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ABHANDLUNGEN
DER
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
_ AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN.
ZEHNTEN BANDES
IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVII. BAND.
MÜNCHEN, 1870.
VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
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Inhalt des X. Bandes.
I. und Il. Abtheilung.
Neue Gattungen und Arten von Fischen aus Üentral-Amerika; gesammelt von Moritz Wagner, beschrieben von Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Stein- dachner in Wien. Mit sechs Tafeln Abbildungen ARE :
Ueber die hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen der Se kaderfische in den Staaten Panama und Ecuador. Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s von Moritz Wagner BE . RB P Der
Neue Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte des Mebrschmeinchen, Von Dr. Th. L. W. Bischoff NER an," f
Ueber die geographischen Verhältnisse der Lorbeergewächse von ©. F.. es
Helligkeits-Messungen an zweihundert und acht Fixsternen. Angestellt mit dem Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852 — 1860 von Ludwig Seidel und Eugen Leonhard ee ee
Versuche über die Wasserverdunstung auf besätem und unbesätem Boden. Von August Vogel . EN / 3; Veh;
Das Chronoskop, Instrument zur Be nmung der Zeit der Polhöhe Be Benz. Von ©. A. v. Steinheil. Mit 2 lithogr. Tafeln und 6 Tabellen
Die Grosshirnwindungen des Menschen mit Berücksichtigung ihrer Entwicklung bei dem Fötus und ihrer Anordnung bei den Affen. Neu untersucht und be- schrieben von Dr. Th. L. W. Bischoff. Mit 7 Tafeln
Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreide-Formation im nordwestlichen Böhmen in Vergleichung mit den gleichzeitigen Ablagerungen in Bayern und Sachsen. Von ©. W. Gümbel 4 N...
Beiträge zur Foraminiferenfauna der nordalpinen ocängebilde, Von ©. W. Gümbel. Mit 4 Tafeln
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III. Abtheilung.
Ueber die Naturverhältnisse der verschiedenen Linien, welche für einen Durchstich des centralamerikanischen Isthmus in Vorschlag sind. Von Moritz Wagner
Ueber das Verhältniss der Harnsture und des Guanin’s zur Vegetation. Von August Vogel .
Das bayerische Präeisions-Nivellement. Von Carl Max Bauernfeind
Beiträge zur Anatomie des Hylobates leueiscus und zu einer vergleichenden Anatomie der Muskeln der Affen und des Menschen. Von Th. L. W. Bischoff. Mit 5 Tafeln en Seide 2 ae
Seite
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MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN GVLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
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ERSTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVIT. BAND.
MÜNCHEN, | 1866, VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ. -
ABHANDLUNGEN
DER MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN,
ZEHNTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG.
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ABHANDLUNGEN
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN.
ZEHNTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVII. BAND.
MÜNCHEN, 1866. VERLAG DER K. AKADEMIE, IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
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Inhalt.
Neue Gattungen und Arten von Fischen aus Central- Amerika; gesammelt von Moritz Wagner, beschrieben von Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Stein- dachner in Wien. Mit sechs Tafeln Abbildungen . Se a
Ueber die hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen der Süsswasserfische in den Staaten Panama und Ecuador. Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s von Moritz Wagner :
Neue Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens.. Von Dr. Th. L. W. Bischoff
Ueber die geographischen Verhältnisse der Lorbeergewächse von ©. F. Meissner .
Helligkeits-Messungen an zweihundert und acht Fixsternen. Angestellt mit dem
Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852—1860 von Ludwig Seidel und Eugen Leonhard ;
Seite
115
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Neue
Gattungen und Arten von Fischen
aus Öentral-Amerika;
gesammelt von
Prof. Moritz Wagner,
“ beschrieben von
Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Steindachner,
Assistenten am kaiserl. Hof-Naturalienkabinete in Wien.
Mit sechs Tafeln Abbildungen.
Abh. d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I, Abth. 1
Neue
Gattungen und Arten von Fischen
aus Central- Amerika.
Familie: Sciaenoidei, Cuv. Val.
Gattung: Pristipoma, Ouv. Val. Art: Prast. humäle,. n..Tab..l. Fig. 1.
Char. Summa corporis altitudo ante pinnam dorsalem ad longitudinem piscis totalem = 1: 4.5; aculeus 4us pinnae dorsalis ommium longissimus. 8 D.,12/12 Ar 3/7 01. + OSQUAm tr ;.5 6 19—20
Die Totalgestalt ist gestreckter als bei jeder bisher bekannten Art dieser Gattung und nähert sich hiedurch wie auch durch die Länge der Schnauze jener der Gattung Haemulon. — Die grösste Körperhöhe (bei Beginn der Rückenflosse) ist nahezu 41/2-, die Kopflänge 31/a-mal in der Gesammtlänge enthalten; die kleinste Körperhöhe am Schwanze erreicht kaum !/3 der grössten. Bei den gestrecktesten, früher bekannten Arten, wie Prist. crocro C. V., welcher unsere Art auch am nächsten steht, beträgt die grösste Höhe nur !/a der Totallänge.
Die Profillinie des Kopfes fällt vom Hinterhaupte nach vorne
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gleichmässig in schiefer gerader Linie ab bis gegen das stumpf abge- rundete Schnauzenende. Der Durchmesser des fast kreisrunden Auges verhält sich zur Kopflänge wie 1:5 (bei Pr. crocro wie 1 : 41/2) und gleicht der Stirnbreite zwischen den Augen. Die weite Mundspalte ist mit dicken Lippen versehen und reicht bis unter das vordere Drittel des Auges (bei Pr. crocro bis unter den vorderen Augenrand). Der etwas vorstreckbare Zwischenkiefer und der Unterkiefer sind mit einer breiten Binde dicht stehender Zähnchen von gleicher Grösse besetzt. Am Kinne liegen zunächst der Symphyse 2 kleine Poren, und weiter zurück mün- den 2 andere in einer grossen medianen Grube. Die Länge der Schnauze beträgt bei 11a Augendurchmesser. Der senkrecht stehende Rand des Vordeckels ist so wie die Suprascapula deutlich gezähnelt, der Deckel nach hinten in 2 kaum merkliche Spitzen vorgezogen und mit einem Hautanhange versehen. Der Vorderrücken steigt bis zu Anfang der Dorsale in stärkerem Bogen an, senkt sich aber dann sogleich mässig bis zu Ende der genannten Flosse.
Der Rand der Rückenflosse ist zwischen ihrem stacheligen und gliederstrahligen Theile stark eingebuchtet. Die Stacheln sind ausge- zeichnet heteracanth aber von nur geringer Höhe; der 4. und höchste misst kaum Yıo der Totallänge (bei Pr. crocro ist der 5. Stachel der höchste), die folgenden bis einschliesslich dem 10. nehmen allmälich an Länge ab, der 11. und 12. aber wieder etwas zu. Unter den Glieder- strahlen der Dorsale erreichen der 2. und 3. die grösste Höhe, welche der des 4. Stachels beinahe gleich kommt. — Von den 3 Stacheln der Afterflosse zeichnet sich der 2. durch Länge und Stärke aus, indem er hierin jene der Dorsale um das dfache übertrifft (bei Pr. crocro ist er noch mächtiger); er erreicht etwas über halbe Kopf- und !s der Totallänge. Die Länge des 1. Stachels beträgt nur Y/s, die des 3. aber ?/3 seiner Länge; an Stärke sind dagegen alle 3 nur wenig verschieden und noch ausgezeichneter heteracanth als jene der Dorsale.
Brust- und Bauchflossen sind gleich lang und ihre längsten Strahlen beiläufig 6°/-mal in der Gesammtlänge des Fisches enthalten ; der 1. gegliederte Ventralstrahl ist in einen kurzen Faden verlängert. Die Strahlenzahl dieser Flossen ist: P. 2/14, V. 1/5. — Die Schwanz- flosse enthält 17 Hauptstrahlen, von denen 15 getheilt sind; sie ist
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grösstentheils überschuppt und ihr Rand schwach concav (nicht wie bei Pr. crocro gerade abgestutzt), die Seitenlinie setzt sich über ihre halbe Länge fort.
Der gliederstrahlige Theil der Rücken- und Afterflosse sind längs der Basis von einer Schuppendecke umgeben, über welche hinaus nur einige Schuppen noch auf der Flossenhaut zwischen den Strahlen liegen; eben so ist auch die Basis der Bauchflossen überschuppt. — Alle Schuppen sind ctenoid, mit Ausnahme der unterhalb der Augen gelege- nen, welche glatte Ränder zeigen.
Die Analgrube liegt nahe vor dem After, hinter diesem ragt eine kurze Urogenitalpapille vor. — Die Pseudobranchien sind gross, kamm- förmig; die vorderen Rechenzähne mässig lang, stumpfspitzig. Der Ma- gen bildet einen ziemlich grossen Sack, am Pylorus hängen jederseits 3 Blinddärme von ansehnlicher Länge; der rechte Leberlappen ist grösser als der linke. Die sehr grosse, einfache und dünnwandige Schwimm- blase nimmt fast die ganze Länge der Bauchhöhle ein. Die beiden Ho- den sind schmal, lang und reichen nach vorne fast bis zum Pylorus.
Färbung. Die ganze Rückenseite bräunlich, ins Goldgelbe spie- lend, Flanken und Bauch weiss, gegen den Schwanz mit gelblichem, gegen den Kopf mit grünlich blauem Anfluge; Rücken- und Schwanz- flosse schmutzig braun ins Schwärzliche, After-, Brust- und Bauchflossen gelblich, nirgends Flecken oder Zeichnungen.
Das einzige Exemplar stammt aus dem Rio Bayano, der auf der Landenge Panama in das stille Meer mündet.
Familie: Mugiloidei, Cuv. Val. Gattung: Dajaus, Cuv. Val.
Diese Gattung wurde zwar neuerlich von Günther eingezogen, indem er sie mit Cestraeus und Nestis Cuv. Val. in Ein Genus vereinigte, für welches er den Bennet’schen Namen Agonostomus (abgeändert in Agonostoma) wählte (s. Catalog. of the Acanthopter. Fishes in the Collect. of the British. Mus. III); doch behalten wir sie vorläufig hier bei, und indem später die Gründe gegeben werden, wesshalb wir dem Vorgehen Günther’s nicht beipflichten, lassen wir früher die Beschreibung einer neuen Art folgen, welche nebst 2 bereits bekannten uns vorliegt.
1. Art: Daj. elongatus, n. — Taf. 1. Fig. 2.
Char. Altitudo corporis ad longitudinem totalem: 1:6; squamae longit. 42, tramsvers. vel verticales 11.)
In der nasenförmig vorspringenden Schnauze, deren Länge nach dem Alter sich ändert, hat diese Art Aehnlichkeit mit dem von Günther (l. c. pag. 463) aufgestellten Agonostoma nasutum, weicht jedoch von ihm, wie auch von den übrigen Dajaus-Arten durch die gestreckte Gestalt und auffallend geringe Körperhöhe ab, welche sogar etwas über 6-mal in der Gesammtlänge begriffen ist. Die Kopflänge beträgt !/; der Körperlänge, die grösste Dicke desselben zwischen den Deckeln ?/ seiner Länge. Der Durchmesser des Auges kommt 1/s der Kopflänge gleich, jedoch ohne Hinzurechnung der Oberlippe; sein Ab- stand vom Schnauzenrande beträgt 1'/a Diameter und eben so viel die Stirnbreite zwischen den Augen; die Stirn daselbst ist schwach gewölbt. — Der obere Mundrand wird blos vom Zwischenkiefer gebildet, über und hinter welchem der schmale Oberkiefer vom Suborbitalringe und der dicken, weit vorspringenden Oberlippe verdeckt liegt. Letztere bildet einen dreieckigen Lappen mit vorragender stumpfer Spitze, so dass der Mund unterständig wird und seine Winkel senkrecht unter die Mitte des Auges zu liegen kommen. Der Praeorbitalknochen ist am hintern Rande fein aber undeutlich gezähnelt. Kiefer, Vomer und Gaumenbeine sind mit schmalen Binden kurzer, dicht gedrängter Spitzzähne besetzt. Der dicke breite Lippenanhang setzt sich seit- lich bis an das Ende des Öberkiefers, somit fast bis unter die Mitte des Auges fort. Da der Zwischenkiefer nach abwärts vorschiebbar ist, so entsteht dann zwischen dem Schnauzenrande und der Öberlippe eine tiefe breite Furche. Die Poren des am Unterkiefer verlaufenden Astes der Kopfkanäle geben jenen bei Dajaus monticola an Grösse nicht nach.
Die 1. Rückenflosse beginnt vor halber Körperlänge und ist deutlich heteracanth, die 3 ersten ihrer 4 Stacheln sind dick und kräftig, ihre Höhe erreicht nicht ganz die 1/2 Kopflänge und wird von der 2.
1) Da diese Gattung einer sichtbaren Seitenlinie ermangelt, so bezieht sich die Schuppenzahl der Länge nach auf die Reihe vom obern Winkel der Kiemenspalte bis zur Basis der Cau- dale, die quere und senkrechte auf die Zahl der Schuppen über den Bauchflossen, bis zum Rückenprofile.
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Dorsale bedeutend übertroffen. Von den 9 Strahlen der letztern sind 8 gegliedert und 7 von diesen auch doppelt und mehrfach getheilt. Die Brustflossen reichen zurückgelegt bis unter den Anfang der 1. Dorsale, der erste und längste ihrer 14 Gliederstrahlen bleibt ungetheilt. Die Bauchflossen (1/5) entspringen unter der Mitte der pectoralen und reichen mit den Spitzen ihrer breiten und vielfach getheilten Glie- derstrahlen bis unter das Ende der 1. Dorsale zurück. Die Analflosse mit 3/9 Strahlen beginnt etwas vor der 2. D., ihre höchsten Strahlen kommen den längsten der Pect. gleich, die Caudale enthält 14 ganze Strahlen nebst 2 kürzeren gegliederten und einigen Stützen in jedem Lappen; die beiden Hauptstrahlen sind fast von Kopfeslänge, die mitt- leren um die Hälfte kürzer, beide Lappen gleich lang.
Die Schuppen sind ctenoid und zeigen denselben Bau wie bei Mugiloiden überhaupt, die grössten und zwar 1 Augendiameter gleichen liegen seitlich am Vorderrumpfe. Die für die ganze Familie, besonders aber für Dajaus bezeichnende Spornschuppe längs der Basis der 1. Dorsale reicht vom 1. bis 4. Strahle zurück. Eine kürzere Spornschuppe steht auch über der Basis der Bauchflossen und zwischen ihnen ist überdiess die Haut, welche die innersten Strahlen beider Flossen mitsammen und mit der Bauchhaut verbindet, mit spornähnlichen Schuppen besetzt. — Mit Ausnahme der 1. Dorsale sind alle übrigen Flossen mehr und min- der überschuppt, und zwar mit kleinen schmalen, öfters sich lang- streckenden Schuppen. Diese reichen bei der 2.D. der A. und C. fast bis zur halben Länge der Strahlen, bei den Brust- und Bauchflossen überkleiden sie aber nur deren vordere und ventrale Fläche, der After liegt nahe vor der Anale.
Die Kiemenspalte ist sehr gross und die Kiemenhöhle um so weiter und tiefer, als die schön gefaltete Haut des oberen Theiles der vor- deren Kiemenbogen mit starker Wölbung sich in eine entsprechende Vertiefung des Schlundes jederseits hineinlegt. Es wäre von Interesse, diese eigenthümliche Bildung und Auskleidung der Schlundregion, welche noch complieirter und auch etwas abweichend von der bei Mugiloiden überhaupt vorkommenden erscheint, einer näher eingehenden Unter- suchung zu unterziehen, als sie im vorliegenden Falle füglich stattfinden konnte. — Die fransigen Pseudobranchien sind schön und ziemlich gross.
Färbung. Die ganze Rückenseite grünlich grau, die Bauchfläche gelblich weiss; der hintere Rand der Schuppen ist etwas dunkler als die übrige Fläche, übrigens fehlt jede Farbenzeichnung.
Das grössere der beiden Exemplare misst in der Gesammtlänge 9‘ W. M.; sie stammen aus Neu-Granada.
2. Art: Daj. monticola, Cuv. Val. Syn. Agonostoma monticola, Günth. Catal. of the Acanthopt. III. pag. 464.
Von dieser Art liegt uns nur 1 Exemplar von 8° Länge aus Neu- Granada vor, welches völlig mit der in der Histoire de poissons ent- haltenen Beschreibung und auch mit Günther’s Angaben überein- stimmt. — Die grösste Körperhöhe über den Bauchflossen ist 41/3-mal in der Totallänge enthalten und übertrifft die Kopflänge, welche fast genau 1/5 jener beträgt. Der Durchmesser des Auges ist = Ya der Kopflänge, die Stirnbreite 1/2, der Abstand von der Schnauzenspitze mehr als 1 Diameter. Stirn und Scheitel sind viel gewölbter als bei der vorigen und der folgenden Art, die Nase daher stumpfer und das Profil bis zum Schnauzenrande mehr convex. Die 1. Dorsale beginnt auch hier vor halber Körperlänge.
1. D. 4, 2. D. 1/8, A. 3/9, Squam. longit. 42—43, transv. 12.
3. Art: Daj. nasutus, n. Syn. Agonostoma nasutum Günth. 1. c. pag. 463.
Die Körperhöhe, auch hier über den Bauchflossen gemessen, beträgt bei dieser Art nur wenig über 1/;s der Totallänge und kommt jener des Kopfes gleich, die dagegen das doppelte der Breite zwischen den Deckeln ausmacht. Der Augendurchmesser ist nahezu — !/ı Kopflänge, die Stirn- breite = 1!/a Augendiametern und — dem Abstande des Auges von der Schnauzenspitze. Die Mundbildung und Bezahnung der Kiefer und des Gaumens verhält sich wie bei D. elongatus, die Mundspalte reicht jedoch nicht bis unter die Mitte des Auges zurück ; der Praeorbitalknochen ist am Rande deutlicher gezähnelt als bei D. elongatus. — Die 1. Dorsale beginnt genau in halber Körperlänge, die Brust- und Bauchflossen sind weniger zugespitzt als bei D. elongatus, die Zahl ihrer Strahlen aber dieselbe, die Hauptstrahlen der Caudale erreichen auch hier Kopfeslänge,
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und längs der Seiten des Körpers liegen gleichfalls 42, in der Höhe über den Bauchflossen 11 Schuppen. Diese Gleichheit der Schuppen- zahlen ist allerdings insofern auffallend, als D. elongatus eine bedeutend gestrecktere Gestalt besitzt. Ob etwa diese so variabel und hierin viel- leicht ein Sexualunterschied zu suchen sei, muss zweifelhaft bleiben, da uns nur ein Unicum dieser Art vorliegt und ausserdem auch noch an- dere nicht unwesentliche Differenzen sich ergeben. !)
Das 7 5°“ lange Exemplar stammt von der Westküste Panama’s.
Dass die 3 vorhergehenden Arten einer und derselben Gattung an- gehören, kann nicht im Mindesten zweifelhaft sein; und es handelt sich nur darum, ob man bezüglich ihres und der 3 andern genannten Gat- tungen Fortbestandes der Ansicht Günther’s sich anschliessen soll.
Bei allen 3 Arten von Dajaus ist die Mundbildung und Bezahnung jener sehr ähnlich, welche Günther l. c. pag. 460 von Mugil probo- scideus aus Üentralamerika abbildet und die er namentlich mit der von Cestraeus plicatilis Cuv. Val. = Agonostoma plicatile Günth. von Celebes stammend vergleicht. Jedoch sprechen gegen Günther’s An- sicht folgende Gründe. 1) Die Gattung Cestraeus Cuv. Val. trägt blos im obern Mundrande Zähne, der 4. Stachel der 1. Rücken- flosse ist verlängert, sie besitzt 2 Appendices pyloricae und gehört nur der Südsee an. 2) Bei Nestis Cuv. Val. bedeckt nach den in der Hist. des poissons enthaltenen Angaben das Praeorbitalstück nicht mehr den ganzen Öberkiefer und die Bezahnung wechselt nach den Arten; bei einer sind Zwischen- und Unterkiefer, Vomer und Flügelbeine bezahnt, bei einer zweiten aber nur Zwischenkiefer und Vomer, bei keiner aber die Gaumenbeine und die dicke Unterlippe bildet einen schneidenden Rand. Ueber letztern Umstand schweigt Günther bei den zur Gattung Agonostoma gezogenen beiden Arten: Nestis cyprinoides (= Agonost. Telfairüi Benn.) und dobuloides Cuv. Val., und gibt nur in der Synopsis
1) Man könnte vielleicht auch vermuthen, dass unser D. elongatus etwa ein „Kümmerer“ wäre, deren häufigeres Vorkommen bei Fischen jüngst erst von Siebold nachwies (in dessen Süsswasserfischen Mitteleuropas), doch wäre es dann auffallend, dass zwei Kümmerer und nur 1 normales Exemplar vorliegen würden.
Abh.d.II. Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 2
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der Mugiloiden-Gattungen auf pag. 409 überhaupt als Merkmale an: „Rand der Unterlippe abgerundet und Zähne wenigstens im Oberkiefer.‘‘ Diese 2 Merkmale genügen ihm zur Construction des Gattungs-Charak- ters von Ayonostoma. — Bei solchem Verfahren erscheint es zwar leicht erklärlich, dass viele bisher aufgestellte Gattungen aus dem Systeme wieder gestrichen werden können, schwerer dagegen, wesshalb conse- quenter Weise nicht noch mehr cassirt werden.
Denn unseres Ermessens liegt die grosse Schwierigkeit, die sich dem Systematiker entgegen stemmt und die bisher noch nicht zu be- heben ist, gerade in der Beantwortung der Fragen: ‚Was ist berechtigte Consequenz, welche sind die logisch nöthigenden Gründe, welche die Principien, denen die Systematik unabänderlich zu folgen hat, welche die Merkmale, die allein zur Feststellung scharf abgegränzter Begriffe und Charaktere geeignet sind?“ — So lange die entscheidende Antwort auf diese Fragen fehlt, dürfte es noch häufig bedenklich erscheinen, das schon wieder vereinigen zu wollen, was kaum durch sorgsame Beobachtung als different auseinander gelegt wurde. Unsere Zeit hat noch gar viele analytische Arbeit vor sich und erst wenn diese abge- than, kann die synthetische mit Aussicht auf dauernden Erfolg beginnen. Wir sind zwar gleichfalls überzeugt, dass in Zukunft das System ungleich einfacher werden wird, als es dermalen ist, und dass vielleicht Hunderte von Gattungen und Arten aus ihm verschwinden, die wir derzeit noch als solche anerkennen, doch gehört unsere Thätigkeit eben der Gegen- wart an und wir halten uns nicht für befähigt und daher auch nicht für berechtigt, unserer Zeit vorzugreifen, ausser wenn bereits zwingende Gründe vorliegen, welche die Einziehung von Gattungen und Arten erheischen. Solche vermögen wir aber im vorliegenden Falle vorerst nicht herauszufinden und wollen demnach die Gattung Dajaus lieber noch im Systeme fort anerkennen, als mithelfen, sie um ihre vielleicht berechtigte Existenz zu bringen.
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Familie: (Chromides.
Gattung: Heros, Heck. 1»Art: Her. attifrons, n. — Tat. II. Fig.-1.
Char. Caput ab occipite versus os valde dechivum, exinde rostrum productum, capitis longitudo altitudini fere aequalis, labium inferius bilobum; — corpus 4 nigra notatis cinctum, insuper pumctulis coeruleo- albicantibus ad- spersum; pinna caudalis truncata.
D. 16/11, A. 5/8—9.
5 taenüs verticalibus obscure fuscis, in medio macula
Obwohl diese Art mit mehreren der von Günther in seinen Ca- talog aufgenommenen nahe verwandt ist, und zwar namentlich durch Schuppenzahl, perlfarbige Puncte am Rumpfe und schwärzliche Vertikal- binden zunächst mit H. margaritifer von Guatemala, so weicht sie doch in manchen Puncten so ansehnlich ab, dass wir sie, so lange directe Uebergänge nicht nachgewiesen sind, vorerst als nova species glauben ansehen zu dürfen, welche sich insbesondere durch die Haemulon-ähn- liche Kopfform vor den übrigen zahlreichen Arten dieser Gattung aus- zeichnet.
Die grösste Kopfhöhe ist bei jüngeren Individuen seiner Länge nahezu gleich, bei älteren aber etwas geringer und wird von der grössten Leibeshöhe, die 1/3 oder etwas über !/s der Gesammtlänge ausmacht, nur wenig übertroffen. Das Kopfprofil fällt zwar nach vorne steil ab, erscheint aber gleichwohl als concave Linie, deren tiefster Punct zwi- schen die Augen fällt. Der vordere Augenrand liest genau in halber Kopflänge, daher die Schnauze stark verlängert ist. Der Durchmesser des Auges beträgt /4—!/s der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen bei- den bei älteren Individuen 11/2 Augendiameter, (bei jungen bedeutend weniger); die Breite zwischen den Kiemendeckeln kommt der halben Kopflänge fast gleich.
Die Wangen sind mit 4—5 Schuppenreihen bedeckt. Der Mund ist seitlich compress, Ober- und Unterlippe dick und wulstig, letztere in
der Mittellinie gespalten. Diess findet zwar bei vielen andern Arten D#
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auch statt, doch ist es für die vorliegende bezeichnend, dass die beiden Lappen zunächst der Symphyse am längsten sind und gegen die Mund- winkel schmaler werden, während bei andern Arten jeder Lappen in seiner Mitte am breitesten ist. — Die Zähne sind kegelförmig, ziemlich klein, gelblich und an den Spitzen braun gefärbt. Der Zwischenkiefer enthielt blos in äusserer Reihe, der Unterkiefer aber in den 2 vorderen etwas stärkere Zähne als in den übrigen Reihen. — Der untere Schlund- knochen stimmt in Totalgestalt und Form der Zähne besser zu Heckel’s Abbildung von Acara als zu Heros, indem er mehr ein gleichseitiges als gleichschenkeliges Dreieck darstellt, das nur in kurze seitliche Ge- lenkarme ausläuft und viel dichter bezahnt ist als bei Heckel’s Fi- guren, die überhaupt in diesem Falle nicht genau sind. Die Zähne stehen äusserst dicht gedrängt, alle gegen die Ränder zu gelegenen Reihen sind fein und spitz, blos die mittleren 4 Reihen enthalten grössere kuglig abgerundete und braun gefärbte Pflasterzähne. — Von einer me- dianen Naht dieses Schlundknochens ist keine Spur sichtbar; fransige Pseudobranchien fehlen.
Die Profillinie des Rückens ist nur schwach gekrümmt. Die Stacheln der heteracanthen Dorsale nehmen vom 1. bis zum letzten allmählich an Höhe zu, so dass der letzte beinahe */s der Kopflänge erreicht. Von den 11 Gliederstrahlen erreicht der 6. die grösste Höhe, die 1/s der Totallänge des Fisches beträgt, die folgenden nehmen wieder stufenweise an Länge ab. Die ausgezeichnet heteracanthe Afterflosse beginnt dem vorletzten Dorsalstachel gegenüber; ihre längsten Strahlen sind der letzte stachelige und der 4. gegliederte, der beinahe a Kopflänge misst. Die, so wie bei den meisten Chromiden hinter den Stacheln der Rücken- und Afterflosse abstehenden spitzen Hautlappen bilden wahre, von Faser- strahlen durchzogene Fähnchen, wie diess auch bei Labroiden u. a. der Fall ist. — Die etwas hinter den Brustflossen stehenden Ventralen mit 1/5 Strahlen reichen bis zur Analgrube zurück, mit Ausnahme des 1. Gliederstrahles, weicher fadig verlängert die Basis des 2. und 3. Anal- stachels erreicht. Die Brustflossen, mit 13 Strahlen messen kaum Ys der Gesammtlänge. Die Caudale enthält 16 wahre Strahlen und einige Stützen, ist schwach abgerundet, oder bisweilen fast senkrecht abge- stutzt, nie aber eingeschnitten, wie diess Günther bei H. margaratifer
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angibt und fast ihrer !/ Länge nach fein überschuppt. Der stachelige Theil der Rücken- und Afterflosse bleibt schuppenfrei, dagegen halten 4—5 Schuppenreihen die Haut zwischen je 2 ihrer Gliederstrahlen be- setzt. Die Basis beider Flossen ist in eine niedere fein überschuppte Hautscheide eingesenkt. Die Schuppen des Rumpfes und ihre Structur verhalten sich wie bei andern Arten. Der obere und vordere Theil der Seitenlinie verläuft über 19—20, der hintere untere über 12 —13 Schuppen; in der Höhe vom 1. Ventral- bis zum 4. Dorsalstachel liegen 16'/2 Schuppen. Von den Schuppen des Rumpfes sind jene vom Isthmus bis zu den Bauchflossen gelegenen die kleinsten.
Färbung. Grundfarbe schmutzig hellbraun, gegen den Rücken etwas dunkler; 4—5 dunkelbraune Binden ziehen quer über die Seiten des Rumpfes, vor ihnen liegt am Hinterhaupte noch eine kürzere, welche in gleicher Höhe mit dem unteren Augenrande auf dem Deckel endet; meist aber nur schwach ausgebildet ist. Jede Binde ist nahezu in halber Körperhöhe selbst wieder mit einem schwarzbraunen Augenflecke geziert und öfters ist ein ähnlicher grosser Fleck in der unteren Hälfte der 2. Binde sichtbar. Ausserdem schmücken den ganzen Körper (mit Aus- nahme der paarigen Flossen und des stacheligen Theiles der Dorsale und Anale) zerstreute weisslich- oder hellblaue perlenförmige Puncte.
Wir untersuchten 8 Individuen von 4?/3 bis zu 8° Länge; sie stam- men aus Neu-Granada.
2. Art: Her. Sieboldii, n. — Taf. I. Fig. 2.
Char. Rostrum obtuse rotundatum, frons valde convexa, capitis longitudo ad totalem = 1 : 4; — trunci latera 5—6 ocellis magnis obscuro- fuseis notata, saepe cum maculis ejusdem coloris in fascias transver- sales dilutas coalitis, membrana pinnarum verticalium punctulis nigris seriatim positis ornata; — pinna caudalis subrotundata.
DEZE ABS V. N PLLl4..C. 15.
Die Totalgestalt ist Sparus-ähnlich, die Schnauze stark gewölbt und stumpf abgerundet, die Profillinie des Kopfes wie des Rückens gleich- mässig sanft gebogen; die Kopflänge nahezu = Yı, die Körperhöhe etwas mehr als !/s der Totallänge. Das ziemlich hoch stehende Auge
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hält die Mitte der Kopflänge besetzt, sein Durchmesser ist bei Jüngeren 4, bei Aelteren 5 mal in jener enthalten. Die Stirnbreite zwischen den Augen schwankt gleichfalls nach dem Alter bedeutend, von 1/2 (bei jungen) bis 21/2 Diameter (bei den grössten Individuen). Die klei- nen, einfachen Narinen liegen den Augen etwas näher als der Schnau- zenspitze. Die Breite des Kopfes (zwischen den Deckeln) nimmt nach dem Alter bis zu °/s seiner Länge zu und darnach erscheint auch die Schnauze um so dicker und rundlicher. Die Länge der Mundspalte übertrifft kaum 1 Augendurchmesser, die Lippen sind mässig wulstig; die Unterlippenfalte verschwindet gegen die Symphyse völlig und zeigt auch gegen die Mundwinkel nur einen geringen Grad der Ausbildung. Zwischen- und Unterkiefer enthalten in äusserer Reihe 10—12 grössere Zähne als andere Arten deren besitzen, die überdiess fast wie Schneide- zähne breit sind, aber mit tief braun gefärbten Spitzen enden; die Zähne der inneren Reihen sind hingegen äusserst klein. Die Schlundknochen wie bei der vorhergehenden Art. — Die Dorsalstacheln nehmen bis zum letzten allmählich an Länge zu, doch kommt letztere selbst bei diesem nur 2 Augendurchmessern gleich; nach hinten sind sie mit ziem- lich langen faserstrahligen Fähnchen behängt. Die Gliederstrahlen er- heben sich rasch bis zum 5., dessen Höhe °/r der Kopflänge erreicht und nehmen dann eben so rasch bis zum letzten an Höhe ab. Die 5 Stacheln der Anale werden gleichfalls bis zum letzten stufenförmig länger und sind gleich jenen der Rückenflosse in nicht ausgezeichnetem Grade heteracanth. Ihr gliederstrahliger Theil erhebt sich weit über den stacheligen, schon der 1. Gliederstrahl ist fast doppelt so lang als der 5. Stachel; am längsten sind aber der 3. und 4., welche nur wenig kürzer als der höchste Dorsalstrahl bleiben. Letzterem kommen auch die mittleren Strahlen der abgerundeten Brustflossen an Länge gleich. Die Ventralen reichen mit der fadig verlängerten Spitze ihres 1. Glie- derstrahles zwar weiter als die Brustflossen zurück, aber nicht bis an die Basis der Anale. Die Länge der schwach abgerundeten Schwanz- flosse übertrifft etwas 1/; der Totallänge. — Die Analgrube liegt hier nahe vor der Afterflosse und knapp vor ihr eine kurze Urogenitalpapille.
Die Oberseite des Kopfes bis zum vordern Augenrande, Zwischen- und Unterdeckel sind beschuppt, auch die Wangen bedecken 5 Reihen
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ziemlich grosser Schuppen. Die grössten Schuppen, welche ?/3 eines Augendiameters erreichen, halten die Setien des Rumpfes besetzt, die an der Brust und dem Vorderbauche bis zu den Ventralen liegenden sind ausnehmend klein. Von der Kiemenspalte bis zur Caudalbasis liegen in einer Längsreihe 30— 32, in der Höhe zwischen dem Ursprunge der Bauchflossen und der Dorsalbasis 16 Schuppen, (wobei die den Stacheln zunächst gelegenen 2—3 Reihen kleiner Schüppchen nicht mit- gezählt sind). Die Seitenlinie ist wie bei allen unterbrochen, ihr oberer, vorderer Theil senkt sich gegen die Kiemenspalte etwas, so dass daselbst über ihr noch 5 und 4 Schuppenreihen liegen, während weiter zurück deren nur 3 Raum haben. Er erstreckt sich über 22 Schuppen, das hintere Ende der Seitenlinie liegt 2 Schuppenreihen tiefer in halber Höhe des Schwanzstieles und läuft über 12—14 Schuppen. — Das fest- sitzende Ende der Schuppen zeigt 14—16 Radien, die am Rande eben so viele Einkerbungen bilden; der hintere freie Schuppenrand ist fein gezähnelt, blos die Schuppen des Kopfes sind ganzrandig und die con- centrischen Ringe erstrecken sich bei ihnen über die ganze Fläche.
