Eis nicht zu hauen, sondcrn zu bohren. Jeder gewohnliche Zimmer- mannsbohrer gibt mit wenig Miihe ein reines Bobrloch. Mit noch besserem Erfolge wendet man aber die sogcnanntcu Fassbinder- oder Zapfenbohrer an, wenn man das Bohrstuck gchorig vcrlan- gern lasst. Es fallen hiedurcb die in meinem ersten Bericbtc (Dcceinberhcft 1849) erwahnten misslichcn Umstande eines gc- hauenen Loches sum grossten Theil weg. Trotz der grosscn Kalte und des eben nicht kurzen Winters hat das Eis kaum eincn Schuh Dicke erreicht. Wasserstand. Wie wichtig diese Rubrik sei, ist schon wicderholt auscinander geselzt wordcn. Hier will ich nur cr- wahnen, dass die VerhiiPnisse der Wasserstande zweicr (oder mehrerer) von einander rnebr oder weniger entfernten Orte, die sich durch Vergleichung mehrjahriger, taglich beobachteter Was- serstande ergeben, fiir die Eisperi'ode cine bedeutende Modification erleiden , wcil dann das durch die Eisdiimme zuriickgestaute Wasser hinzukomrat. Diess ist aber ein Grand mchr die diessfal- ligcn Fragen continuirlich jeden Winter an die Mfatur zu stellen, d. h. die Wasserstande mit den Eisverhaltnissen zu verglcicben. — Die Wasserhohc, die ich dieses Friihjahr in Pest durch drcijahrigc Vergleichnngen mit den Pressburger und Wiener Wasserstitnden *4 205 geleitet, und auf die durch die Zeitungen eben noch schnell genug erfahrene Pressburger Wasserhohe als Maximum voraussagen konate, traf zwar nicht in Pest aber 2 — 4 Meilen unterhalb fast genau ein. Eisgeschwindigkeit. Die sehr haufigen Nebel haben oft die Beobachtung der Eisgeschwindigkeit gehindert. Es ist dieses um so ofters der Pall, da der Stromstrich um mehr als 110 Klafter vom Beobachtungsorte entfernt ist, und schon ein sehr leichter Nebel hinreicht, auf diese Entfernung die Verfol- gung einer einzelnen Eistafel zu hindern. Irrig ware es aber, die Geschwindigkeit des Treibeises am Ufer zu beobachten, wo es je nach der Kriimmung der Ufer verschiedene Geschwindig- keiten und verschiedene, selbst walzende Bewegungen annimmt. So beangstigend die Beobachtung der Geschwindigkeit am 11. Februar war, wo sie bei steigendem Wasser 1.4 Fuss ergab, so beruhigend war sie den 13., 15. und 17. Febr. Den 13. Febr. 8 Uhr Morgens ergab sich die Geschwindigkeit 54 Fuss 11 „ 12 » » » n 55 55 55 S.4 5J 55 55 n 55 55 55 6-8 55 Das Fallen des Wassers und diese Rapiditat des Eises musslc jede Furcht einer Ueberschwemmung verschwinden lassen. Wer die Geschichte der heurigen Ueberschwemmungen, wenn auch nur als gleichgiltiger Journalleser, gelesen hat, wird sich erinnern, dass die meisten uberschwemmten Stadte und Ortschaften das Ueberschwemmungswasser nicht von oben, son- dern durch Aufstauung, von u n t e n erhielten. Es liegt in dieser Thatsache allein so viel Aufruf und ernstliche Mahnung zu viel- faltigen und ausdauernd fortgesetzten Beobachtungen der Eis- verhiiltnisse der Donau und wo moglich der ubrigen grosseren Strome der Monarchie, dass ich glaube, es bediirfe kaurn mehr als der Bekanntwerdung der Zweckmassigkeit, ja Nothwendig- keit dieser Beobachtung und der Art und Weise, wie sie anzu- stellen sind, um die thatige Theilnahme aller jener zu erregen, die ihr Wissen gern als nutzbr ingendes Capital anlegen. Die Telegraphen-Linie langs der Donau wird die Nutzanwen- dung der gemachten Beobachtungen fordern, und die zu hoffende Sil^b. d. niathem. - naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. II. Heft. 14 206 Theilnahme der an dew Ufern wohnenden oder exponirten Sach- kundigen die Beobachtungen selbst vervielfiiltigen. Das w. M. Hr. CustosKollar, hielt einenVortrag fiber ein von ihm beobachtetesforstschadlich.es Insect, die Cerr-Eichen-BIattwespe Tenthredo (Emphylus) Cerris, in welchem er dessen Naturge- schichte erklart, und das sicherste Mittel zur Vertilgung desselben angibt. DieAbhandlung selbst wird in denDenkschrit'ten abgedruckt. Herr Schabus, pro v. Adjunct in dem chemischen Labo- ratorium des k. k. polytechnischen Institutes theilt den Inhalt der folgenden Abhandlung in Kiirze mit : „Ueber die Krystallformen der Zimmtsaure HO, Cis //, 0„ der Hippursaure HO, ClsHa iV05, und des hippursaureu Kalkes CaO, ft, H9 N05 3//0." Die Krystalle dieser Korper verdanke ichder Giite des Herrn Professors Dr. Iiedtenbacher, in dessen Laboratorium diesel- hen dargestellt wurden. I. Hie Kimmtsaure HO, C1SH7 Or Die Zimmtsaure bildet Krystalle, die in das hemiorthotype System gehoren und sich entweder prismenartig ausdehnen, be- sonders wenn sie aus wassriger Losung sich ausscheideu , oder aber die Blattchenform annehmen; in welchem letzteren Falle sie sehr hiiufig in perlmutterartigen Schuppen erscheinen. — Sie sind in mehreren Richtungen theilbar, und zwar : parallel zur Fliiche F(Fig. 1 und 2 , Taf.-VI) ausgezeidmet; parallel zu den Flachen eines als Krystallgestalt nie beobachteten horizontalen Prismas, das, da ich die Neigung der Theilungsflache zu P durch naheruno-sweise Bestimmung = 124° gefunden habe , mit dem Prisma Pr + 1 am besten ubereinstimmt, ziemlich unvollkommen ; und parallel zu den Flachen des horizontalen Prismas U, jedoch schwer zu erhalten und moistens von muschligem Ansehen. Der Bruch ist mehr weniger muschlig. 207 Die Krystallflachen des vertikalen Prismas Msind zuweilen etwas gekrfimmt, was auch bei denen des horizontalen u ofters der Fall ist. Die Krystalle haben Fettglanz , die Flache P jedoch gemei- nen Perlmutterglanz, der sich, besonders an der Theilungs- gestalt, zuweilen sehr ausgezeichnet vorfindet. — Sie sind weiss, farblos und ihr Strich ist weiss. In diinnen Blattchen sind sie vollkommen durchsichtig ; die grosseren Krystalle jedoch halb durchsichtig . . . durchscheinend. Sie sind milde. — Hire Harte betragt 1-5 und die Dichte ist = 1-195 1). Der Geschmack der Krystalle ist schwach gewiirzhaft; auch knirschen sie beim Zerbeissen eigcnthumlich und bringen im Gau- men ein ziemlich starkes Kratzen hervor. Der Geruch ist ge- wurzhaft. Was nun die vorkommenden Formen betrifft, so habe ich beziiglich der Anzahl und Art der Gestalten nur Eine beobachtet. Dieselbe ist in Fig. 1 , Taf. VI dargestellt , und besteht aus dem horizontalen Prisma n, dem der Axe parallelen Prisma M und den 2 FlachenP, die an den scharfen Kanten von M mit parallelen Combinationskanten crscheinen. In vielen Fiillen vergrossern sich jedoch die Krystalle in der Richtung des horizontalen Prismas u und es entstehen dann die blatterartigen Krystalle, wie Fig. 2 einen zeigt, welche, wenn sie klein erscheinen und die Prismen- flachen unvollkommen ausgebildet sind, in perlmutterahnliche Schuppcn iibergehen. Die Mcssungen betreffend, muss ich bemei'ken, dass die Kry- stallflachen beziiglich des Glanzes Vieles zu wiinschen ubrig las- sen, und ich nur mit Hilfe der Theilungsflache parallel zu P} die ausgezeichneten Glanz besitzt, genaue Bestimmungen machen konnte. Unter 50 — 60 Individuen habe ich nur zwei ffefunden. bei welchen an dem einen eine FJache des Prismas u und an dem andern eine von M, das Fadenkreuz vollstiindig reflectir- ten, wodurch es mir moglich wurde, die Neigung dieser Flii- *) Die Dichten dieser drei Kiirper habe ich in Naphta bei 23'5" C. bestimrat, und die des Wassera bei dieser Temperatur = 1 gesetzt. 14 * 208 chen zur Theilungsgestalt P genau m bestimmen. Weniger ge- nau messen konnte ich.die JVeigungswinkel, welche die Flachen der bciden Prismen u und M miteinander bilden, weil sich unter alien Krystallen keiner fand, an dem sowohl eine Flache des Prismas u als auch eine von M das Fadcnkreuz vollstiindig re- flectirten. Da ich jedoch die Messungen dieser Kanten an 8 ver- schiedenen Individuen ausgefiihrt habe, auch die verlasslichsten der gefundenen Werthe mit den Resultaten der Rechnung nahe tibereinstimmen , so durften wohl auch diese Winkel als der Wahrheit ziemlich nahe komraend angesehen werden. Die durch Messung bestimmten Winkel sind folgende (Pig- 1 und 2, Taf.VI): Neigung von M zu P' = 49° 33' u „ P = 72° 365' « „ M = 106°25' 11 11 55 11 V 11 •II » M ' — 96° 2'. Aus diesen Werthen findet man : Neigung von M zu M = 99° 6' 11 M „ M' = 80° 54' 11 11 u „ «'=145' 13' 11 11 u „ P= 107° 235' 15 55 M „ P = 130°27'. Nimmt man an, dass M das Prisma der Hauptreihe ist und dass das horizontale Prisma u an den scharfen Axenkanten der Grundgestalt mit parallelen Combinationskanten erscheint, so folgen fiir die einzelnen vorkommenden Gestalten die unten stehenden Werthe : Die 4 Flachen u bilden Pr „ 4 „ M „ P+° 15 2 „ P 55 Pr + Zur vollkommenen Kenntniss der Krystallformen dieser Siiure wird also nur noch die genaue Bestimmung der Grundgestalt er- forderlich sein. 209 Sind ABXB (Pig. 4), ACXC (Fig. 5) und BCB C (Fig. 6) die drei Hauptschnitte der Grundgestalt (Fig. 3 , Taf. II) die ganz nach den berechneten Dimensionen gezeichnet ist *), und zwar ABXB' der durch die Axe und schiefe, ACXC der durch die Axe und senkrechte Diagonale und B CB' C der durch die beiden Diagonalen gelegte ; und bezeichnet man mit A den Winkel der Axenkante, die von der schiefen Diago- nale ausgeht und auf der Seite des stumpfen Winkels liegt, mit A' den der gleichnamigen auf der Seite des spitzen Win- kels liegenden, mit B den der Axenkante, welche von der auf der Axe senkrechten Diagonale ausgeht und mit 8 den der Sei- tenkante; ferner den ebenen Winkel, den die A Kante mit der Axe bildet mit n, den vvelchen sie mit der schiefen Diagonale einschliesst mit o, die gleichnamigen Winkel der A' Kante mit p und q, die Neigung der B Kante zur Axe mit r und die der 8 Kante zur schiefen Diagonale mit wi; und setzt man die Nei- gung der Axe zur schiefen Diagonale gleich C, die Abweichung der Axe, die in der Ebene der kleinern Diagonale liegt, gleich s, die halbe Axe AM=a! „ „ schiefe Diagonale BM~b, „ „ senkrechte „ MC=c, das Pcrpcndikel AP=a und die Linie MB — d: so findet man durch Rechuung3) folgende Werthe : ') Was die Zeichnungen betrifft, so muss ich auf das in dem Aufsatze „Ueber die Krystallformen des zweifach weinsauren Kali's und des essig- sauren Kupi'eroxyd-Kalkes" Gesagte verweisen. Derselbe ist im Junihefte 1850 der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissensehaftlichen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften abgedruckt. ~) Der Gang der Rechnung ist derselbe, wie ich ihn in dem Aufsatze „Ueber die Krystallformen des Baryum-Platin-Cyaniirs etc.," der in dem Maihefte 1850 der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenscbafl- lichen Classe der kais. Akademie der Wissenschai'ten abgedruckt ist, im Detail angefuhit habe. 210 und A =148" 23-5' . A' =145" 56' # = 141" 33' «= 51° 25' m = 49° 20' n= 63° 443' o= 19° 14-2 p= 76° 8' ? = 20° 53-5' r = 72° 29' C— 82° 58-5' .= 7" 1-5' a : 6 : c : rf= 81151 : 22 2560 : 259082 : 1 a' : b : c=l : 27220 : 31686. Das krystallographische Schema dieser Siiure wird also das folgcnde sein : 1. Nach Mohs. Grundgestalt. Hemiorthotyp. P = {i1So05T}5 141° 33'; 51" 25'. Abweichung der Axe in der Ebene der kleinern Diago- nals =7° 1-5'. a:b : c : rf = 81151 : 22-2560 : 259082 : 1. Charakter der Combinationen. Hemiprismatisch, Gewohnliche Combinationen. Pr . P + oo . Pr + oo. 2. Nach Haidinger. Grundgestalt. Augitoid. A-{v&W*b 141°33'; 51° 25'. 211 Abweichung der Axe=7» 1 • 5' in der Ebene 7) a:b: c : , Z> , ooO. 3. Nach Naumann. (Rhotnbisch.es System). «:6:c= 1:1-1606:0-9742 Gewohnliche Combinationen. Poo . Poo . OD P. 215 III. »er hijtpursaure Kalk CaO, HlsCsNOrj, 3H0. Der hippursaure Kalk erschcint meistens in sehr diinnen Blatt- ehen, die ins orthotype System gehoren, aber hochst selten voll- kommen ausgebildet sind. Die Krystalle iassen sich parallel zur Fliiche P sehr leicht und vollkommen theilen , vveniger vollkommen theilbar sind sie parallel zu Q (Fig. 14, Taf. VI). Der Bruch ist uneben, zuweilen schwach muschlig. Die Krystallfliichen sind, besonders an den kleinen, vollkom- men ausgebildeten Individuen, glatt, an den grosseren jedoch mei- stens etwas verbogen. Die Krystalle haben einen ausgezeichneten Glasglanz, wel- cher in den Fettglanz geneigt ist; die Fliichen P jedoch, sowohl als Krystall als auch als Theilungsgestalt , gemeinen Perl- mutterglanz, der zuweilen sehr ausgezeichnet ist. — Hire Farbe ist, bei vollkommener Reinheit, weiss, sie haben jedoch meistens einen Stich ins Braune. Ihr Strich ist weiss. Sie sind durch- sichtig . . . halbdurchsichtig. Hire Hitrte ist nahe 2-0 und die Dichte betrfigt 1-318. Der Geschmack ist bitter. Die gewohnlich vorkommenden Formen bestehen bei voll- stiindiger Ausbildung aus den Fliichen der beiden Orthotype p und q (Fig. 14 Taf. VI), denen des vertikalen Prismas M (Fig. 15) und den beiden Gestalten P und Q. Diese voll- standige Ausbildung habe ich unter 180 Individuen an einem einzigen getroffen, jedoch ohne die M — Fliichen. Ein zweites in der Vollkommenheit der Ausbildung diesem am niichsten kom- mendes Individuum , hatte die Form, wovon Fig. 15, Taf. VI die horizontale Projection darstellt. Ausserdem habe ich nur noch Ein Individuum beobachtet, das die Flachen des Orthotypes q hatte, wie Fig. 16 zeigt, bei alien andern waren nur die auf der einen Seite vorkommenden Fliichen, und an den meisten auch diese nur theilweise ausgebildet, wie Fig. 17 Taf. VI ein Individuum darstellt. Ausser den oben angefiihrten Individuen finden sich noch sehr oft Zwillingskrystalle, welche die Fliiche ~, die als Kry- stallflache nicht vorkommt, und an den von p und p\ gebildeten 216 Kauten mit gleicher Neigung gegen die angranaenden Flachen und mit parallelen Combinationskanten erscheinen miisste , ais Zusammensetzungsfiaehe haben, auf der die Umdrehungsaxe senkrecht steht (Pig. 18, Taf. VI). In den meisten Fallen set- zen sich bei dieser Zvvillingsbildung eine grosse Anzahl von Krystallen parallel aneinander, so dass dadurch Formen entste- hen, wie Fig. 19, Taf. VI eine darstellt. Aus einer Lcisung scheiden sich diese Zwillinge beinahe immer in paralleler Stellung, so aus, dass die einspringenden Winkel nach oben ge- richtet sind, was, wenn man das Salz in einem grossersn flachen Gefasse krystallisiren Iasst , nach dem Abgiessen der Mutterlauge cinen ganz eigenthiimlichen interessanten Anblick gewahrt. Da selbst die kleinen Krystalle immer aus vielen einzelnen sowohl parallel zu der Flache P als auch zu der Q zusammen- gesetzt sind, so erscheinen an den Seiten von Q meistens kleine Abstufungen und einspringende Winkel, wahrend die Flache P, weil sie aus mehreren nicht vollkommen parallelen besteht, immer eine grosscre Anzahl von Bildern zugleich reflectirt. Aus diesem Grunde werden die Messungen mit dem Reflexionsgoniometer sehr unsicher, und.es gelang mir nur mit Hilfe der zu P pa- rallelen Theilungsflache, die Neigung der iibrigen zu derselben mit etwas grosserer Sicherheit zu bestimmen. Aber auch die auf diese Weise bestimmten Winkel zeigten bei Messungen an ver- schiedenen Individuen Differenzen, die oft die Grosse von 30 bis 40 Minuten erreichten. Auch muss ich bemerken, dass ich die un- ten angegebene Neigung von P zu Q nie genau erhalten konnte, und dass die grosste Naherung 89° 53' war, wahrend die Differen- zen selbst oft 1° betrugen, ja selbst die Grosse von 1° 30' erreich- ten. Diese grossen Differenzen erlaubten mir nun eben so wenig irgend einen andern Werth als verlasslicher hinzustellen, wesshalb ich es vorzog, die Neigung = 90° »u setzen. Da durch diese An- nahme die Beziehung der verschiedenen Gestalten einfach wird, auch die durch Messung erhaltenen Werthe mit den Resultaten der Rechnung nahe iibereinstimmen , so glaube ich, dass man mit ziemlicher Sicherheit annehmen kann, dass die Formen des hippur- sauren Kalkes ins orthotype System gehoren. Diese Annahme habe ich auch der Rechnung zu Grunde gelegt. 217 Um jedoch dariiber mit voller Sicherheit entscheiden zu kon- men , miissten die Messungen an viel scharfer ausgebildeten Kry- stallen vorgenommen werden, welche darzustellen schwer gelin- gen diirfte. Dcnn cs haben sich die, welche ich zu den Messungen beniitzte, unter sehr giinstigen Verhaltnissen gebildet; sie haben sich namlich aus einer ziemlich concentrirten heissen Losung beim Erkalten in etwa 12 Stunden abgeschieden. Krystalle, die sich aus einer gesattigten Losung in kaltem Wasser beim freiwilligen Verdunsten abscheiden, sind, da sie sich immer in Gruppen zusam- menhaufen, und weil die einzelnen Krystalle immer aus einer gros- sen Anzahl kleiner Individuen bestehen, diese letztern abcr gewohn- lich nicht scharf ausgebildet sind, noch viel weniger zu Messungen geeignet. Von den Winkelu wurden folgende gemessen (Fig. 14 und 15, Taf. VI): Neigung von Pzu M = 119° 15' 11 p ii * ii P = 122° 56' m p ii x n q = 113° 30' ii ii <7 ii i = 129° 58' ii ii =134° 28'; 114o8'; 83« 44' a : b : c=l : 1/^7033 : 1/1-8761." Charakter der Combinationen. Prismatisch. Gevvohnliche Combinationen. 1. (P)1(P + )i Pr + . Pr~ + oo 2. P. (Py. Pr+ oo.~Pr+ec 3. P. (P + oc)°. Pr + oo 2. Naeh Haidinger. Grundgestalt. Orthotyp. 0=134" 28'; 114° 8'; 83" 44' a : b : c = 1 : V 3-7033 : V 1 8761 Gevvohnliche Combinationen. 1. iOf, ooOf, oog, oo/7 2. o, loi, ooio, oo7> 3. O, ooOf, ooT) 3. Nach Neumann. (Rhombisches System.) a :ft : c = 1 : 19244 : 1-3697 Gevvohnliche Combinationen. !• T.Pf . oo/*i.ooi>cx>.oo/>oo 2. / . fPi . oo P oo . oo P ac 3. P oo p| - p oo SiUb. d. mathem.-natunv. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. II. Heft. 15 222 .Nachschrlft. Nachdem die vorliegende Arbeit schon beendigt war, kam mir das 2. Heft des Bandes LXXIV der Annalen der Chemie and Pharmacia zu, aus welchem ich ersehe, dass Herr Dauber zu gleicher Zeit mit mir die Krystallform der Hippursaure (pag. 202) bestimmte. Urn die Vergleichung der Resultate beider Messungen zu erleichtern, will ich dieselben nebeneinander stellen. Die mit gleichen Buchstaben bezeichneten Winkel wurden durch Messung an Einem Krystalle crhalten, und die mit Sternchen verse- hencn aus deu der Reclmung zu Grunde gelegten Werthen bestimmt. Nach Dauber M-.M = 99° 41' 30". ..a 1H':M' =100° l'W...a W: M (rcchts) =80" 6'3l"...« M':M (links) = 80" 9' 7"...« u : M (stumpf) =114° «' 49" ...» u:M (spitz) = 65° 14' 28"... a „ : M' (slumpf) =114° 50' 33". . .a u:M' (spitz) = 65° 7' 51"... a = 98° 29- 75' 8 Nach oiffcneii ..6 ..5 ..6 ..h ..b ..b . .e u : U = 88° 36- 5' v : M (spitz) = 56° 47' 46" 99° 58 -25'.. 100" 1-50'. 80° 3-25'. 79° 58-00'. 114° 47-50'. 65° 11-75'. 114° 49-75'. 05° 800'... d 98° 33-00'... c 98° 30-75'... 6 88° 34-50'... e 88° 31-25'- • -6 56° 45-50'... d 56° 44-50'... o Messungen 99° 55 • 25' . . . c 100° 3-75'... d 80° 6-25'... c 79° 59-50'... e 65° 11-25'* 114° 48 -75'* 98° 28-00'... d 98° 29-75'... f 98° 30-25'... d 88° 27-00'... g 56° 43-50'* Von Herrn Dauber wurden zur Berechnung des Axen- verhaltnisses beniitzt : Neigung vou M zu M'=80° 7' 54" «) und „ „ u „ M - 65° 9' 15" wodurch a : b : c=l : 116047 : 0 97603 wird; ein Verhiiltniss, Welches mit dcin von niirgefundenen sehr nalie ubereinstimmt. <) Das eigentliche Mittel der beiden von ihm benulzten Winkel ist 80° 7' 49' . 223 Aus dieser Zusammenstellung ist ferner zu erschcn , (lass die Grossen der durch die beiden Messungen erhaltenen Winkel nur sehr wenig von einander abweichen , ja dass einzelne Win- kelablesungen ganz iibereinstimmen. Die grosste Verschiedenheit zeigt sich bei den Winkeln des vertikalen Prismas M und des horizontalen v. Es scbeint mir jedoch, dass der von Herrn D aub er zur Berechnung des Axen- verhaltnisses beniitzte Winkel etwas zu gross genommen wurde, weil er sogar ausser meine iiussersten Beobaehtungswerthe hinausfallt, auch Herr Dauber bei den Resultaten die er an dem ersten Individuum erhielt, stehen blieb, und die oft scharf ausgebildeten Kanten der horizontalenPrismen nicht gemessen hat. Bei dieser Gelegenheit will icb nochmals bemerken, dass ich die Messungen mit eiiiem Reflexionsgoniometer ausfiihre, wel- ches zwar nur eine directe Ablesnng bis auf 30" gestattet, aber mitzweiFernrohren, wovon jedes ein Fadenkreuz enthalt, versehen ist, und dass ich es dort, wo die Messungen um 10' dift'eriren, fiir iiberfliissig halte, bei den zur Berechnung des Axenverhaltnisses beniitzten Werthen noch einzelne Secunden anzugeben. Herr Dauber misst zwar mit einem Reflexionsgoniome- ter, das eine directe Ablesung auf 20'' gestattet , jedoch nicht mit Fernrohr und Fadenkreuz versehen ist. (Annalen der Chemie und Pharmacie. Band LXXI, Heft 1, pag. 65.) Herr Director P. Partsch erstattet Bericlit im Namen der zur Ausarbeitung einer Fauna des osterreichischen Kaiserstaates niedergesetzten Commission. Es wurde beschlossen, dass die Commission nunmehr ihre Arbeiten beginne, und demniichst eine Einladung zur Mitwirkung an bewahrte osterreichische Naturforschcr, von denen eine niitz- liche Theilnahme zu erwarten ist, erlasse. Die eingesendeten Auf- sittze werden nach erfolgter Begutachtung durch die Commission in die Sitzungsberichte aufgenommen und wie diese honorirt; iibcr Bevvilligung besonderer Honorare aber wird von Fall zu Fall die Genehmigung der \kademie eingeholt werden. 15 224 Aiis den Gesammtsilzungeii der k. Akademie. Sitzunfj vom 87. Juni 1850. Den Herren Professoren Dr. Hebra und Dr. Elfinger wurde auf Antrag des w. M. Professors Skoda zur Herausgabe eines „Atlasses der Hautkrankheiten", bestehend aus 60 Tafeln in Farbendruck sammt Text, eine Summe von 1500 11. C. ML jahrlich auf die Dauer von 6 Jahren bewilligt, wogegen das Werk in das Eigenthum der Akademie fibergeht. Staling- vom 85. Juli 1850. Von der lithographischen Anstalt des Herrn Minzinger in Miinchen wurden Abdriicke der 14 Tafeln eingesendet, welche zu dem Werke des w. M. Herrn Professors Franz Unger „Land- schaftliche Darstellungen vorweltlicher Perioden" bestimmt sind. Dem Herrn Verfasser wurde fiir das jetzt vollendcte Werk, das ebenfalls Eigenthum der Akademie ist, bereits in der Ge- sammtsitzung vom 29. Mai 1849 ein Honorar von 1400 fl. C. M. zuerkannt. Dem w. M. Herrn Custos Jacob Heckel wurden fiber dessen Ansuchen zu einer Reise nach Baiern , Tirol und Oberitalien aum Behufe ichthyologischer Forschungen 350 fl. C. M. bewilligt. Eine handschriftliche Abhandlung des Herrn J. Mann „Ver- zeichniss der im croatischen Litorale gesammelten Lcpidop- teren etc." wurde der zur Ausarbeitung einer Fauna Oester- reichs zusammengesetzten Commission zur weitereti Beniitzung ubergeben, und mit 80 11. C. M. honorirt. Die Herausgabe eines Werkes fiber die ,, Integration der linearen DiffercntiaKjleichungen" von dem w. M, Herrn Pro- 225 fessor Joseph Petzval, fur Rechnung der Akademie, wurde genehmigt und dem Verfasser fur Abtretung des Eigenthums- rechtes ein Honorar von 40 fl. pr. Druckbogen zuerkannt. Der geognostisch-montanistische Verein fur Innerosterreich und das Land ob der Enns erhielt uber sein Ansuchen auch fiir das laufende Jahr einen Beitrag von 100 fl. C. M. Der provisorische General-Secretar bringt den von dem Hof- und Gerichts-Advocaten Herrn Dr. Franz Schmitt revidirten Entwurf eines Contractes mit dem akademischen Buchhandler Herrn Braumuller zur Kenntniss der Akademie und beantragt die Genehmigung desselben; nachdem diese erfolgte, wurde der prov. General-Secretar beauftragt , den Contract Namens der Akademie abzuschliessen. Herr Dr. Schmitt hatte bei obiger Gelegenheit erklart , dass er bereit sei, in alien Fallen, wo es gewiinscht wird, der Akademie seine Dienste unentgeltlich zu widmen, woruber die Akademie be.schloss , ein Dankschreiben an denselben zu richten. Herr Braumuller ubergibt der kais. Akademie eine voll- stiindige aus 150 Banden bestehende Sammlung der in seinem Verlage erschienenen Werke, vvofur ihm die Akademie in einem besonderen Schreiben zu danken beschliesst. Auf Antrag des prov. General-Secretars wird, dajetzt gewis- sermassen ein Abschnitt in der Thiitigkeit der Akademie ein- getreten, und von sammtlichen periodischen Druckschriften der- selben eine nicht unbedeutende Biindezahl erschienen ist, auch von den Denkschriften der erste Band vorliegt, beschlossen: Se. Majestat zu bitten , ein vollstandiges Exemplar der Denk- schriften , Sitzungsberichte, Fontes und des Archivs Aller- gnadigst annehmen zu wollen. Im Falle der Genehmigung durch Se. Majestat werden der Vice-Prasident mit den beiden Secre- taren zur Ueberffabe bestimmt. Berichtigung. 1 Pag. 143, Z. 3, lies: Telcosticrn. „ 154 , „ 19 , „ seine. „ 154 , „ 21, „ Mcine. 177, „ 8, „ S c hwef e 1 c yankal ie n. '„ 209, „ 2, „ Taf. VI. Verzeiehniss der eingegangenen Druckschriften. (Juli.) Academy, American, of Arts and Sciences, Memoirs. Vol. IV. 1. Cambridge and Boston 1849; 4°. Boue, Ami, La Turquie d'Europe. 4 Vol. Paris 1840; 8°. avec Atlas de 13 Cartes geograph., geol. et ethnogr. aSranbfg, 3ac. 2lnbr. greilj. »., bie ©efcbi^te ber Sanbe^cmpr* leute ton Sirol. #eraugg. d. ©.greir;. ». SSranbtg. #eft 4. 5. 3mt86run unb Oe|lerrciii)ifd)=@d)Ieften. 3Briinnl850; 8°. Gesellschaft, kon. siichsische , der Wissenschaften. Berichte. Math. phys. Classe. 3. Heft. Leipzig 1849; 8°. Kreil, Carl, magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag etc. 9. Jahrg. 1849; 4°. SRo^t, 3$eob. »., Slrd&to fur btc ©efc&id;te ber ffiejwbltf @rau* fciinben. 33b. I. #eft 3. @^ur 1849; 8°. Neugart, P. Trudp., Libellus majores maternos Rudolfi I. II. R. in Gottfrido duce Alemaniae proavo Hildegardae conjugis Ca- roli M. subsistentes exhibens. Ed. Weber, Lud., Klagen- furt 1850; 4°. Nickerl, Franz Ant., Synopsis der Lepidopteren-Fauna Bohmens. I. Abth. Pragl850^8°. Patellani, Luigi, 11 Buco dell' Orso sul Lago di Como e le sue ossa fossili. Milano 1850 ; 8°. Reichsanstalt, k. k. geologische, Jahrbuch der. Wien 1850; 8". Societe, R. , des Antiquaires du Nord, Antiquarisk Tidsskrift, Heft 3. Copenhagen 1849 ; 8°. Societe, d'Archeologie et de Numismatique de St. Petersbourg. Memoires. Supplement. St. Petersbourg 1850 ; 8°. Society, chemical. Quaterly journal; 1850. Nr. 9. London 8°. Szrzeniawa, Matthias, Wortforschungslehre der polnischen Sprache. Lemberg 1842; 8°. „ SBtc ter polnifdje ©ptacEjgeift bie ttrgefdjidjte bit flawifc&en SBoIKjiamme auffaft. I. Stuffafc. Sem* £ergl850; 8°. Verein, Naturforschender zu Riga, Arbeiten des. Bd.T. Rndolstadt 1848; 8°. Correspondenzblatt. Riga 1849; 8°. Das Verzeichniss der von Herrn W. Braumtiller der k. Akadcmie iibcrgehcnen W-crke seines Vcrlages wird dem nachsten Hefte beigegcben wcrdcn. Bericlif fin (lit kaiserliche Akademie der Wissenschafte ii fiber eiii mit tlcieii UnteistiUiKuiig nach England iinrl Frankreich untemommene wissenschaftliche Reise. Von Professor A. Schrotter, wlrkl. Mitgliede und Pr„v. Bea.-Secretar der k. Akadcmie der WbMudafte. to Auszuge vorgetragen in den Sitmngen der raatheraatisch-imturwissensctaftlieh^ Classe am 21. Februar, 7. und 14. Maiz 1850. 41s Anhang zu,„ Juli.Hefte tier SiteungsBerichte H§^m W i e n. Ans der kaisci-licli-koniglichen Hot'- und Staatsdruckerei. Vorbemerkunff, Uie keis. Akadenr'e bewilligie ni'V einstimmig eine nam- hafte Unterstutzung zu einer wissenschafth'chen Reise nach England, und zwar ohne mir bestimmte Pragcn zur Beant- wortung vorzulegen. Sic mochte hiebei wohl von der Uebcr- zeugjng geleitet worden sein, dass es bci einem solehen Unter- nehmen , fur eines ibrer MitgJieder keiner besonderen Instruc- tion bedarf, um dasseJbe zu besiiramen, alles in das Gebiet seiner Beobaehtung zu Ziehen, was roil; den Fachern, in denen es arbeitet, in einiger Vcrbindting steht. Die Natur des Paches bestimmt aber nothwendig, eben so wohl wie das Land, welches man besucht, die Art, wie der Zweck einer wissenschaftlichen Reise erfullt werden soil und kann. Der Geognost besucht unerforschte Lander, \m\ dort unsere Kenntnisse von der innercn Bcschriienheit der Erdeindc zu erweitern, auf einer raschen Reise in schon genau durcbforschten Gegenden, vvird aber sein Zweck wohl nur der sein konnen, die von andcreu ge- machten Beobachtungen mit der Natur zu verglcichen , die Mittel der Erforschung zu studiren und in dcm Umgange mit den ausgezeichnetsten Miiunern dieses Landes jene Fragen zu besprcchen, die sich durch schriftlichen Verkehr nicht leicht geniigend erortern lassen. Der Chemiker ist in dieser Beziehung weit weniger begiinstigt als der Geoguost, Zoolog oiler Botaniker ; er ist nicht im Stande von einer Itcise durch cin Land wie Gross- britannien, neue, dort gemachte Entdeckungen mitzubringen, er muss sich gliicklich schatzen, wenn es ihm gelingt Gelegenheit zu linden, bei uns nicht Bekanntes, zu studiren, das Anwendbare in seiu Vaterland zu iibertragen, Proeesse, welche man ent- weder noch nicht odcr nnr selu* unvollkommen bcscliricbcn liudet, oder ondlicb Vorrichtungen, Verfabrungsarten etc., die man gesehen haben muss urn sie zu verstelien, kennen zu lernen. Wenn die kaiserlicbe Akademie die Verpflichtungen er- fullen soil , welche ibr die §§. 1 und 4 ibrer Statuten auf- erlegen '), so muss sie ihren Mitgliedern von Zeit zu Zeit Gelegenheit geben ibre Kenntnisse in dieser Richtung zu cr- weitern, und icb fiihle micb ihr tief vcrpllichtct , dass sie mir dieselbe so bereitwillig gewahrtc. Als bestimmte Aufgabe babe ich mir gestellt: a) Mich mit der so grdssartig etrtwickelten, chemischen In- dustrie Englands niiher bekannt zu machen. b) Die Chemiker Englands, ihre Laboratorien und Hrlfsmittel kennen zu lernen. c) Mir eine genaue Kenntniss von den, die Untersuchung der Koblen England's betreft'enden Arbeiten zu verschaffen. d) Die meteorologiscben Ahstalten Englands zu sehen 3). *) In §. 1 heisst es : ,,Die Akademie hat die Wissenschaft durch selbst- stiindige Forschungen etc. zu fordern , niitzliche Kenntnisse und Erfin- dungen durch Priifung von Fortschritten und Entdeckungen sicher m stellen etc., so wie die Zwecke der Regicrung durch Beantwortung sol- cher Aufgaben und Fragen , welche in das Gebiet der Wissenschaft ge- hiiren, zu unterstiitzen.'' In §. 4 lautet die bezttgliche Stelle sub A. sie hat die von der Staatsverwaltuag an sie gerichteten Fragen in reifliche Ueberlegung zu ziehen und die abverlangten Gutachten zu erstatten. a) Fur jene Loser, welche mit den in der Akademie stattgel'undenen Ver- handlungen weniger bekannt sind , will ich nur erwiihnen , dass die von mir beantragte und von der k. Akademie genehmigte Untersuchung der t'ossilen Brennmaterialien Oesterreichs nun ins Leben trelen wird, da *J Die k. Akademie hat es mir zur Pflicht gemacht, ihr cincn Bericht fiber raeine Reise vorzulegen, aber erst jetzt, nachdem diese Arbeit vollcndet vor mir liegt, sehe ich wie gewagi cs ist, nach einer kurzen Ileisc in einem Lande, das des Merkvviirdigeu •so vol] ist and das nach alien Richtungen mannigfach durchforscht nnd beschrieben wurde, mit einer solchen Beschrcibung, die doch nur cinen ganz relative!. Worth haben kann, vor die Welt zu treten. Einzelheiten, die fur den Sammlcr oft von grosser Wichtigkeit sind, schruropfen in der trockenen Form eincs Berichtes zum Unbcdeutendcn zusammen , zumal da die Anschanung, fur den Beobachter so unsehatzbar, fiir den Loser wieder ganz verlorcn ist. Nur dem Urthcilc Jener, die ahnliche Rsisen zu ahniichen Zwecken gemacht haben nnd die zugleich vvohlwollcnd genug sind meinen gutcn Willen in die Wagschale zu legen, darf ich mit einiger Beruhigung entgegen schen. Es ist unvermeidlich, dass in diesem Berichte manches he- eler Herr Minister des Handels , dessen Scharlblick nichts entgeht, whs zur Hcbung des Nationalwohlstandes beitragen kann, 5000 n. zur Herstellung der nttthigen Localitiilen , Beischaffung des Dampfkessels etc. bewilligte. In Bezug auf den Punkl d) bemerke ich, dass der jetzige Viee-Priisi- dent der Akademie, Ritter von Baumgartner, Em Interesse der Wisscnschaft , auf seinen Functionsgehalt von 2500 11. verzichtend, den- selbcn der Anschaffung von meteorologischen Instrumenten widmete, welche an Eisenbahnbeamte, die bei Bahnhtifen von geeigneter Lage an- gestellt sind und an andere Beobachter vertheilt werden. Die Akademie ernannte cine permanente meteorologische Commission, bestehend aus den P. T. Herren D op pier, E 1 1 in gsh an se n , Gintl, Roller, Kunzek, Stampfer, Steinheil und mir, dem auch die Ehre zu Theil wurde zu ihrcm Bericbterstattcr gewiiblt zu werden. Diese Commis- sion ging von dor Ueberzeugung aus , dass es, ivenn die an den verschie- denen Stationen angestellten Beobachtungen von h-gend einem Nutzen sein snllen, nothwendig sei , in Wien cine Centralstation mit einem eigenen meteorologischen Observatorium zu errichten nnd cinen im Pache der Meteorologie bereits crfahrenen Gelehrten als Director dessclbcn mit dem niithigen Personale anzustellen. Die Akademie nabm diesen Antrag cinstimmig an und bescbloss dcnselben dem Ministerium des Cultus uriil Unterrichtes vorzulegen. 