Die Grundfarbe des Körpers ist hellbraun mit einem Stich ins Röth- liche, am Rücken etwas dunkler, die Mitte jeder Schuppe mit einem schwärzlichen Puncte versehen, welche längs der Seiten des Rumpfes eben so viele Längsstreifen bilden, als Schuppenreihen hier liegen. Ueberdiess sind die Achsel der Brustflossen und die Seiten in halber Höhe mit 5—6 grossen verschwommenen Flecken von dunkler Färbung und öfters mit ähnlichen kleineren am vorderen Theile der Seitenlinie geziert, welche letztere bisweilen mit den unter ihnen liegenden grossen Flecken in schwach angedeutete Binden verschmelzen. Die Haut der Rücken-, After- und Schwanzflosse schmücken schwarze, in Längsreihen geordnete Puncte. Brust- und Bauchflossen sind blaulich schwarz, letztere an der Basis gelblich, beide nicht punctirt.
Die Totallänge der 11 uns vorliegenden Exemplare schwankt von 5—8 Zoll W. M.; sie stammen aus Neu-Granada und vom westlichen Abhange der Panama-Landenge.
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Gattung: Acara, Heck. Art: Ac. coeruleopunctata, n. sp.? — Taf. U. Fig. 3.
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = 4 : 1, ad corporis altitudinem = 3 : 1; — corpus punetulis cyaneis, saepius in strias oblongas coa- lescentibus obsitum, insuper 3—4 taenüs verticalibus et 1 vel 2 ocellis fusco-nigris lateralibus ornatum ;
D. 15/10, A. 3/8—9.
Wir führen diese Art nur als zweifelhaft neue vor, da sie vielleicht nur eine Varietät von Acara pulchra Günth. ist, welche selbst wieder synonym ist mit Cychlasoma pulchrum Gill (Fresh - water Fishes of Tri- nidad, pag. 22) und Chromis rivulata Günth. (Zool. Proceed. 1859). Sie stimmt in Färbung, Schuppenzahl u. s. w. völlig mit ihr überein, doch geben beide Autoren ausdrücklich die Zahl der Dorsalstrahlen zu 13/11 an, und Günther bemerkt ausserdem, dass die Zahl der Schup- penreihen an den Wangen zwischen 3 und 4 schwanke, wie diess auch bei unserer fraglichen Art der Fall ist. Um die Hebung dieser Zweifel zu ermöglichen, geben wir die naturgetreue Abbildung und ausführlichere Beschreibung derselben.
Die Gesammtlänge verhält sich zu der des Kopfes bei grösseren Individuen wie 4 : 1 (bei jüngeren ist wie gewöhnlich der Kopf relativ grösser), zur Körperhöhe wie 3 : 1. Die Profillinie des Kopfes bildet bis zu den Augen einen gleichmässigen Bogen, fällt aber vor diesen steil ab; die Schnauze ist stumpf, die Gegend vor den Augen flach und etwas eingedrückt. Die Augen stehen genau in halber Kopflänge, von welcher ihr Diameter Yı und noch etwas weniger ausmacht; die Breite der Stirn zwischen ihnen erreicht 11/a—?”/s ihres Durchmessers. Die Mundspalte reicht nicht bis unter den vordern Augenrand, die Lippen sind mässig entwickelt, das Segel der Unterlippe verschwindet in der Nähe der Symphyse gänzlich, die sehr kleinen Zähne stehen im Zwischen- und Unterkiefer dicht gedrängt, ziemlich breite Binden bil- dend, nur jene erster Reihe sind etwas grösser und stärker. — Sehr auffallend sind bei dieser Art die grossen Poren des Systems der Kopf- canäle, die schon Heckel bei der Gattung Acara überhaupt im
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Vergleich zu Heros, wo sie unscheinbar klein sind, hervorhebt; nament- lich zeichnen sich die 4—5 längs des Vordeckels befindlichen und 3 an jedem Unterkieferaste durch Grösse aus; etwas kleiner sind jene des Suborbitalringes und des ansehnlichen Praeorbitalknochens.
Die Stacheln der Rückenflosse nehmen stufenweise an Länge zu, so dass der letzte zwar 3mal so hoch als der 1. ist, aber dennoch kaum !/s der Totallänge übertrifft; von den 10 Gliederstrahlen sind der 4. und 5. zusammen in einen Faden verlängert, dessen Länge jedoch nur bei 1 Individuo (Männchen ?) so bedeutend ist, dass derselbe die halbe Körper- länge erreicht und zurückgelegt über («ie Spitzen der gleichfalls ver- längerten Caudale hinausreicht. Die Afterflosse beginnt gegenüber dem letzten Dorsalstachel und ist ausgezeichnet heteracanth; auch ihr 4. Gliederstrahl ist fadig verlängert und reicht bei allen Exemplaren über die halbe Länge der Caudale zurück. Die den Dorsal- und Analstacheln anhängenden Fähnchen sind von sehr deutlichen Faserstrahlen durch- setzt. — Von den 13 Strahlen der Brustflossen reichen die mittleren und längsten bis unter das Ende des vordern Theiles der Seitenlinie. Der erste Gliederstrahl der Bauchflossen (mit '/;s Strahlen) ist gleichfalls in einen Faden verlängert, der stets bis unter die Stacheln oder selbst bis zu den Gliederstrahlen der Anale reicht. Von den 16 wahren Strahlen der Schwanzflosse sind der 5. bis 7. eines jeden Lappens die längsten, daher die Flosse eingebuchtet erscheint.
Vordeckel, Schnauze und Kiefer sind überschuppt, der übrige Kopf aber mit grossen, meist ganzrandigen Schuppen bedeckt; an den Wangen liegen 3 (selten 4) Reihen schwach gezähnelter Schuppen, während jene des Rumpfes deutlich gezähnelt sind. Längs des Rumpfes. zählt man bis zur Basis der Caudale 25—28 Schuppen in der Reihe und 12 über- einander an der Stelle der grössten Körperhöhe; der vordere Theil der unterbrochenen Seitenlinie erstreckt sich über 17, der hintere um 2 Schuppenreihen tiefer liegende über 9 Schuppen. Sämmtliche Flossen, mit Ausnahme der Caudalbasis sind unbeschuppt, auch fehlt die kleine beschuppte Einfalzung an der Basis der Rücken- und Afterflosse, welche bei der Gattung Heros vorhanden ist.
Die Grundfarbe erscheint gelblichbraun, am Rücken dunkler, am
Bauche heller; mit Ausnahme der Brust- und Bauchflossen, sowie des Abh.d. II.Cl.d. k.Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 3
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stacheligen Theiles der Dorsale und Anale, ist der ganze Körper mit zahlreichen himmelblauen Puncten besät, welche sich an den Wangen öfters zu schief verlaufenden längern Streifen vereinigen. Ueberdiess erstrecken sich 3—5 breite aber undeutliche Vertikalbinden von brauner Farbe bis gegen den Bauch herab. Vom hintern Rande des Auges läuft zum Winkel des Vordeckels ein schmaler schwärzlicher Streifen; in halber Körperhöhe liegt ein grosser schwarzbrauner Augenfleck, der ebenfalls blau punctirt ist. Ein ähnlicher dunkler aber kleinerer Fleck ziert auch bisweilen die vorgezogene Spitze des gliederstrahligen Theiles der Rücken- flosse, so wie das Ende des Schwanzstieles. Bei einigen Exemplaren ist auch die Flossenhaut der Caudale gegen den Rand zu mit 3—4 Reihen blaulichweisser Puncte geziert, die aber bei anderen fehlen.
Die Zahl der untersuchten Exemplare beträgt 9, ihre Grösse differirt von 4!/a bis 6!/3“ W. M., sie stammen aus dem Rio Chagres und vom westlichen Gehänge der Andes.
Familie: Eleotrini. Gattung: Eleotris, Gron. Art vElnpictus,'n. Sp? NakrHikiEFigHk Char. Altitudo corporis ad longitudinem totalem = 1: 6—T, vomer et palatum
edentula, pinna dorsalis secunda altior quam prima, corpus infra nu- merosis maculis et strüs albidis ornatum; Squam. lateral. 60.
8210 15 Domal Dei 18-90 AAN P. 18, Mas; CIE « 5—6
Die geringe Anzahl der bisher aus Amerika bekannten Arten dieser Gattung, welche vorzüglich der östlichen Hemisphäre angehört und am stärksten in Indien vertreten ist, wird durch die vorliegende um eine vermehrt, die zwar in vielen Puncten theils an El. gyrinus, theils an guavina sich anschliesst, aber mit keiner von beiden Arten zusammen- fallen dürfte. In Zahl der Flossenstrahlen so wie der Schuppen längs der Seitenlinie, ferner in der Grösse der Augen unterscheidet sie sich
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nicht wesentlich von El. gyrınus GC. V.; sind jedoeh die Angaben von Cuvier, Valenciennes und Günther (Catal. ofthe Acanthopt. fish. in the Coll. of Brit. Mus.) über die Körperhöhe und Färbung genau zu nehmen, so kann die uns in 3 Exemplaren vorliegende Art, deren Gaumen völlig zahnlos ist, nicht als El. gyrinus gedeutet werden. Wäh- rend nämlich bei dieser die Körperhöhe nur den 5. Theil der Gesammt- länge ausmacht, ist bei unsrer Art das Verhältniss beider wie 1: 5% bis 7; ferner ist bei letztrer die 1. Rückenflosse bedeutend niedrer als die 2.,, während bei El. gyrinus das Gegentheil stattfindet (s. auch Hist. des poissons pl. 365). Endlich ist bei diesem die ganze Unterseite des Kopfes und Rumpfes einfärbig, bei El. pictus dagegen mit zahlreichen schmutzig weissen, unregelmässigen Flecken geziert, und die senkrechten Flossen sind bei jenem blos braun gefleckt, bei diesem hingegen sämmt- lich braun und weisslich gebändert. — Von El. guavina unterscheidet sich unsre Art schon allein durch die Anzahl der Dorsalstrahlen und der Schuppen längs der Seitenlinie, welche bei guavina angeblich bis 110 steigt.
Die Höhe des Kopfes erreicht nicht ganz dessen halbe Länge, welche beiläufig '/ı der Totallänge ausmacht; die grösste Breite zwischen den. Deckelstücken beträgt nahezu °/3 seiner Länge. Der Oberkopf ist völlig flach, die Mundspalte weit, ebenso lang wie breit und schief gestellt, der Zwischenkiefer kürzer als der untere, beide sind mit einer breiten Binde kurzer, dicht gedrängter spitzer Zähnchen besetzt, deren der Gaumen gänzlich entbehrt. Die grosse zur Hälfte freie Zunge halten zarte spitzige Papillen besetzt; die Lippen sind ziemlich dick und gegen die Mundwinkel in eine Falte ausgezogen. Der Abstand der ovalen Augen beträgt vom Zwischenkieferrande 1, vom obern Winkel der Kiemen- spalte 41a —5, die Stirnbreite zwischen beiden 2 Augen-Durchmesser. Die Kiemenspalte ist weit, die Kiemenstrahlen, von denen die 5 obern fast gleich lang sind und durch Breite sich auszeichnen (besonders der 5.) stecken in einer dicken schlaffen Kiemenhaut. Die Pseudobranchien liegen tief in einer Höhlung verborgen und bestehen aus nicht zahl- reichen kurzen und dicken, stumpf endenden *Läppchen oder Papillen.
Die 4 mittleren, unter sich fast gleich hohen Strahlen der 1. Rücken- flosse erreichen fast 1/3 der Kopflänge, der 6. und letzte kürzere Strahl steht vom 5. weit mehr entfernt, als die vorausgehenden von einander
9%
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und sein hintrer Hautsaum reicht nahe bis zum Beginn der 2. Dorsale, deren höchste Strahlen (der 5. und 6. oder 6. und 7.) nahezu der halben Kopflänge gleichkommen. Dieser gegenüber steht die Afterflosse, welche mit ihr in Zahl und Länge der Strahlen übereinstimmt. Die Bauchflossen sind kurz und zur Hälfte in dicke Haut gehüllt, welche die einzelnen Strahlen kaum erkennen lässt; der vorletzte innere Strahl ist der längste. Die grossen fächerförmig sich ausbreitenden Brustflossen erreichen */s der Kopflänge und werden in dieser Beziehung nur von der Caudale übertroffen, deren mittlere und längste Strahlen nur wenig hinter der Kopflänge zurückbleiben.
Den Kopf mit Ausnahme der Schnauze und Unterseite bedecken ganzrandige Schuppen, die sich wie jene des Vorderrückens und Bauches, welche gleichfalls glattrandig sind, durch ihre Kleinheit auszeichnen. Schon hinter den Brustflossen unterhalb des Anfangs der 1. Dorsale be- ginnen einzelne Schuppen gezähnelt zu werden, weiter zurück nimmt ihre Anzahl und die Stärke der Zähnelung immer mehr zu, so dass am Caudal- stiele ringsum die Schuppen grösstentheils oder sämmtlich etenoid sind. Auch ihre Grösse und Form ist nach den einzelnen Körperstellen verschie- den; die des Kopfes und Vorderbauches sind nebst jenen, welche die Basis der Caudale und Brustflossen bedecken, am kleinsten und meist oval und elliptisch gestreckt. In halber Körperlänge werden sie allmählich grösser und ihre freien Ränder bilden nahezu Kreissegmente; die grössten Schuppen liegen am Schwanzstiele, jene des Bauches zwischen den Ventralflossen und der Analgrube sind länglich, schmal, fast lanzett- förmig zugespitzt.
Die Analgrube liegt nahe vor der Afterflosse und zeichnet sich durch eine breite zungenförmige Urogenitalpapille aus, deren Länge ?/a des Augendiameters erreicht. — Die Hoden des ausser der Laichzeit gefangenen Männchens reichen nach vorne bis über die Insertion der Bauchflossen hinaus; die sehr dünnwandige Schwimmblase nimmt die ganze Länge der Bauchhöhle ein.
Färbung: Rücken und Seiten dunkelbraun ins Schwärzliche, Bauch- seite röthlich braun, weiss gefleckt; über die Mitte des Oberkopfes ziehen 2 parallele schwärzliche feine Linien; an den Seiten des Kopfes bemerkt man öfters 2 etwas breitere Binden von gleicher Farbe, von
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denen die obere am hintern Augenrande beginnt und geradlinig bis zum obern Ende der Brustflossenbasis zieht, während die uutere schief über die Wange am Rande des Vordeckels endet und daselbst mit einer dritten, etwas über und hinter dem Mundwinkel beginnenden zusammenstösst. Quer über die Kiemenhaut, deren Grundfärbung braun ist, ziehen gleich- falls 4—5 Reihen weisser Flecke und bei einem Individuo erscheinen die Bauchflossen besonders schön und regelmässig der Quere nach weiss und schwarzbraun gebändert. Auch die übrigen Flossen, namentlich die vertikalen sind schwärzlich braun und weiss gefleckt und regel- mässig gebändert.
Totallänge von 6°/ı bis 81,3“ W. M.
Vaterland: Neu-Granada und aus dem Rio Bayano.
Familie: Clupeoidei. Gattung: Engraulis, Cuv. 1. Art.: Engr. macrolepidotus, n. — Taf. Il. Fig. 2.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:4, altitudinem corporis non attın- gens, os edentulum, maxilla superior fere ad pinnae pectoralis basın usque prolongata:
D. 3/9, A. 3/26 .... Squam. later. 35, vertical. 9.
Gleich Engr. edentulus G. V. zeigt auch die hier zu beschreibende Art keine Spur von Zähnen in den Kiefern, unterscheidet sich aber von jener durch die bedeutendere Höhe des Körpers und die Länge des Oberkiefers, der über alle Deckelstücke hinausreicht.
Der Leib ist stark comprimirt, die Höhe 3Y/ıomal in der Gesammt- länge enthalten, von welcher die Kopflänge nicht ganz !/ beträgt. Die Schnauze springt als kurze Nase über die Kiefer vor, das kreisrunde Auge ist mässig gross und liegt fast ganz im vordern Drittel der Kopf- länge, in der sein Durchmesser 4mal begriffen ist; die Schnauze ist demnach äusserst kurz und das Auge dem Nasenrande sehr genähert. Die Länge des Oberkiefers misst */s der Kopf- oder nahezu !/s der Total- länge, die des Unterkiefers ist geringer. — Das Suboperculum ver- längert sich nach rückwärts in eine Spitze, welche über der Basis der Brustflossen zu liegen kommt. Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt
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jederseits 12—13, von denen der 1. und kürzeste äusserst klein und kaum bemerkbar ist. Die Rechenzähne reichen nach vorne bis zur Spitze des Zungenbeines, die hintern und längsten bis zur Gegend des hintern Augenrandes. Die Pseudobranchie ist kammförmig und besteht aus einer langen Reihe von Lamellen.
Die Dorsale beginnt weit vor dem Anfange der Anale senkrecht über dem Ende der Bauchflossen und selbst ihre letzten Strahlen kommen noch vor dem Beginne der Anale zu stehen. Ihr& sämmtlichen Strahlen sind seitlich von einem Schuppenfalze bedeckt, in welchen sie zurück- gelegt sich völlig verbergen können; die längsten Strahlen erreichen !/a Kopflänge. Die Basis der Afterflosse wird gleichfalls von einer Schuppenscheide eingefasst, ihre längsten Strahlen sind der letzte un- getheilte und der 1. gegliederte und messen °/ der Kopflänge. Die Brustflossen mit 1/13 Strahlen sind kurz und reichen nicht bis zu den Ventralen zurück, die noch um die Hälfte kürzer als jene sind und aus 1/6 Strahlen bestehen. Die Analgrube liegt näher der Afterflosse, als den Bauchflossen. Die Caudale enthält 19 Strahlen und 5—7 staffelförmige Stützen in jedem Lappen, sie ist tief gabelig, fast gleichlappig und nahezu von Kopfeslänge.
Die Schuppen sind bedeutend gross und höher als lang. Der Höhen- durchmesser der grösseren Lateralschuppen übertrifft einen Augendia- meter. Die Schuppenstructur verhält sich im Wesentlichen wie bei andern Olupeiden. Der freie Rand ist gekerbt, zufolge eines sich bis zu ihm erstreckenden schönen Netzes aus feinen Kanälchen, die über die Schuppenfläche hin meist 4eckige Maschen bilden; näher gegen das fest- sitzende Ende folgen unregelmässige Querfurchen, aus denen endlich statt eigentlicher Radien ziemlich parallele Längsstreifen oder Kanäle abgehen. Von einer Seitenlinie ist keine Spur vorhanden, dagegen wird das dicke hintre Fettlid des Auges von zahlreichen verzweigten kurzen Nebenröhrchen der Kopfkanäle durchsetzt. — Fine wahre Bauchschneide fehlt, statt ihr ist nur ein stumpfer Kiel vorhanden.
Färbung: Die Oberseite des Kopfes und der Vorderrumpf röthlich- braun mit dunkelblauem Schimmer, der übrige Leib goldgelb, längs der Seiten des Rumpfes ein undeutliches dunkelblaues Band; sämmtliche Flossen geiblich, die Spitzen der Caudalstrahlen schwärzlich gesäumt.
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Stammt aus dem Rio Bayano, welcher auf der Landenge von Pa- nama in den stillen Ocean mündet.
2. Art: Engr. Poeyi, n. — Taf. Il. . Fig. 3.
Char. Corpus valde elongatum, dentes numerosi in utraque mazilla, vomere el osse palatino; rostrum breve obtusum, pinna pectoralis longa.
D. :3/13,.A.2/21,,B 21/15 ... Squam later. 49,
Diese Art, welche wir leider auch nur auf ein einziges und zwar schadhaftes Exemplar gründen können, steht dem Zngr. delicatissimus sehr nahe, den Girard in dem Report upon the Zoology of the Several Pacific Rail routes, Washingt. 1857 p. 335—56 beschrieb. Sie unter- scheidet sich jedoch durch die Länge der Brustflossen, deren Spitze über die Insertion der Ventralen hinausreicht, ferner durch die grössere Anzahl von Pectoralstrahlen, längere Analbasis, die bei Eingr. delicatissimus 5mal, hier aber kaum 4 in der Gesammtlänge enthalten ist, und endlich durch kürzern Oberkiefer, dessen hinteres Ende die Kiemen- öffnung nicht erreicht.
Die Kopflänge ist der grössten Rumpfhöhe gleich und etwas über 5 mal in der Gesammtlänge enthalten; seine Breite verhält sich zur Länge wie 1: 2!) und der Durchmesser des Auges zu letzterer wie 1: 52/3. Die Schnauze ist kurz und stumpf, die ganze vordere Hälfte des Kopfes mit einer Fetthaut überzogen, welche sich, nur dünner wer- dend, auch über das Auge fortsetzt. Ober- und Unterkiefer sind gleich lang und breit mit einer Reihe dicht gedrängter, zarter, gekrümmter Zähne von nicht unbedeutender Länge besetzt, deren Grösse und Krüm- mung nach rückwärts zunimmt, namentlich im Unterkiefer, der überhaupt die grössten Zähne enthält. Sehr klein und nur mit der Loupe zählbar sind dagegen die Gaumen- und Vomerzähne; letztere stehen in mehreren Reihen. Das hintere spitze Ende des Oberkiefers reicht bis unter den Winkel des Zwischenkiefers. Die Rechenzähne der vordern Kiemenbögen sind verhältnissmässig kurz, die Pseudobranchien gross, schön kamm- förmig.
Die Rückenflosse beginnt etwas näher der Caudale als dem Schnauzen- rande, der vor ihr liegende Stachel ist ganz unter der Haut verborgen;
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die höchsten Strahlen erreichen die Länge der Flossenbasis, welche 1!,amal in der Kopflänge enthalten ist. Die Afterflosse beginnt gegen- über der Mitte der Dorsale, ihre Basis übertrifft die Länge des Kopfes um °/s eines Augendiameters. Beide genannte Flossen liegen in der Ruhe in einen aufstehenden Schuppenfalz eingesenkt. Stark ausgebildet sind die Brustflossen, indem sie trotz der abgebrochenen Spitze noch über die Insertion der kurzen Ventralen (mit 1/6 Strahlen) zurückreichen) ; auch die über ihrer Basis liegende Spornschuppe zeichnet sich durch Länge aus, da sie ®/s der Kopflänge misst. Von der Schwanzflosse ist die Hälfte erhalten, ihre Länge dürfte jene des Kopfes etwas übertroffen haben.
Die grösseren der übrigens leicht abfallenden Schuppen längs der Seiten des Rumpfes übersteigen mit ihrem längern Höhendurchmesser den des Auges bedeutend, unterhalb der Rückenflosse lagen deren 8—9 in senkrechter Linie; die Schuppenstructur ist wie bei allen ächten COlupeiden.
Färbung. Rückenseite bräunlich, der übrige Leib silberglänzend mit bläulich grünem Opalschimmer.
Totallänge 9 W. Z. — Aus dem Rio Bayano.
Familie: Cyprinodontes. Gattung: Xiphophorus, Heck.
Diese den Poecilien mehr verwandte Gattung wurde zuerst von J. Heckel im 3. Hefte der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Jahrgang 1848 begründet, zufolge der eigenthüm- lichen Klammerorgane, zu denen bei Männchen die Bauchflossen um- gebildet sind, mit dem Namen Xiphophorus belegt und sogleich in 2 aus Mexico stammenden Arten vorgeführt. Nur ein paar Jahre später im Jahre 1851 erschien Poey’s wichtiges Werk: ‚Memorias sobre la Historia natural de la Isla de Cuba‘, in dessen 1. Bande auf Seite 382—-391 drei ähnliche Gattungen von Cyprinodonten unter den Namen: Gambusia, Girardinus und Limia beschrieben und durch schöne Abbil- dungen veranschaulicht sind. Da Poey damals von Heckel’s Arbeit schwerlich schon Kenntniss haben konnte, so erscheint es auch um so weniger befremdend, in einer dieser Gattungen Heckel’s Xiphophorus
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wieder zu finden, als überhaupt die Fischfauna der Antillen, so weit sie bekannt ist, sich enge an die nachbarliche von Centralamerika an- schliesst. Es handelt sich hiebei nur um die beiden Gattungen Gam- busia und Limia, da Gärardinus sich von selbst ausschliesst. Obwohl wir nun erstere nicht durch Autopsie kennen, so dürfte doch Poey’s Angabe, dass sie einen kurzen nicht gewundenen Darmkanal besitzt, genügen, um den Gedanken an Xiphophorus fallen zu lassen, während dagegen Limia nicht blos in allen übrigen wesentlichen Eigen- schaften mit letzterem übereinstimmt, sondern auch gleich diesem einen vielfach gewundenen Darmkanal besitzt. Da es demnach kaum zweifelhaft ist, dass Limia mit Xiphophorus zusammenfällt, so dürfte dem Prioritätsrechte zufolge auch Heckel’s älterer Name beizubehalten und Limia aus dem Systeme zu streichen sein.
Was die nachfolgende Art, welche wir dem um die Ichthyologie, namentlich Amerika’s so hochverdienten Forscher Herrn Th. Gill zu widmen uns erlauben, anbelangt, so halten wir uns zwar nach dem jetzigen Stande unsrer Kenntniss dieser Fische völlig berechtigt zu ihrer Aufstellung, wollen aber nicht unerwähnt lassen, dass eben diese Kennt- niss noch ziemlich ungenügend ist, da man über die Alters- und Sexual- verschiedenheiten bisher zu wenige Nachweise hat, um sie bereits in einer zusammenhängenden Weise überblicken und abschätzen zu können.
Art: Xeph. Gellii, n. — Taf. IV. Fig. 1.
Char. Longitudo capitis ad totalem = 1:4—5 et corporis altitudinem adaequans vel paulo minor; maris radius Ws pinnae analis prolon- gatus, incrassatus et in facie anteriori papila genitali ejaculatoria peniformi instructus; radius 4tus in forcipem transmutatus, 5f4s unco parvo terminali munitus; — tractus intestinalis spiraliter involutus.
D. 9, A. 8-9, V. 6.. Squam longit. 25, vertic. 8.
Die Länge des Kopfes ist 4- bis gegen 5mal in der Totallänge ent- halten und verhält sich zur Breite zwischen den Deckeln wie 3 : 2; die grösste Körperhöhe von der Rückenflosse gleicht der Kopflänge oder übersteigt sie etwas. Das Auge steht der Schnauze etwas näher als
der Kiemenspalte; sein Durchmesser beträgt Ys der Kopflänge, die Stirn- Abh.d.II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
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breite zwischen beiden bei ältern Weibchen fast 11/2, bei den klei- neren Männchen nur wenig über 1 Diameter. Die Stirn ist flach, der Mund vorstreckbar, seine Breite etwas geringer als 1 Augendurchmesser, der Unterkiefer vorstehend, beide Kinnladen sind jederseits in äusserer Reihe mit 18—20 längern borstenähnlichen Zähnen belegt, deren Spitze nach hinten gekrümmt ist und auf welche nach rückwärts eine 2. Reihe oder vielmehr eine schmale Binde viel kleinerer Zähnchen folgt, die mit freiem Auge nicht sichtbar sind. Die hintere Narine steht nahe vor dem Auge, die vordere ganz am Rande der quer abgestutzten Schnauze, unter dem sich das Mundrohr vorschiebt; Pseudobranchien sind nicht erkennbar.
Die Rückenflosse beginnt hinter halber Körperlänge und steht bei Weibchen der Anale gegenüber, während diese bei Männchen näher den Bauchflossen und meistin oder selbst vor halber Körperlänge entspringt. Ihre Höhe erreicht bei Männchen 1 Kopflänge, bei Weibchen bleibt sie niedrer, Auch die Brust- und Bauchflossen bieten Geschlechtsunter- schiede dar. Beide sind nämlich bei Männchen länger und mehr aus- gebildet; erstere (mit 13 Strahlen) reichen bei noch jungen Individuen bis an, bei geschlechtsreifen bis hinter den Anfang der Anale zurück, bei Weibchen dagegen nur bis zur Basis der Bauchflossen. Diese hin- wieder erreichen bei Weibchen mit ihrem allerdings auch etwas verlän- gerten 1. Strahle den Anfang der Afterflosse, während sie bei Männchen mit ihren fadigen Spitzen weit hinter die Analbasis zurückreichen und überhaupt bei dieser Art noch mehr entwickelt sind, als bei irgend einer von Heckel und Poey beschriebenen und abgebildeten Art. — Die einzige Flosse, welche nicht in die Geschlechtssphäre einbezogen wird, ' ist die Caudale, welche wie bei andern Arten sanft abgerundet erscheint und deren mittlere und längsten Strahlen nahezu 1 Kopflänge messen. Der Schwanzstiel, von dem sie entspringt, ist zwar bei beiden Geschlech- tern auffallend hoch, bleibt aber bei Männchen nur um "3 hinter der Kopflänge zurück und es liegen daselbst noch 61/2 Schuppenreihen über- einander.
Was endlich die Afterflosse betrifft, so sind wir zufolge des Umstandes, dass wir 12 Männchen dieser Art von verschiedener Grösse untersuchen konnten, auch in der Lage, etwas näher die Art und Weise
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der Umbildung anzugeben, welche sie in ihren einzelnen 6 Strahlen, die bei Weibchen nichts Auffallendes zeigen, je nach dem Alter und vielleicht auch der Nähe der Laichzeit, allmälich erfahren. Stets sind an allen männlichen Individuen der 3., 4. und 5. Strahl stark verlängert und mitsammen innig verbunden, aber bei jungen, wahrscheinlich noch nicht Geschlechtsreifen, zeigt sich weiter noch keine Umbildung der einzelnen Strahlen. Bei völlig entwickelten Männchen dagegen ist die Vorder- seite des 3. Strahles zu einer Rinne ausgehöhlt, in welcher das röhrig verlängerte, durchbohrte Paarungsorgan eingebettet liegt, dessen kopf- förmig verdickte Spitze sich von der Vorderfläche des Strahles losheben kann, in der Ruhe aber sich in einen weitern Hohlraum legt, der ge- meinsam von dem Ende des 3., 4. und 5. Strahles gebildet wird. Die Spitze des 3. Strahles selbst bleibt übrigens frei und biegt nach rück- wärts um, die des 4. hingegen nach vorne und endet in einen über- greifenden Hacken, so dass beide Strahlen zusammen eine Art Zange bilden, deren einer Arm länger ist. Beide Zangenarme sind überdiess der Länge nach gezähnelt. Der 5. Strahl verbreitert sich gegen sein freies Ende und ist an diesem mit einem kleinen nach rückwärts ge- krümmten Hacken bewaffnet. Der 6. nicht mehr mit den vorigen ver- wachsene Strahl ist durch eine dicke Flossenhaut ziemlich weit von ihnen gesondert, beiläufig nur halb so lang und doppelt gabelig getheilt. — Die meisten der uns vorliegenden Männchen waren ohne Zweifel noch nicht völlig geschlechtsreif und bei diesen ist die Umbildung der Anal- flosse am ähnlichsten jener, die Heckel von einem jungen Männchen von Xiph. gracilis auf Taf. 6 in Fig. 3. d. 1. c. abbildet!). Vergleicht man sie mit den alten Männchen von Xiph. Helleri Heck und den Ab- bildungen solcher von den Arten Poey’s, so ergibt sich, dass von allen unsern männlichen Exemplaren blos eines völlig ausgewachsen und ge- schlechtsreif sein dürfte. Nur bei diesem erscheint die Analflosse derart entwickelt, wie sie in Fig. 9. a vergrössert dargestellt ist. Bei allen übrigen fehlt etwas, entweder das Genitalrohr an der Vorderseite des 3. Strahles, oder die zangenförmige Bildung des 3. und 4. nebst der
1) Sonderbarer Weise liess Heckel kein reiferes Exemplar dieser Art abbilden, obwohl ihm solche ebenfalls zu Gebote standen. 4*
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Zähnelung und dem kleinen, nach hinten gerichteten Hacken an der Spitze des 5. Strahles. — Unser reifes Männchen ähnelt bezüglich der Analebildung noch am meisten dem Gärardinus metallicus Poey, Taf. 31, Fig. 10, ohne aber mit ihm übereinzustimmen. Ein Genitalrohr am 3. Analstrahle besitzt überhaupt weder ein Xiphophorus Heckel’s, noch eine Art von Poey’s Gattungen.
Die Schuppen verhalten sich wie in der ganzen Familie; am freien Ende zeigen sie starke concentrische Streifung, am festsitzenden Ende dagegen einen Fächer von 10—12 Radien und ein fast genau in der Mitte liegendes Centrum. Die Seitenlinie ist nur durch Poren angedeutet.
Färbung. Bei jungen Individuen hellbraun, die hintere Rumpf- hälfte mit verwaschenen dunkleren Vertikalbinden; bei älteren dunkel- braun, besonders an den freien Schuppenrändern. Bei erstern ist die Dorsale einfärbig, bei letztern schwarz punctirt, dagegen bemerkt man öfters nur bei Jungen einen schwarzen Fleck an der Basis der letzten Analstrahlen. Blos an einem Männchen ist auch die Schwanzflosse schwarz punctirt, bei allen übrigen einfärbig.
Totallänge des grössten der 10 Weibchen 1° 10‘ W. M., des grössten Männchens 1’ 6’.
Fundort: Rio Chagres.
Familie: Erythrini. Gattung: Macrodon, J. Müll.
Dieser Gattung gehören 2 uns vorliegende Exemplare an, deren Artbestimmung uns um so unsichrer erscheint, als beide in manchen Puncten selbst wieder von einander abweichen, obwohl ihre Gleichartig- keit kaum zu bezweifeln sein dürfte. Eine sorgfältige Vergleichung mit Exemplaren von Mac. tareira Val. ergab, dass sie zwar dieser Art sehr nahe stehen, sich von ihr aber dennoch durch verschiedene Zeichnung des Körpers und etwas abweichende Zahl der Längs- und Querreihen der Schuppen unterscheiden, so dass sich ihre Aufstellung als neue Art vielleicht rechtfertigen liesse. Wir enthalten uns jedoch dessen, und zwar namentlich aus dem Grunde, weil schon die bisher unterschiedenen Arten uns nicht ganz sicher in ihrer Abgränzung scheinen, wir aber bei dem uns zu Gebote stehenden Materiale vorerst nicht in der Lage
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sind, dieser Unsicherheit und muthmasslichen Verwirrung abzuhelfen. — Was die Gattung Macrodon selbst anbelangt, so halten wir mit Gill ihren Fortbestand für gerechtfertigt, da uns die Verschiedenheit der Bezahnung doch zu bedeutend scheint, um sie nach neuerlichem Vor- schlage mit Prythrinus wieder in eine Gattung zu vereinigen. In Betreff der Artenfrage lässt sich nur mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass Gill’s Macrodon ferox (s. Synopsis ofthe freshwater Fishes of Trinidad, p. 51) sowohl von unsern Exemplaren, wie auch von trahira!) und brasiliensis Spix verschieden ist. Wie es aber sich gerade mit diesen beiden letzteren als Arten verhält, vermögen wir allerdings nicht zu entscheiden, doch sind wir geneigt, uns der Ansicht Castelnau’s an- zuschliessen und wenn diese richtig ist, dann stimmen unsre Exemplare, wenigstens nach der Abbildung beiSpix am nächsten zu Erythrin. bra- siliensis, von welchem übrigens Castelnau eigens bemerkt, dass Fär- bung und Zeichnung stark variiren. Wir fügen diesem nur noch hinzu, dass wohl auch in Messungsverhältnissen, wie z. B. Augendurchmesser, Stirnbreite, Schnauzenlänge u. s. w. ähnliche Schwankungen stattfinden, wie schon unsere beiden Individuen diess beweisen, und eben diese uns vor Aufstellung einer neuen Art abhalten.