6 rflhrt wird, was einem oder dem andern Mitgliede bereits bekannt ist, da ich ja eben das Geschene anzuffihren habe. Von diesem Gesicbtspuncte aus bitte ich nun die geehrte Classe, meinen Bericht zu beurtheilen, er ist keine gelehrtc Abhandlung, sondern ein einfacher Reisebericht, der gemiiss unserer Geschafts- ordnung auch bestimmt ist, in einem grosseren Kreise als dem der k. Akademie bekannt zu werden; ich muss nur bedauern, dass ich denselben nicht schon fruher vorzulegen in der Lage war. ./Vis ich am 2. Juni 1849 Wien vcrliess , war Deutsch- land so sehr durch innere Sturme crschiittert , dass ich eilte den ruhigen Boden zu erreichen, auf welchem vor nahe zwei Jahrlninderten jener grosse Kampf dcr Principien zu Ende ge- fiihrt wurde, der bei uns unter so drohendcn Symptomen be- gann und eben sein zweites Stadium erreichte. Ich nahm meinen Weg iiber Giessen , dein Mekka der Chemiker, weil ich gewiss sein konnte , auf diese Weise die freundlichsten Erinnerungcn an Deutschland mit nach England hinuber zu nehmen ; und in der That konnte es fur mich nichts Erfreulicheres und Erhebenderes geben , als hier , in Mitte der sturmbewegten Zeit, cine Anzahl jugendkraftiger Manner in briiderlicher Freundschaft zur Forderung und Verbreitung der Wissenschaft vereinigt zu sehen. Es gehort wahrlich nicht zu den kleinsten Vcrdicnsten Liebig's, hier einen Brennpunct geistigcr Thatigkeit ins Leben gerufen zu haben , wo Manner wie Buff, Dieff enbach, Ettling, Knapp, Kopp, Will, Z am miner etc. gemeiusam und in schonster Eiutracht wirken. Die Zciten Scheele's, wo isolirt stehende Manner die Wis- senschaft wesentlich lordcrn konnten, sind voruber; Vereinigung von Kraften, Austausch von Idccn und rasche Mittheilung jedcr neuen Thatsache sind nothwendig , urn die grosse Masse des neuen Materiales, das jetzt jede Woche bringt, zu beherrschen. Von den besten Wunschen begleitet, eilte ich nach Belgien, diesem durch seine hohe industrielle und politi- sclic Entwicklung gleich merkwurdigem Lande. Ich war in Liittich Zeuge des nie enden wollenden Jubels und der Begcisterung, mit wclcher der Konig empfangen wurdc, und hatte Gclegenhcit zu sehen, wie sehr das Volk es zu schiitzen weiss, dass die Regierung den Bediirfnissen der Zeit aufrichtig 8 Redlining zu tragen beiniiht ist. Professor Gloser nahm micli aufs freundlichstc mi, zeigte mir das Sehenswtirdigste, wovon ich nur die schiinc und reichhaltige physikalische Sanim- limg der Universitiit mid die so zweckmiissig eingerichtete kiin. Gewchrfabrik erwiihnen will, in der ich zum crsten Male das ballistische Pcndel fungiren sail. Unter vielen hochst sinn- rcich eingerichteten Maschinen fiel mir bcsonders die auf, welche mittelst einer Prese einen aus Gusseisen verfertigten Schaft , der als Model dicnt, in wenigen Minuten genau copirt. Professor Gloser ubergab mir fur die k. Akademie die bei- den klcinen Schriften , ,,Mcmoire sur la refraction" etc. und „ Discours prononce a la salle academique do /' Unwersite de Liege le 12 Oct. 1847 d,t 'occasion de la reouverture solennelle des cours." In Brilssel besah ich das unter der Leitung Q net clot's stehende meteorologische Observatorium , die iiberaus reiche und instructive Sammluug von physikalischen Instrumeiiten, Modellen etc. im Gebiiude der Akademie , und besuchte den durch die Genauigkeit seiner Arbeiten ausgezeichncten Chemiker Stass. Er war, obwohl leidend, so gefiillig mir nebst manchem Interes- santen , die Apparate zu zeigen , welche zu seiner letzten Aequivalcnten-Bcstimmung diontcn und machte mich mit Hrn. S a c r e bckannt , der Wagen von grosser Vollendung, namentlich fiir bedeutende Belastungen verfertigt. Einc dcrsclbcn schliigt bei einer Totalbelastung von 40 Kilogrammen noch den zwei mil- lionsten Theil dersclben aus , und kostet sammt den zugehorigen Gewichten nur 4700 Franken. Ich besuchte audi noch das durch seine ausserste Ilein- lichkeit , schone Lage und in alien seinen zweckmiissigen Ein- richtungen von einem hochst wohUhueiideii Geistc der Humanitat durchwehteneue Hospital, das seiner Vollendung nahe ist, und das beriihmte geographiscb - statistisch - etnographisch - natur- historische Institut iinseres correspondirenden Mitgliedes van der Maelen. Der zoologische Theil, namentlich die Conchilien- sammlung, scheint einem Forscher reiches Materials darzubie- tcn, die mineralogische Partie ist jedoch , was Aufstellung und Inlialt betrifft , sehr untcrgeordnct. Bewunderungswiirdig bleibt das Sammcltalent und der Fleiss der Grander dieses merk- wiirdigcn, fiir die Erdkundc wichtigen Institutes, in wel- chem oinc so enorme Masse von Materiale aufgespcichert ist. Sehr lobenswerth ist die zuvorkommende Gefalligkcit mit der geboten dem Frcmden Zutritt und Einsicht in alle Details werdcn. Audi die ebenso geriiumige als elegante Pruchthalle zog meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich forschte vergebens nach den Grtinden, aus welcben dicse so wichtige Einrichtung bei uns noch ganz fehlt, da man doch glauben sollte, dass wenn einmal irgendwo etwas derartiges zap Ausfiibrung gckommen ist, und das ist es seit lange an so vielen Orten, es bald in keiner auch nur einigermassen bedeutenden Stadt mehr fehlen wird. So wohlthuend auch der Eindruck Brussels und des dorti- gen Lebens auf den Fremdcn wirken muss, so eilte ich doch nach England, dem eigentlichen Ziele meiner Reise. Am 16. landete ich nach einer Ustiindigen Nachtfahrt von Ostende beim Customhouse in Blackmail , und ich muss gestehen, dass mich ein fast unheimliches Gefiihl crgriff, als ich Englands Bodcn betrat; es mag ein solches wohUedem in dem Momente beschleichen, wo er im Begriffe steht, einen ganz neuen Abschnitt seines Lebens anzutreten, und wo so manche Erwartungen, Wiinsche und Besorgnisse rasch und verworren vor die Seelc treten. Doch das Wetter war herrlich, eine Regata versammelte eine Menge heiterer Menschen an und auf dem Strome, Musik und Gesang schallten uns aus dem Gewimmel von Fahraeugen aller Art entgegen , die Beamten des Custom- house waren sehr bescheiden und hoflich , keine Pass- oder sonstige Quiilerei war zu iiberstehen — ich hatte nichts als ein Certificate of arrival zu unterschreiben — musste da nicht bald eine heitere Stimmung jeden sorglichen Gedanken verscheu- chen?— Ich werde bier weder die sehr sehenswerthe chinesi- sche Chonhe, welche in den Docks von Blackivall vor Anker liegt und an deren Bord sich taglich eine grossc Anzahl von Besuchcrn begibt, noch die herrliche Fahrl; den grossartigen Strom aufwtirts bis zur Blackfriars Bridge, wo ich ausstieg, beschreiben; sondern nur anfuhren, dass ich die erslen Tago meines Aufcnthaltes in London dazu beniitzte in der Riescn- stadt, die jetet fiber 2 Millionen Einwohner beherbergt, einige topographische Kenntnisse zu erlangcn , und das zu sehen, was 10 alle Fremden selien mu.ssen und was so oft und von so vcrschie- denen Standpuncten aus viel besser beschrieben wurde, als ich es zu thun vermiichte. Nachdem ich diesen Zweck einiger- massen erreicht und meine Neugierde wenigstens vorlaufig be- friedigt hatte , besuchte ich zuerst meinen deutschen Landsmann, Professor Dr. Hofmann, der jetzt in London am Royal College of Chemistry mit Auszeichnung lehrt. Derseibe machte mich nicht nur aufs freundlichste mit der Einrichtung dieses schonen Institutes bekannt, sondern offnete mir auch sein Haus, und erwies mir so viel Preundschaft, dass ich mich gedrungen fiihle, ihm hier meinen Dank auszusprechen. Er ubergab mir fur die k. Akademie, den ersten von dem College of Chemistry heraus- gegebenen Bericht1) welchen ich hiermit der Classe iiberreiche. Die Art der Entstehung dieses Institutes ist zu bezeichnend fur die Denkweise der Engliinder, und die Wirksamkeit desselben jetzt schon zu bedeutend, als dass ich die naheren Details fiber die- selben hier unerwahnt lassen durftc. Nachdem namlich die che- mische und mit dieser auch die gesammte Industrie in England, durch die Erzeugung der Soda aus Kochsals einen so raschen Aufschwung genommen hatte, ling man an die Wichtigkeit eincr moglichst grossen Verbreitung chemischcr Kenntnisse immer lebhafter zu fiihlen. Der grosse Impuls, welchen die organische Chemie zumal durch Liebig's Genie erhielt, musste bald seine Wirkung auch auf die Landwirthschaft iiussern , und nun konnten die bis dahin in England hestandenen Institute dem rait jedem Tage steigenden Bcdiirfnisse nicht mehr geniigen. Die neu sich gestaltende Zeit musste sich auch neue Organe schaffen, und wohl dem Landc, in welchem alle Theile der Ge- sellschaft diess gleichmiissig erkennen. Am 29. Juni 1845 wurde in einem offentlichen Meeting die Errichtung einer praktischen Schule fiir Chemie beschlossen , und ein leitendes Council er- nannt. Durch Vermittlung des jeden wahren Portschritt unter- stutzcndenPrinzen Albert, der die Prasidentschaft des Col- legiums iibernahm, wurde Dr. Hofmann, damals eben zum ausserordentlichen Professor der Chemie in Bonn ernannt, Or t) Reports of the Royal College of Chemistry and Researches conductet in the Laboratories in the Years 1845-1847. London 1849. 11 das Institut gewonnen, und schon im October desselben Jahres eroffnete man in einem iraprovisirten Laboratorium den Curs, zu dem sich gleich in der ersten Woche 20 Schiiler meldeten. Mittlervveile crtheilte die Konigin dem Institute die Erlaubniss, den Namen eines „koniglichen Collegiums der Chemie," der hier nur ein Titel ist , zu fiihren; cin betrachtlicher Grund am Hannover-Square wurde gckauft und am 16. Juni 1846 der Grundstein zu dem zweckmassigen, bleibend der Schule gewid- meten Gebaudc gelcgt, dessen Fronte sich in einer Hauptader Londons, der Oxford Street, befindet. Um die Kosteu fur alle diese Einriehtungen zu bestreiten, wiirde man sich in den moisten Staaten des Continentes an die Regierung gewendct haben — nicht so in England, wo das Volk gevvohnt ist, so viel vvie moglich sich selbst zu helfen und zu regieren, wo es mit vollem Bewusstsein seiner Rechtc, eifersiich- tig auf die Erbaltung derselben ist, aber audi die der Regierung heilig achtet. Hier wurde alles durch Subscription und durch ausserordentliche Beitriige, welche bis zu 50 Pfund stie- gen, und durch das Ertragniss des Unterrichtsgeldes gedeckt, das gleich im ersten Jahre 529, im folgenden 651, im nach- sten 737 Pfund Sterlinge betrug und im Jahre 1848 auf 1849 gewiss auf 1000 Pfund gesticgen sein wird. Das Jahr wird in zwei Curse (Sessions) getheilt. Der Wintercurs dauert vom October bis Februar, der Soinmercurs vom Mare bis Juli, so dass jeder Curs 20 Wochen hat. Die Anzahl der Schiiler betrug in den aufeinanderfolgenden Cursen vom Jahre 1845—1848 63, 89, 97. Das Laboratorium ist von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Naehmittag geoffnet, mit Aus- nahme des Sonnabend, wo es um 2 Uhr geschlossen wird. Das Unterrichtsgeld (Fee) betragt fiir den Semester 15 Pfund Sterling; wenn der Schiiler taglich arbeitet, 12, fiir vier Tage, 10, fiir drei, 7, fiir zwei und 5 Pfund, fiir einen Tag in der Woche. Beim Austritte aus dem Institute erbiilt der Schiiler ein Frequentations - Zeugniss (Certificate of Attendance) in welchem die Dauer seiner Verwendung und die Zahl der Wochentage, die er im Laboratorium gearbcitet hat, ange- gebeu sind. Schiiler , welche im Stande sind im Laborato- rium eine selbststiindige chemischc Arbeit durchznfuhren , die 12 wiirdig befunden wird in don Verhandlungen der Chemical Society of London und in den Bcrichtcn des Royal College of Chemistry aufgenommen zu werden , erhalten cine Testi- monial of Proficiency, und werden als fit hi g betrachtet cine Reihe von chemischen Untersuchungcn selbststandig durchzu- fiihren. Man gibt sich also in England nicht der Meinung hin, dass ein junger Mann, der fiingere Zeit in einem Labo- ratorium, wenn auch schr fleissig und unter sehr gutcr Lci- tung arbeitete, als ein ausgcbildeter Techniker aus der Sclmlc tritt, sondern man beurthcilt die Vcrhitltnisse wie sic sind, man f'ordert von der Schule nicht mchr als sic in der Thai; leisten kann. Wie richtig man iiberhaupt die Stellung der Schule auffasst gcht auch daraus hervor, dass man in dem Royal College of Chemistry kcine Untersu- chungen fur das Publikum, nicht einmal fur die unterstiitzenden Mitglicdcr unternimmt, indem der einzige Zvvcck desselbcn der Unterricht ist, und die Ausfiihrung von Arbciten, welche die Wisscnschaft fordern. Unmittclbar auf die Industrie Bezug habendo Arbciten miissen Privatcn iiberlassen bleiben; dafiir aber, dass es der dazu befahigten in gehoriger Mcnge und von gutcr wissenschafllicber Ausbildung gebe, dafiir muss eben die Schule sorgen. Professor Hofmann halt gegenwiirtig dreimal in der Woche Vorlcsungen und hat 3 Assistenten und 2 Subassistentcn, wel- che sammtlich in der Regel aus den Zdglingen des Institutes gewiihlt werden. Man ist so eben im Begriffc einen neuen Horsaal fiir mindestens 200 Zuhorer, mil alien moglichen Be- quemlichkeiten einzurichten , fur welcben die Summe von 1800 Pfund in Anschlag gcbracht wurde, um, soweit diess nur immer angeht, in den Vortriigen auch solcbe Versucbc, die teebnische Verfahren betreffen, sclbst einem grosseren Publikum zu versinnlichen. Es kann bei der hbchst zwcekmassigen Lei- tung, dem gediegenen Unterrichte und der in England so allge- mein gewordencn Ueberzcugung von der Wichtigkeit grundli- chcr chemischer Studicn nicht bezwcifclt werden, dass dieses Institut in wenigen Jahren ganz selbststandig da stehen und noch Ponds eriibrigen wird, um seine Wirksamkcit nach Bcdiirfniss auszudehnen. 13 13 ei Professor Ho I'm aim fand ich Dr. Stenh ous e, mir schon aus friiherer Zeit bekannt, er l'iihrte raich in die Che- mical Society ein, deren Presidium gegenwartig der als Astro- nom bekannte Lord Ross mat vieler Wiirde und in muster- haft parlamentarischer Form fiihrt. Diese Gesellschaft wurde durcli ein von alien chemischen Notabilitiiten Londons besuchtes Meeting gegrfindet, das am 23. Pebruar 1841, auf Veranlassung des riihmlichst bekannten Cbemikers R. Waring ton zusam- mentrat. Der Zweck derselben ist Forderung der Chemie und der damit uninitteibar zusammenluingenden Wissenschaften, so- wobl durch Discussion als durcb Errichtung eines chemischen Museums und einer chemischen BibliothelJ Jcdes in London und zwanzig Meilen iin Umfange der Stadt wohnende Mit- glied hat jahrlich awei Pfund, alle entfernter wohnenden haben nur ein Pfund beizutragen. Am 30. Marz 1841 wurde das erste allgemeine Meeting abgehalten , bei welchem das provi- sorische Comite einen Bericht iiber Einrichtung, Leitung etc. der Gesellschaft, welchc bereits aus 77 Mitgliedern bestaud, vorlegte. Es wurde diesem gcmiiss soglcich zur Wahl der Functional {first Officers) und des Rallies geschritten, und Graham zum Priisideuten, Warington zum Secretar er- nannt. Die Gesellschaft bewarb sich urn ein Charter , welches sic audi erhielt, halt nun regelmiissig ihre Sitzungen im Somerset-House, einem der schonsten Gebiiude Londons und triigt sehr viel zur Forderung und Vcrbreitung chemischer Kenntnisse bei. Herr Warington ist erster Secretar der Gesellschaft, seiner aufopferndcn Gefalligkeit verdanke ich zum grosseii Theil die Erreichung des Zweckes meiner Reisc. In einem ihrer Meetings lernte ich auoh die Herren Graham, Miller, Andrews und Reynolds kennen, welchen alien ich hier meinen Dank fur die vielen Gefiilligkeiten sagen muss, die sie mir spater erwiesen. Eines der erstcn Etablissements , welches ich auf meiner Wanderung durch London besuchte, war die Polijlechnical Institution, cine Anstalt, die schon, weil sich eine ahnliche am Continente nicht findet, meine Aufmerksamkeit in Anspruch "ahm. Die sonderbaren Urtheilc, welche ich von Fremdeu, na- mentlich von Deutscheu, iiber dieselbe horte , zeigten mir sehr : - ■ 14 deutlich, wie fremd uns das Lebea in England doch eigentlich noch ist. Dieses Institut ist nicht etwa da, um niitaliehe Kennt- nisse zu verbreiten , sondern um durch die Verbreitung niitzli- cher Kenntnisse den Unternehmern desselben Gewinn zu brin- «-en ; dieser Umstand ist so bezcichnend wie der , (lass man eben auf diesem Wege Geld zu gewinnen hofft und auch wirk- lich gewinnt. In einem von oben erleuchteten Saale mit einer rings herum iaufenden Gallerie, bcfindet sich eine grosse Anzahl von Maschi- nen, Apparaten, Instrumenten, Naturalien, Mttterialwaaren, Waf- fen, Geriithschaften aller Art in einer Ordnung aufgestellt, die man nicht eben eine wissenschaftliche nennen kann; auch sind diese mannigfaltigen Gegenstiinde keineswegs sammtlich durch irgend etwas ausgezeichnet , vicles mag da sein, um gerade nur den Platz auszufiillen , allcs lindet aber bei der eben so gros- sen Mannigfaltigkeit der Besucher seine Beachtung. Die riesi- gen stroboskopischenScheiben unsercs auspruchlosen Stampf er, hier durch einen Mechanismus in Bewegung gesetzt, wurden nicht vveniger bewundert , als die bedeutende Anzahl von Dampf- maschinen- und Pumpcn-Modellen , die sich alle in steter Bewe- gung befinden und wirklich irgend cine Arbeit verrichten. Ein aus Spiegelplatten zusammengesetzter Bassin in der Mitte des Saales dicnt einem Zitteraal von seltener Grosse und Schon- heit zur Bchausung. Das in seinen Bewegungen sehr gravitati- sche Thier scheint sich ganz hehaglich zu hihlen und die Stosse, die es zu erthcilen vermag , sollen ausserordentlich heftig sein. Ein Prosch, den man ihm zum Putter gab, durfte sich lange ungestraft in seiner Nahe herumtreiben , der Fisch spielte liin- gere Zeit mit demselben, indem er ihu fing und wieder ausliess, bis er ihn plotzlich durch eine Entladung todtete. An dem einen Ende des Saales befindet sich ein tiefes Bassin , von welchem zwei Arme auslaufen, die Modellc von Schiffen aller Art und mannigfaltige hydrotechnische Vorrichtungen aufnehmen, wahrend ersteres zu den Versuchen mit der Taucherglocke dient. Um 11 Uhrwird dieAnstalt eroffnet, und es beginnt cinclteibe von Vortriigen, nach demProgramm, das jederEintretendeerhalt. So erklarte man, als ich das erste Mai gegenwartig war, die Bearbeitung der Baumwolle vom Anfange his zu Ende, wobei dem Vortrage ^ 15 Schritt fiir Scbritt der Versuch folgte, so dass dieZuhorer, von der rohcn Kapsel bis zum fertigen Faden , alles in die Hand bekam. Nachher wurden Vorrichtungcn zur Forderung derKohlcnundErze aus Schachten erklart, wahrend welcher man zu dem einen A>*m des Bassins gelangte, da begann nun cin Vortrag fiber die ver- schicdenen Mittel der Forthcwegung von Sebiffen (Propellers) vom einfachen Ruder bis zur Schraube, jeden Satz durch ein Modell erlauternd. Darauffolgten die Experiments mit der Tauchcr- glocke, in welcher 5 Personen obne alle Unbequemlicbkeit den Versucb machen konnen , wie es sich in diesem Ausnahmszu- stande lebt, wo der Druck den sonst gewohnlichen um ungefahr ein Drittel iibcrtrifft, da man cine Wassersaule von etvva 10 Fuss iiber sich stehen hat. Anfangs bemerkt fast Jcder nicht barthorige etwas Obrecscbmerzen , durch Hinabschlucken ver- schvvindet aber auch dieses bald und — man gewohnt sich daran. Fiir Sicherheit ist iibrigens durch starke Ketten , an denen die Glocke hangt, und fiir frische Luft durch Pumpen, welche die verdorbene entfernen und gesunde zufiihren , hinreichend ge- sorgt. Das magische, durch die betrachtliche Wasserschichte noch durchdringende Licht gestattet iibrigens noch das Lesen der ^Times'". Ein Mann mit einem wasserdichten Uebcrkleid und cinem eben so schliessenden Helm, tritt nun hervor und steigt als sehr prosaischer „Taucher" in die Tiefe hinab, um ein versenktes kleines Schiff durch Anhangen leerer Passer zum Steigen zu brin- gen. Zwei mit der Luftpumpe, die friiher bei der Taucherglocke fungirte, communicirende Schlauche erhalten ihn in der nothwen- digen Verbindung mit der Oberwelt, indem sie gewissermassen eine Verlihigeruiig- seiner Athmungsorgane bilden. Ein anderes Wrack wird unter Wasser gesprengt und das Pulver durch den elektrischen Strom entziindet. Der Taucher steigt b;nab, um die Ladung zu befestigen und die Leitung herzustellen. Alles zerstreut sich nun , und Jeder sucht was ihm besonders interessii te naher zu sehen und sich daruber noch im Detail belehren zu lassen. Auf ein gegebenes Zeichen aber stromt alles einem mit schweren Vorhan- gen geschlossenen Gange zu, durch wclcben man in ein finsteres Amphitheater tritt, wo man jedoch bald so viel sieht als noting ist, um in einer der Banke Platz zu nehmen. Plotzlich erscheint ein grosser kreisformiger Raum an einem veilikal gespanntcn 16 Vorhange liell erleuchte,t und bald scheint dieser von clou grasslich- sten Ungeheuern bev&lkert, ein Anblick, der den zarteren Theil des Publikums mit Grauen erfiillt, — doch es sind nur Intuso- rien, die erst bei einer SOOfaltigen Vergrosseroog so entsetalich erscbeincn, und ilire so drobenden Gcbcrden sind nur durch die Unbequcmlichkcit ihrcr eigenen Lage eraeugt. Aus deni ganz finsteren Hintergrunde des Saales ertiint nun eine sonore Stimme, die uns iiber das Hydrogengas-Mikroskop belebrt, und das Pikanteste aus dem Lebcn der kleinen Ungeheuer erziihlt, die untcr sich in so grossem Unfrieden leben. In den grossen Saul zuruckgekehrt, findet man ein neues Publikum, dessen Wissbe- gierde wieder von einem andern Gegenstande in Ansprucb ge- nojnmen vvird. Die Zeit ist jctzt da, wo die Vorlesuug iiber Phy- sik beginnt. Der Experiment^ -Tisch ist reich mit eleganten Ge- fassen von eigenthumlicher Form besetzt, denn der Vortrag han- delt heute von den Mitteln Kalte zu erzeugen und die neu paten- tirten Gefassc des H. Mas t er bilden den llauptgcgenstand. Nacli einer sebr kurzen, hochst populiircn Einlcitung wird untcr der Luftpumpe mittelst Aether auf die bekannte Art Eis erzeugt, und nun das weit eint'achere Vcrfahren mit Kaltemischungen er- ortert. Bei den Apparaten des H. Master besteht die Kiilte- mischung aus Soda und einem Gemenge von % Tb. Salmiak und V» SalpetePj die den Volumen nach genommen werden ). Die Zuhorerschal't wurde mit Gefrornem betheilt , und H. Master hatle wohl nicht leicht ein wirksamcrcs Empfclilungs- mittel fur seine Apparate wiihlen kiinnen, was offenbar auch der Zweck desselben war. Dem pbysikaliseJien Vortragc folgt einer Tiber Chemie, man spracb diesmal iiber die Verbrennung, ein an- dermal vvird voin Leuchtgase geredct u. s. w. Endlicb werden in den Theatcrn Nebelbilder, Cosmoramen geaeigt, und sclbst ganz artige musikalischeProductlonen abgcbalten. Fiir alles dieses bezalilt man *) Die Wirkung dieser Mischung ist sehr rasch und bei den niedrigen Prei- ser! beider Artikel (der iistr. Centner Soda kostot 13 — 14 11. CM-, der Ct. Salmiak 36 fl. CM.) auch nicht kostspielig. Da der k. Rath It e u l e i' mir eine kleine Summe /.ur Verfiigung slellte, so war ich in der Lage einige dieser Gerathschailen i'iir das techniscbe Cabinet zu kaufen, wo sie gegenwiirtig aui'gestellt sind. 17 cinen Schilling, urn- der Versuch mil; der Taacherglocke kostet einen mehr, wenn man ihn nicht bloss sehen, sondern selbst machen will. Urn 3 Ulu- wird die Anstalt geschlossen, aber schon urn 7 Uhr wiedergeoffnet, wo tier neuc Cyklus von Vortragen etc. bcginnt, der bis halb eilf Uhr dauert. Wenn diese Vortrage und Erklarungen, welche nicht etwa von Mannern, die durch ihre Leistungen in der Wissenschaft be- kannt sind, gehalten werden, vieles m wunschcu iibrig lassen, so kanii dock der Nufoicn derselbcn nicht in Abrede gestellt wer- den, iadem durch sie cine Masse niitzlicher Kenntnisse in einer Schichte der Gesellschaft verbreitet wird, in die sie auf einem andcren Wcge nicht leicht dringen wurde. Da die Anstalt bemiiht sein muss das Ncueste aus dem Gcbiete der Wissenschaft und Industrie so schncll wie moglich, und auf eine recht auffallende Art zu zeigen, so gewinnt sie dadurch selbst fur den Mann von Fach ein Interesse, indem da- selbst gewisse Versuche , wie die mit der Armstr ong'schen Ma- schine, mit dem elektrischcn Strome und dgl. mehr, in einem so grossen Maasstabe gezcigt werden , wie man sie nicht leicht wo anders schen kann. Unwillkiirlich musste ich mir die Frage stellen, sollte es denn bei uns in Wien, wo das Elysium so gute Geschiiftc maeht, wo die Hundscomodie so fashionable war, und die phantasmagorischen Vorstellungen im Prater so besueht siud, sollte cs denn da gar nicht moglich sein ein ahnliches Institut ins Lcben zu rufen ? Je mehr ich hieriiber nachdachtc desto klarer wurde es mir , dass man unserer so richtig denkenden Bevolkerung nur etwas besseres zu bieteu hraucht, uni sich ihrer Theilnahme zu versichcrn ; frcilich musstc die Sache gleicli von vornherein in die rcchten Hande konimen und dfirfte nicht etwa wdrtlich aus dem Englischcn ins Oesterreichische ubersetzt werden, sondern ware erst unse- ren Verhaltnisseu anzupassen. Durch II. Waring ton wurde ich mil dem Botaniker Herrn N. B. Ward bekannt, der mir seine gcschlossencn, tragbaren Glashiiuser zeigte , in welchen die zartesten Pllan- zen, trotz der rauchigen Atmospluire Londons, ein so iiber- raschend frisches Lcben zeigen wie auf don Felsen von Killar- «ey oder in den duftigen Waldern Teneriffas. Das Princip Schriittor. j, 18 auf welchem diese nut*zliehe Einrichtang beruht besteht darin, class die Pflanzen in guter Erde, am besten in der in welcher sie gewohnlich wachsen , in cinem geschlossenen Raum sich beflnden, wo sie vor Staub geschiitzt, der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt, sich bei sparlicHem Luftwechsel in einer hin- reichend feuchten Atmosphare beflnden. Die zartesten Pflanzen machen auf diese Wcise die grossten Seereisen and halten sich jahrelang, ohne irgend iiusserer Hilfe zu bediirfen. Wie niitzlich diese einfache Vorrichtung fur kleinc Lehran- stalten u. dgl. in der Hand eines rait Sinn fiir die Natur aasge- riisteten Lehrers werdcn kann , und wie vielseitiger Anwendung sie fabig ist, darauf hat H. Ward in einer bcsondern Schrift hingewiesen ). In Lambeth sail ich die Glasfabrik des Herrn Christie, wo schones Krystallglas rait Steinkohle erzeugt wird. Sehr schon sind die nach Art der antiken Vasen, aus Hyalith verfertigten Geschirre, von denen ich Muster fiir das technische Cabinet mitbrachtc , dann blassblaue Gliiscr fur Gasflammen und Stand- flaschen zum Aufbewahren naturhistoriseher Gegenstande in Weingeist. Ganz in der Nahe dieser Fabrik beginnen die bedeutenden Potterien, deren mannigfaltige und wohlfeile Erzeugnisse von so grossem Eiuflusso auf viele andcre Industrie-Zweige England's sind und mis noch ganzlich mangclu , was namentlich fiir die Erzeugung chemischer Productc eine sehr fuhlbare Lucke ist. Vorziiglieh war es die Fabrik des Herrn Step ha 11 Green, in der Princess- Sir eel, wclchc ich Gelegenheit hatte genauer kennen zu lernen und aus deren, mit Zcichnungen versehe- nen Preisverzeichnissen , die ich vorlege , deullich hervor- <>-eht, in welcher Richtung daselbst gcarbeitet wird. Die Apparatc zur Condensation von Siiuren lassen ihrer Dancrhaftig- keit, Grosse und der genau eingesehlifi'cnen Vcrbindungen wegen nichts zu wiinschen iibrig. Ich sah bei H. Green ein Gefass (Store Jar) von 300 Gallonen (939-4 Wiener Mass) Gchalt, mit luftdicht aufgeschlifl'enem Deckel {Patent air-light cover) und eingeschliffenem Hahu , das ein wahres Meisterstiick von Potterie !) „On the growth of Plants in closely glazed Cases; by N. B. Ward, bondon 18*3," 19 ist. Diese laftdicht schliessendcn Deckel gind ganz ausgezeich- net; der Versuch, den Deckel durch brennendes, in das Gefiiss gebraclites Papier so fest haften zu machen, dass man ihn nur durch Erwarmen des Gefasscs wieder offnen kann, lasst sich mit jedem derselben anstellen, nnd an einem dieser Gefasse, das in der Fabrik auf diese Weise geschlossen wurde, halt der Deckel noch immer unbeweglich fest. Niclit minder be- merkenswerth sind die schlangenformigen Kiihlrohren , deren Ho he bei einem Durcbmesser der Schlangenwindimg von 15 engl. Zoll, nalie 4 engl. Fuss betriigt. Ganz nen war mir die Vcrfertigung der gepressten , grossen , zu Wasserleituiigen be- stimmten llohren, die einen Durchmesser von 15 Zoll und eine Lange von 3 Fuss haben. Schr sinnreich ist audi die Art des Verschlusscs bei den kleinen Gefassen mit laftdichten Deckeln, die zum Aufbewahren von Gegenstandcn, die mit Luft in Beruh- rung lcicht verderben, bestimmt sind. Wenn auch nicht gelaugnet werden kann , dass diese Fa- brikation in England durch ein von der Natur gegebenes Roh- materialbegiinstigt ist, welches nur einergeringcnVorarbeit bedarf, um zu alien diescn Zwccken tauglich zu werden; so ware doch auch von dieser Scite hci uns kein Hinderniss vorlianden mit ciniger Umsicht ein eben so nutzliches Product darzustellen. Obwohl mich nur techuische Iuteressen nach Lambeth fiihr- ten, so kann ich doch nicht umhin, bier auch des eigenihiimlichen und iiberraschenden Anblickcs zu erwahnen, der sich fast plotzlich darbietel, wenn man aus den ziemlich engen und kcineswegs sehr anmuthigen Strassen dieses industriellen Stadttheiles beidemalter- thiimliclien Palastc des Lord Erzbischofs von Canterbury anlangt. Eine weite Aussicht auf die hier weniger belcbtc Themsc eriiff- net sich plotzlich, und der Blick wird unwillkiirlich an das jen- seitige Ufcr gezogen, wo die Westminsterabtey und die neuen von Barry erbautcn Parlamentshauser, in einem herrlieben Bilde zu- sammengedriingt, sich demsclben darbielen. Ist dieses, seiner grossartigen Bestimmung im imposantcn Aeussern , so wie in seiner inneren Einrichtung, wenigstens was Pracht betrifft, so vollkoinincn entspreebcude Gebau.de , so wie die neu zu er- richtende Briicko erst vollendet, so wird dieser Punct eincr der malerischesten und in architektonischcr Hinsicht merkwiir- b * 20 digsten in Europa sein.' Dei- Gefalligkeit des durch seine gedie genen Arbeiten fiber Ventilation bekannten Dr. R e i d l) verdankte ich die Gelegenheit die innere Einrichtung dieser Gebaude ge- nauer kennen zu lemon. Dcrselbe hat schon in dem alten Par- lamentsgebaude einen wirklich grossartigen Apparat angelegt, nm nicht nur die Luft in den Siilen bestandig zu erneuern, sondern ihr auch den ffir das Wohlbehagen der Sprechenden und Hiiren- den angemessenstcn Temperaturgrad zu geben. Die angstliche Sorgfalt, mit welchcr man in England und Frankreicb, besonders in erstercm, darauf bedaeht ist, nicht nur in alien Raumen, wo viele Menschen langere Zeit beisammen sind, sondern audi in den Wohnungen, selbst wenigcr bemittelter Privaten, stets die Luft gehorig zu erneuern ist bekannt und im hohen Grade lobens- und nachahmenswerth ; — es war daher sehr interessant fur mich, diese^ mir nur aus Biichcrn bekannten Einrichtungen , hier durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Ich war nicht we- ni<>- fiberrascht den enormen, sich nach obcn verj fingenden Thurm zu sehen, in wclcbem ein machtiges Feuer einen so heftigen aufsteigenden Luftstrom bewirkt, dass dadurch mittelst eincs im ganzen Gebaude verzweigten Rohrensystems alle Sale, Corridorc etc. desselben continuirlich ausgepumpt werden, wahrcnd frische Luft durch ein System von Raunien einstromt, wo sie von Stauh gereinigt und je nach Bedfirfniss erwarmt oder erkaltet, getrock- net oder feucht gemacht werden kann. Wenn man sieht wie atif diese Weise die Luft unter den Sitzen der Lords und Commons mit Sorgfalt entfernt wird, indent die Banke auf treppenformig angeordneten, cisernen, durchlocher- ten Platten stehen, so muss man unwillkiirlich an so viele un- serer, sowohl zur gcselligen Unterhaltung als zu ernsten Zweckcn bestimmten offentlichist ein zweiter oben geschlossener Glascylinder , welcher durch dieOeffnung^ in der den Grundriss des Brenners darstellenden Fig. 2 besser ersichtlicli, mit der $ MhveFin Verbindung sleht, die ihrerseits in die aussere Luft miindet. Die Pfeile zeigen die Richtung des Luftstromes und man sieht ohne weitere Erklarung, dass die unten bei A eintreteiide Luft, welche aus dem Saale austromt, nachdem ihr Saucrstoff zur Verbrennung des Gases gedient hat, durch die Rohre F ms Freie entweicht, dass somit diese ehen so sinnrcich als einfach eingerichteten Brenner selbst als Ventilalorcn wirken. Die den ausseren Cylinder schliessende obere Platte ist doppelt mid wird von Glimmer geniacht. Der in jeder Hinsicht so merkwfirdige Bau der Parlamentsh.au- ser hat eine grosse Anzahl jiingerer Architekten aus den meisten \A ^ 22 Staaten Europas hier ver'sammelt, urn bei dieser nicht leicht wieder vorkommenden Gelegenheit ihrc Studien zu machcn. Dei- Genius der edelsten der Kunste, der Baukunst, deren Entwicklung am sichei'sten fur ein kraftiges Nationalbewusstsein spricht, ist an dieser classischen Stelle wieder einmal machtig schaffend hervor- getreten, und man braucht eben nicht Mann vom Fache zu sein, urn bier so viel Stoff zu Betrachtungen zu linden, dass man gern im- mer wieder seine Schritte bicber Ienkt, mid aus der Westminster- Hal!, mil; ihrcn bewegten Gerichtshofen, indie ruhige Westminster- Abtey wandert. So woiilthuend aber die Oarmonie in dem Baustylc aller dieser Gebaude ist, so peinlicb storcnd ist der Eindruck, den die gedrangte Aneinanderhaufung der oft ganz geschmacklosen, mit dem Baustyle des Domes im grellsten Widerspruche stehenden Mo- numente auf den Bescbauer maebt. Dieser Uei>elstand ist urn so mehr zu beklagen als cine Abiinderung desselben so gut wie un- moglich ist. Das asthetisclie Interesse muss sicb hier dem rein historischen wohl fur immer unterordnen. — Doch der Chemiker darf bei diesem Tbema nicht verweilen und muss sich von der Westminster- Abtey den grossen Westminster- Gaswerken zuwen- den. Die Besichtigung dieser Anstalt wurde mir durch die Gefal- ligkeit des Herra II. G. Lowe, Director derselben, gestattet, und der cbenso unterrichtete als getalligc Ingenieur Hr. H. Gore opferte mir viele Stunden und liess nichts unversucht, urn mich mit alien Details dieses vortrefflich eingerichteten Etablissements bekannt zu machen. In demselben werden nicht weniger als 2 Millionen engl. Kubikfuss Gas (1,792794 W. Kub. Fuss) taglich erzeugt, fur welche 18 Gasbehalter (Gasometer), die jedoch zusammen nur 1,100000 Kub. Fuss Gas (986037 W. K. F.) fassen, da das iibrige wahrend des Fiillens verbraucht wird. Einige dieser Gasometer fassen nicht weniger als 259000 Kub. Fuss (232167 W. K. F.). Die Oefen sind fiir 500 Betorten eingerichtet, deren jede im Mittel IV* Tonne (23 W. Ct.) wiegt und 5 Ffd. »St. kostet. Die Beinigung des Gases wird, wie jetzt allgemein, durch Kalkhydrat bewerkstelligt, von dem 1 Bushel! (0-591 Wien. Metzen) fur 12.000 Kub. Fuss (10757 W. K. F.) Gas ausreicht. Zwischen dem zumKuhlen und Absetzen desTheers bestimm- ten Bohrensysteme und den Kalkgelassen ist, was mir neu war, 23 eine Luftpumpe (Exfiausterj, angebracht, welche (lurch eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird, und dazu dient, das Gas in die Gasometer zu pumpen und so den Druck desselhen auf die Retorten zu vermindern, damit es bei den unvermeidliclicn Fu- gen derselben nicht enhveiche. Nachdem das Gas aus den grossest Gasmessem austritt, muss es (lurch einen wenigstens 4Klal'ter hohen Cylinder gchen, der Koaks enthiilt. die mil; kohlensaurem Ammo- niak getrankt sind , was ein schr wirksames Mittel 1st , die letzten Spuren von Verunreinigung zu entfcrnen. Audi 1st bei den Kiisten, in welchen sicb der Kalk befindct, ein durch die Dampfmaschine in Bewegung gesetzter Saugapparat angebracht, mittclst welchem die atmosphiirisehc Luft nach abwarts auf den Kalk gedrangt wird, was fiir die Arbeiter , welche das Wech- seln des Kalkes zu besorgen haben, eine ausserordentliche Er- leichterung ist. Aus den sammtlichen Gasometern stromt das Gas in sehr sinureich eingerichtete, selhst registi'ireiule Apparate, (lurch welche die Vertheilung regulirt und controlirt wird. Da in England nur Leuchtgas zumFiillen der Luftballons ver- wendet wird, so ist es von Wiehtigkeit die Dicbte desselben, welche keineswegs ganz constant ist, zu kennen : der praktische Eng- lander bestimmt diese aber nicht etwa nach den Rcareln der Kunst, sondern nimmt einen Luftballon von Goldschlagerhautehen. der etwa 2 Kub. Fuss fasst, und bestimmt die Steigkraft dessel- ben durch Gewicbte, die in eine unten angebiiugte Wagschale gelegt werden. Die Gewicbte geben, da das Gewicht des Bal- lons bekannt ist, unter den vorhandenen Umstanden unmittelbar die Steigkraft per Kub. Fuss an. Bis zu welchem Grade die Constitution des Leuchtgases in England gestiegen ist, kann man daraus sehen, dass nach Herrn Lowe, in London allein jiihrlich in 22 daselbst bestehenden Gasfabriken 500000 Tonnen (9,071750 W. Ct.) Kohlenzu die- sem Behufe verbraucbt werden. Die Menge des jahrlich daselbst erzeugten Leuchtgases betragt 4500 Millionen Kub. Fuss (nahe an 4034 Millionen W. K. F.); es stromen also taglich nicht weni- ger als 12 und eine halbe Million Kub. Fuss (11 Millionen und 200000 W. K. F.) Leuchtgas durch etwas mehr als eine halbe Million Brenner aus, und das Rohrensystem, in welchem dieses 24 Gas circulirt, bat in London allein einc Liinge von 1800 engl. oiler nahc 450 deutschen Mcilcn. Das durch diesen Industrie - »weig in London allein in Bewegung gesetztc Kapital betragt 4 Millionen Pfund Sterling1). Die Menge der in den gesammten Gaswerkcn Londons gewonnenen Koaks betragt 500000 Cal- drons (etvvas iiber 10% Millionen W. Metzen), von denen 125000 (etwas iiber 2% Millionen Metzen) in den Gaswerkcn sclbst vcrbraucht werden, die iibrigen kommen als gesuchtes Brcnn- material in den Handel. Es gibt jetzt in England keine Stadt von mehr als 4000 Einwohncrn , die keine Gasbeleuchtung besitzt, dafiir betragt aber audi die Mengo von Steinkohlen, welclie zur Gaserzeugung verbraucht werden, 6 Millionen Tonnen, und das zur Erzeugung des Gases dienende Capital iibertrifft 15 Millionen Pfd. Stcrl. Bei alien diesen Angabcn ist jedoch nocli nicht gerechnct , dass, wie ieh mehrfach zu seben Gelegenheit hatte, in vielen Fabriken das Gas zum eigenen Gcbrancbe selbst erzeugt wird, da giiicklichcr Wcise in England keinerlei Art von Monopol in dieser Beziehung besteht. Es ist wohl kaum zu erwahnen nothig, welcb enormen Ein- fluss diese noch immer im Steigen begriffene Industrie auf cine jrrosse Zabl anderer Gewerbc austiben muss , ich will dahcr hier nicbt von der Riickwirkung auf die Erzeugung von Glas- und Metall - Waaren, auf den Bergbau und dergleichen mehr spre- clien ; aber icb muss den Umstand beriihren, dass die unge- heure Menge, in welcher gewisse Ncbenproducte bei der Destina- tion erzeugt werden, ganz neue chemische Industriezweigc hcr- vorgerufen hat. Die Verwendung der ammoniakalisehcn Flussig- keiten, welche sich bei der Destination der Kohle absondern, zur Darstellung von Salmiak und scbwefelsaurem Ammoniak hatte zur Folge, dass sich keine anderc Darstellungsart dieser Korper mehr lohnt, und man sogar einen Theil des Continentes mil; englischcm Salmiak versieht. Nicbt minder wichtig ist die Erzeugung von so- genanntem Naphta, aus dem bei der Gasbereitung sich bildenden Steinkoblcntbeer, so wie die Bereitung des Benzins im Grossen, zur Belcuchtung und anderen Zwccken, auf die Dr. Mansfield J) 100 englische Kubik - Fuss Gas kosten in London 36 kr. C. M. wiihrend bei uns je nach der Grosse des Verbrauches 36 — 43 kr. filr dieselbe Menge foezahlt werden. 25 in London ein Patent nahm, und welche audi in anderer Bezie- hung wichtig zu werden versprieht. Professor Graham war so gefallig mir sein bequem einge- richtetcs Laboratorium in der London-University zu zcigen. Es hat eiriige schr beneidenswerthe Eigenschafteu. namlich zwecknias- sige Vorrichtungen zum Abzug schadlicher Dampfe, eine ruhige, dem gcrauschvollen Treiben der Stadt entriickte Lage, obwohl es sich in der Mitte derselben befindet, und cndlich bestebt es statt aus grossen Salen , aus vielen manuigfach gestalteten kleineren Locali- tiiten, in wetcben es nicht an ruhigen Platzen zum Aufstellen der feineren Iustrumente. an Licht etc. fehlt. Derselbe verscbaffte mir auch die Bekanntschaft mehrerer ausgezeichneter Manner, welche mir sehr niiizlicb wnrde. Ich erhielt ferner durch ibn Eintritt in das sehr interessante Alloy Office der Herren Jon- son und Cock, in welchem mannigfache cbemiscbe Processe vor- genommen werden, die ich durch die Gefalligkeit des Urn. Cock naher kennen zu lernen Gelegenheit fand. Es werden daselbst be- deutende Mengen von Plalin gcreinigt, und in schmiedbarem Zustande dargestellt. — Die Methode 1st die bekannte, von F a v a d a y, nicht wie ge wohnlich angegeben wird , von W o 1 1 a - s ton erdachte, letzterer hat dieselbe nur zuerst im Grossen aus- gefiihrt. Die Losung geschieht in Gefiissen aus Porzellan, welche die Gestalt abgestumpfter Kegel haben, mit flach aufgeschliffenem Helm. Die ebenfalls bloss in einander geschliiYenen, ohne alien Kitt verbundenen Ilohren miinden, nacbdem erst mehrere Vorlagen ein- geschaltet sind, zuletzt in den Schlott, so dass man von den bei der Operation entweichenden Gasen gar nicht belastigt wird. Die mit dem Platin vorkommenden Metalle werden ebenfalls von Zeit zu Zeit, jedoch nur nach Bedarf, weiter geschieden. Das bei der Losung des Platiiis in Krystallen zuruckbleibende Osmium -Iridium wird zu den Spitzen der Federn aus Gold oder Silber (Diamond Pointed, Gold- und Silver- Pen) , die bei Mordan in London zu 10 Schilling his 1 Vf. St. das Stuck (wohlfeiler bei VV. E. Welley in Birmingham) verfertigt wer- •len. Ausser vielen anderen chemischen Praparaten, wie z. B. Uranoxyd, Goldoxyd, zur Bereitung der Goldsolution fiif die galvanische Vergoldung u. dgl. mehr, wird auch Kadmium, das man aus Schlesien bczieht, in nicht unbedeutender Menge, zu 26 einer in der Zahntcchoik Anweudung lindenden Legrrung mit Quecksilber und Zinn verarbeitet. Nebst dem wird nocb Palla- dium aus oiner in Siidamerika vorkommenden Verbindung mit Gold nach einem sinnreichen, bereits bescbriebenen Vcrfahren in bedeu- tender Menge gewonnen. Man vcrkauft es za 6 fl. CM. pr. Wie- ner Loth. Es wird jetzt zu Legirungen mit Silber oder audi mit Silber und Kupi'er h'aufig angewendet. Nacli Dr. Henry dient eine solche Legirung, die aus 30 Tli. Palladium und 70 Th. Silber besteht, ihrer Unveraiulcrlichkeit an der Luft wegen, vorziiglieh zu fcinen Gewichten fiir Cbemiker. Eine anderc oft gebrauchtc Legi- rung besteht aus gleichen Theileu Silber und Palladium und eine dritte aus nahe gleichen Theil en Palladium, Silber und Kupfcr. Audi in der kiiniglichen Miinze in London wird etwas Iridium aus dem Golde, das ohne Zwcifel aucb Platin halt, gewonnen, jedoch nur in so geringer Menge, dass auf 1 Million Soverings 2 Loth da- von kommen. Da ich eben die Miinze genannt habe, so kann ich nicht umhin der grossen Freimdlichkeit dankend zu erwiihnen, mit der Professor Brande, unter dessen Leitung die eigentliche Fabri- kation steht, mir dieselbe zeigte. Die zweckmassige und gross- artige Einrichtung dcrselben ist den Faehmannern zu bekannt, als dass ich noting hatte hier etwas dariiber zu sagen. Die verschic- denartigstcn Maschinen finden in derselben Anweudung, was frei- lich in einem Lande nicht Wunder nehmen darf, wo man liingst "•ewohnt ist, wenn es nur irgend angeht, die rein mechanische Ar- beit der Menschenhande durch Maschinen zu ersetzen. Werden daselbst doch Gegenstande mit Maschinen gemacht , von denen man bei uns noch kaum daran denkt, sie ausser Hause in Vor- rath verfertigen zu lassen. Einen Beleg hicfiir gibt die sehens- werthe Fabrik des Hrn. Warren dela Rue, in der durch eine hochst sinnreich eingerichtete Maschine wochentlich 1,500000 Brief-Enveloppen verfertigt werden. Dem Papier wird zuerst durch ein Anschlageisen auf einer Presse die geeignete Form gegeben, dann kommt es auf eine hochst sinnreich eingerichtete, ganz aus Eisen verfertigte Maschine, welche die Fo meines Tisehes hat. Auf der Platte derselben befindel sich eine Vertiefung von der Form, welche das Couvert erhalten soil, auf diese wird das zugeschnit- tene Papier gehorig gelegt, eine in die Vertiefung passende Platte 27 driickt nun das Papier in dieselbe und bricht so das Couvert ; vier urn die Kanten der Oeffnung bewegliche Dreiecke driicken dann die entsprechenden vier aufrechtstehenden Lappen des Couverts nieder, wodurch dieses bis aufs Leimen fertig ist. Das zusammen- gelegte Couvert wird durch zwei fingerarlige, an ihrem untercn Ende mit Kautschuk versehene Stifte, weiche sicii anf dasselbe herabsenken, aus der Vertiefuiurffchobcn und an die ffelioriffe Stelle gcbracht. Die ganze Operation geht so geschwiml, dass 40 Stuck Enveloppen in 1 Minute fertig werden. Ein Arbeitevund eiuKnabe sind fin- eine Maschine geniigend, da diese um zu arbeiten nur einer drehenden Bewegung bedarf, wclcJie ibr durch die das ganze Etablissement mit bewegender Kraft vorsorgende Dampfmaschine mitgetheilt wird. Bei einer neuen Maschine der Art, die in Bir- mingham im Gange ist, weiche zu seheu ich aber nicht Gelegenheit hatte, wird auch das Zusammcnkleben durch die Masebine besorgt. Von Hrn. de la Rue begab ich mich in das vielbesprochene Office der „Times" um die beriihmte Appelgarth'sche Maschine, weiche mit einer Perrotine mit verticalen VValzcn zu vergleichen ist, zu sehen. Man kennt den grandiosen Maasstab, nach welchem diese Druckerei belxieben wird, werden doch 8 — 9000 Bogen in der Stunde bedruckt. Fiir eine Riesenseite der Times sind 4 Grain Schw&rae notbwendig , die Anstalt verbraucht also, wenn man das Minimimi zu Grande legt ungefahr 655 W. Clr. Schwarze in einem Jahre. Um die Arbeiten, weiche in England zur Untersuchung der Steinkohlen gemacht werden njiher kennen zu lernen , fuhr ich nach Putney, wo die technischen Proben unter der Leitung des H. Dr. L. Play fair und des H. Phillips, eines in der Ecole des Mines zu Paris gebildetcn tiichtigen Ingenieurs, vorgenommen werden. Das Locale fiir den zu dieser Prufung bestimmten Dampf- kessel ist an die in landlieher Einsamkeit sehr anmuthiff am rechten Themse-Ufer liegende Civilingenieur-Schule angebaut, und ist be- reits in der von der k. Akademie herausnec-ebenen Uebersetauns: des ersten Berichtes iiber die zur Dampfscbill'ahri; geeigneten Koh- len Englands, genau beschrieben. Der grossen Gefalligkeit der oben genannten beiden Herren verdanke ich alle nothigen Auskiinfte und Bclehrungen, so wie ich auch im Laboratorium des Hrn. Playfair alle andern Versuche, die mit den Koblen gemacht werden, zu sehen 28 Gelcgenheit fand, woriibter ich das Nahcrc besser an einem anderen Orte mitlheilen werde. Ueber die Civilingenieur - Schule selbst kann ich bei dicser Gelcgenheit nicht umhin, zu bcmerken, dass sic weder an Vollstandigkcit des Unterrichtes noch an Reichbaltigkeit der Lehrmittel mit unscren Schulen zu vergleichen ist, jcdocli eine Seite darbietet, die bei uns noch koine Beachtung gefuuden hat. Avisser einem gutcn Unterrichte im Zeichnen nnd der Mecha- nik erhalten namlich die Zoglingc, deren Anzahl iibrigcns nicht gross ist, auch praktischen Unterricht in alien mechanischen Ar- beiten, wie dies auch an den technischen Schulen in Berlin und Liittich geschieht, so dass sie fahig sind Maschinen nicht inir m projectiren, sondern auch vollstandig anszufiihren; ich sab auf der Themse ein kleines iibcraus niedlicb.es Dampfboot, dessen Maschme von zweien dieser jungen Ingenieure ganz vollstandig construirt wurde, und das, obwohl nur cinemModelle gleichend, ganz guteDienste zu leisten vermag. Ein Schiiler zahlt oimc Inbegriff der Klcidung 200 Pfund. Eine einzige solcbe Schule wurde bei uns sebr bald die besten Fruchte tragen und einem sehr gefiihlten Bediirfnisse abhelfen. Durch Hrn. Prof. Miller wurde ich an einem Abende bei Hrn. Gassiot eingefiihrt, wo eine Reihe sehr interessanter Versuche mit einer ausserst kraftigen Gro ve'schenBatterie vonlOOElemen- ten angcstellt wurde. Es war daselbst eine grosse Anzahl der aus- gezeichnetsten Gelehrten Londons vereinigt, unter andern auch Faraday, der es nicht an erliiuternden, geistreichen Bemcrkungen fchlen liess, und auch einige, wenigstens fur mich ganz ueue Ver- suche zeigtc. Hr. Charles Brooke, der sich ebenfalls unter den Gasten befand, war so gefiillig mich zur Besichtigung der von ihin construirten, selbstregistrirenden, meteorologischen und magncti- schen Instrumentc einzuladen, deren Beschreibung sich in den Philosophical-Transactions, Part. 1 fur das Jahr 1847 iindet. Die- selbcn bcruhen auf einer der schonsten Anwendungen der Photo- graphic, die bisher gemacht wurde, indem bei alien diesen meteo- rologischen Apparaten es ein Biindel Lichtstrahlen ist, der die magnetische Declination, Inclination, Intcnsitat, den Barometer-, Thermometer- und Psychrometer- Stand auf der Oberfliiche eines mit eigens dazu bereitetem photographischen Papier liberzoge- *i 29 nen Cylinders, der sich dureli cine Uhr urn seine Axe dreht und so zugleich die Zeit angibt, abbildet. Die Feliler wegen ungleicher Ausdehnung des Papieres sind auf cine sinnreiche Weise ausgegli- chen und iiberhaupt alle andere Fehlerquellen mit soldier Umsicht, wenn nicht ganz beseitigt, doeh wenigstens so sehr termindert, dass die Beobachtungen einen ho lien Grad von Genauigkeit erlan- gen. Da cine Uhr fur zwei Cylinder ausreicht, so sind fiir den ganzen Apparat nur dreigenaue Uhren nothwendig, welche zusam- men CO L. St. kosten. Die iibrige Einrichtung kostet 73 L. St., so dass der ganzc Apparat auf die fflassige Sunune von 133. L. St. zu stehen kommt. Die einzelnen Apparate baben folgende Preiser Der fiir Declination und Intensital 50, der fur Inclination und Ba- rometerstand 45, der fur Thermometer und Psychrometer 3S L. St. Ich hatte Gclegenheit bei Hrn. Ch. Brooke, die fiir das Observatorium in Cambridge bestimmtcn Instrumente in Thatiffkeit zu sehcn , und war cben so sehr von der Einfachheit wie von der Pritcision in den Lcistungen derselben uberrascbt. — Es ist nicht m bezweifeln , dass noch fiir lange Zeit , nur auf dem von Herrn Brooke betretenen Wege brauchbare Instrumente, welche ununterbrochcn die in der Atmosphare und auf der Erde vor sich gehenden Bewegungen registriren, erhalten werden kiin- nen, und die Zuerkennung des Preisesvon 500 L. St., welche Hrn- B rooke von Seite der englischen Admiralitat fiir die besten, selbstregistrirenden Instrumente zu Theil wurdc, zeigt wobl den Werth, den man auf dieselben legt. Gewiss ist, dass diese Instru- mente jetzt in keinem meteorologiscben Observatorium, das darauf Ansprueb machen will, auf der Hohe der Wissenschaft zu stehen, fehlen diirfen. Bevor ich meine Reise in das Innere des Landcs antral, machte ich noch einen Ausllug nach Paris, hauptsacblich um die Gewerbsproducten-Ausstelluiig daselbst zu sehen, was fiir mich um so interessanter sein musste, als ich eben im Bcgriffe war mit der englischen Industrie etwas niiher in Beruhrung zu kommen. Obwohl durch die Gefiilligkeit namentlich der Hcrren Hegnault, Peligot, Ebelmen, Du mas und W. Wertheim, sowie durch die Mitglieder der osterreichischen Commission auf's gefiilligste unterstiitzt, war ich doch nur im Stande die mir zunachstliegcnden Fiiclier, namlich die chemischen Producte und 30 physikalischen Apparafe, etwas naher ins Auge zu fassen, und rausste ganz grosse Partien so gut wie unbeachtet lassen. Ich will daher nur einige der Beobachtungen, die ich zu machen Gelegenheit fand, hier mittheilen. Zu bedauern ist, dass audi bei dieser Ausstcllung vveder die Preise, nocb die Menge der erzeug- ten Gcgenstandeaugegebeu waren, wodurch gerade bei den che- mischen Producten die Ausstellung einen grossen Theil ihrer Bedeutung verliert. Viele der numeriscben Daten verdankc ich dabcr nur derG'ute desIIerrnE. Seybel, der sie in Paris sammeltc. Im Ganzen genommen habcn 333 der chemischen Industrie angchorigen Fabrikantcn ibre Producte ausgestellt, und zwar: 84 pharmaceutiscbe Priiparate, 63 Farben und Firnisse, 11 Tinten und Siegcllack, 26 Kerzen, 33 Seifen und Parfiimerien, 11 Asphalte, 21 Leira und Gelatine, 8 Runkelrubenzucker, 76 Nahrungsstoffc aller Art. Unter den ausgestellten Artikeln fielen folgende als neu oder ausgezeicbnet sehon, besonders auf: Kerzen aus Stearinsiiure, die durch einen andern als den gewohnlichcn Verseifungsprocess gewonnen wurde, namlicb durch Einwirkung concentrirtcr vSchwefelsaure auf das Fett bei gewisser Temperatur, und Destination der wohl ausgewascheneu Masse in einer Atmosphiire von nieht gespannten aber bis 200° erhilz- ten Wasserdiimpfen. Es ist dies ein Fabrikationszweig, der eine Zukunft hat, und auch in Wien ni'tchstens ins Lebcn treten wird. Eine reichhaltige und ausgczeichnete Reibe von Farbsalzen, Beizmittel etc. hat Herr Kestner ausgestellt, darunter auch zinnsaures Natron (von dessenBereitung spater die lledesein wird), das jetzt fiir Wollen und Halbwollcn-Druck vvicbtig gewordcn ist. Die Fabrik dessclben befindet sich in Thann, sie beschiiftigt 240 Arbeiter und erzeugt 25000 W. Centner Salzsaure, 22000 Cent- ner Glaubersalz und 24000 Centner Soda. 31 Auch Herr Sch attcnma un , (lessen, bei Buxweiler in tier Nahe von Strassburg liegende Fabrik, ich bei einer fru- hern Reise in Frankreich zu sehen Gelegenheit hatte, erzeugt 18000 Ct. Alaun a 6 fl., 10000 Ct. Vitrol a 2% fl., 4600 Ct. Blutlaugensalz , 800 Ct. Amtnouiaksalze , 1800 Centner Spodium, 900 Ct. Knochenleim von schoner Qualitiit and 90 Ct. Phosphor. Er beschaftigt 330 Arbeiter und bringt fur 2,000000 Fr. Producte in den Handel. Bedeutende Massen von Phosphor erzengen auch Coignet pere el fils zu Lyon. Die monatliche Ausbeute an selbem beliiuft sich auf 3000 Kilogr. oder 52 Centner. Der Wcg, welchen diese Fabrik zur Trennung des Leimes von der phosphorsauren Kalkerde der Knochen einge- schlagen, istsehr einfach, und der ausgestellte Leim ausgezeichnet. Man entfettet liamlich die Knochen auf gewohnlichem Wege durch Kochen im Wasser und digerirt sic sodann unter einem Dampfdruck von 4—5 Atmospharen, rait Wasser, urn eine vollstiindige Losung der Gallerle zu erzielen. Aus dem zuriiekbleibenden Geraenge von kohlensaurem, pliosphorsaurem Kalke etc. wird unmittelbar wie aus Knochenasche auf gewohnliche Wcise Phosphor gewonnen. Jod, Broin und deren Salze sind von Tissier, Cam- pion et T h e r o u 1 d c und Courne r i e ausgestellt. Aus der Fabrik des Ietztern gehen jahrlich urn 400,000 Fr. Producte hervor, welche aus Varec-Asche gezogen werden. Mit der Ein- samralung der Strandpllanzen beschaftigt Herr C ourn erie die Bevolkerung von mehr als 30 Comraunen, so dass auf diese Weise ein bedeutender Werth aus sonst gauz ungeniitzten Bodenproduc- ten gezogen wird, und was von bosomlerer Wicbtigkeit ist, dies geschieht in einer Gegend, welche weder for Industrie noch Acker- ban geeignet ist, wodurch einer armen Bevolkerung ein sicherer Nabrungszweig gegriindet wurde. Wie bedeutend die hiedurch gewoimenen Producte sind, geht aus folgender Uebersicht der jahrlichen Ausbeute in Frankreich aus Seepflanzen hervor. Rohe Asche werden jahrlich 42000 Ct. gewonnen, diese liefern Schwefelsaures Kali 4200 Centner. Chlorkalium 4400 Kochsalz 6300 „ Jod, theils als solches, theils in Salzen . 40 „ Brom (dessgleichen) g% 32 Die Herren Serret, Harmoir, Duquesne et Comp. aus Valencienne haben Natron unci Kalisalzc ausgestellt, die ans den Melassen des Ruflkelriibenzuckers gewonnen werden, nach- dem zuvor durch Fermentation dcr Zucker in Spiritus umgcwan- dclt und abdestillirt ist. Da die Sake hicbei in vicl Wasser gelSst sind, so lohntc es sich nicht frtiher dieselben zu gewinnen, bis ein vortheilhaftes Abdampfverfahren gcfuudcn wurde , was vor nicht langer Zeit durcli Herrn Robert de Massy geschah, dcr cs dabin bracbtc mit 1 Pfund Kohle 15 Pfund Fliissigkcit zu verdampt'en. In dem Etablisscment desselben werden jahrlieh circa C0000 Centner Melasse vcrarbeitet und daraus circa 1(5800 Eimer Alkohol und 3200 Centner gercinigtc Kalisalze gewonncn. Bei dcr steigenden Zuckerproduction in Oesterreicb diirften diese Verbaltnisse voile Oerucksichtigung vcrdienen, zumal da die Pottaschc iramer im Preise stcigt und wegen der jetzt allgemcinen Verwendung des Chilisalpetcrs zur Bereitung dcr SaJpetcrsaure, der Bedarf an Kalisal/.eu fur die Alaunfabrication kaum mebr gcdeckt werden kann. Der als Chcmikcr ruhmlichst bekanntc Herr Kuhlmann hat Soda, Sauren etc. ausgestellt, derselbe arbeitet in drei Fa- briken zu Loos und Madclaine bei Lille und zu St. Rocb bei Amiens. In Loos werden jabrlieh 90000 Wiener Centner Kno- chen theils verkohlt und das Ammoniak gewonncn, theils mittelst Salzsaure bchandelt um Knochcnlcim zu gewinnen. Der mit dem rohen kohlensauren Ammoniak aus der Auflosung gefallte pbos- phorsaure Kalk wird mil Thon, Schwefelsaure, Ammoniak und den Abfallcn des Spodiums in zweckmassigem Verbaltnisse ge- mischt, und als vortrefl'lichcr Diinger mit C Fr. das 100 Kilogr. verkauft. Von diesem Diinger erzeugt die Fabrik zu Loos jabrlieh 95000 Wiener Centner. Die Knochcnkohle wird den um Lille bcfindlichen Zuckerfabriken zu 3 Frank die 100 Kilogr. zur Beniitzung uberlassen, muss dann abcr wiedcr in die Fabrik geliefert werden, wo man sic darch Miihlsteinc passiren lasst, um ihre Oberiiache zu erneuern und durch Wiederbelebung brauchbar zu machen. Ilcrr Kuhlmann erzeugt in semen Fabriken noch Soda, Chlorpriiparate etc., vcrbraucht jahflich 40000 W. Ct. Salz und 30000 Ct. Schwefel. 33 Von Grunspan war trotz der bedeutenden Production dieses Artikels in Frankreich , nur krystallisirter von zwei Fabriken exponirt, in welchcn derselbe durch Zeriegnng des sehwefelsau- ren Kupferoxydes mittelst essigsauren Natrons erzeugt wird. — Es ist diess dasselbe Product, wegen welchem ich vor Jabren einige Verunglimpfungen von einer Seite zu dulden hattc, von der sie am wenigsten zu erwarten gewescn waren. Auch der Weg der Erzeugung ist der daraais vonmir angegebene, auf den ich nur aus der geringen Verunreinigungdcs Salzesmit schwefelsaurem Natron schloss. Fiir uns ware dieser Weg das noch immer in so grosser Menge eingeluhrte Salz darzustellen der einfachste, zumal da es nicht schwierig ist, reinen eisenfrcien Kupfervitriol zu erzeugen. Chrompraparate waren von D e 1 a c r e t a z et F o u r c a d e ausge- Stellt, der in seiner Fabrik jahrlich 1800 Ct. chromsaures Kali erzeugt, und zvvar aus amcrikaniscben Chromerzen. Ich ko.mte nicht umhin an unsere reichen in der Steiermark immer noch unbeniitzt liegen- den Chromerze zu denken, welche in soldier Menge vorhanden smd, dass Oesterreich leicht wenigstens den Continent mit Chrom- praparaten versehen kiinnte. Fine von ungeschickten Hiindcn in Wien vor langerer Zeit vorgenommene Untersuchung hat die- selben in Misscredit gebracht, da sie als zu arm angegcben wur- den. Ich habe diese Erze vor vielenJahrenuntersucht undgefunden, dass sie im Mittel 45 Pet. Chromoxyd enthalten, spater kamen mir noch reichere vor; sie konnen also gewiss mit Vortheil bearbeitet werden, zumal jetzt, wo man die Erze nach dem von Du- pasquier angegebenen, aber schon friiber von H. E. Seybel in Wien aufgefundenen Verlahren mit Kalk statt mit Kali aufscbliesst. Von den Herren Mallet, Hessard aine zu Paris, Mar- tin von Lyon etc. war ein neuer Artikel, Albumin, aus Blut, das Kilo zu 10 Frk., das als Verdickungs- und Befestigungsmittel fur Ultramarin und andere Mineralfarben dient, ausgestellt; es ver- dient dieser Gegenstand alle Berucksichtigung, zumal da die Bereitung sehr cinfach ist. Unter den Farben war das von Guimet ausgestellte Ultra- marin, dessen besonders grosses Vermogen zu decken sehr ge- I'tthmt wird, die schonste. Von Let'ehvre et Comp. war Bleiweiss von ausgezeiebne- ter Gtite und vollkommener Reinheit, nach dem alien Verfahren Schrotter, c 34 bereitet, ausgestcllt. Diese in der NSrhe von Lille befindliche mit vorziiglicher Biicksicht auf die Gcsnndheit der Arbeiter cinge- richtete Fabrik erzeugt jahrlich 30500 W. Ct. Bieiweiss m 15 fl. 20 kr. pr. Centner, wahrend das Blei 13 fl. kostet und jedcr Centner Bieiweiss 80 Pi'und Blei entspriclit. Im Departement An Nord bestehen noch sieben Fabriken, welelie 80000 Centner Bieiweiss erzeugen. Bei einem Artikel vou so ausgedehnter Production 1st es tod Wichtigkeit, jeden auf denselben einen Einfluss iiusserndcn Umstand zai beachten; daher machte auch die Exposition des Herrn L eel aire, von Zinkweiss, welches wic bckannt, durch Verbrennen des Zinkes eraeugtes nnd durch Sehlammen gereinig- tes Zinkoxyd ist, grosses Aul'sehen. Die angegebenen Voraiigedes- selben sind : ein geringer Preis , vollkommene Unveranderlich- keit an der Luft und Beseitigung des schadlichen Eiulliisses auf die Gesundheit der Arbeiter, die damit zu thun haben. Leider hat sich der letzte Punct nicht bestatigt, da. wie die neucsten in Paris gemachten Eri'ahrungen zeigen, das als feincr Staub in der Atmosphiire verbreitete Zinkoxyd fast eben so schadlich wirkt, als das Bieiweiss. Eine andere Schwierigkeit liegt in dem Firniss, der, wenn die Farbe in der Luft ibre Wcisse beibelialten soil, was wegen der weissen Farbo des Schwefclzinkes im Vorhi- nein zu erwarten war, ami auch durch die Erfahrung bestatigt wurde, kein Blei enthaltcu darf; es wird daher ein mit Braun- stein bereiteter Firniss fur das Zinkweiss angewendet, der indess nicht so schncll trocknet als der gewohnliclie. Es hat sich heraus- gestellt, dass das Zinkweiss nicht so vollkoinmen decke und niehr Firniss erfordere als Bieiweiss, was aber; gcgen die andcren Vor- theile in vielen Fallen weniger in Betrachtung kommt. L eel aire hat auch die anderen, sons! mit Bleioxyd verfertigten Farben, wie das chromsaure Bleioxyd etc. durch Zinkfarben zu ersetaen ge- sucht und bereits recht gelungene Besultate erhalten. Auf cinige allgemeine, die chemische Industrie Frankreichs betreffende Bezichungen werde ieh spater, bei der Soda-Erzeu- gung Englands, zuriickkommen. Von der bedeutenden Menge von fnstrumenten und Ap- paraten fur Chemie und Physik will ich nur folgender er- wahnen. 35 Soleil hatte eine reiche Sammlung von Apparaten zur Er- lauterung der Erscheinungen der Polarisation und doppelten Bre- chung etc. ausgestellt , durch welche dieser Theil der Optik aufs vollstandigstc repriisentirt war: aber auch andere Zweige der Optik waren gut vertreten, hiezu gehoren insbesondere die grossen Prismenapparate fur Leuchtthiirme, die bisher nur in Frankreich nach dera Systeme von Fresnel verfertigt und sogar nach England versendet werden. Hrn. Delcuil's Ausstellung physikalischer und chemischer Apparate zeigte grosse Mannigfaltigkeit, daruuter insbesondere Wagen von sehr guter Beschaffenbeit und verhaltnissiiuissig nie- drigcn Preisen. Die Kohlenbattericn desselben sind von vorziig- licber Wirksamkeit. Hr. Breton hat nebst viclen anderen Apparaten auch eine Luftpumpe von ueuer Construction ausgestellt, welcbe, wie icb glaube, nach und nach die bisher gebrauchlichen Instrumente dieser Art verdriingen wird. Bei derselben sind sammtliche Hahne durch eine eigene Art von Stopfbuchsen ersetzt. Statt des Babi- net'schen Hahnes sowohl, als auch statt der Kolbenventile ist ein einziges, sehr einfacb.es Gleitventil angebracht, das bloss eine ge- ringe drcbende Bewegung zu machen hat und docb, sowohl auf die gewohnliche Weise, als von oinem Cylinder in den anderen zu purapen erlaubt. Die Pumpe wird ferner durch eine Drehung der Kurbel, die stets nach derselben Richtung geschieht, in Bewegung gesetzt, zu welchem Zwecke ein sinnreichcr Mechanismus ange- bracht ist1). Hr. Per rot hat unter anderem ein Kathetonteter, dessen Ge- braucb bei feineren Untersucbungen ein so vielseitigcr ist, und eine Laiio'entheilmaschine, insbesondere fur Thermometerskalen eingerichtct, ausgestellt. Beide Apparate sollteu in keiner wohl eingerichtcten Anstalt feblen, sie sind was Arbeit und zweckmas- sige Construction betrifft, ausgezeichcet. Eine nicht sehr in die Augen fallende, nicbts desto weniger die AufinerksamkeH jedcs Fachmanns sehr in Anspruch nehmende Ausslelluna: war die des Hrn. Fast re: sie enthiclt Thermometer. ') Dicse Luftpumpe befindet sich jetzt im technischen Cabinet des polyt. Institutes und unser gescliickter Mechaniker Kusche ist eben beechaltigt nach diesem Muster einige Instrumente auszufuhren. c * 36 Barometer, Psychromcter, Hypsometer, Messrohren fur Gase, gc- theilte Eprouvetten, Piknometer aller Art etc. Sammtliche, fiir den Chemiker so wichtige Gegenstiinde sind mit Genauigkeit ausge- fiihrt und wegen Mirer Anordnung and bcquemen Form besonders empfehlenswerth. Aus der reichen Auswahl interessanter Ausstellungeu will ich nur noch folgende erwahnen : Die impragnirten Hoke des Hrn. Boucher ie, welche sich sowoH durch ihr Aussehen als durch ihre Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit auszeichnen. Hr. Boucherie ist nach vielen Ver- suchen wieder zur einfachsten Mcthode, namlich zur Infiltra- tion nach dem Principe des Verdrangens zuriickgekehrt, und bedarf bei frisch gefallten Bitumen nicht mehr als drei, bei zwci Monate alten vierzehn Tagc zu vollstandiger Impragnirung. Es ist sehr zu wiinschen, dass dieser Industriezweig endlich audi bei uns gehorig gewurdigt wcrde, und dass, wenn diess auf keinc an- dere Weise moglich ist, der Staat sich ran die Sache annchme1). Die Ausstellung von Metallschwammen, namentlich von Eisen, welche Herr Chcnot im Grossen aus den Erzen selbst erzeugt, so wie das daraus dargeslellte schmiedbare Eisen, das einen Grad von Reinheit besitzt, wie er mir noch nie vorkam, da es sich in Sauren ohnc alien Geruch lost, verdienen ebenfalls die voile Auf- merksamkeit der Industrie, wenn sie vielleicht auch nicht jene Wichtigkeit erlangen werdcn, die sich MerrChenot davon ver- spricht. Einer ausgedehnten Anwendung durften fcrner die Metallcemente des Herrn Chenot fahig sein. Derselbe war so gefallig, mir Muster seiner verschicdenen Erzeugnisse zu senden, aus welchen hervorgeht, dass 1000 Kilogramme des reinen Ei- senschwammes in Paris auf 50 Franken zu stchen kommen, wiih- rend die gleiche Menge Bohcisen 150 Fr. kostet. Urn 1000 Kilog. des Eisenschwammes zu schweisseu, sind 333 Kilogr. Kohle erfor- derlich. Von ausgezeichnetcr Giite sind die von II. E. Paris (Rue de Bercy) ausgcstellten cmaillirten Gerathschaflen aus Eisen, sie finden daher bereits sowohl in Frankreich als England bedeutendc Anwendung in der Industrie. 