Die Kopflänge ist = Ya, die Leibeshöhe = !/s der Gesammtlänge ; der Durchmesser des Auges an dem älteren Individuo 7 mal, an jüngern nur 5*/smalin der Länge des Kopfes enthalten. Die Stirnbreite zwischen den Augen beträgt bei ersterem mehr als 2, bei letzterem nur 1!/3 Augen- diameter, ferner ist bei diesem die Schnauzenlänge der Stirnbreite gleich, bei dem älteren Exemplare aber etwas geringer. — Sämmtliche nach aussen liegende Kopfknochen sind mit Ausnahme der Kiefer und des Zwischendeckels blos mit einer sehr dünnen Haut überkleidet und strahlig gefurcht; Deckel und Unterdeckel am hintern Rande mit einem ziemlich breiten Hautlappen versehen. Die Bezahnung der Kiefer und des Gaumens verhält sich wie bei Macrod. trahira, nur sind die 5 grösseren Zähne des Zwischenkiefers relativ kürzer, doch dürfte hierauf wohl kein Gewicht zu legen sein, da offenbar auch bei diesen Fischen
1) Nach Castelnau ist das Wort tareira corrupt und trahira das richtige, in Brasilien übliche. Nach Martius ist es aus Zara und ird, nehmen und vorwärts, zusammengesetzt: etwa „zu schnappen‘.
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Zahnwechsel stattfindet und ausgefallene Zähne allmälich wieder nach-
wachsen. 3
D: 3311), sale 9 p2 3110, v. 117. OU 4 Squam. long. 43, vertic. 13—14.
Alle Flossen sind am Rande mehr oder minder abgerundet, am wenigsten die Dorsale, jedoch stärker, als diess bei den Figuren von Spix ersichtlich ist. Die 3 ersten ungetheilten Strahlen der Rücken- flosse nehmen rasch, die 3 folgenden getheilten nur allmälich an Höhe zu, der 6. bis 8. Strahl sind unter sich gleich lang und die längsten der Flosse; ihre Höhe kommt bei dem älteren Exemplare der Länge der Flossenbasis gleich, bleibt aber bei dem jüngeren etwas zurück. — Die Brustflossen erreichen nicht völlig die halbe Kopflänge, welche da- gegen von den Ventralen etwas übertroffen wird; die Länge der Schwanz- flosse beträgt */s der Kopflänge.
Bezüglich der Schuppenzahlen ergibt sich eine kleine Abweichung von Maer. trahira. Bei diesem liegen nämlich in der Höhe von der Basis des ersten Dorsalstrahles bis zur Seitenlinie 5, an dem einen unserer Exemplare 6 Schuppenreihen, und unterhalb derselben bis zur Einlen- kung der Bauchflossen bei beiden dieselbe Anzahl; es besitzt somit M. trahira um 2 Reihen in der Höhe weniger. Auch längs der Seiten- linie zählen wir an unsern Exemplaren von trahira nur 40, an dem einen fraglichen aber 45 Schuppen. Dieser Abweichung kann desshalb kein Gewicht beigelegt werden, da selbst unsre beiden Exemplare nicht mit einander übereinstimmen, denn am grösseren liegen längs der Seiten- linie ebenfalls nur 40 Schuppen.
Färbung. Die ganze Rückenseite bräunlich, am Kopfe etwas heller und ins Röthliche neigend, ausserdem am Rücken einzelne regellos zer- streute hellere gelbliche Flecken. Vom hintern Augenrande laufen 3 dunkelbraune Streifen strahlig nach rückwärts aus, von denen der mittlere sich am Kiemendeckel in einen grossen rundlichen Fleck ausbreitet. Die Unterseite des Kopfes ist weiss und braun marmorirt. Der Bauch gelb- lich; die Seiten des Rumpfes zieren an der untern Hälfte einzelne kleine dunkle Flecken, die sich mitunter wie bei trahira zu schmalen, schwach ausgedrückten Längsstreifen vereinigen. Längs der Seitenlinie sowohl
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über- als unterhalb derselben verlauft eine ziemlich breite dunkelbraune Binde, von der in schiefer nach hinten geneigter Richtung 4—6 breite aber kurze Streifen von gleicher Farbe ausgehen. Die Grundfarbe sämmtlicher Flossen gelblich weiss, nur die Basis der Rückenflosse noch deutlich gelb, alle übrigens mit zahlreichen, in Reihen geordneten schwarzbraunen Flecken geschmückt.
Die Totallänge des grösseren Exemplares beträgt 12a, die des kleineren 8° W.M.; ersteres stammt aus Neu-Granada, letzteres aus dem Rio Chagres auf der Landenge von Panama.
Familie: Characini.
Gattung: Saccodon, nov. gen.
Char. Os inferum, nasus prominens, dentes uniseriales, solum intermazillares pauci, cochleariformes, intra alveolos absconditi,; mazxilla superior et inferior edentulae, labium inferius trilobatum; pinnae pectorales et ventrales valde evolutae, abdomini vicinae; radis branchiosteg. quatuor.
In Totalgestalt erinnert diese Gattung an Chilodus und manche Curimates-Arten; durch aufgetriebene Schnauze, unterständigen Mund, Verkümmerung des Unterkiefers, Bildung der Brustflossen u. m. A. aber insbesondre an Parodon nasus, J. Müll.; durch Bezahnung und Mund- bildung weicht sie jedoch auffallend von. allen Characinen ab. Leider kann sie bisher nur auf ein einziges Individuum begründet werden, in dessen Artbenennung der hochgeehrte ntdecker einen kleinen Beweis erkennen möge, wie hoch auch wir seine Verdienste um unsere Wissen- schaft schätzen.
Art: Sacc. Wagneri, n. — Taf. IV. Fig. 2.
Char. Caput parvum, nasum versus valde declive, rostrum tumidum, de- cussatum, dentes intermazxillares utrinque 4 insaccalti ;
4 4 D. 2/9, A. 2/8, P. 17, V. 2/8, C. 19 ; Squam. 40. 4 3
Der Kopf ist sehr klein, einer liegenden Pyramide mit abgerun- deter Spitze nicht unähnlich und seine Länge 5?/smal in der Gesammt-
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länge des Fisches enthalten (wobei jedoch der breite Hautsaum am hin- teren Rande der Deckelstücke unberücksichtigt bleibt). Die grösste Höhe des Kopfes am Hinterhaupte erreicht ?/3 seiner Länge, welche zugleich um Us die grösste Breite zwischen den Kiemendeckeln übertrifft. Das mässig gewölbte obere oder Stirnprofil desselben fällt nach vorne ziemlich rasch ab.— Das kleine Auge, dessen Diameter nur !/s der Kopflänge gleichkommt, liegt fast genau in der Mitte der letztern; die Stirnbreite zwischen den Augen ist ansehnlich und beträgt 2'!/a Augendurchmesser. Die lange, vorne fast senkrecht abgestutzte Schnauze erscheint seitlich wie aufgetrieben und ragt nasenförmig über den Zwischenkiefer vor. Dieser ist jederseits tief ausgehöhlt und zufolge dieser Höhlungen erscheint die Schnauze aufgetrieben. Beide Hälften sind durch Knochen- leisten in 4 Fächer abgetheilt, wie in 4 tiefe Alveolen, die von der um- gebenden wulstigen Schleimhaut überdeckt werden und die Stelle von schneidenden Zahnplatten zu vertreten scheinen. Sie sind nicht quer, sondern parallel der Längsaxe des Fisches gestellt und ihre Ränder un- eben, fast gekerbt. In diesen tiefen Fächern stecken hornige braune Zähne, die eine längliche seicht ausgehöhlte Löffelform zeigen und be- weglich scheinen. Da von dieser interessanten Gattung, wie erwähnt, nur 1 Exemplar vorliegt, so erlaubten wir uns zur Schonung desselben nur einen solchen Hornzahn aus einer der Längsspalten, welche den Eingang in die eigentlichen Alveolen oder Zahnsäcke bilden, hervorzu- ziehen, dessen Löffel in einen dünnen Stiel übergeht, wie diess Fig. 10 a zeigt. Auf welche Weise diese Zähne im Grunde ihrer Höhlung fest- sitzen, konnte demnach eben so wenig sicher ermittelt werden, wie der Umstand, ob ıhr Stiel gerade oder etwa wie bei Goniodonten winkelig gebogen ist; denn die Biegung, welche der hervorgezogene Zahn an seinem Stiele allerdings zeigt, kann füglich auch nur Folge des Heraus- hebens sein. — Der kleine zahnlose Oberkiefer ist nur schwach ent- wickelt und wird von dem vordern Augenrandknochen völlig überdeckt. Der gleichfalls zahnlose Unterkiefer zeigt eine sehr eigenthümliche Bildung. Sein kurzes, flaches Mittelstück wird vom Zwischenkiefer gänz- lich überragt und setzt sich nach vorne in eine horizontal abstehende dreilappige Unterlippe fort, deren mittlere Lappenspitze die grösste und breiteste ist und die sich bei geschlossenem Munde an die Schleimhaut
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des Obergaumens hinter den Zahntaschen des Zwischenkiefers anlegt. Die Seiten- oder Gelenktheile des Unterkiefers sind dagegen im Vergleiche zum Mittelstücke gut ausgebildet, steigen senkrecht in die Höhe und werden bei geschlossenem Munde von den Oberkiefern überdeckt. Der Unterkiefer erscheint demnach, von vorne gesehen, hufeisenförmig. — Das Auge wird rings von mächtigen Augenrandknochen umgeben, von denen namentlich die beiden unteren durch Grösse sich auszeichnen, sich selbst wieder unvollständig in 2 Stücke theilen und den Jugal- knochen und Vordeckel völlig überlagern. Der Praeorbitalknochen nimmt den ganzen Raum zwischen dem Auge und dem Zwischenkiefer ein und ist gleich dem grossen vorderen Suborbitalstücke, das sogar etwas an die Unterseite fast bis an den Unterkiefer umbiegt, mit ziemlich dicker Haut überkleidet. — Die Ränder des Kiemendeckels stossen unter einem rechten Winkel aneinander, der schmale Unterdeckel nimmt die ganze Länge seines unteren Randes ein. Beide Deckelstücke sind am freien Rande mit einem breiten Hautsaume besetzt. Die Kiemenspalte ist weit, die Kiemenhöhle sehr tief, die Rechenzähne sind äusserst kurz und zart, die Kiemenblätter sehr dick )).
Der breite Vorderrücken ist bis zum Beginn der Dorsale in starkem Bogen gekrümmt, während hinter ihr der Rücken bis zur Caudale sanft abfällt. Das Profil der Bauchseite verläuft völlig geradlinig. Die grösste Körperhöhe zu Anfang der Rückenflosse ist 4°/malin der Gesammt- länge enthalten. Die genannte Flosse steht beinahe um 1/2 Kopflängen der Schnauzenspitze näher als dem Ende der Caudale und enthält 2 un- getheilte und 9 gegliederte, polytome Strahlen, die längs ihres ganzen Aussenrandes einen schmalen Hautsaum, wie bei den meisten Characinen, tragen. Die Länge ihrer Basis übertrifft etwas die halbe Kopflänge und ist 1°/amal in der Höhe der längsten (des 2. und 3.) Dorsalstrahlen ent- halten; der freie Rand der Flosse ist mässig’ concav. — Die Anale liegt nahe dem Schwanzende, kaum 1 Kopflänge von der Caudalbasis entfernt und der kleinen Fettflosse gegenüber; der erste ihrer 7 getheilten
1) So weit eine Einsicht in die Kiemenhöhle ohne Verletzung möglich ist, dürfte die Ver- muthung gerechtfertigt werden, dass ähnliche Kiemenanhänge vorhanden sein mögen, wie bei Micerodon, Curimates u, dgl. Leider gestattet das Unicum nicht, sich über diese und manche andere Verhältnisse des innern Baues nähere Auskunft zu verschaffen.
Abh.d. II. Cl. d. k. Wiss. X. Bd. I. Abth.
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Gliederstrahlen und zugleich der höchste, erreicht nahezu ®ı einer Kopf- länge, der letzte ist 2!/.mal kürzer; zurückgelegt reicht die Anale bis zum Ende des Schwanzstieles. Ihre Strahlen tragen ähnliche seitliche Haut- anhänge, wie jene der Dorsale. — Die fast so mächtig wie bei Platy- ptera entwickelten Brustflossen sind nahezu wagerecht gestellt und breiten sich fächerförmig aus. Sie enthalten 17 meist doppelt dichotome Gliederstrahlen, von denen’ die oberen 6 von dicker Haut umhüllt und die mittleren am längsten sind; (der 7. erreicht fast Kopfeslänge). — Die Bauchflossen stehen dem Ende der Dorsale gegenüber, etwas hinter halber Körperlänge; der 3. und längste der 8 getheilten Strahlen bleibt nur wenig hinter 1 Kopflänge zurück. — Die Schwanzflosse ist tief eingeschnitten und an der Basis mit grossen Schuppen bedeckt; die längsten Strahlen der beiden Lappen erreichen nicht ganz '/s der Total- länge. — Die Analgrube liegt viel näher den Ventralen als der After- flosse, so dass selbst die kürzeren inneren Strahlen jener, zurückgelegt, dieselbe überdecken.
Die Schuppen, deren der Kopf gänzlich entbehrt, sind durchweg gross und im Umrisse fast 5beckig. Der Durchmesser der grösseren, an den Seiten des Vorderrumpfes gelegenen übertrifft den des Auges fast um die Hälfte (11/2: 1), sie sind etwas höher als lang und sitzen sehr fest. Ihr freies Ende zeigt zahlreiche Radien, die in ein centrales un- regelmässiges Zellennetz übergehen, durch welches die Oberfläche der Schuppen rauh und wie ciselirt erscheint. Der Rand des festsitzenden Endes ist wellig gebogen und von ihm laufen gleichfalls feine Radien gegen das Centrum. Die Schuppen der Seitenlinie werden von den Nebenröhrchen des Hauptkanales durchbohrt, welche nur den vordersten Schuppen fehlen. Der Verlauf der Kopfkanäle ist blos am Vordeckel schwach zu erkennen, deutlich dagegen gibt er sich durch ansehnliche Poren an den Aesten des Unterkiefers kund. Die das Auge rings um- gebenden derben Knochenstücke, welche bis an die grossen doppelten Narinen reichen, erscheinen nirgends von Poren durchsetzt. — Ueber den Bauchflossen sitzt ein ziemlich grosser überschuppter Hautsporn und ebenso überlagern grosse fast häutig-weiche Schuppen die Basis derselben an der Unterseite.
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Die Färbung scheint gleichmässig olivenbraun gewesen zu sein; die Bauchseite heller; Flecken oder Zeichnungen sind nirgends sichtbar, nur die Brustflossen waren vielleicht doppelfärbig, wie ein dunklerer Streif, der in halber Flossenlänge halbkreisförmig über alle Strahlen hinzieht, diess vermuthen lässt.
Das 6‘ lange Exemplar stammt aus Ecuador.
Gattung: Pseudochalceus, nov. gen.
Char. Dentes intermawxillares biseriales, cuspidati, in medio 2 majores ; ma- xillares simplices acuti uniseriales; dentes inframazxillares uniseriales multicuspides, medio cuspide praelonga, recurva; laterales multo for- tiores quam mediü, posteriores autem minimi; Corpus compressum, abdomen subrotundatum; basis pinnae dorsalis primae intra ventrales et analem sitae brevis; analis longa; radü branchiosteg. 4; linea la- teralis abrupta; squamae magnae.
Wenn anders Verschiedenheiten in der Bezahnung bei Characinen geeignet sind, Gattungsunterschiede abzugeben, so erscheint dann auch die Aufstellung dieser Gattung wohl berechtigt. Sie steht in dieser Hinsicht einerseits sehr nahe an Chalceus V. (Brycon Mll. Tr.), vermittelt aber anderseits auch den Uebergang zu Agoniatites. Von ersterem unter- scheidet sie sich, abgesehen von der abgebrochenen Seitenlinie, durch die Bezahnung insoferne, als bei Chalceus 2 grössere conische Zähne in der Mitte des Unterkiefers, hier aber in jenen des Zwischen- kiefers stehen. Hingegen mahnt unsere Gattung an Agoniatites durch die hackigen grossen Spitzen der Vorderzähne im Unterkiefer, deren Nebenspitzen fast verschwinden.
Art: Pseudochale. lineatus, n. — Taf. V. Fig. 1.
Char. Corpus 8—9 strüs longitudinalibus fusco-nigris lineatum, ocello nigro retro operculum et ad basin pinnae caudalis ornatum. 5 DT REIHE PLNVISBT GO. 200° 4 Squam. longit. 36, vertical. 10. Die grösste Körperhöhe verhält sich zur Länge des Fisches wie 1: 31a —/, die Kopflänge wie 1:4. Das kreisrunde Auge liegt ganz 5*
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in der vorderen Hälfte des Kopfes, indem sein Hinterrand gerade in dessen halbe Länge fällt. Sein Durchmesser beträgt '/ı der Kopflänge, der Abstand von der Schnauzenspitze ist =1 Augendiameter, die Stirn- breite zwischen beiden etwas grösser. — Der Mund ist schief gespalten und von mässig dicken Lippen umgeben, die am Rande mehr oder minder ausgezackt und dicht mit Papillen besetzt sind, welche sich wie feine Zähnchen ausnehmen. Im kurzen Zwischenkiefer stehen in äusserer Reihe jederseits 3, seltener 4 hackenförmig nach einwärts ge- krümmte Zähne, die zufolge der verkümmerten Nebenspitzen einfach spitzhackig und schlank erscheinen. Zwischen ihnen und etwas weiter zurück, d. h. der 2. Zahnreihe näher gerückt, steht jederseits ein be- trächtlich grösserer Hackenzahn, der meist nur am äusseren Rande eine stumpfe, kurze Nebenspitze zeigt. In 2. Reihe zählt man ebenfalls jeder- seits meist 3—4 Zähne, von denen die inneren und stärkeren gewöhn- lich sehr sichtbare Nebenspitzen tragen, öfters beiderseits nur 1, öfters 2, so dass die Zähne bald 3-, bald 5zackig und die Spitzen von sehr variabler Länge sind. Der Oberkiefer, welcher bei geschlossenem Munde bis hinter die Mitte des Auges zurückreicht, enthält in einfacher Reihe jederseits 16—18 conische Zähne, deren vorderster meist grösser als die folgenden und von gleicher Länge mit dem benachbarten Inter- maxillarzahne ist; auch trägt er gleichfalls öfters kurze Nebenspitzen. Die übrigen Maxillarzähne sind durchweg klein, die 5-6 letzten am kleinsten. — Die Mitte des Unterkiefers nehmen jederseits meist 6 grössere Zähne ein, von denen der 4. (öfters auch der 5.) die stärksten des ganzen Kiefers sind, im Vergleich zu welchen namentlich die letzten nur unbedeutende Grösse erreichen. Die Mittelspitzen aller dieser Zähne sind stark hackenförmig nach einwärts ‘gekrümmt und mit sehr aus- gebildeten Nebenspitzen (beiderseits 1—2) versehen; letztere erscheinen nur bei dem grössten, dem 4. oder 5. bisweilen blos angedeutet, wo- durch sie Hundszähnen ähnlich werden. Hinter diesen stärkeren folgen nach rückwärts zu beiden Seiten meist noch 10 äusserst kleine, scharf zugespitzte Zähne, die von dem dicht papillösen Zahnfleische fast gänz- lich überhüllt werden. Letzteres, sowie überhaupt die ganze Schleimhaut der Mundhöhle und auch des Gaumensegels, zeichnen sich durch ihren dichten Besatz mit zarten, fein gekerbten Papillen aus, die kurzen viel-
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zackigen Zähnchen sehr ähnlich sehen; sie überkleiden auch die gut ausgebildete und frei bewegliche Zunge.
Von den Suborbitalknochen stellt der 1. fast ein rechtwinkeliges Dreieck vor, dessen Basis gegen das Auge gekehrt ist; der 2. zeichnet sich durch Grösse aus, bildet grossentheils den unteren Augenrand und reicht fast bis an den Winkel des Vordeckels herab. Oberhalb desselben begränzen noch 2 kleine Knochenstücke das Auge von hinten; der Praeorbitalknochen ist schmal, aber ziemlich lang. Der Kiemendeckel bildet ein gleichschenkeliges Dreieck, dessen lange Basis nach vorne sieht. Das Suboperculum erreicht °/3 der Länge des vorigen; der Zwischendeckel steht ziemlich breit unter dem horizontalen Aste des Praeoperculum’s vor. Deckel und Unterdeckel sind am freien Rande von einem Hautsaume umgeben. — Die Kiemenspalte ist weit, die Kiemenstrahlen sind kurz aber ziemlich breit, die Rechenzähne dünn und mässig lang, eine fransige Pseudobranchie fehlt.
Die Rückenflosse beginnt genau in halber Körperlänge (ohne Cau- dale) und enthält nebst 2 ungetheilten 9 getheilte Gliederstrahlen, von denen der 3. und höchste nahezu 4amal in der Totallänge begriffen ist. Die Brustflossen sitzen sehr tief und erreichen zurückgelegt nicht ganz die Basis der Ventralflossen, die nur wenig kürzer als jene sind. Die Afterflosse beginnt gegenüber dem Ende der Dorsale und reicht etwas über die gegenüberstehende kleine Fettflosse hinaus. Die 3 ersten ungetheilten Strahlen sind viel kürzer als die folgenden getheilten, welche letzteren die längsten der ganzen Flosse sind; die Basis der Flosse kommt einer Kopflänge gleich, oder bleibt nur wenig zurück. Die Caudale ist gabelig, gleichlappig, die längsten oder Hauptstrahlen messen beiläufig /; der Gesammtlänge.
Die zarten und weichen aber festsitzenden Schuppen zeigen am freien Felde 12—14 schwache Radien, am festsitzenden blos concen- trische wellige Streifung und ein netzförmiges Centrum. Sie sind um /3 höher als lang, die Höhe der grössten erreicht 1 Augendurchmesser, Die Seitenlinie erstreckt sich (wie bei Jenyns’ Tetragonopt. inter- ruptus) nur über 6—8 Schuppen und gibt sich durch einfache aufgesetzten Röhrchen kund.
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Färbung. Grundfarbe gelblichbraun, die Ränder der Schuppen stets dunkler als ihre Mitte. Zwischen je 2 Längsreihen von Schuppen läuft eine schwarzbraune Längsbinde; die 5. Binde erstreckt sich bis- weilen durch die Mitte der Schwanzflosse. Die Basis der letztern ziert gewöhnlich noch ein dunklerer schwarzer Fleck, der sich öfters nach vorne in eine Längsbinde fortsetzt, öfters aber fehlt; auch der Augen- fleck hinter dem Winkel des Deckels erscheint mitunter wie verwaschen.
Da die inneren Organe nicht mehr gut erhalten waren, so kann nur noch die Form der Schwimmblase angegeben werden. Sie ist wie gewöhnlich bei Characinen in 2 Hälften abgeschnürt, deren hintere über 2mal länger als die vordere ist und auch einen weitern Sack vorstellt, welcher breit endet; der Luftgang liegt ganz vorne, nahe der halsför- migen Einschnürung.
Länge des grössten Exemplares 3° 10 W. M.
Fundort: Vom westlichen Abhange der Andes im Staate Ecuador.
Gattung: Chalcinopsis, nov. gen.
Char. Dentes intermaxillares 4 seriales, cuspidati, inframasillares biseriales ; corpus valde compressum; abdomen fere carinatum; squamae parvae.
Im Zahnbau stimmt diese Gattung zu keiner der bisher aufgestellten ; sie steht übrigens durch den fast gekielten Bauch und den Verlauf der Seitenlinie dem Chalcinus Val. (= Chalceus Mill. Tr.) näher als dem Brycon Mll. Tr.
1. Art: Ohalcinops. striatulus, n. — Taf. V. Fig. 2.
Char. Capitis longitudo ad totalem eirciter = 1:5, numerus dentium inter- mazilarium primi ordinis 20, secundi 18; trunei latera strüs vel maculis obliquwis fusco-nigris, seriatim positis distincta; ad caudae basin saepe major macula nigricans.
13—14 D. 2/8—9, A. 4/32... Squam. 73—74. 8—9
Die Kopflänge ist bei jüngern Individuen (bis zu 7a‘) 43/4, bei älteren bis 5/smal in der Gesammtlänge enthalten und somit bedeutend kleiner als die Höhe des Körpers, welche sich zur Totallänge wie 1:43
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verhält. Die Stirnbreite zwischen den Augen schwankt gleichfalls nach dem Alter und beträgt bei Jungen nur 1, bei Aelteren dagegen 2 Augen- durchmesser und darüber. Letzterer selbst kommt nahezu !/s der Kopf- länge gleich. Der Abstand der Augen von der Schnauzenspitze über- trifft bei Aelteren 1 Augendiameter nur wenig, bei Jüngeren erreicht er ihn dagegen nicht; die Narinen liegen nahe vor den Augen. Der Praeorbitalknochen gleicht an Gestalt und Länge genau dem Öberkiefer ; der grosse untere Augenrandknochen ist 5-eckig. und etwas länger als hoch.
Der Mund ist bis unter die Augen gespalten, der Oberkiefer reicht nämlich bis unter deren Mitte; der Zwischenkiefer überragt den un- teren und ist mit 4 Reihen von Zähnen besetzt. In äussserer Reihe stehen 20 dreispitzige Zähne, von denen die mittleren oft so schwach ent- wickelte Seitenzacken besitzen, dass sie fast wie einfach conisch sich ausnehmen. Die 2. Reihe wird aus 18 Zähnen gebildet, welche breiter aber kürzer als jene sind. Hinter der Mitte derselben stehen in 3. Reihe nur 2 grosse Zähne, auf welche endlich als 4. Reihe jederseits 2 noch grössere und stärkere Zähne folgen, von denen die innern meist 3-, die äussern 5-spitzig sind. — Der Oberkiefer trägt ‚beiderseits 14—16 dreispitzige Zähne von ziemlich gleicher Grösse, welche jedoch die der Intermaxillarzähne nicht erreicht. Im Unterkiefer wird die äussere Reihe jederseits von 8—10 drei- oder 5spitzigen Zähnen zusammengesetzt, von denen die mittleren an Grösse die grössten des Zwischenkiefers übertreffen. Unter ihnen ist, von der Symphyse an gerechnet, der 2. Zahn der breiteste, der 3. aber der längste; die folgenden 5 nehmen rasch an Grösse ab, die letzten und kleinsten sind unter sich fast gleich lang. In 2. Reihe stehen hinter und zwischen den Mittelzähnen der äussern 2 seitlich compresse conische Zähne, auf welche nach einer zahnleeren Lücke weiter zurück jederseits noch 8—9 sehr kleine Spitz- zähne folgen.
Ausgezeichnet ist der dichte Besatz der Gaumenschleimhaut mit zottigen Papillen, die selbst wieder äusserst fein gekerbt oder wie ge- zähnelt erscheinen und ein hinter der 4. Zahnreihe herabhängendes vor- deres vielfach gelapptes Gaumensegel bilden helfen. Auch zwischen allen Intermaxillarzähnen hängen ganz ähnliche zottige Papillen dicht umher.
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Das weiter rückwärts befindliche eigentliche Gaumensegel ist dagegen fast glatthäutig. Die ovale Zunge erscheint durch verlängerte Papillen blos uneben, nicht aber mit gekerbten Zotten besetzt, deren im Unter- kiefer überhaupt nur hinter der 1. Zahnreihe wenige und kürzere sicht- bar sind. — Die Kiemenspalte ist weit, die 4 Kiemenstrahlen sind kurz aber ziemlich breit.
Die Rückenflosse beginnt vor halber Körperlänge und reicht mit ihrer Basis, welche beiläufig 2Y/ımal in der Kopflänge enthalten ist, bis über den Anfang der Anale zurück; ihre grösste Höhe (am 2. Strahle) beträgt !/ der Totallänge, und kommt jener der Afterflosse gleich, deren Basis aber eine Kopflänge bedeutend übertrifft und über deren Ende die kleine Fettflosse steht. Die Brustflossen reichen zurückgelegt bis zur Basis der kurzen Ventralen und messen Y/s—!/;s der Totallänge; die Strahlenzahl der ersteren ist 1/12, der letztern 1/7. Die Lappen der tief gabeligen Schwanztilosse sind zugespitzt und beiläufig von Kopfes- länge.
Besondere Erwähnung verdienen noch die Strahlen der Afterflosse bezüglich des Unterschiedes, den sie nach dem Geschlechte zeigen. Bei Männchen sind sie nämlich sämmtlich ihrer ganzen Länge nach mit spitzigen Zähnen besetzt und zwar derart, dass der hintere der beiden Hauptäste, in welche sich jeder Strahl zuerst gabelig theilt, an jedem seiner Glieder rechts und links einen conisch spitzigen Zahn trägt. Blos an den 15—14 hinteren und niedersten Strahlen sind deren nicht wahr- zunehmen, doch fühlt sich ihre Oberfläche rauh an*).
Bei wohlerhaltenen Exemplaren erscheint schon der Vorderbauch ‚bis zu den Ventralen fast gekielt, ist es aber hinter ihnen wirklich, in- dem die Schuppen gleich anfangs winkelförmig abgetheilt liegen und weiter zurück eine Längsspalte zwischen sich lassen, die in eine taschen- förmige Vertiefung führt, welche bis zur Analöffnung reicht.
Die Schuppen sind auffallend klein, daher ihre Zahl grösser als selbst bei andern kleinschuppigen Characinen ist, wie z. B. bei Chalceus
1) Ein ähnliches Vorkommen wurde bereits früher bei Tetragonopterus scabripinnis I enyns beobachtet und schon J. Müller und Troschel werfen beider Art Tetrag. taeniatus Jen. die Frage auf: „an femina T. scabripinnis?“ (Siehe hierüber auch Kner’s Abhandlung über die Oharacinen I. Abth. S. 40.)
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alburnus Günth., wo sie längs der Seitenlinie 60 und in der Höhe 13/5 beträgt, und an welchen unsere Art übrigens auch durch das Verhält- niss der Körperlänge zur Höhe und die Strahlenzahl der Afterflosse zu- nächst sich anreiht. In Struktur stimmen die Schuppen wesentlich mit den Chalceus-Arten überein; dem festsitzenden Theile derselben fehlen Radien, von netzartigen chaotisch verworrenen Streifen ihres Centrums laufen dagegen nach dem freien Rande mehr oder weniger zahlreiche Strahlen hin, durch welche derselbe oft eingeschnitten und gekerbt erscheint.
Färbung: Die Grundfarbe der Rückenseite bei Spiritusexemplaren ist grünlich braun, gegen den Bauch in goldgelb übergehend, am Oberkopfe dunkelbraun, an der Kehle grünlich weiss; der Schultergürtel ist schwarz- braun gesäumt. Die Seiten des Körpers sind öfters mit 14—20 un- regelmässigen schmalen verticalen Streifen von schwärzlicher Farbe ge- ° ziert, welche bald die ganze Höhe des Rumpfes einnehmen, bald nur die obere oder untere Hälfte desselben überziehen; öfters sind statt dieser Streifen nur einige gesonderte, schief laufende Striche vorhanden. An 2 der vorliegenden Exemplare fehlen auch diese und blos bei dem grössten werden ‘diese Streifen oder Striche zu grossen und zusammenhängenden Flecken, deren längs des Rumpfes beiläufig 15 zu zählen sind. Zu- weilen liegt überdiess an der Basis der Oaudale ein länglicher schwarz- brauner Augenfleck. Bei jungen Individuen zeigt mitunter die ganze Brustgegend eine schwärzliche Färbung und auch der ganze Schwanzstiel sammt der Basis der Caudalstrahlen derselben erscheint schwarz. Die Flossen sind ungefleckt, schmutzig gelb, nur an den Rändern dunkel gesäumt.
Bei der innern Untersuchung der vorliegenden 9 Exemplare wurden 2 als Männchen erkannt, deren sehr entwickelte Hoden Zeugniss von der nahe gewesenen Laichzeit gaben; diese letzteren reichen als ein Paar dicke einfache Lappen nach vorne bis unter die Basis der Brustflossen. — Die Schwimmblase ist abgeschnürt, die vordere Abtheilung sehr klein und kurz, die hintere erstreckt sich bis zu Ende der Bauchhöhle; Appen- dices fehlen.
Totallänge von 5?/s bis 16 Zoll.
Fundorte: Neu-Granada und Panama an der Seite des stillen Oceans. Abh.d. IIL.Cl d.k.Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth. 6
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2. Art: Chalcinops. chagrensis, n. — Taf. V. Fig. 3.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:51 —5?/a, numerus dentium inter- mawxillarium primi ordinis 16—18, secundi 14; trunci latera absque strüs aut maculis.
13—14 D. 2/9, A. 4/32—33..... Squam. 77—80. g
Diese Art zeigt auf den ersten Blick zwar grosse Aehnlichkeit mit der vorhergehenden, unterscheidet sich aber constant: durch geringere Anzahl von Zähnen im Zwischen- und Öberkiefer, Kürze des Kopfes, weniger gewölbten Rücken, noch kleinere Schuppen und Mangel jed- weder Zeichnung.
Die Kopflänge verhält sich zur Gesammtlänge des Fisches wie 1:51a—33/, die Körperhöhe zu letzterer wie 1:4—4'/;, der Durch- messer des Auges (ohne Fettlider) zur Länge des Kopfes wie 1: 31%; die Stirnbreite zwischen den Augen ist etwas grösser als der Abstand der letzteren von der Schnauzenspitze, die genau 1 Augendiameter be- trägt. Die Breite des Kopfes zwischen den Kiemendeckeln kommt der halben Kopflänge nahezu gleich.