1) Herr Seybel hat bereits Versuche hieriiber angestellt, und kann dicse Methode nur fur ganz- frisch geschlagenes Holz empfehlen. 37 Selir reich war ferner die Ausstellung an Metallarbeiten und Maschincii,von denen ich nur erwahne, einer zumKnctcn desTeigcs. der Centrifugalmaschinen znm Befreien des Zuckers von Syrup, der Pumpwerke von der Association pour la Construction des Machines etc. Ferner der Kochapparate aller Art, von den colossalen ffirLinienschiffebis zu den bescheidenen fiir eine kleine llaushaltung. Mannigfaltige Apparate zur Erzeugung eines mit Kohlensaure impragnirten Wassers fiir den hauslichen Gebraucb, unter denen mir die von Briet {Boulevart Bonne Nouvelle, i\r. 40) zu 25 Franks, aus zwei iiber einander geschraubtcn Glas- kugeln bestehend , die geeignetsten scheinen. Eine reicbe optiscbe Instrumenten-Ausstellung von Plagniol und Charles Chevalier {Palais National 158) darunter Da- guerreotyp- Apparate, die besonders grdsse Bilder und Portrate zu machen erlauben. Die Societe anonyme des mines et fonderies deZinc machte eine merkvviirdige Ausstellung ihrer hochst mannigfaltigen Artikel aus Zink, welche die iiberraschend grosse Vervvendbarkeit dieses Metalles sehr anschaulich darstellt. Ferner war sehr schone Wachsleinwand ausgesellt, insbeson- dere von Lecronier, dann ausgezeichneter Leim durch allc Farben, besonders aus der Fabrik des Herrn Grenet zu Rouen. Dieser hatte auch ein reiches Sortiment der mannigfaltigsten Ge- genstande aus einer Art Gelatine, die unter demNamen Grenetine in Handel kommt, und den Fischleim vollstandig ersetzt, ausgestellt. Sehr ausgezeiclmet waren ferner die Gusswaaren in Bronce und andern Metallen von den zartesten bis zu den grossten, ferner die Gegenstande der Galvanoplastik u. s. w. Jedenfalls gehorte diese Ausstellung zu einer der interessantesten und bot reichen Stoff zu Studien nach alien Richtungen der Industrie ; der die franzosischen Waaren so auszeichnende Geschmack in An- ordnung, Form u. s. w. war bei sehr vielenArtikeln mit einer kauni begveifiichen Wohlfcilheit verbunden. Auch waren namentlich in Glas und Geweben mehrere ganz neue, in Frankreich bislier nicht erzeugte Artikel ausgestellt, und sowohl in diesem als auch in anderen Zweigen war ein bcdeutender Fortschritt unverkennbar. Nach einem zwolftagigen Aufenthalte verliess ich Paris , und ging fiber Calais nach London zuriick, von wo ich nach kurzem l 38 Verweilen am 8. August die Reise in das Inncre von England antral. Mein Weg ffihrte mich durch das oft beschriebene , so mahlerische Chester und von da nach Bangor , wo ich das ncueste Wcltwunder, die Britania bridge naher zu betrach- ten beabsichtigte, ein Bauwerk, das ich seiner Merkwiirdig- keit wegen bier etwas naher beschreiben will ]). Bekanntlich ist die sehone Insel Anglesey durch eine im Jahre 1822 von dem be- ruhmten Ingenieur Telford erbaute herrliche Hangebriicke mit dem Lande verbunden; als sich aber das Netz von Eisenbahnen mehr und mebr fiber England ausbreitete, wurde es wunschens- werth die an der westlichen Kuste von Anglesey liegende Stadt Holyhead durch eine ununterbrochenc Bahn mit London in Ver- bindung zu setzen. Die beiden grossen Schwierigkeiten, welche dieser Weg darbot, waren die Bueht von Conway und der Me- nm'-Kanal. Da Hangebriicken schon ihrer mit der Lange sebr Kunehmenden Beweglichkeit wegen fur Eisenbahnen nicht ge- eignet sind, so cntwarf der durch seine kiibnen und genial ge- dachten Bauten beriihmte Ingenieur Stephenson den Plan, zwei gusseiserne Bogen von 450 englische Fuss (433-8!) W. F.) Weite und im Centrum 100 Fuss (96'42 W. F.) Hohe iiber die Meeresenge zu spannen. Dieser grossartige Plan musste jedoch aufgegeben werden, da die AdniiraKtat die Bedingung machte, dass, urn die frequente Schiffahrt auf dem Kanale nicht zu storen , die Hohe der Briicke auch an den Pfeilern 100 englische Fuss iiber dem Niveau des Meeres betragen miisse. Es blieb nun nichts iibrig als entvveder die ununterbrochene Ver- bindung ganz aufzugeben , was in pecuniarer Rucksicht viel- leicht das Vortheilhaftere gewesen ware , oder ein ganz ncues System von Briicken zu erfinden. Von der Ausdauer und der durch keinen Widerstand zu beugenden Energie des englischen Charakters war zu erwarten, dass man eher alles mogliche ver- snehen und selbst grosse Opfer bringen, als den einmal ge- fassten Plan fallen lassen werde. Und in der That machte Ste- phenson ein auf den ersten Anblick in der Ausfuhrung ans Un- mogliche grenzendes Project, namlich acht prismatische, aus J) Der Maun vom Fache fintlet in h. Forster's geschatzteo Bauzeituug interesssante Mittheilungen fiber dieselbe. 39 Flatten von Scumiedeciscu zusammengeniclcte Rohren, also gleieh- sam zwei parallel n-eben einander laufende cisernc, in der Luft sehwebcnde Tunnels , von nalie V* cngl. Q'/« gcog.) Meile Lange breiten Mceresann zu 1c iiber den bei Hochwasser 1100 F. (1000.62 W. F.) Dicser Flan wurde aller dac;e- gen sich erhcbcnden Bcdenken ungeachtet angenommen, mid man kanu sich eine gate Idee von der Raschheit, mit der in England zu Werke gegangen wird. und von dee Krafteatwickhmg, dcrcn die Industrie dieses Landes fahig ist, machen, wenn man bedenkt, dass, obwohl sich die Chester and Holyhead Rail- way Company erst im Jahre 1844 bildetc, dennoch schon im Mai 1846 der Ingenieur F rank F o r s t e r , ohne alle Ceremonien, den Grundstein zu dem Baue legte. Am 10. August 1847 wurde die erste Niete cingesehlagen und es kann, nachdem was bereits ge- schehenist, nicht bezwcifelt werden, dass das Riesenwerk schon im Laufe dieses Jalires vollendct dastehen wird *). Dass man den Aul'wand von Scharfsinn von Seite der Erbauer eben so sehr bewundern muss , wie die industrielle Entwicklung eines Landes, in dem ein solcbes Unternehmen in so kurzer Zeit durcligeluhrt werden konnte, wird aus der folgenden kurzen Dar- stcllung s) klar hervorgehen. An der Stelle , welchc fur den Ban der Briicke ausersehen wurde, ragt fast genau in der Mitte des Canals bei der Ebbe ein aus Chlorilsehiefer bestehender Felsen, Britannia Rock genannt, hervor , der bei der Fluth 10 engl. Fuss hoch von Wasser bedeckt ist. Auf diesem Felsen beiindet sich der 200 Fuss (192-84 W. F.) hohe Mittelpfeiler mit 30 Fuss tiefen Fun- damenten ; derselbe ist an der Basis 6Va Fuss lang und 52 F. 5 Z. breit. Die Steinmasse desselben wiegt 20000 Tonnen (36,287000 W. Ct.) und das in demselben zur l) Zeitungsberichten /.ui'olge wurde dieselbe am 5. MSrz X850 eroffnet and dem Verkehre iibergeben. z) Die hier angefuhrten numerischen Angaben sind aus einer kleinen in London bei Chapmann und Hall 186. Strand erschienenen Schrift „ Ge- neral! Description of the Britannia and Conway tubular bridges , etc. genommen. Ein griissercs und umfassenderes Werk iiber dieselbe von einem der dabei betheiligten Ingenieure Edwin Clark ist unter der Presse. ::i 40 Bcfestigung als KlamnJern dienende Gusseisen 387 Tonnen (7021-34 W. CI.). Die beiden andern Pfeiler, dcren Hohe 190 Fuss (183-2 W. F.) betragt, stehen an derMste, wo sie nock von der Fluth , die daselbst bis zu 20 Fuss steigt , bespiilt werden und enthalten 210 Tonnen (3810-14 W. Ct.) Guss- eisen. In einer Entfemung von 230 Fuss (221-2 W. F.) von die- sen Pfeilern beginnt der feste Erdbau, der sich unmittelbar an die Eisenbahn schliesst, so dass also die ganze Eriicke aus vier Paar Rohren, welche auf fiinf Untcrlagen ruhen, besteht. An den Fun- damenten des Mittelpfeilers konnte wegen der Fluth tiiglich nur dui-cb einige Stunden gearbeitet werden, zumal da diese oft mit einer Geschwindigkeit von 81A englischen Meilen (nahe 2geogr.) in der Stunde kommt. Die Entfemung des Mittelpfeilers von jedem der Hauplpfeiler betragt 460 Fuss (443-53 W. F.) und diese sind von den Landpfeilern 230 Fuss cntfernt. Die eigentliche Ein- fahrt ist durch zwei schone, aus Stein gchauene eollossale Lo- wen in liegender Stellung in aegyptischem Style geziert, deren jeder 25 Fuss lang ist. Die Rohren , aus denen diese merkwiirdige Briicke besteht, sind aus Flatten von bestem Schmiedeisen , deren Dicke 3/8 — % Zoll (0-03—0-06 W. F.) betragt , ganz nach Art der Dampf- kessel zusammengenietet, nnd es wird auch sowohl beim Lochen als beim Nieten selbst ungefabr vvie bei diesen verfahren. Die Nieten haben einen Durebmesser von 1 Zoll , sind 3 oder 4 Zoll, je nach ihrer Lage , von einander entfernt und ihre Gesammt- zahl betragt 2 Million en, Sie werden gliihend eingeschlagen und driicken die Platten beim Zusammenziehen so stark zu- sammen, dass fiir jede derselhen eine Reibung von 6 Tonnen entsteht , dass also , abgesehen von der Festigkeit der Nieten, eine Kraft von 6 Tonnen (10826 W. Pfd.) dazu gehoren wiirde, um zwei Platten zu verschieben. Die Construction der Rohren ist ausserst sinnreich. Ihre verticalen Seitenwande bestehen aus ein- fachen Eisenplatten von der eben angegebenen Dicke, die bis zu 12 Fuss lang sind ; der Boden aber worauf die Schie- nen ruhen sowohl, als auch die Decke sind doppelt, sie beste- hen namlich aus zwei iibereinamler befindlichen Reihen von Platten, welche 1 Fuss 9 Zoll von einander abstehen , und durch verticale, der ganzen Lange der Rohre nach laufende 41 Platten unterstutzt werden. Es bildet also sowohl die Decke als der Boden eiii Rohrensystem, das zur Vermehrung der Festigkeit des Ganzen ungemein viel beitragt. Die Dicke ist aus acht, der Boden aus 6 soldier Rohren gebildet; erstere haben 1 Fuss 9 Zoll im Gevierte, letztere haben dieselbe Hohe aber 2 Fuss 4 Zoll Breite. Die Lange einer der vier grosseren Rohren betragt 472 Fuss (455 W. F.), sie wurde also, neben dem Ste- phanstlmrm aufgcstellt , denselben um 37 Fuss fiberragen und ware um 107 Fuss (103-15 W, F.) holier als die Paulskirche in London. Der Boden der Rohren liegt ganz horizontal, die Decke aller zusamraengenommen aber bildet eine parabolische Curve von geringer Kriimmung, indem die aussere Hohe in derMitte 30 Fuss (28-92 W.F.), an den Enden aber nur 22 Fuss 9 Zoll (21-93 W.F.) betragt. Die innere Weite derselben betragt 13 Fuss 5 Zoll (12-93 W. F.). Eine der grosseren Rohren wiegt 1800 Tonnen = 32558 W. Ct. und alle Rohren zusammen haben das enorme Gewicht von 10000 Tonnen = 181435 W. Ct., gewiss die grosste Masse von Schmiedeisen, welche vvohl jemals zu einem Bau verwendet wurde. Die Art, wie diese ungeheueren Masses an den Ort ihrer letzten Bestimmung gebracht werden, ist so ingeniiis, dass wohl die ganze Geschichte der Mechanik nichts Aehnliches aufzuweisen hat. Ich war gliicklich genug, alle Stadien dieses Processes an den vier grossen Rohren hetrachten zu konnen. Eine derselben fand ich fertig am Strand e von Carnarvon auf einem Geriiste liegend, an dessen Enden zwei gemauerte Pfeiler in einer solchen Position standen, dass die Rohre, wenn das Geriiste entfernt wird, auf denselben gerade so wie auf den wirkliehen Pfeilern selbst ruht. Um zu bewirken, dass der Boden der Rohre nach Entfernung des- selben horizontal bleibe, ist das Geriiste in der Mitte 9 Zoll (0-723 W. F.) fiber dem Niveau, was nach den vorgenommenen Versuchen gerade ausreicht, um die Kriimmung zu beseiligen. Ist das Ge- riiste entfernt, so werden unter demselben acht Pontons, von de- nen jedes 400 Tonnen (7257 VV. Ct.) zu tragen vermag, so grup- pirt, dass vier an jedcm Ende derselben zu stehen kommen. Diese Pontons sind so gestellt , dass sie bei der Fluth vom VVasser ge- hoben warden, wenn nicht am Boden grosse Klappen angebracht wiiren, durch welche, wenn sie offen sind, das Wasser ungehindert eindringen und abfliessen kann. Schliesst man aber diese Klappen, so 42 hebt das Meerbei der Fluth die Pontons, und die Rohre beginnt mm auf dcnsclben zu schwimmen; mittelst cines iiber den Kanal ge- zogcnenSeiles wird sie uun, ahnlich einerScliitTbriieke, an die Pfeiler gebracht. Da aber die Rohre um 12 Puss (116 W. F.) IJingcr ist als die Distanz der zwei Pfeiler, so warden 6 Fuss (5-8 W. F. tiel'e Nuten (recesses) von der Breite der Rohren in jedem derselben frei gelassen und auch an den Seiten so vie] von dem Mauer- werkehcrausgenommen, dass die Rohre in diese Nuten gebracht wer- den konnte. Da angelangt, werden die Klappen der Pontons geofl'net. das Wasser dringt in dieselben ein und macbt sie sinken, so dass die Rohre genau unter die Stelle, an welche sie zuletzt gehort. mit ihren Enden auf ein Geriistc zu liegen kommt. Nach dicser sehwierigen Operation werden die Mauern an den Seiten wicder ausgefiillt and nar die Nuten blciben frei. Es wiirde fiir diesen Ort vie! za weitlaufig sein, die vielen sinnreicben Einrichtungen zu beschreiben , welche getroffen warden , am die, eine so grosse (Juantitiit der Beweguog in sich tragendc Last mit jener Vorsiclrt zu behandeln, die nothwendig ist, damit sie, obwohl von einem so leicht beweglichen Elemente getragen, doch keine unbewachte Be- wegung maclien konne; ich will our beinerkcn, dass die Zeit so !)e- rechnet wurde, dass die Rohre gerade in dem Momente die Pfeiler erreicht, in welcliem das Niveau des Meeres zwischen dei- Ebbe und Fluth stationar ist, and dass in den 15 Minuten. welche ver- gehen bis die Fluth wieder zurdekkehrt, die gefahrliche Operation, die Rohre genau an ihre rechte Stelle zwischen die Pfeiler zu bringen, vollendel sein musste. Zar Ausfiihrung der ganzen Trans- portirung wurden 700 Mensehcn verwendet, 2 Danipfsehiffe sind wiihrend derselben bereit, um, wenn es nothig ist, mitzuwirken. Als ich diese enorme Masse, die nocb uberdiess ihror unge- heurenLange wegen jede Behandlung nnendlicherscbweren musste, von einem Boote aus, auf ihren Unterlagen zwischen den Pfei- lern liegen sah und nun hinauf zu dem 102 Fuss (98-33 W. F.) holien Lager blickte, das sie aufnehmen sollte, so muss ich geste- ben, war das erste Gefuhl, das sich meiner bemachtigte, das des Zweifels an der Moglichkeit einer gliicklichen Losung dieses Problems, obwohl ich vorher an der Conway - Bri'icke bereits diese Moglichkeit praktisch bewiesen sah; bei dieser Brucke wiegt jedoch jede der beiden Rohren nur 1300 Tonnen 43 (22586 W. Ct.) und befindct sich nur 18 Fuss fiber dem Wasser. Bald aber sah ich , wie fast ohne alle bemerkbare Anstalten, die Rohre sich regelmiissig und nicht nllzu lang- sam zu heben begann , was durch zwei hydraulische Prcssen bewirkt wurde, die 29 Fuss iibcr dem Niveau, in welcliem die Basis der Rohre zu liegen kommt, aufgestellt vvaren. Bewun- derungswiirdig bleibt der Scharfsinn, mit welchem diese mach- tige Vorrichtung, die auch eine englische Erfindung der Neuzeit st, bier in Anwendung gebracht wurde: Die Presse rulit frei auf zwei aus zusammengenieteten Platten von Schmiedeiseu bestelienden Stangen von den Dimensionen eines starken Bal- kens, die mit ihren Enden in dem Gemauer eingelassen siud und liber eine in dem Mauerwerke ausgesperrte Note laufen. Diese kolossalc Presse, denn sie ist in der That die grosste bisher con- struirte, wirkt mit eincr Kraft von ungefkbr 9000 Pfund auf den Quadratzoll (7841 W. Pf. auf einen Wiener Quadrat-Zoll) und ihr im Ganzen gegossener Cylinder hat eine Wanddicke von HZolI und wiegt 16 Tonnen (290 VV. Ct.), der Piston hat einen Durchmesser von 20 Zoll und alles zusammen wiegt 40 Tonnen (726 W. Ct.)- Das Wasser wird mittelst einer Dampfmaschine von 40 Pferdekraft, deren Kessel nach Art der Locomotivkessel aus Rohren construirt ist, in die Presse gedruckt. Der Cylin- der der Dampfmaschine ist namlich horizontal, und die verliin- gerte, aus beiden Enden desselben hervorragende Kolbenstange ist zugleich der Piston jeder der zwei kleinen Pumpen, und dieser hat einen Durchmesser von iVie Zoll (0-085 W. P.). Die schmiedeisernen Rohren, durch welche das Wasser unter den grossen Piston gebracht wird, haben einen Durchmesser von Va Zo" (0-04 W. F.) und uahe dieselbe Wanddicke. Man hat berechnet, dass, wenn diese Presse mit ganzer Kraft arbeitet und an einer Stelle plotzlich eine Oeffnung bekame, das Wasser bis zu einer Hohe von nahe 20000 Fuss empor- springen wiirde. Auf dem Piston der Presse ruht ein enormes Querstiick aus Gusseisen, das an seinen beiden Enden mit Schlizen ver- sehen ist, welche zur Aufnahme der Glieder der Kette he- stimmt sind, an welcher die Rohre hiingt. Diese ist wie die bei Kettenbriicken construirt und besteht abwechselnd aus 8 und 44 9 Gliedern , welchc 6 Fuss (5-8 W. F.J Jang, 7 Zoll (0-56 W. F.) breit und 1 Zoll (0-08 W. F.) dick sind. Diese Ket- ten sind an ihrem uaiteren Ende mittelst schr massiver Rahmen aus Schmiedeisen an die Riihre befestigt. Die Prcsse gestattet eine Hebung von 6 Fuss , welche in einer halben Stunde gesehieht. Wahrend dor Piston hcrabgelassen vvird , fassen Klemmen , welche in gcwisser Entfernung unlerhalb der Presse gleich den Tragstangen fuf diese, in der Mauer ruhen, die Kcttcn und tragen so die Rohren. Die obersteu Gliedci' der Kette werden nun bei Seite gelegt, die nachsten in dem Querstiick der Presse befestiget, und nun wird wieder die Hebung urn neue 6 Fuss bewirkt. Auf diese Weise ist die ganze Operation in einem cinzigen Tag voll- endet und nur 36 Menschen sind fur diesclbe erforderlich ! Nachdem die Rohre in ihr Niveau gchoben ist, werden drei enorme Riegcl aus Gusseisen , deren jeder 24 Fuss lang und 4 Fuss boch ist und 11 Tonnen (1996 W. Ct.) wiegt , vorgeschoben. Diese Riegel liegen in gusseiscrnen Fassungen, welche zu beiden Seiten der Nuten eingemauert sind, und durcb welche sie leicht vor- und riickwarts bewegt werden konnen. Wiibrend dor Hebung der Rohre ruhen sie auf einem seitwarts an den Pfeiler angebrachten Geriiste. Die ganze Lange der auf diese Art in der Mitte der Pfeiler fest verbundenen Rohren betriigt 1841 Fuss (1775 W. F.). Die Langenanderung einer Rohre von nahe einer viertel Meile (Vi6 gcog. Meile) durch die Wiirme betriigt irn Maximum nicht mebr als 12 Zoll (096 W. F.)- Urn diese unschadlicb zu niachen, ruhen die Rohren an den Landpfeilern auf gusseisernen Wal- zen von 6 Zoll Durchmesser , wahrend sic im Mittel- pfeiler sehr fest mil, einander verbunden sind. Auch an ihrer Decke sind sie seitwarts durch Kugeln aus Kanonenmetall unter- stiitzt, welche sich in kanelirten Schienen bewegen. Die Wir- kung der Wiirme auf diese Rohren aussert sich noch auf eine andere Art, indem, wie vorauszusehen war, durch die seit- warts auffallenden Sonnenstrahlen eine Kriimmung derselben bewirkt wird, durch welche der Mittelpunct urn 1 Zoll gegen die erwarmte Seite hinriickt. Obwohl man sich unwillkur- lich mit einiger Besorgniss an die Molecularveriinderungen crinnert, 45 welche in dem, einer immerfortdauernden Bewegung und der Einwirkung ungeheurer Krafte ausgesetztem Eisen stattfinden mfissen, so wird man doch sehr beruhigt durch den Erfolg, der bei der Conway - Briicke stattfand. Eine ihrer beiden Rohren, deren jede eine Lange von 400 Fuss (386 W. F.) hat und 1300 Tonnen (223586 W. Ct.) wiegt, wurde mit 300 Tonnen (5443 W. Ct.) Eisen belastet, was vielmal mehr betragt als je eine Belastung, die sie spater zu tragen haben wird, und erlitt dadurch eine Biegung von nur 3 Zoll (0-241 W. F.), kehrte aber nach Entfernung dieser Last wiedcr vollstandig in ihre alte Lage zuriick; und obwohl dicse Briicke durch linger als ein Jahr im Gcbraueh ist, so Lassen sich doch durch die scharfsten Mes- sungen keinc bleibcnden Veriinderungen an derselbcn wahrnchmen. Wenn sich ein Train durch die Rohre bcvvegt, erfahrt sie eine vorubergehende Biegung von nur V Zoll (001 W. F.). Mit welcher Vorsicht man ubrigens bei dein ganzen Ent- wurf verfuhr , geht unter anderm audi daraus hervor, dass man sich nicht mit einer theoretischen Bestiminung der Verhiilt- nissc und Dimensionen begniigte, sondern ein Modell in V40 der Naturgrosse construirte und daran genaue Versuchc anstellte. Trotz, aller Umsicht, mit der der Bau gefuhrt wird, hat derselbe doch schon einigc Menschenlcben gekostet; im Sommer des ver- llossenen Jahres, kurz nach meiner Anwesenheit daselbst, sprang eine der Pressen und todtcte zvvei Mann. Stephenson gab in einer Versammlung der British -Association m Birmingham, eine scharfsinnige Erklarung der Ursache dieses Ungliicksfalles. Da namlicli an den Bruchllachen weder eine Ungleichartigkeit noch eitie Vcranderung des Materiales wahrgenommen wurde, so konnte das Zerplatzen des Cylinders nur durch eine ungewohnliche und plbtzliche Vermchrung des Druckes auf denselbcn also "-ewis- sermassen durch einen Stoss herbcigefiihrt werden: dieser ent- stand aber nach Stephenson dadurch, dass zufalligerweise die Intervalle, in welchen die Druckpumpen wirkten , sich so regel- miissig folgten und von der Art waren, dass in der Rohre eine transversale Wcllenbeweguug in einer verticalen Ebene entstand, welche so beschaffen war, dass gerade als der Piston nach auf- wiirts stieg, die Rohre nach abwarts vibrirte, wo durch natiirlich ein so heftiger Stoss auf die Wiinde des ausseren Cylinders ausge- 46 iibt wurde, class er, wcnn auch fiir den normalen Druck fesl genug, bei diesemungewohnlichcn, avis ser all er Berechnung liegen- den, dennoch bersten musste. Ehe ich Bdngor verliess, um die angenehme Seefahrt nach Liverpool zu machen, besichtigte ich noch die so iibenuis merk- wiirdigcn Schiefervverke bei Pennring -Castle, etvva vier Stunden von Bangor, welcbe dem Obersten Pennant gehoren. Man kann sich von der Grosse derselben cine beilaufige Vorslellung ma- cben, wenn ich sage, dass in denselbcn 2250 Mann beschiiftigt sind, von denen jeiler in der Woche 30 Schillings bis 2Pfuod ver- dient. Da der ganze Bruch ein Tagbau isl, so bietet derselbe einen hochst romantischen Aublick dar, cine Werkstattc der Giganten, um Felsbliickc zur Bestiirmung des Olympcs loszusprengcn ! Der Anachronismus wird freilich gleich bemerklich, wenn man zu be- stimmter Stunde die Felsbliickc reibenweise outer einem Lauf- feuer von Sprengschiissen sich abbla/ttern sieht. Aus der Masse der jahrlich gelieferten Schicferplatten, von denen viele, bei sonst sehr regclmiissiger Gestaltung, eine Hohe von 2 und eine Breite von l'/a Klaftern und eine Dickc von einigen Zollen haben, kann man auf die hohe Entwicklung cines Industriezweigcs schlicssen, der bei uns so gut wie gar nicht bekannt isl, obwobl es uns an Materiale auch nicht fehlt. Ich sab in Loudon die bedeutendc Fa- brik der Herren G. North in Lambeth; in welcber die Scbiefer- platten mit einer Art Hobelmascbine eben gemacbt, gebohrt, mit Nuten zum Ineinanderschieben versehen und iibcrhaupt so bearbei- tet werden, dass sie zu grosscn Behaltern fur verschiedenartige Fliissigkeiten , zu Kliirapparaten fur Trinkwasser und zu unzahlig vielen andcrn, mitunter sogar eleganten Gerathen dienen. Die zu Filtrirapparaten bestimmten Gefiisse sind durch eine schief stehende Platte abgetheilt, welehe aus einem, zu diesem Behufe eigens von der Kiiste von Barbados nach England gebrachten p§- rosen Sandsteine, der in grossen Platten vorkommt, besteht, und durch welcbe sich das Wasser Jiltrirt. Ein Model!, das ich fiir die technische Sammlung des polytechnischen Institutes mitbrachte, zeigt genau die Art der Behandlung dieser Platten zu dcrlci Zwecken. Man iiberzieht dieselben auch mit einer Art Email, wodurch fere Anwendung noch sehr erweitcrt wird. 47 Ich verliess noch an demselben Tage Bangor und kain Abends in dem bewegten Liverpool an. Nachdem ich die ungeheuerenDogg's. mit ihren unzahligen, namentlich amerikanischen Schiffen gesehen, begab ich mich zu Dr. S h e r i d a n M u s p r a 1 1, dem bekannten Ciic- miker, der in seinem Hanse ein sehr bequemes Laboratorium einge- richtet hat, das sehr besucht wird. Ich fand da die gewohnte freund- liche Aufnahme und lernte Hrn. Richard Muspratt kennen, der diegrossen der FamiJie Muspratt gehorigen Sodawerke Ieitet. Es mussle far mich von grossem Interesse sein, gerade die so ausgezeichnet gefuhrten Werke kennen zh lernen, da der Grander derselben H. James Muspratt es war, der im Jahre 1820 das von Leblanc erfundene hochst sinnreiche Verfahren der Soda- erzeugung aus Kochsalz mit Vortheil im Grossen ausfiihrte ; und man kann ohne Uebertreibung behaupten, dass von. dem Augenblicke an, als dieser Korper zu einem allgemeiuen Handelsartikel wurde, siclieine neue Periode fur die Gesammt-Industrie eroffnete. Im Jahre 1824 wurden in England aus Spanien noch 5722 Tonnen Barilla, welche nur 5-6 pCi Alkali enlbiilt und mit 5 L. St. hezahlt wurde, und 50000 Barrels Pottasche eingefiihrt, wiihrend jetzt gar keine Barilla und nur der dritte Theil Pottasche eingefiihrt wird; da- fur werden aber jetzt in England 80000 Tonnen robe Soda [soda asK) erzeugt, ein Product, in welchem 77 pCt. kohlensaures Natron, 5— 6 pCt. Aetznatron, also nur 16— 17 pCt. Verunreini- gung enthalten sind , unter denen sich 03 — 03 pCt. kohlensau- res Kali befinden, die vondemKalke herriihren, der zur Fabri- cation verwendet wird. Esfolgtbieraus, dass diese Soda eigent- lich der dreifachen Menge Barilla entspricht , was , wenn man den obigen Preis derselben annimmt, bei einer gleichen Entwicklung der Industrie , eine jahrliche Summe von 5 Millionen L. St. erfor- derthatte, die jetzt abgesehen von den tibrigen Vortheilen, dem Landc erspart werden. Noch deutlicher sieht man den enormen Aufschwung, welchcn die chcmischc Industrie in den letzten 20 Jahren nahm, wenn man einenBlickin die foIgendeTabclle wirft. Ira Jahre 1820 wurden eingefiihrt 1830 „ 1840 „ 184S „ Tonnen Schwci'el Tonnen Barilla Pottasche in Barrels Palmiil in Casks "3434 8594 34226 ^2304 9409 8474 44878 31204 23935 372 17014 41712 21442 nichts 18586 57997 48 Die hicr angegebene Menge Sehwefel entspricht ungefahr 60000 Tonnen Schwcfelsiiurc, indess ist die jetzt in England erzeugte Menge viel grosser, da seit der beruchtigten Schwefelfrage von 1837, wo die neapolitanische Regierung einen Ausfnbrzoll von 4 L. St. auf die Tonne Sehwefel legte, eine bedeutende Menge derselben aus Schwefelkies erzeugt wird. Im Jahre 1820 wurden erzeugt 10000 Tonnen „ „ 1830 „ „ ' 30000 „ „ „ 1840 „ „ 72000 „ » » 1848 » v 90000 „ und jetzt diirfte sich dieselbe auf 100000 Tonnen b el auf en. Die in Oesterreich erzeugte Menge von Schwefelsaure betragt 150000 Ct. oder 826'7 Tonnen, und ein grosser Tbeil davon wird auch aus sicilianiscbem Sehwefel erzeugt. Der Einfluss, wclcben diese ungclieuere Menge von Soda auf andere Fabrikationen iibte, geht am schlagendsten aus der stets zunehmcnden Menge Palmol , die in England zu Seife verarbeitet wird, bervor, denn Liverpool fiihrt jetzt allein mebr von diesem Artikel aus, als fruher ganz England. In Frankreich, dem Lande, in wclchcm die chemische Industrie, was ihrc wissenschaftlicbe Ausbildung betriiTl, hoher steht als in irgend einem andern, selbst England nicht ausgenoramen, wurden eingefiihrt an Sehwefel: Im Jahre 1820 128000 W. Ct. oder 7035 Tonnen 1825 183000 „ 55 „ 10086 1830 225000 „ 55 „ 12401 1838 322000 ,, 55 „ 17747 1847 455000 „ 55 „ 25078 Im Jahre 1847 wurden also 1400000 Ct. Schwefelsaure in Frankreich erzeugt; der Preis derselben betragt im Durchschnitte nur 5 fl. per W. Ct. In England kostet derselbe 4 % fl. (7 L. St. p. Ton.), in Wien 9 fl. C. M. Die Sodaerzeugung Frankreichs steht hinter derEnglands weit zuriick, obwohl den Fabrikanten ein bedeutender Nachlass imPreise desSalzcs von der Regierung vergonnt ist, und auch keine lastigen Bcdingungen an die Verabfolgung derselben gekniipft sind. Es kostet namlich der Wiener Centner Scesalz in Marseille den Fabrikanten nur 14 kr. C. M. und diese Art von Salz 49 spielt iiberhaupt in der dortigen Industrie eine grosse Rollc, indem all ein in Baynas auf 150 Hectaren Flachenraum 300000 W. Ct. Kochsalz gewonnen werden, von denen ein grosser Theil zur Soda- erzeugung dient. Aus derMutterlauge gewiant man noch 24000 W.Ct. Glaubersalz xind 1600 Ct. Kalisalze. Der Wiener Centner Soda kostet in Frankreich 9V» fl., in England 6 Vg fl., in Wien 12 Va 11. Die Fabrik des H. M u s p r a tt befindet sich in Newton zwischeu Liverpool und Manchester, hat eine ausserstvortheilhafte Lage auf einem Dreiecke, (lessen eineSeite von einem Kanal, die zwei an der n durch Eisenbabnen gebildet werden , so dass sie fast von diesen drei Hauptverbiiulinigswegen beruhrt wird. Es sind in derselben 480 Menschen bescliiiftigt, deren Familien in kleincn wohnlicben Hausern leben, fur den Unterricht der Kinder ist durch eine Schule gesorgt. Es werden wocbentlich nicht weniger als 200 Tonnen Kochsalz verarbeitet, die Tonne kostet an der Grube nur 6 Schil- linge (3 fl. C. M.) , bis in die Fabrik gestellt kommt sie auf 8. Es werden auf einmal immer 10 Ct. (907-1 W, Pf.) Salz in iiber- wolbten , eisernen, von unten zu erhitzenden Kesseln init 9 Ct. (816-3 Pf.) Schwefelsaure von 1-700 Dichte zerlegt. Das Gas, dessen Entwicklung nach andertlialb Stunden aufhbrt, wird durch einen Kauai in einen 40 — ^50 Fuss hohen, vier- eckigen Thurm geleitet, der ganz mit Koaks gefiilltist, und der einen Wasscrbehalter tragi, aus welchem ein continuirlicher Strom von Wasser iiber die Koaks liiuft , um das entweichende Hydro- chlor , so viel wie moglich zu condensiren. Der zu dieser Operation dienende ciserne Kessel kann bei gehoriger Behandlung 6 — 8 Mo- nate ohne alle lleparatur im Gebrauche sein. Die zahe Masse, aus welcher nun fast kein Hydrocblor entweicht, wird aus dem Kessel mit eisernen Loffeln in den nebenstehenden Calcinirofen gebracht, der mit dem Hauptschornstein , der in dieser Fabrik 406 Fuss hoch ist, in Verbindung steht. Bevor die Gase jedoch dahin gelan- gen, passircn sie einen langen horizontalen, mit Ziegelsteinen, die immer durch dariibcr fliessendes Wasser benetzt werden, gefiilllen Kanal. Das calcinirte schwefelsaure Natron wird nun mit Kohle und Kalk geinengt und in den bis zum schvvachen Rothglfihen erhitzten Ofen gebracht. Es lohnt nicht die Kosten, diese Substan- zen zusammen zu mahlen, sondcrn cs genugt, sie in kleinen vSliickcn mit einander zu mengen. Die Masse gerath an der Oberflache bald Schrotter. d 50 ins Schmelzen und muss nun ununtcrbrochcn , wie das Eisen beim Puddlingprocess , unter einander geriihrt worden, bis sie ganz geschmolzen ist, und die Entwicklung von Kohlenoxydgas aufge- horthat, wo dann der Process vollendet ist. Das gutc Gelingen dieser Arbeit hangt vorztiglich von dem Fleisse und der Geschick- lichkeit der Arbeiter ab, es herrscht daher, da alle Arbeiter nur nach ihren Leistungen bezahlt werden, eine bedeutende Differenz in ihrem Lohoe, der von 1 L, St., was gewohnlich ist, bis zu 3 L. St. steigen kann. In Newton wendet man , als das beste Verhaltuiss, zu diesem Processe 168 Pfnnde calcinirtes schwefelsaures Natron , 175 Pfund kohlensauren Kalk , der aus Irian d bezogen wird und fast frei von Kieselsaure und Magnesia ist, und 112 Pfund Steinkohlenklein an, von dem die Tonne 2 — 2% Schilling zu stehen kommt! Im Ganzen werden in dieser grossartigeu Fabrik nicht weniger als 100 Toiinen Kohle taglich verbraucht. Von dem Kalksteine wurden wochentlich 200 Tonnen verarbeitet. Die Tonne kommt in Newton auf 5 Schilling zu steben. Das so erhaltene Rohproduct heisst Bladiash und enthalt 10 pCt. kohlensaures Natron, 26 pCt. Aetznatron und bei guter Arbeit kaum 4 Pet. unzersetztes schwe- felsaures Natron ; es findet also eine fast, vollstandige Zcrsetziing Statt, was zeigt, dass dieser Process so vollkommen ist, dass er so leicht nicht durch einen andern verdrangt werden wird, obwohl von Zeit zu Zeit neue Projecte auftauchen , die aber bisher immer bald aufgegeben wurden. Die Blackash wird jetzt nicht mehr in den Handel gebracht, sondern sogleich auf die bekannte Art durch Auflosen, Abdampfen und Calciniren in Soda ash verwandelt. Die zu diesem Processe nothige Schwefelsaure wird in New- ton seit 1838 aus SchweS'elkies erzeugt, der aus der Grafschaft Wicklow bezogen wird, und von dem 2% Theil einen Theil Schwefel ersetzen; der Preis des Schwefelkieses betriigt aber nur ein Fiinftheil von dem des Schwefels. Der Process hiebei ist be- kannt und geht ganz otme Schwierigkcit vor sich, man hat nur dafiir zu sorgen, dass die schweflige Saure so kalt wie moglich in die Kammer tritt 5 auch hat sich gezeigt, dass eine einzige Kammer, ohne Abtheilung, die besten Dienste leistet, indem sie weniger angegriffen wird , als die letzte Abtheilung , wo sich am meisten Untersalpetersaure sammelt. 51 Die Salzsaure, welche lange unbenutzt aus dem Conden- sator wegfloss, wird nun weiter zur Bereitung von Bleichkalk (bleaching powder) beniitzt, auf dessen wohlfeiler Erzeugung die ganze Bauimvollcn-Industrie Englands ruht. Den kieau notlugen Braunstein beziekt man nm enorm billige Preise aus Deutschland ! Als in England dieTonneKochsalz mit einer Steuer von30 L. St. belegt war, betrug der Preis der Tonne 36 L. St., also der des Sfllzes selbst 6 L. St. ; jetzt wo die Salzsteuer ganziich aufgehoben 1st , kostet die Tonne Salz nur 6 Schilling, was gerade der zvvan- zigste Tlieil des friiheren Preises ist. Oline diese niedrigen Salz- preise hatte aber die Soda-Erzcugung in England nie die Hohe erreicht, auf welcber sie jetzt steht. Ein sprechenderer Beweis fur die nachtheiligen Wirkungen, welche die jetzt noch allgemeine Besteuerung der Bohproducte auf die Industrie iibt. diirite wold nicht leicbt zu iinden sein. Indess in der Gestalt und den fibrigen Eigenschaften der Gedanke gerecht- fcrtigt, dass beide trotz des abweichenden Wassergehaltes eine Species bilden durflen , da, wie wir wissen, die ricbtige Bestim- mung des Wassergehaltes von verschiedenen Umstanden, nan.ent- lich von der Bestimraungsraethode selbst abhangig ist. Stellen wir noch einmal die Aequivalentzahlen zusammen, wie sich dieselben ergeben, wenn man die der Basen RO gleich 4 sctzt 15 230 SiOs 10,4(5 10,14 10,39 AlzO„ HO no 0,49 4 18,89 (Antrimolith) 6,11 4 15,45 (Poonalith) 6,30 4 17,17 (im Durchschnitt), so glauhc ich, dass man am besten fur beide die fur den Poonalith aufgestellte Formel 3 ( 2 | AfeO i 3 ^ ) + 5 (3 //0' * (Si'°s) annehmen kann, weil jedenfalls der von Gmelin bestimmte Wasser- gehalt als der des durch die vollkommenere Krystallisation mass- gebenden Minerals als der richtigere vorgezogen werden darf , in den iibrigen Bestandtheilen aber das Verhaltniss fast genau das- selbe ist. Was schliesslieh das Verhaltniss beider Mineralien zu dem Skolezit betrifft, dessen Zusammensetzungnach G. Rose durch die Formel CaO ) NaO\ 8i0, + AI,0ti SiOt-\-3HO auszudrucken ist, wofiir ich ]\uO) ~ " ' schreibe, dessen rhombisches Prisma nach demselben 91*35' und 88" 25' misst und sich ziemlich vollkommen parallel seinen Fla- ehen spaltea lasst , und welcher in den iibrigen Eigenschaften grosse Uebereinstimmung rait den obigen Mineralien zeigt , so ware es wohl wicht. unmoglich, dass diese, namlich der Poonalith und Antrimolith rait demselben vereinigt werden konnten, fiir jetzt "her muss bei der fehlenden Bestimmung oktaedrischer oder hori- zontal-prismatischer Gestalten der durch beide angefiihrten Ana- lysen Thomson's und 6 m el Id's dargelhane Unterschied in dem Verhaltniss der cnthaltenen Thonerde und derBasen ROuns davon abhalten. Nimmt man namlich das Fiinft'ache der Aequivalentzahlen, wie sie die Formel des Skolczits ergibt, und stellt sic so mit den Aequivalentzahlen der dem Poonalith und Antrimolith gemeinschaft- lich zueetheillen Formel zusammen 240 Si03 Al.fi s HO HO 10 r> S IS (Skolezit) 10 ° 4 15 (Poonalith and Antrimolith). so sind bei JO Aequivalenten Kieselsaure und 15 Aequivalente Wasser in alien dreien, 5 Aequivalente Thonerde und ebensoviol der Basen 110 ira Skolezit, wahrend beide, der Poonalith und Antri- mohth 6 Aequivalenle Thonerde und nur 4 der Basen HO enthalten en, Unterschied, welcher bei so verschiedenen Fundorten nnd be- gleitenden Mineralien nicht als zuffillig ttbereinstimmend, noch we- uger aber als ein mangelhaftes Resultat der angestellten Untersu- chungen angesehen werden darf. Ueber den Harringtonit. Nachdem ich bereits in dem zweiten Ilefte meiner mineralo- g.sehcn Untersuchnngen nrick pmg. 152 ft* die Wahrsebeinlichkeit ausgcsprochen hatte, dass man zu Folge der Analyse Thomson's den Harringtonit der Species Zeolith, deren Formel NaO ) , CaO\Al*0* + %(ff0> «'0») 1st, zuzahlen konne und er als eine an Kalkerde reiche Ahande- rung derselben anzusehen sei, in welcher dicse ungefahr das Don- pelte des Natrons betrSgt, wurde mir durch mehrere Exemplare des Harringtonits aus der Grafschaft Antrim in Irland Gelegenheit gegeben, diese Wahrsebeinlichkeit weiter zu begriinden. Das eine derselben war ein derfees Stuck von schmutzi- gelb- l.chwe.sser Farbe, woran cinzelne Stellen auch reinweiss, andere dagegen durch Eisenoxydhydrat braunlich waren; nicht dicht sondern genauer betrachtet ein inniges Aggregat verworren grup- pirter, kurzer und feiner linearer Krystalloide, welche auch in ein- zelnen leeren Raumen frei auskrystallisirt waren. Die kleinen und zarlen bis zu einer Linie l.-mcvpn nradeonkniiA, j i« 1L tangen, wasseiiiellen und glanzendcn Kry- stallehen waren vollkommen durchsichlig uud liesscn durch die Mes- sung nut dem Reflexions-Goniometer sich als rhombische Prismcn von 90u54 und 89°6' NeiVuno- fi„iiP„ an ,i„ „ v , , iii.i&ung uniicn, an deren linden man audi durch hinlanglich starke Vergrosserung eine stumpfe vierllachige /usp.tzung mittriangulnren Fliichcn wahrnehmen konnte. Die Kry- 241 stallchen bildeten sowohl an ireieren Stellen als audi bei dichterer Verwachsung zuweilen stcrnformige Partien. Das Pulver schnee- bis gelblichweiss. Die Iliirte ist iiber der dcs Apatites; sie liess sicb war auf dem gewohnlichen Wege nicht als solche erkennen, weil die einzelnen Krystalle dazu zu zart and das Ritzen mit einem auderen Minerale wcgen der mehr oder minder lockeren Verwachsung unzureichend war, jedoch ritzten die Kauten der ganzen Masse gewohnliehes Fensterglas. V. d. L. fiir sieh ruing und ziemlich leicbt zu einem etwas blasigen, durchscheinenden, weissen Glase schmelzbar, mit Borax, so wie mit Phosphorsalz leicht zum farblosen klaren Glase, welches bei Anwendung des letzteren unter Ausscheiduug eines Kieselskelettes heiss eine iiusserst schwacbe gelbgriinliche Fiir- bung zeigte; mit Soda zu einer etwas getriibten weisslichen Perle verschmelzend. In Salzsaure vollkommen loslich , unter Ausschei- dung der Kieselsiiure in Flocken , welche bald zu Boden sinken, mit concentrirter aber gelatinirend. Da nun nach Thomso n 's Bestiunnung der diclite Harringlonit 44,840 Kieselsiiure, 28,484 Thonerde, 10,684 Kalkerde, 5,560 Natron, 10,280 Wasser mit einer Spur von Salzsaure, enthalt, und die Aequivalentenzahlen von oder SiOs AlzOs #0(=< 9,706 5,498 5,609 1,77 1 1,02 11,422 2,07 belrngcn, so glaube ich, dass man mit grosser Wahrscheinliclikeit 2 die ganzen Zahlen 2 1 1 setzcn und daraus als die entsprechendste die Fonnel CaO NuO Al.fi, -\- 2 (HO, SiOz) aufstcllen , so wie den Harrington!!; auch nach seinen iibrigcu Eigenschaftcn und den gefundenen Krystallgestalten als ein an Sitzb. d. malhem.-naturw. CI. Jahrfr. I8S0. II. Bfl. III. Heft. 17 242 Kalkerde reiches Glied tier Species Zeolith (Hausmann)betrachten konne, deren Zusammensetzung der Formel.RO, Al^0.s * (2HO, SiOs) entspricht, und als durch RO ausgedriickte Basis entweder Natron, Oder Kalkerde, oder beide zugleich in entsprechenden wechseln- den Mengen entha.lt. Ein zweites Exemplar dieses Minerals aus der Grafschaft An- trim zeigte es mehr dicbi, doch war durch massige Vergrosserung die Krystallisationstendenz deutlich zu erkemien. Einzelne Dru- senraume waren wie an dem vorigen mit kleinen Krystallchen aus- gekleidet und durch die dichte an den Kanlen schvvach durchsehei- nende Masse liefen einzelne Strahlen in ihrer Langsrichtung gruppirter linearer Krystalloide. Die Farbe des Ganzen war ein reineres Weiss und die Strahlen schneeweiss. Hier und an dem zuerst erwahuten Exemplare gaben diejeni- gen Theile der Oberflache, welche langere Zeit an der Luft gelegen haben mussen, dem Mineral ein eigenthumliclies zerfressenes An- sehen, welches durch mehr oder weniger grossere Looker (die vorherigen Drusenriiume) erhoht wird; dicselben sind zum Theil mit weicher, erdiger Masse von gleicher Farbung des Ganzen erfullt, und weisen jedenfalls auf eine allmalige Zersetzung des Minerals an der Luft bin. Gleichzeitig muss ich hier ein dem Uarringtonit zuzuzahlen- des Exemplar erwahnen, welches mit der Etiquette: Lehuntit von Carneastle bei Glenarm in Irland, versehen war. Dasselbe brachte mich wegen seiner grossen Aehnlicbkeit auf den ersten Blick zu dem Gedanken , dass es nicht Lehuntit, sondern Uarringtonit sein mochte. Es war dicht, im Bruchcuncben, schnee- weiss mit lichtgclben Stellen, an denKanten durchscheinend und an alten Bruchflachen von demselben zerfrcssenen Anseben. Durch Vergrosserung konnte man deutlich die krystallinische Bildung des Ganzen erkennen, und einzelne Drusenriiume waren mit denselben Krystallchen erfullt, deren Messung sic auch ubereinstimmend mit den obigen erwies. Der Winkel der stumpfen Prismenkante wurde durch wiederholte Messung nahezu gleich 91° gefunden, und ergab bei guter Spiegelung nur eine Schwankung zwischen 90 52 und 91° 2', so dass man sie unzweifelhaft als den Prisnien des Barringtonits gleich annehmen kann. Einzelne Enden liessen glcichfalls eine Zuspitzung erkennen. Das Verhalten v. d. L. unci 243 die Loslichkeit in Salzsaure war ganz fibereinstimmend mit den obigen Angaben, Hiernach glaube ich , ilass an dem Fundorte des Lehuntits auch Harringtonit vorkommen mag und derselbe mit dem ersteren verwechselt wird, wesshalb ich hiermit auf das Exemplar selbst aiifmerksam machen zu miissen nicht fur iiberfliissig erachtete, zu- mal ich keinen anderen Lehuntit zur Vergleiehung zur Stelle hatte und die Angaben Thomson's fiber denselben durchaus niclit ent- sprechen. Die da von bekannte Analyse R. D. Thomson's lasst audi nicht daran zweifeln, dass der vvahre Lehuntit der Species Skolezit angehoren diirfte , in welcher er eine an Natron reiche Abandoning bilden wiirde. Da er namlich nach demselben 47,33 Kieselsiiure, 24,00 Thonerde, 13,20 Natron, 1,524 Kalkerde, 13,60 Wasser enthalt, woraus fur SiOt Al.fi, RO(=NaO,CaO) HO die Aequivalentzablen 10,245 4,033 4,802 15,111 "der 2,133 0.905 1 3,147 hervorgehen, und man ohne Bedenken die ganzen Zahlen 2 11 3 gebrauchen kann, so ware die Formel des Lehuntits Und sorait dieselbe von der des Harringtonits verscliieden. Ueber Si0* +GH0 wclche Berzelius fur dasselbe aufgestellt hat, den beiden da- von bekannten Analysen nicht entspricht, Nach Steinmann niimlich der Karpholith 37,53 Kieselsaure, 26,47 Thonerde, 18,33 Manganoxyd, 0,27 Eisenoxyd, 11,36 Wasser, wo nach for SiOs A/,0, Mn%OmFezOt HO 8,1234 5,1100 3,0484 12,62 oder 4 2,516 1,501 6,22 a!s AcuuivalenUahlen hervorgehen, denen die Sauerstofftnehgen 12 7,548 4,503 6,22 entsprecheh. Nimmt man nun an, dass der grossere Theil des Mangan- und Eisenoxydes nicht als solches, sondern als Oxydul aufzufassen sei, so wih-de, wenn man noch so viel Oxyd hinweo-- nimmt, um die Sauerstoifmenge der Thonerde plus Metalloxyd auf 9 mi erhohen und den Rest als Oxydul aufzufassen, die Sanerstoff- SiO,, fl908 (_=AL03, FezO„ Mn2OJ durch 12 9 oder 12 9 RO^FeO MnO) HO durch 2,034 6,22 oder 2 6 246 auszudriickensein, woraus nieht die Formel sRO, Si03 + &AhOz1 SiOg + QHO hervorgchcn kann, man musste dcnn gerade der Formel wegen die Zahl 7,548 auf 9 crhShen und den Mangan- und Eisenoxydgebalt fur sich auf Oxydul reduciren , wozu kein Grund vorliegt. Belrachten wir auf gleiche Weise die Analyse S t r o m e y e r's , nach wetcher der Karpholith 36,154 Kieselsaure, 28,669 Thoherde, 1 9,160 Manganoxyd , 2,290 Eisenoxyd , 0,271 Kalkerde, 10,180 Wasser, 1,470 Flusssaure entlralt , so sind die Aeqaivalentzahlen fdr SiOs ALOs MnJ)., Fe^O, ode 7,826 5,535 ' 4 2,829 und die Sauerstoffmenffen darin 12 8,487 2,706 1,383 4,149 HO 11,98 6,12 6,12. Bei gleichera Verfahren , wie oben, warden danti die Saiter- stoffmengen in SiO„ ft j), no HO gleich 12 9 2,424 6,12 Iiervorgehen, woraus man eben so wenig die Forme! 3RO, SWB-\-SAtsOs, SiOs-j-GHO ejilnehmen kann. In beiden Fallen wird die Formel 2 I \r, n\ 3 " ° ) + {SJPe, O, 4S i O. Fe OS J I "l ; [SMn, OJ als die richtigere hervorgehen, bei weleher viefleicbt das erste Glied anstossig erscheinen konnte, weil wir fiir jetzt noch kein Hydrat der beiden Oxydule in dieser Form kenned gelernt baben ; jedoch glaube ich , dass durch die fortschreitentle Kenntniss der chemischen Verbiudungen, namentlich in ihren zusammengesetzten VerMltnissen fiber diese, sowie fiber andere hypothetische For- meln entschieden werden wird, fiir einzelne Falle es aber freistebt, nicbt bokannte Verbindungeu anaunehmen, so lange sie nicht gegen giiltigc Principien gebildet sind, Die Hauptfrage in Betreff des Karpholits ist jedenfalls die, ob iiberhaupt die beiden Oxydule in demselben anzunehmen sind, oder ob nicht Eisen- mid Manganoxyd als die Thonerde zum Theil vertretend darin bestehen. In diesem Falle wfirden die Aequiva- lentzahlen fiir SiO^R^^AkOz, Mn303, Fe.O^HO 2 2,008 3,107 und 2 2,106 3,062 nach den beiden oben angefuhrten Analysen. und 2 2,057 3.084 im Mittel sein, fiir welche man unfeblbar die Zahlen 2 2 3 setzen kann. Dei dieser Voraussetzung wiirde irh den Karpholith durch die Formel IAI,0, AkOA AHO Mn,,03 -(- M7i203)2SiOs \Fe,Os Fe2Os) ausdriicken, und ihn dem Worthit SHO , AJkOt -\r 5 (AlJ)n SiOt) an die Seite stellen. (Siehe meine min. Unters. Hft. 2, pag. 129.) Die geringe von Stroineyer angegebene Menge Kalkerde diirfte einer geringen Menge beigemengten Flussspathes zuzu- schreiben sein, sowie es auch moglich ist, dass dann nach der von demselben gcfundenen QuantitJit Flussaure zu urtheilen ein Theil derselben mit der Kalkerde oder mil dem Kalcium zu verbinden sein wiirde, oder auch ein wenig Fluor einen Theil des Sauer- stoffes im Karpholith vertritt, wie es bei manchen Mineralien un- zweifelhaft der Fall ist. 248 (Jeber die mit den Nameii Abrazit, Berzelin, Gistnondia mid Zeagonit belegten Miaeralien. Da wohl liber wenigc Namen und die dazu gehorigcn Mine- ralien mehr Widerspruche geltend gomaeht wurden , als fiber die- jenigen, welchen man abwechselnd die Namen Abrazit, Ber- z e 1 i n , G i s m o n A i n und Z e a g o n i I; beigelegt hat , so habe ich darch die liachfolgcnde Untersuchung den Zweck m erfiillen gesucht, einiges zur genaueren Unterscheidung derselben bei- zutragen. Ein Exemplar, welches auf der Etiquette die beiden Namcn Berzelin und Gismondin nachwies, war ein Stuck eines alien vnlkanischen Ausw iirflings ans der Gegend des Albaner Sees in dem alien Latiom. Dassclbe ist im Allgemeinen schmutzig grau- griin gefarbt und zeigte genauer betrachtet drei Hauptgemeng- theilc, einen graulichweissen , einen dunkelolivengrQnen und einen blaulichschwarzen. Der erste derselben bildct eine wasserhelle oder graulich- weisse oder schneeweisse meist glasige Masse mit muschligem bis nnebenem Bruche und wechselndem Durchsichtigkeitsgrade, welche gleicbsam als Cement des Ganzen m dienen seheint. Dieselbe war an den Contaklstellen mit dem naiier zu erwalmenden grfinen Minerale meist schneeweiss, gleicbsam als ware sie durch die Be- riihrung mit demselben in ihrem Aussehen verandert worden ; starkere Partien namlich zeigten sich regelmassig von wasser- lieller oder graulichweisser Farbe, rrmschlig oder uneben im Bruche und durchsichtig bis haibdurchsichtig, nach aussen, d. b. nach den Contaklstellen hin aber an Dnrchsichtigkeit ab- und an reinerem Weiss zunehmend, kleine Partien oder einzelne Puncte in der griinen Masse waren schneeweiss , diclit oder erdig im Bruclie und undurchsichtig. In freien Raumen trill; diese Masse in bestimmtereii Geslalten, seltener in vollkommenen Kryslallen auf, welche auf den ersten Blick sich als regulare Oklaeder erkennen liessen und hin und wieder Abstumpfungsftachen der freistehenden Kanten zeigen. Die rait dem Reflexionsgoniometer angestellte Messung bestStigte bei guter Splegelung die Oktaeder als regulare und vollkommen die Combination des vorherrschenden Oktaeders mit den unlei- geordneten Granatoherflachen. 0. ooO. 2W Diese Krystalle, welch e den Apatit ritzen , flatten zum Tlieil scharf ausgebildete Kanten, waren wasserhell oder graulichweiss, durchsichtig oder wenigstens halbdurchsiehtig und glasgliinzend ; andere zeigten ein geschmolzenes Ansehen , die Kanten erscheinen abgerundct und die Flachen uneben, und so konnte man allmalig den Uebergang von der vollkommenen Krystallgestalt bis zur Tropfenform von glasigem Ansehen verfolgen. Der Bruch ist mnschlig oder auch bisvveilen uneben mit Spuren ebener Theile, eine Unterscheidung, welche bei der Betrachtung derselben ureter der Loupe nicht so genau festgehalten werden kann. Oft hatten die Krystalle einen weissen durchscheinenden und wenig glanzen- den emailahnlichen Ueberzug , oder derselbe erschien matt und erdig. V. d. L. fand ich das Mineral unschmelzbar und an der Oberflache weiss werdend , wobei nur die Kanten sich ein wenig abrundeten. Mit Borax loste es sich nicht zu schwierig aber voll- stiindig zu einem wasserhellen blasenfreien Glase und wahrend des Auflosens enlvvickeltcn sich fortwahrend aus der Probe zahlreiche kleine Bliischcn. Es ist dies dasselbe Mineral , welches L. Gmelin in seiner Inauguralschrift : Observationes oryctognosticae ct chemicae de Hauyna et dc quibusdam fossilibus, quae cum hac concreta inveniuntur, Hcidelbcrgae MDCCCXIV p. 30 ff: beschrieben hat. Nach ihm bestehen die vulkanischen Auswiirflinge bei Marino am Albaner See aus Hauyn, griinlichhraunem Glimmer, krystal- lisirten und kornigem Augit, einem weissen Minerale und kbrnigen Eisenoxydul , welche in wechselnden Verhaltnissen gemengt sind. Bisweilen fehlt das weisse Mineral fast ganzlich, der Glimmer ist sehr reichlicli und der Hauyn griinlich ; bisweilen sind nur cinzehie Puncte rein himmelblauen Hauyns an dem weissen Minerale ein- gesprengt zu sehen und der Glimmer sehr sparsam. Ein analoges Stiick war das von mir untersuchte, nur war der Hauyn nicht so sparsam und seine Farbe sehr dnnkelblau, fast schwarz und der sehr sparsame Glimmer braunlich- und griinlichgrau, ins schwiirz- lichgriine iibergehend. Eisenoxydul oder Eisenoxyd konnte ich bis auf einen durch Eisenoxydhydrat braun gefiirbten Fleck nicht wahr- nehmen und selbst durch die Einwirkung auf die Magnetnadel nicht hcrausfindcn. 250 Das weisse Mineral beschreibt L. G m e I i n wie folgt : Es findet sich in zweierlei Weise, entweder scheinbar krystallisirt oder fein- kornig, welche beiden Abanderungen oft in einem Stucke rereinigt sind. Eine Krystallgestalt konntc nicht erkannt werdcn, es zer- bricht jedoch die erste Abandoning in kleine hexaederahnlichc Stucke, welche bestimmt einige ebene Flachen haben, aber nie- mals mehr als vier; dieselben schneiden sich rechtwinklig, und es zeigen sich an der Stelle der zwei fehlenden Ebenen nur flach- muschlige Bruchflachen. Das specifische Gewicht der durchsich- tigen krystallinischen Stucke isl; gleich 2,727, das der kornigen Abanderung gleich 2,488. In der Harte stimmt das Mineral mit dem Hauyn iiberein, ritzt Glas und gibt am Stable keine Funken. In der Zersprcngbarkeit ahnelt es dem Flusspath , bisweilcn jedoch haben einzelne Theile so geringen Zusammenhang, dass man sie mit den Fingern trennen kann. Der Bruch ist nmschlig; der Glara der spaltbarcn Abanderung stark und glasartig, wiihrend die kornige Abanderung last crdig erscheint. Die erstere ist fast voll- kommen durchsichtig, die anderc aber jraraz undurchsichti"-. Die weisse Farbe des Minerals ist bisvveilen mit wenig Gelb oderBraun gemischt, was ohne Zweifel von in Eisenoxyd umgewandeltcm Eisenoxydul herruhrt. Die kornige Abanderung phosphorescirt mil der Messerspitze gerieben oder mit dem Hammer zerstossen mit weissem Lichte, die durchsichligen Stiicke phosplioresciren nicht. V. d. L. sehmilzt es nur sehr schwierig und wenig an der Oberfliiche und an den Kanten, wobei es weiss und undurch- sichtig ist. Mit Borax ist es nach starker und langer Frhitzung zu klarem Glase loslich. In kalter Salzsiiurc veriindert sich ein durch- sichtiges Stuck nicht, nach langerer Behandlung aber mil; derselben lost es sich zum Theil. Die quantitative Untersuchung crgab kein vollstandiges Rcsul- tat, indem, urn es kurz anzugeben, durch Gliihen ein Wassergehalt yon zwei Procent gefunden wurde ; in einer Probe 51,05 Procent KieseMure, 24,43 Thonerde, 3,72 Kalkcrde mit Spuren von Talk- erde, 2,50 Eisenoxyd und 0,45 Manganoxyd; in einer zweiten 52,17 Procent Kieselsaure und 11,79 Kali (10,86 nach einer ande- ren Berechnungsart) gefunden wurden , wiihrend eine dritte Probe 59,9 Procent Kieselsaure linden liess, welche Quantitat im Gegen- 251 satz zu den beiden anderen wahrscheinlieh als unrichtig anzusehen ist. Hiernach gibt Gmelin als Gehalt des vveissen Minerals 51,05 Kieselsaure, 24,43 Thonerde, 3,72 Kalkerde mil Spuren von Talkerde, 2,50 Eisenoxyd, 0,45 Manganoxyd, It, 79 Kali mit sehr wenig Natron, 2,00 Wasser, 4,06 Verlust. 100,00 an. Den Gehalt an Eisen- nnd Manganoxyd betrachtet er von sicht- barer Beimengung berriibrend , so wie auch etwa zwei Procent Hauyn als beigemengt anzusehen sind, von dem es trotz der ausser- sten Sorgfalt nicht giinzlich gctrennt werden konnte. Bevor ieh weiter fiber dieses Mineral spreche, will ich bei Gelegenheit des vorliegenden Exemplars nur erwahnen, dass der beigemengte Hauyn von dunkelblauer , zuweilen fast schwarzer Farbe, auf Krystallflachen mit metallischer gelber und blauer Farbe angelaufen, meist kornig vorkam, in hohlen Rilumen aber selir kleine Krystallchen ausgebildet waren, welche sehr deut- lich das Granatoeder mit geradabgestumpften Kanten, also die Combination oo0.aOs darstellten. V. d. L. konnte ich ihn nur an den Kanten schmelzbar finden, in Borax aber war er vollkommen liislich und das klare durchsichtige Glas war, wenn man es aus der Flamme] nahm , von der dunkelgclben Farbe des brasilianischen Topases, beim Abkiihlen aber wurde es gelblichgriin und endlich wasserhell. Ich fiihre dieses Verhalten der Farbe hier darum an, weil Gmelin a. a. O. pag. 1 9 sagt, dass G i s m o n d i und er immer ein durchsichtiges topasfarbiges Glas, nicht aber ein gi-unlichgelbes, wie es Vauquelin beobachtete, erhalten habe. Der dritte, wesentliche Gemengtheil ist von dunkler oder hel- ler olivengriiner Farbe , uneben im Bruche nnd von geringem Glanze, welcher in der Mitte von Glas- und Fettglanz stent. Er gleicht im Aussehen sehr dem dunklen feinkornigen Olivin und ist nach Gmelin's und Anderer Angaben Augit, dessen Gestaltsverhalt- 252 nisse wegen mangelnder ausgebildetcr Gcstalten ich nicht nither untersuchen konnte. Da das in Frage stehende weisse Mineral als Berzelin nach Neckerundals Gismovdina ottaedrira von Medici-Spa da in Horn selbst bezeichnet war, so ist es nothwendig die Charakteristik *u vergleichen, welehe L.A. Neckerin seinem Regne mineral Paris 1835. II. fag. 342 fiir die Species BerzeMinc gege- ben hat. Die Krystalle haben die Gestalt rechtwinkliger Oklaeder, sind weiss und an derOberflache matt; der Bruch ist glasig, uneben oder fast muscblig. Er ritzt den Apatit und Glas, ist sehr zerbrech- lieh, aber ohne bestimmte Spallungsflachen ; der GJanz im Inneren ist glasartig aber schwach. Bildet mit erwarmter Salzsaure eine griinliche Gallerte , welehe Liisung mit Wasser verdiinnt keinen JViedersehlag durch zugesetzte Schvvefelsaure gibt. V.d. L. schmilzt er schwierig in der Zange zu einem blasigen Glase, gibt im Glas- kolben erhitzt kein Wasser und beUiilt seine Darchsichtigkeit, und das Pulver farbt nicht den Veilchensjrup griin. Bildet kreuzformio;e Gruppen. Fundort: Gallaro unfern la Riccia in derNahe Roms. Ein zweites Exemplar, welches die Etiquette: Berzelin, Fundort, Latium, Gegend von Rom, ftihrte, enthielt viel des weis- sen Minerals und mehrere grossere, fast liniengrosse scharf ausge- bildete reguliire Oktaeder ; dieselben waren aber aussen ganz weiss und matt, so wie uberhaupt auch in der ganzen Masse die weisse Farbc vorherrschend auftrat und sieh formlich als Haueh uber den Augit und Glimmer erstreckte, dessen deutliche Tafeln in kleinen Drusenriiumen zum Theil dadurch ihre Farbe und Glanz nicht sehen liessen. Unter den Krystallen des Berzelins konnte man auch zwei vollstiindige Zwillinge nach dem Spinellgesetze wahrnehmen. Indem ich keinen Zweifel dariiber haben zu diirfen glaube, dass das besprochene Mineral, welches icli vor mir gehabt habe und welches L. Gmelin beschrieben hat, mit dem von Neck er benannten zusammenzustellen sci, miige cs mir erlaubt sein, bevor ich auf die anderen hierher gehorigen eingehe, ein zweites namen- loses zu erwahnen, welches L. Gmelin als Begleiter des vesuvi- schen Hauyns gefunden hat. Er fend namlich den Hauyn in einem Gestein an dem Ufer. was le Petrazze heisst, nahe bei Portici, unter ahnliehen Verhaltnissen. Das Gestein bestand aus Mauyn ei- 253 nem weissen Minerale, aus vielem braunlichgriinen Mattrigen Glim- mer , vvenig schmutziggriinem Augit von erdiger korniger Textur, dessen Krysialle er jedoch ofterbestimmt bemerken konnte und mit sehr vvenig kornigem Eisenoxydul. Das vveisse Mineral (a. a. 0. pag. 45) bildet grossere Korner, ist nber niemals krystallisirt. Seine Bruchstiicke zeigen jedoch ganz deutlich einen zweifachen recbtwinkligen Bliitterdurchgang. Sp. G. = 2,151. Bitzt leieht das Glas, gibt am Stable keine Funken. In der Zersprengbarkeit gleicbt es dem obigen von Marino. Bruch, nmschlich; Glanz, stark glasartig; Farbe, weiss oder gelblichweiss ; durchsichtig bisdurch- scheinend. Pbosphorescirt nicht, weder wcnn es mit dem Mes- ser gerieben noch mit dem Hammer gestossen wird. V. d. L. schmilzt es sehr schwer oline zu schiiumen, zu einer weissen trii- ben Perle, welche an der Oberflache ein krystallinisch.es Ansehen hat. Mit Borax gibt es leieht ein klares Glas. In Salzsaure wird es nach einigen Tagen undurchsichtig. Als Pulver farbt es die Salz- saure gelb und bildete bei Zusatz von Wasser und durch Erhitzung eine vollkommene durchscheinende Galleri.e. Auf diesem Wegc fend Gin el in nahezu 60 Procent Kiesel- saure, ausserdem enthielt es viel Kalkerde, Thonerde und Kali, wonach er es und nach dem minder schwierigeren Schmelzcn v. d. L. sowohl fiir sich als auch mit Borax, well es ferner in Salzsaure triibe wird und sich leichter mit vollkommener Gallert- bildung lost, geringeres specifisches Gewicht hat und nicht phos- phorescirt , als versehieden von dem obigen ansieht und fiir einen Analcim halt. Der letzteren Ansieht sehe icb micb nicht geneigt mich anzuschliessen, weil die qualitative Bestimmung allein nicht binreicht bei dem ohnehin schon abweichenden gros- scn Kalkerdegehalt ein solches Urtheil zu fallen, welches kei- nesweges durch die Uebereinstimmunff in den iibriffen Ei»-en- schaften unterstiitzt wird; es erscheint vielmehr ano-emessen, es fiir jetzt von unserer Betrachtung auszuschliessen und eine ge- nauere Bestimmung desselben abzuwarten. Fassen wir Alles zusammen, so glaube ich, dass wir es in Bezug auf das zuersl bescbriebene Mineral mit einer bestimmten Species zu tbun haben , welche sich mit hinliinglicher Sicherheit als solche feststcllen und charakterisiren liisst. IhrName moge nach Neeker Berzclin sein. ihre Charakteristik ist folgende: 25k Berzeliu. Meeker. Krystallisirt regular. Kryslallformcn: das regulare Oktaeder, entweder fur sich oiler in Combination mit dera Grauatoeder, wel- ches schwache Abstumpfung der Kanlcn bildet. Bisweilen audi Zwillinge nacli dem Spinellgesete. Blatlerdurchgang parallel den Flachen des Hexacdcrs. Spaltbarkeit ziemlich vollkomnieu. Die Kry sialic oft uneben und abgerundet. Ausser krystallisirt aueh in kugligen und getropften Gestalten, derb und eingesprengt. Bruch muschlich bis uneben. Farbe : wasserhell, graulichwciss, sehneeweiss, seltener durch Eisenoxydhydrat gelblieb und braunlich gefarbt. Glanz : mehr oder weniger starker Glasglanz, selten matt und glanzlos. Durchsiehtig- keit in alien Graden , vorherrschend die hoheren. Striehpulver weiss. Hiirte: iiber der des Apatites. Sp. G. 2,727 — 2,488. Sprode und leicht zersprengbar. I'hospborescirt , wenn es weiss und undurchsichtig ist mit weissem Lichte, wenn man es mit dem Messer reibt oder mit dem Hammer zerstiisst. In Stiicken in der Glasrohre erhitzt bleibt der Berzelin dureh- sichtig und gibt kein Wasser, pulverisirt aber setzt er wenig Wasser an den Wanden der Rohre ab. V. d. L. schmilzt er fiir sich in der Platinzange nur sehr schwierig zu cinem blasigen Glase, etwas leichter mit Borax zu eineni klaren Glase. In kalter Salz- siiure bleibt das Mineral unverandcrt, wenn man es aber langere Zeit damit behandelt, lost es sich grosstenthcils und bildet damit erhitzt eine Gallcrte. Die Bestandthcilc desselben sind die uach L. Gmeliu's Be- stimmung oben angegebenen, wonaeh es als ein wasserhaltiger Leucit, jedoch mit wenig Wasser zu betrachten sein wiirde. Das urspriinglich wasserhelle oder graulichweisse, durehsich- tige bis durchscheinende Mineral erleidel, unbekannt durch weiche Einflusse , eine allmalige Veriinderung , wodurch es weiss un- durchsichtig und erdig wird, und weiche sich an den Krystallen durch eincn schwachen weissen Ueberzug zu erkennen gibt, wo- durch dieselben oft weiss, matt und undurchsichtig erscheinen. Ahs diescm veranderlen Zustande geht audi ein wenig abweichendes Vcrhalten vor dem Lothrohre und gcgen Sauren bervor, weniger wohl nur die Difl'ercnzen der quantitativen Bestiimnnng, weiche in der innigen Verwachsung mit anderen Mineralien iliren Grund 255 haben mogen und (lurch wahrseheinliche theihveise Versclimel- zung erhoht werden. Der Berzelin bildet einen Gemengtheil alterer vulkanischer Auswflrflinge, in deren leeren Bitumen er auch krystallisirt ange- troffen wird. Seine Begleiter sind Hauyn, Augit und Glimmer. (Nach Gmelin's Angabeu scheint anch Magneteisenerz beigemengt zu sein, welches zum Thcil in Eisenoxydhydrat umgewandelt ist, vvenigstens scheinen seine Worle a. a. 0. pag. 17 „augitO eliam rarius est ferrvm oxydulatum, saepius ex parte aliqua in oxydatum, non amplius retraclorium, conversum" diess auzudeuten, durch die hShere Oxydation desselben und gleichzeitige Bildung von Eisen- oxydhydrat wird der Berzelin stellenweise gelblich und braunlich.) Er findet sich um den Albaner See in Italien, namentlich bei Ma- rino und Gallaro. Wenden wir uns jetzt zu demjenigeu Minerale, welches in kurzer Zeit seit sein em Bekanntsein die Namen Zeagonit von Gismondi, Gismondin von v. L eonhard und Abrazit von Breislack erhalten hat, so haben wir zuniichst auf die Beschrei- bung zuruckzugehen, welche Gism ondi davon gegeben hat (v. Leonhard's deutsche Bearbeitung derselben iu seinem Taschen- buche far die Mineralogie XI. 164 ff.). Der Zeagonit ist gewohnlich graulichweiss , nur zuweilen rosenroth; er komint in den Klliften und Hohlungen der Lava derb, in kleinen halbkugellormigen Massen und selten