Der Zwischenkiefer trägt in 1. oder äusserer Reihe jederseits 8 (selten 9) in 2. Reihe 7 Zähne, während wie bei Ch. striatulus die 3. Reihe blos aus 2 und die 4. aus 4 Zähnen gebildet wird. Die mittleren Zähne der äusseren Reihe sind etwas grösser als die seitlichen und 3-spitzig; die viel längere Mittelspitze ist bisweilen selbst wieder schwach gekerbt. Die Zähne der 2. Reihe gleichen an Grösse denen der ersten und die vorderen sind ebenfalls meist 3-zackig, die seitlichen und hintersten aber gewöhnlich 4—5-spitzig; die beiden Zähne der 3. Reihe sind wieder 3- zackig und jene der 4. mindestens 5-zackig oder noch mehrfach gekerbt. Jeder Oberkieferast ist mit 13—14 3- bis 5-zackigen Zähnen besetzt. Im Unterkiefer stehen in äusserer Reihe jederseits 14 Zähne, deren Grösse gegen den Mundwinkel abnimmt, doch sind auch die 2 mittleren stets etwas kleiner als die anstossenden. Die Mehrzahl derselben ist 4—5- spitzig, die weiter zurückstehenden zeigen gewöhnlich nur 3 oder 2 Zacken und der letzte erscheint sogar oft nur einfach spitzig. Die beiden Zähne der 2. Reihe zunächst der Symphyse sind wie bei ströatulus
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seitlich compress und mit rückwärts gekrümmter Spitze versehen; die beiderseits weiter zurück stehenden Zähne der 2. Reihe sind einfach spitz und ihrer Kleinheit wegen leicht zu übersehen. — Die Auskleidung der Mundhöhle mit dicht gedrängten moosähnlichen Zotten ist eben so ausgezeichnet wie bei Oh. striatulus, und die Zunge sogar mit noch grösseren Papillen besetzt. — Der grosse untere Suborbitalknochen ist strahlig gestreift, der Deckel halbmondförmig, der mit einer stumpfen Leiste versehene Vordeckel biegt rechtwinklig um.
Die Dorsale beginnt vor der Anale, ungefähr in der Mitte des Raumes zwischen der letzteren und den Bauchflossen; ihre Basis kommt der 1/2 Kopflänge, ihre grösste Höhe (am 2. ungetheilten Strahle) °/s der- selben gleich, dagegen übertrifft die Basis der Afterflosse eine Kopflänge um !/;, während ihr höchster Strahl (der 1. getheilte) weit hinter ihr zurückbleibt. Die Brustflossen reichen nur bei jungen (nicht aber bei älteren) Individuen bis zu den Bauchflossen; in diesen zählt man 1/7, in jenen 1/13 Strahlen. Die Caudale ist tief gabelig, der untere Lappen länger und beiläufig 4'/smal in der Totallänge enthalten.
Da bei dieser Art schon der Rücken schmaler und der ganze Fisch mehr seitlich compress ist, so tritt auch der Bauchkiel noch schärfer als bei striatulus vor und beginnt schon am Isthmus. — Die Seiten- linie setzt sich durch die Mitte der Schwanzflosse bis an ihren Rand fort, ohne aber über diesen hinauszureichen.
Färbung. Rücken und Oberseite des Kopfes hell röthlichbraun mit blaulichem Silberschimmer, der übrige Leib goldgelb, die Flossen einfärbig schmutzig braun.
Totallänge der vorliegenden Exemplare von 5 bis 9 W. Z.
Vorkommen: im Rio Chagres, welcher in den mexicanischen Meerbusen mündet.
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Gattung: Chalceus, Cv. Val. (Brycon MIl. Tr.) Art: Chalc. atrocaudatus, n. — Taf. IV. Fig. 3.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:4 et summae corporis altitudını aequalis; ante pinnam caudalem fascia oblonga, lata, nigricans. 10 D. 2/9, A. 3/26... . Squam. 54—55. 5
Diese Art, von der uns leider nur 1 Exemplar vorliegt, erweist sich durch die Bezahnung als ächter Chalceus und steht hierin, wie auch in Betreff der Zahl der Analstrahlen und der Schuppen, namentlich den beiden Arten: Brycon falcatus Mll. Tr. und Br. dentee Günth. (Pro- ceed. of the Zool. Soc. of London, April 1860, p. 8) am nächsten, unter- scheidet sich aber von letzterem insbesondere durch die Verhältnisse der Körperhöhe und Totallänge zur Kopflänge. Während letztere bei Ch. (Brye.) dentex 5'/smal in der Gesammtlänge enthalten ist, beträgt sie bei unserer Art fast nur !/ı derselben. Auch kommt hier die grösste Leibeshöhe (vor den Bauchflossen) der Kopflänge nahezu gleich, während diese bei dentex bedeutend von jener übertroffen wird. — Das Auge ist mässig gross, sein Durchmesser (ohne Einrechnung der beiden Fett- hautlider) 5!/amal in der Kopflänge begriffen; es steht 2 Diameter von der Schnauzenspitze ab und ebensoviel beträgt auch die Stirnbreite zwischen beiden Augen. — Der Zwischenkiefer trägt wie bei allen Arten dieser Gattung eine dreifache Reihe von Zähnen und zwar: jeder- seits 8 kleine 3-spitzige in äusserer, 4 drei- zum Theile undeutlich fünf- spitzige Zähne mittlerer Grösse in 2. Reihe und 14 in 3. Reihe, von denen die mittleren 4 die grössten und fünfzackig sind. An diese reiht sich zunächst beiderseits 1 viel kleinerer Zahn, auf welchen abermals 1 grosser fünfspitziger und dann 3 allmälich kleiner werdende folgen, deren letzter nur 3 Spitzen zeigt. Die Gaumenhaut zwischen und hinter den Zahnreihen ist wie bei Chalcinopsis dicht mit moosähnlichen Zotten behängt; kürzere zahnähnliche Papillen halten auch den Rand der Ober- und Unterlippe besetzt. Längs des Oberkiefers stehen jederseits 18—19 kleine 3- bis 5-zackige Zähne. Jeder Unterkieferast ist in äusserer Reihe
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mit 12 grösseren Zähnen besetzt, unter welchen (von der Symphyse an gerechnet) der 2. bis 4. durch Grösse sich auszeichnen und 5- bis 7-spitzig sind, während an den allmälich kleiner werdenden seitlichen Zähnen die Nebenspitzen verschwinden, wie diess auch bereits Müller und Troschel von Brycon falcatus und Schomburgkiü angeben. Die Zähne zweiter Reihe im Unterkiefer sind verhältnissmässig klein, sowohl die beiden mittleren kegelförmigen, wie auch die durch eine lange Lücke von ihnen getrennten rückwärts befindlichen, welche in einfache zarte Spitzen auslaufen. — Der Suborbitalring ist stark ausgebildet und das grösste, mittlere Stück reicht so tief wie das Ende des Oberkiefers herab; es ist zugleich noch länger als hoch und übertrifft im Ganzen das Operculum. Wie bei an- deren Arten finden sich auch hier nur 4 Kiemenstrahlen vor, keine Pseudo- branchien und Schlundzähne und blos am 1. Kiemenbogen ziemlich lange Messerklingen ähnliche Rechenzähne.
Die Rückenflosse steht in der 2. Hälfte der Körperlänge, sie be- ginnt in senkrechter Richtung weiter zurück als die Ventralen und endet noch vor Anfang der Analflosse, deren Basis eine Kopflänge fast um 1/a übertrifft. Die grösste Höhe der Dorsale (am 2. ungetheilten Strahle) gleicht */, die der Afterflosse °/- der Kopflänge. Die Brustflossen, welche 14 Strahlen enthalten, reichen beinahe bis zur Basis der Ventralen (mit 2/7 Strahlen) und diese bis zum kurzen Schlitze, welchen die Schuppen vor der Analgrube bilden, zurück. Die Schwanzflosse, welche 19 ganze und mehrere Stützstrahlen enthält, ist tief gabelig, ihr oberer, nicht verletzter Lappen erreicht °/g der Kopflänge. — Der Bauch ist abgerundet, weder vor noch hinter den Bauchflossen gekielt.
Färbung. Ober- und Unterseite des Kopfes chocoladenbraun, Deckel- stücke, Schläfen- und Jochbeingegend goldglänzend, grünlich schillernd ; der Rücken braungelb und mit 5—6 dunkleren aber schwach ausge- drückten Längsstreifen geziert, die sich zwischen je 2 Schuppenreihen hinziehen. Ueberdiess ist der freie Rand aller Schuppen etwas dunkler als deren Mitte gefärbt. Längs der Seiten des Rumpfes herrscht eine gelbliche Färbung vor, die aber von einem prachtvollen meergrünen Schimmer durchzogen wird, in ähnlicher nur etwas schwächerer Weise wie bei Chalceus opalinus. Den Schwanzstiel schmückt jederseits eine bis zur Caudalbasis reichende breite schwarzbraune Binde, deren Länge
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fast 2/3 der Kopflänge beträgt, und die sich in der Höhe über 3 Schuppen- reihen erstreckt. Sämmtliche Flossen sind einfärbig, hellbraun. Totallänge 11 W. Zoll. Vorkommen: im Staate Ecuador am westlichen Abhange der Andes.
Gattung: Tetragonopterus, Arted.
Von dieser Gattung wurden uns zweierlei Arten zugesendet, von denen die eine in 7 kleinen Exemplaren von 2\2 bis 31/2“ vorliegende völlig dem Tetrag. aeneus entspricht, welchen Günther in den Proceed. of the Zool. Soc..of London im Junihefte 1860 beschrieb und der aus dem Oaxaca in Mexico stammt. Im den Messungsverhältnissen der Höhe zur Länge des Körpers, Kopfes und Auges findet nicht die mindeste Abweichung statt, ebenso in Färbung, Strahlenzahl u. s. w. Der ein- zige Unterschied besteht darin, dass einige unserer Exemplare unter- halb der Seitenlinie blos 5 Schuppenreihen besitzen statt 6, wie diess Günther angibt, während dagegen die Zahlen 7 über und längs der Seitenlinie wieder genau stimmen. Unsere Exemplare stammen aus dem Rio Chagres.
Die zweite Art, welche nur in einem Individuo aus dem in die Siidsee mündenden Rio Bayano vorliegt, steht dem Tetrag. Gronovä \ al. so nahe, dass wir sie unbedenklich für dieselbe halten würden, wenn nicht diese Art überhaupt zu jenen gehören würde, welche eine kritische Revision der ganzen Gattung insbesondere wünschenswerth erscheinen lassen; (s. hierüber Kner’s Beiträge zur Familie der Characinen, Denk- schrift. der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 17. Bd., 1859, 1. Abth. S.39 [175]). Jedenfalls halten wir obige Annahme nach Ver- gleichung mit andern im kaiserlichen Museum befindlichen Exemplaren von T. Gronovü für richtig, und diess vorausgesetzt ergibt sich dann zufolge der in oben citirter Abhandlung gelieferten Nachweise die Gleich- artigkeit dieser Art mit Tetr. rutilus, Jen. und Tetr. maculatus Müll Tr., obwohl von letzterem das Verhältniss der Körperhöhe zur Länge wie 1:22/3 angegeben wird, während bei unserm Exemplare der Körper über 3 mal länger als hoch ist. Diess ist aber auch bei Jenyns Fig. 2 auf pl. 23 der Fall, welche doch mit Gronov’s Abbildung im Museum ich- thyol. Tab. I. Fig. 5, folglich mit dem echten Originale des T. Gronovü Val.
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selbst übereinstimmt, wie diess auch Müller und Troschel aner- kennen. — Die Strahlen- und Schuppenzahlen des Bayano-Exemplares sind folgende: D. 3/9, A. 4/25, P. 1/13, V. 1/7, C. 19. 81a
Squam. longit. 38, vertic. Ze
Familie: Siluroidei. Gattung: Bagrus, Cuv. Art: Bagr. arioides, n. ?
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = A: 1, ad altitudinem corporis = 5°/a: 1; dentes inter- et inframazillares parvi acuti, fasciam tenuem efformantes, pone hos utrinque acervulus dentium subglobosorum sejunctus in vomeris parte transversa; pinna analis multiradiata.
16-15
DIR 5009 Te 1/6, Co 777
16—15 Nach den Merkmalen, welche v. Bleeker für die Gattung Arius hervorhebt, und nach den Abbildungen, welche hierüber in den bisher erschienenen Heften seines grossen Atlas bereits vorliegen, wäre die hier als fraglich hingestellte Art der genannten Gattung beizu- zählen; vergleicht man aber andere ausgezeichnete Arius-Arten bezüg- lich der Bezahnung mit ihr, so fühlt man sich versucht, nicht blos der
Ansicht J. Müller’s beizustimmen, der die Gattung Bagrus nicht in
mehrere Genera sondern blos in Subgenera trennen wollte, sondern fast
mehr noch sich Valenciennes anzuschliessen, welcher trotz der ver- schiedenen Bezahnung des Gaumens die Gattung Dagrus lieber nicht einmal in Subgenera theilen will!). — Die fragliche, leider nur als
Unicum vorliegende Art stimmt weder genau zu Arius noch zu Dagrus
1) Uebrigens widersteht Valenciennes (Hist. d. poiss. tom. 15, p. 53) doch selbst dieser Versuchung nicht ganz, die Gattung Arius von Bagrus abzutrennen, fügt jedoch, nach- dem er zuerst von den „plaques des dents palatines distinetes et eloignees“ als Merkmal sprach, alsbald weiter bei: „cependant je les vois s’avancer quelquefois sur les angles lateraux du chevron du vomer.“
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und folgt man nicht jenen gewichtigen Autoritäten, sondern neueren Systematikern wie v. Bleeker und Gill, so liesse es sich sogar recht- fertigen, wenn sie den schon bestehenden zahlreichen Untergattungen noch als neue hinzugefügt würde. Ihr wären dann auch die beiden Arten von Bleeker’s Arius macronotacanthus und truncatus V al., viel- leicht nebst noch einigen Arten beizuzählen, durch welche der Ueber- gang von Arius zu Bagrus vermittelt wird. Das Hauptmerkmal unserer Art besteht übrigens in der Afterflosse, deren Strahlenzahl grösser als bei allen uns bekannten Arten ist, indem sie bei keiner sonst über 23 steigt. Hiedurch unterscheidet sie sich namentlich auch von Aröus Milberti, dem sie in Totalgestalt und Färbung nahe steht, bei welchem aber überdiess die Rauhigkeiten der Kopfschilder bis zwischen die Augen reichen und die Gaumenzahnplatten stark entwickelt sind.
Die Totalgestalt ist für einen Arius nicht gestreckt zu nennen, die grösste Leibeshöhe zu Anfang der Dorsale 5°/;mal, und die Kopflänge nahezu nur 4mal inihr enthalten. Die grösste Breite des Kopfes gleicht der Höhe des Rumpfes oder verhält sich zur Kopflänge = 1:1?/;; der Durchmesser des Auges beträgt kaum !/s der letztern, der Abstand der Augen vom Schnauzenrande 1!/%, von der Deckelspitze 32/3, der gegen- seitige Abstand dagegen 3 Diameter. Die grossen doppelten Narinen liegen weit vor den Augen, nahe dem Schnauzenrande. Die Breite der schwach gekrümmten Mundspalte erreicht nicht völlig 1/3 der Kopflänge. Die Maxillarbarteln sind kurz und reichen zurückgelegt nicht bis zur Kiemen- spalte, von jenen des Unterkiefers erreicht der hintere und längere ?/3 der Kopflänge; alle Barteln sind dünn. — Die äusserst feinen spitzigen Zähne im Zwischen- und Unterkiefer bilden eine ziemlich schmale Binde, welche weder oben noch unten bis an den Mundwinkel reicht; die abge- rundeten Pflasterzähne des Gaumens bleiben in der Mitte durch einen breiten Zwischenraum getrennt und stellen zwei nur sehr kleine Binden dar. — Die lange Stirnfontanelle reicht fast bis zur Nackenplatte zurück, deren Oberfläche körnig rauh und ciselirt erscheint, gleich jenen des Os parietale, supraoccipitale und des seitlichen Hinterhauptbeines. Das Praedorsalschild, in welches das Oceipitalschild des Helmes sich fort- setzt, ist eben solang wiean seiner Basis breit, endet nach hinten etwas concav abgestutzt und schliesst sich daselbst an ein kleines, „leichfalls
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granulirtes Schildchen an, das bis zum ersten sehr kurzen Stützstrahle der Rückenflosse reicht und nahezu doppelt so breit als lang ist. Stirn, Schnauze und Seiten des Kopfes sind mit glatter Haut bedeckt, än welcher die Kopfkanäle zahlreich und mannigfach sich verzweigen. — Die Kiemenspalte ist mässig weit, die Zahl der Kiemenstrahlen 6, der Porus pectoralis klein.
Die Rückenflosse ist zugespitzt; ihr erster sehr kurzer und platter Strahl dient nur zur Stütze und Sperre, der folgende knöcherne ist bei- läufig 1Y/smal in der Kopflänge enthalten und kürzer als der erste und längste getheilte Gliederstrahl; seine Vorderfläche ist körnig rauh, der Hinterrand sägeförmig gezähnt. — Die Länge der Brustflossen ist 1?/smal, jene der Ventralen etwas über 2mal in der Kopflänge be- griffen ; letztere beginnen hinter dem Ende der Dorsale. Die Fettflosse steht der Mitte der kurzstrahligen Anale gegenüber, deren längste Strahlen nur /s der Kopflänge messen. Die Lappen der tief gabeligen Caudale sind abgerundet. Die Analgrube liegt in der Mitte zwischen der After- und den Bauchflossen. Die Verzweigungen der Kopfkanäle und der Verlauf der Seitenlinie sind sehr deutlich; letztere spaltet sich wie bei vielen Siöluroiden an der Wurzel der Caudale in 2 stark diver- girende Aeste, die sich aber über die Flossenlappen selbst nicht fort- setzen.
Färbung. Die ganze Rückenseite bleigrau, gegen den Bauch zu silberweiss schimmernd, die Flossen bräunlich gelb, nirgends Flecken und Zeichnungen.
Vorkommen: Rio Bayano, in die Südsee mündend. Totallänge etwas über 6” W. M.
Gattung: Pimelodus, Lac.
Von dieser Gattung wurden uns zweierlei Arten zugesendet, von denen die eine aus dem Rio Chagres stammende nur in 1 Exemplare vor- liegt und die.mit Günther’s Pim. modestus aus Esmeralda (Proceed, of Zool. Soc. of London, April 1860) völlig übereinstimmt.
Minder sicher dagegen sind wir bezüglich der Bestimmung der
2. Art, von welcher wir zwar 12 Individuen vergleichen konnten, die Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 7
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aber selbst in manchen Puncten von einander abweichen, obwohl sie ohne Zweifel dennoch gleichartig sind. Wir glauben in ihr den Pim. cinerascens Günth. (l. ec.) zu erkennen, dessen Beschreibung aber zu kurz ist, um hierüber genügend sicher zu sein. Jedenfalls steht sie diesem so nahe, wie aus nachfolgenden Angaben erhellen wird, dass wir uns vorerst enthalten, sie für eine zweifellos neue Art zu erklären.
Die Totalgestalt ist gestreckt, der Rumpf gegen den Schwanz zu stark compress, der breite depresse Kopf flach, seine Länge 5° bis 5%smal in der Gesammtlänge enthalten. Die etwas schwankende Breite des Kopfes zwischen den Deckeln steigt bis über °/ı seiner Länge, und jene der Mundspalte bedeutend über !/ Kopflänge, während sie bei Pim. cinerascens unter dieser zurückbleibt, bei der Mehrzahl der Exem- plare beträgt sie jedoch auch nur nahezu 1» Kopflänge. Das länglich runde Auge fällt durch geringe Grösse auf, indem sein längerer Diameter, fast wie bei cinerascens, blos !/s bis Y der Kopflänge misst‘). Es steht gleich weit vom Rande der Schnauze, wie von dem des Deckels entfernt, während bei cinerascens sein Abstand von ersterem nur 21, von letzterem aber 4 Augendiameter betragen soll. Die Stirnbreite zwischen den Augen erreicht 2°/s—2°/ı Durchmesser. — Die Zwischen- kiefer ragen bedeutend über den Unterkiefer vor. Die Maxillarbarteln reichen bei den meisten bis über die Basis der Bauchflossen zurück, nur selten sind sie kürzer, und messen somit 21/3 bis 3 Kopflängen, die äusseren Barteln des Unterkiefers reichen nicht bis zu den Brustflossen und sind nur einer Kopflänge gleich, das innere Bartelpaar ist fast um die Hälfte noch kürzer. — Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt 7; der Porus pectoralis ist’ ziemlich klein. — Alle Kopfschilder, Deckel- stücke, wie auch der Ocecipital- und Scapular-Fortsatz sind überhäutet und die Rauhigkeiten derselben schimmern nur schwach durch.
ID TA ITS
Die grösste Leibeshöhe ist 71/s—7!/amal in der Gesammtlänge be- griffen und fällt genau hinter den Beginn der Rückenflosse, die kleinste am Schwanze bleibt etwas hinter halber Kopflänge zurück. — Die erste
1) Im Vergleich mit den 3 neuen Arten Günther’s sind bei Pim. elongatus und modestus die Augen entschieden grösser als] bei unserer fraglichen Art, während P. cinerascens etwas kleinere zu besitzen scheint.
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oder strahlige Rückenflosse beginnt zu Anfang des 2. Drittels der Körper- länge und ihre Basis misst ?/3 der Kopflänge, ihr oberer Rand ist wie bei cinerascens abgerundet. Der erste noch ungetheilte Strahl ist ebenso stark aber kürzer als der folgende getheilte, dessen Höhe der Basis- länge der Flosse gleichkommt; die übrigen Strahlen nehmen allmälig an Länge ab, so dass der letzte um !/ı niederer als der erste erscheint. Die Fettflosse ist lang, aber mässig hoch, ihre Basis erreicht 1?/3 Kopf- längen, sie steht vom Ende der 1. Dorsale nahezu gleich weit ab, wie vom ersten completen Randstrahle der Caudale. — Von den Anal- strahlen sind der 3. bis 5. getheilte, nahezu gleich hoch (von !/a Kopf- länge), der 7. ist bis zur Basis gespalten und kann als doppelter gezählt werden, doch scheint er nur auf einem einfachen Träger aufzusitzen ; die vorderen ungetheilten Strahlen nehmen rasch an Länge zu. Die Brust- flossen erreichen nicht völlig ?/s der Kopflänge, die Ventralen sind etwas kürzer. Die Caudale ist tief gabelig eingeschnitten, die beiden Lappen am hintern Rande bei jüngeren Individuen stark abgerundet, bei älteren mehr zugespitzt und bald gleich lang (nicht ganz von Kopfes- länge), bald der obere etwas länger. — Die Urogenitalpapille ist dem After genähert, der zwischen den Bauchflossen in deren 1/2 Länge liegt. Der innere Bau verhält sich wie bei andern Arten dieser Gattung. (Bei einem Exemplare ist das Bauchfell mit schönen eingerollten Nematoden [Spiropteren ?] besetzt.)
Die Seitenlinie sendet zwar keine längeren knöchernen Neben- röhrchen ab, doch scheinen zahlreiche häutige Kanäle mit ihr in Ver- bindung zu sein, die über und unter ihr schief auslaufen und wohl die parallelen oft dunkel gefärbten Streifen veranlassen, die auch an den Abbildungen der 3 Pimelodus-Arten Günther’s angedeutet sind. Sie verästeln sich deutlich und sind oberhalb der Seitenlinie viel zahlreicher und unregelmässiger als unterhalb derselben.
Färbung. Grundfarbe röthlichbraun, längs der Seitenlinie eine schwarzbraune Binde (wie bei Pim. elongatus Günth.); Rücken- und Afterflosse sind längs der Basis, so weit der dickere Ueberzug der Körperhaut hinaufreicht, dunkel, öfters schwärzlich, hierauf folgt eine helle Längsbinde und gegen den Saum wieder dunklere Färbung. Bei
einem sehr gut erhaltenen Exemplare ist die Flossenhaut der Dorsale
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zwischen den beiden letzten Strahlen mit einem grossen schwarzen Augenflecke geziert.
Totallänge: von 5% bis 111% Zoll W. M. —
Fundorte: Rio Chagres, Guajaquil und Neu-Granada.
Familie: Trichomycterini.
Gattung: Trichomycterus, C. V. 1 Art’ Trich. taenia, n. — Tat. VL rip. 1.2)
Char. Caput versus os attenuatum, fere cordiforme, septimam longitudinis totalis partem vix constituens, oculi minimi, pinna caudalis truncata ; taenia lata longitudinalis nigricans et supra hanc punctula obscura,
seriatim posita. 1-12 D.’a6 Rn. 3a, Pi, V.5, 0. 7—8
Diese in Totalhabitus, Grösse und Färbung an unsere Cobitis taenia mahnende Art unterscheidet sich durch geringe Anzahl der Dorsal- strahlen von Trichom. punctulatus, areolatus und maculatus, durch die breite seitliche Längsbinde von Tr. Incae, gracilis und barbatula C. NV. und Macraei Gir., ferner durch die starke Bewaffnung des Deckels und Unterdeckels von Tr. inermis Gay, durch gestreckte Gestalt von Tr. Pentlandü, picetus und punctatissimus Cast. und endlich durch die drei- eckige Form des Kopfes und die nicht gabelige Schwanzflosse von Tr. pusillus Cast.
Der breitgedrückte Kopf erscheint von oben gesehen fast herz- förmig und ist nur wenig breiter als lang, seine Länge misst kaum Yr der Gesammtlänge, seine Höhe blos dessen halbe Länge. Die länglich runden Augen sind sehr klein und nach oben gerichtet, die Stirnbreite zwischen ihnen beträgt 3 Augendurchmesser. Die Narinen liegen 1 Diameter von den Augen entfernt, die vor ihnen stehenden langen Barteln reichen zurückgelegt bis zum Ende des Kopfes, werden aber von den beiden an den Mundwinkeln sitzenden Bartelpaaren sowohl an
1) Fig. 1.a der Taf. VI. gehört zu Fig. 2.
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Länge wie an Stärke noch übertroffen, indem die oberen bis zur Basis der Brustflossen reichen. Die Mundspalte ist endständig, ihre Breite erreicht nicht völlig die halbe Kopflänge, die Lippen sind dick. Zwischen- und Unterkiefer sind mit 2 Reihen mehr oder minder dicht stehender spitziger Zähnchen bewaffnet, die wegen ihrer geringen Grösse und der dicken papillösen Lippen kaum mit freiem Auge sichtbar und selbst mit der Loupe nicht genau zählbar sind. Die Unterlippe bildet gegen den Mundwinkel eine herabhängende Falte, die sich als unterer Bart- faden fortsetzt. Die Wangen und Deckelstücke sind von dicker Haut überkleidet, aus welcher die in 3 bis 4 Reihen stehenden Dornen des Deckels und Unterdeckels vorragen. Diese Dornen sind gerade, schlank, die der letzten Reihe bedeutend länger, als die voranstehenden.
Der Vorderrücken steigt vom Hinterhaupte in einem ansehnlichen Bogen auf, so dass die grösste Leibeshöhe daselbst der Kopflänge gleich- kommt. Schon vor Beginn des 2. Drittels der Totallänge läuft aber die Profillinie des Rückens völlig geradlinig und zugleich nimmt die Breite des Rumpfes ab, Hinterbauch und Schwanzstiel sind stark compress. — Die Rückenflosse beginnt 4 Kopflängen hinter dem Schnauzenrande und steht dagegen nur 3 Kopflängen vom Saume der Caudale ab; ihr 2. und höchster Gliederstrahl erreicht ?/s der Kopflänge und übertrifft die Länge ihrer Basis nicht unbedeutend. Die Afterflosse entspringt unter dem Ende der Dorsale und ist mitihr gleich hoch; die Basis beider Flossen ist von dicker Haut umhüllt. Die Brustflossen sind nahe dem Bauchrande ein- gelenkt, ihr 1. ungetheilter Strahl ist in einen kurzen Faden verlängert, aufihn folgen 6 ziemlich gleich lange Gliederstrahlen, die 2 mal dichotom getheilt sind. Die Brustflossen stehen fast genau in '/ Totallänge und reichen nieht ganz bis zur Analgrube zurück. Die Caudale, deren längste Strahlen nahezu der Kopflänge gleichen, ist fast senkrecht abgestutzt. Die Zahl der vor den 13 eigentlichen Strahlen befindlichen Stütz- oder Pseudostrahlen lässt sich zufolge der sie umhüllenden Haut nicht genau angeben, doch ist sie am unteren Lappen jedenfalls bedeutend geringer. Auch treten sie weniger als bei anderen Arten über die Ränder des Schwanzstieles vor, so dass die obere und untere Profillinie parallel und fast gerade fortlaufen und mit dem Saume der senkrecht abgestutzten Caudale nahezu einen rechten Winkel bilden.
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Färbung. Die Grundfarbe des Körpers ist gelblichbraun; längs der Seiten verläuft in halber Höhe eine breite schwärzliche Binde, die am Kiemendeckel beginnt und bis über die Basis der Afterflosse reicht. Ueber derselben liegen 2 Reihen dunkler Flecken, von denen (bei 1 Exem- plare) die untere in eine zweite schwächere Binde verschwimmt, welche von der breiteren Hauptbinde nur durch einen schmalen gelblichen Längs- streifen getrennt erscheint. Die Oberseite des Kopfes ist schwärzlich gefleckt, alle Flossen aber sind einfärbig.
Es wurden 3 Exemplare von 2° 7’ bis 2‘ 11°“ Länge untersucht, die im Staate Ecuador am westlichen Abhange der Andes gesammelt wurden.
%. Art: Trich. laticeps, n. — Taf. VI. Fig. 2 nat. Gr.!) —
Char. Caput valde depressum, fere quadrilaterum, oris latitudo dimidiam capitis longitudinem superans, haec ad longitudinem totalem = 1:7; trunci latera nigromaculata et strüs transversis 16—20 albicantibus dilutis ornata.
Da Aa. oa
Während bei der soeben beschriebenen Art der Kopf sich herz- förmig zuspitzt, erscheint er hier seiner ganzen Länge nach fast gleich breit, wie diess in gleicher Weise bei keiner der uns bekannten Arten dieser Gattung der Fall ist. Die Länge des Kopfes beträgt zwar auch hier, wie bei der vorigen Art '/ der Totallänge, doch kommt ihr, wie gesagt die Breite desselben fast gleich; er ist überdiess stark depress und seine Oberseite beinahe flach. Die kleinen länglich runden Augen liegen in halber Kopflänge und sind 1/3 derselben von einander entfernt. Die vordere Narine liegt an der Innenseite der Basis des Nasenbartels, hinter ihr und etwas nach einwärts gewahrt man die 2. fast dreieckige Nasenöffnung, deren längerer Durchmesser kaum !/s der Kopflänge misst; die Stirnbreite zwischen den hintern Narinen beträgt 2 solcher Durch- messer. Die Breite der quer gestellten Mundspalte übersteigt die !/a Kopf-
1) Hieher gehört Fig. 1. a der Taf. VI.
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länge. Zwischen- und Unterkiefer sind mit einer Doppelreihe von Zähnen bewaffnet, und zwar besteht die vordere Reihe in beiden Kiefern jeder- seits aus 8—9 flachgedrückten Zähnchen, die schmalen Schneidezähnen mit schwach gewölbter Schneide ähnlich sind und nicht eine geschlossene Reihe bilden, sondern durch Zwischenräume von einander getrennt bleiben. Nahe hinter ihnen stehen in 2. Reihe jederseits 13—14 ähn- liche aber noch kleinere Zähne in einer geschlossenen Reihe. — Die Zwischenkieferbarteln reichen über das Ende des Kopfes zurück und sind nur wenig kürzer als die oberen Barteln am Mundwinkel, die an ihrer Basis bandartig sich verbreitern und zurückgelegt über die Ein- lenkung der Brustflossen hinausreichen. Der untere Bartfaden des Mund- winkels ist an seinem Ursprunge mit dem oberen verbunden und mit dem Magen- oder Zwischenkieferbartel gleich lang, nach abwärts setzt er sich als Unterlippenfalte fort. Die Dornspitzen des Unterdeckels sind schwächer als bei der vorigen Art und stehen nur in 2facher Reihe. Die grösste Leibeshöhe kommt der Ya Kopflänge nahe und fällt in die Gegend des Ueberganges vom Hinterhaupte zum Vorderrücken. Die Dorsale steht um 1 Kopflänge dem Mundrande näher als dem Ende der Schwanzflosse und ist gleich hoch wie lang. Bald hinter ihr beginnen die von dicker Haut überhüllten oberen Rand- oder Pseudostrahlen der Caudale, deren Anzahl über 20 beträgt. Die Afterflosse beginnt etwas weiter zurück als die Dorsale, deren letztem Strahle gegenüber sie aber endet und mit der sie gleiche Höhe besitzt. Die Zahl der hinter ihr beginnenden unteren Stütz- oder Randstrahlen der Schwanzflosse ist geringer und beläuft sich nur auf 15—16; die Länge der gegliederten Strahlen der ebenfalls senkrecht abgestutzten Caudale beträgt 1 Kopf- länge. Der 1. Pectoralstrahl ist bereits gegliedert, aber noch ungetheilt und fadenförmig fast bis zur Kopflänge vorgezogen. Die Bauchflossen stehen etwas vor halber Totallänge, reichen zurückgelegt kaum bis zur Analgrube und somit auch kaum bis unter den Anfang der Rückenflosse.
Färbung. Die Grundfarbe des Körpers ist olivengrün, Kopf und Rumpf sind mit zahlreichen schwärzlichen runden Flecken übersät, die ganze Unterseite und älle Flossen sind ungefleckt. An einem Exemplare gewahrt man, jedoch nur rechterseits, 16—20 vertikale blaulich weisse Parallelstreifen oder schmale Binden an den Seiten des Bauches, welche
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die untere Hälfte des Rumpfes von den Brustflossen bis zur Anale ein- nehmen und nach rückwärts allmälich verschwimmen;; viele dieser Längs- streifen sind beiderseits von einer schwärzlichen Linie eingesäumt.
Von dieser Art liegen uns nur 2 Exemplare von gleichem Fund- orte wie die vorige vor, von denen das grössere 3 7’ W. M. lange ohne Zweifel ein Weibchen ist, da ihm jede Spur einer Genitalpapille fehlt.
Familie: Loricati. Gattung: Loricaria, Linn. 1. Art: Lor. uracantha, n. — Taf. VI. Fig. 3.
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = 5 : 1, oculi diameter longitudi- nalis quintam capitis longitudinem adaequans;, radius terminalis lobi superioris pinnae caudalis osseus, valde incrassatus, porus pectoralis
nullus; — taenia transversa lata nigrescens, truncum- retro pinnam dorsalem cingens. 1! D. KtsA.03/5 done, 1
Die auffallende Verdickung des oberen Randstrahles der Schwanz- flosse in einen breiten Knochenstrahl, wie wir sie bei keiner Art in gleicher Weise kennen, bestimmt uns diese Art als neu anzusehen, ob- wohl sie übrigens bekannten Arten wie Zor. acuta C. V. und insbeson- dere Lor. castanea Cast. pl. 23 Fig. 4 im Umrisse des Kopfes sehr nahe steht.
Die Totallänge verhält sich zu der des Kopfes wie 5:1, die Länge des letzteren zu seiner Breite = 1: °/ı und diese selbst gleicht dem halben Abstande der Analgrube von der Schnauzenspitze. Der vordere Augen- rand steht genau in halber Kopflänge, der Längendurchmesser des Auges sammt hinterem Ausschnitte beträgt Ys, der kürzere quere '/s der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen 2 solcher queren Durchmesser. Die doppelten Narinen liegen in einer dreieckigen Grube, deren Längsdiameter dem des Auges gleicht; die Stirn zwischen den erhobenen Schildern des oberen Augenrandes ist flach, ungekielt, die
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fein bezahnten Schilder des Kopfrandes ringsum greifen nur wenig nach der Unterseite über. Die grossen nackten Mundsegel sind an der Vorder- fläche stark papillös und bilden seitlich ein kurzes einfaches Bartel. Das hintere oder Unterkiefersegel ist in der Mitte schwach eingebuchtet und am Rande mit kurzen Zotten behängt. In beiden Kiefern stehen 8—10 (vielleicht bis 12) ziemlich grosse Zähne, die tief gabelig in 2 lange braune Spitzen getheilt sind. — Das mediane Occipitalschild ist breit und geradlinig abgestutzt, von den 3 folgenden praedorsalen Schildern das letzte am grössten, keines derselben deutlich gekielt. Auch an den Seiten des Rumpfes sind die Kiele der beiden bei allen Arten gekielten Schilderreihen nur schwach, bleiben an 14—15 Schildern getrennt und blos an den letzten 12—13 Caudalen vereinigt. Der Bauch ist gänzlich beschildert und zwar vorne mit mehrmals 10 irregulären Schildchen in der Querreihe, die nach rückwärts allmälich grösser werden, so dass die letzte zwischen den Bauchflossen gelegene Querreihe nur noch aus 3 Schildern besteht.
Die Höhe der Dorsale ist geringer als 1 Kopflänge, ihr Ende genau 2 Kopflängen von der Nasenspitze entfernt, die Länge der Strahlen nimmt gleichmässig ab und der letzte ist bis zur Basis gespalten. Die Bauchflossen entspringen unter dem Beginne der Dorsale, sind kurz und reichen blos.bis zum 1. Analstrahle zurück, die Brustflossen aber nicht einmal bis zu den Ventralen. Die etwas längere Afterreihe erreicht zurückgelegt das 6. Caudalschild hinter ihr. Die ersten ungetheilten Strahlen aller dieser Flossen sind zwar verdickt, an der Spitze aber gleichwohl biegsam und mit nur wenig stärkeren Zähnchen besetzt als die Kopf- und Rumpfschilder. An der Caudale, deren Länge zufolge der abgebrochenen Strahlenspitzen nicht genau anzugeben ist, erscheint dagegen der obere Rand- oder Hauptstrahl in einen so starken, com- pressen, völlig unbiegsamen Knochenstrahl verdeckt, wie diess bei keiner Art bekannt ist. Selbst bei dem jüngeren der beiden xemplare fällt diese Verdickung schon auf, von der sich selbst bei grossen und alten Individuen anderer Arten nur eine schwache Andeutung findet. Ueber- diess ist auch der-untere Endstrahl bei dieser Art dicker als gewöhn- lich, bleibt aber ‘doch weich und biegsam,
Abh.d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 8
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Ein Porus pectoralis fehlt wie bei Lor. laeviuscula, mit der unsere Art auch in der nackten Haut übereinstimmt, die zwischen den 6—7 Randschildern des Bauches und der darüber liegenden unteren Reihe gekielter Schilder frei bleibt. Die 3 verlängerten Stützschilder, welche die Basis der Caudale überlagern, sind klein, das mittlere am kleinsten.
Die Färbung ist verwaschen, doch hinter der Basis der Dorsale ein breites schwärzliches Querband erkennbar, dem bei 1 Exemplare weiter zurück noch Spuren eines 2. und 3. (so wie bei Lor. maculata) folgen. Weder am Kopfe noch am Rumpfe gewahrt man schwarze oder anders färbige Punkte und Flecken, nur an den Strahlen sämmtlicher Flossen sind schwärzliche verwischte Färbungen zu erkennen.
Totallänge des grösseren Exemplares 5!) W. M.
Fundorte. Aus Neu-Granada und dem Rio Chagres.
2. Art: Lor. lima, Kner.
In der I. Abtheilung der ‚„Panzerwelse des kaiserlichen Hofnatura- lienkabinetes zu Wien“ von Dr. R. Kner (Denkschriften der kaiserlichen Akademie, Jahrgang 1855) findet sich auf 8. 25 die kurze Beschreibung und auf Taf. 6 Fig. 1 die Abbildung dieser auf ein trockenes, schlecht erhaltenes Unicum begründeten Art vor, von dem auch die nähere An- gabe des Fundortes fehlt. Wir glauben nunmehr in 4 aus dem Rio Chagres stammenden Exemplaren diese Art wieder zu erkennen, obwohl sie, wie aus nachfolgenden Angaben erhellen wird, in mehreren Puncten nicht unwesentlich von jenem Unico abweichen, die jedoch allerdings auf Rechnung des mangelhaften Erhaltungszustandes fallen können. Da sie aber jedenfalls einander sehr nahe stehen, verzichten wir auf die Aufstellung unserer Exemplare als neue Art, die wir doch nur als fraglich bezeichnen könnten.
Die Kopflänge ist etwas über 5mal in der Totallänge enthalten, die Breite desselben (ohne Bart) = ?/3 seiner Länge, der hintere Augen- randausschnitt mässig und bei den einzelnen Exemplaren ungleich gross. Der Abstand der Augen von der Schnauzenspitze beträgt 31/a—4, vom vorderen Rande der Nasengrube 1, die Stirnbreite zwischen beiden 1!/a
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Augendurchmesser (ohne Ausschnitt).!) Der Umriss des Kopfes verhält sich fast genau wie bei Lor. lima, dessgleichen die Kopfschilder, nur sind die Kiele an dem medianen Oceipital- und den folgenden 2 Prae- dorsalschildern blos schwach angedeutet. Der dichte Schnurrbart an den Seitenrändern des Kopfes beginnt schon in einer Querlinie mit der Zahnreihe des Zwischenkiefers, nämlich 1 Augendiameter von der Nasen- spitze entfernt und reicht bis an den oberen Winkel der Kiemenspalte. Er besteht aus weisslichen borstenähnlichen dünnen Dornen mit feiner rückwärts gekrümmter Spitze, die wie bei Zor. barbata und den Ancistrus- Arten quer aufstellbar sind. In der Mitte ist dieser Schnurrbart am dich- testen und längsten, und hiedurch erscheint der Querdurchmesser des Kopfes in der Augengegend breiter als am Hinterhaupte, da hier die Borsten wieder kürzer werden. Der Bart greift auch an die Unterseite viel weiter über als bei Lor. barbata Kn. und stösst unmittelbar an die Eck- barteln an. Die Mitte der Nasenspitze bleibt nackt. — Das vordere Lippensegel ist kurz, das hintere gross, ungetheilt, dicht mit grossen rundlichen Papillen besetzt und am Saume ringsum mit kurzen Fransen behängt; die sehr deutlichen Eckbarteln erscheinen gleichfalls durch Papillen zottig. In jeder Kieferhälfte stehen beiläufig 10—11 gablig getheilte Zähne von mässiger Grösse.
Die Zahl der Flossenstrahlen ist dieselbe wie bei andern Loricarien. Die Dorsale beginnt genau im 2. Drittel der Körperlänge und unter ihr stehen die Bauchflossen, welche bis zur Anale zurückreichen. Die Strahlen von allen 3 genannten Flossen sind fast gleich lang und zwar von ?/s Kopfeslänge. Die Brustflossen dagegen sind kürzer und reichen nur bis zur Einlenkung der Ventralen; ihr 1. verdickter, aber an der Spitze noch biegsamer Strahl ist gleich den folgenden an der Oberseite dicht mit einem Pelze nach vorne gekrümmter dünner Haken besetzt. Die längsten Strahlen der kleinen, schief abgestutzten Caudale messen nicht !/s der Totallänge, ihr oberer Rand- oder Hauptstrahl ist ein fast
1) Bei dem trockenen Originalexemplare weichen diese Maassverhältnisse in folgender Weise ab: Körperlänge zur Kopflänge wie 4/2:1, Stirnbreite zwischen den Augen 2, Ab- stand derselben von der Schnauzenspitze 5, vom vorderen Rande der Nasengrube 2 Augen- diameter. Diese Differenzen dürften allerdings schwer blos aus dem Erhaltungszustande zu erklären sein.
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eben so dicker Knochenstrahl wie bei der vorigen Art, läuft aber gleich- wohl in eine weiche biegsame Spitze aus, die sich nicht fadig zu ver- längern scheint. — Die Beschildung des Rumpfes verhält sich wie bei Lor. uracantha. Längs 15—15 Seitenschildern erstreckt sich der getrennte doppelte Kiel, der dann an eben so vielen (15—13) folgenden Schildern einfach erscheint. Zwischen der Rücken- und Schwanzflosse liegen 17—19, zwischen letzterer und der Anale 16—17 Schilder; die 3 seitlichen Stützschilder der Caudale sind kurz, das mittlere am kleinsten. Ein kleiner aber deutlicher Porus pectoralis ist vorhanden.
Färbung. Die Grundfärbung wie gewöhnlich; 2—3 dunkle Quer- binden zwischen der Dorsale und Caudale wie auch schwarze Flecken an den Flossen sind, obwohl nicht deutlich abgegränzt, hier gleichfalls wie bei der vorigen Art erkennbar.
Totallänge des grössten Exemplares 7’.
Von der zweiten Gruppe der Loricaten, den Hypostomiden, liegen uns 2 Arten vor, und zwar 1 Hypostomus in 3 Exemplaren aus Neu- Granada und 1 Ancistrus aus dem Rio Chagres. Ersterer stimmt zwar mit keiner bekannten Art völlig genau und stellt eine vermittelnde Form dar zwischen den hochköpfigeu Arten mit zugespitzter Schnauze und den flacheren mit schwach gekielten Kopfschildern und breiter ab- gerundeter Schnauze. Doch glauben wir ihn nur als Varietät von Hyp. plecostomus GC. V. ansehen zu dürfen, da er jedenfalls dieser weit ver- breiteten Art zunächst steht und nur in solchen Verhältnissen abweicht, die auch bei verschiedenen Individuen anderer anerkannter Species oft nicht unbedeutend schwanken und von denen wir die bemerkens- wertheren hervorheben wollen.
Der Kopf erscheint bei unseren Exemplaren etwas niederer, da so- wohl der mediane Occipitalkiel, wie auch die seitlichen temporalen Kiele weniger scharf sind. Stellung und Durchmesser der Augen verhalten sich bei den 2 kleineren Individuen genau wie bei »plecostomus, bei dem grössten dagegen sind sie etwas kleiner und mehr als 4 Diameter von der Nasenspitze entfernt. Bedeutender erscheint aber die breitere Mund- spalte und demnach auch die grössere Zahl der Zähne in jeder Kiefer-
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hälfte, die hier durchschnittlich 40 beiderseits beträgt, während Cuvier und Valenciennes beiläufig 30 für plecostomus angeben und in der Ab- handlung: ‚die Hypostomiden von Kner“ (Denkschriften der kaiser- lichen Akademie VII. Bd. 1854, pag. 14) nur von 16—18 aufrecht stehenden Zähnen in jeder Kieferhälfte gesprochen wird. Die Differenz in diesen Angaben ist so gross, dass man versucht sein könnte, in un- seren Exemplaren aus Neu-Granada etwa den Hyp. auroguttatus Natt. Heck. zu vermuthen. Doch unterscheidet sich dieser ganz bestimmt durch eine noch breitere und vorne kreisrunde Schnauze, gänzlichen Mangel von Kielen am Kopfe, sehr schwachen längs der Seiten, völlig abweichende Färbung und endlich durch noch viel längere Kieferstücke in deren jedem über 60 Zähne stecken. Das Bedenken, welches durch die Differenz in der Zahlenangabe der Zähne gegen die Deutung unserer fraglichen Exemplare als Hyp. plecostomus sich aufdrängt, verliert jedoch viel von seinem Gewichte, wenn man erwägt, dass die beweglichen dünnen Zähne der Hypostomiden überhaupt theils leicht ausfallen, theils in den vertieften Kiefern verborgen liegen und von denen daher bald einige Zähne mehr, bald weniger in die Augen fallen. Unter solchen Umständen dürfte es wohl nicht räthlich sein, die grössere oder kleinere Zahl von Zähnen allein als Unterscheidungsmerkmal von Arten zu benützen. An- dere verlässliche Anhaltspunkte, um unsere Exemplare von plecostomus zu trennen, vermögen wir aber nicht aufzufinden. (Vergleiche übrigens das in der citirten Abhandlung auf Seite 13 Eingangs der Beschreibung von Hyp. plecostomus Gesagte.)
Der 2. uns vorliegende Hypostomide entspricht ohne Zweifel dem Ancistrus (Hypostomus) cirrhosus und kann höchstens als Varietät des- selben angesehen werden, indem er in allen Zahlen- und Maassver- hältnissen übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme der dem Auge etwas näher gelegenen Narinen, deren Abstand bei A. cörrhosus aus dem Rio branco und Gnapore meist 1Y2, hier aber nur 1 Augendurchmesser be- trägt (bei Anc. Karsteni Kröy. blos !/a Diameter). — Das Unicum ist ein erwachsenes Männchen.
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Ueber die
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Staaten Panama und Ecuador.
Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s
von
Prof. Moritz Wagner.
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Ueber die
hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen
der Süsswasserfische in den
Staaten Panama und Eeuador.
«Ein Beitrag zur Thiergeographie Amerika’s von
Dr. Moritz Wagner.
Als der unbekannteste Theil von Mittelamerika sowohl hinsichtlich der Geographie und Ethnographie als der beschreibenden Naturgeschichte wurde noch vor wenigen Jahren das schmalste Land des Welttheils, jener langgestreckte Isthmus, bezeichnet, welcher von der Nordgrenze der Provinz Choco bis zur Südgrenze des Staates Costarica, zwischen 7° und 9° N. B. und 77° und 83° W. L. v. Gr. sich ausdehnt und das Territorium der drei Provinzen Darien, Panama und Veragua um- fasst. Von ihren Binnengegenden bemerkte Humboldt: dass sie noch eben so wenig durchforscht seien wie das Innere von Afrika und Patagonien. Die Flora dieses Isthmusgebietes, dessen Flächeninhalt auf 1465 deutsche Quadratmeilen geschätzt wird, also etwas grösser ist, wie der des Königreichs Bayern, ist zwar seitdem sporadisch durch den verdienstvollen Botaniker Dr. Berthold Seemann, den Begleiter der brittischen Herald-Expedition, untersucht worden; doch beschränkten
sich seine Excursionen nur auf wenige Punkte der Südseeküste und der Abh. d. II. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. I
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Cordillere von Veragua. Die Fauna war ganz unerforscht geblieben. Mein dortiger einjähriger Aufenthalt hatte den besonderen Zweck, neben einigen hypsometrischen und geögnostischen Arbeiten, welche in den noch unexplorirten Gebirgsgegenden einigen Nutzen für die physikalische Geographie versprachen, auch über das Thier- und Pflanzenreich des Isthmus und deren geographischen Zusammenhang mit den Faunen und Floren von Südamerika einerseits, von Costarica und Guatemala ander- seits, so umfassende Beobachtungen anzustellen, als die ausserordentlich grossen Hindernisse von Seiten des Klima’s, der Bodenbeschaffenheit und der Bevölkerung gestatten würden.
Die Sammlungen aus den verschiedenen Thierklassen, welche ich von dort an die zoologisch-zootomische Staatssammlung in München einsandte, sind ebenso wie die früher während der Jahre 1853 und 1854 in den mittleren und nördlichen Staaten Centralamerika’s von mir ge- sammelten Wirbelthiere, Insekten und Conchylien seitdem verschiedenen kenntnissreichen Specialforschern zur Einsicht und systematischen Be- stimmung mitgetheilt worden.!) Es liegen hier vorläufig die Ergebnisse der Untersuchung meiner ichthyologischen Ausbeute durch Herrn Professor Rudolph Kner und Dr. Steindachner vor, denen zur nothwendigen Vergleichung das reiche ichthyologische Material des kaiserlichen Natura- lienkabinets in Wien zur Verfügung stand. Im Interesse der Zoogeo- graphie Amerika’s, wie der physischen Erdkunde überhaupt, halte ich es für angemessen, der descriptiven Abhandlung dieser ausgezeichneten
1) Die Säugethiere und Amphibien aus Costarica, unter denen verhältnissmässig ziemlich viele neue Arten sind, hat Dr. Fitzinger in Wien bestimmt. Die Insekten, Land- und Süsswasser- conchylien aus den nördlichen Provinzen Centralamerika’s, welche der Staatssammlung in München einverleibt wurden, sind erst theilweise untersucht. Den Herren Cabanis, Peters, Jan verdanken wir die systematische Bestimmung der Vögel und Amphibien aus Panama und Ecuador. Herr Dr. Saussure in Genf hatte die Güte, die mühevolle Bestimmung der Hymenopteren, auf deren möglichst vollständige Sammlung ich wegen der Wichtigkeit dieser Insektenordnung für die Zoogeographie besondere Sorgfalt verwandte, zu übernehmen. Diesem geistvollen Naturforscher, welcher Mexiko mehrere Jahre bereiste, verdanke ich auch höchst interessante Mittheilungen über die geographische Verbreitung der. Hyme- nopteren Amerika’s, auf welche ich in einer später folgenden Abhandlung zurückkommen werde. Leider hat Herr Saussure über seine ichthyologische Ausbeute in Mexiko noch nichts veröffent- licht. Die Kenntniss der dorticen Süsswasserfische wäre zur Vergleichung mit den im Isthmus von Panama vorkommenden Formen für die Thiergeographie Amerika’s von be- sonderem Werth.
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Ichthyologen eine eingehende Darstellung der hydrographischen Verhält- nisse von Panama und Ecuador und des davon abhängigen Vorkommens der Süsswasserfauna folgen zu lassen.
Der Gebirgsbau und die Hydrographie des Isthmusstaates Panama, der durch seine Lage und Weltstellung für die Länder- und Völker- kunde überhaupt von unermesslicher Wichtigkeit ist, bietet auch für die geographische Verbreitung der Organismen ein ganz besonderes Interesse dar. Ein aufmerksamer Blick auf die Karte des westlichen Welttheils genügt, um die Eigenthümlichkeit der horizontalen Gliederung dieses Landes im Vergleich mit der Configuration von Nord- und Südamerika zu würdigen. Von einem Ocean zum andern reichend nimmt der Staat Panama den ganzen Querdurchmesser Amerika’s in dessen Centrum ein, bildet also das verbindende Glied der beiden Continentalhälften, welche einstmals getrennte Inseln waren.)
Tierra firme, das ‚feste Land,“ war der Name, mit welchem die spa- nischen Geographen und Geschichtschreiber des 16. und 17. Jahrhun- derts die drei von Columbus entdeckten Provinzen Veragua, Panama und Darien bezeichneten, im Gegensatz zu den ‘abgetrennten Gliedern dieses Festlandes, der Inselwelt der Antillen, welche den Spaniern ein Jahrzehent früher bekannt geworden. Erst weitere zehn Jahre nach der Landung von Columbus in Veragua, als der kühne Vasco Nusez de Balboa 1513 die Cordillere von Darien überschreitend das stille Weltmeer entdeckt hatte, erkannte man, das diese „terra firme“ nur aus einem schmalen Isthmus bestand und den trennenden Damm von zwei Ozeanen bildete.) Wie er die direkte Schifffahrt vom karaibischen
1) Zur näheren Einsicht in die Configuration und die hydrographischen Verhältnisse des Isthmus von Panama und Darien verweise ich auf die Specialkarte von H. Kiepert, welche nach der Originalkarte des Obristen Codazzi reducirt ist. Weniger genau sind in Betreff der Gebirgszüge und Flussläufe die Karten von Dr. Authenrieth und John Baily’s: „Map of Centralamerica.“ Von der Hydrographie der eigentlichen Landenge von Panama, des Isthmus von San Blas und der Provinz Chiriqui (West-Veragua) geben die Specialkarten, welche Dr. Petermann in den Jahrgängen 1861, 1862 und 1863 seiner geographischen Mittheilungen nach den Aufnahmen von Oberst Totten und von mir veröffentlichte , ein annähernd getreues Bild.
2) Die drei ältesten Karten der „Tierra firme“ aus dem Atlas des Vaz Dourado, welche die kgl. bayerische Akademie der Wissenschaften nach einer im Besitze der kgl. Staatsbibliothek zu München befindlichen Handschrift v. J. 1580 herausgegeben, stellen, obwohl etwas plump und roh gezeichnet wie die meisten Karten des sechszehnten Jahrhunderts, die Dimensionen
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Meer zur Südsee hemmt, so setzt dieser Isthmus, der im Mittel einen Durchmesser von 11 bis 12 geographischen Meilen hat und an- seiner schmalsten Stelle bis fast 7 Meilen sich verengt, der Wanderung und Vermischung der Organismen beider Meere eine Schranke, welche nur durch zufällige Umstände überschreitbar ist. Darwin hat in seinem inhaltreichen Werk: „über die Entstehung der Arten“ in den verschiedenen Kapiteln, welche die geographische Verbreitung der Thiere behandeln, unter anderm behauptet, dass die beiden von einer schmalen Landenge getrennten Ozeanfaunen nicht eine Art von Fisch, Weichthier oder Krustenthier gemeinsam hätten.!) Den Beweis für diese Annahme ist der berühmte Forscher, der die Landenge von Panama nicht selbst besucht hat, schuldig geblieben. Grössere Sammlungen von Seethieren sind an beiden Isthmusküsten noch nicht gemacht worden. Das Vorkommen der gleichen Süsswasserfische und Schnecken an den Flussmündungen beider Meere, derselben Species von Salzpflanzen an beiden Litoralgürteln und derselben Arten von strand- laufenden Coleopteren aus den Familien der Cicindeliden und Melasomen, welche sich niemals weit landeinwärs verbreiten, würde allein schon hinreichend gegen diesen absoluten Ausspruch einer vollständigen Faunen- verschiedenheit sprechen. Ich selbst habe aber am Strande beider Ozeane zum Theil dieselben Muschelspecies gesammelt und auf den Fisch- märkten von Aspinwall und Panama, also an beiden entgegengesetzten Küsten, auch einige wenige Fischarten von unzweifelhafter Identität bemerkt, denen die Eingebornen dieselben Namen gaben. Eine absolute Artentrennung beider Meeresfaunen, die doch nur eine verhältnissmässig schmale und niedere Schranke scheidet, wäre auch mit anderen Angaben Darwin’s hinsichtlich der zufälligen Verbreitungsmittel, deren sich die Natur bedient, in schroffem Widerspruch. Jene Angabe ist also nur für
Centralamerika’s bereits mit einer vergleichweise annähernden Richtigkeit dar. Die Ver- engung des Continents westlich vom Golf von Uraba und die damit verbundene schroffe Aenderung der Küstenrichtung beider Ozeane ist auf diesen Karten bereits sehr bestimmt angegeben. Dagegen ist die Bewässerung der Binnengegenden, welche den spanischen Eroberern damals bekannter sein mussten als den jetzigen Bewohnern, in diesen Karten ganz vernachlässigt. Denselben Mangel zeigt die Karte Herrera’s vom Ende des sechszehnten Jahrhunderts, welche seiner: „Descripeion de la Audiencia de Panama‘ beigefügt ist.
1) Ch. Darwin: über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich S. 355.
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die Seethiere an den Küsten von Guiana und Brasilien einerseits, von Peru und Bolivia anderseits, wo der südamerikanische Continent in seiner grössten Breite zwischen den beiden Ozeanen sich einkeilt, sicher erwiesen, nicht aber für die noch zu wenig erforschten Meeresfaunen an beiden Isthmusküsten.
Wenn es aber auch nach meinen eigenen Beobachtungen unzweifel- haft ist, dass wenigstens die grosse Mehrzahl der Thiere im Golf von Panama von denen des karaibischen Meeres specifisch ebenso verschieden ist, wie die Fische und Weichthiere des rothen Meeres von denen des Mittelmeeres abweichen, und dass die Hauptursache dieser räumlichen Abgrenzung beider Ozeanfaunen in dem trennenden Damm der Land- enge liegt, so hat letzterer die Natur dagegen für die terrestrischen Organismen eine entgegengesetzte Rolle zugetheilt. Für die Wanderung der Landthiere und Landpflanzen war der Isthmus von Panama und Darien offenbar die einzige vermittelnde Hauptstrasse zwischen beiden Continentalhälften, die verbindende Brücke, auf der sich die Arten von Nord nach Süd und in umgekehrter Richtung durch Migration verbrei- teten. Den Organismen des Süsswassers aber setzte die eigenthümliche vertikale Gliederung des Landes, die dessen hydrographische Verhält- ‚nisse bestimmte, eine nur theilweise überschreitbare Schranke, welche genügte, um für die Mehrzahl der hier vorkommenden Flussfischarten eine bestimmte Verbreitungsgrenze gegen die Flussgebiete Südamerika’s zu ziehen.
Bevor ich in eine Skizze der Oberflächengestalt des Isthmus ein- . gehe, mögen mir über die Ursachen, wesshalb dieser wichtigste Theil des tropischen Amerika für die beschreibende Naturgeschichte so lange eine „terra incognita“ geblieben, einige eingehende Bemerkungen gestattet sein. Als Winke und Warnungen haben dieselben vielleicht für künftige Rei- sende, welche die Natur dieses höchst interessanten Landes studieren und als Sammler seine reichen Schätze ausbeuten wollen, einigen Werth.
Klimatische Einwirkungen haben zweifelsohne sammelnde Forscher am meisten von einer Exploration dieser Provinzen abgeschreckt. Einige muthige Männer, welche den Gefahren trotzten, wurden nach kurzem Aufenthalt ein Opfer ihres Eifers. Das Klima des Isthmus stand schon seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts, wo die Gefährten von Diego
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de Nicuesa und Rodrigo Colmenares!) und ihre Nachfolger unter Pe- drarias Davila, angezogen durch Columbus’ und Balboa’s ?) übertriebene Schilderungen von der Schönheit und dem Goldreiehthum dieser Länder, sich hier niederliessen und zu Tausenden hinsiechten, bis auf die neueste Zeit, wo der Bau der Panamaeisenbahn vielen Hunderten von arbeitenden Europäern, Chinesen und Kulis das Leben kostete, im übelsten Ruf. Mag die abschreckende Schilderung, welche die spanischen Geometer Don Jorge Juan und Don Antonio Ulloa in ihrem berühmten Werk?) vom Klima des Isthmus machten, auch Uebertreibungen enthalten, richtig ist jedenfalls ihre Bemerkung: die nächste Wirkung dieses Klima’s sei, die Kräfte des Europäers zu verzehren. Namentlich wurde der schöne von Columbus entdeckte Hafen Portobelo, welcher zur Zeit des Galionenverkehrs für die Ausfuhr der edlen Metalle Südamerika’s eine grosse Wichtigkeit hatte, als „Sepultura de los Europeos‘“ schreckhaft bezeichnet.*) That- sache ist, dass kein Abkömmling der weissen Race diesen verderblichen klimatischen Einflüssen ganz entgeht, die selbst für die Blendlinge der afrikanischen und amerikanischen Race nicht ohne Nachtheil sind. Wer hier auf einer pflanzenüppigen Erde in heissfeuchter Luft bei einer mittleren Jahrestemperatur von + 26° C. den giftigen Miasmen der Tiefregion nicht erliegt, fühlt doch bald ihre schädliche Wirkung. Die französischen Akademiker La Condamine und Bouguer, welche in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundert die Landenge durchkreuzten, um in der Aequatorialzone ihre Gradmessungen auszuführen, fühlten sich von der Hitze so angegriffen, dass sie nicht einmal eine Höhen- messung der Wasserscheide zwischen beiden ÖOzeanen vollzogen, eine unverzeihliche Nachlässigkeit, wenn man die hohe Wichtigkeit dieser hypsometrischen Frage für die Geographie und den Weltverkehr be- denkt.) Oberst Lloyd im Auftrage Bolivar’s (1829) und der Ingenieur
1) S. P. Martyr „De rebus oceanicis et novo orbe‘“ (1574 Cöln) lib. X. und Pascual de Anda- goya: „ Establiciementos de los Espanoles en el Darien.“
2) S. Las Casas II. Cap. 25. Historia del Almirante Cap. 95 und die Briefe von Vasco Nunez de Balboa an König Ferdinand in der Sammlung von Navarrete, Arch. de Ind. de Sevilla 1. 7.
3) „Noticias secretas de America“ Cap. II.
4) 5. I. E. Wappaeus, Handbuch der Geographie und Statistik S. 377.
5) In La Condamine’s „Journal du voyage fait par ordre du Roi ä l’Equateur“‘ (Paris 1751) findet sich Seite 8 und 10 die umständliche Schilderung der Reise durch den Isthmus und
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Napoleon Garella im Auftrage der französischen Regierung (1844) führten einige derartige Messungen aus, flohen aber schon nach einem Aufenthalt von einigen Monaten ein Land, dessen Klima ihre Thätigkeit lähmte und ihr Leben gefährdete.) Der Botaniker Edmonston, welcher die brittische Expedition des Schiffes Herald begleitete und einige Theile des Isthmus explorirte, erlag an der Küste von Choco dem Fieber (1846). Dr. Graham, ein amerikanischer Botaniker, der auch Darien bereiste, starb (1849) in Chagres nach wenigen Wochen. Der im Auftrage einer Ge- sellschaft brittischer Zoologen nach dem Isthmus geschickte ornitholo- gische Sammler Damiano Floresi starb nach.Gould’s Mittheilung schon nach wenigen Tagen seines Aufenthalts in dem ‚„Pestilenzland von Panama.“
Straın mit seinen Gefährten erlag bei seiner Ueberschreitung der Landenge von Darien zwischen der Caledonia-Bay und dem Golf von San Miguel (1854) dem Hunger und der Erschöpfung. ?) Nur der längere Zeit dort verweilende Botaniker Warscewicz aus Krakau (1845) und der verdienstvolle Reisende Dr. Berthold Seemann, Edmonston’s Nachfolger der Herald-Expedition (1847), kamen mit dem Leben davon, weil ihre Excursionen sich auf den minder ungesunden, aber auch pflanzenärmeren Theil an der pacifischen Abdachung beschränkten. ‘ Nach kurzem Verweilen in der dortigen Tiefregion suchten beide Sammler die höheren Terrassen der Cordillere von Veragua auf, wo sie Gesundheit und Kräfte wieder herstellten. Dr. Seemann’s Herbarium und die von ihm publicirten Pflanzenbeschreibungen bilden den einzigen Beitrag, den wir bis jetzt über die Flora des Isthmus von Panama besitzen.”) Leider ist in seinem Werk die geographische Vertheilung der Vegetation un- berücksichtigt geblieben.
Andere Ursachen, welche reisende Naturforscher von einer Explo- ration des Isthmusgebietes abschreckten, waren: die schwierige Zugäng-
des anderthalbmonatlichen Aufenthalts in Panama. Die beiden französischen Akademiker waren mit den besten Instrumenten ausgestattet, schienen aber von der Wichtigkeit einer Kenntniss der Höhe des Scheitelpunktes zwischen beiden Ozeanen nicht einmal eine Ahnung zu haben.
1) S. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge 2ter Band S. 521 u. ff.
2) S. Strain’s Zug durch den Isthmus von Darien im 2ten Band der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde S. 567. i
3) The Botany of the voyage of. H. M. S. Herald during the years 1845—1851 by Berthold Seemann.
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lichkeit der waldbedeckten Binnengegenden, der Mangel an grossen schiffbaren Flussgebieten und der bösartige Charakter der farbigen Be- völkerung. Dazu kam noch die enorme Theuerung aller Bedürfnisse, namentlich der Transportmittel. Seit der Entdeckung der Goldminen Californiens und dem Zuge von vielen tausend Emigranten durch die Landenge, hat diese Theuerung noch zugenommen.
Diese Gründe erklären die äusserst unzureichende geographische und naturhistorische Kenntniss des Isthmusgebietes. A. v. Humboldt’s dringender Wunsch und Rath an die geographischen Gesellschaften von London und Nordamerika: die dortigen Untersuchungen vor Allem mit einer geodätischen und hypsometrischen Aufnahme des ganzen Längen- profils von der Provinz Choco bis Costarica anzufangen,!) wurde schon wegen des sehr bedeutenden Kostenaufwandes nie ausgeführt. Man hätte dazu einen gangbaren Pfad über die ganze Kammhöhe der Cor- dillere von Darien, Veragua und Chiriqui bahnen müssen.
Die Hindernisse, welche der üppige tropische Waldwuchs in dieser Region, wo während des ganzen Jahres tägliche Regengüsse fallen, jeder Ortsbewegung entgegengesetzt, hat schon im 16. Jahrhundert der Jesuit Joseph Acosta, der erste Naturbeobachter des amerikanischen Fest- landes, eingehend geschildert.) Diese Schwierigkeiten sind heute noch grösser, wie zu jener Zeit, wo wenigstens theilweise die alten Fusspfade noch existirten, welche den Verkehr zwischen den halb civilisirten In- dianerstämmen vermittelten. Die damals noch in grosser Zahl das Land bewohnenden Eingebornen der terra firme sind schon im 16. Jahrhundert durch die spanischen Verheerungen und Misshandlungen zum grössten Theil verschwunden.
Die republikanische Freiheit, welche hier dem Sturze der spanischen Herrschaft folgte, hat den Charakter der Bewohner, besonders der zahl- reichen Neger und ihrer Blendlinge, die das heisse Klima noch am
1) S. A. v. Humholdt’s: Erläuterungen und Zusätze zu den „Ansichten der Natur‘ (1849) S. 391.