krystallisirt vor. Die Krystalle sind regclmassige Oktaeder, kleinaber ungemein deut- lich, von Glasglanz,durchscheinend bis halbdurchsichtig und musch- lig im Bruche. Sie ruhen auf kleineu honiggelben Kalkspathsiiulen. Das Muttergestein ist cine Abanderuna- dor bekannten Gebirjrs- art von Capo di Bove , von schmutziger blaulichgrauer Farbe und enthalt kleine griinlichgelbe Pancte, die wahrscheinlich Melilith sein durften. (v, L eonhard hielt sie fiir Augit und das Gestein nach cinem ihm vorgelegenen Exemplarc fiir cine VVackenart). Die Krystalle weichen von regelmiissigem Oktaeder des Arra- gonits ') wenig ab, ritzen Glas und hinterlassen selbst auf dem Ghalcedon eine leichte Spur. Gepulvert und mit Salzsaure iibor- ) Hieraus lasst sich wohl entnehmen, dass die Oktaeder nicht gerade regu- lare in dem Sinne geivesen sein durften , wie wir unter diesem Namen xu vcrstehen gewohnt sind. 25fi gossen zeigen sic keiii Braiiseu, gclatinircu aber. V. d. L. phospho- resciren sie, biissen ihren Glanz ein, erhalten ein erdiges Anselien mid werden zerreiblich, ohne zu schmeb/en. Gepulvcrt losten sie sicli zuerst nacb Art der Zeolithc zu eincr wiisserigen kugelformigen Masse, auf welcher das Pulver bis zur vollkommenen Verdunstung des Wassers schwamm, bei fortdauernder Erhitzung ein schones phosphorisches Licht verbreitete und zuletzt sicb ganzlich in ein trockenes Pulver umwandelte, das rauh anzufuhlen war tind nieht an dor Zunge hangen blieb. Man land auch Oktaeder mil kleinen Vertiefungen auf den Flachen, wie bei Alaun, was schliesscn liisst. dass die Oktacderflachcn die priraitiven Flachen seien. Den Namen Zeagonit gab Gismondi nach der Eigenschaft, dass das Mineral weder mit Siiuren aufbraust, noch v. d. L. sich aufblaht; wogegen v. Leonhard a. a. 0. vorschlagt, das Mineral, wenn es sich als eigene neue Species bewahren sollte, Gismondin zu nennen. Breislak (Institutions geologiques trad, da manuscr. Hal. par Campmas, Milan 18 18. III. p. 108.) nanntc dasselbe Mineral Abrazit, weil es rait Siiuren nieht aufbraust und v. d. L. weder aufwallt noch sehmilzt, und fugle zu der von Gismondi gegebenen Cbarakteristik nichts Niiheres hinzu. Obgleich es nach den vorliegenden Bestiinmungen nieht zu sehwierig erscheint, dass nachfolgende IJntersuchungen das in Rede stehende Mineral zur genaueren Kenntniss gebracht Mitten , so fin- den wir doch in den verschiedenen Scbriften so abweichende An- gaben, welche entweder die Geltung der fraglicben Species ganz in Abrede stellen oder durcb neue Daten so widersprechend charak- terisiren, dass es bis jefzt das Bestrcben gewesen ist, diesen Wider- spriichen ein Ziel zu setzen und eine richtige Cbarakteristik des mit den drei Namen Zeagonit, Gismondin und Abrazit belegten Minerals zu entwerfen. Ohne daher niiher auf diejenigen Angaben einzugehen, welche offenbar eine Zusammenstellung an verschiede- nen Mincralien gel'undener Eigensebaften sind und kerne eigene Untersuchung voraussetzen lassen, werde ich in Kiirze diejenigen anfiihren , welche eine endliche Entscheidung herbeifiihren, ohne •rerade auf die Zeitfolare srenaue Iliicksicht zu nehmen. Wir linden in dem Journal fur praktische Chemie, herausge- geben von Erdmann und Marchand Bd. XVIII. p. 105 v. Kobell's Uutcrsuchuneen des Gismondins, welcher Name nach v. Leon- 257 hard's Vorgange meist beibelialten worden ist, obgleich v. Leonhard selbst die Zcagonit, Gismondin und A&raait bcnannte Species nicht mehr beibelialten, sondcrn nach L. Gmelin's Untersu cluing als kali- halligen Harmotom betrachtet hat (v. Leonh. Handb. d. Oryktogn. p. 198). Er erhielt das Mineral von dem Fundorte Capo di Bove durcli Medicis-Spada und fand die Krystalle scheinbar denen des Harmotoms sehr ahulich, doch bemerkt man nach ilini an den Ge- slalten, welche man fur cinfache Zwillinge neiimen konnte, niemals einspringende Winkel an den Seiten. Gewohnlich zeigen die Kry- stalle die mannigfalttgen Verwachsungen, welche Ko h 1 e r an dem Harmotom bestimmt hat. Die Winkel des scheinbaren quadratischen Oktaedcrs fand er annahernd gleich 121°; eigenthumlich ist, dass sie sehr haufig zwci gegeniiberliegende Flachen des (Zwillings) Oktaeders bedeu'end ausgedehnt haben , so dass an der Endecke eine Kante entsteht. Dadurch geschieht es zuweilen , dass cin scheinbar quadratisch oktaedrischer Krystall vonWinkeln von 120" und 90° entsteht, welcher axis vier Individtien besteht. Die Hiirte bestimmte er zwischeu der des Plusspathes und des Apatite vermittelst der Feile, und bemerkt wegen des schein- baren Widerspruch.es mit der Angabe Gismondi's u. A., dass, wenn man mit der Spitsse eines kegelformigen Gismondinhiischels oder mit der Endecke des (Zwillings) Oktaeders eines einzclnen Krystalls ritzt, nicht mir Apatit und Feldspath , sondern selbst Ouarz damit geritzt werden kann, welches Verhalten audi bei dein Harmotom beobachtet worden ist. Das specifische Gewicht ist nach Breithaupt = 2,18. Der Gismondin wird sehr leicht und vollkommen von Salz- siiure aiifgelost, die Auflosung gibt beim Abdampfen eine voll- kommene Gallerte. Er fand durch. zwei vollslandige und eine theilweise ausgcfiiluie Analyse folgende Bestandtbeile: 42,60 42,84 42,4 Kieselsiiure, 25,50 7,50 6,80 17,66 26,04 7,70 5,76 17,66 wonach er 26,0 Thonerde, Kalkerde, Kali mit Spuren von Natron, Wasser, CaO KO Si 08 -J- kAl, 03 Si Os -\- 15 HO Silzb. (1. mnthem. - natiu-w. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. III. Heft. 18 258 als die Formol des Gismondins aufstellte, nnd den Gismondin als bestimmt vcrschieden von dem Kalkliarmotom , die Krystal- Iisation aber als noch nicht sicher ermittclt ansieht. Da wir hief von der Betrachtung dasjenige Mineral aus- schliessen, welches Brooke als quadratisch in Formen slum- pfer quadratischer Oktaeder von 122« 54' Endkantenwinkel be- stimmt | hat und welches als Zeagoint angenommen worden ist, weil wir spater darauf zuriickkommen werden, so habe ich namentlich wegen der Krystallisation die Beschreibung des Gis- mondin zu erwahnen, welehe wir in dem Prodromo delict mi- neralogia Vesuviana di T. Monticelli et N. Covelli /. Na- poli 1825, pag. 252 linden. Daselbstwird angegeben, dass der Gismondin regular krystallisire und die vorkommenden Gestalten das regularc Oktaeder und das Granatoeder waren, welches letz- terc abnorm nach einer Hauptaxe verliingert vorkommt und da- durch als vierflachig zugespitztes quadratisches Prisma erscheint, die Zuspitzungsflachen gerade auf die Kanten aufgesetzt. Die be- stimmbarcn Krystalle kommen einzeln oder verschieden gruppirt vor, warzenformig, excentrisch, strahlig gestellt, biischelformig, die unbestimmbaren nadelformig und zu warzenformigen Grup- pen vereinigt, welehe vom glasartigen durchsichtigen bisznm nieh- ligen undurchsichtigen Zustande sichtbare Uebcrgange darbieten, oder in Kugeln , bis zur Grosse von Erbsen , welehe glanzend und glasiger erscheinen ; ausserdem noch als dichte Ueberzugs- masse. Die Oktaeder wurden nie iiber ein Millimeter iin Durch- messer angctroffen, die verlangcrten Granatoeder nie lander als 2Va Millimeter. Pulverisirt und mit Salpetersaure behandelt gibt er eino vollkommene durchsiehtige Gallerte. V. d. L. fur sich allein mit Aufblahen schmelzbar und eine durchscheinende feste Email bildend. In der einfachen Flamme einer Larope verlie- ren die durchsichtigen Krystalle ihr glasiges Anschen , werden zerbrechlich und crlangen ein crdiges Ausehen. Nach Carpi enthii.lt er : 41,5 Kieselsiiure 2,5 Thonerdc, 48,6 Kalkerde, 1,5 Talkerde, 2,5 Eisenoxyd. 259 Fundort ist Capo di Bovc bei Rom, audi soil er auf dem Sorama in Lava vorkommcn. L. A. Necker fiihrt in seinem Regne mineral II. p. 435 ohngefahr dieselben Krysiallgestalten an, deutet sie aberals denen des Harmotoms ahnlich, nach ihm kommt das rechtwinkelig vier- seitige Prisma mit vierflachiger Zuspitzung, die Zuspitzungsfla- clien auf die Kanten aufgesetzt zu Acireale in Sicilien und am Somma vor, am Capo di Bove die von v. K obeli auch ange- gebenen Gestalten, namentlich die, wo anstatt der Endecke eine Kante gebildet wird und oktaedrische Gestalten durch die Grup- pirung vieler kleinen Individuen hervorgehen, welche stumpfen keilfiirmigen Oktaeder (wenn oben eine Kante gebildet wird) sich zu zwei kreuzen und deren Kanten an den Enden sich rechtwin- kelig schneiden. In diesen Gruppen sind oft die Prismenflachen der einzelnen Individuen ganz verschwunden, und die Oktaeder- flachen der einzelnen geben sich durch schiefwinklig sich schnei- dende Streifen auf den Oktaederflachen der ganzen Gruppen zu erkennen. Die Analyse Carpi's halt er nicht fur richtig und zweifelt auch, dass die von Viviani, von M. R. Allan in seinem Manual of Mineralogy p.208als dem Gismondin zugehorig citirte, wirklich ffir denselben giiliig sei. Er soil nach demselben 57,45 Kiesclsaure, 7,36 Thonerde, 25,30 Kalkerde, 2,56 Talkerde, 3,00 Eisenoxyd, 0,50 Manganoxyd bei 3,83 Verlust entbalten, den Necker durch Wasser herbeigefiihrt glaubt. Die Hiirte wird ohngefahr gleich der des Feldspathes, das sp. G. — 2,0 — 2,2 angegeben, die Farbe ist weiss oder rothlich, der Glanz glas- bis fettartig. Das Mineral ist durchsichtig, loslich in Sauren und bildet eine Gallerte in ervviirmter Salzsiiure. V. d. L. m der Glasrohre verliert es seine Durchsichtigkeit, wird weiss, giut Wasser und wird erdig, fur sich allein aufKohle mit Auf- schwellen zu weissem nndblasigenGlase schmelzbar. Zu bemerken >st auch, dass Necker als synonyme Namen anfuhrt: Zeagonite (GismondiJ, Abrazite (Brocchi), Harmotome de Marbonrg 18 * 260 (Gmelin), Harmotomc n dem Cirknitzer-Sec" 1761, dass im Jahre 1751 bei einer Ueberschwem- mung des Muhlthales und der Gegend von Kleinhausel, fiinf Exem- plare eines unbekannten Fisches in der Unz gefangen wurden, die eine Spanne lang, von schneeweisser Hautfarbe waren, vier Fiisse hatten, deren jeder mit vier benagelten Zehen versehen war und deren Schwanz dem einer Fluss-Ruthe glich. 293 Martens bezieht tlieseStelle in seiner Reise nacli Venedigauf Proteen und in der That passt sie audi, ungeachtet der fehlcr- haften Angabe der Zahl und Bildung der Zehen , auf kein anderes Thier; obgleich M ichah elles hierin nur jungc Manse oder Rat- ten erkennen wollte. Nimmt man aber, was das Wabrscheinlichste ist, Proteen da- fiir an, so ist die Unz der altest bekannte Fundort des Olms. Laurenti, welcher im Jahre 1768 die erste Beschreibung und Abbildung dieses Thiercs licferte , nennt den Zirknitzer-See als den Ort seines Aufenthaltes , in welchem er zur Zeit des Friihjahrs gefunden werden soil. Die Namhaftmachung dieses Fundortes konnte jedoch nur auf Tradition beruhen 5 indem das Exemplar, welches er, wie uns die Abbildung unbezweifelbar beweiset, nacli einem lebenden Thiere beschrieb und abbildete, sich seiner eigenen Angabe zufolge im Besitzc des damaligen General-Vicars zu Klagenfurt Sigismund v. Hochenwart befand und seiner Beschreibung auch nicht die geringste Notiz einer eigenen Beobachtung fiber den Fundort beigegeben ist. Im Jahre 1772 gab Scopoli cine genauere Beschreibung des Olms. Er laugnet das Vorkommen desselben im Zirknitzer-See und gibt eine unterirdische Hohle in der Nithe von Sittich , aus welcher er zuweilen im Sommer mit dem Wasser herausgespiilet wird, als den Ort seines Vorkommens an. Mein hochverehrterLehrer, Hofrath v. Schreibers, welchem das Verdienst gebtthrt durch seine classische Abhandlung in den Philosophical Transactions den 01m der Vergessenheit wieder entzogen zu haben und welchem wir die wichtigsten anatomischen Auftchliisse fiber dieses rathselhafte Thier verdanken, kannte 1801 ebenfalls nur die Gewasser in der Gegend von Sittich als den Fundort der Proteen. Die Exemplare, welche ihm damals zur Untersucbung dienten, stammten von zweien um die Naturgeschichte Krains hochver- dienten Mannern, niimlich von Scopoli und Sigismund Freiherrn v. Z 0 i s , und zwar aus zwei verschiedenen Quellen bei Vir oder Verch zwischen Sittich und St. Veit. Ira Jahre 1807 erhielt v. Schreibers durch Freiherrn v. Zois Proteen, die zwar gleichfalls in der Gegend von Sittich, aber 294 nicht in den Virer-Quellen, sondern in der eine Stunde von Vir entfernten Rupniza-Quelle an einem Bergabhange zu Rupa bei Schweinsdorf gefangen wurden. Nach einem sehr grossen lebenden Exemplare derselben Hess er das bekannte Wacbsbild anfertigen, welcbes beinahe an alle Museen in Europa vertheilet wurde. In der Zwischenzeit entdeckte v. Lowengr eif schon 1797 den Olm auch in der Magdalena-Grotte bei Adelsberg und zwar in dem in ihrer grossten Tiefe befindlichen Wasserbeckcn ; eine Ent- deckung, welcbe jedoch bis zum Jahre 1808 nicht weiter bekannt geworden ist. Bis zu jener Zeit kannte man daher mit Bestimmtheit nur vier verschiedene Fundorte der Olme in Krain. Diese haben sich jedoch in neuerer Zeit ansebnlich vermehrt und sind bis auf die Zahl von einunddreissig angewachsen. So erfuhren wir durch Michahe lies 1831, dass auch bei Weissenstein niichst Sagraz hinter Unter - Blato zuweilen Olme ausgeworfen werden. Durch Grafen Franz v. Hochenwart einen der eifrigsten NaturforscherKrains, welcher durch eine lange Reihe von Jahren seine voile Thiitigkcit der Erforschung der Naturgeschichte der 1'roteen zugewcndet, wurden wir bald darauf mit fiinf neuen Fund- orten dieser Thiere bekannt. Sie sind in semen im Jahre 1838 erschienenen „Beitragen zur Naturgeschichte, Landwirthschaft und Topographie des Her- zogthums Krain" aufgeziihlt und detaillirter, schon friiher in brief- lichen Mittheilungen an v. Schreibers nachgewiesen worden. Niimlich der Bach Shushiz , wo nachst Shiza bei Toplitz schon 1825 der Olm gefangen wurde; fcrner die Quelle Sbtebah zu Laas , woselbst man diese Thiere ebenfalls 1825 zuerst bemerkte ; dann Verd am Ursprunge der Laibach; Ober-Laibach; und endlich, dieHiihle Potiskavz nachst Strug unfern von Reifnitz ; welcbe drei letzteren Orte ihm schon im Jahre 1836 als Fundorte des Olmes bekannt geworden sind. Die grosste Erweiterung unserer Kenntniss aber , beziiglich der Fundorte der Proteen in Krain, verdanken wir den rastlosen Bemuhungen unseres geehrten correspondirenden Mitgliedes Cu- stos Freyer zu Laibach, der angeregt und unterstiitzt durch 295 Hofrath v. Schreibers, durch mehrere Jahre hindurch fortgesetzt seine ganze Aufmerksamkeit diesem Gegenstande mit Liebe und Aufopferung weihte. Durch seine grosstentheils selbst an Ort und Stelle gepfloge- nen Erhebungen, deren Resultat er mir auf die bereitwilligste Weise zur Veroffentlichung mitzutheilen so giitig war, sind aber- mals neunzehn neue Fundorte des 01ms bekannt geworden. Diese sind : Beden an der Unz, nachst Lase bei Jacobovitz, wosclbst man schon 1836 zum ersten Male Proteen gewahrte, die beim Austritte der Unz zum Vorscheine kamen ; Ober-Planina ; Haasberg und die Wiesen-Lacben gegen Maunitz ; die Hohle von Kumpole unfern von Gutenfeld •, Klein-Podljuben bei Petane am Potok-Bache; Waltendorf an der Gurk und Karlovza nachst Waltendorf; Gradizh am Ursprunge der Gurk; der Back Globozhez bei Grintovz nachst Sagraz an der Gurk ; dann Studenz bei Seisenberg an der Gurk; ferner die Grotte nebst den Wiesen-Lacben bei Leutsch; Altenmarkt bei Weichselburg am Vishniza-Bache ; die Cisternen und Wiesen-Lachen von Dul und Grisha bei St. "Vert nachst Sittich , wo an vier vcrschiedenen Stellen Olme gefun- den werden ; und endlich Palzhje in der Nahe des Ursprunges der Poik. Fast alle diese Fundorte wurden erst im Jahre 1845 durch Freyer's Erhebungen nachgewiesen oder bestiitiget. In neuester Zeit und zwar im August des laufenden Jahres, hatDr. Schmidl den Olmauch in der Kleinhausler-Grotte an zwei verschiedencn Stellen aufgefunden. Ihm verdanke ich auch die Mittheilung, dass in der Zwischenzeit der 01m auch in der St. Canzian-Grotte beobachtet wurde. Zu den noch zweifelhaften Fundorten in Krain gehoren nach Freyer's Untersuclmngen folgende: DerUrsprung derWippach, wo man 1832 Proteen gesehen baben will ; 2m eine Wiese zu Prcsha bei Laibach , woselbst im Jahre 1841 Olme gefunden worden sein sollen ; und die Quellen bei Swille an der Save naclist Fliidnig. In Dalmatien sind bisher nur zwei Fundorte des Olmes be- kannt ge word en und zwar: der Bach Gorizizza bei Sign, woselbst die Proteen zum ersten Male im Jahre 1840 beobachtet wurden, und eine Quelle an der Narenta, welche sich an der Griinze der Herzegowina, nahe an der Strasse die nach Mostar Mat, befindet. Mit dem ersteren Fundorte bin ich zuerst durch Dr. Zohar in Zara bekannt geworden, dieKenntniss des letzteren verdanke ich der giitigen Mittheilung des Prof. Carrara in Spalato. Alle fibrigen Orte, welche in einzelnen Handbiichern und manclierlei anderen Schriften sonst noch als Fundorte der Pro- teen angegeben wurden, haben sich nicht als solche bewahrt. So die Lachen bei Brislach im Brtinner-Kreise in Miihren , woselbst nur Quappen vonTritonen fur Proteen angesehen wurden; dann der Velebich in Croatien , wo nach dem Tagebuche Kitaibel's Olme vorkommen sollten, die sich jedoch ebenfalls nur als Quappen und zwar von Salamandra maculosa herausstellten ; endlich die Ferdi- nands-Grotte bei Adelsberg und eine Grotte an der Brenta bei Bres- cia, wohin erwiesenermassen nur Proteen aus der Magdalena- Grotte absichtlich verpflanzt warcn. Ein uberraschenderes Besultat bieten aber meine physiographi- schcn Wahrnehmungen dar, Mi chahe lies wares, derzuerst in einer in derlsisim J. 1830 erschienenen Abbandlung fiber „Neue sudeuropiiische Amphibien" darauf aufmerksam machte, dass der Olm von Vir von jenem aus der Magdalena-Grotte bedeutende Abweicbungen in der Bildung des Kopfes und des Schwanzes zeige, die auf eine specifische Ver- schiedenheil derselben schliessen lassen. Eine ahnliche Vermuthung hatte sich mir gleichfalls und zwar schon weit friiher aufgedrungen ; ich wagte es aber nicht dieselbe bffentlich auszusprechen und zwar um so weniger, als auch der Olm von Rupa, von welchem ich damals nur ein einziges Exemplar kannte, Verschicdenheiten zeigte, die, wenn nicht grosser, doch mindestens ebenso gross waren, als jene der Proteen von den gc- nannten beiden anderen Fundorten. 297 Ich habe seither Gelegenheif gehabt eine sehr bedeutende An- zahl von Proteen von mehrfachen Fundorten zu untersuchen ; nam- lich 479 Exemplare und darunter 140 lebende, von 11 verschie- denen Fundorten, und zwar: von Rupa 11, wovon 10 lebend, von dcr Magdalena-Grotte 312, darunter 90 lebende, von Vir 78, unter diesen 16 lebende, von Sign 4, von Bedeii 12, alle lebend, von Maunitz 1 lebendes, von Planina 3, von der Narenta 1, von Kumpole 16, davon 9 lebend, von Potiskavz 1 und von der Kleinhausler-Grotte 40, darunter 2 lebende. Durch diese grosse Anzahl von Exemplaren bin ich in den Stand gesetzt worden, meine Vermuthung einer genaucren Priifun"' ztt unterziehen und ich habe mich zu meinem nicht geringcn Erstau- nen uberzeugt, dass nicht nur ein und derselbe Fundort bei alien Alters- und Geschlechtsverschiedcnheiten immer genau dieselbe Form liefert, sondern audi, dass die Zahl derFormenunterschiede, vvelche sich nach den einzelnen Fundorten ergeben., noch weit grosser sei, als ich urspriinglich gedacht hattc; denn ich habe bis jetzt nicht weniger als sieben verschiedene Formen bemerkt, von denen sechs in Krain gefunden werden, die siebente aber Dal- matien angehorig ist. Diese Formenunterschiede,welche man nach den in der Zoologie bestehenden Begeln fiir spccifische zu betrachten angewiesen ist, beruhen nicht bloss auf einer vcrschiedenen Gestaltung der Um- risse des Kopfes, einer veriinderten Stellung der Augen, einem deutlicheren oder minder deutlichen Durchscheinen derselben durch die Haut, auf einer verschiedenartigen Entwickelung des Hautkam- wes desRuderschwanzes, bei Berucksichtigung der gleicben Jahres- zeit des Fanges, oder auf einer differenten Bildung und Rieh- tung rter Kiemen, sondern auch auf durchaus abweichenden Dimensions-Verhaltnissen der einzelnen Korpertbcile, wodurch die ganze Physiognomic des Thicres bedingt wird; endlich aber auch auf einer verschiedenartigen Farbung der Haut. 298 Dass tliese Untorschiede bei lebenden Thieren viel deutlicher hervortreten, ist einleuchtend, da durch das Aufbewahren derselben im Weingeiste die wcichen Theile zusammengezogen und veriindert "werden und die Hantfarbe giinzlich verloren geht. Doch bleiben auch an diesen immerhin noch so viele Merk- male iibrig, dass es bei einer einigermassen sorgfiiltigen Ver- gleichung der einzelnen Formen untereinander nicht sehr schwierig ist, dieselben scharf und richtig zu sondern. Auf jene Unterschiede gestiitzt, habe ich sieben verschiedene Arten von Olmen aufgestellt; diese sind: Hypochthon Zoisii, von Rupa ; Hypochthon Schreibersii, von Vir ; Hypochthon Freyeri, von Kumpole und Potiskavz ; Hypochthon Haidingeri , von der Kleinhausler-Grotte; Hypochthon Laurentii, von der Magdalena-Grotte; Hypochthon xanthostictus , von Beden ; und Hypochthon Carrarae , von Sign und der Narenta. Ich gebe hier zum Schlusse die Charakteristik der einzelnen Arten. Hypochthon Zoisii. Kopf kurz, birnformig, an den Seiten in der Augengegend sehr tief eingebuchtet ; mit kurzer, breiter, abgestutzter Schnauze. Augen kaura sichtbar, vor der hinteren Granzlinie des ersten Drit- tels des Kopfes liegend. Kiemen lang, kammformig, nach vorne und aufwarts gerichtet , ungestielt, stark verastelt und sehr zart verzweigt. Schwanz mit sehr hoher, am Ende breit gerundeter Saumflosse. Weisslich-rosenfarben, mit sehr kleinen hochrothen Puncten dicht ubersaet. In der Mitte tiber der Schnauze ein schwach ange- deuteter weisslicher Flecken. Ganze Liinge des Thieres Lange des Kopfes . . . ,, „ Schwanzes . . Durchmcsser des Leibes . Breite des Hinterhauptes . „ der Schnauzenspitze . Abstand der Fiisse , , . 11" 5'" 1"5'" 3" 4'" __ io" — 11" -5'" 5" 9'" 2i)9 Hypochthon Sehreibersii. Kopf lang, fast birnformig, an den Seiten in der Augengegend ziemlich tief eingebnchtet ; mit langer , breiter , abgestutzter Schnauze. Augen wenig sichtbar, in der Mitte der Griinzlinie des ersten und zweiten Drittels des Kopfes liegend. Kiemen ziemlich lang, astformig, nach rfickwiirts gerichtet, kurz gestielt, fiber dem Stiele ziemlich stark verastelt und zart verzweigt. Schwanz mit holier, am Ende stumpf gerundeter Saumflosse. Fleischfarben, mit sehr kleinen rothlichen Puncten dicht ubersaet. In der Mitte fiber der Schnauze ein schwach angedeu- teter weisslicher Flecken. Ganze Lange des Thieres . . . 11 — 1"6'" „ „ Schwanzes .... . 3" 2'" Durchmesser des Leibes . . . n/l' Breite des Hinterhauptes. . . . —10' „ der Schnauzenspitze , . - 5'" 5" 4'" Hypochthon Freyeri. Kopf lang, birnformig, an den Seiten in der Augengegend sehr tief eingebuchtet ; mit langer, ziemlich schmaler, abgestutzter Schnauze. Augen sehr deutlich sichtbar, in der Mitte der Granz- linie des ersten und zweiten Drittels des Kopfes liegend. Kiemen kurz, astformig, nach riickwarts gerichtet , kurz gestielt, fiber dem Stiele sehr schwach verastelt und zart verzweigt. Schwanz mit mederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. Schmutzig-gelblichweiss, mit kleinen unregelmassigen schwe- telgelben Flecken sparsam besetzt. In der Mitte fiber der Schnauze em schwach angedeutcter weisslicher Flecken. Ganze Lange des Thieres . . . 10" 8'" Lange des Kopfes .... . . 1"3'" v ,1 Schwanzes . . . . 3" 4'" Durchmesser des Leibes . , . . -6"' Breite des Hinterhauptes . . . —8'" t, der Schnauzenspitze — 4'" Abstand der Ffisse .... . . . 5" — 300 Hypochthon Carrarae. Kopf lang, kegelformig, an den Seiten nicht eingebuchtet ; mit sehr langer , schmaler , stumpf zugespitzter Schnauze. Augen wcnig sichtbar, in der Mitte der Griinzlinie des ersten und zweiten Drittels des Kopfes liegend. Kieraen kurz, astformig, nach riick- vviirts gerichtet, kurz gestielt, iiber dem Stiele ziemlich stark ver- astelt und zart verzweigt. Scbwanz mit ziemlich hoher, am Endc zugespitzt gerund eter Saumflosse. Rothlichweiss. Ganze Liinge des Thieres , Liinge des Kopfes .... Schwanzes . . . 11 » Durchmesser des Leibes . Breite des Ilinterhauptes , „ der Schnauzenspitze Abstand der Fiisse . . . 9" 6"' 1" 4'" 2" 7'" 81!! —H'" -4'" 4" 11" Hypochthon Haidingeri. Kopf lang, fast dreieckig, an den Seiten in der Augengegcnd sehrseicht eingebuchtet ; mitkurzer,breiter, abgestutzter Schnauze. Augen deutlich sichtbar, vor der hinteren Griinzlinie des ersten Drittels des Kopfes liegend. Kiemen kurz, fast biischelformig, nach ruckwarts gerichtet, kurz gestielt, fiber dem Stiele ziemlich stark veriistelt und grob verzweigt. Schwanz mit sehr niederer, am Ende stumpf zugespitzter Saumflosse. Schmutzig-fleischfarben , graulich gewolkt und mit kleinen, unregelmiissigen, schmutziggelben Flecken spiirlich besetzt. In der Mitte fiber der Schnauze ein schwach angedeuteter weisslicher Flecken. Ganze Liinge des Thieres . , , jo" 10'" Liinge des Kopfes ...... 1"5" „ „ Schwanzes ..... 3" 2'" Durchmesser des Leibes .... — 7'" Breite des Hinterhauptes . . . . — 10'" „ der Schnauzenspitze ... — 5" Abstand der Fiisse 5" 4'" 301 Hypochthon Laurentii. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet ; mit langer, breiter, abgestutzter Schnauze. Augen wenig sichtbar, vor der hinteren Granzlinie des ersten Drittels des Kopfes liegend. Kiemen kurz , astformig , nach rfickwarts gerichtet, lang gestielt, fiber dem Stiele stark verastelt und grob verzweigt. Schwanz mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. Schmutzig-fleischfarben, mit sehr kleinen graulichen Puncten dicht iibersaet. Von der Schnauzenspitze bis an's Auge jederseits eine undeutliche schwiirzlichgraue Binde ; in der Mitte fiber der Schnauze ein verloschener weisslieher Flecken. Ganze Lange des Tbieres Lange des Kopfes . . . ,, „ Schwanzes . . Durchmesser des Leibes . Breite des Hinterhauptes . „ der Schnauzenspitze Abstand der Fiissc . . , ♦ * . 9" — , . i"a"' . , . 2" 8'" , ♦ . — 5'" * ♦ mill/ , t 4'"" , , . 4" 6'" Hypochthon xauthostictus. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet ; mit langer, sehr breiter, abgestutzter Schnauze. Augen kaum sicht- "a»", hinter der vorderen Griinzlinie des zweiten Drittels des Kopfes 'legend. Kiemen von mittlerer Liinge, btischelformig, nach ruck- warts gerichtet, sehr lang gestielt, fiber dem Stiele sehr stark verastelt und grob verzweigt. Schwanz mit niederer , am Ende stumpf gerundeter Saumflosse. Schmutzig-violet-fleischfarben, mit kleinen, unregelmiissigen, ^'sweilen zusammeniliessenden schmutziggelben Flecken gespren- elt. Von der Schnauzenspitze bis ans Augc jederseits eine un- deutliche schwiirzlichgraue Binde; in der Mitte fiber der Schnauze e« verloschener weisslieher Flecken. Ganze Lange des Thieres . Liinge des Kopfes .... » „ Schwanzes . . . Durchmesser des Leibes . . Breite des Hinterhauptes , . 10' ml// . V 3'" , 2' 9'" er . — 8'" 302 Brcite der Schnauzenspitze ... — 6'" Abstand der Fttsse 5" 8'" Diese Mittheilung, welche fur unsere Sitzungsberichte be- stimmt ist, ist nur ein Auszug aus einer umfassenderen Abhand- lung, welche ich fiir die akademischen Denkschriften vorbereitet habe. Es ist mein Wunsch, dieser Abhandlung die moglichste Vollstandigkeit zu geben. Dazu sind aber nicht bios die bereits angefertigten und noch mancherlei andere Zeichnungen nothig, son- dern auch die Herstellung einer Reihe von Skeleten, nm die alien- falls sich ergebenden osteologischen Differenzen feststellen zu konnen; insbesondere aber die Herbeischaffung von Proteen von solchen Fundorten, von welchen ich bisher nur wenige oder gar keine ReprSsentanten zu sehen Gelegenheit hatte. Zur Erreichung dieses Zweckes muss ich mir die Unterstiitzung der kais. Aka- demie erbitten , welche ich aber auch noch in einer anderen Richtung hin in Anspruch nehmen mo elite. Es ist namlich bekannt, dass wir iiber die Fortpflanzung der Olme noch gar nichts wissen und dass alle Untersuchungen in dieser Beziehung seither fruchtlos geblieben sind. Der einzig richtige Weg, hieriiber Aufschluss zu erhalten, ist derjenige, welchen Hofrath von Schreibers eingeschlagen hat. Er bat sich namlich durch zwei voile Jahre hindurch und zwar jeden Monat Proteen, sowohl von Vir als auch von der Magda- lena-Grotte, kommen lassen , die er alle einer genauen anatomi- schen Untersuchung in Bezug auf die Geschlechtsorgane un- terzog. Unter Hunderten von Weibchen hat er nur einige sehr wenige mit holier entwickcilen Ovarien gefunden; ebenso hat Rusconi unter einer grossen Anzahl auch nur ein einziges Mai ein im- pragnirtes Weibchen aufgefunden, das er im »Giornale di Fisica di Pavia" 1826 beschrieb und abbildele. Auch ich war so gliick- lich, unter den mir von Herrn Dr. Schmidl mitgetheilten Pro- teen aus der Kleinhlusler-Grotte, ein Weibchen mit hochentwikel- ten Eierstocken aufzufinden; niemals hat man aber Eier oder Em- bryonen in den Oviclucten selbst getroffen. Die Ursache, wesshalb der von Hofrath v. Schreibers eingegeschlageneWeg zu keinem entsprechenden Resultate fiihrte, mag wohl daher riihren, dass die allermeisten Proteen , welche er erhielt , theils solche waren, 303 welche zur Zeit der Hochwasser im Friihjahre und Sommer aus- gespttlet warden, wie dies bei den Olmen von Vir der Fall war; theils solche, welche noch nicht das gehorige Alter erreicht hatten, welcher Fall sich gewohnlich bei den Olmen der Magdalena- Grotte ereignete, die von den mit dem Fange beauftragt gewesenen Fischern , in der Regel nur am Rande des Sees gefangen wurden; wahrend v. Schreibers zur Zeit der Herbst- und Winter-Monate nur sehr wenige oder gar keine Proteen erhielt und aus den bisher gewonnenen Erfabrungen hervorzugehen scheint, dass die Zeit des Eierlegens oder Gebarens der Proteen gerade in den Spatherbst oder Winter falle. Meine Bitte geht daher dahin, die kaiserliche Akademie miige die Wiederaufnahrae dieses Gegenstandes als eine ihr wiir- dige Aufgabe betrachten und mir Behufes der Anfertigung der e,r- forderlichen Zeichnungen und Skelete, dann der Herbeischaffung von Proteen von solchen Fundorten , von welcben ich bisher nur wenige oder gar keine gesehen habe, endlich zur Einleitung einer monatweisen Einsendung derselben von einem Fundorte, welcher als eine eigentliche Geburtsstiitte dieses Thieres zu betrachten ist, eine verhaltnissmassige Unterstiitzung bewilligen. Als einen solchen Fundort erlaube ich mir vorzuscblagen : die Hohlen von Kumpole, Potiskavz oder Kleinhausel, welche Wcht so wie die Magdalena-Grotte bereits gepliindert sind und zu jeder Jahreszeit und jeder Stunde den Fang dieser Thiere ge- statten. Das w. M.j Hr. Prof. HyrtI, f'iigte die Bemerkung bei, dass er an dem von Hrn. Fitzinger ihra iibergebenen Exemplare, Welches sehr entwickelte Ovarien hatte, am Ende des Eileiters eine Druse aufgefunden h.ibe, welche nur bei eilegenden uackten Amphibien (und einigen Fischen) vorkommt. Es ist hieraus mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen , dass der *roteus ein eilegendes, kein lebendig gebarendes Thier ist. 304 Hierauf hiell das c. ST., Franz Hitter v. Hauer, nachstehenden Vortrag:„Versuch ciner Classification der Trilobiten". Von Joachim Barrande. AUe, bis auf den heutigen Tag vorgeschlagenen Eintheilungen der Trilobiten sind unvollstiindig, oder auf Beobachtungen gegriin- det, deren Anwendbarkeit auf das Allgemeine sich nicht bestatigt hat. Die Gelehrten , welche diese unfruchtbaren Versuche w,v- ten, hatten Hindernisse vor sich, gegen die die Kraft des menschlichen Geistes nicht ausrcicht : Mangel an Material und an Daten, urn die Frage m entscheiden. Die Mehrzah] derselben kannte nicht die Hiilfle der bis jetzt entdeckten Formen. Wie hat- ten sie alle die Launen errathen konnen, welche die Natur in der ausserordentlichen Mannigfaltigkeit der palaozoischen Crustaceen zu haben schcint ? Wie hatten sie alle die grellen Widerspriiche vermuthen konnen, die sich in den Gesetzen der Gestaltung der Trilobiten angchauft finden ? Es ist also kein Wunder, wenn man ihre Eintheilungen giinzlich unanwendbar fur die Gesammtheit die- ser Classe, so wie sie jetzt bekannt ist, findet. Aber darf man den bis jetzt bekannten Reichthum anMaterial als geniigend betrachten, um das Problem zu Ibsen? Es wird vielleicht hinreichen fur ein Genie , das die Rathsel der Wissen- schaft zu losen gewohnt ist, wir sind uns zu sehr unserer eigenen Schwiiche bewusst, um Anspruch auf die endliche Lbsung der Frage zu machen. Wie reich auch die silurische Fauna von Bbh- mcn sein mag, wir vergessen doch nicht, dass Scandinavien, Russland, Frankreich, England, Amerika und andere palaozoi- sche Gegenden noch viel zu wenig crforscht sind , um nicht noch grosse Schatze bergen zu konnen. Ja man sprach sogar schon von 200 Species, die man allein in den Gegenden von Scandinavien auf- gefunden hat. Wiirde nicht diese Menge unbekannter Arten hinrei- chen , um uns Misstrauen gegen unsere methodische Darstellung einzuflossen, da die Erfahrung uns so oft gelehrt hat, dass eine einzigeneue Form geniige, um das iiusserlich noch so kunstvoll aufgefiihrte Gebiiudc umzustossen. In derVoraussetzungubrigens, dass beinahe alle Trilobiten schon bekannt geworden sind und eine systematische Eintheilung erwartcn, muss man bcdenken, wie sehr die Korperhiillen, die einzigen Grundlagen zur natiirlichen Classificirung dieser Thicre, 305 die uns iibrig geblieben sind , unvollstandlg slnd. Die iiussere Um- hullung dieser Thiere, an der wir allein Beobachtungen anstellen konnen, sagt uns noch nicht , ob das Nervensystem das Haupt- merkmal systematischer Eintheilungen bei der ganzen Reihe von Geschiipfen, die wir unter dem Namen Trilobiten begreifen, das- sclbe war. Die bekannten Reste konnen uns keinen Aufschluss ge- ben fiber die Organe der Bewegung, jene zur Ergreifung der Nahrungsmittel , der Respiration und der Ernahrnng. Es fehlen uns also die nothwendigsien Daten zu einer guten naturlichen Eintheilung ganzlich, und wir sind auf das alleinige Studium der Korperhiillen angewiesen, ohne irgend ein Mittel zu haben , um die Auslegung , die wir den Formen derselben zu ge- ben versucht sind, beweisen zu konnen. Jcde Eintheilung , die sich auf derartige Daten stiitzt , muss als provisorisch und bloss aus der Erfahrung hervorgegangen be- trachtet werden. Einen solchen Versucli legen wir nun im Folgenden vor, um unser Studium zu erleichtern , indem wir die natiirliche Eintheilung noch erwarten , der sich einst alle wissenschaftlichen Thatsachen unterordnen werden. Damit aber unser vorlaufiger Versuch doch auf einer unserm wesichtspuncte entsprechenden Grundlage beruhe, haben wir all- miihlig alle einzelnen Theile und Elemente der Korperhullen der Trilobiten studirt , um den Werth der Charactere , die diese lie- fern konnen , zu bemessen und anzuwenden. Wir werden nun in wenig Worten die Ergebnisse dieser Studien zusammenfassen , da- unt der Leser die praktischc Anwendung begreife , die wir davon machen miissen. Indem wir das Wort „ Classification" im weitesten Sinne neh- inen, scheint es uns die Methode zu bezeichnen, die man anwenden rouss, um die folgenden Aufgaben zu losen. §• 1. Die Untcrscheidung der Arten. §■ 2. Die Begrenzung der Gattungen. S- 3. Die Grnppirung der Gattungen zu naturlichen Families. §. 