2)_J. Acosta „historia natural de las Indias.“ Er versichert dort, allerdings nicht ohne Ueber- treibung, dass einer seiner Brüder von der Ansiedlung Nombre de Dios nach Panama vier- zehn volle Tage durch den Urwald wanderte „ohne bei der äussersten Dichtigkeit der Vegetation die Erde zu berühren oder die Sonne zu sehen, wenn er nicht die Baumwipfel bestieg.“
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besten vertragen, auf das tiefste verdorben. Die Folgen des kalifornischen Transits, der Bau der interozeanischen Eisenbahn und die Leichtigkeit des Geldgewinns kamen seit einem Jahrzehent dazu, die allgemeine De- moralisation zu steigern. Zur Lichtung des Urwaldpfades, zum Tragen des Gepäckes kann der Reisende die farbigen Einwohner nicht entbehren, aber sie sind arbeitsscheu, frech, diebisch, unzuverlässig in der Gefahr — für den wandernden Naturforscher, der sie für hohen Taglohn dingen muss, daher mehr eine Plage als eine Hülfe.!)
Aus diesen Ursachen wird man begreifen, wesshalb die Geozoologie Amerika’s gerade in diesem schmalsten Theil des Welttheils ihre brei- teste Lücke offenbart. Professor Schmarda hat in seinem fleissig ge- arbeiteten Werke über ‚die geographische Verbreitung der Thiere‘‘ hin- sichtlich des Charakters der Fauna des eigentlichen Centralamerika fast nichts bemerkt, eben weil ihm jede Quelle darüber fehlte.?) Dass er dabei die Antillenfauna nach Mittelamerika gezogen, ist ein geographischer Missgriff, denn die Fauna der westindischen Inseln theilt mit der Thier- welt des Festlandes keineswegs den specifischen Charakter. Von den Süsswasserfischen der Insel Cuba z. B. reicht nicht Eine Art nach Pa- nama hinüber, und umgekehrt kommen hier nur Arten und selbst einige Gattungen vor, diein den Antillen gänzlich fehlen. Derselbe Fall wieder- holt sich vergleichweise bei allen Thierklassen, denen eine geringe Orts- bewegung eigen ist, z. B. bei den Skorpionen. und Landschnecken.
In dem vortrefflichen Aufsatz, welchen Andreas Wagner über die geographische Verbreitung der Säugethiere in den Abhandlungen der Akademie veröffentlichte,?) ist fast von keiner südamerikanischen Art die
1) Um z. B. nur einige Blüthen der „flor del espiritu santo“ (Peristeria alata), jener wunder- baren Orchidee, welche nur in den Sumpfgegenden von Gatun vorkommt, sich zu ver- schaffen, muss man dem Neger der sie holt, mindestens einen Piaster bezahlen. Jeder Fluss- fisch, den ich mir in den Binnengegenden des Landes verschaffte, kostete mich mit Ein- schluss von Weingeist und Transport im Durchschnitt 3 Pesos (15 Frances). So viele seltene neue Pflanzen und Thierarten auch noch jetzt das waldbedeckte Innere des Isthmus bergen mag, so wird doch kein reisender Naturforscher hoffen dürfen, durch den Geldwerth der gesammelten Objecte auch nur die Hälfte der enormen Kosten zu decken. „Die geographische Verbreitung der Thiere“ von Ludwig K.’Schmarda (Wien 1853) enthält S. 324—331 Bemerkungen über Mittelamerika, die sich weder auf den Isthmus von Panama noch auf die fünf Republiken im eigentlichen Centralamerika beziehen. Selbst hinsichtlich der Fischfauna der Antillen bemerkt Schmarda (S. 328): „meine Daten darüber sind so gering, dass es gewagt erscheinen würde, etwas Bestimmtes darüber zu sagen.“
3) Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, Jahrg. 1844. Abh. d. II. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 10
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nördliche Grenze ihres Vorkommens gegen ÜCentralamerika, sowie die südliche Grenze der mexikanischen Arten gegen Guatemala mit Schärfe und Bestimmtheit angegeben, weil bei dem Mangel an Beobachtungen jede sichere Thatsache darüber fehlte. Gould hat in seiner grossen Monographie der Trochiliden nur die wenigen Arten beschrieben, die ihm Warscewiez und Floresi vom Isthmus zugeschickt hatten. Er fügt die Bemerkung bei: das Innere des Staates Panama sei in ornithologischer Beziehung noch eine vollkommene „terra incognita“. In den ornitholo- gischen Werken von Swainson, Gray, Bonaparte sind nur wenige eigenthümliche Vogelarten von Centralamerika, keine Art aus dem eigent- lichen Isthmus angeführt. Dieselbe Lücke zeigt sich in Betreff der Amphibien. In dem grossen Amphibienwerk von Dumeril und Bibron, welches so viele Arten aus den verschiedensten Ländern beschreibt, fehlt jede Angabe über die Erpetologie Centralamerika’s. Cuvier, der im Prospektus seines berühmten mit Valenciennes gemeinsam bearbei- teten Werkes „histoire naturelle des poissons‘ eine geographische Ueber- sicht des bedeutenden ichthyologischen Materials gibt, das ihm durch reichhaltige Zusendungen aus allen Weltgegenden geliefert wurde, macht von den Süsswasserfischen Centralamerika’s keine Erwähnung. Dieselbe zoogeographische Lücke zeigt der Günther’sche Catalog der Fische des brittischen Museums.!) Auch in den verschiedenen ichthyologischen Werken und Abhandlungen von Müller und Troschel, Kner, Agassiz, de Kay, Storer, Gill, Hoolbrock, Poey etc. ete., welche amerikanische Fischarten beschrieben, fehlt jede vergleichende Angabe hinsichtlich des Uebergangs und Zusammenhangs der Süsswasserfaunen von Südamerika mit denen von Mexico und Nordamerika durch den Isthmus von Panama.
Die geographische Verbreitung der Süsswasserfische zeigt nach der Ausdehnung und Abgrenzung der Flusssysteme bald grosse und weite, bald auch ziemlich eng geschlossene Bezirke mit scharf bestimmten Grenzen für die einzelnen Arten. In der Regel aber ist die fluviatile Fauna von der Oberflächengestalt des Bodens, welche die Form, Aus- dehnung und Richtung der Flussgebiete bestimmt, abhängiger als die der meisten Landthierordnungen. Ausnahmen von sporadischem Vorkommen
1) Dr. A. Günther: Catalogue of the Acanthopterygian Fishes of the collection of the british Museum. London: 1859.
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identischer Fischarten ohne allen geographischen Zusammenhang in weit von einander getrennten Flusssystemen sind selten und dann immer aus natürlichen Ursachen zu erklären. Grössere Inseln, die von breiten und tiefen Meeren umgeben sind, wie Japan, Neu-Seeland, Madagascar, haben durchaus eigenthümliche Fischarten. Schroff ansteigende Hochgebirge, oder grosse dazwischen liegende Wüsten, welche die einzelnen Fluss- gebiete trennen, scheiden gleichfalls die Arten, doch nicht so vollständig wie breite Meere.) Man kann als eine allgemeine Thatsache annehmen: dass, je abgeschlossener ein Flussgebiet durch die Oberflächenform der umgebenden Landschaft, oder je unübersteiglicher die Scheidewand ist, welche es von anderen Flussgebieten trennt, desto eigenthümlicher sind in der Regel die darin vorkommenden Thierarten.?) In Gegenden aber, wo trotz der dazwischen liegenden Landschwellen oder Meere zwei ver-
1) So z.B. sind die westlichen Alpen und die Centralalpen der Schweiz und Tyrols eine wahre Scheidegrenze für die Arten und selbst für manche Gattungen von Flussfischen, wie noch neuerdings Professor Dr. Kner in seiner Darstellung der geographischen Vertheilung der Süsswasserfische Oesterreichs nachgewiesen hat. Der Po und die Etsch, deren Quellen von denen des Rheins und des Inns nur durch Zwischenräume von geringer Breite, aber durch einen schroffen alpinen Höhenkamm getrennt sind, zeigen hinsichtlich der Fischfauna eine grössere Verschiedenheit von den letztgenannten Flüssen, als z. B. der Rhein von der Donau und selbst vom Dniester und Pruth. Der Kaukasus trennt die Fischarten des Kuban und Tereck von denen des Kur und Araxes ebenso vollständig, wie die Insekten und Land- schnecken von Cis- und Trans-Kaukasien. Sämmtliche Fischarten, welche ich i. J. 1844 in Transkaukasien sammelte, sind von den europäischen Arten verschieden. Dagegen haben die Flüsse Kleinasiens und Armeniens an ihren nördlichen Gehängen dieselben Fischarten wie das östliche Europa, während das Flussgebiet des Euphrat an der Südseite der arme- nischen Gebirge nach der Untersuchung der ichthyologischen Sammlungen Kotschy’s durch Dr. Heckel in Mehrzahl ganz verschiedene Species besitzt. Erstere bemerkenswerthe That- sache zeugt für den einstigen Zusammenhang Europa’s und Asiens am Bosporus ebenso entschieden wie die geognostische Untersuchung der Meerenge. Das Vorkommen von Ver- tretern der Characinen, einer für Afrika und Amerika charakteristischen Fischfamilie, in den Flüssen Spaniens, lässt ebenso wie das Vorkommen anderer charakteristischer Thier- formen, die im übrigen Europa nicht auftreten, z. B. einer Affenart auf den Felsen von Gibraltar, des Ohamäleons, einer Amphisbaena, verschiedener Arten der Arachnidengattung Androctonus, der Käfergattung Sepidium und besonders vieler identischer Helix-Arten auf einen früheren Zusammenhang Spaniens und Nordafrika’s schliessen, bevor der spaltenartige Durchbruch der „Säulen des Herkules‘ erfolgte und durch Erosion erweitert wurde.
2) Sehr auffallend zeigt sich diess z.B. bei den Fischen des Flusses Herirud in Persien, welcher Zuflüsse aus den nordöstlichen Gebirgen Persiens empfängt, aber weder das Meer noch den Binnensee von Tuschak erreicht, da allsein Wasser durch die künstlichen Bewässerungskanäle in dem trockenen Land aufgebraucht wird. Nach den Untersuchungen des Grafen Keyserling, welcher die russische wissenschaftliche Commission nach Herat begleitete, hat der Herirud durch- aus eigenthümliche Fischarten, welche sich ganz auf die Familie der Oyprinen beschränken.
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schiedene Stromgebiete in grösseren Entfernungen von den gleichen Arten bevölkert sind, lassen sich in den meisten Fällen auch gewichtige geologische Gründe auffinden, die für einen früheren Zusammenhang der jetzt getrennten Flussgebiete und für eine beträchtliche Aenderung der Niveauverhältnisse während der jüngeren geologischen Perioden sprechen. Einige Ausnahmsfälle, wo es überaus schwer ist, das sporadische Vor- kommen von identischen Fischarten nach der Theorie: dass jede Art ursprünglich von einem gemeinsamen Mittelpunkt ausgegangen, zu er- klären, kommen allerdings vor. Die Ursachen solcher Anomalien liegen jedoch wie Darwin richtig bemerkt, höchst wahrscheinlich sowohl in früheren öfters wiederholten Veränderungen der Erdoberfläche, als auch in zufälligen Verschleppungen der befruchteten Eier durch die ver- schiedenartigen Transportmittel, über welche die Natur mittelst Strömun- gen, Stürmen, Wasservögeln etc. verfügt.
Wenn wir den Gebirgsbau sowie die Richtung und Ausdehnung der Flussläufe in den Provinzen Darien, Panama, Veragua mit dem davon völlig verschiedenen Charakter der vertikalen Gliederung und der hydro- graphischen Systeme Südamerika’s vergleichen, so ist die Eigenthüm- lichkeit der Süsswasserfauna jener Provinzen vollkommen begreiflich. Ebenso erklären sie durch die plötzliche schroffe Aenderung in der Ober- Nächenform des Isthmus zwischen der Sierra del Penon grande und der Sierra Trinidad, wo in einer Länge von sieben geographischen Meilen die Gebirgskette verschwindet und durch niedrige Hügelgruppen (Cerros) ersetzt wird, die in Amerika bis jetzt einzig dastehende Thatsache: einer theilweise vorkommenden Identität der Flussfischarten auf beiden entgegengesetzten Gehängen der Wasserscheide.. Vor der Untersuchung meiner ichthyologischen Ausbeute durch Dr. Kner war kein Fall bekannt, der das Vorkommen der gleichen Fischarten an den Flussmün- dungen beider Ozeanküsten nachwies.
Die Cordillere von Darien, welche von der Sierra del Sol unter 8° N. B. und 79° 30m W. L. v. P. bis zu den Altos de Maria Enrique unter 9° 26m N. B. 81° 35m W.L. ununterbrochen von Ost nach West streichend fortsetzt, bildet für sich ein von den südamerikanischen Cor- dilleras de los Andes getrenntes selbstständiges Gebirgssystem.!)
1) Ich habe diese geographische Thatsache, welche mit den älteren Ansichten Humboldt’s,
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Die Hydrographie zeigt mit der schroffen Umgestaltung in der horizontalen und vertikalen Configuration des Welttheils aus einem breiten von mächtigen Hochgebirgen durchzogenen Continent in einen schmalen und relativ niedrigen Isthmus sehr veränderte Verhältnisse. Die ausgedehnten Flussnetze, die grossen Stromgebiete Südamerika’s, welche noch in der Provinz Choco an dem wasserreichen Rio Atrato einen majestätischen Repräsentanten aufweisen, verschwinden selbst an der atlantischen Seite.
Es zeigt sich in Darien und Veragua sogar eine auffallende Ano- malie gegen die hydrographischen Verhältnisse aller übrigen Länder Amerika’s, indem die in den atlantischen Ozean mündenden Flüsse einen beträchtlich kürzeren Lauf haben, minder wasserreich und für die Schiff- fahrt ungünstiger sind, als die Flüsse der pacifischen Abdachung.
Von dem hydrographischen System des Rio Atrato und seinen süd- westlichen Confluenten sind die Höhenzüge geschieden, welche in der von Kiepert veröffentlichten Spezialkarte des Obersten Codazzi als Cerros de Nique und Cerros del espiritu santo bezeichnet sind. Die Er- hebungsaxe derselben ist von 8. S. W. nach N. N. ©. gerichtet. Dieser Höhenzug erscheint als der letzte südliche Ausläufer, welcher aus einer Querspalte gehoben und die Parallelrichtung der Isthmuscordillere recht- winklig schneidend im Norden an dieselbe sich anlehnt. Im Süden hat dieses hohe Querjoch an den Altos de Espave, die wahrscheinlich von jüngerem Ursprung sind, eine Art Fortsetzung bis gegen die Ozeanküste. Nach der Augenschätzung der wenigen Reisenden und Goldsucher, welche bis jetzt in die oberen Gegenden nahe der Wiege des Rio Tuira einge- drungen sind, hat dieser transversale Höhenzug eine mittlere Kammhöhe von etwa 2200‘, während die höchsten Gipfel bis gegen 3000’ empor- steigen. Es sind dieselben Berge, welche Vasco Nufez de Balboa, der Entdecker der Südsee, in seinen Briefen an König Ferdinand mit un- geheurer Uebertreibung sowohl in Bezug auf ihre Höhe als auf ihren
der die Provinz Darien nie selbst gesehen, sondern nur nach mangelhaften Kartenzeich- nungen kannte, sowie mit den Darstellungen der geographischen Handbücher in Wider- spruch steht, in einer ausführlichen Abhandlung der „Berliner Zeitschrift für allgemeine Erdkunde“ (Jahrg. 1861) nachgewiesen. Professor Wappaeus hat sich zwar gegen meine dort angeführten Gründe ausgesprochen, ohne sie jedoch zu widerlegen.
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Goldreichthum schildert.!) Sie waren damals stark bevölkert, sind aber jetzt einsame Wildnisse, und gehören zu den unbekanntesten Land- schaften des tropischen Amerika.
Für die Hydrographie von Mittelamerika und die geographische Verbreitung der Fische, sind diese Cerros de Nique von besonderer Be- deutung, denn sie scheiden einerseits die süssen Wasser Dariens von den Confluenten des Rio Atrato, anderseits von den in die Südsee mün- denden Rio Tuira und bedingen auch gleichzeitig die eigenthümliche süd-nördliche Richtung im obern Lauf dieses Stromes und seiner Zuflüsse.
Ohne diesen trennenden transversalen Höhendamm, welcher fast den ganzen Raum zwischen der Südsee und dem Golf von Uraba einnimmt, würde die Flussfauna von Darien und Panama mit der des Atrato gewiss identisch sein, während dieselbe auffallend verschieden ist, wie neuer- dings die Sammlungen des Dr. Arthur Schott aus dem Atratothal und die meinigen aus Panama beweisen. Sämmtliche Gewässer von den nördlichen Gehängen der Isthmuscordillere von Darien sind nur kleine Küstenflüsse, deren Quellen nicht über 10 Minuten eines Grades, also kaum 3 geographische Meilen von der Mündung entfernt entspringen. In Folge der starken Niederschläge auf der Kammhöhe sind sie gleich- wohl verhältnissmässig wasserreich. Im obern Lauf zeigen sie den ge- wöhnlichen Charakter der Gebirgsbäche, sind selbst für Canoes nicht schiffbar und arm an Fischen. Von einem Mittellauf kann bei so ge- ringer Ausdehnung keine Rede sein. Im untern Lauf sind sie höchstens bis eine geographische Meile landeinwärts mit Kähnen fahrbar.
1) Das Schreiben, welches der Entdecker des grossen Oceans an König Ferdinand richtete findet sich in dem aus dem Archiv de Indias en Sevilla publieirten Dokumenten und ist aus Santa Maria am Golf von Uraba vom 20. Januar 1513 datirt. Nachdem Balboa dem König den Reichthum der dortigen Goldminen (der einst so ergiebigen Mincn von Canas, die man seit den Freibeutereinfällen im 17. Jahrh. nicht wieder gefunden) geschildert, schreibt er: „estas minas son en una tierra que hay una Sierra la mas alta del mundo & parescer y ereo que nunca se ha visto otra de tan gran altura.“ Es ist anzunehmen, dass Balboa, die Eingebornen von denen er diese Mittheilungen erhielt, falsch verstanden hat, und dass diese ihm von dem fernen Hochgebirge der Anden in der Provinz Cauca erzählten, welche sie selbst nur der Sage nach kannten. Die Kette, welche das Flussgebiet des Atrato von dem des Cauca trennt, wäre allerdings hoch genug, um die Uebertreibung eines Mannes, der sonst in seinen Briefen nur selten absichtliche Unwahrheiten sagte, begreiflich zu machen. Die Berge der Goldminen, welche die Flussgebiete Südamerika’s von denen Mittel- amerika’s scheiden, hat Balboa erst auf einem seiner späteren Züge in Darien selbst besucht.
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Die Flüsse des südlichen Abfalles haben einen wesentlich verschie- denen Charakter. Bei den Hauptflüssen Rio Tuira und R. Chucunague beträgt die ganze Länge des Laufes 22 bis 24 geographische Meilen, also achtmal so viel wie die mittlere Länge der Flüsse, welche in das karaibische Meer münden. In der Hydrographie Amerika’s ist dieses relative Verhältniss ohne Beispiel.
Der Rio Tuira, mit welchem der Rio Chucunaque sich vereinigt, hat sein Quellbezirk in dem bereits erwähnten Höhenrücken der Cerros de Nique unter 7PN.B. Er nimmt bis 8° 10° eine nördliche Richtung und biegt dann plötzlich nach Westen um. Die Höhe seines Quellgebietes, bis zu welchem noch kein Forscher vorgedrungen, ist nicht durch Mes- sung bekannt. Von Norden und Süden her empfängt er eine bedeutende Zahl von Nebenflüssen. Darien und Veragua gehören überhaupt zu den feuchtesten, wasserreichsten Landschaften, und es gibt sicher nur wenige Länder der Erde, die auf einem so eng begrenzten Raum eine gleich grosse Zahl von Flüssen und Bächen aufzuweisen haben.!)
Der Rio Tuira und seine Confluenten sind in ihrem oberen Laufe wahre Gebirgsflüsse. Sie gehen meist durch enge Steilschluchten (Que- bradas) sind bei starkem Gefälle sehr reissend, voll Stromschnellen und rollen, besonders nach Gewitterregen, gewaltige Steinblöcke. In seinem unteren und mittleren Lauf ist der R. Tuira bis 7 Meilen von seiner Mündung schiffbar. Die Aufstauung durch die eindrängende Fluth des stillen Oceans reicht hier bis 5 Meilen, im R. Bayano bis 4 Meilen von der Mündung. Salziges Wasser aber dringt bis höchstens 2 Meilen ein und daher halten sich auch die Flussfische hier ohne Nachtheil auf, da die Oberfläche des Wassers nur leicht brakisch wird.
Unter 90° 30m W.L. v. P. lehnt sich ein von Süd nach Nord streichen- des Querjoch an die Parallelkette der Isthmuscordillere an, und trennt das Quellgebiet des Rio Chucunaque von dem des R. Bayano. Die Höhe dieses Querjoches, welches noch kein Forscher betreten hat, wird auf nahebei 1300° bis 1500‘ geschätzt und ist jedenfalls beträchtlich niedriger als der früher erwähnte Höhenzug der Cerros de Nique, dem auch für die Hydrographie
1) Eine vergleichende Betrachtung der Spezialkarten von Codazzi und Authenrieth und meiner 3 Karten des Isthmusgebietes von San Blas, der Landenge von Panama und der Provinz West-Veragua (Chiriqui) wird jeden Geographen von dieser Thätsache überzeugen.
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und Geozoologie eine viel wichtigere Rolle zufällt. Der R. Chepo ist der bedeutendste Zufluss des R. Bayano und sein oberer Lauf nähert sich den Quellen des wichtigen R. Chagres bis auf 1'/ Meilen, dem R. de los Madrofos der Nordseite bis auf '2 Meile. Sie entspringen sämmtlich aus einem waldbedeckten Längenthal, dessen Inneres noch nicht durchforscht ist. Den südlichen Rand desselben habe ich mit meinem Freund Dr. Joseph Kratochwil während einer Reise, die wir gemeinschaftlich in das früher noch ebenso unbekannte Gebirge von Chepo unternahmen, genau untersucht. Dieses Längenthal war einstmals ebenso wie die Kesselthäler von Matachin und Paraiso in der eigent- lichen Landenge von einem Süsswassersee bedeckt, bis der Druck des Wassers die Kette im Norden von Chepo durchbrach, dieselbe durch all- mählige Erosion vertiefte und durch die Spalte des R. Mamoni entleerte.
Der R. Chagres, der in demselben Längenthal entspringt, nimmt anfangs eine südwestliche Richtung, durchbricht dann im Centrum der Landenge das kreisrunde Erhebungsthal von Matachin und wendet sich durch deren Senkung in nordöstlicher Richtung nach dem karaibi- schen Meer.
In der Landenge von Panama tritt dann jene merkwürdige Gebirgs- lücke auf, welche zwischen der Sierra del Penon grande unter 81° 48° W.L. v.P. bis zur Sierra Trinidad unter 82° 12° das niedrige Mittel- gebirge Dariens von dem Hochgebirge Veraguas trennt und eine beträcht- liche Depression durch das ganze Längenprofil der Erhebungsaxe des Isthmus in einer Ausdehnung von nahezu 7 geographischen Meilen darstellt.!)
Mit dem Verschwinden der Cordillere und der Veränderung in den
1) Die vertikale Gliederung, wie die hypsometrischen und geognostischen Verhältnisse in dem Quer- und Längendurchschnitt der Landenge, welche Napoleon Garella nur sehr mangel- haft beschrieben, habe ich in einem umfassenden Bericht, den ich im Jahre 1860 an die Königl. Akademie der Wissenschaften zu erstatten die Ehre hatte, ausführlich geschildert. Ich beziehe mich auf einen Auszug dieses Berichts, den ich in meinen „Beiträgen zu einer physisch-geographischen Skizze des Isthmus von Panama“, dem Ergänzungshefte der „geo- graphischen Mittheilungen von Dr. Petermann“, veröffentlichte. Die Spezialkarte, welche dieser ausgezeichnete Geograph nach den zum grössten Theil vom Oberst Totten und dem amerikanischen Ingenieur Trautwein, zum kleineren Theil aber von mir ausgeführten karto- graphischen und hypsometrischen Aufnahmen, meiner Abhandlung beigefügt hat, veranschau- licht diese Verhältnisse.
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plastischen Formen des Bodens, auf welchem in der erwähnten Länge statt eines zusammenhängenden Kettengebirges nur vulkanische Hügel- gruppen stehen, tritt auch in den hydrographischen Verhältnissen des Landes eine vollständige Aenderung ein. Man sieht auf der von Kiepert herausgegebenen Spezialkarte des Obersten Codazzi, dass durch ganz Darien von den Cerros de Nique bis zur Sierra del Penon grande alle bedeutenderen Rinnsale des süssen Wassers den Lauf nach dem stillen Ozean nehmen. Die nördlichen Küstengewässer haben, wie gesagt, einen ganz kurzen Lauf, bilden keine eigentlichen Flussnetze und sind nicht schiffbar. Hier aber zwingt die durch eigenthümliche geologische Vor- gänge veränderte Gestalt der Oberfläche den Rio Chagres, der nach dem Rio Bayano der wasserreichste Fluss der Provinz Panama ist, zuerst in südlicher Richtung durch das kreisrunde Erhebungsthal von Matachin und unterhalb Cruces, wo er sich dem stillen Ozean bis auf 3 geogra- phische Meilen nähert, durch die Hügellücke zwischen Cerro Caravali und Cerro Pelado in nordwestlicher Richtung nach dem karaibischen Meer sich zu wenden. Von beiden Seiten fliessen ihm viele Confluenten zu. Sein beträchtlichster Tributärfluss ist der Rio Trinidad, der aus der Cordillere von Veragua kennt.
In der Provinz Veragua, deren nordöstlicher waldbedeckter Theil noch heute in seinem Innern geographisch fast eben so unbekannt ist, wie zur Zeit als Columbus dort die erste spanische Niederlassung am Belenflusse gründete, ändern sich die vertikale Configuration des Landes und mit ihr die Bewässerungsverhältnisse abermals, auffallend. Die Cerros de las piedras, del Espav& und de la Yaya bilden die letzten isolirten Kuppen, welche in der Depression der Landenge emporragen. Mit der Sierra Trinidad unter 8° 54m N. B. und 79° 51m W. L. v. Gr. beginnt ein anderes Erhebungssystem. Statt der Hügelgruppen und Kesselthäler von Panama erscheint wieder eine regelmässige Gebirgskette, welche höher ist und gegen Norden noch schroffer abfällt als die Isthmuscor- dillere von Darien. In ihrer westlichen Fortsetzung geht dieselbe in ein wirklich alpines Hochgebirge über mit einer mittleren Kammhöhe von 4800 engl. F. während einzelne Gipfel wie der Cerro de Saniago bis 9000‘ und der Vulkan von Chiriqui bis 11000’ emporsteigen. Krystal-
linische Schiefer und granitische Gesteine, die in der eigentlichen Land- Abh. d.II.C1. d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 41
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enge durch trachytische und basaltische Gebilde ersetzt sind, kommen wieder häufig vor und scheinen auf der Kammhöhe der Wasserscheide sogar vorherrschend anzustehen.
Die Kamm- und Gipfellinie dieses Gebirgs nähert sich der Parallel- richtung und zeigt erst in Westveragua (Chiriqui) einen plötzlichen Ueber- gang in die Richtung von S. O. nach N. W. fast ühereinstimmend mit der Cordillerenrichtung von Costarica. Beträchtliche Depressionen des Gebirgs, tief einschneidende Passsenkungen, fehlen. Es scheint wenigstens im östlichen und mittleren Theil der Provinz keine Aussicht vorhanden, eine günstige Einsattelung zu entdecken, welche für eine künstliche interozeanische Wasserverbindung einige Chancen darböte. Zwischen den Meridianen 80 und 81 zweigt sich ein transversaler Höhenzug in südöstlicher Richtung ab und trägt wesentlich zur Bildung der grossen Halbinsel Azuero bei, welche weit nach Süden in den stillen Ozean hineinragend bis zum siebenten Parallel sich erstreckt.
Die Provinz Veragua steht gleichfalls unter dem Einfluss des nord- östlichen Passatwindes, zu dessen Wirkung während der Regenzeit die ascendirenden feuchten Luftströmungen an der Südseeküste hinzukommen. Sie ist ebenso wasserreich wie die Provinz Darien. Es gibt zwar kein grösseres, weit verzweigtes, vielgestaltiges Flussnetz, dagegen eine be- trächtliche Zahl von Gebirgs- und Küstenflüssen, die in ihrem obern Lauf durch tief eingeschnittene Steilschluchten, die sogenannten Quebra- das oder Barrancas abfliessen, deren Entstehung und Form Humboldt zuerst genau schilderte. Sie stimmen in ihrer Form mit den Barrancas der Cordillere von Mexiko, welche neuerdings Henri de Saussure in seiner hydrologischen Skizze des östlichen Mexiko vortrefflich beschrie- ben hat,!) wesentlich überein.
Die Flüsse der südlichen Abdachung von Veragua haben in ihrem oberen Lauf den gewöhnlichen Charakter reissender Gebirgsflüsse. Die Steilheit der senkrechten Barrancaswände machen das tief eingefurchte Bett stellenweise unzugänglich. In ihrem unteren Lauf sind es Küsten- flüsse, in deren Mündung die hier hoch ansteigende Fluth des stillen Oceans mächtig hineindringt und das Flusswasser bis zu einer Entfer-
1) „Coup d’oeil sur P’hydrologie du Mexique‘“ par Henri de Saussure (Gen&ve 1862) mit Karte.
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nung von 10 Seemeilen aufstaut. An den grösseren Flussmündungen ist das süsse Wasser bis auf 4 Seemeilen landeinwärts in brakisches Wasser: verwandelt. In der Mitte des Landes ändert der transversale Ausläufer der Cordillere im Departement Azuero die Richtung der Flüsse, welche von diesem Höhenzug einestheils in östlicher, anderntheils in westlicher Richtung in das grosse Weltmeer fliessen.
Die hydrographischen Verhältnisse des westlichen Veragua (Departe- ment Chiriqui) sind von den mittleren und östlichen Distrikten der Provinz etwas verschieden. Ich habe solche an einem andern Orte bereits ausführlich geschildert.!) Die meisten Gewässer fliessen in der grösten Ausdehnung ihres Laufes durch flaches Land und nehmen mehr den Charakter von Küstenflüssen an. In ihrem oberen Lauf sind die Rinnsale tief eingefurcht zwischen den senkrechten Wänden von durch- waschenem Gestein. In schäumenden Katarakten oder wild brausenden Rapids durchströmen sie diese Barrancas. In ihrem mittlern Lauf be- dem Eintritt in die Savanne, die sich als Längengürtel am Fuss der Cordillere hinzieht, vermindert sich die Tiefe der Rinnsale. Bei geringem Gefälle nehmen auch die Stromschnellen ab. Das Bett wird breiter, der Uebergang weniger schwierig. Im Vergleich mit der atlantischen Seite zeigt die pacifische Abdachung entschieden günstigere Verhältnisse für die Binnenschifffahrt. An den grössten Flüssen dringt die Fluth des Oceans 10—12 Seemeilen von der Mündung einwärts und erleichtert die Einfahrt von Barken und selbst von Zweimastern.
Diese hohe Fluth des stillen Oceans, welche das süsse Wasser fast bis an den Fuss der Cordillere aufstaut, hat an den grösseren Fluss- mündungen zur Bildung eines wahren Netzes von sogenannten Esteros mit- gewirkt, welche sowohl für die Küstenschifffahrt als für die geographische Verbreitung der Organismen des Meeres und der Flüsse, die sich hier be- gegnen, eine grosse Wichtigkeit haben. Es sind kleine Buchten mit brakischem Wasser, durch natürliche Kanäle in verschiedenen Rich- tungen verbunden. Sie gewähren den kleinen Küstenfahrzeugen gute Ankerplätze und erleichtern ungemein den Verkehr zwischen den ein- zelnen Küstenniederlassungen.
1) S. M. Wagner „Physisch geographische Skizze der Provinz Chiriqui“ mit Karte in den „Mit- theilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt‘ Heft IV Jahrgang 1863. IE*
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Die drei Provinzen Darien, Panama und Veragua liegen innerhalb der Isothermen von 25—26° Cels. Die mittlere Temperatur des Wassers in.den meisten Flüssen der Tiefregion bis 1200’ Höhe, die ich unter- suchte, schwankt in der trockenen Jahreszeit von +22—25°C. In der Regenzeit, wo die Flüsse durch starke Gewitterregen- oft hoch an- schwellen, sinkt die Temperatur gewöhnlich um einige Grade tiefer. In der Region über 2000‘ geht die Temperatur der Gebirgsbäche bis auf 18 Centigrade und in der Regenzeit sogar noch tiefer. Sehr reissende Flüsse mit seichtem Bett und starkem Gefälle wie der Rio de las Piedras bei Bugaba zeigen besonders während der Regenzeit eine etwas niedri- gere Temperatur.
In Uebereinstimmung mit den geschilderten physischen Verhältnissen des Landes zeigt die ichthyologische Fauna des ISthmus von Panama fol- gende charakteristische Züge:
1) Die vorkommenden generischen Typen sind ausschliesslich tropisch.")
2) Die Familien der Chromiden, Characinen und Siluriden sind ver- hältnissmässig am meisten vertreten. Dagegen fehlen die Familien der Cyprinen und Esocen und die in Nordamerika reich vertretene auch in Südamerika und auf den Antillen vorkommende Familie der Perciden gänzlich.
3) Die Fauna zeigt im Verhältniss zur geringen Artenzahl eine be- deutende Mannigfaltigkeit der Formen. Das Verhältniss der vorkom- menden Familien zu den Arten ist wie 2 zu 5, während es in Mittel- europa wie 1 zu 6, in Nordamerika wie 1 zu 8 ist.
4) Die vorkommenden Gattungen stimmen mit den südamerikanischen im Wesentlichen überein mit Ausnahme der Gattung Chalcinopsis, welche dem Isthmus eigenthümlich. anzugehören scheint. Dagegen sind viele in Südamerika vorkommende Fischgattungen in den Flüssen des Isthmus nicht vertreten. Gymnotinen, welche noch im R. Atrato vorkommen, fehlen im Isthmusgebiet.
5) Die Zahl der Arten ist im- Vergleich mit den Flussfaunen Süd- amerika’s sehr gering, was sowohl durch die geographische Abgeschlossen-
1) Die Gattung Pimelodus erinnert zwar an verwandte Formen in den nördlicheren und ge-
mässigten Zonen, doch erscheinen dieselben dort nur wie aus dem Süden eingewanderte Fremdlinge.
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heit des Isthmus, als durch die geringe Ausdehnung der Flussnetze erklärbar ist.!)
6) Alle vorkommenden Arten sind Raubfische d. h. solche die nur animalische Nahrung aufnehmen und theils Krusten- und Kerbthiere, theils andere Fische verzehren. Pflanzenfressende Fische, wie die in Europa und Asien so zahlreich vertretenen Arten der Karpfenfamilie, fehlen gänzlich.
7) Die Mehrzahl der vorkommenden Arten ist dem Lande eigen, oder wenigstens anderwärts noch nicht nachgewiesen.
8) Die Minderzahl der vorkommenden Arten hat das Isthmusgebiet mit den östlichen Flüssen des tropischen Theiles von Südamerika gemein. Dieselben Arten scheinen dagegen am westlichen Abhang der Anden von Neugranada, Ecuador, Peru, Bolivia ganz zu fehlen.
9) Die Zahl der Individuen ist, sowohl im Verhältniss zur Zahl der Gattungen und Arten als im Vergleich mit den Süsswasserfaunen von Süd- und Nordamerika sehr gering — ein Umstand der dem ausschliess- lichen Vorkommen von gefrässigen Raubfischarten, die sich gegenseitig vertilgen, und besonders der geringern Tiefe und Ausdehnung der Flüsse, die den schwächeren Fischen das Entrinnen vor ihren stärkeren Gegnern erschwert, zuzuschreiben ist.
10) Die vorhandenen Arten überschreiten in Mehrzahl die Wasser- scheide und kommen an beiden entgegengesetzten Gehängen vor. Die Verbreitungslinie (Invasionslinie nach Darwin) geht also hier sowohl von Ost nach West, als von Nord nach Süd, während sie sowohl in Süd- amerika wie im eigentlichen Nordamerika vorherrschend nur der meri- dionalen Richtung folgt. Ob dieses Vorkommen sich an den verschie- denen tiefsten Depressionen des ganzen centralamerikanischen Isthmus (in den Landengen von Nicaragua und Tehuantepec) wiederholt, dürfte
1) Man darf als allgemeine Thatsache annehmen: je länger der Lauf eines Stromes ist, und je mehr wasserreiche Tributärflüsse ihm aus verschiedenen Himmelsgegenden zufliessen, , desto grösser ist auch die Artenzahl der Fische. Die grösste Mannichfaltigkeit an Formen sowohl wie an Sippen zeigen zweifelsohne solche Ströme, welche wie der Amazonas und Orinoko in der Parallelrichtung fliessend, zahlreiche Confluenten von Nord und Süd und aus verschiedenen Höhen, also Zuflüsse aus sehr verschiedenen Klimaten empfangen. Im Isthmus von Panama sind die hydrographischen und klimatischen Verhältnisse unendlich beschränkter und einförmiger. Daher auch die geringe Artenzahl.
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aus Gründen der Analogie in den ‘geologischen und hydrographischen Verhältnissen anzunehmen sein, ist aber noch nicht mit Sicherheit nach- gewiesen.
Für die Zoogeographie Amerika’s ist letztere durch meine Beobach- tungen und Sammlungen im Isthmus von Panama zum erstenmal erwie- sene Thatsache einer Kreuzung der Invasionslinien der Arten, welche hier sowohl in der Richtung der geographischen Länge wie der Breite sich fortziehen, von besonderer Wichtigkeit. Dieselbe beschränkt sich hier nicht blos auf die Süsswasserfische, sondern zeigt sich auch bei allen übrigen Thierklassen, und noch mehr bei den Pflanzen. Eine genaue Einsicht in die horizontale und vertikale Configuration wie in die hypsometrischen Verhältnisse der Landschaften zwischen der Man- zanillobai und dem Golf von Panama dürfte diese von allen übrigen Ländern Süd- und Nordamerika’s abweichende Verbreitungsrichtung der Organismen begreiflich machen.!)
Die ausserordentliche Verengung des Isthmus und die Senkung seiner Oberfläche, wie solche hier durch den ganzen Quer- und Längendurch- schnitt zwischen beiden Oceanküsten stattfindet, das plötzliche Ver- schwinden der Gebirgskette, die geringe Höhe und Breite der Querjöcher und Landschwellen (Lomas), welche die vulkanischen Hügelgruppen und Kesselthäler verbindend die Wasserscheide bilden, der vorherrschende nordöstliche Passatwind, der hier das ganze Jahr ohne Unterbrechung über die Landenge hinstreicht, die in die Flüsse tief eindringende Fluth beider Oceane, die tägliche Wanderung der Wasservögel von einem Meeresgestade zum andern — all’ diese Verhältnisse und Umstände waren hier seit undenklichen Zeiten sowohl der freien als der unfreiwilligen Wanderung der Organismen, dem Austausch der Formen zwischen beiden Küstenstrichen, günstiger als an irgend einer andern Stelle Amerika’s. Daher auch diese auffallende Erscheinung einer Kreuzung der Verbrei- tungslinien der meisten Arten.
Der Querdurchmesser des Welttheils, welcher 5 Breitegrade weiter südlich noch nahezu 150 geographische Meilen beträgt, vermindert sich in der Landenge zwischen der Manzanillobai und dem Golf von Panama
1) S. die Totten’sche Specialkarte mit den von mir beigefügten Höhenangaben des Quer- und Längenprofils in Petermann’s Mittheilungen, Jahrgang 1860.
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auf 8 geographische Meilen. Die Höhe der Hügelgruppen sinkt in dem ganzen Längenprofil der Depression zwischen 79° 29° und 79° 51‘ W. L. v.Gr. nach dem Mittel meiner dort ausgeführten barometrischen Messungen auf 206 Meter. Das Mittel der Passsenkungen auf 13) Meter. Die Breite des trennenden Dammes der Wasserscheide zwischen dem Rio Obispo (Zufluss des Rio Chagres) und den in den Golf von Panama mündenden Rio Grande reduzirt sich auf Y/s geogr. Meile, die Höhe seines Scheitelpunktes auf 287 engl. Fuss.
Vergleicht man diese Verhältnisse der senkrechten Gliederung mit denen von Südamerika, wo ein kolossales Hochgebirge in einer vor- herrschend meridionalen oder von 8. S. Ost nach N. N. West gerichteten Linie ununterbrochen durch den ganzen Continent streicht und einer Wanderung der Organismen in ostwestlicher Richtung eine fast unüber- steigliche Schranke setzt — wo also die grössten Gegensätze gegen die Oberflächengestaltung des Isthmus walten — so darf es nicht befremden, wenn hier die Verbreitungslinien der Arten von den dortigen so auf- fallend abweichen.
Nicht nur die mit leichten Bewegungsorganen ausgestatteten Formen, sondern selbst die schwerfälligsten Land- und Süsswasserthiere haben hier ihrem Trieb nach Nahrung und Fortpflanzung folgend oder durch den „Kampf um das Dasein‘ gedrängt den Weg von einer Tiefregion der Küste zur andern über die schmale und niedrige Schranke der wasserscheidenden Höhe leicht zu finden vermocht. Es ist unter den gegebenen Verhältnissen dem Zoologen vollkommen begreiflich, selbst ein so langsam und schwerfällig sich bewegendes Säugethier wie das Faulthier (Bradypus didactylus) welches bekanntlich in den östlichen Urwäldern von Brasilien und Guiana häufig vorkommt, aber an dem Westabhang der Anden fehlt, hier an der Küste der Südsee von Veragua und Costarica wiederzufinden. Es ist ebensowenig zu verwundern, wenn die trägen Giftschlangen der Gattungen Lachesis und Elaps, dieselben Species der Alligatoren, Scorpionen und Coleopteren, und selbst die nämlichen Land- und Flusswasserschnecken mit den gleichen Arten von Flussfischen an beiden Küstenstrichen erscheinen. In Südamerika fehlt dagegen die Identität der Faunen von Ost und West für alle Thierklassen.
Wenn man das Vorkommen und die Lebensweise gewisser tropischer
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Fischformen wie z. B. die höchst eigenthümlich und sonderbar gestaltete Familie der Panzerwelse (Loricata)') beobachtet, denen es in dem Schlamm der halb trocken liegenden Rinnsale der Flüsse während der regenlosen Jahreszeit noch ganz behaglich ist, und die ausser dem Wasser Tage lang leben und auf dem Lande sich leicht bewegen können, so ist für solche Fischarten die Ueberschreitung einer schmalen Wasserscheide selbst durch willkürliche Bewegung nicht undenkbar.
Dazu kommt hier die Natur durch zufällige Transportmittel der Verbreitung auf eine sehr verschiedenartige Weise zu Hülfe.?) Fisch- fressende Pelekane und andere Wasservögel, welche in der Landenge von Panama täglich schaarenweise von einer Flussmündung zur andern fliegen — eine Thatsache, deren hier schon Garella erwähnte ?) — können zur Verbreitung des befruchteten Laiches, den sie an den Federn, im Kropfe oder im Magen führten, sehr wesentlich beigetragen haben. Eine durch sichere Beobachtung nicht nur im tropischen Amerika, sondern auch in Ostindien, China, auf den Sundainseln u. s. w. erwiesene That- sache ist die öfters wiederholte Erscheinung von Fischregen in Folge von Wasserhosen, Drehstürmen u. s. w. Auch Muscheln — Krabben —
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1) S. die monographische Abhandlung über die Panzerwelse von Dr. Rudolph Kner im Band VIund VII der Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, wo der selbständige von den ächten Siluriden getrennte Familiencharakter der Loricaten mit Scharfblick nach- gewiesen ist. Schon Johannes Müller hatte in seiner vortrefflichen Abhandlung: „über die Ganoiden und das natürliche System der Fische‘ bemerkt, dass die Familie der Siluriden in zwei Gruppen zerfalle: in ächte Siluri und Loricacinen.
2) Auf wie mannichfaltige Weise die Natur für die Verschleppung und Ausbreitung der Or- ganismen sorgen kann, darüber gibt Darwin in den inhaltreichen Capiteln „über die geographische Verbreitung‘ viele neue, interessante Aufschlüsse. Ich erwähne unter den vielen Beobachtungen dieses geistvollen Forschers nur folgende: Darwin legte in ein Aquarium einen Entenfuss, an welchem sich die aus den Eiern geschlüpften kleinen Süss- wasserschnecken so fest hängten, dass sie kaum abgeschabt werden konnten. Diese kleinen Weichthiere lebten an dem Eintenfuss in feuchter Luft noch 12—20 Stunden lang. „Wäh- rend dieser Zeit, bemerkt Darwin, kann eine Ente oder ein Reiher wenigstens 600—700 engl. Meilen weit fliegen und sich wieder in einem Sumpfe oder Bache, vielleicht auf einer ozeanischen Insel niederlassen.“ (s. Charles Darwin „über die Entstehung der Arten“ S. 390). Diese Beobachtung wäre allein schon hinreichend, gewisse Einwürfe von Agassiz gegen die Migrationstheorie der Thierarten besonders in Bezug auf Süsswasserthiere zu widerlegen.
3) In der Brochure: „Projet d’un canal de junction de l’ocean pacifique et de l’ocean atlan- tique & travers l’Isthme de Panama.“ (Paris 1845).
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Frösche-Regen sind unmittelbar nach solchen meteorischen Phänomenen öfters beobachtet worden.!)
Die Bildung von hohen Wasserhosen bei heftigen Gewittern ist an den Flussmündungen des centralamerikanischen Isthmus, besonders am karaibischen Meer, eine häufige und für kleine Fischerbarken gefährliche Erscheinung, welche bereits Columbus während seiner vierten Entdeckungs- reise 1505 an der Küste von Veragua erlebt und geschildert hat’?) Der Nordostpassatwind kann, wenn er hier zur Sturmesstärke sich steigert, kleine Thiere und Pflanzensamen, so auch Fischeier, welche von Wasser- hosen emporgehoben worden, über die schmale Landenge hinüberführen. Dass der Passatwind bei Verbreitung des Fischlaiches in der von ihm festgehaltenen Richtung mitwirkt, dafür scheint auch der grössere Arten- reichthum in den Flüssen der pacifischen Abdachung zu sprechen.
Endlich kommt bei der Verbreitung der Fische noch der Umstand in Betracht, dass die Bewässerungsverhältnisse während der jüngsten geologischen Perioden (von den obersten neogenen Bildungen der Land- enge bis zu den Alluvialbildungen der jüngsten Tuffe und Conglomerate) einer weitern Ausbreitung der Fischarten günstiger waren als die gegenwärtige Vertheilung der Flussrinnsale. Nicht nur die Kesselthäler von Matachin und Paraiso bildeten damals kleine Seebecken, sondern auch ein grosser Theil der südlichen Savannenzone der Provinzen Darien und Veragua scheint in jener Zeit noch von süssen Wassern überfluthet gewesen zu sein. Es gab Verbindungen zwischen den Flüssen, die seit- dem durch Hebungen der Küste und durch Alluvialbildungen längst unterbrochen sind.
Folgende Fischarten habe ich in den Flüssen beider Gehänge der Wasserscheide vorkommend beobachtet?) und zwar im brakischen Wasser
1) S. hierüber die interessanten Bemerkungen von Professor H. G. Bronn in dessen „Allge- meiner Zoologie“ S. 172 u. 272 und die Mittheilungen von Dr. Schmarda in dessen Werk: die geographische Verbreitung der Thiere S. 193 bis 196.
2) Las Casas Il c. 14. Hist. del Almirante Cap. 49.
3) Die Fischarten des Rio Chagres, des Rio Bayano und der Flüsse von der pacifischen Ab- dachung West-Veragua’s habe ich mit Ausnahme einer einzigen Species, dieichmir nicht ver- schaffen konnte, ziemlich vollständig gesammelt. Wenigstens wussten mir die erfahrensten Angelfischer unter den Indianern und Cholos mit Ausnahme des Ronqueoro keinen Flussfisch zu nennen, der meiner Sammlung fehlte. Dagegen sind mir die Fische der Nordseite von Veragua und Darien unbekannt geblieben. Es ist indessen nicht sehr wahrscheinlich, dass die dortige Fischfauna von der des Rio Chagres wesentlich abweicht.
Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 12
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der Mündungen: Acanthias vulgaris Risso. ‘Dajaus elongatus Kn. St. Dajaus monticola ©. V., Dajaus nasutus Kn.; im süssen Wasser des mittleren Flusslaufes: Macrodon brasiliensis (?) Spix., Acara coeruleopunctata Kn. St., Heros Sieboldü Kn. St., Xiphophorus Gillü Kn. St., Chalcinopsis striatulus Kn. St., Tetragonopterus aeneus Günth., Tetragonopterus Gronovü C. \V., Pimelodus cinerascens Günth., Loricaria uracantha Kn. St., .Loricaria lima Kn., Hypostomus plecostomus C. V.
Der atlantischen Seite des Isthmus, dem Rio Chagres und seinen Neben- flüssen scheinen ausschliesslich nur Pimelodus modestus Günth. und Aneis- trus cirrhosus Kn. anzugehören. Auf die südliche (pacifische) Abdachung beschränkt sind die von den Herren Kner und Steindachner als neu auf- gestellten Arten: Pristipoma humile, Eleotris picta, Engraulis macrolepidota, Engraulis Poeyi, Bagrus arioides, Heros altifrons. Letztere ausgezeichnete Art findet sich weder im Rio Bayano, noch im Rio grande der Südseite, sondern ausschliesslich nur in den südlichen Flüssen des Departement Chiriqui (West-Veragua).!)
Wie weit am südlichen Ende des Isthmus die Kreuzungslinie der Artenverbreitung nach Ost und West auseinander läuft, ist mir nicht gelungen mit voller Sicherheit zu ermitteln. Doch glaube ich sowohl aus geographischen Gründen als wegen der plötzlichen Veränderung der Fischnamen in der Provinz Choco annehmen zu dürfen, dass die er- wähnten Cerros de Nique unter 79° 50‘ W. L. v. P. die Grenzscheide der Süsswasserfauna von Panama bilden. Die im Rio Chucunaque vor- kommenden Fische führen noch dieselben Namen wie im Rio Bayano, aber in den Flüssen Rio Cacique und Rio Apogado jenseits der Wasser- scheide kommen bei den Eingeborenen von Choco bereits andere Benen- nungen vor. Auch die Bemerkungen von Gill über die ichthyologische Ausbeute des Dr. Schott im Atratostrom und in den kleineren Flüssen von Choco lassen auf eine wesentliche Verschiedenheit der Fauna dieser von Darien scharf abgegrenzten Provinz schliessen.?)
1) Nach diesen genaueren Angaben des Vorkommens sind einige kleine Irrthümer, die sich in die‘ vorhergehende Abhandlung der Herren Kner und Steindachner hinsichtlich der Fundorte eingeschlichen haben, zu berichtigen. Wo dort „Neu-Granada‘‘ als Fundort ge- nannt wird, ist immer der Isthmusstaat Panama gemeint, der zum Gebiet der Republik Neu-Granada gehört.
2) S. Lieutenant Michler’s; „Report of his survey for an interoceaniec ship canal near the Isthmus
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In westlicher Richtung geht die Verbreitungslinie der Fischarten durch den ganzen Savannenstrich von Veragua, wo mehrere der früher getrennten Flussgebiete noch zu Anfang der quarternären Periode zusammen- hingen. Im westlichen Veragua (Departement Chiriqui) verschwinden bereits mehrere Fischarten, wie Acara coeruleopunctata und Loricaria lima, während einige neue Species auftreten, wie der erwähnte Heros altifrons, und in den höheren Flussgegenden der von den Eingeborenen Ronqueoro benannte Fisch, von dem ich mir leider kein Exemplar verschaffen konnte.
Für die ökonomischen Verhältnisse sind nur folgende Arten von einigem Belang: der Savalo (Chalcinopsis striatulus), der grösste Fluss- fisch, von dem ich Exemplare bis zur Schwere von 24 Pfund sah, und der namentlich für die Indianer in den Binnengegenden ein wichtiger Gegenstand der Nahrung ist; nächst ihm die sogenannte Sardina (Chaleinopsis chagrensis), welche in grosser Zahl die Flüsse beider Gehänge bevölkert und besonders für die Alligatoren eine Hauptnahrung ausmacht; dann der Barbu (Pimelodus cinerascens), der wie die vorhergehenden Arten auch in der Cordillere von Darien und Veragua vorkommt und bis zu beträchtlicher Höhe hinaufgeht. Der Savalo wird von den Indianern am Bayano und von den San-Blas-India- nern gewöhnlich mit dem Speer gestochen, in dessen Führung diese Eingebornen eine ausserordentliche Geschicklichkeit besitzen. Im untern Theil der Flüsse kümmern die Eingebornen sich wenig um den Fisch- fang, da die Nähe des Meeres den Fischern einen viel ausgiebigern Fang an der Küste bietet.
Der gefrässigste Raubfisch der Flüsse ist der sogenannte Bocaperro (Macrodon brasiliensis Spix), den die vielen konisch spitzigen Zähne auch als solchen verkünden. Er beisst mit Wuth an jeden animalischen Köder und verletzt mit seinem Biss nicht selten badende Menschen. Der Ari- zagua (Loricaria lima und Loricaria wracantha) wird nicht gegessen. Das
of Darien. Appendix H. The Fishesby Theodore Gill.“ p. 251—259. Obwohl in diesem Anhang nur die Familien und Gattungen der im Atratostrom und Zuflüssen vorkommenden Fische, nicht die Arten, angeführt sind, so erkennt man doch daraus eine höchst merk- würdige Verschiedenheit des generischen Charakters selbst bei der Familie der Characinen, von welcher Herr Gill die von Spix aufgestellten Gattungen Pacw und Leporinus und die Gattung Astyanaz Girard erwähnt, die im Isthmus von Panama nicht vorkommen, während die von mir beobachteten Gattungen von Dr. Schott nicht gefunden wurden
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fremdartige, ich möchte sagen dämonische Aussehen des Panzerwelses gibt ihm unter den Eingebornen eine gewisse Popularität. Es knüpfen sich an denselben verschiedene sonderbar klingende Sagen, z. B. dass er weit landeinwärts marschire, und ebenso gut in der Luft wie im Wasser lebe, dass er Büsche ersteigen und Töne hervorbringen könne. Was von diesen Sagen wahr ist, konnte ich nicht mit Genauigkeit er- mitteln. Ich habe mehrere dieser Panzerwelse in Moos eingehüllt halbe Tage lebend ausserhalb dem Wasser aufbewahrt, aber selbst als ich sie mit einer Messerspitze reitzte und verwundete, nichts von einem Ton gehört. Dass der Fisch auf dem Lande sich ohne Schwierigkeit von der Stelle bewegt, habe ich bestätigt gefunden. Der Panzerwels beisst nie an den Köder der Angel, sondern wird mit den Händen an sehr seichten Stellen des Flussbettes gefangen, wo er wie die Krebse fast unbeweglich unter Steinen liegt. Ein Exemplar der kleineren Art fand ich in einem verfaulten hohlen Baumast an einer ganz seichten schlammigen Stelle des Rio Chagres umgeben von Fischeiern und win- zigen Fischen, die eben aus den Eiern schlüpften. Ich hielt dieselben für seine eigene Nachkommenschaft, welche der still liegende Fisch zu behüten und zu schützen schien. Eine genaue Untersuchung der winzig kleinen Fische durch Herrn Professor von Siebold ergab jedoch, dass sie einer andern Gattung angehörten. Es ist daher eher anzunehmen, dass der im Wasser schwerfällige Panzerwels die Eier anderer Fische im Schlamme aufsucht, um sie zu verzehren. Sonst sind kleine Krebse die beliebteste Nahrung der Raubfische dieser Flüsse und die gewöhn- lichen Köder der Angelfischer.
Die Süsswasserfische, welche ich aus dem Staate Ecuador (Süd- amerika) an die zoologische Staatssammlung in München einsandte, und deren Namen in der vorhergehenden descriptiven Abhandlung angeführt sind, stammen theils aus dem Rio Guayaquil, theils aus den verschiedenen Confluenten, welche diesem wasserreichen Strom von den Anden der Provinzen Pichincha, Leon und Chimborazo zufliessen. Sie gehören mit Ausnahme der beiden kleinen alpinen Welsarten (Brontes prenadilla und Arges cyclopum), welche die Wasserscheide überschreitend in den höchsten Gebirgsbächen beider Gehänge vorkommen, ausschiesslich dem westlichen Abfall des Gebirges an. Die in den Flüssen Pastassa und Napo der Ost-
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seite vorkommenden Fischarten sind von denen der Westseite specifisch ebenso verschieden wie die Amphibien, Mollusken und Insekten.
Das hydrographische System von Ecuador will ich nur kurz schil- dern, da dieser Theil von Südamerika weder für die Thiergeographie des Welttheils, noch für die physische Erdkunde überhaupt dieselbe Wichtigkeit hat wie der Isthmusstaat Panama. In Betreff des Rio Guayaquil und seiner vielen Nebenflüsse, verweise ich auf die älteren Karten von Maldonado, Humboldt, Wisse, und auf die neueste Specialkarte von Dr. Villavicencio. Diese Karten lassen allerdings in Betreff der genauen Zeichnung der Flussläufe des Westens wie des Ostens sehr viel zu wünschen übrig; denn die genannten Forscher haben nur einen verhältnissmässig kleinen Theil des Binnenlandes wirklich be- treten. Die vielen Krümmungen, welche sie z. B. dem wasserreichen Rio Daule geben, der nördlich vom Hafen Guayaquil in den grossen Strom einmündet, sind ebenso hypothetisch wie die regelmässigen Schlangenwindungen der Flüsse in der Provincia oriental, deren Inneres noch beinahe ganz „unbekanntes Land“ ist. Doch geben diese Karten wenigstens von den allgemeinen Verhältnissen des Bewässerungssystems an den westlichen Gehängen der obengenannten Gebirgsprovinzen, sowie der Küstenprovinzen Guayapuil, Esmeraldas und Manabi einen annähernd richtigen Begriff. |
Beide Andesketten und die Doppelreihe der grossen Vulkane von Ecuador, die an den Rändern der Ketten sich erheben, sind durch Längenthäler geschieden, welche bei Quito und Tacunga die Form von Plateaus annehmen. Diese Längenthäler waren noch zu Ende der Dilu- vialzeit von ausgedehnten Süsswasserseen bedeckt. In den obersten fast horizontal gelagerten Tuffschichten bei Ambato, Quito, Tacunga, fand ich die Schalen derselben Arten von Land- und Süsswasserschnecken, die dort noch heute lebend vorkommen. Die allmählige Entleerung dieser Seen begann höchst wahrscheinlich mit dem Durchbruch der basaltischen Gesteine in der östlichen Kette (Pastassathal), durch welche tiefe Querrisse in dem Gebirgsbau erfolgten. Im Laufe der Zeiten ver- tiefte das abfliessende Wasser diese Querthäler durch allmählige Erosion.
Unter einander sind die Plateaus des Andes durch Querjöcher von mässiger Höhe getrennt, Die Wasserscheide der beiderseitigen Fluss-
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systeme wird nur an wenigen Punkten durch die Kette der Anden selbst, in den meisten Fällen durch niedrige Landschwellen ın den Hochthälern gebildet. Es berühren sich die nach beiden Oceanen fliessenden Quell- bäche namentlich in den Umgebungen der Berge Chimborazo, Cotopaxi und Tunguragua so nahe, dass der Reisende sich dort mit leichter Mühe das von Dr. Tschudi erwähnte eigenthümliche Vergnügen machen kann: aus dem Wasser, das nach dem atlantischen Ocean zu fliessen bestimmt ist, ein Glas zu füllen und es zu einem Zufluss des stillen Weltmeeres zu tragen.
Diese Terrainverhältnisse machen die Identität der Süsswasserfauna beider Gehänge für die höchsten Regionen von 9500’ bis 13,400° er- klärbar. In den mittleren Regionen ändern sich diese Verhältnisse. Von 6000° abwärts beginnt daher auch eine sehr bestimmte Trennung der beiderseitigen Faunen von Ost und West, und diese Trennung zeigt sich in der Tiefregion noch schärfer ausgeprägt.
Die Wiegen aller Flüsse dieses Landes liegen innerhalb der eigent- lichen Aequatorialzone, wo eine wirklich trockene Jahreszeit nicht existirt. Die Unterbrechung des Regens (im Juni und Juli) dauert anhaltend kaum 6 Wochen. Diese Umstände erklären den Wasserreichthum der west- lichen Flüsse ungeachtet ihres kurzen Laufes. Alle grösseren Flüsse, die im Andesgebirge entspringend zwischen 35° S. B. und 2° N. B. in den stillen Ocean münden, bilden gegen die Mündung breite und tiefe Ströme. Der Rio Guayaquil unterhalb der Stadt dieses Namens über- trifft den Mississippi bei New-Orleans an Breite und steht ihm an Tiefe nur wenig nach.
In ihrem oberen Laufe sind die westlichen Flüsse der Anden sehr reissend, mit häufigen Katarakten, oft zwischen den steil abfallenden Felswänden tiefer Barrancas eingeklemmt, für Fahrzeuge meist unzu- gänglich und arm an Fischen. Gegen den mittleren Lauf aber sind die grösseren dieser Flüsse, namentlich Rio Daule und R. Babahoyo, deren Vereinigung den R. Guayaquil bildet, bereits beträchtliche Ströme und ziemlich reich an Fischen, Amphibien und Krustenthieren. Die sandigen Ufer und Inseln der Flüsse wimmeln von grossen schwarzgrauen Alliga- toren, deren Zahl vielleicht in keinem andern Flussgebiet der Welt be- trächtlicher ist als hier. Im untern Lauf fliessen die Wassermassen
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träge dahin, sind mit dem salzigen Wasser des Oceans gemischt und werden bis auf 8 geographische Meilen von der Mündung durch dessen eindringende Fluth aufgestaut. Hier ist die Individuenzahl der Fische ausserordentlich gross. Indessen bilden die Seefische, deren Kiemen sich leichter an das brakische Wasser gewöhnen, als die der Flussfische, bei weitem die Mehrzahl der vorkommenden Arten. Sehr beträchtlich ist namentlich an den breiten Flussmündungen die Zahl der grossen ge- frässigen Raubfische. Die Rückenflossen gewaltiger Haie, die mit der Fluth stromaufwärts schwimmen, sieht man sehr häufig über dem Wasser- spiegel neben den gepanzerten Rücken der furchtbaren Alligatoren, welche stromabwärts an den Haifischen vorüberschwimmen ohne mit ihnen in Kampf zu gerathen.
Vergleicht man mit den Flussnetzen der Westseite das hydrogra- phische System der östlichen Gehänge, deren Flüsse sämmtlich in den Maraäon (Amazonenstrom) sich ergiessen, so erkennt man hier abweichende physische Verhältnisse, die auf die Verbreitung der Süsswasserthiere einen wesentlichen Einfluss übten.
Die Rios Pastassa, Tigre, Napo’etc. brausen in ihrem oberen Lauf mit überaus starkem Gefälle durch tief eingefurchte Schluchten, deren Wände meist senkrecht gegen das Flussbett abfallen. Ehe sie das Bett des Riesenstroms, der sie sämmtlich aufnimmt, erreichen, fliessen sie in ihrem mittleren Lauf durch die mit dichten Urwäldern bedeckten Ter- rassen, Hochthäler und Tiefebenen der Provincia oriental, wo selten ein Tag ohne Regen vergeht. Hinsichtlich der Länge ihres Laufes über- treffen sie die westlichen Flüsse um das dreifache. Von den in ihrem mittleren Lauf vorkommenden Fischen ist nichts sicheres bekannt. Die von mir im Pastassathal gesammelten Arten gingen leider im Laufe der überaus beschwerlichen Reise, die man dort zu Fuss in Begleitung in- dianischer Träger machen muss, sämmtlich zu Grund.!) Sie waren von
1) Exeursionen von den Plateaulandschaften der Anden von Ecuador nach den Urwäldern der Provineia oriental gehören zu den mühseligsten und gefährlichsten Reisen im tropischen Amerika und sind überaus kostspielig.. Man bedient sich dazu der sogenannten Canelos- oder Napo-Indianer als Träger. Feindliche, heidnische Indianer, die mit vergifteten Pfeilen schiessen, wohnen erst im mittleren Theile der Flussgebiete ziemlich zahlreich. Der Natur- forscher und Sammler findet dort reiche Ausbeute, hat aber auch mit allen Hindernissen und Qualen des tropischen Waldlebens zu kämpfen. Der Transport der Sammlungen wird
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den Fischarten, welche ich später im Rio Guayaquil sammelte, ebenso ver- schieden wie sämmtliche Amphibien, Insekten und Mollusken, die ich in besser conservirten Zustand von meinen Sammlungen in den Waldge- genden des östlichen Abfalles der Anden gerettet habe. Auch im Rio Napo, dem wasserreichsten Fluss der Ostseite, sind die zahlreich vor- kommenden Fische nach einer mündlichen Mittheilung von Dr. Jameson in Quito, der sich lange in der Provincia oriental aufgehalten, von denen der Westseite gänzlich verschieden.
All’ diese östlichen Tributärflüsse des Rio de las Amazonas nehmen an einem Stromgebiet Theil, welches das grösste nicht nur Amerika’s, sondern der ganzen Erde ist. Die ihm von Süden zufliessenden Con- fluenten erstrecken sich durch 14 Breitegrade, und es sind Flüsse da- runter, welche die Donau und die Wolga an Wassermasse übertreffen. Von den nördlichen Zuflüssen strömen die längsten durch sieben Parallel- kreise. Das ganze Stromgebiet des Amazonas wird (nach mittleren Schätzungen) zu 106,000 DO Meilen angenommen, während das Strom- gebiet des Mississippi zu höchstens 49,000 DM., das des Ganges zu 27,000 DOM. geschätzt wird, und das der Donau nur 14,650 OD) M. umfasst.
Die Zuflüsse des Amazonas kommen aus sehr verschiedenen Regionen der Anden bis 14,600 P. F. Höhe herab, wo die mittlere Temperatur des Wassers selbst unter dem Aequator auf +3° C. fällt, während in der heissen Tiefregion der Provincia oriental nahe der Einmündung der Rios Napo und Pastassa in den Maraion die mittlere Temperatur des Wassers auf + 23° C. und darüber steigt. Die ausserordentliche Ver- schiedenheit der physikalischen Verhältnisse dieses unermesslichen Fluss- gebietes bedingt die grosse Mannigfaltigkeit seiner Fauna. Bei dem Austausch der Formen auf einem so weiten Gebiet durch freie und un- freiwillige Wanderung ist der Formenreichthum der östlichen Flüsse des Staates Ecuador ebenso natürlich erklärbar wie die verhältniss- mässige Formenarmuth der westlichen Flüsse.
Die Fischfauna an der Westseite der Anden vom Ecuador zeigt in ihrem Charakter und Vorkommen folgende wesentliche Züge:
besonders auf den Gehängen der Cordilleren durch die Bodenbeschaffenheit und die überaus grosse Feuchtigkeit erschwert.
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1) Die Familie der Characinen, welche im tropischen Amerika die eigentlichen Salmoneer vertritt, erscheint in der untern und mittlern Region vorherrschend. Die merkwürdige Familie der @ymnotinen, welche im Isthmus von Panama fehlt, ist durch die ausgezeichnete Gattung Sternopygus vertreten.!) Die Familie der Siluriden ist in den höheren Regionen ausschliesslich repräsentirt.
2) Die Formen »der Tiefregion (unter 1000‘ Meereshöhe) deuten ähnlich wie bei den anderen Thierklassen auf nahe Verwandtschaft mit den Fischgattungen von Brasilien und Guiana; in den mittleren Regionen aber (bis 7000°) treten mehr eigenthümliche Genera auf. In den höchsten Regionen kommen ausschliesslich nur eigenthümliche, bizarr gestaltete, generische Formen vor.
3) Hinsichtlich der Arten ist die Süsswasserfauna von Westecuador von der Ostseite Südamerika’s (Brasilien und Guiana) ebenso verschieden, wie von der Fauna des Isthmus von Panama.
4) Die Artenzahl ist im Vergleich mit den Flussfaunen des östlichen Südamerika gering; die Individuenzahl ist nur im untern Lauf der Flüsse sehr gross. Eigentliche Seefische sind im brakischen Wasser, soweit die Fluth des Oceans eindringt, weitaus vorherrschend.