4. Die Grnppirung der Familien in Sectionen und Rciheu. §• 5. Die Aufeiuanderfolge der Familien in jeder Rcihc. §• 6. Eine fibersichtliche Tabelle der neu vorgeschlagenen Classification. Sitzb. d. mathem. naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. III. lift. il 306 Untersuchen wir nun, welehe Hilfsmiltel unsere Naehfov- schungen zur Liisung jeder einzelnen dieser Aufgaben, die cinem Classificator obliegen , geliefert haben. §• I- Untcrscheidung der Species. Die unaufhorlichen Discussionen, welehe die Zoologen in Be- treff der Definition einer Species unter den lebenden Wesen be- schaftigen, zeigen hinlanglich, dass cs der Wissenschaft noch nicht srelunsren 1st , den Sinn dieses Ausdruckes inner halb scharfer, un- zweifelhafter und unbcstrittener Grenzen festzustellen. Gibt man mit Buff on und Cuvier zu, dass den Inbegriff einer Species alle durch Zcugung aufeinander folgenden , einander ahn- lichen Wesen bilden, so ist es klar, dass die Thatsache der Auf- einanderfolge oder ihrer Unmoglichkeit , welehe denkbarer Weise bei lebenden Wesen festgestellt werden konnte, docb nie bei Un- lersuehungcn, in Betreff der ausgestorbenen Repriisentanten des Lebens, ermittelt werden kann. Der Palaontologe ist daher, will er die Species erkennen, auf die Charaktere der Aehnlichkeit be- sehrankt, d. h. auf die accessoriselic Idee in der von uns angeftihrten Definition. Aber die Aehnlichkeit in der Naturgeschichte erlaubt nicht eine strenge Definition wie in der Geometrie, und die Be- obachtung der lebenden Schopfung zeigt uns, dass Wesen, die eine unbegrenzte Fortpflanzungsfahigkeit besitzen, wie in der Species ,,Hund" sehr bedeutende iiussere Versehiedcnheiten darbiethen konncn. Wenn aucb anatomische und osteologische Vergleichungen in diesem und in iihnlichen Fallen die anscheinenden Unterschiede verschwinden machen, so leliren doch derartige Beispiele, dass eine genaue und strenge Aehnlichkeit bis in die kleinsten Details der aussern Formen oder der Oberflache der Individucn zur specifischen Identitat nicht erfordert wird. Diese Betrachtung hat uns oft ge- leitet, und dahin gefuhrt, Trilobiten, die friiher als besondere Species beschrieben worden waren, zu vereinigen. Besonders dann haben wir nicht gezaudert; , eine solche Vereinigung vorzunehmen, wenn das verschiedene Ansehen durch den v< rschiedenen Grad der Starke der Verzierungen von ein und derselbcn Art hervorgebracht wird , wie z. B. beim Cheirurus claviger, Conocephalus Sulzeri, Proetus bohemicus u. s. w. Wir begreifen in der That, dass derartige 307 Verschiedenheiten der Oberflache leicht durch Local-Umstande be- dingt sein konnen, dock haben wir geglaubt, unter getrennten Na- men jene Formen belassen m miisseu , deren Verzierungen keine Uebergiinge erkennen Iiessen ; wir haben also die Verzierungen als Speciesmerkmal geltcn lassen, so oft sie sich constant bewahrten. Es ist diess , wie uns scheint, der wenigst wichtige Charakter, den man noch zu Hilfe nehmen kann, und leider ist er manchmal bei- nahe der einzige, wie beigewissen Proetus, Bronteus etc. Mit Ausnahme dieser Falle, welche zicmlich selten sind, finden wir in der Form der verschiedenen Elcmente der Schale der Tri- lobiten vielfaltige und sehr verschiedenartige Charaktere, die uns bei der Bestimmung der Species leiten. Jedes dieser Elemente kann in der That als ein Speciesmerkmal angesehen vverden, wenn es cine unveriinderliche Form zeigt, und in dieser Beziehuno- haben wir stets die Bemerkung L. v. Buch's, dass die gerin«-sten Ver- schiedenheiten durch ihre Bestiindigkeit einen Werth erlan«-en. berucksichtigt. Wenn es wahr ist, was manche Zoologen jreglaubt haben , dass die feste KSrperhiille der Gliederthiere gleichsam das an die Aussenseite des Thieres geriickte Knochengeriiste der Wir- belthiere vorstellt, so erlangen die Veranderungen der Schalen- tbeile der Trilobitcn eine noch hohere Wichtigkeit, und verdienen w alien ihren Details studirt zu werden; aber abgesehen von dieser lllee, notbigt auch der Mangel aller Glieder oder anderer Korper- heile den Paliiontologen, seine ganze Aufmerksamkeit den ein- z»gen festen Theilen, die er unter den Augen hat, zuzuwenden, selbst auf die Gefahr hin, die dabei beobachteten Verschieden- heiten etwas m iiberschatzen. Der Leser wird leicht den Eiufluss, den diese Ideen auf die ' peciesbestimmung aiisiiben, erkennen, und wenn einige Gelehrte en soiiten, dass wir unsere Untcrschcidungcn der Formen zu 1 Setneben haben, so bitten wir sie, zu bedenken, dass in Mittc j er uiivermeidlichen Unsicherheit in der Feststellung der Species, esoaders unter den Fossilien, der Zoologe und der Palaontologe _eicht auf entgegengesetzte Abwege gerathen konnen. Der Erstere, ein!"1 6r dCn Anal°8'ien eine S1,ossere Fo%e gibt, und Wesen mit einaader vereinigt, die nur durch einige geringe Unterscheidungs- nerkmale, selbst wenn sie bcsUindig sind, von einandcr getrennt rschemen, kann. ohne dass daraus irgend ein Machtheil entsteht, 31 * 308 die Nomenclatur und den ganzen wisscnschaftlichen Apparat we- sentlich vereinfachen. Der Zweite, vvenn er desselben Vortbeils sich erfreuen will, muss besorgen, den Hauptzweck palaontolo- gischer Forschungen theilweise aufzuopfern, niimlich die Feststel- lung der Beziehungen, welche zwischen der Aufeinanderfolge der thierischen Formen und jener der Ablagerungen, in denen sie ein- geschlossen sind, bestehen. Man begreift , welches locale und all- gemeine Interesse sich an die genaue Unterscheidung der aufeinan- der folgenden Formationen knupfen kann. Diese Unterscheidung kann nur mit Hilfe eines sehr genauen Studiums der Wesen, welche jede einzelne Formation characterisiren , zu Stande kom- men, und die Geschichte der Wissenschaft liefert mehrereBeispiele, dass ungeniigende paliiontologischc Bestimmungen viele Zweifel und Schwierigkeiten veranlassten. Diese Betrachtungen haben uns bewogen, durch verschiedene Speciesnamen Trilobiten zu bezeichnen, die, wenn auch in ihren Formen einander sehr ahnlich, doch keine Uehergange erkenncn liessen. So oft dagegen auch wesentlich verschiedene Formen durch Uebergange miteinander verbunden sind, haben wir sie in eine Species zusammengestellt, wie Dalmania socialis mit Dalmania proacva und die zahl- reichen Varietiiten von Phacops fecundus, Wir haben uns enthalten, verschiedene der bohmischen Trilobi- ten mit sehr analogen auswartigen Trilobiten zu vereinigen, weil die Erfahrung uns gelehrt hat, dass man, ohne Vergleichung der Fossilien selbst, durch ungeniigende Beschreibungen und Abbildungen leicht irre geleitet werden kann. Wir uberlassen die Sorge dieser Vereinigung jenen Gel ehrten, die mit alien dazu nothigen Documenten versehen sind . Uebrigens haben wir uns bestrebt, alle Formen, welche wir durch bestimmte Kennzeichen, die oft auf ihrc geologische Lage- rungBezug haben, unterscheiden konntcn, vergleichbar underkenn- bar zu machen. Nach dem originellen Ausdrucke L. v. Buch werden diese Formen durch das Sieb der Wissenschaft gehen, welche uur die passenden Trennungen anerkennen und beibehalten wird. §• 2- Begrenzung der Oeschlechter. Das Geschlecht ist in der Zoologie noch viel weniger scharf begrenzt, als die Species. Fiir die Bediirfnissc der Paliiontologie 309 jedoch glauben wir, dass man sich beschranken kann, es zu betrach- ten als eine Vereinigung aller jener Arten, die entweder mit einem gegebenen Typus oder untereinander durch die grosste Summe der Verwandtschaften zusammenhangen. Wenn diese Definition cinige Zweifel lasst iiber die gegenseitige Granze gewisser mit- einander verwandten Typen, so ist diess, glauben wir, ein Uebel- stand, der sich nicht vermeiden lasst, besonders wenn die Idee des Geschlechtes nur eine intuitive ist, wie die Gelehrten uns lehren. Beim Specialstudium der Zunft der Trilobiten konnte man glauben, dass die Feststellung der Geschlechter sich betrachtlich erleichtern liesse durch die Betrachtung gewisser Charactere, die jedem einzelnen ausschliesslich zukommen. Leider hat sich diese Hoffnung nicht verwirklicht. In dem Masse , in welchem die For- men durch allmiihlige Entdeckungen sich vermehrten, hat auch die Bestiindigkeit dieser Charactere so viele Ausnahmen erlitten , dass man sie nicht mehr mit Sicherheit in Anwendung bringen kann. Unter diesen Characteren figurirte in erster Linie die Zahl der Thoraxringc , die man als unveranderlich voraussetzte. Die von uns beobachteten Thatsachen beweisen, dass eine betrachtliche Anzahl, ungefa.hr ein Fiinftel der von uns angenommenen Ge- schlechter, diesem Gesetze nicht unterliegen. Aehnliche Beob- achtungen haben in gleicher Weise die Hoffnung vereilelt , die Geschlechter nach dcrTotalzahl derKorpersegmente zu bestimmen. Ausser diesen Characteren, die, hiitten sie einige Bestiindigkeil gezeigt, wichtiger gewesen waren, als alle iibrigcn, hatte man audi gedacht, dass die Gesichtsnath sehr viel Hilfe bei der Feststellung •l«i- Geschlechter darbiete. Einige Ausnahmen oder Unbestandig- keiten in ihrem Verlaufe begranzen auch ihre Wichtigkeit , dem- ungeachtet gehort sie mit zu den wichtigsten Elementen bei der Feststellung der Geschlechter. Die Form des Hypostoma hat in dieser Beziehung nicht wcniger Werth, obwohl wir erkaunt haben, dass es innerhalb der Grenzen ciner und derselben Grundform s eh hemerkbare Veranderungen erleiden kann. Was die Form der Glabella und die Zahl ihrer Pleuren betriftt, so kann man sich auch nur theilweise auf ihre Bestiindigkeit verlassen. Diese Merkmale zusammengenommen bieten iibrigens beinahe iminer eine f«r jede Grundform sehr gut erkennbare Facies dar, und in gewissen Fallen uehmen sie einen so ausgesprochenen Character aa, dass 310 sic fur sich allein d;»s Gcschlcclit beslimtnen koimen. wie bci Aci- daspis und Lichas. Nicht so ist es mit der Geslalt tier Augen, die bei verwandten Species oft scbr verschietlcn sind. Wir haben iibrigens in der Structur dieser Organe drei verschiedene Typcn erkannt, die sich wechselweise ausscbliessen, und zu den Geschleclitsbeslinuiiungen wesentlich beUragen kiinnen. Die Grossenverhaltnisse der Lappen des Thorax erlangen bis- weilen cine hohe Wichtigkeit, wie bei Homalonotus und Nileus. Die form der Pleuren dient nicht nur dazu, in den moisten Fallen das Geschlecht zu unterschcidcn, sondern sie bietet auch cin ge- meinsehaftliehes Band fiir die Pamilien dar, von deni vvir noch weitcr sprechen werden. Hire Grundform erscheint wieder am Pygidium, und bringl; dort einen neuen Charakter hervor, der mil jenem des Thorax im Einklang steht. Die Form der Axe, die bald bis /Aim Ende des Korpers vcrliingert ist , bald abgestumpft, wie bei Bronteus, Aeglina, Illaenus , die gewohnlich siehtbare Gliederthcilung, oder das ganzliche Verschwinden derselben, wie bei Nileus , ja bisweilen auch die Zahl der Segmente , wie bei Acidaspis, geben am Pygidium treffliche HilfsmiUel zur Be- sxenzunff der Geschlechter. Im Ganzen also haben uns unsere Studien iiber die Trilo- biten keinen cinzigen Charakter erkennen lassen, den man als unveranderlich und vorwaltend wichtig zur Geschlechtsbestim- mung betrachten konnte. In vielen Fallen hat die Natur das Geschlecht durch irgend einen eigenthumlichen nicht zu verkcn- nenden Zug ausgestattet , wie die radiale Form des Pygidium bei Bronteus, die vorspringenden Faden auf der Glabella von Sao , die ungewohnliche Lappung des Kopfes der Lichas und Acidaspis, der Mangel vonFurchen auf dem Kopf und Pygidium von Nileas und Illaenus, der Vcrlauf der Gcsiehtsnatli und die Gestalt der Augen von Remopleurides u. s. w. ; der Palaontologc findct also cine gewisse Sicherheit beim Wicdererkennen so aus- gesprochener Typen. Aber wir sind zur Ueberzeugung gekommcn, dass, wenn man nicht durch solche Umstiinde geleitet wird, die Bestimmung des Geschlechtcs nur durch die Zuhilfenahme der wichtigsten Elemente des Korpers, von deneu wir gesprochen haben, zusammen geschehen kann. Gcwiss ware cs sehr iritei'es- sant, wenn es moglich ware, unter diesen Chaiakteren eine Unter- 311 ordnung oder eine Ordnung des relativen Werthes aufzufinden, um eine Art von Maasstab zur Schatzung der verschiedenen Combina- tionen, die sie darbieten, zu gewinnen. Es schien uns lioffnungs- los, mit einer solchen Arbeit zu Stande zu kommen, welche viel- leicht unsern Nacbfolgern vorbehalten MeiM ; iibrigens sind wir beinabc geneigt , die Mogliebkeit des Gelingens in Zweifel zu ziehen, wenn wir sehen, dass bisweilen ein Charakter , der dem Anscbeinc nacb von sehr geringer Bedeutung isl , unerwartet ein verhallnissniassig grosses Uebergewicht erhalt, wie die Gestalt der Furchen der Glabella bei Lichas. Indem wir als Basis unserer generischen Unterscheiduiige'n den gemeinschaftliehen Einfluss aller Hauptelemente der Organi- sation gelten lassen, betrachten wir die Verwandtscbaften des Ge- schlechtes noch als aufrecht bestehend, solange diese in Harmonic bleiben, wenn auch einige Formen besondere Veranderungen dar- bieten. Wir wollen als Beispiele der auffallendsten Verschiedenartig- keit die bemerkenswertbe Ungleicbhcit im Hypostoma , und der Gesichtsnath des Cheirurus claviger und Ch. insignis , den Mangel der Augen und der Gesichtsnath bei Conocephalus Suhcri, den Mangel der Gesichtsnath in der Gruppe der Acidaspis Ver- neuli anfuhren. In diesen Fallen und in noch einigen andcrn baben wir geglaubt, die Geschlechter in ihrer urspriinglichen Aus- delmung belassen zu miissen, tind wir haben die neuen Geschleehts- namen, die man den abweichenden Species beigelegt hat, nicht angenommen. Gewisse Geschlechter, die nach Arten, die nicht in Bohmcu vorkommen, aufgestellt wurden , wie Symphysurus , Triarthrm, a- s. w., haben wir in unserer Uebersicht aufgenommen , ohne die Mittel zu haben , tiber das Recht ihrer Selbststandigkeit zu ui- theilen. Es sind nur wenig solche Typen in unserer Liste von 45 Geschlechtern , so dass ibrc Anwescnheit keinen Nachtheil mit sich bringen kann. In dieser Liste von 45 Geschlechtern gibt es 33 , die in Boh- men vorkommen, demnach 12, die unsern Gegenden fremd sind; in der Classificationstabelle, die folgt , sindjene 12 fremden Ge- schlechter mil einem Sternchen bezeichnet. 312 §• 3. Gruppirung tier GeschLechter in natiirliche Familien. Nach den in unseren allgemeinen Studien auseinandcr gesetz- ten Betrachtungen ist das Thoraxsegment das erstc Element , aus welchera sich alle Theile des Korpers durch Nathe oder Zusam- menziehungen entwickeln. Dieses Element stellt sich unter zwei verschiedenen bestiindigen Formen dar, welche wir durch die Aus- driicke : Gefurchte Pleura (jdevre a sillon) und g c k i e 1- te Pleura {jplevrc a bourrelei), bezeichnen ; es muss bei der Zusammenstelhing von Familien offenbar eine wichtige Rolle spie- lcn. In derThat haben wir uns durch viele Beispiele iiberzeugt, dass die Trilobiten einander sehr ahnlich oder sehr verschieden sind, je nachdem ihre Pleuren nach demselben oder nach einem ver- schiedenen Typus gebildet sind. Wir konnen daher in ein und derselben Gruppe nur jene Genera zusammenstellen, bci welchen die Pleuren nach einem ahnlichen Typus gebildet sind. Diese Grundlage ist die einzig ausschliessende zur Zusam- menstellung der Trilobiten in natiirliche Familien , die wir kennen, denn beim Studium der Elemente des Korpers haben wir beinahe immer erkannt, dass jedes derselben , selbstbei sehr nahe verwandten Geschlechtern betriichtlichen Abjinderungen unterliegt. Aber ungeachtet dieser partiellen Vertinderungen bleibt noch genug allgemeine Verwandtschaft in der Facies oder dem Gesammt-Ansehen der Formen, so dass in den meisten Fallen die Grenzen der Familien sehr augenfallig sind. Wir nehmen 17 natiirliche Familien unter den Trilobiten die Unterschei- an, und wir werden nun mit wenig Worten dungsmerkmale , durch welche wir dieselben dcfiniren und ab- grenzen zu konnen glauben, angebcn. Wir werden nicht suchen, jede derselben mit einem neuen Namen zu belegen; die Erfah- rung hat uns gelehrt, dass solche Benennungen, da sie wenig Nutzen gewiihren und wenig Dauer besitzen, unnothiger Weise die Nomenclatur belasten. Es scheint uns, dass man sich eben so leicht verstandigen kann, wenn man jede Familie mit dem Namen des Geschlcchtes , das ihr als Typus dicnt, bezcichnet, und so z. B. sagt, die Familie des Paradoxides, die Familie des Proetus u. s. w. 313 Wir miissen zuerst bemerken, dass es sieben Geschlechter gibt, deren Charactere so ausgesprochen und so eigenthiimlich sind, dass man nothwendig dahin gefiihrt wird, jedes fur sich allein eine eigene Familie bildend anausehen. Es sind diess folgende : Zahl der Species. Haupteharacter der Familien. Aeglina, Ban-. Bronteust G o 1 d f u s s. Bohmen 3 'Veklaspis, March. Ag-nostus, Brongn. Mai'pcs, Goldfus 38 l^lias, Dalmann. •Vemopleurirtes, Portl. Eigenthumliche Bildung des Kopfes und der Augen. — Pleuren gefurcht. — 5 bis 6 Scgmcnte am Thorax. — Pygidium eben so gross wie der Kopf. — Axe abgestumpft. — Lappung radial. Eigenthumliche Bildung des Kopfes. — Pleuren gekielt. — 10 Thoraxsegmente. — Pygidium sehr entwiokelt. — Axe abgestumpft. — Lappung radial. Ungeaclitet der grossen Analogie , welchc diese zwei Geschlecliter durch die Form jhres Pygidium besitzen , glauben wir docb, dass der Contrast im Typus ihrer Pleuren und andere characteristisehe Untcrsclieidungs- merkmale nicht erlauben, sie in cine cinzige Familie zu vereinigen. Characteristisehe Lappung der Glabella. — Pleuren gekielt. — 9 bis 10 Thoraxsegmente, die beinahe immer in cylindrische Spitzen endigen. — Pygidium sehr klein , mit Puncten geziert. — Bcstandige Granulirung au£ alien Theilen der Schale. Kopf und Pygidium beinahe gleich, von sehr wenig verschiedenem Ansehen ; sie walten durch ihre Ausdehnung gegen den Thorax , der nur zwei Segmente besitzt, vor. — Pleuren gefurcht. Eigenthumliche Bildung des Kopfes, Neben- augen (Yeux a stemmates), ohnc Gesiohtsnatli. — Rand durchbohrt. — Pleuren gefurcht. — 26 Tho- raxsegmente. — Pygidium sehr klein. — Be- stiindige Granulirung nnd Hdhlungen ohne Streifen. Wir werden in der Folge bei Trinucleus an- fuhren , warum wir denselben nicht mit Harpes vereinigt haben. Eigenthumliche Bildung und Lappung des Kopfes. — Pleuren gefurcht. — 11 Thoraxseg- mente. — Pygidium durch die Ausdehnung iibei den Kopf vorwaltend und eigenthumliche Formen darbietend. — Bcstandige Granulirung am Rttk- kenschild. Eigenthumliche Bildung, Lappung und Ge- sichtsnath am Kopfc. — Pleuren gefurcht. — 1 1 Thoraxsegmente. — Pygidium klein, auf zwei Segmenfe rcducirt. 314 Bcvor wir weiter gehen , miissen wir bemcrken , dass die Familiencharaktere, wie wir sie eben auseinandersctzlen, wahr- scheinlich einige Veranderungen werden erleiden miissen, so oft man ein neues Geschlecht entdecken wird, welches in eine der sieben angenommenen Gruppen eingereiht werden muss. In der That, je engcr begranzt eine natiirliche Familie ist, urn so leichter ist es, sie durch bczeichnende Merkmale zu charakterisiren , um so mehr sich aber die Zahl der mitein- ander verwandten Trilobiten vervieifiiltigt, um so schwieriger wird es, die bezeichnenden Merkmale, welche sie zu einer Familie vereinigen, anzugeben, und den Werth der Achnlich- keiten und Verschiedenhciten abzuwiigen, welche man in ihren einzelnen Elementen beobachtet. Um die Grenzen der Gruppen festzuslellen , muss man das allgemeine Aussehen oder die Facies in Betrachtung ziehen, welche sich aus der Gesammtheit der Bildung der Gcschlcchler ergibt, und man muss von particllcn Verscbiedenbeiten absehcu, welche jedes cinzelnc Geschlecht nach einer gewissen Ilichtung hin darbieten kann. Es ist diese Scluitzung in der That nicht sehr sicher, und wir begreii'en leicht, dass in derselben die Meinungen der Palaontologen sehr abweichen kb'nnen, je nach der Wichtigkeit, die jeder diesem oder jenem Elcmente beimissl. Wir stellen daher nicht ohne ein gevvisscs Zaudern die folgen- den Gruppen auf, deren Homogencitjit sclten vollstandig genug ist , um nicht noch Einwendungen zuUissig zu machen. Wi»* hiitten diesem Uebelstande ausweichen konnen, wenn wir die Zahl der Familien vermehrt, und so die am meisten verschie- denen Gescblechter voneinander getrennt hiitten , aber wir glauben, dass das Stadium dureh die Anwcndung einer solcheu Methode nicht gewonnen hatte ; iibrigens sind wir iiberzeugl, dass es noch viele uns unbekannte Trilobiten gibt ; diese werden, wie wir hoffen, Mittelglieder darbieten, da, wo die Uebergiinge jetzt zu plfitzlich erscheinen, oder sie werden Gelegenheit zur Aufstcllung neuer Gruppen darbieten , in welche sich die Ge- schlechter, die uns durch, fiir unsere Unvvissenheit allzu zwei- deutige Merkmale in Verlegenheit setzen , werden einreihen lassen. 315 der Species. [" Amplllon, Pa nd. i •Bucrinurus, E no ra r. \ Oomus, B air. [ Asaphus, B r o g n. "Sympliysurus, Gold. •Og'yg'ia, Br eg n. j {Calymene, Brongn. 'Homalonotus, K (in. i^heiruriis, Beyr. Jl'lacoparia, Curd \SphaerexoclUlS,Bey. |Staurocephalus,Ba lOeiidio,,, Barr. Hauptcharakter clcr Familleii. Boh men 0 Russland I Russland 1 Biihmen 5 Bohmen Sebweden 1 England ? Frankreich ? I Bohmen it England ? Bohmen 12 Kopf, verschieden gestaltet. — Pleuren ge- kielt, 11-18 Scgmente im Thorax. — Pygidiurn on mittlerer Gl-bsse, eigenlhiimliclie , bei alien drei Geschleclitern gleichc Bildung dcsselben. — Hypostoma, mehr iibereinstimmend , bestjindige Granulation. Das erste Geschlecht unterscheidet sicli betrachl- lich von den zwei andern durcli den Laui der Gesichtsnath , die Lappung der Glabella und die Zatil von achtzehn Thoraxsegmenten Kopf, sclir entwickelt, von verscliicdenem An- sehen. — Pleuren gefurcht, 7—8 Thoraxsegmentc, die melir als ein Drittel der Oberflaclie des Kor- pers einnchmen. — Pygidiurn eben so gross oder grosser als der Kopf. Streifen oder Poren auf der Scliale. Bei den drei vorausgegangenen Geschleclitern andern die Gesichtsnath, die Lappung der Glabella und die Gestaltdcs Hypostoma von einem Geschleeht zum andern, und selbst in- ncrhalb der Grenzcn des crsten und des letzten. Kopf, stark entwickelt. — Pleuren gefurcht, 13 Segmenteim Thorax, welchcr gegen die andern Theile des Korpers vorwaltet. — Pygidiurn mehr oderwenigerausgedehnt. — Bestiin&ige Granula- tion, bisweilen mit Hohlungcn. Die zwci Gesehlcchter, die wir hier zusammeii- stellen, unlerschciden sich OT durcli die Lappung der Glabella und die Gesichtsnath sehr wescnilich von einandcr , aber ihrc Formen im Gan7.cn scheinen doch erne grosse Aehnlichkeit zu besitzen. Die zwci Species Col. parmla, Barr. und Cat. brevieapt- tata, Portl. (Mem. geol. Surv. II. p. I. PI. XI.) deuten einen Uebergang gegen Ifomalonotus an. Kopf, dentlich entwickelt, von vcrschieden- artigem Ansehcn. — Pleuren gekielt , 11—12 Thoraxscgmente , die mehr Raum einnehmen als der Kopf. — Pygidiurn klein, 3—4 Glieder, sehr ausgezeichnct durch die Spitzen am Umkreis. Be- stiindige Granulirung auf alien Sehalenthcilen. Die Verwandtschaften, welchc die Gesehlcchter Cheirurus und SphaerexoclMS mit einanttei verbinden, warden von Professor Bayricn nach Fragmenten sehr wohl erkannt. Die Be- obachlirng der Kiirpersegmente macht es am moglich, dies,. Verwandtschaft zu hestatlgel i. Placoparia und Staurocephalus nahera si ebenfalls viel dem Typus dieser f»»»"f' JT- wir provisoriscb auch das G«s1c,,!o.c',,n|il.1,. phon asuzahlen, hauptsachlich ^r.^f^Lt kcit wegen, die sein Pygidiurn nut dim oei Cheiruren besitzt. 316 Zahl der Species. Illaenus, D a l m. *i\Heus, Dalm. /'Paradoxides,Brongn. i HydrocephalusBarr. ISao, Barr. jArionellus, Barr. /EIHpsocopli., Zenk \*OIcnus, Dalm. j'Peltura, M. Edw. r "Triaptlirus, Green. Conocephalitcs, Zenk. (PHagops, Emmr. I nalmanla, Emmr. I Proctus, Stein. \lMiilIipsia, Portl. *Grifflthiezeichnet, welches ihr als Typus dient, «nd wir haben sie bisher *mnier in alphabetischer Ordnung auf einander folgen lassen. Wir 320 wollcn nun suchen, ob es nicht m5glich ist, cine wissenschaftlicherc Ordnung in jedcr Reihe herzustellen, d. h. cine Ordnung, die rait der Organisation der Trilobiten im Zusammenhange steht. §• 5. Eintheilung der Familien in jedcr Reihe. Es scheint uns, dass die relative Entwicklung das Pygidium und das Thorax die Grundlage der gesuchten Eintheilung bilden konne. Zu dieser Idee sind wir durch folgende Betrachtungen jjcfuhrl; worden : 1. Beim Studium der Metamorphosen des Embryo bei jenem unserer Trilobiten, welcher dieselbe in Hirer ganzen Ausdehnung zeigt, bei Sao hirsuta, bemerken wir, dass der Kopf und der Tho- rax nacheinander erscheinen, bevor man irgend eine Spur des Pygidium entdeckt. Dieser Theil des Korpers wird daher bei dieser Species zuletzt gebildet. Eben so ist es bei Arionellus ceticephalus , von welchem wir Individuen sahen, die erst zwolf Segmente besitzen, also sieben weniger als im ausgewachsenen Zustande. 2. Alle andern Trilobiten Bohmens sind ohne Ausnahme mit einem Pygidium verseben in jedem Alter, in welchem wir sie beobachteten. Wir kiinnen daher nicht behaupten, dass auch bei diesen das Pygidium nur am Ende der Entwicklung des Embryo gebildet werde. Dennoch halten wir bei Einigcn diese Ansicht fiir nicht unwahrscheinlich. Trotz dieser Ungewissheit, in welcher wir hinsichtlich der Mehrzahl der Species sind, konnten wir doch fiir einige derselben als sicher feststellen, dass die Anzahl der Segmente des Pygidium wahrend dem Wachsthum des Indivi- daums zunimmt, und fiihren als Beispiele an: Balm, auricu- lata, Proetus (Phaet.) Archiaci, Proet. (Phaet.) planicauda, Cromus inter costatus, etc. 3. Beim Studium der aufeinander folgenden Formen, wel- che dasselbe Genus in den aussersten Granzen seiner Existenz reprasentiren, haben wir die Bcmerkung gemacht, dass bei Bron- teus die altesten Arten weniger Segmente im Pygidium hatten, als jene aus den jiingern Epoclien. 4. Wenn man die Genera, welche die alteste trilobitische Fauna Bohmens, England's und Scliwedcns bilden, mit jenen ver- Die Eintheilung, sachen und ihre Uebcreinstimmung bezeichnen. gleicht, welche in den jiingera Epochen auftraten, so findei man, dass die Ersten sieh (lurch ein sehr schwach ausgcbildetes Py- gidium untcrscheiden, wahrend hingegen bei den letztern das Pygidium den hochsten Grad dor Entwicklung erreicht. Wenn man diese Betrachtungen zusammcnfasst , konnte man sagen : I. Das Erscheinen des Pygidium oder die hochstc Slufe seines Wachsthums scheint die Vollendung der Evolution auzu- dentcn: 1. In der Reihe der Metamorphosen des Individuums. — 2. In der Aufeinanderfolge der Species, welche ein Genus bilden, 3. In der Reihe der Genera, welche die Classe der Trilobiten in den verschiedenen Epochen ihres Auftretens zusammensetzen. II. Im Allgemeinen entspricht bei den Trilobiten das Mini- mum des Pygidium dem Maximum des Thorax, und umgekehrl, das Maximum des Pygidium dem Minimum des Thorax. welche wir feststellen , soil diese That- Wir ordnen die Familien nach dem verhaltnissmassigcn Wachsthum des Pygidium und Thorax. Bevor wir eine Uebersicht der nach diesem Prin- cip geregclten Eintheilung geben , haben wir noch vier Bemer- kungen zu machen. 1. Bei der Entwicklung des Pygidium kommen zwei Ele- mente in Betracht , namlich die Anzahl der Segmente und die Ausdehnung der Oberfliiche. Es zeigt sich, dass diese beiden Elemente gewobnlich iibereinstimmen, d. h. dass die Oberfliiche mit der Zahl der Glieder im Einklang steht. Es gibt jedoch entgegengesetzte Fiille, wie bei den Lichas, deren Pygidium hauflg n"r drei Segmente hat, wahrend es eine verhallnissmassig sehr gi'osse Ausdehnung erreicht. In diesem Falle, welcher selten 1SS glauben wir audi die Grosse der Oberfliiche in Rechnung onngen 7,11 miissen. Dieser Beweggrund wird rechtfertigen, dass Wlr den Lichas seine Stelle so hoch in der Reihe der Trilo- rten mit gefurchten Pleuren anwiesen. In dieser Meinung wur- wen wir noch befestigt durch Thalsachen, welche es wahr- schemlich machen, dass das Pygidium bei diesen Arten meter als drei Segmente cnthalten konne. Das Genus Aeglina gegen das Ende der ersten Reihe stehend, gibt Anlass zii iihnlichcn Betrachtungen. s'".l). (1. mathem. - naturw. CI. Jahrg. 1850. II. Bd. III. Heft. '22 322 2. Die nach dem angefiihrten Princip geordneten Families werden iedoch nicht die Regelmassigkeit einer mathematischen Progression zeigen, in den Zahlen durch welche man vielleicht das Verhaltniss des Pygidium zum Thorax auszudriicken versuchen konnte. Wenn es fiberhaupt schwierig tst, beim Stadium der Naturgeschichte vollkommen mathematisch genaue Resultate zu erlangen, so wird der Gelehrte um so leichter begreifen, dass man sie nicht in der Classe der vorweltlichen Crustazeen erwarten darf, welche vor alien dazu bestimmt scheint, Anomalien zu zeigen. Die Unregelmassigkeiten , welche wir in diesem Falle anzuftihren haben riihren von dem schon erwahnten Mangel an Homogeneitat her welche in der Gruppirung der Genera zu Familien herrscht, und wovon wir nur einige Beispiele anf iihren wollen. Die Familie mit dem Typus der Paradoxes, istaus Geschlechtern gebildet, deren Pygidium gewohnlich aus zwei Segmenten besteht. Allein unter 4 Conocephaliten, weichen 2 von dieser Regel ab, und einer der- selben zeigt bis zu 8 Gliedern am Schwanzschild. Paradoxides desideralus hat auch deren 8. Diese seltenen Ausnahmen heben die Verwandtschaft der Gattungen nicht auf, sie wiirden jedoch die Gleichfiirmigkeit einer durch Zahlen ausgedruckten Progression bedeutend storen. In der Familie der Proetus linden wir bei den meisten Geschlechtern das Pygidium eher unter als fiber der mitt- leren Grosse. Phillipsia und Griffdhides hingegen, welche sich durch ihre ganze Gestaltung am meisten dem Typus dieser Gruppe nahern, zeigen dabei ein sehr machtig entwickeltes Pygidium. Die Familie welche Calymene und Homalonotus , so wiejene welche Phacops und Dalmania enthalt, bieten ahnliche Erscheinungen dar, welche unnutz ware dem Leser vorzufiihren. Die Mehrzahl dieser Anomalien und anderer, welche man noch anffihren konnte, obwohl sie ausser Zweifel sind , sind dennoch nicht von solchem Gewicht, als man im ersten Augenblicke vermuthen konnte. 3. Die Gruppe der llluenus und Nileus wurde, da sie eine Art Uebergang zwischen den beiden Typcn der Pleuren bildet, an den Schluss der ersten Reihe gesetzt. Man wird bemerken, dass diese Stelle ungefahr dieselbe ist , welche sie nach der Ent- wicklun"1 des Pygidium in beiden Geschlechtern erhalten musste. 4. Das Genus Telephus, welches nur durch unvollkommene Frag- mente reprasentirt wird, konnte in keine Familie eingereiht werden. 323 §. 0. Synoptische Uebersicht clues neuen Vcrsuches asur Kinthellung der Trilobilen. I. Section. Bildung des Kopfes seharf iinterschieden von jener des Pygidiums. 1. Keihe t gefurchte Pleuren. Familie Nr. Ill IV Gone 3 4 5 6 7 8s 9* 10* 11 13 13 l4« 15 16 17" 18 19 20 214i as 23 24 25 36 87< 38- 29 30 31 Harpes Goldf. \ / XH/ Remopleurides Portl. Paradoxides . Brong. Hydrocephalus Barr. Sao Arionellus ... „ ElUpsocephalus Zenk. Olenus Dalm. Peltura , M. Ed. Triarthrus . . . Green. Conocephalites Zenk. Proetus Stein. PhiUipsia Portl. Grifl'ithides ... „ Cyphaspis .... Burm. Arethusina . . . Barr. Harpides Beyr. Phacops Emr, Dalmania .... „ Calymene .... Brong. Homalonotus . . Kon. Lichas Dalm. Trinuclevs . . . Sluvyd Ampyx Dalm. Dionide Barr. Asaphus Brong. I Symphysurus . Goldf. Ogygia Brong. (Ahgcstumpfte Axe.) Aeglina Barr. \ § I XVI ) 43 (Uebcrgangs-Gruppe.) lUaenus Dalm. Nileus . . . ..... :, 44. Telsphus.. . Barr. (Pleura unbekannt.) 2. Rcilic : gekielte Pleuren. Familie Nr. XI1I< XIV XV 33 34 35 36 87 40* kv 43 Genera Acidaspis . . .Mureh Cheirurus . . , Placoparia . Sphaerexoch Stauroceph. Deiphon Zetlius ..... Dindymene . Amphion . . . Enerinurus Cromus .... Beyr. Co'rd. Beyr. Barr. v .Paud. .Cord. .Paud. . Emmr .Barr. (Abgestumpfte Axe.) Broutus Goldf. II, S XV 11 e c tion. Bildung des Kopfes vvenig von jener des Pygidiums unterschiedei). (Gefurchte Pleura.) Agnostw Brongn, ■a 324 Der Leser wird bemerken, class in tier vorstehenden Ueber- sicht die erste Section gleichsam in 3 Unterabtheilungen geschie- den ist, welcbe sich in beiden Reihen entsprechen. Dcnnoch wol- len wir keiner derselben bestimmte Grenzen anweisen, erstens weil sich in unserer Kenntniss noch zu viele Liieken finden, und dann weil die Natur , welcbe liberal] Uebergangc schafft, vielleicht keine absoluten Abgrzinzungen zulasst. Wir haben uns desshalb darauf beschriinkt, die deutlich ausgesprochenenundcontrastirenden Merkmale anzugeben, welche die an den beiden entgegengesetz- ten Enden jeder Reihe gestellten Familien characterisiren. Was die Familien in der Mitte der Reihen betrifft, so haben wir bereits angeftihrt, dass sie Uuregclmassigkeiten auf- weisen, die man fur wichtiger halten konnte, als sie es wirklich sind, wenn man nur die absolute Grbsse des Pygidium in Be- tracht zoge, wie z. B. bei Phillipsia, Dalmania und Homalo- notus. Allein der Leser darf nicht ausser Acht lassen , dass in unserm Eintheilungsprincip auch Riicksicht auf die Entwicklung des Thorax genommen wird. Wenn nun in den 3 erwahnten Typen das Pygidium sehr ausgcdehnt ist, bildet der Thorax eine Anzahl von Segmenten, welche wir bei den beiden ersten Ge- schlechtern als die mittlern bezeichnen, wahrend sie beim letz- ten Genus die mittlere Zahl iiberstcigt. Das wirkliche Verhalt- uiss der beiden Korpertheile ist daher noch weit cntfernt von den Extromen, welche die Geschlechter an den Endpuncten der beiden parallelen Reihen zeigen. Herr Prosector Dr. Carl L anger sprach : „Ucber einen Binnen-Muskel des Cephalopoden-Awges." Die Knorpelhaut (Sclerotica) des" Ccphalopodcn- Auges, die an dem hinteren Umkreise des Bulbus sehr diinn ist, ver- dickt sich nahe der vorderen, viel flacheren Hemispharc und zwar bei Loligo so plotzlich, dass ein i'esterer Ring entsteht, an welchem sich der Ciliarkorper befestigt; von diesem Ringe an verdiinnt sich die Hattt wieder und bildet eine diinne La- melle, welche bis in die Substanz der Iris verfolgt werden kann. Auch histologisch unterschciden sich diese drei Theile der Scle- rotica. Bei Loligo sieht man uamlieh die Gruppen von . Knor- 5232.3 J" Breite, am Rissende undeutlich langsgestreift und mit nur e»igen hemerkbaren Kernen versehen, nach Zusatz von Essigsiiure „. Son(|ers an Weigeistexemplaren , an denen ich die Untersuchun- b_n wiederholte, granulirt. Die Fasern liegen dicht gcdrangt an- a " er un<* Widen die Radien in diesem muskulosen Ringe; nach den IF ,e,ntStchen sie vom Knorpelringe, nach innen cndigen sie an geht a ^ des. Strahlenkranzes ' und da dieser in die Linse ein- Linse T\h% mMtelbar der andere Angriffspunct des Muskels die ph ftrag zur naheren Kenntnif »«. me Dz bestimmt. Man lasse die horizontale Projections- Ebene xy ungeandert, und verandere die Lage der zwei Vertical- Ebenen xz und yzl) gegen das Object. Will man nun diess Object gegen das neue Coordinaten- System feststelleu, so hat man zwar dieselben z aber die x und y der verschiedenen Puncte haben sich geiindert und sind als die Abstande der einzelnen Puncte von den neuen Vertical- Ebenen x'z' und y z' annoch zu bestimmen. Mittelst der neuen Coordinaten ist nun das Object in Be- zug auf relative Lage der einzelnen Puncte vollkommen be- stimmt, und das weiter zu entwickelnde Verfahren beruht auf dem Principe, durch eine ahnliche Transformation der Coordi- naten oder in der Sprache der darstellenden Geometrie, — durch die Veriinderung der Lage der Projections -Ebenen oder der Bildfliiche gegen das darzustellende Object ein nach Ver- langen nettes und correctes Bild desselben, welches zugleich das Abnehmen der Dimensionen gestattet, mit geringer Miihe zu erhalten. §. 3. Die Operation selbst reducirt sich darauf, die ver- ticals Projection irgend eines Gegenstandes bei einer gegebenen Lage im Raume zu bestimmen. M Hie Letztcre unter dem Namen Kreoariss-Ebene bekaimt. 328 §. 4. Das Eigcuthiimlichc diesor Operation aeigt sicli in ihrer Anwcndung, die vorzugsweise in Poigendeni besteht: A. Ein perspectivartiges Bild von irgend einem Gegenstande, dessen orthogonale Projectionen gegeben sind , mit jcner Freiheit zu construiren , dass, ebenso wie in der Perspec- tive, der Effect des Bildes von der Stcllung des Auges ge- gen den abzubildenden Gegenstand und die Bildiliichc ab- hiingt, — auch hier der Ausdruck des Bildes ganz in der Macht des Constructeurs ist, ohne dass die Construction des Bildes selbst an Einfachheit verlieren sollte. Viele Schwierigkeiten, die der Perspective den Ein- gang beim Techniker, namentlich in der Construction jener Zeichnungen, nach denen unmittelbar ein Object ausgefiihrt vverden soil, versagten, fallen hier ganz weg, und man kann in so erzeugten Bildern die Abweichung von dem Charac- ter eines perspectivischen in vielen Fallen zwischen sehr nahe Granzen schliessen. B. Wird man im Stande sein, den Riss von einem Gegenstande , dessen Dimensionen bekannt sind, unmittelbar als ein per- spectivartiges Bild zu construiren, ohne vorcrst die ortho- gonalen Projectionen des Gegenstandes bestimmen zu miissen. In der Perspective ist diess wohl auch moglich, aber mit vvelchen Schwierigkeiten hat nicht der geschickte Pro- f'essionist zu kampfen, wenn er nach einer perspectivischen Zeichnung selbst den einfachsten Gegenstand ausfuhren soil. Hier jedoch wird er mit Leichtigkeit jede Dimen- sion bestimmen konnen. €. Wird es moglich sein, den Korper und Schlagschatten irgend eines Gegenstandes bei einer gegebenen Belcuchtung nn- mittelbar in der perspectivartigen Zeichnung ganz unabhan- gig von den orthogonalen Projectionen zu bestimmen. Die Bestimmung dieses Schattens ist in den meisten Fallen einfacher als die Bestimmung desselben in den orthogonalen Projectionen, und man ist der Miihe, den Schatten aus der or- thogonalen Projection in die perspectivartige zu ubertragen, ganz enthoben. Der Sachverstandige wird zu beurtheilen wissen, welche Scliwierigkeiten man zu uberwiuden hat, uni in der Perspective 329 bei einem nur etwas couiplicirten Falle den Schatten unabhangig von den orthogonalen Projectionen zu bestimmen. Fiir den Techniker muss in alien diesen Puiieten die Me- thode der reinen Perspective gegen diese der Parallel-Perspec- tive zur Seite stehen, dagegen muss die Natiirlichkeit uud oft auflallende Tauschung durch die sich rein perspectivische Bil- der vor jeder andern Darstellungsweise auszeichnen, besonders beriicksichtigt werden, und es steht so in der Macht des Con- structeurs, je nach dem Zweck der auszufuhrenden Zeichnung, auf Kosten dieser Vortheile jene zu opfern, diesen oder andern nach Umstanden den Vorrang zu geben. Mit Vortheil kann man diese Methods auf die Bestinimung der Mohs'schen Projection bei der Darstellung der versehiede- nen Krystallfiguren anwenden. Eben so soil gezeigt werden, dass sich die verschiedenen Constructions-Arten der tri-, di- und isometrischen Projection, je naclidem man zur Bestinimung- dcrselhen ein oder mehrere Maasstiibe gebraucht hat, auf eine einzige reduciren. Die isometrische Projection hat vor den ubrigen Projec- tionsarten den schatzbaren Vorzug der Einfachheit fiir sich, doch wieder den unliiugbaren Nachthcil , dass so erzeugte Bil- den in vielen Fallen ein ungefalliges , grosstentheils unnatfir- liches Aussehen bekommen, und zwar in dem Grade als die Aus- dehnung der horizontalen Flachen des darzustellendeu Gegen^ standes zunimmt. Uebcr eine gewisse Grenze hinaus ist dieselbe gana unait- vvendbar. Die tri- und dimetrische Projection liefern zwar ein ge~ falligeres Bild , doch halt ihnen wegen ihrer ausserst miihsamesi Construction die isometrische Projection fiir die Anwendun»- das Uebergewicht. Einen iihnlichen Vergleich kann man audi mit der soge- naunten Cavalier -Perspective machen. Diese ist bekanntlich nichts Anderes als eine schiefe Projection, und findet weniger Auweiidung als die isometrische Projection; bei nicht geho nger Vorsicht erscheinen einzelne Theile des dargestellten Go genstandes ofters als Zerrbild, wie diess iiberhaupt aus deist Wesen mncv schiefen Projection klar ist. 330 Die zu entwickelnde Methode soli Beides vereiuen, das Kin- fache der isometrischen und das Gefiillige der tri- und dimetri- schen Projection. Nach der gewohnlichcn Methode der isometri- schen Projection erhalt man das Bild des in orthogonalen Projec- tionen bestimraten Gegenstandes in einem vergrosserten Maasstabe, und will man das Verhaltniss der Dimensions-Aenderung 89:109 beriicksichtigen, so ist die Construction eines isometrischen Bildes schon weit muhsamer. Bei der fraglichen Methode fiilit dieser Um- stand ganz weg, sie kann mit FLecht eine Parallel-Perspective genannt werden , denn sie vereint alle moglichen Arten einer perspectivartigen orthographischen Projection in sich ; das Cou- structions-Verfahren fiir dieselbe bleibt sich stets ein ganz gleiches und ist in jedem Falle noch einfacher als das der isometrischen Projection. Daren die Unmoglichkcit eines Zerrbildes zeichnet sich diese Methode von der reinen Perspective, wie spiiter gezeigt werden soil, noch besonders aus. Entwicklung der Grimdsatze. §. 5. Es seien die Coordinaten dreier Puncte a, b, c ge- geben t x = 4 Ix = 6 Ix = 5 «|#=4 bly=5 cj#=3 (« = 3 (z = 4 (s = 2 Man verandere die Lage der verticalen Projections-Ebene und des Kreuzrisses, doch so , dass dieselbcn stets senkrecht auf der horiaontalen Projections-Ebene bleiben. Die z der Puncte bleiben dieselben, denn die Lage derselben gegen die horizontale Projections-Ebene wurde nicht geandert, also fiir «{s'=3 6{s'=4 c i z = Z Fig.t. Die y der Puncte werden gemessen durch die Abstande ihrcr Fig.2. Ilorizontalprojectionen von der Axe der x, folglich in dem neuen Coordinaten-System von der Axe A' X' (Fig. 1, 2), man crhall demnach fur a [y b [y'~ 0 ill =7- 331 Die X der Puncte werden gemessen durch die Abstande ihrer Horizontal-Projectionen von der Axe der Y, also hier ergibt sich in Bezug auf die Axe Y fiir a\x = a blx'^i c \x =C. a, p, 7 sollen die Langen der Puncte genannt werden, sie werden auf der Axe der y gemessen und diese soil der Langen-Maasstab heissen. a, 6, c sollen die Breiten der Puncte genannt werden , sic werden auf der Axe der X gemessen und diese soil der Breiten- Maasstab heissen. Ganz analog soil die Axe der Z der Hohen-Maasstab heissen, clenn dieser zeigt die Hohen der verschiedenen Puncte an. Es ist klar, dass, wenn aus den Coordinate!! far =4 aaft bet flBlffenfc&aftett fle* ftonte fiti$[$tift, Sffiien 1849; 8<>. — Ueber die jetzige Stellung der Philosophie auf der Uni- versitat. Ohntttz 1850; 8°. Sitzungsbericlite der lYiatliematisch-naturwissciiscIiaftliclicii Classc. Jahrgang 1850. IF. Band. IV. Heft (November). Sitzb> d' nuthem.-natunv. CI. Jahrg. 1850. II. B.J. IV. Hft. 25 ■'6t7- °§'xhx'mi of % Htusmm OF COMPARATIVE ZOOLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. jfoutrtcti fig ptftate subscription, fn 1861. • V* , .. DR. L. de KONINCK'S LIBRARY. No. J 31, 347 Sitzungsberichte der mathematisch -naturwissenscbaftliclien Classe, Sitzung vom 7. November 1850. as hoi,0 k k Ministeriuin fur Landescultur benacbricbtiget _>« Akadcinie miltelst Erlass vom 26. October d. J., dass es ei Ansuchcn derselben vom 17. October, an die Direction *• k. Finanz-Ministerial-Archivcs und die eiVeuc Re«istrahir ttitrag erlassen habe, dem corresp. Mitgliede der kais. Aka- *mie» Herrn Ministerialrath Dr. W. Fuchs, in den Amtslokali- ttie Durchsicht und Exccrpirunestat- ton fi en "erselbe zur Vollendung seiner Geschichte des ungari- Scl'en Hfittenwe8ens bedarf. Andreas Groll, Diencr im chemischen Laboralorium des • Polyt. Institutes , iiberrcicbt drei Licbtbilder auf Glas, api einem neuen Verfabren verfertiget , und Iegt nacbfolgende fschreibung desselbcn vor: „Phot ographi e ' o der Licht- "der aaf Glas." [ up auf Glas ist es moglich den photographischen Bildern « schon lang gewunschte Feinheit und Scharfe zu geben. Nach Z« f'\ erSU(;,len ist es n,ir gelungen, dafiir cine passende Methode •men, die ieh /Avar bis jetzt nur auf arehileklonisebe Gegen- ■ia * 348 stande angewendet habe, die sich aber gcwiss auch fur Portrate eignenwird, da ich die Zcit, deren sie bedarf, noch bedeutend abzukiirzcn lioffe. Ausser der iiberraschenden Scbarfe ist ein grosser Vorlheil der Glasbilder auch der, dass man durch dieselben unzahlige Bilder auf Papier erzeugen kann, die ebcn so fein sind, wie die auf Silberplatten hervorgerufenen. Urn diese Bilder zu erzeugen nimmt man weisse, ganz ebene Platten von Solin-Glas, welcbe von Blasen und grosseren Ritzen Kara frei sind, reinigt selbe mit gewohnlichem Spiritus mittebt eines Stiickchen Badeschwammcs , wascht sie mit destillirtem Wasscrab, und trocknet sie sogleich mit einem reinen, feinen, weichen Tuche, welches aber keine Faden lassen darf, damit diese beim Ablrocknen nicht auf den gereinigten Platten haften bleiben. In dem Locale, wo man praparirt, darf der Staub mcht in Bewegunggebrachtwerden, damit die bereits daliegenden Glasplat- ten nicht davon vcrunreinigt warden. Man legt nun die Glas- platte auf eine horizontale Tischplatte , und iibergiesst sie mit einer Fliissigkeit, welcbe aus Eiweiss, Gummi und Jodkalium besteht, si, dass die ganze Platte damit bedeckt ist, und lasst sie so einige Minuten liegen. Wiihrend dieser Manipulation legt man erne mit doppeltem glatten Papier bedeckte Metallplatte auf einen Rost, und crhitzt dieselbe mittebt einer Spirituslampe. Nun giesst man die Fliissigkeit von der Glasplatte wieder in die Schale zuriick, lasst sie ganz abtropfen, bis keine Fliissigkeit mehr davon ablauft. Da sich an dem untern Bande ctwas mehr Fliissigkeit sammelt, als auf der anderen Flachc, so streift man diese mit einem Glasstabe ab, wodurcb die Platte ganz gleichformig mit Fliissigkeit uberzo- o-en wird. Bilden sich dabci Blaschen, so fuhrt man sie wahrend des Ablaufcns mit dem Glasstabe hinunter; sollten sich aber nich alle auf diese Wcisc wegbringen lassen, so iibergiesst man die Platte schnell noch einmal, wo sie dann sicher verschwinden. Wen" man die Blasen auf der Platte liisst, hauft sicb rings urn sie die Fliissigkeit an, sie zerplatzen dann beim Trocknen, und es bilde sicb ein unbedeckter Raum, der, wenn cr auch noch so klem i » dem Bible schadct. Nun legt man die nassc Glasplatte aut u heissgewordene Metallplatte, zieht die Spirituslampe weg, u trocknet sie so binnen 3 bis 4 Minuten. Man fabrt mit dem ^Reinige undUeberzieben neuer Flatten so lange fort, bis man alle Hussig 349 aufgcarbeitet hat. Uebrigens habe ich ilicse Flilssigkeit drei Tagc augedeckt an einem kiihlcn Ort aufbewaliret, und sie hat mir noch die schonsten Resultate geliel'ert. Die so bereiteten Platten kann man mehrere Wochen, und gewiss noch langer aufbewahren. Am hesten geschiebt dies in einem Kiislchen, das wie fiir die daguerri- schen Metallplatten eingerichtet ist ; oder man sclmeidet von Kar ten papier sehr schmale Rahmen , welche die Grosse der Flatten haben, wie cs bei den Silberplatten-Bildern geroacht vver- den muss, damit das Bild das Glas nicht beriihre; dann kann man die ganz praparirten Glasplatteu fiber einander liegend aufbe- wahren. ESereitung der ersten fAiaung, Man nimmt von zwei Eiern das ganze Eiweiss, schliigt es in emer Schale mit einem Messer so Iange, bis sieh ehvas Schauin biidet, wodurch alle zahen Klumpen zerstSrt wcrden, und lasst es dann eine Stunde stehen, damit cs sich gut absetzt; indessen lost man zwanzig Gran ganz rcines, weisses, arabisches Gummi in zwei ■JOth destillirtem Wasser. Nun giesst man znerst das klare Eiweiss, welches sich zu Boden setat, in ein anderes Gefiiss und gibt zwolf uran Jodkalium dazu, welches sich soglei'ch auflost, dann gibt >an die Gummilosung in die Jodkaliumlosung, riihrt gut unterein- ander, und giesst das Ganze durch ein feines mit destillirtem Was- ser angefeuehtetes Tuch in ein anderes Gefiiss, worauf die so * urehgeteuchte Losnng, nach der oben beschriebenen Wcise auf as Glas aufgetragen wird. Das Eiweiss von einem Ei, welches ziem- lc ! gross ist, wiegt beilauiig ein Loth; die bier beschriebene Fliis- S'gkeit wiegt also jetzt 4 Loth, und ich habe mit derselben *4 Stuck Flatten von 8 Zoll Hohe und 5 Zoll Breite fiberzogen. ie Eier miissen klar und t'risch sein, sollte jedoch bei dem Ent- veischlagen des Eies von dem Dotter etwas zur Klare kommen, So 'at dies nicht den mindesten Einfluss, indem es bei dem Durcb- 8eihen a«f dem Tuche zuriickbleibt. Bereitung der ssweifen Boosting. Will man nun ein Bild machen, so nimmt man ein vertical wiendes Gefiiss von Glas, welches mindestens so breit sein muss, t,lss dle Glasplatte mit ihrer schmaleren Seite hineinffeht. Es gibt 350 ilache Flaschen, liei denen man nur den obern Theil absprengen darf, damit sie dem Zwccke cntsprechen, jedoch 1st es besser, wenn man die scharfen Kanten abschleifen liisst, damit man sich beim Eintaucben nicbt davan schneidet. In dieses Gcfiiss gibt man eine Silberlcisung von 1 Theil salpetersauren Silberoxyd, 2 Theilen Radical-Essig, das 1st concentrirte Essigsiiure von 15 Procent Wasscrgehalt, uad 10 Loth destillirtem Wasser, taucht nun die praparirte Glasplatte so sclinell als moglich und so weit ein, bis die Finger, welche die Platte halten, die Fliissigkeit be- riihren, und halt sie so 15 bis 20 Secunden. 1st sie heraus- gezogen, so muss man sie gut abtropfcn lassen, und d.mn gleich in die Cassette eiosetzen, aaturlich muss dies bei Kerzen- licht gemacht wcrden. Nimmt man den Gegenstand in einer Zeit auf wo die praparirte Glasplatte noch nass ist, so erzielt man die reinsten Bilder, welche auch gleich hervorgerufen werdcn. Wenn die Cassette ganz von Holz ist , so trocknet die Fliissig- keit bei einer Temperatur von 20 ° C binnen einer balben Slunde, hat aber die Cassette einen Metallscbuhcr , und ist sie gut mit Firniss iiberzogen , so halt sich die Feucbtigkeit iiber eine Stunde. Als ich, naelulcm das Bild gleich naeh der Preparation aufgenommen wurde, erst nach 5 Stunden mm Ilervorrufen scbritt, zeigte sich, dass das Bild auf dem noch nasscn Theile der Platte mit der vollsten fteinheit hervortrat, wahrend der Hand, weleher ein Drittel bildct , ganz unbrauchbar und flcckig wurde. Dicse Bilder ruft man mit concentrirter Gallussaure her- vor, der 2 bis 3 Tropl'en von der oben bescbriebenen Silberlo- snng zugesstat wcrden. Man giesst von der Fliissigkeit so viel in ein passendes Gefass, dass das Bild ganz davon bedeckt wird. Die Platte kommt nun auf einen horizontal gestellten Triiger, und wird mit dor G all ussiiure iibergossen, worauf man die ganze Platte sorgfaltig soweit crwiirmt, dass die Fliissigkeit zu dampfen anfiingt. Dieses Er- wiinnen ist 2 bis 3 Mai zu wiederbolen, bis das ganze Bild mit voller Kraft hervortritt; war der Gegenstand von der Sonne belcuchtet, so ist das Bild in vveniger als einer Viertelstunde vollendet ; wurde es an einem triiben Tage aufgenommen, so dauert es wohl eine Stun* e ehe es gaW zum Vorschein kommt. Man giesst nun dieiiberscbussige Gallusslure ab , spiiU die Platte mit destillirtem Wasser ab, und fixirt das Bild mit oinerLosung von einem Loth unlcrschweiligsau- 351 J-eni Natron in 10 Loth desfillirtem Wasser dadurch, dass man das Bild wieder auf den Trager left, von der letztgenannten Fliissigkeit auf das Bild giesst, und wieder bis zum Abdampfen 2 Minuten lang erwarmt, worauf endlich mit destillirtem Wasser abgewaschen wird. Sollte sich auf dem Bilde ein marraorartiger Ueberzng gebildet baben, was ein Ueberschuss von Gallussaure mid Silberoxyd berbeifiihri , so kann es ganz ohne Scheu mit einemBaumwollbuschel gewaschen werden; da derselbe sehr leicht ohne Schaden fur das Bild heruntergeht, worauf man es wieder mit destillirtem Wasser abspiilt und iiber der Spirituslampe trocknet. Was die Zeit der Exposition betrifft, so habe ich mit eincm Apparate von Prokescb von 10 ZoII Brennweite und 3G Linien Durcbmesser des Objectivs mit der Blende im Freien 10 Minuten im Schatten, in der Sonne 1 Minute mit Diaphragma von V8 ZoII Oeflfnung gebraucht, um ein gules Bild au bekommen. Um das Bild vora etwaigen Verderben durch Beibung etc. zu schlitzen, "berzieht man es mit einem Firniss von Colodium oder Gallerte. El» so erzeugtes Bild erscheint im durchscheinenden Lichte ne- S'at'v, bei auffallendem Lichte bingegen positiv und ist im trockenen Znstande so hart, dass man den Stoff nur mit scharfen Instru- '"enicn herabkratzen kann. Ich habe sogar ein Bild drei Tage ang im Wasser liegen lasscn , und konnte dann die aufgetragenen Swbstanzen nur mit Miihe herabkratzen, um die Platte wieder rein M machen. Das an dem bier beschriebenen Verfahren Netie besteht, ausser _ er m vielen Puncten von der bisherigen abweicbenden Manipulation, 111 der Anwendung von Gummi als Zusata zum Eiweiss und in ilea veranderten Quanlitaten der iibrigen Bestandtheile. ie Classe bewilligie demselben eine Remuneration von 30 11. c. M. Herr Dr. Job. Natterer iiberrcicht naehstehende Abhand- unS': „Gas verd ichtungs- Versuche". araday's sinnreiches und einfaches Verfahren, viele Gase, seiche man fiir permanente bielt, theils durch kiinstliche Abkuh- "g> theils durch angewandten Druck, theils durch die gleichzei- 352 tige Benlitzung dieser beiden Mittel, aus ilen ausdehnsamcn in den fliissiiren und manche sogar in den festen Zustand uberzufiihren, musste jeden Chemiker zu dem Schlusse berechtigen, dass auch jene jGase, welche durch diese Behandlung noch nicht tropfbar dargestellt werden konnten, durch Anwendung eines starkeren Druckes dasselbe Resultat liefcrn wurdcn. Wenn es schon einerseits sehi* wiinschenswerth sein muss, durchT)arstellung des Sauerstoffes, Wasserstoffes und Stiekstoffes in flussigen oder festen Zustand, iiber das Aussehen und iiber die metallische oder nicht metallische Natur einiger dieser Stoffe Auf- schliisse zu erhalten, so ware uns dadurch auch andererseils ein vortrefflicher Weg geboten, sowohl diese Gase als auch das Kohlenoxydgas und das durch Destination aus Steinkohlen erzeugte Leuchtgas als Abkiihlungsmittel zu gebrauchen , urn dadurch sebr bedeutende, vielleicht nie geahnte Temperaturs- Erniedrigungeu zu erreichen, welche bei vielen chemischen Arbciten, besondcrs aber bei den von Professor Schr otter zuerst angestellten Ver- suchen iiber das Aufhoren der chemischen Action bei sehr niederer Temperatur (Comptes Rendus , T. 20, p. 193. 1845) von grossem Vortheile wiiren. Die bisher sogenannten permanenten Gase kiinnen nur durch einen sehr hohen Druck in den flussigen Zustand ubergefuhrt werden, dessen Wirksamkcit sich noch durch kunstlichc Abkuhlung, wenn auch nicht bedeutend, vermehren lasst, indem das Verhalt- niss der Condensations-Puncte dieser Gase zu der niedrigen Tem- peratur, welche wir durch die uns bis jetzt zu Gebote stehenden Abkuhlungsmittel erreichen konnen, gewiss nur ein sehr geringes ist; und es ware gewiss von weit grosserem Interresse, diese Gase nichl; bloss in geschlossenen, wenn auch mit durchsichtigen Wanden versehenen Gefassen, sondcrn auch in freier Luft, niim- lich bei dem wirklichen Siedepuncte derselben kennen zu lernen. Da icli in der Anwendung der Oompressions-Maschinc ein einfaches und zugleich sicheres Mittel fand, sowohl die Kohlen- saure als auch das Stickstoffoxidnl in jener Menge in flussigen Zustand zu verwandeln, welche crforderlich ist, urn die starksten bisher bekannten Tcmperaturs-Erniedrigungen hervorzubringen, so enlschlossichmich, durch die Staatsverwaltung bereitwilligstuntcr- stutzt, scbon im Jahre 1844 dieses Vcrfahren audi aufjene Gase anzu- 353 weuden, welche bisher jedem Drucke widerstanden. Bei den gewohnlichen Compressions-Maschinen liegt aber in dem schad- lichen Ilaum das Haupthinderniss einer unbeschranktcn Verdichtung, ich musste daher, sollte die Verdichtung auf eine noch nicht er- reichte Hohe gebr&cht werden, darauf bedacht sein, diesen Ilaum unschadlich zu machen, welches mir schon damals gelang, indem »ch die Compressions-Maschine so einrichten liess, dass das Gas bereits mit einer Spannung von 10 — 15 Atmospharen in den Pumpenstiefel gelangte. Das Gas wurde namlich friiher mittelst einer Pumpe, wie man sie zur Comprimirung des Leuchtgases und des Sanerstoff- und Wasserstoffgases zum Behufe des Drum- mond'schen Lichtes beniitzt, in einem zwei bis drei Kubikfuss lassenden schmideisernen Gcfasse verdichtet , aus welchem es mittelst einer dickwandigen Blcirohre in den Pumpenstiefel ge- 'eitet wurde. Theoretisch war uun dieser Apparat vollkommen seeianet, "Je Compression auf einen sehr hohen Grad zu treiben. Aber nur Wer selbst Versuche fiber Comprimirung von Gasarten anstelUe, Weiss, welche mechanische Schwierigkeiten sich einer grossen ei'diehtung entgegenstellen. Denn obwolil der Apparat von einem "nserer besten Mechaniker und mit Anwendung aller Sorgfalt auf * le solideste Weise hergestellt, und manche im Gebrauche als un- ngUch sich zeigende Theile oftmals von neuem angefertiget wur- > so entsprach er doch nie den Anforderungen. Es gelang mir 6 en Verschluss zwischcn dem Recipientcn, welcher eine sehr L wandige, aus Schmideeisen verfertigte Rohre war, und dem entil-Stiicke so hergestellt zu erhalten, dass er bei 500 Atmos- P »arcn noch luftdicht geschlossen hatte. Es wurde entweder der 0 'en durch das ofte und schnelle Auf- und Abbewegen zum wei- o.e,en Verschlusse untauglich, odcr, was in der Mehraahl der Falle geschah, es wurde das Venl.il durch, theils von unten durch die nio-l-P-e' lei'S V0" °]jen aus dem Rec'P'enten dahin gelangte Unrei- & eiten zum ferneren Verschlusse oft in dem Masse unbrauchbar, bef w S ts "n Zustande einer sehr bedeutenden Verdichtung Un(|nt lclle Gas Plotzlich in den Pumpenstiefel zoriickstromte, den P^^ daS Schnelle kraftige Zuriickstossen der Pumpenstange umpendeii gcfahrdete. Ich war daher genothiget, die Fort- tZUDS (1« Versuche aufzugeben. 354 Durch diese Versuche liatte ich die Erfahrung gemacht, dass zur Erzielung giinstiger Rcsultatc 68 unumganglich nothwendig ist, selbst Mechaniker zu sein, urn sich bei vorkommendenllindernissen selbst helfen und als schadhaft sich herausstcllcnde Tlieile selbst erneuern zu kdnnen, da diese gefahrvollen Versuche in der Emeu- s' der einzelnen Bestandtheile eine Gewisscnhaftigkeit und Ge- nauigkeit erfordern, die man nicht so leicht bei einem Geschafts- mann finden diirfte. Da ich an Doctor Ludwig R edt enb acher einen bereitwilligen Mitarbeiler bei diesem beschwevliehen und gefahrvollen Unternchinen fand, so entschloss ich mich dieses Jahr, die Versuche von Neuem zu beginnen , und da uns hinliingliche mechanische Handfertigkeit und Hilfsqucllen zu Gebotc standen, so verfertigten wir uns die wichtigsten und auf das Gelingen der Versuche am meisten Bezug habenden Bestandtheile des Appa- ratus selbst. Dieser Apparat unterscheidet sich von den friiheren im wesent- lichen dadurch, dass der Kolben nicht durch eine Kurbel, sondern durch eine starke Schraube auf und ab bewegt wird. welche Ein- richtung den Vortheil gewiihrt, dass man eine weit grossere Kraft ausuben kann, und durch die langsame Bewegung des Kolbens die Eederkappe nicht sobald abniitzt; daher sie zum guten Ver- schlusse viellanger tauglich bleibt. Ferner ist man beim Gebrauche dieser Schraubenpumpe nicht der Gefahr ausgesetat, dass, wcnn das Ventil plotzlich untauglich wird, das Gas den Kolben wie bei den gcu ■Shnlichcn Pumpen mil Heftigkeit zuriicktreibt. Da die Schrau- bengange so enge sind, dass erst bei 50 Umdrehungen derselbeu, der Kolben seinen ganzen VVeg von G Zoll zuriicklegt und der Pumpenstiefel bei 6 Zoll Langc nur 4 Linien inneren Durchmcsser hat, daher eine Atmosphiire nur mit einem Drucko von 1 Pfund auf die Kolbenflache wirkl, so kann man miUclst dieser Pumpe eine sehr grosse Crompression erziclcn. An der Sauginiiudung des Pumpensticfels ist eine Rohre angebracht, wodurch die Ver- bindung desselben mit einer eisernen Flaschc, wie ich sic zur Er- zeugung der iliissigen Kohlensaure beniitze, hergesteilt werden kann. In dieser Flasche wurden friiher mittelst der gewolinlichcn Pumpe die Gase bis zu 130— 150 Atmospharen comprimirt; durch zeilgeimisse.s Oeil'nen und Schliessen des Schraubenhahiies an der Flaschc, wain-end des Punipens gelauglc das Gas in diesem 355 bereits sehr verdichteten Zustande in den Pumpeiistiefel und wurde nnltelst der Schraube in den eigentlichen Recipienten gedriickt. Dieser Apparat gewahrt auch den grossen Vortheil, dass man wahrend des Pnmpens ziemlieh genau erkennen kann, wie hoch der Druck im Recipienten bereits gestiegen , man hort namlich wahrend der Bewegung des Kolbens mittelst der Schraube das Oeffnen des Venlils im Recipienten, und da an dem unteren Ende 0, kupfer nur dem von 800 Atmospharen Widerstand zu bieten "j» Stande war. Wir beseitigten daher jedes Zwischenmefall als » erlag-e xun\ versahcn das neue Vcnlil-Stuck mit einem Conns, »- icr genau m die entsprechende conische Aushohlung des Heci- "en passle. Durch sehr starkes Zusammenschrauben dieser t-n conischen Fliichcn gelang es uns, den Verschluss vollkommen i/'Ustel!cn, so dass selbst bei mehr als 1000 Atmospharen ie geringste Spur des hineingepressten Wassers entwich. a .uertrat ein zweites Hinderniss auf. — Wirbemerkten namlich, So dfirfte dieser Weg zu giinstigen Resultaten fiihren. lane nicht unwichtige Bemerkung niachte ich dieses Jahr, ass namlich fliissige Kohlensaure und fliissiges Stickstofl'oxydul einem weit grosseren Verhiiltniss zusammendruckbar sind, als a. 6 ubl-iScn bekannten Fliissigkeiten. Zu diesem Behufe bog ich innern Durchmesser habende, dickwandige 2 Schuh lange . asrohre ^ der Mitte unler einem schr stumpfen Winkel. Das a ] , Q e **lasrohre wurde zugcschmolzen , wahrend an dem wurd'0" Ende- e'ne MessinSfassnnS "it Schraubenhahn eingefiigt Ul'(e- In die Rolire brachte icli so viel Quecksilber, dass es 358 elnen 2 Zoll langen Faden bildete. Nun stellte ich mittelst der Messinn-fassung cine Verbindung mit einer, fliissige