5) Die Verbreitung der Arten zeigt in vertikaler Richtung auf den verschiedenen Höhenstufen bestimmtere Grenzen als in horizontaler Rich- tung. Die alpinen Formen gehen noch etwas höher hinauf (bis 13,400’ im Norden des Chimborazo), als in Peru und Bolivia, wo die eigenthüm- lichen Arten der Gattung Orestias aus der Familie der Zahnkarpfen im Titicaca See zwischen 16 und 17° S. B. nur bis 12,600 P. F. vor- kommen.?) Hinsichtlich der Höhe ihres Aufenthaltes werden die kleinen
1) S. die Diagnose dieser interessanten ausschliesslich auf Südamerika beschränkten Gattung in den Horis ichthyologieis von J. Müller und F. H. Troschel, 3. Heft. Gill erwähnt im Anhang zu Michler’s Report unter der Fischausbeute des Dr. Schott vom Atrato einer „schönen neuen Art der Gattung Sternopygus.“ Dort wäre also das nördlichste bis jetzt bekannte Vorkommen der Gymnotinen in Amerika.
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Die in den höchsten Andesbächen von Peru und Bolivia vorkommenden Arten der Gattung Trichomycterus, welche Pentland entdeckte und Valenciennes in vol. 18 seiner hist. nat des poissons beschrieb, reichen vielleicht bis nahe an die obere Region der Prenadillen, wenn die Angaben Pentland’s, der das Vorkommen von Trichomycterus gracilis bis zur Höhe von 14000 engl. F. im See Compucila beobachtet haben will, genau sind. Trichomyeterus Incae aus dem Rio Guatanei bei Cuzco erreicht nicht diese Höhe. Eben so wenig der von Hum- Abh.d.I1. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 13
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Welse der Anden einzig nur von den Süsswasserthieren im Norden des Himalaya übertroffen, wo sie in den kleinen Seen und Flüssen von Tibet bis über 14,000° erscheinen.
6) Die horizontale Verbreitungslinie der Süsswasserfische dehnt sich hier vorherrschend nach der geographischen Länge aus. Ihre südliche Grenze findet sie an der immer trockner werdenden Küste von Peru bereits unter 5° S. B. bei dem transversalen Ausläufer der Cordillere von Santa Amatape. Die nördliche Grenze ist unbestimmt. Doch ist es wahrscheinlich, dass sie nicht über die Provinz Choco von Neu- granada 5°—7° N. B., deren Fauna freilich noch sehr wenig unter- sucht ist, hinausgeht.
Für die Tiefregion der Flüsse bis 1000° sind besonders bezeichnend der seltsam gestaltete Sternopygus macrurus M. Tr.!) und Chalceus atro- caudatus Kn. St. Dagegen scheinen Trichomyceterus laticeps Kn. St. und Trychomycterus taenia Kn. St. mehr der mittlern Region (zwischen 1000 und 6000°) anzugehören. Aus der Familie der Oharacinen kommen hier die beiden ausgezeichneten Formen: Pseudochalceus lineatus Kn. St. und Saccodon Wagneri Kn. St. vor. Nur auf die oberen Regionen von 7000— 13,400‘ beschränkt sind die Arten: Arges Oyclopum Humb. und Brontes prenadilla ©. V. i
Letztere höchst merkwürdige Formen der in der Aequatorialzone vorkommenden alpinen Welse wurden schon im vorigen Jahrhundert von Ulloa erwähnt, aber erst ein halbes Jahrhundert später von Hum-
boldt entdeckte Eremophilus Mutisii aus der Hochebene von Bogota, wo dieser sonderbar gestaltete Fisch nach Humboldt’s Angabe in der Region von 8000 bis 9000° vorkommt. Derselben Region gehört auch der Pescado negro in den Anden von Popayan (Astroblepus Grixalvii Humb.) an, der bis jetzt der einzige Repräsentant dieser merkwürdigen Gattung ist, welche nach Valenciennes den Uebergang von den Silwriden zu den Cypriniden ver- mittelt.
1) Die „Horae ichthyologicae“ von J. Müller und H. Troschel bezeichnen (Heft 3. S. 14) als das Vaterland dieses Fisches einfach: „Südamerika“ ohne nähere Angabe ob von der Ostseite oder Westseite des Continents. Bloch, der dieselbe Art als Gymnotus macrurus beschrieben und abgebildet hat, gibt als Fundort Brasilien an. Ich halte diese Angabe für einen Irrthum, denn ein gleichzeitiges Vorkommen desselben Flussfisches an der Ost- und Westküste Amerika’s ist sonst ohne Beispiel (mit Ausnahme von Fischen, die wie Centro- pomus undecimalis C. V. nur an den Mündungen im Brakwasser leben). J. Müller und Troschel bemerken übrigens bei Beschreibung des Sternopygus macrurus: „das Bloch’sche Exemplar haben wir nicht vorgefunden‘“!
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boldt, der sie für identische Arten hielt, gesammelt und unter dem Namen Pime- lodus Oyclopum beschrieben. Beide Arten, die sich äusserlich sehr ähn- lich, aber von ungleicher Grösse sind, werden von den Eingebornen Prenadilla genannt und kommen in den Andesbächen, besonders in den kleinen Seen dieses Hochgebirges in grosser Menge vor, sind also durch- aus nicht auf unterirdische Höhlenwasser und kleine Kraterseen allein beschränkt, wie man früher glaubte. Ausser den zweispitzigen Zähnen im Unterkiefer zeichnen sich diese Fische noch durch kleine Stacheln aus, mit denen der erste Strahl der Brust- und Bauchflossen unterhalb besetzt ist. Dadurch werden die Fische befähigt, in den steilen Gebirgs- bächen gleichsam zu klettern. Sie scheinen sich vorzugsweise von kleinen Dipteren zu nähren, die hier in keiner Jahreszeit fehlen, und deren häufiges Vorkommen selbst über die Grenze der Schneelinie hinauf am Chimborazo bereits von Humboldt angeführt wurde. Die gefrässigen, schwach sehenden kleinen Fische beissen übrigens an den verschiedensten Ködern und werden von den Indianerbuben selbst mit gebogenen Steck- nadeln, an denen sie Würmer und Schnecken befestigen, mit Leichtig- keit aus dem Wasser gezogen. In den kleinen Weihern und Lachen, auch an den seichten Stellen der Seen werden sie von den Indianern mitunter auch in Sieben gefangen, wie bereits Ulloa erwähnte.!)
Die ungemein grosse Anzahl der Prenadillen, besonders in den Seen und Bächen der Provinz Imbabura, sowie in einigen Seen der Provinz Chimborazo, wo ich die höchste Verbreitung der Fische in senk- rechter Richtung beobachtete,?) hat wohl vorzüglich darin ihren Grund,
1) Antonio de Ulloa „Noticias americanas“ (Madrid 1792) p. 239.
2) Nur an der Nordseite des Chimborazo (Hacienda Cunayaco) fand ich die kleinere Art Brontes prenadilla "m der bedeutenden Höhe von 13,400‘ in kleinen Weihern und stehenden Wassern, nicht in den fliessenden Bächen. Arges Cyclopum geht vielleicht nur bis 12,600‘. Die Region von 8000 bis 10,000‘ scheint jedoch beiden Arten am besten zu behagen, denn am zahl- reichsten ist ihr Vorkommen in den Seen und Bächen der Provinz Imbabura, welche dieser Region angehören. Im See von Colta bei Alt-Riobamba in der Provinz Chimborazo, dessen Wasserspiegel nach meiner barometrischen Messung 10,340 P. F. über dem stillen Ozean liegt, kommt nur die grössere Art (Arges Oyclopum) in dem einsamen Gebirgssee, am Fusse des Altarberges (Capac-urcu) in der Höhe von 11,525‘ dagegen nur die kleinere Art (Brontes prenadilla) vor. Ihr gemeinsames Vorkommen findet daher nicht in allen Gewässern statt. Das stehende Wasser von Weihern, und besonders die ruhigen Becken von Kraterseen, scheinen beide Arten dem fliessenden Wasser vorzuziehen. In sehr reissenden Gebirgs- bächen von starkem Gefälle sucht man in den höheren Regionen die Prenadillen vergebens.
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dass dort kein anderer grösserer Raubfisch vorkommt, der sie vertilgt. Auch fehlen dort grössere fischfressende Wasservögel. Die Prenadillen haben also fast keinen Feind und Vernichter, denn selbst der Indianer achtet sie gering wegen ihrer Kleinheit und ihres eckelhaften Aussehens. Obwohl ihr Geschmack ziemlich gut ist, bilden die Prenadillen doch keinen wesentlichen Gegenstand der Nahrung, die der Anbau des Getreides und der Ueberfluss an Schafen den Eingeborenen dort reichlich gewährt.
Vergleicht man die Fischfauna der oberen alpinen Region der Cor- dilleras de los Andes in Höhen von 8000° bis 13,400° mit den Fischen der oberen Alpenregion Europa’s in Höhen von 5000' bis 7000‘, so er- gibt sich dort wie hier aus ähnlichen physikalischen Ursachen ein fast gleiches ichthyologisches Resultat, nämlich: grosse Armuth an Formen und grosser Reichthum an Individuen. Die höchst gelegenen grösseren Süsswasserbecken Europa’s, die Seen von Ober-Engadin im Canton Graubündten, besitzen nur 3 Fischarten, welche den Familien der Salmoneer und COyprinen angehören. Europa’s Gewässer sind also unter 46° N.B. in so hoher Lage an Formen nicht ärmer wie die Hoch- seen der Anden unter den Tropen.!) Der grosse Titicacasee Peru’s in einer Höhe von 12,490’, die Seen Mexiko’s in Höhen von 6000‘ bis 8000° haben eine ebenso einförmige Fauna wie die Alpenseen der Schweiz. Die Natur scheint sonach in Regionen, wo bei stark abneh- mendem Luftdruck die mittlere Temperatur auf 5° C., die des Wassers auf 4° C. sinkt, selbst unter dem Aequator die Fähigkeit zu verlieren, irgend eine Mannigfaltigkeit von Organismen hervorbringen zu können. Die Fauna der Amphibien, Kruster, Weichthiere ist auf diesen Andes- höhen ebenso arm wie die Fischfauna.
Die Angabe Boussingault’s von einem Vorkommen der Prenadillen am Cotopaxi bis zur Höhe von 15,000‘ ist ein Irrthum. In dieser Höhe gibt es nur Eis und Schnee. Selbst in der Höhe von 13,000‘ fand ich am Cotopaxi in den Bächen keine Fische mehr.
1) C Th. v. Siebold bemerkt in einem lehrreichen Aufsatz über die Fische des Ober-Engadins (Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft zu Samaden 1863): „die Artarmuth der Fischfauna hängt dort mit der hohen Lage der Inngewässer zusammen, welche noch ganz den Charakter von eiskalten Gletscherbächen und Hochseen zeigen, in denen ausser der niedern Temperatur zugleich die Armuth an Pflanzen, welche auch im Wasser die Mannigfaltigkeit des thierischen Lebens vermitteln helfen, sich in auffallender Weise bemerkbar macht.“ Aehnliche physikalische Bedingungen haben also in den Alpen Europa’s wie in den Anden Südamerika’s die gleiche Wirkung auf die Organismen.
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Ueber das Vorkommen der Prenadilla in den Anden ist so viel seltsames und fabelhaftes von einigen spanisch-amerikanischen Schrift- stellern mitgetheilt und von A. v. Humboldt nacherzählt worden, dass hier einige berichtigende Bemerkungen wohl an rechter Stelle sein dürften.
Die von Humboldt aus den Umgebungen des Chimborazo und Cotopaxi mitgebrachten und beschriebenen Fische'), haben nicht nur bei den Ichthyologen, sondern bei den Naturforschern überhaupt durch die Mittheilung, dass sie bei den grossen Eruptionen der Feuerberge von Quito in ungeheurer Zahl aus den Kratern ausgeworfen werden, ein aussergewöhnliches Interesse erregt.?) Schon der äussere Habitus der Fische erschien so fremdartig und sonderbar, dass selbst der geübte Scharfblick Cuvier’s nicht wusste, was er aus denselben machen, an welcher Stelle seines ichthyologischen Systems er die räthselhaften Fische einreihen sollte.?) Namentlich ist die Form der gabelartig zugespitzten und etwas umgebogenen Zähne so eigenthümlich paradox, dass der erfahrene Ichthyolog Valenciennes bemerkt: keine andere Gattung, nicht nur von der zahlreichen Familie der Welse, zu welcher die Gattungen Arges und Brontes am Ende doch gehören, sondern überhaupt kein an- derer Fisch habe diesen eigenthümlichen Zahnbau.*)
Dass die Prenadillen wirklich bei verschiedenen Eruptionen der
1) Es ist mir nicht bekannt, ob die von Humboldt gesammelten Exemplare der Fischarten aus den Anden sich noch im Berliner Museum vorfinden oder mit anderen naturhistorischen Sammlungen des berühmten Forschers durch Schiffbruch verloren gegangen sind. Valen- ciennes hatte nur die ihm von Boussingault überbrachten Exemplare von Brontes prenadilla zur Untersuchung vor sich und kannte den Arges cyclopım und den von Humboldt am Vulkan Purac& bei Popayan entdeckten Astroblepus Grixalvii (beschrieben in den Obs. zool. Tom. I pag. 19), den Cuvier gleichfalls -für eine „der sonderbarsten und merkwürdigsten“ Fischformen hielt, nur aus der Humboldt’schen Abbildung. Noch heute zählen diese kleinen Siluriden der Andes zu den grössten Seltenheiten in den ichthyologischen Sammlungen, weil sie bei ihrer Zartheit schwer zu conserviren sind und guter Weingeist in Quito und Popayan nicht zu finden ist. Selbst das sehr reiche ichthyologische Kabinet in Wien erhielt von mir die ersten Prenadillen. Die Mehrzahl der von mir mit grösster Sorgfalt behandelten Exemplare ist jedoch leider während der Reise zu Grund gegangen.
2) S. Histoire naturelle des poissons par leBaron de Cuvier et. A. Valeneiennes Tome 15 p- 325
3) Valenciennes äussert sich darüber im Cap. XIII T. 15 seiner hist. nat. des poiss. folgender- massen: „Il a fallu que les hesitations füssent bien grandes et que les difficultes füssent assez fortes puisque M. Cuvier, si habile & saisir les rapports les plus eloignes des &tres, n’a pas 0s6 fixer une place & ces poissons dans ses deux editions du regne animal.“
4) Ibid. T. 15 p. 333: „aucun autresilure ne nous a encore offert !exemple de cette dentition et je dirais möme aucun autre poisson.“
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Vulkane Imbabura, Carahuirazo und Cotopaxi (nicht aber der Vul- kane Sangay und Tunguragua, wie Valenciennes irrig bemerkt) massenhaft ausgeworfen worden sind, ist eine durch historische Zeug- nisse hinreichend erwiesene Thatsache. Solche Fischauswürfe gehören aber keineswegs zu den regelmässigen, oft vorkommenden Wirkungen der Vulkane von Quito, wie der genannte Ichthyolog nach Humboldt’s Mittheilungen annimmt, sondern es sind seltene zufällige Erscheinungen, deren traditionelle Erinnerung sich nur in der Provinz Imbabura, nicht aber in den Umgebungen des Cotopaxi und der übrigen Vulkane er- halten hat. Keiner von den dort lebenden Bewohnern hat diese Erschei- nungen jemals selbst beobachtet. Manche intelligente Männer bezweifeln sie ganz. Ich habe mich sowohl in den Umgebungen des Cotopaxi, wo ich mit Hülfe meines Freundes Professor Carlos Cassola in Tacunga einige hypsometrische Arbeiten bis zur Höhe von 16,600 P.F. ausführte, als am Fusse der Vulkane Imbabura, Carahuirazo und Tunguragua be- deutend längere Zeit aufgehalten, als Humboldt, Bonpland und selbst Boussingault. Nach möglichst genauer Untersuchung der dortigen vul- kanischen Wirkungen und Gebilde, sowie nach ruhiger Prüfung der schriftlichen und mündlichen Traditionen über die Fischauswürfe, bin ich zur Ueberzeugung gekommen, dass dieses Phänomen nur als be- gleitende Erscheinung wässeriger Ausbrüche, in den meisten Fällen wahrscheinlich bei Entleerung von Kraterseen in Folge von Erd- stössen und Bildung von Schlammströmen (lodozales) stattgefunden hat. Bei grösseren vulkanischen Feuereruptionen von glühenden Schlacken und Asche mit gewaltigen Dampfexplosionen, wie sie der Sangay und Cotopaxi noch heute in grossartigster Weise zeigen, kommen Fischaus- würfe nicht vor, und sind deren auch nie beobachtet worden.
Die von Humboldt angeführte Katastrophe, welche am 19. Juni 1698 der Vulkan Carahuirazo (nicht Cargueirazo, wie Humboldt irrig schreibt) zeigte, wo der Gipfel des Berges mit gleichzeitigen Erdstössen einstürzte, der Kratersee sich entleerte und ein wässeriger Schlammstrom mit einer trachytischen Masse, welche heute noch fast ganz'unverändert ist, in einer Ausdehnung von 4 Leguas bandartig nach der Hochebene von Ambato sich ergoss, war keine Feuereruption, sondern eine jener wäss- rigen kalten Schlammausbrüche, welche, ähnlich dem berühmten Moya-
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auswurf bei dem Erdbeben von Pelileo und Riobamba 1797, an den Vulkanen der Anden von Ecuador oft vorkommende Erscheinungen sind.
Jener Schlammstrom des Carahuirazo, der in der breiartigen Erd- masse auch eine Menge Prenadillen enthielt, konnte diese Fische wohl aus dem entleerten Kratersee oder von den Bächen, die er verstopfte, und deren Wasser sich mit der Schlammmasse mischten, in die Tiefe geführt haben. Wenn diese Fische in unterirdischen Wasserbecken wirklich vorkommen, so ist ihr Auswurf nur durch die mechanische Gewalt der Erdstösse zu erklären, durch welche senkrechte Spaltenrisse an den Vulkanen entstehen, nicht durch wirkliche Dampferuptionen aus dem Krater.
Aehnliche ausgedehnte Schlammströme, in Form und Länge den wirklichen Lavaströmen ähnlich, aber von ganz anderer Beschaffenheit der Grundmasse, zeigen die Umgebungen des Vulkans Imbabura und selbst des Cotopaxi. Es sind breiartige wässerige Ausbrüche, die stets nur bei Erschütterung der Vulkane durch Erdbeben entstehen. Sie dürfen nicht mit feurig flüssigen Lavaströmen, wie solche die Vulkane Italiens: und Islands regelmässig, in den Anden von Ecuador nur die Vulkane Antisana und Tunguragua ausnahmsweise zeigen, verwechselt werden. Ihre erdige, kothähnliche Masse besteht grösstentheils aus zerriebenen und zertrümmerten Theilchen von jener Varietät des Trachyts, den man Andesit genannt hat, und enthält eine Menge von kleinen Oligoklas- und Hornblende- oder Augitkrystallen. Ueber diese eigenthüm- lichen, wässerigen, schlammigen, kalten Eruptionen, an welchen durch- aus nicht immer schmelzende Schneemassen betheiligt sind, wie Humboldt später irrthümlich anzunehmen geneigt war, und über die breiartigen Lodozales, die aus ihnen hervorgehen, habe ich an einem andern Ort bereits zuverlässiges und ausführliches mitgetheilt.')
A. v. Humboldt, der eingesteht, dass er die Fischauswürfe der Vulkane von Quito nie selbst gesehen, sondern nur aus den confusen Angaben der Eingebornen davon gehört und „in den Archiven der
1) S. die Abhandlung: „über einige wenig bekannte Vulkane im tropischen Amerika im Heft XI Jahrg. 1862 der Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt‘ Die von mir mitgebrachte Masse aus verschiedenen Lodozales wurde von Herrn Professor Blum in Heidel- berg mineralogisch untersucht und lieferte das angegebene Resultat.
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kleinen Provinzialstädte‘‘ darüber gelesen habe, gibt in seinen „Beobach- tungen aus der Zoologie“ 8.42 und 43 über diese Erscheinung fol- gende sonderbare Mittheilungen. ,„Cotopaxi und Tunguragua,“ schreibt Humboldt, ‚werfen die Fische bald aus dem Krater, bald aus Seiten- klüften, stets aber in Punkten aus, die viertausend fünfhundert, bis fünftausend Meter über dem Meer erhaben sind..... Sehr merkwürdig ist, dass von den vielen tausend Fischen, welche man in wenigen Stunden mit Strömen von kaltem und süssem Wasser vom Cotopaxi herab- kommen sieht, kein einziger verunstaltet und so beschaffen ist, dass man glauben könne, er sei einem hohen Wärmegrad ausgesetzt gewesen. Diese Betrachtung ist um so auffallender als das Fleisch dieser Thiere sehr weich ist und der Vulkan oft zugleich eine dieke Rauchsäule aus- stösst. Einige Indianer versichern sogar, dass die Fische, indem sie an dem Abhange der vulkanischen Kegelberge herabgleiten, bisweilen noch lebendig sind.“
Der Vorwurf, den man dem berühmten Naturforscher und Reisenden ungeachtet seiner unermesslichen Verdienste um die phy- sikalische Erdkunde und Naturgeschichte Amerika’s wiederholt ge- macht hat: dass er den märchenhaften und übertriebenen Aussagen von Eingebornen, die sich oft ein Vergnügen machen, den Fremden absichtlich zu belügen, doch manchmal zu viel Gewicht beilegte, scheint hier wirklich begründet. Kein Beobachter hat jemals einen Fischaus- wurf aus dem Krater des Cotopaxi gesehen; kein Beobachter konnte ihn je sehen. Denn noch ist überhaupt kein Mensch dem Krater dieses Feuerbergs für eine hinreichende Beobachtungszeit nahe genug gekommen. !)
1) Humboldt und Bonpland i. J. 1803, Boussingault und Hall i. J. 1831 versuchten den Coto- paxi von der Nordostseite zu besteigen zu einer Zeit, wo der Krater nicht die geringste Thätigkeit zeigte, also auch keine frischen eruptiven Schlamm- und Aschenauswürfe von ihnen beobachtet werden konnten. Die bewohnten Punkte liegen auch dort viel zu weit vom eigentlichen Eruptionskegel des Vulkans entfernt, um selbst nur die Möglichkeit ge- nauer Beobachtungen von dort zuzulassen. Die Ranchos de la Vacceria, wo ich bei dem ersten Besteigungsversuch mit Professor Cassola und Dr. Gallegos aus Tacunga eine Nacht zubrachte, bilden den höchsten zur Regenzeit bewohnten Punkt an der Südwestseite des Vulkans. Unser Barometer fiel dort auf 500 mm. bei + 7° C. und zeigte eine Höhe von 11,400 P. F. über dem Meere an. Es sind Schäferhütten, die nur während der besten Weidezeit von den indianischen Hirten bezogen werden. Auch dort ist die Entfernung vom Auswurfskegel des Vulkans viel zu gross, um von den Eruptionsprodukten bei gewöhn-
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Der Eruptionskegel des Cotopaxi erhebt sich in einer einsamen, fast unbewohnten Wildniss. Die nächste Hacienda von San Elias ist zwei Meilen vom Fusse des Kegels entfernt. Es fällt keinem Indianer ein, sich über die Schlackenwüste des Arenal, welcher den Eruptionskegel des Vulkans umgibt, hinaus zu verirren. Die Hacienda Chillo, von welcher Humboldt hörte, dass sie auch einmal einen Fischregen vom Cotopaxi empfangen habe, ist in gerader Richtung von diesem Vulkan sieben geopraphische Meilen, also fast zwei Tagreisen, entfernt. Wer möchte aus solcher Entfernung behaupten, dass die niedergefallenen Fische, die auch möglicherweise durch Windhosen, Wirbelstürme u. s. w. emporgerissen oder wahrscheinlicher durch Entleerung unterirdischer Wasser und kleiner Seen aus den nächsten Bergen bei Chillo gekommen, vom Krater des Cotopaxi auf so bedeutende Entfernung geschleudert worden seien? Wenn die Prenadillen wirklich durch die Schleuderkraft der Dampf- explosionen des grossen Feuerberges auf solche Entfernungen geworfen würden, wie wäre dann die gute Erhaltung der zarten Fische möglich, die ein geringer Druck der Hand zu einer unkenntlichen Masse zer- malmt ?
licher Thätigkeit des Kraters etwas zu sehen. Erst auf der Höhe des Picacho — (Cabeza de Incas, wieihn Humboldt nennt, der ihn nur aus einer Entfernung von 3 Meilen mit dem Fernrohr betrachtete) — eines circusförmigen Trachytfelsens, wo wir am 23. Dezember 1858 in einer Höhe von 14,416 P. F. auf dem Schnee übernachteten, ist man dem Krater und seinen täglichen Auswürflingen nahe genug, um das Spiel der vulkanischen Thätigkeit und die Natur der Auswürflinge genauer zu beobachten. Noch hat aber kein Beobachter in dieser Höhe, wo bei wechselnder Temperatur der Schauplatz der furchtbarsten Stürme und fast täglicher Gewitter mit Schneegestöber ist, auch nur einige Tage ausgehalten. Der Gouverneur Don Lorenzo Espinoza, ein Sohn des Landes, und der Pfarrer Vasquez von Tilipulo, der in den Archiven von Tacunga die genauesten Nachforschungen über alle Erup- tionen des Cotopaxi seit der spanischen Invasion gemacht hat, versicherten uns: dass wir die Ersten gewesen, die dem Feuerberg von der Südwestseite so nahe gekommen, und dass vor uns kein Beobachter über den Fuss des Picacho emporgestiegen sei. In der Höhe von 16,645 P.F., wo die Heftigkeit des Gewitters und die Erschöpfung unserer Kräfte uns zur Umkehr zwangen, waren wir nach siebenstündigem Steigen über verschiedene frisch aus- geworfene wässerige Kothlavaströme (Lodozales) gekommen, deren Beschaffenheit ich genau untersuchte und von denen ich Proben an Herrn Professor Bunsen in Heidelberg zur Ana- lyse einsandte. Es fand sich darin keine Spur von Organismen. Der Krater, welcher stark rauchte, warf auch einigemale Schlacken empor, die auf den Gehängen des Kegels herab- rollten, in Mehrzahl aber in den rauchenden Schlund zurückfielen. Bei grossen Eruptionen des Cotopaxi, die nur drei- bis viermal in jedem Jahrhundert stattfinden, fliehen selbst die Bewohner von San Elias, Die ganze Hochebene ist dann in Finsterniss gehüllt, die Asche fällt bis dreissig Meilen in der Runde, und die Donnersalven des Kraters werden noch in Entfernungen von 200 spanischen Meilen gehört. (S. Humboldt: „Vue des Cordilleres“ p. 46.) Abh. d. II. Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. f
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Die Fischauswürfe, welche mitunter die wässerigen Eruptionen be- gleiteten, sind wohl in den meisten Fällen die Folgen der gleichzeitigen Entleerung fischreicher Kraterseen gewesen, die durch Risse und Ein- stürze geöffnet, ausflossen; aber solche Fischmassen kommen nicht bei allen wässerigen und schlammigen Durchbrüchen zum Vorschein. Das grosse Erdbeben von Quito im März 1859 war an verschiedenen Stellen von unterirdischen Schlammausbrüchen begleitet. Ich habe die Gebilde dieser Ausbrüche am Vulkan Pichincha, wo sie stattfanden, unmittelbar nach dem Ereigniss genau untersucht, in der weichen andesitischen Masse aber keine Spur von Fischen gefunden. Bei wirklichen vul- kanischen Feuereruptionen können Fischauswürfe aus dem Krater nicht stattfinden. Sie würden, wenn das Vorkommen solcher Fische in der hohen Temperatur des vulkanischen Heerdes thätiger Feuerberge über- haupt möglich wäre, durch die Gewalt der Dampfexplosionen zu einem Brei zermalmt, gänzlich zerstört und unter den Auswürflingen sicher nicht mehr als organische Wesen erkannt werden. Unter den Eruptions- produkten des Cotopaxi, der sich zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes in starker Thätigkeit befand, bemerkte ich keine Spur von Fischen, und bei den Indianern der Gegend war jede Erinnerung von Fischaus- würfen erloschen.
Das Vorkommen der Frenadillen in den unterirdischen Höhlen und Wasserbecken selbst der ausgebrannten Vulkane ist überhaupt nur Hypothese, keine Gewissheit. Unterirdisch lebende Höhlenfische, wie der in den Gewässern der Mammuthhöhle in Kentucky (Nordamerika) vorkommende Amblyopsis spelaeus, haben eine Hautbedeckung über den kleinen Augen, sind also wirklich blind, was die Prenadilla nicht sind.!) Humboldt beruft sich zwar zur Unterstützung seiner Hypothese des unterirdischen Aufenthalts der Prenadillen auf eine Mittheilung des Cor- regidor von Ibarra, die folgendermassen lautet: ‚dass die Prenadillen im Innern des Berges Imbabura leben, erkennt man daran, dass bei dem Dorf San Pablo die Indianer sie in einem Bache fangen, da wo er aus
1) Die kleinen Fische aus der Familie der Oyprinoiden, welche in den artesischen Brunnen der Sahara aus den Tiefen des Erdinnern vom Wasserstrahl emporgerissen werden, sind aller- dings nicht blind. Es ist aber zu vermuthen, dass die unterirdischen Wasserbecken dort mit Tagwassern in Verbindung stehen.
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dem Felsen ausbricht.“!) Diese Mittheilung scheint mir jedoch keines- wegs ein Beweis für das unterirdische Vorkommen der Fische. Ich verweilte in Begleitung des Herrn Valdivieso von Quito mehrere Tage in San Pablo am Fusse des Imbabura und habe den erwähnten Bach bis zu seiner Quelle untersucht. Eine mit demselben communicirende Höhle konnte ich weder finden, noch habe ich von deren Existenz ge- hört. Der Bach, der in beträchtlicher Höhe am Vulkan entspringt, er- giesst sich in den See von San Pablo, der voll von zahllosen Prenadillen ist. Der kleine Fisch, den die Natur, wie erwähnt, mit Stachelflossen wie zum Klettern versehen hat, kann vom See aufwärts selbst über ziemlich schroffe Stellen des Baches mit Leichtigkeit bis zu dessen Quelle gelangen.
Humboldt selbst hat sich die Fragen gestellt: wie es möglich, dass diese Fische in der hohen Temperatur der unterirdischen Wasser von thätigen Feuerbergen. leben können? Wie es möglich, dass so weiche und zarte Geschöpfe bei der furchtbaren Gewalt, mit welcher die heissen Dämpfe glühende Schlacken einige tausend Fuss über den Krater emporschleudern, nicht völlig zerstört würden? Mit diesen Ein- würfen ‘scheint mir Humboldt seine eigenen Mittheilungen von Fisch- auswürfen als begleitende Erscheinungen wirklicher Fruptionen, die er nach der vorhandenen Sage nacherzählt und nicht selbst beobachtet hat, hinreichend widerlegt zu haben.
Boussingault hat bei Uebersendung einiger Prenadillen an Valen- ciennes zwar die alte Sage von den Fischauswürfen des Cotopaxi wieder- holt, ohne jedoch während seines Besuchs an diesem Feuerberg die Erscheinung selbst gesehen, oder näheres darüber von lebenden Augen- zeugen gehört zu haben. In den verschiedenen wissenschaftlichen Auf- sätzen, welche dieser berühmte Physiker als Ergebnisse seines mehr- jährigen Aufenthalts in den südamerikanischen Anden publicirte, hat er sich über die angeblichen Fischeruptionen der Vulkane von (Quito nie- mals bestimmt ausgesprochen.
A. v. Humboldt hat den dürftigen historischen Documenten über dieses Phänomen offenbar mehr Werth beigelegt, als sie verdienen. Die spanischen Creolen sind, ebenso wie die Cholos und Indianer, stets zu
1) A. v. Humboldt „Beobachtungen aus der Zoologie“ 8. 47. 14*
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Erdichtungen und Uebertreibungen geneigt, besonders wenn es sich von aussergewöhnlichen Naturereignissen handelt. Auffallend ist es immerhin, dass der gelehrte französische Akademiker La Condamine, welcher 6 Jahre (1736—1742) in den Umgebungen der Vulkane von Quito mit wissenschaftlichen Arbeiten verweilte, bei seinen Bemerkungen über den Cotopaxi, Sangay, Tunguragua etc. mit keiner Sylbe ihrer Fischeruptionen erwähnt, was er gewiss nicht unterlassen haben würde, wenn er davon gehört hätte.
Don Antonio Ulloa, der mit ihm eine Reihe geodätischer Arbeiten dort ausführte, erwähnt in seinem Capitel über die Fische zwar das Vorkommen der Prenadilla in den Gebirgsbächen von Quito, sagt aber nichts von einem Auswurfe derselben durch die Vulkane.!)
Pater Velasco in seiner ‚historia del Reino de Quito‘ erwähnt einzig nur der Fischauswürfe des Vulkans Imbabura, der auch, sowie die ganze Provinz, seinen Namen davon hat.?) Derselbe Verfasser, der es übrigens mit der Wahrheit nicht immer sehr genau nimmt, und dessen Angaben kein volles Vertrauen verdienen, versichert sogar: er selbst sei bei einem dieser Fischauswürfe auf halber Höhe des Berges in Ge- fahr gewesen, durch den Gestank der ausgeworfenen Fische zu er- sticken.?) Velasco bezeichnet aber weder das Jahr, wo er diese Er- scheinung miterlebte, noch beschreibt er dieselbe in umständlicher klarer Weise, was er sicher gethan haben würde, wenn er wirklich Augenzeuge derselben gewesen, und sie nicht blos nach Hörensagen wiederholt hätte.
Manuel Villavicencio bemerkt in seiner „Geografia‘‘ ebenso wie P. Velasco ausdrücklich: dass der Vulkan Imbabura stets nur wässerige Eruptionen gehabt habe, und dass die Fischauswürfe entweder aus unter- irdischen Höhlenwassern, oder möglicherweise auch aus den zu Tag gehen- den Gewässern der Schluchten des Berges gekommen seien.)
Zum Schluss dieser Abhandlung wollte ich eine übersichtliche Dar- stellung der geographischen Vertheilung der Süsswasserfische Amerika’s nebst einer kurzen Charakteristik der einzelnen ichthyologischen Reiche
1) Antonio de Ulloa: noticias americanas. Ent IX sobre los Pescados.
2) Imbabura ‚„Fischmutter.“ Imba werden im dortigen Qquichuadialekt die Prenadillas ge- nannt. Bura heisst Mutter. S. P. Velasco historia natural del Reino de Quito p. 11.
3) Ibid. $. 2 Montes y volcanes S. 11.
4) Manuel Villaviceneio: Geografia de la Republiea del Ecuador. p. 57.
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